Charlie Wooton Project – Blue Basso – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Charlie Wooton mag vielen als Mitglied von Royal Southern Brotherhood bekannt sein. Allerdings ist der musikalische Horizont des Bassisten um einiges weiter, was auf dem Album, benannt nach seinem Lieblingsbass, schnell erkennbar ist.

Schon im Instrumental „Jaceaux“, dem Opener der Scheibe, ist die spielerische Bandbreite von Jazz über Rock bis Funk zu erkennen. In diesem Song spielen Wooten und Dough Wimbish von Living Colour eine Art Twin Bass, als Tribut des schon vor über 30 Jahren verstorbenen Superbassers Jaco Pastorious.

Soulig bis swingend geht es dann mit „Reflections“ weiter, wo die talentierte Sängerin Arsene Delay, wie in den meisten folgenden Tracks, den Gesang beisteuert, der zuweilen an die junge Sade erinnert. Stilistisch ähnlich folgt das sehr harmonische „I Dont Know“, in dem neben dem exzellenten Bassspiel Wootons, auch die Mitstreiter, Daniel Groover an der Gitarre, Jermal Watson an den Drums und Kefko Komat an den Keyboards, ihre Klasse zeigen. Unterstützt werden sie dabei vom uns bestens bekannten Gastmusiker Damon Fowler an der Lap Steel Guitar.

Bei „Come On Over“ wird in die bisherigen Zutaten noch eine Prise Blues gestreut, um mit „Dime“ eine tolle instrumentale Jazznummer nachzulegen. Bei  „One Night“, ein eher wieder ruhigerer bluesiger Song mit einer Prise Soul, steht die Stimme Delays im Vordergrund.

Stark ist das funkige Bass- und Keyboard-Intro zu „Fulton Alley“, was zum groovigen Ende hin, psychedelische Züge annimmt. In „Tell Me A Story“ kommt Wootons Arbeit bei Royal Southern Brotherhoon am meisten zum Vorschein. Ein bluesiges Southernflair durchhaucht diesen starken Song in dem Sonny Landreth die Slideguitar, wie im folgenden „Front Porch, mit leichtem Countryeinschlag, einbringt.

Den Abschluss macht eine funkige Version des Rolling Stones-Klassikers „Miss You“, bei dem Delay das Lied stimmlich in ein ganz anderes viel souligeres Ambiente hüllt, als von den Stones bekannt.

Mit „Blue Basso“ ist Wooton ein starkes Album gelungen, welches aber durch seine Komplexität, Zeit, Ruhe und auch Konzentration beim Zuhören verlangt, um die ganzen Feinheiten und technischen Fähigkeiten der Musiker entsprechend wahrnehmen zu können. Besonders live gäbe es viel Potential,  die Songs in jammenden Gewändern zu präsentieren.

Musiker:
Charlie Wooton – Bass
Daniel Groover – Guitar
Jermal Watson – Drums
Kefko Komakt – Keyboards

Featuring:
Arsene Delay – Vocals

Special Guests:
Sonny Landreth – SlideGuitar („Front Porch“, „Tell Me A Story“)
Anders Osborne – Guitar („One Night“)
Dough Wimbish – Bass („Jaceaux“)
Eric McFadden – Guitar („Miss You“)
Damon Fowler – Lap Steel („I Don’t Know“)

Endless Blues Records (2019)
Stil: Blues Rock

Tracklist:
01. Jaceaux
02. Reflections
03. I Don’t Know
04. Come On Over
05. Dime Note
06. One Night
07. Fulton Alley
08. Tell Me A Story
09. Front Porch
10. Miss You

Charlie Wooton
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Midland – Let It Roll – CD-Review

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Wer so einen Hammereinstieg (Album „On The Rocks“ auf Platz 2, ACM Award als beste neue Vokalband des Jahres, dazu der Superhit „Drinkin‘ Problem“) in die Countryszene feiert wie das Trio Midland, für den hängen die Trauben, was die Erwartungshaltung bezüglich des Nachfolgewerks betrifft, naturgemäß schon in erheblicher Höhe.

Wir hatten uns nach ihrem Debüt bereits auf weitere Kostproben gefreut. Und das texanische Trio mit Mark Wystrach, Jess Carson und Cameron Duddy liefert jetzt. Um es vorwegzunehmen, in erneut beeindruckender Form! „Let It Roll“ – da braucht man kein Prophet sein – wird wieder ordentlich abräumen, hier wird nur die spannende Frage sein, ob es diesmal zur absoluten Pole-Position in den US Country Billboard-Alben-Charts reichen wird.

Satte 14 Tracks, wieder produziert vom bewährten Trio Dann Huff, Shane McAnally und Josh Osborne, rollen auf „Let It Roll“ konsequent im ‚Flow‘ des Vorgängers weiter. Mir persönlich gefallen diesmal vor allem die etwas southern-rockigeren Ingredienzien. Die spiegeln sich in den, das Werk umrahmenden Tracks „Let It Roll“ (herrliches Slide) und „Roll Away“ (allmaneske Note, Songs wie „Jessica“ und „Melissa“ schimmern im tollen Instrumentalausklang durch), sowie dem, die zweite Hälfte einläutenden „21st Century Honky Tonk American Band“ (begeisternder Stampfrocker mit furiosen E-Gitarren) wider, und hinterlassen nachhaltige Wirkung.

Ansonsten lassen die Eagles, Bellemy Brothers und countryumwehte Bands, die ihren Fokus auf markanten Gesang und starke Vokalharmonien zu wunderbar eingängigen Melodien legen, an allen Stellen des Longplayers grüßen. Der perfekte Begleiter für die sommerliche Cabriofahrt oder auch zum träumerischen Entspannen auf der heimatlichen Couch.

Eine wahre Freude ist es auch den involvierten Studiomusikern – ich gehe davon aus, dass da überwiegend auch wieder die des Debüts mitwirkten – zuzuhören. Bei ihnen spürt man förmlich, die Motivation, der großen anstehenden Aufgabe, im Anspruch gerecht zu werden. Freunde  filigraner E-Gitarrenkunst (in allen Versionen, vor allem wieder klasse Bariton-Spiel), klarer Akustikgitarren und herrlichem Steelgeleier, toller Tastenarbeit (u. a. grandios Piano und Akkordeon bei „Cheatin‘ The Rules“) sowie routinierter Rhythmusarbeit, können sich hier satt hören.

Die erste Single mit dem Bakersfield-umwehten Heuler „Mr. Lonley“ (Dennis Quaid spielt ihn im lustig gemachten Video) überrascht etwas, ich hätte da eher auf die im Fahrwasser von „Drinkin‘ Problem“ schwimmenden Liedern wie „Cheatin‘ Songs“, „Fast Hearts And Slow Towns“ oder „Cheatin‘ By The Rules“ getippt.

Midlands These „Every song’s a drinkin‘ song when you are drinking“ beim kauzigen 7. Track (mit knarziger Dobro) scheint unwiderlegbar und wenn die drei Jungs bei „Mr. Lonely“ zum Ausklang „Long live the Blues!“ intonieren, bleibt mir am Ende des Reviews angesichts dieser erneut famosen Scheibe, nichts anderes übrig, als mit ehrfürchtiger Verbeugung zu konstatieren: „Long live Midland“! Dicke Kaufempfehlung!

Big Machine Records (2019)
Stil: New Country

01. Let It Roll
02. Fourteen Gears
03. Mr. Lonely
04. Cheatin‘ Songs
05. Put The Hurt On Me
06. I Love You, Goodbye
07. Every Song’s A Drinkin‘ Song
08. 21st Century Honky Tonk American Band
09. Fast Hearts And Slow Towns
10. Cheatin‘ By The Rules
11. Playboys
12. Lost In The Night
13. Gettin‘ The Feel
14. Roll Away

Midland
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Universal Music

Leslie Stevens – Sinner – CD-Review

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Review: Michael Segets

Leslie Stevens wurde im letzten Jahr von der Presse ihres Wohnorts Los Angeles zur besten Country-Sängerin – zumindest der Stadt – erklärt. Mit Dolly Parton und Emmylou Harris gibt Stevens auch zwei Grandes Dames der Country-Szene als ihre musikalischen Vorbilder an. Ihre CDs lassen sich aber nicht so eindeutig diesem Genre zuordnen.

Während sich auf dem Album „Roomful Of Smoke“ (2010), bei dem sie noch von The Badgers begleitet wurde, und auf „The Donkey and the Rose“ (2016) einzelne Country-Titel finden, konzentriert sich Stevens bei „Sinner“ auf Balladen, die zwischen Country und Folk im Americana-Bereich zu verorten sind.

Das Titelstück und „Sylvie“, bei dem Jenny O. im Background zu hören ist, sind solche sanften Songs. Bei den ebenfalls getragen Balladen „You Don’t Have To Be So Tough“ und „The Long Goodbye“ steht bei der Begleitung die akustische Gitarre im Vordergrund, bei „Falling“ ein Klavier. Alle Titel sind gut hörbar und melodiös, wobei sie sich – vielleicht mit Ausnahme des letztgenannten – nicht unmittelbar in den Gehörgängen festsetzen.

Vor allem „Storybook“ erinnert mich von der Struktur an Kompositionen von Jess Klein. Stevens Stimme ist allerdings heller. In ihren mädchenhaften Sopran mischt sich ein nasaler Twang, der nachvollziehbar macht, warum sie manchmal in die Country-Ecke geschoben wird.

Mit ihrem Gesang kann Stevens allerdings unterschiedliche Stimmungen erzeugen. So lässt er auf „Teen Bride“ die fünfziger Jahre mit ihren schmachtenden Schulzen wieder aufleben. Aggressivere Töne schlägt Stevens auf „The Tillman Song“, dem kompositorisch und inhaltlich stärksten Track der Scheibe, an. Bei dem treibenden Stück, nimmt sie am Ende das Tempo gekonnt raus, ohne dass ein Bruch entsteht.

Produzent Jonathan Wilson (Roger Waters) greift hier zur E-Gitarre und gibt mit härteren Riffs dem Titel zusätzlichen Drive. Inhaltlich handelt es sich um einen Anti-Kriegs-Song, der seine Aussage an dem Schicksal des Footballspielers Pat Tillman verdeutlicht, der in Afghanistan gefallen ist.

Sehr gelungen sind auch das flotte „Depression, Descent“, auf dem Wilson als Duettpartner in Erscheinung tritt, sowie „12 Feet High“, das mit akzentuiertem Rhythmus und eingängigem Refrain einen rockigeren Ton anschlägt. Mit der Vorabauskopplung der beiden Stücke hat Stevens nichts falsch gemacht.

Leslie Stevens legt mit „Sinner“ ein balladenorientiertes Album vor, bei dem sich die Stücke zu einem schlüssigen und harmonischen Ganzen zusammenfügen. Im Gedächtnis bleiben jedoch die Titel, auf denen sie von der getragenen Grundstimmung abweicht.

Stevens arbeitete schon mit Joe Walsh, Jackson Browne und John Fogerty zusammen. Im September absolviert sie einige Auftritte mit Israel Nash in England. Zuvor tritt sie beim dänischen Tonder-Festival auf. Danach setzt sie ihre Tour in den Vereinigten Staaten fort, sodass vorerst ein Besuch in Deutschland nicht auf dem Terminplan steht.

Lyric Land/Thirty Tigers (2019)
Stil: Americana, Folk

Tracks:
01. Storybook
02. 12 Feet High
03. Falling
04. Depression, Descent
05. You Don’t Have To Be So Tough
06. Teen Bride
07. Sinner
08. The Tillman Song
09. Sylvie
10. The Long Goodbye

Leslie Stevens
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Sean Webster Band – 39. Riverboat-Shuffle auf der MS Eureka – 17.08.2019 – Konzertbericht

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Es war vor ein paar Monaten, als vor einem dieser vielen tollen Konzerte im Leverkusener topos, ich erinnere mich nicht mehr genau bei welchem, eine herrliche CD im Vorfeld lief, die sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Auf Nachfrage bei topos-Macher Klemens Kübber stellte sich heraus, dass es sich dabei um das Werk „Leave Your Heart At The Door“ eines gewissen Sean Webster und seiner Band handelte, die, so muss ich zu meiner eigene Schande gestehen, in meinem nun wirklich nicht kleinen Musikwissensspektrum, bis dato, völlig an mir vorübergegangen war.

AQ2A0581„Der hat schon öfter im topos gespielt und wird demnächst bei der traditionell stattfindenden, nächsten 39. Riverboat Shuffle des Trägervereins, mit dabei sein, da könnt ihr ja gerne auch kommen“, konstatierte Klemens in seiner gewohnt hilfsbereiten Art. Und so landeten Gernot und ich dann auch prompt auf der Gästeliste des Briten bei der anstehenden Schifffahrt mit der MS Eureka über den Rhein Richtung Köln und zurück.

AQ2A0065 - KopieLeider hatte es der Wettergott an diesem Tag nicht gut gemeint. Ausgerechnet an diesem Datum hatte sich von morgens an der berühmte linksrheinische Nieselregen nach langer Pause zurückmeldet, und veranlasste, beim Warten in der langen Schlange zum Einlass auf das mit ca. 450 Leuten restlos ausverkauften Boot, zum Öffnen der Regenschirme.

Das Konzept dieses Events sieht vor, dass auf den beiden inneren Decks des Schiffes, jeweils zwei Bands in stündlichen Abfolgen, drei mal parallel spielen, so dass jeder sich seinem Favoriten widmen oder auch alle Acts, zumindest partiell, mitverfolgen konnte. Mit an Bord waren diesmal das Celtic-Folk-Ensemble Garden Of Delight, das Duo Korn & Sauter mit Band und Mr.B.Fetch, sowie die besagte Sean Webster Band.

Nach dem anfänglichen Treiben, samt Platzfindung und Bestellungen, ging es um 19:00 Uhr, noch vor Anker, mit Garden Of Delight und Mr.B. Fetch zum Aufwärmen los. Bei meinem ersten Erkundungsgang hinterließen zumindest die Folkmusiker im Unterdeck mit partiellen Eigenkreationen (z. B. ein Lied über ihre Heimatstadt Offenbach) einen ganz sympathischen Eindruck.

AQ2A0102Ihr Sänger Michael M. Jung erinnerte mich rein äußerlich an den Ex-Rot-Weiss Essen- und Fußball-Nationalspieler Frank Mill, mit langem schütteren grauen Haar allerdings aussehend, wie nach der Rückkehr von einem 3-jährigen Selbstfindungstrip aus einer einsamen Berghütte in den schottischen Highlands. Bei beiden Acts herrschte schon sehr gute Stimmung an Board.

AQ2A0645Spätestens als Webster und seine drei Begleiter, Ruud Gielen an den Drums, Hilbrand Bos an den Keys und der schlaksige Floris Poesse am Bass, nach der Abfahrt um 20:00 Uhr ihren ersten starken Set mit Stücken wie „Give Me The Truth“, „Hands Of Time“, „Slow Dancing“, „Heart Still Bleeds“, „Hear Me Now“ und dem B.B. King-Klassiker „Thrill Has Gone“ vor nur wenigen Interessierten (die teilweise dazu noch despektierlich brabbelten) abgewickelt hatten und die zweite Welle zu rollen begann, offerierte sich, wie der deutsche Michel im Bereich der Ü40-/Ü50-Generation in Sachen Musik zu ticken scheint: Bei aufheiternden Getränken und schönem Ambiente, mutiert er bei Covermusik aus dem bewährten unsäglichen WDR 2-Wiederkäuer-Fundus, zum spät pubertierenden, abtanzenden Feierbiest. Da wird aus dem langsam schon zu rebellieren beginnenden Körper, nochmal alles an Energie herausgeholt, was möglich ist.

AQ2A0287Danach blieb für gute, kreative und eigenständige Blues Rockmusik keine Zeit, da musste dann bei einer Zigarette oder abkühlendem Getränk auf den Außendecks, lieber die einstige Sturm- und Drangzeit oder auch nur die vergangene Arbeitswoche reflektiert werden. Korn & Sauter mit ihren Kollegen fielen übrigens aufgrund der Parallelität zu Webster durchs Bewertungsraster. Bei einer kurzen Stippvisite meinerseits, ließen sie mit einem dieser Alltime-Cover-Nerv-Songs, „Johnny B. Goode“, allerdings auch keine positiven Stimulanzien in meinen Gehörgängen zurück.

So mussten die vier ‚Websteraner‘, die eine neue Live-Scheibe mit im Gepäck hatten, auch in Set 2, diesmal mit Tracks wie dem herrlichen Schwofer „The Mayor“, „C’mon Suzie“, „Broken Man“, einer Mörderversion von „I’d Rather Go Blind“ (was für eine grandiose Gesangsmeisterleistung von Sean!), „I Got The Blues“ und dem herrlichen Keith Urban-Lied „Til The Summer Comes Around“, den Part des Pausenfüllers oder Regenerationsacts für die tanzwütige Mehrheit abgeben. Verkehrte Welt…

Nach der dritten Coverphase aus der Mr.B.Fetch-Hit-Berieselungsmachinerie (zu deren Ehrenrettung muss ich aber gestehen, dass sie einen für ihre Berufung, entsprechend passablen Job erledigten und mit „Couldn’t Get It Right“ von der Climax Blues Band vorher mal eine Überraschung in petto hatten), die ich dann überwiegend am Oberaußendeck zum Begutachten der leuchtenden Kölner Nacht-Skala, samt angestrahltem Kölner Dom, verbracht hatte, musste Sean und sein megastarkes niederländisches Begleittrio (Kompliment an alle drei Musiker!) gegen 0:00 Uhr zur finalen Runde ran, als das Schiff im ‚Heimathafen‘ bereits wieder angelegt hatte.

AQ2A0510Auch hier ließen sich die Burschen von den nur wenigen Musikkundigen, die noch standhaft geblieben waren und noch nicht die Heimreise angetreten hatten, nicht beirren und holten nochmals alles aus sich an Spielfreude heraus. Da wurde u. a. zwischen zünftigen Rockern wie „She Has Got The Devil In Her“ und „You Got To Know“ und dem überragenden „Mr. Highwayman“ (mit Vorstellung und Soli aller Beteiligten und einem furiosen Instrumentalausklang) sowie der John Mayer-Abschlussballade „Gravity“ hin- und hergependelt. Websters großartiger Reibeisengesang und seine hymnischen Les Paul-Soli verursachten weitere diverse Gänsehautmomente.

Insgesamt war es somit eine tolle Riverboat-Shuffle in wunderbarem maritim-musikalischen Ambiente mit einer superben Sean Webster Band samt ihrem absolut sympathischen Leader als dickstem Fisch an der Angel. Der musikalische ‚Beifang‘ ist geschenkt und hierzulande einfach notwendig, um solch besucherintensive und außergewöhnliche Projekte schultern zu können.

AQ2A0596Am Ende versprach mir der Protagonist dann noch, dass er meinen Lieblingssong von ihm aus anfangs erwähnter CD, „Wait Another Day“, der diesmal nicht auf der Agenda stand, bei seinem nächsten Gig im topos aufführen wird. Vielen Dank an Sean Webster, Klemens Kübber und alle Involvierten zur Realisierung dieses Events. Ein toller, nicht alltäglicher Abend!

Sean Webster Band
Sean Webster – Lead vocals, electric guitar
Ruud Gielen – Drums
Hilbrand Bos – Keys
Floris Poesse – Bass

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Sean Webster Band
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Jazz Lev e.V.

Tanya Tucker – While I’m Livin‘ – CD-Review

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Diven-Time in Sounds Of South. Country-Ikone Tanya Tucker bringt nach 17 Jahren Pause mit „While I’m Livin‘“ wieder neues Studiomaterial auf den Markt. Produziert und musikalisch mitgewirkt hat Shooter Jennings.

Die aus Seminole, Texas stammende Musikerin ist seit Kindertagen im Geschäft und hat so ziemlich alle Höhen (Nummer 1-Hits, Major-Verträge, Goldene Schallplatten, Grammy-Nominierungen, Awards) und Tiefen (Alkohol- und Drogenprobleme) des Business durchgemacht.

Jetzt scheint sie, wie es das Titelbild mit dem aufbrausenden Pferd am Strand vor rauschender Meeresbrandung suggeriert, noch mal abheben zu wollen. Dafür hat sie sich dem Songwriter-Trio Brandi Carlile (auch Co-Produzentin) sowie den Zwillingen Tim und Phil Henseroth, anvertraut, die bis auf wenige Coverstücke hier den Löwenanteil des kreativen Parts, sowie natürlich auch diverse Instrumente und Harmoniegesänge übernommen haben.

Die zehn Stücke bieten klassischen Storyteller-Country im Stile der bekannten charismatischen Größen des Genres, sehr geschmackvoll und dezent instrumentiert, so dass der Fokus auf Tuckers starker Stimme omnipräsent ist.

Shooter Jennings beschränkt sich auf diverse sparsame Tastenuntermalungen, Brandi Carlile ist bis auf die Piano-Ballade am Schluss, wo sie Piano spielt, mit starken Vokal-Harmonien ‚unterwegs‘.

Beide werden von der Tucker in höchsten Tönen gelobt: „Brandi ist wirklich nicht von dieser Welt. Sie ist talentiert, klug, lustig, immer mit vollem Einsatz dabei und hat ein Herz aus Gold“, sagt Tucker über die Zusammenarbeit. „Ich liebe sie einfach. Sie war wie mein Schatten, als wir im Studio waren. Jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, war sie da. Und Shooter, ich kenne ihn, seit er ein Baby war. Er ist derjenige, der uns alle zusammengebracht hat. Die dabei entstandene Musik ist anders als alles, was ich je gemacht habe.“

Tanya selbst präsentiert sich gesangstechnisch in bester Verfassung. Was mir besonders gefällt, ist, dass sie sich spürbar der Songs annimmt, als hätte sie sie selbst verfasst.

Ein Kompliment auch an das Songwriter-Trio, das sich für die tollen Texte (u. a. „I Don’t Owe You Anything“, „Hard Luck“, „Rich“), die man im beigefügten Booklet mitverfolgen kann, verantwortlich zeigt.

Von den beiden sanft Southern-angehauchten Openern „Mustang Ride“ und „The Wheels Of Laredo“ (schönes Marshall Tucker-Flair am Ende mit der einsetzenden E-Gitarre), über das rotzig, aufmüpfig gesungene „I Don’t Owe you Anything“, die Herz-Schmerzballade „The Day My Heart Goes Still“ (zirpende Mandoline, raunzendes Cello), das „Lucille“-mäßige „High Ridin‘ Horses“, den launigen Mitgröltrack „Hard Luck“, bis zum finalen pathetischen Moll-Piano-getränkten „Bring Me Flowers Now“, gibt man sich den involvierten Künstlern und natürlich besonders Tuckers Stimme, entspannt lauschend hin.

Tanya Tucker feiert mit „While I’m Livin‘“ ein beeindruckendes Comeback, das selbst einen wie mich, welcher der eher klassischen Art des Country nie besonders viel abgewinnen konnte, absolut positiv überrascht. In dieser Konstellation dürfte die Diva noch für so manche Überraschung gut sein, ohne dass wieder eine Ewigkeit vergeht.

Fantasy Records (Universal Music) (2019)
Stil: Country

Tracklist:
01. Mustang Ride
02. The Wheels Of Laredo
03. I Don’t Owe You Anything
04. The Day My Heart Goes Still
05. High Ridin’ Heroes
06. The House That Built Me
07. Hard Luck
08. Rich
09. Seminole Wind Calling
10. Bring My Flowers Now

Tanya Tucker
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Oktober Promotion

Bruce Katz – Solo Ride – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Nachdem er uns im vergangenen Jahr zusammen mit seiner Band bereits mit der bunten „Get Your Groove!“-LP begeistern konnte und hier in Sounds-of-South ausführlich besprochen wurde, veröffentlicht Bruce Katz nun sein erstes Solo-Piano-Album. Mit dem passenden Namen „Solo Ride“ betitelt, handelt es sich bei der neuen Scheibe um ein fulminantes Instrumental-Werk.

Mit Unterstützung seines erfahrenen Produzenten Ben Elliot bringt der legendäre Keyboarder und Session-Musiker ein außergewöhnliches Album auf den Markt, das eine breite Palette seines besonderen Könnens am Grand-Piano wiedergibt. 11 Eigenkompositionen und ein Cover von Tampa Red werden von Katz meisterlich performt und bieten dem Hörer vom klassischen Boogie-Woogie („Down At The Barrelhouse“) über Jazz-Arrangements („The Way To Your Heart“) bis hin zu Blues Variationen ein reichhaltiges Programm.

Für seine herausragenden, musikalischen Leistungen wurde Katz bisher 5-mal für den Blues Music Award nominiert und 2019 gewann er für sein Album „Journeys To The Heart Of The Blues“ einen Acoustic-Award. Er war zudem 14 Jahre lang Professor für Piano am Berklee College of Music in Boston und unterrichtete nicht nur den historischen Blues, Jazz und Funk, sondern auch verschiedene Stil-Arten der Soul-Musik.

Im Gleichklang mit großen Wegbereitern, wie Champion Jack Dupree, Otis Spann, Memphis Slim, Ray Charles oder Zeitgenossen, wie z.B. Randy Newman, basiert der Longplayer wesentlich auf Blues, New Orleans, R&B, Gospel, frühen Jazz und Rock-Einflüssen, die Katz in den Eigenkompositionen ausdrucksstark verarbeitet.

Auf das jazzige „Praise House“, in Dave Brubeck-Manier, folgt mit „Dream Of Yesterday“ ein ruhiges, melancholisches Stück, das sich als Soundtrack für eine gefühlsbetonte Filmszene perfekt eignen würde.

Die Improvisation „Midnight Plans“ vereint verschiedene Stil-Richtungen in einer komplexen Komposition. Der rasante Boogie-Woogie „Going Places“ vermittelt die gewohnte Spielweise, die man auch schon von seiner „Get Your Groove!“-LP kennt.

Der Honky-Tonk-Blues „Watermelon Thump“ verkörpert die typische Bar-Atmosphäre, die Billy Joel in seinem Klassiker „Piano Man“ erzählt. Auch der Final-Track „Redemption“ ist eine nachdenkliche, instrumentale Geschichte, die zum Abschluss der CD nochmals die spielerische Klasse von Bruce Katz zeigt.

„Solo Ride“ ist ein Nischen-Werk für absolute Liebhaber der instrumentalen Blues- und Jazz-Musik. Bruce Katz präsentiert seine Kunst am Grand-Piano mit leidenschaftlicher Vehemenz und beweist erneut seine beachtliche Virtuosität und enthusiastische Schaffenskraft.

American Showplace Music (2019)
Stil: Blues/Soul/Funk/Jazz

01. Down At The Barrelhouse
02. Crescent Crawl
03. It Hurts Me Too
04. Praise House
05. Red Sneakers
06. Dream Of Yesterday
07. Midnight Plans
08. Easy Living
09. Going Places
10. The Way To Your Heart
11. Watermelon Thump
12. Redemption

Bruce Katz Band
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Drew Holcomb & The Neighbors – Dragons – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die tänzerischen Qualitäten von Drew Holcomb stellen die von John Travolta oder Michael Jackson deutlich in den Schatten, wie er in dem Video zu „Family“ beweist. Ich mühe mich seit Tagen vor dem Spiegel, um seine Moves so ausdrucksstark rüberzubringen. Der Gute-Laune-Song eröffnet „Dragons“, die neue Scheibe von Drew Holcomb & The Neighbors.

Fröhliche Stimmung versprüht auch „End Of The World“ – entgegen dem, was der Titel verspricht. Die leicht poppige Nummer verbreitet Party-Laune und geht ebenfalls direkt ins Tanzbein. Nach dem mitreißenden Beginn der CD nimmt Holcomb das Tempo zurück. Die optimistische Grundton des Einstiegs durchzieht aber weiterhin den gesamten Longplayer, obwohl auch ernstere Zwischentöne angeschlagen werden. Erst am Ende wird das Werk mit der aktuellen Single „You Never Leave My Heart“ und „Bittersweet“ getragener.

Im Mittelteil des Longplayers widmet sich Holcomb ganz dem Americana, seiner bevorzugten Musikrichtung. Dabei gelingen ihm einige starke Genrebeiträge. Das mit akzentuiertem Rhythmus und sanfter Klavierbegleitung versehene „But’ll Never Forget The Way You Make Me Feel“ ist einer davon. Noch einen Tick stärker erscheint der Titelsong, den Zach Williams mitgeschrieben hat. Die „Dragons“ sind dabei eine Metapher für die Hindernisse, die es im Leben zu überwinden gilt.

Aber auch die Kooperation mit Lori McKenna bei „You Want What You Can’t Have“ und beim rockigeren „Make It Look So Easy“ macht sich bezahlt. „See The World“ ist sehr harmonisch, aber mit der Lap Steel etwas glatt, sodass es mich nicht so mitnimmt wie die anderen Songs. „Maybe“ punktet hingegen durch den variablen Einsatz der Gitarren. Für diese ist neben Holcomb Nathan Dugger verantwortlich. Mit Rich Brinsfield am Bass und Jonathan Womble am Schlagzeug sind The Neighbors dann komplett. Holcombs Frau Ellie ist offiziell aus der Band ausgeschieden und verfolgt mittlerweile eine Solo-Karriere.

Holcomb ist mit seiner aus Tennessee stammenden Band seit 2005 unterwegs. Er tourte mit einigen illusteren Kollegen wie John Hiatt, Ryan Adams, Marc Broussard, Robert Earl Keen oder Susan Tedeschi. In den letzten fünf Jahren konnten Drew Holcomb & The Neighbors einige Alben vor allem in den amerikanischen Folk- und Independent-Charts platzieren.

Das neue Werk hat sicherlich das Potential, an diese Erfolge anzuknüpfen. Die beiden Auskopplungen „Family“ und „You Never Leave My Heart” stecken dabei die beiden emotionalen Extrempunkte der Scheibe ab. Dazwischen bietet „Dragons“ sehr gelungene Americana-Songs mit eingängigen Melodien und eindringlichen Texten.

Thirty Tigers (2019)
Stil: Americana

Tracks:
01. Family
02. End Of The World
03. But I’ll Never Forget The Way You Make Me Feel
04. Dragons
05. See The World
06. You Want What You Can’t Have
07. Maybe
08. Make It Look So Easy
09. You Never Leave My Heart
10. Bittersweet

Drew Holcomb
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Eilen Jewell – Gypsy – CD-Review

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Review: Michael Segets

Signature Sounds hat interessante Künstler im Programm. The Suitcase Junket war vor kurzem eine Neuentdeckung für mich. Eilen Jewell ist die nächste. Dabei bringt Jewell seit fast fünfzehn Jahren ihre Musik heraus und schaut bereits auf neun Alben zurück.

Jewell weckt auf „Gypsy“ viele Assoziationen zu anderen Musikerinnen und Musikern. Dabei verarbeitet sie diese deren Einflüsse sehr selbstständig und gewinnt so der Tradition neue Facetten ab. Auf dem Opener „Crawl” ähnelt ihre Stimme der von Sheryl Crow. Die Geige auf dem Folk-Rocker erinnert – wie später auch auf „Beat The Drum“ – an John Mellencamp. „Who Else But You” könnte eine typische Ballade von Leonard Cohen sein.

Zudem besitzt Jewell eine Affinität zum Country. So veröffentlichte sie 2010 ein Tribute-Album für Loretta Lynn. Auf „Gypsy“ frönt sie mit „You Cared Enough To Lie“ und „These Blues” dieser Musikrichtung. Die beiden runden Midtempo-Songs folgen der klassischen Machart mit Lap Steel, Geige und nasalerem Gesang. Sie sind auf diese Weise sicherlich gut gemacht, liegen aber nicht auf meiner musikalischen Linie.

Anders als „79 Cents (The Meow Song)”, das sich zwischen Country und Folk bewegt. Der Text kritisiert Rassismus und musikalisch erweitert der Einsatz von Bläsern das bisherige Klangspektrum des Longplayers. Auch bei „Witness” sind Hörner zu hören, die der Ballade eine Portion Soul mitgeben.

Balladen stellen das Herzstück der CD dar. Neben den schon erwähnten finden sich mit „Miles To Go“ und „Gypsy“ noch zwei weitere, die sanfte, eingängige Melodien haben. Spröden Charme versprüht hingegen „Hard Times“. Die Gitarrenarbeit steht zu dem gleichförmigen Gesang in einem Kontrast, der das Stück durchaus spannend hält. Jewell greift auf dem Album das erste Mal im Studio zur E-Gitarre. Dennoch steht die akustische Gitarre insgesamt im Vordergrund. Auf deren Begleitung verlässt sich Jewell beim im Folksinger-Stil vorgetragenen „Fear“.

„Gypsy“ bietet einige gelungene Americana-Songs, die mal in Richtung Country und mal in Richtung Folk gehen und vereinzelt rockige Töne anschlagen. Damit CDs im Gedächtnis bleiben, braucht es aber meist einen wirklich beeindruckenden Song. „Working Hard For You Love” sorgt auf dem Album dafür, dass Eilen Jewell in die Liste der bemerkenswerten Künstlerinnen aufgenommen wird, die man auf dem Schirm haben sollte.

Staubtrockene Desert-Gitarre, leicht leiernder, bluesiger – etwas unterkühlt wirkender – Gesang sowie Passagen mit mächtig treibendem Schlagzeug geben dem Stück außerordentlichen Druck und Intensität.

Eilen Jewell kann eingängige und sehr harmonische Songs schreiben und knüpft dabei an unterschiedliche Stile des breiten Americana-Felds an. Sie schreckt nicht davor zurück, gelegentlich expressivere Töne anzuschlagen, was das Album zusätzlich interessant macht. Vielleicht bietet sich im November eine Gelegenheit, wenn Jewell in die Niederlande kommt – u. a. ins Luxor Live in Arnheim –, diese Mischung hautnah zu erleben.

Signature Sounds Recordings (2019)
Stil: Americana, Country

Tracks:
01. Crawl
02. Miles To Go
03. You Cared Enough To Lie
04. 79 Cents (The Meow Song)
05. Beat The Drum
06. Gypsy
07. These Blues
08. Working Hard For You Love
09. Who Else But You
10. Witness
11. Hard Times
12. Fear

Eilen Jewell
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Signature Sound Recordings
H’Art

Bobby Rush – Sitting On Top Of The Blues – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Mit „Sitting On Top Of The Blues“ legt Bobby Rush nach „Porcupine Meat“, welches ihm 2016 einen Grammy einbrachte, sein mittlerweile 26. Studioalbum vor. Einmal mehr beweist er, dass Musiker auch im hohen Alter, Bobby Rush ist genau wie die Blues-Legende John Mayall, immerhin fast 86 Jahre alt, noch für gute Bluesmucke gut sind.

Allerdings ist Bobby Rushs Musikstil, im Gegensatz zu John Mayall, stark von Funk und Soul Einflüssen durchtränkt, weshalb er selbst seine Art von Blues auch als „Folk-Funk“ bezeichnet. Und dies kommt auf seinem neuesten Werk auch sehr prägnant zum Ausdruck.

Die Scheibe bietet starke Grooves mit bluesigen Harp-Einagen (von Bobby Rush selbst gespielt), z. B. zu Hören auf „Sweet Lizzy“ im Boogie-Woogie Stil oder dem Deltablues „Recipe For Love“, dem nach Ansicht des Verfassers sicherlich besten Track der Scheibe. Hinzu kommen noch schöne soulige Bläsersätzen („Hey Hey Bobby Rush“), so dass man sich bei vielen Songs direkt in den Soul-Mood der 70’ger Jahre zurückversetzt fühlt.

Insbesondere trifft dies auch auf den Slowblues „Slow Motion“ zu, der stimmlich und vom Arrangement her eine Reminiszenz an den großen Soulsänger Barry White darstellt. Hingegen ist der „Bobby Rush Shuffle“ ein flotter, rein instrumentaler, Boogie-Woogie Titel.

Beim Abspielen von „Sitting On The Top Of The Blues“ ist man als Zuhörer immer wieder positiv überrascht mit welcher Energie und Spielfreude Bobby Rush zu Werke geht. Seine Songs sind allesamt sauber arrangiert und abgemischt, keine Spur von Altersmüdigkeit oder betulicher Nachdenklichkeit!

„Ich denke, dass ich viel Beifall bekomme, weil ich hart arbeite. Und wenn mir Leute erzählen, dass sie nichts mehr können, so ist das nicht das was man einem Bobby Rush sagt. Auch wenn ich jetzt an meinem Lebensabend stehe, so bin ich doch immer noch da. Und ich denke genau das sagt die Musik selbst über mich.“

Und genau diese Einstellung gibt die neue CD von Bobby Rush musikalisch hervorragend wieder.

Deep Rush Records (2019)
Stil: Blues, Funk, Soul

Tracklist:
01. Hey Hey Bobby Rush
02. Good Stuff
03. Get Out Of Here (Dog named Bo)
04. You Got The Goods On You
05. Sweet Lizzy
06. Bobby Rush Shuffle
07. Recipe For Love
08. Pooky Poo
09. Slow Motion
10. Shake Til’ You Get Enough
11. Bowlegged Woman

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Wade Bowen – Interview

Bowint_haupt

Eine gute Stunde vor seinem Gig im Blue Shell, stand uns der texanische Singer-/Songwriter Waden Bowen für ein Interview zur Verfügung und entpuppte sich als sehr sympathischer, relaxter und humorvoller Gesprächspartner, der bei uns musikalisch noch viel vor haben zu scheint.

Sounds Of South: Hallo Wade, du bist ja eigentlich schon lange im Geschäft, warum hat es erst jetzt mal geklappt, bei uns in Deutschland aufzutreten (letztes Jahr mal ausgeklammert, wo du ja wegen der Erkrankung absagen musstet?
Wade Bowen: Ja, es war sehr frustrierend, die Tour abzusagen. Wir wollten hier einige Shows spielen, aber durch meine gesundheitlichen Stimmprobleme mussten wir einfach canceln. Er war sehr schlimm, aber wir sind jetzt hier und starten einen erneuten Anlauf. Ich möchte das auf jeden Fall weiterführen und die Grundlage schaffen, wieder zu kommen und etwas aufzubauen.

Sounds Of South: Ich bin ja einer der ganz wenigen, die deine tollen Leistungen hier schon seit vielen Jahren publizieren. Was glaubst du, warum ein in den Staaten so beliebter Künstler wie du, in Deutschland meist nur Insidern bekannt ist?
Wade Bowen: Gut, ich glaube, überall, wo du neu hinkommst, musst du einfach anfangen und die Leute mit deiner Musik anfreunden. Leute wie du helfen uns dabei, aber es ist letztendlich genau wie in den Staaten. Wir besuchen neue Orte, versuchen langsam die Dinge zu entwickeln, beziehungsweise größer werden zu lassen. Deshalb ist das eigentlich genau das selbe, hier her zu kommen, wie nach Kalifornien zu fahren.

Sounds Of South: Wie kreiert man bei dem inflationären Wust an Musik und Neuveröffentlichungen heute, immer noch so viele Ohrwürmer wie du?
Wade Bowen: Ich liebte das Songwriting von Anfang an  und liebe es auch immer noch. Ich bin immer auf der Suche Neues zu schreiben und aufzunehmen. I push mich immer wieder selbst, um noch besser zu werden und hoffentlich bewirkt dieser Antrieb, meine Karriere weiter zu beflügeln und die Platten ’sprudeln‘ zu lassen.

Sounds Of South: Es gab eine Zeit im Red Dirt-Genre, als die Acts und neuen Platten wie Pilze aus dem Boden schossen. Mittlerweile ist es gefühlt deutlich ruhiger geworden. Wie schätzt du die Lage ein? Welches sind zur Zeit deiner Meinung nach die tatentiertesten Newcomer?
Wade Bowen: Ich glaube, es gibt zur Zeit immer noch genügend Acts, die aber in wahrscheinlich in Deutschland nicht bekannt sind. Da sind schon einige , die in der Red Dirt-Szene bei uns aufstreben. Das ist meiner Ansicht nach normal. Der Erfolg im Genre besteht letztendlich weiter, wie es war. Da sind auch jetzt  weiterhin einige talentierte Leute. Der wohl zur Zeit die meiste nationale Aufmerksamkeit erfahrende Künstler, ist nach meiner Ansicht Cody Johnson. Er kommt aus der Red Dirt- und Country-Szene und bringt diese Musik zur Zeit auf ein sehr populäres Level.

Sounds Of South: Erzähl mal bitte was zu deinem, mit so vielen starken Songwritern und Musikern kreierten neuen aktuellen Album „Solid Ground“.
Wade Bowen: „Solid Ground“ ist das intensivste Album, an dem ich bisher gearbeitet habe. Ich habe so viele Freunde angesprochen und so viele Leute haben mir beim Schreiben und Aufnehmen des Projekts geholfen. Es ist ein einziger Liebesbrief an Texas. Ich wollte Leute dazu bringen zu begreifen, wo ich her bin und was Musik in Texas bedeutet. Ich glaube, das ist das, was du auf dieser Scheibe hörst. Sie ist eine ehrliche Mischung aus Rock, Country und Blues.

Sounds Of South: Welche Musiker haben dich am meisten in deinem Werdegang beeinflusst?
Wade Bowen: Ich würde hier spontan Bruce Springsteen benennen. Ich habe deswegen auch meinen Sohn nach ihm benannt, ich bin ein großer Fan von ihm. Dazu kommen noch Guy Clarke und George Strait, um noch zwei zu nennen. Aber insgesamt habe ich sehr viele verschiedene Einflüsse.

Sounds Of South:Was sind deine drei absoluten Inselplatten?
Wade Bowen: Aller Zeiten? Oh, das ist eine schwierige Frage. da überforderst du mich. Ich würde spontan sagen Guy Clark „Old No. One“, Patty Griffin „Thousand Kisses“ und das „Greatest Hits“-Album der Eagles (lacht).

Sounds Of South: Mit Randy Rogers warst du ja auch schon wieder zusammen aktiv. Wie verläuft da die Abstimmung, beziehungsweise die Zusammenarbeit zwischen euch?
Wade Bowen: Die klappt sehr gut, wir arbeiten ziemlich intensiv zusammen. Wir haben ein Live-Album fertig und auch die Aufnahmen zum neuen Studio-Album „Hold My Beer, Vol. 2“ sind beendet. Es wir nächstes Jahr herauskommen. Wir sind vom Ergebnis absolut begeistert und hoffen, dass es auch in Deutschland auf den Markt kommen wird.

Sounds Of South: Was schätzt du, wie viele Frauenherzen du schon mit deiner Reibeisenstimme zum Dahinschmelzen gebracht hast?
Wade Bowen: (Lacht herzhaft) Ich hoffe doch ein Menge! So verdient man sein Geld. Hol die Frauen in deine Shows und dann kommen die Männer gleich mit, hahaha!

Sounds Of South: Was macht Wade Bowen privat, wenn er mal keine Musik im Kopf hat?
Wade Bowen: Am liebsten beschäftige ich mich mit meinen Kindern. Ich liebe sie und wenn ich nicht unterwegs bin, bin ich total auf ihre Weiterentwicklung fokussiert. Ich bin leidenschaftlicher Golfspieler und schaue mir auch gerne Spielfilme an. Aber an erster Stelle, stehen, wie gesagt, meine Kinder.

Vielen Dank für das Gespräch, Wade!

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: You are in business for quite long time, so why had it only worked out now to perform in Germany (aside from last year where you have to cancel because of a disease)?
Wade Bowen: Yes, it was very frustrating to cancel last year. We were trying to play over here a lot more and last year with my voice getting hurt and I had to cancel. It was very upsetting, but we start all over again now that we are here you know. It is something I want to continue and hopefully build keep coming back and watch it grow, hopefully.

Sounds Of South: I am just one of a very few who have published your great performances here for many years. So what do you think, why are artists so popular in the States as you, mostly only known to insiders in Germany?
Wade Bowen: Well I think as anywhere you go brand new you have to start over and get people familiar with your music. We have people like you that help us do that, but it is the same when we were in the States. We still go places trying to grow and make it bigger. It’s tough to get the music worldwide, we were finding that’s out, that’s why we are coming over here to tour and take looking get something going here, just as we would be in California, you know.

Sounds Of South: How are you able to create still that much catchy tunes, considering the inflationary mass of music and new releases?
Wade Bowen: You know I just loved it, I still love it, I’m always looking for something new to write and record and always pushing myself to be better so I hopefully that drive keeps my career growing and keeps the records coming.

Sounds Of South: There was a time in the „Red Dirt-genre“, when the acts and new records sprang up like mushrooms. Meanwhile, it has felt much calmer. How actually would you rate this? Who are the most talented ones at the moment from your point of view?
Wade Bowen: I think there are still that many going as they were. They are probably not as well known in Germnany, but there are still quite a few popping up in the red dirt scene down there were we are. I think if it feels common than that’s ok. I think the success is still going on down there as well as it’s ever been. There are some talented people. The most one right now in the red dirt scene, who’s getting the most national exposure in the United States is Cody Johnson. He is from our red dirt scene and kinda came up to that and he is really taking red dirt and country music to a really popular level.

Sounds Of South: Please tell us something about your – with so many strong songwriters and musicians – created new current album („Solid Ground“).
Wade Bowen: „Solid Ground“ is the hardest I’ve ever worked on an album. I called on so many friends and so many people helped me write and record that project. So it is a love letter to Texas. I really wanted people to be able to hear were I come from and what’s the the sound of Texas is. And i think that’s what you hear in this project. It is Rock, it is Country, it’s blues, it’s all of those things.

Sounds Of South: Which musicians have influenced you most during your career?
Wade Bowen: I would say Bruce Springsteen I named my son Bruce, because I’m I big fan of him. Guy Clarke, George Strait, just to name a few. I have quite a diverse group of influences.

Sounds Of South: What are your three absolute Island plates?
Wade Bowen: Ever? Uuh, that’s a touph one, you’re swamping me. I’d say just of the top of my head Guy Clark „Old No. One“, Patty Griffin „Thousand Kisses“ and Eagles „Greatest Hits“ (laughs).

Sounds Of South: Your were already active together with Randy Rogers again. How is actually going the coordination between the two of you, respectively the cooperation?
Wade Bowen: „It’s going really well. We are working on and on. We released another live album and we’re finshed a new studio album „Hold My Beer, Vol. 2“, which will be out next year. We are really proud and excited about the record and it hopefully will be out here as well.

Sounds Of South: What do you think, how many women’s hearts have you made melt away with your grindstone voice?
Wade Bowen: (laughs) Hopefully a lot! That’s how you make your money! Get the women to your shows and the men will come, too, hahahah!

Sounds Of South: What makes Wade Bowen private, when he has no music in his head?
Wade Bowen: I hang out with my kids, I love my kids, when I’m not on the road I focus on them and what they have going on, I love to play golf and I love movies, but mostly hanging out with my kids, That’s what I do.

Thank you very much, Wade!

Bilder: Jörg Schneider
Interview: Daniel Daus

Wade Bowen
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