Beth Hart – You Still Got Me – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Das inzwischen schon fast als Klassiker eingestufte Vorgängeralbum “A Tribute To Led Zeppelin” (2022) hat die Wartezeit etwas verkürzt: Nun hat Beth Hart ihr insgesamt 11. Studiowerk “You Still Got Me” vorgelegt; eine leidenschaftlich emotionale Produktion, gefüllt mit überstarken Songs, die unter die Haut gehen. Die hochtalentierte, Grammy-nominierte, US-Singer/Songwriterin (u. a. mit 3 European Blues Awards) veröffentlicht seit 1993 eigene Solo-Scheiben und hat insbesondere durch die Zusammenarbeit mit Joe Bonamassa (u. a. “Black Coffee”) zurecht jede Menge weitere Fans erreicht. Jetzt vertiefen die Storytelling-Tracks und kraftvollen Kompositionen diese Verbindung.

Maßgeblich beteiligt war wieder Kevin Shirley, der bereits die Longplayer mit Bonamassa und das Solo-Album “Bang Bang Boom Boom” (2012) produzierte. Los geht die Scheibe mit “Savior With A Razor”, einem rockigen Opener, angeführt von Slashs Guns N’ Roses-Gitarre, während Beths Stimme die mitreißende Hymne vorwärts treibt. “Sie (Beth) ist eine unglaubliche Sängerin und Texterin…und eine echte Freundin. Sie ist unglaublich”, lobt Slash die Zusammenarbeit, die sich ebenso auf sein neues Studioalbum “Orgy Of The Damned” erstreckt. Dieses Teamplayer-Format schätzt auch Blues-Gitarrist Eric Gales, der auf dem zweiten Stück “Sugar N My Bowl” die elektrische Saitenzauberei übernahm. Das neben diesen groovigen Funk-Soul Tracks selbstverständlich Platz ist für bluesige und jazzige Chansons, z. B. “Drunk On Valentine”, ist typisch Hart; Etta James und Ella Fitzgerald sind dabei durchaus in Reichweite.

Überraschend findet sich jedoch ebenfalls ein moderner Old School Country-Rock in der Tracklist und bringt eine dicke Danksagung an den Man In Black (“Wanna Be Big Bad Johnny Cash”). Der Sprung in die folgende Klavierballade “Wonderful World” ist für Beth Hart nur ein kleiner und ein zusätzliches, unbedingtes Meisterstück des Albums, welches die Interpretin als überragende, soulige Stilistin feiert. Permanent im Gedächtnis bleibt der post break-up Song “Little Heartbreak Girl” und erhebt nicht zuletzt durch den einfallsreichen Klavier Tempo-Wechsel den berechtigten Anspruch, in die erste Reihe der Rock-Balladen aufzusteigen: Lyrisch eine Empowerment-Hymne, die einen Hauch von Traurigkeit, aber einen Sturm von Optimismus versprüht.

Kein Weg vorbei führt eindeutig am Titelsong. “I Still Got You” ist ein Masterpiece Love Story Track, eine Heart and Soul Ballade, die vielleicht nur Beth Hart in dieser charismatisch intensiven Weise singt und damit an Janis Joplin ebenso erinnert. Die filmreife Interpretation und die puren Emotionen des Gesangs heben den powervollen Epos in die obere “Etage” essentieller Musikstücke, eine Naturgewalt an Substanz und Inspiration, jedoch leider wegen der Länge von 6 Minuten kaum radiotauglich. Dabei ist es durchaus der Mut zu den überlangen Balladen, der dem Album “I Still Got You” insgesamt die persönliche Signatur, die berührende Authentizität und die seltene Magie verleiht, die Beth Hart als unbändige Sängerin und Musikerin erfolgreich ausstrahlt. Erleben kann man sie mit dem neuen Album auch auf Deutschland-Tournee, z. B. im November in Köln, Hamburg oder Berlin.

Mascot Label Group (2024)
Stil: Blues Rock, Soul

Tracks:
01. Savior With A Razor (feat. Slash)
02. Suga N My Bowl (feat. Eric Gales)
03. Never Underestimate A Gal
04. Drunk On Valentine
05. Wanna Be Big Bad Johnny Cash
06. Wonderful World
07. Little Heartbreak Girl
08. Don’t Call The Police
09. You Still Got Me
10. Pimp Like That
11. Machine Gun Vibrato

Beth Hart
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Netinfect Promotion

Jade MacRae – In My Veins – Digital-CD-Review

Wer als Backgroundsängerin in Joe Bonamassas Band über Jahre hinweg erfolgreich partizipiert, ist, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, für deutlich mehr prädestiniert, als nur ein paar schöne laszive Aahs, Oohs oder Uuhs. Jade MacRae, die wir jetzt auch schon sehr oft live erlebt haben, zeigt als Fronterin auf ihrem neuen, nur digital veröffentlichen Studio-Album „In My Veins“, dass sie Gesangsblut in ihren Adern mitgegeben bekommen hat.

Nebenbei sei bemerkt, dass die Protagonistin übrigens auch einen Universitätsabschluss als Pianistin und Violinistin vom Sydney Conservatorium Of Music hat.

Die 10 Tracks hatten ihren Ursprung während der Pandemie-Zeit, wo sich jede Menge  innerlicher Frust angestaut hatte und wurden später mit Leuten wie Kirk Fletcher (Gitarre, u. a. Ex-Fabulous Thunderbirds, Eros Ramazotti) , Lachy Doley (Voc, Hammond u. a. Jimmy Barnes, Glenn Hughes), Mahalia Barnes (Voc, u. a. Joe Bonamassa Band, Tochter von Aussie-Rocklegende Jimmy Barnes), Karen Lee Andrews (australische Sängerin(Ms Murphy)) und Jades Eltern, der renommierten Jazz-Sängerin Joy Yates und Fusion/Modern Jazz-Pianist Dave MacRae,und auch von Joe Bonamassa weiterentwickelt.

Der Gitarrenmeister himself liefert dabei auf dem sicherlich stärksten Stück des Werkes, dem slow-bluesigen „Early In The Morning“ eine packendes E-Solo, dass der ohnehin schon fesselnden Atmosphäre im Verlauf noch weitere dramatische Tiefe vermittelt.

Weitere Anspieltipps meinerseits sind der lässig groovende Opener „Out Of Sight“, das heftig und aggressiv  dahingeschossene Soulfeuer in „Shots Fired“, aber natürlich auch die ruhigeren Sachen wie „Reckoning“, das anprangernde „How Can We Live“, in denen Jade ihre ganze emotionale Verzweiflung der Pandemiezeit stimmlich in ihre Songs einbringt sowie auch das finale famose „Better This Time“ mit dem fast improvisiert wirkenden Instrumentalteil im Endbereich des Tracks.

Joe Bonamassa beschreibt sie als eine der talentiertesten Musikerinnen, die er je getroffen habe und in dieser Kombination von Seelenfülle und technischer Gewandtheit nur sehr selten vorkommt. Jade MacRaes neues Album „In My Veins“ untermauert dieses Statement mit tollen, spannenden und abwechslungsreichen Songs, handelnd von von Selbstliebe, positivem Denken in einer Zeit generationen-übergreifender Panik, Optimismus und dem Triumph über das Grauen. Und das mit einer Stimme, die im Blues-Soul-Bereich ihresgleichen sucht.

Eigenproduktion (2024)
Stil: Blues, Soul & More

01. Out Of Sight
02. Rose Coloured Glasses
03.  Little Joy
04. Early In The Morning
05. Eyes To The Sky
06. Shots Fired
07. Reckoning
08. How  Can We Live
09. In My Veins
10. Better This Time

Jade MacRae
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Brooke Lynn Promotion

Bruce Katz Band – Back In Boston Live – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Mit 100 Sitzplätzen ist The Fallout Shelter, Norwood bei Boston, MA., eine bemerkenswerte Venue. Zugleich Broadcast und Recording Studio mit High-End-Audio und Videoproduktion, sowie Live Streams auf Youtube, wird die legendäre Institution getragen von der gemeinnützigen Grassroots Cultural Organisation. Neben vielen anderen haben z. B. auch Larkin Poe vor fast 10 Jahren die “Extended Play Sessions” im Fallout Shelter als Promotion-Chance genutzt.

Und so haben wohl die Erlebnisse seiner Studienzeit am Berkeley College of Music und seine dortige Professur (1995 – 2010) eine Rolle gespielt und den genialen Piano, Organ-Keyboarder (und Bassisten) Bruce Katz nun wieder in seine ehemalige Heimatstadt gezogen, um die neue Scheibe “Back In Bosten Live” im Fallout Shelter einzuspielen. Die mit neun Eigenkompositionen und zwei Cover-Stücken vollgepackte Konzertaufnahme lässt an der Live-Power der exzellenten Band von Beginn an nicht den geringsten Zweifel, wobei es sich überwiegend um Instrumentals handelt, die in ihrer Intensität den Gesang leicht entbehren können.

Ein Highlight des Longplayers ist die fast 10-minütige Version des Allman Brothers/Dickie Betts Titels “In Memory of Elizabeth Reed”, inklusive eines outstanding Drum-Solo-Parts und Keyboard/Guitar Variationen. Zwei 9-Minuten-Tracks (“Get Your Groove” und “Gray’s Jam”) gehören zu den weiteren Konzerthöhepunkten. Die nicht nur vom Titel her groovenden und jammenden Rhythmen treibt Bruce Katz zusammen mit Gitarrist Aaron Lieberman, Gastmusiker Jesse Williams (u. a. North Mississippi Allstars) am Bass, und Schlagzeuger Livio Pop, durch grandiose Solo-Einlagen furios in ausgiebig breite Klangsphären.

Die pure Begeisterung beim Publikum steigert den Eindruck der kraftvollen Live-Performance. Aaron Lieberman, der auch die Gesangsparts übernimmt, hat mit dem 1934er Leroy Carr-Klassiker “Blues Before Sunrise” seine absolut herausragende Vocal-Nummer, deren krönende Piano-Passagen des mittlerweile 72-jährigen Bandleaders den seinerzeit sehr populären Blues-Interpreten Carr auszeichnen.

Auch der Boogie-Woogie und Rock’n’Roll “Don’t Feel So Good Today” (Jerry Lee Lewis hätte seine pure Freude!) rückt den Oldie-Charakter in den Vordergrund der Aufnahme. Chuck Leavell selbst Pianist und Keyboarder (in den 70ern u.a. Allman Brothers und inzwischen Musical Director der Rolling Stones) bringt es treffend auf den Punkt: “Bruce Katz …has fingers full of fire…whether on piano or hammond…”.

Die phänomenale Klangwelt aus Blues, Jazz, Soul und Jam-Band-Rock von Bruce Katz und seiner Band ist auf “Back In Boston Live” jederzeit präsent und steigert sich zu einer mehr als elektrisierenden Performance. Der Stellenwert dieser hochgradig gelungenen Produktion einer weitverzweigten American Roots Music Experience ist jedoch ebenso geprägt durch die unmittelbar hautnahe Atmosphäre im Fallout Shelter. Natürlich findet die CD-Release-Party dort am 13.09.2024 ebenfalls statt.

Dancing Rooster Records (2024)
Stil: Blues, Jazz, Soul

Tracks:
01. The Czar
02. Blues Before Sunrise
03. In Memory Of Elizabeth Reed
04. Don’t Feel So Good Today
05. Get Your Groove
06. Gary’s Jam
07. Dreams Of Yesterday
08. Take The Green Line
09. BK’s Broiler
10. Just An Expression
11. For Brother Ray

Bruce Katz Band
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Sierra Green & The Giants – Here We Are – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Sierra Green wurde seit ihrer Kindheit, sie hat bereits im Alter von acht Jahren in einem Kirchenchor gesungen, musikalisch in New Orleans sozialisiert. Inzwischen wird sie als „Queen of Frenchmen Street“, dem legendären Künstlerstadtviertel der Stadt, verehrt.

Hier hat Sierra Green auch ihre erstklassige Begleitband „The Giants“ rekrutiert und zusammen in Nashville mit dem renommierten Gitarristen und Produzenten JD Simo ihr Debütalbum „Here We Are“ aufgenommen und produziert. Das Album enthält zehn legendäre, neu interpretierte Songs bekannter Soulmusiker, von denen James Browns „This Is A Man‘s World“ sicherlich der bekannteste sein dürfte. Und mit „Same Old Blues“ ist sogar ein Stück mit Anleihen des Chicagoblues dabei.

In allen Tracks besticht Sierra Green durch ihre unverwechselbare Alt-Stimme, unterstützt von einer starken Bläsersektion und mitreißenden Basslinien. Eine Reminiszenz an die Soulmusik aus Detroit und Memphis. Unter dem Strich ist „Here We Are“, nicht nur für Freunde der klassischen Soulmusik, ein gelungenes und inspirierendes Album voller gefühlvoller Melodien und emotionaler Tiefe.

Allerdings fordert es nicht unbedingt zum Tanzen auf, viele der Songs bewegen sich eher im Midtempobereich. Aber es in Ruhe genießen und dabei in Erinnerungen an vergangene Zeiten schwelgen, das geht mit dem Album hervorragend. Auf weitere Werke von Sierra Green und ihren Giants dürfen wir also gespannt sein.

Big Radio Records (2024)
Stil: Soul

Tracks:
01. Can You Get To That
02. Come To Mama Bläser Soul
03. Girls Can‘t Do What Guys Do
04. Break In The Road
05. Dreams
06. This Is A Mans World
07. He Called Me Baby
08. Get Low Down
09. Promised Land
10. Same Old Blues

Sierra Green & The Giants
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Sugaray Rayford – Human Decency – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Zwei Jahre nach seinem Award-gekrönten Album “In Too Deep” hat der US-amerikanische Soul-Blues-Sänger und Songschreiber Sugaray Rayford (B.B. King, Entertainer of the Year 2020) bereits seinen neuen Longplayer “Human Decency” am Start. Die Scheibe wurde, wie die drei erfolgreichen Vorgänger, von Songwriter Eric Corne (u. a. John Mayall, Lucinda Williams, Walter Trout) produziert und listet neun eigene Kompositionen.

Als Lead-off Single gibt “Run For Cover” sogleich Volldampf und pusht Sugarays außergewöhnliche Stimmkraft zum Sound der Bläsersection – ein echter Powersong. Die stampfende Soul-Rock Speed-Nr. “Ain’t That A Man” belebt die gute alte Sam & Dave Memphis-Soul-Time, und zusätzlich wird klassischer Soul im Stile von Solomon Burke in “Strawberry Hill” frisch aufgelegt. Country-Sänger Sam Morrow darf sich im Duett von “Stuck Between” als funkiger Soul-Blues-Interpret beweisen und auch hier leistet die Bläsertruppe, getragen von Joe Sublett, am Saxophon (u. a. Taj Mahal, Stevie Ray Vaughan, B.B. King Band) und Mark Pender, Trompete, (Ex E-Street Band) mehr als ganze Arbeit.

Dementsprechend ist auch der Titelsong “Human Decency” ein auffallend groovender R&B-Track und wird seinen Platz in Radio-Playlists sicher schnell finden. Autobiographische Texte sind im letzten Song (“Aha”) ein Teil Sugarays persönlicher Erinnerungen und bringen dazu noch einmal typischen Soul-Blues-Sound aus der frühen Blütezeit der 60er Jahre.

Sugaray Rayford, der leidenschaftlich in den Lyrics menschliche Probleme und Alltagssorgen sozialkritisch aufgreift, hat ein neues Kapitel der traditionsreichen US-Soul-Music aufgeschlagen. Sein aktuelles Album “Human Decency” verbindet die Elemente aus klassischen und modernen Soul-Blues-Melodien mit rauen und funkigen R&B Vibes – eine Award-verdächtige Mischung und auf jeden Fall durch und durch eine echte “Soulman” Produktion.

Forty Below (2024)
Stil: Soul, Rhythm ’n’ Blues, Blues

Tracks:
01. Failing Upwards
02. Human Decency
03. Stuck Between
04. Strawberry Hill
05. Run For Cover
06. Dirty Rat
07. Ain’t That A Man
08. Hanky Panky Time
09. Aha

Sugaray Rayford
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Devious Planet

Markey Blue Ric Latina Project – Blue Eyed Soul – CD-Review

Dem Vorgänger-Album „Jumpin‘ The Broom“ des Markey Blue Ric Latina Projects hatte ich ja bereits ausführlich meine Bewunderung gezollt, jetzt liegt mit „Blue Eyed Soul“ der Nachfolger vor. Hinter dem Projekt steht das Ehepaar Jeannette Markey und Eric B. Latina, beides erfahrene Musiker, die sich über diverse andere Projekte kennen- und lieben gelernt haben und schließlich nun schon seit längerem gemeinsam zu Werke schreiten.

Während ich den letzten Longplayer noch im Southern Soul verortet hatte, geht es auf diesem Silberling eher in die klassische Richtung des bluesigen Souls, allerdings in der absoluten ‚Laidback‘-Variante. Tiefenentspannung ist größtenteils angesagt, meistens so sanft und geschmeidig, dass mir die gute Sade mit ihren smoothen Songs auch immer wieder im Kopf herumschwirrt.

Allein sechs der zwölf Tracks haben es auch wieder zu TV-Präsenz geschafft und selbst Stax-Gitarrenlegende Steve Cropper, hätte bei „Baby I’m Crying“ („I couldn’t get the song out of my head“) am liebsten direkt mitgezupft. Das beschriebene Terrain ist natürlich prädestiniert für Markeys tolle Stimme (die kann aber vermutlich wirklich alles singen)…, Latina, lässt dabei in typischer Manier seine transparenten E-Gitarrenklänge, untermalend, füllend oder filigran in Solo-Manier einfließen.

Die anderen Instrumente wie Drums, Bass, BGVs, Horns und Keys sind diesmal durch diverse weitere Musiker mehrfach und somit sehr variabel besetzt, wobei besonders die Keyboarder mit ihrem akzentuierten Spiel, als auch einige Bläserzutaten, ebenfalls einen entscheidenden Beitrag leisten.

Während Markey Blue dazu rät, sich beim Hören der Scheibe ein Glass Wein einzugießen, sich zurückzulehnen und sich von diesen chilligen Soul/Blues-Vibes berieseln zu lassen, würde ich dem eher träumerisch veranlassten Menschen auch den eiskalten Longdrink an Deck eines schönen Boots, das dem stimmungsvollen abendlichen Sonnenuntergang entgegensegelt, als Alternative ins Spiel bringen. Auf jeden Fall tolle höchstmelodische Soul-/Blues-Musik, um, wie auch immer, die Seele einfach mal baumeln zu lassen.

Soul O Sound Records (2024)
Stil: Blues / Soul

Tracks:
01. Crazy Without You
02. Raining Down On Me
03. So Much
04. Baby I’m Crying
05. Yes I Do
06. Set My Heart Free
07. When I Close My Eyes
08. Can’t Let You Go
09. Me Missing You
10. Come On
11. With You
12. What Am I Gonna Do

Markey Blue Ric Latina Project
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Beaux Gris Gris & The Apocalypse – Hot Nostalgia Radio – CD-Review

Review: Michael Segets

Die ersten vier Tracks von „Hot Nostalgia Radio“ lassen keine nostalgischen Gefühle aufkommen. Beaux Gris Gris & The Apocalypse legen fulminant mit voluminösen Sound und dominanter elektrischer Gitarre los. Schmissiger Rock’n Roll hallt zum Einstieg aus den Lautsprechern: „Oh Yeah!“ – der Titel ist da Programm. Nach dem vorab auskoppelten Opener geht es kraftvoll mit dem Selbstbekenntnis der Frontfrau Greta Valenti „Wild Woman“ weiter. Ebenso kommt das aufgekratzte, mit einem Indie-Einschlag versehende „I Told My Baby“ kurz und knackig zur Sache – auch im Text. Während die bisher genannten Stücke in unter drei Minuten abgehandelt sind, nimmt sich die Band für „Satisfy Your Queen“ etwas mehr Zeit. Dennoch wird die zweite Single des Albums straight durchgespielt. Sie ist für mich nicht zuletzt aufgrund des starken Chorus das Highlight der CD.

Nach dem rockigen Anfang nehmen Beaux Gris Gris & The Apocalypse das Tempo sukzessive heraus. Mit „Middle Of The Night“ startet eine Reihe von drei Beiträgen, in denen sich die Band dem Soul zuwendet. „All I Can Do Was Cry“, bei dem Valenti unterstützt von einer Horn-Section zu einem dramatischen Finale ansetzt, beamt ebenso wie das runde „Sad When I‘m Dancing“ in vergangene Zeiten zurück, ohne dabei angestaubt zu wirken. Hier schwingt etwas Nostalgie mit, wie der Albumtitel verspricht.

In der zweiten Hälfte des Longplayers drosseln Beaux Gris Gris & The Apocalypse das Tempo weiter. Valenti zeigt sich bei „The Runaway“ und „Harder To Breathe“ von ihrer sanfteren Seite. „Penny Paid Rockstar“ sticht unter den langsameren Titeln hervor. Obwohl es ruhig angelegt ist, entwickelt das Stück durch den Wechsel von ruhigen und dynamischen Passagen einen schönen Drive. Die beiden Midtempo-Nummern „Don’t Let Go“ und „Marie“ nehmen mich hingegen weniger mit. Sie erinnern entfernt an Kompositionen von Dough Sahm, den ich stets mit Schlagern assoziiere. „Let’s Ride“ geht ebenfalls in diese Richtung, wobei Rhythmus und Akkordeon den Song interessanter als die anderen beiden machen. Das Akkordeon von Sam Robertson gibt dem abschließenden „Mama Cray“, das sich zwischen Folk und Country bewegt, einen Tex-Mex-Einschlag mit. Insgesamt fällt die Scheibe nach hinten raus gegenüber dem begeisternden Start und den souligen Mittelteil etwas ab.

„Hot Nostalgia Radio” ist nach „Love & Murder“ (2019) und „Good Times End Times (2022) das dritte Studioalbum von Beaux Gris Gris & The Apocalypse. Die Köpfe hinter der Band sind die aus Louisiana stammende Greta Valenti sowie Robin Davey aus Großbritannien. Die Texte der vierzehn Titel verfasste Valenti, die Musik schrieben beide gemeinsam teilweise mit Unterstützung des Bassisten Stephen Mildwater. Mit der Band Well Hung Heart supportete Valenti bereits Foreigner und The Offspring. Davey arbeitete schon mit Mick Jagger und Katy Perry zusammen.

Ab Oktober geht die Band auch in Deutschland auf Tour. Mit „Hot Nostalgia Radio” geben Beaux Gris Gris & The Apocalypse eine Empfehlung für ihre Live-Shows ab. Zu erwarten ist dort eine bunte Mischung von Rock, Soul bis hin zum Country. Die beiden rockigen Singles des Albums spiegeln nur eine Facette des Albums wider, bei der die energiegeladene Frontfrau Greta Valenti ihre Stärken ausspielt.

Grow Vision Music & Records (2024)
Stil: Rock and more

Tracks:
01. Oh Yeah!
02. Wild Woman
03. Satisfy Your Queen
04. I Told My Baby
05. Middle Of The Night
06. Sad When I’m Dancing
07. All I Could Do Was Cry
08. The Runaway
09. Harder To Breathe
10. Don’t Let Go
11. Penny Paid Rockstar
12. Marie
13. Let’s Ride
14. Mama Cray

Beaux Gris Gris & The Apocalypse
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JohThema Promotions

Dave Keller – It‘s Time To Shine – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Und wieder liegt die CD eines mir – und sicherlich auch hierzulande überhaupt – unbekannten Soul- und Bluesmusikers auf meinem Schreibtisch. Dave Keller wurde bereits dreimal mit Nominierungen für den Blues Music Award für das beste Soul-Blues-Album ausgezeichnet. Ein guter Grund also, sich mit seiner neuen CD „It’s Time To Shine“, die bereits seit Ende August im Handel ist, zu beschäftigen.

Für die Aufnahme des Albums scheuten er und seine Bandmates allerdings die hohen Kosten und den damit verbundenen Zeitdruck professioneller Aufnahmestudios und quartierten sich kurzerhand in einer abgelegenen Berghütte ein, um die Scheibe mit einfacheren Mitteln und ohne zeitliche Nöte aufzunehmen. Geschadet hat es dem Album absolut nicht, die Qualität befindet sich trotz der eingeschränkten Möglichkeiten auf einem sehr hohem Niveau.

Tatsächlich ist es mehr eine Soulscheibe als ein Blueswerk geworden, was auch an vielen bläserunterstützten Songs mit teils wilden Keyboardeinlagen bzw. Untermalungen liegt. Bestes Beispiel dafür ist z. B. das melodiöse „789-0133“ mit einem sehr souligen Saxophon-Intro. Da werden Erinnerungen an die guten, alten Motown-Zeiten wach. Gleiches gilt ebenso für das fröhlich beginnende „I Wonna Go Back To Memphis“ mit einer gut aufgelegten Backgroundsängerin gegen Ende des Stückes. Der Opener „Waiting For The Sunrise“ und das Folgestück „The Truth Of The Blues“ kommen mit reichlicher Keyboarduntermalung recht ähnlich daher, wobei der zweite Song ein wenig härter und fordernder klingt.

Das balladeske „Something ´bout A Sad Song“ sticht allerdings aus den übrigen Nummern hervor. Es ist ein stimmiger mit leichten Americana- bzw. Country-Einflüssen versehener Blues, die zwischendurch immer wieder im Gitarrenspiel aufblitzen. Ansonsten frönt Dave Keller in seinem neuesten Werk seiner offenbaren Leidenschaft für bläsergetragene, soulangereicherte Titel; mal langsamer, mal flotter und treibender, aber immer hörenswert dargeboten.

Mit Bezug auf den Titel seines Albums sagt Keller, dass es nach der düsteren Pandemiezeit endlich wieder soweit ist, sein muss, sich heraus zu trauen, ins Licht zu treten und zu strahlen. Und das ist ihm mit seinem neuen Album sicherlich gelungen. Es steckt voller Lebensfreude und klingt fröhlich und unbeschwert. Auch wenn es kein wirkliches Southern-Rock-Album ist oder zumindest Southernklänge aufweist, es macht Spaß den zwölf Tracks zu lauschen.

Tastee Tone Records (2023)
Stil: Soul, Blues

Tracks:
01. Waiting For The Sunrise
02. The Truth Of The Blues
03. 789-0133
04. My Time To Shine
05. I Wonna Go Back To Memphis
06. The First Time With You
07. Nothing Like Your Love
08. Paint A New Life Together
09. Full Measure Of Pleasure
10. Mayor Of Memory
11. Someting ´bout A Sad Song
12. Hard To Believe

Dave Keller
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André Bisson – Latchford – CD-Review

Review: Jörg Schneider

André Bisson war mir bislang total unbekannt, also hab ich mal ein wenig gegoogelt: er stammt aus Ontario (Kanada), ist seit mehr als 20 Jahren im Musikbusiness und pflegt einen musikalischen Stil, der im Bereich Soul, Roots, Blues und R&B angesiedelt ist. Mit „Latchford“ hat er nun sein zehntes, reichhaltig instrumentiertes Album (Gitarren, Bass, Tamburin, Harmonika, Piano, Orgel, Tenor- und Baritonsaxophon, Trompeten, Cello, Posaune und Geige), herausgebracht.

Er selbst beschreibt sein Album so: „Wenn ich das Thema dieses Albums mit einem Wort beschreiben würde, wäre es „Perspektive“. Perspektive kann zusammen mit Beobachtung und Empathie die Realität schaffen, in der wir leben möchten….“

Diese Aussage charakterisiert schon ganz gut die musikalische Ausrichtung des Albums. Fast alle Songs sind eher bedächtig mit Soul-, Gospel- und auch Countryeinflüssen arrangiert und nur teilweise im Midtempobereich angesiedelt. Die Texte stehen sicherlich im Vordergrund, es lohnt also sich die von Bisson erzählten Geschichten anzuhören.

In allen Stücken kommen mehr oder weniger stark ausgeprägt Blasinstrumente zum Tragen, wobei man allerdings den Eindruck hat, dass die Bläsersektion nur schleppend und mit gebremsten Schaum spielt. Druckvollere Bläsersätze hätten der Scheibe aus meiner Sicht bestimmt gut getan. André Bissons Gesang passt durchaus zu der gebremsten Energie der Songs, ist aber nur wenig moduliert und daher nicht so abwechslungsreich.

Insgesamt ist an der CD handwerklich nichts auszusetzen, als sanfte Hintergrundmusik taugt sie allemal, sofern man sich nicht auf die Texte einlassen möchte/kann. Nur hinterlässt sie zwischen dem linken und rechten Ohr keinen bleibenden Eindruck. Dafür ist ihr Wiedererkennungswert zu gering. Der Hörerschaft unseres Magazin dürfte die Scheibe wohl nur bedingt gefallen.

Jazzhaus Records (2023)
Stil: Soul, Gospel

Tracks:
01. Latchford
02. The Reformed Deceiver
03. Echo Mountain
04. Shake
05. Dusty Albums
06. Smile Time
07. Enough
08. Longest Way Around
09. Sticks And Stones
10. Tail Wags The Dog
11. The Bring Down

André Bisson
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Samantha Fish & Jesse Dayton – Death Wish Blues – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Bei “Death Wish Blues” handelt es sich um eine knallharte Mischung aus Blues, Funk, Soul und einem zarten Country-Abschluss, die das Album in ein außergewöhnliches Crossover-Genre katapultiert. Dabei konnten Samantha Fish (z. B. LP “Belle Of The West”) und Jesse Dayton (z. B. LP “On Fire In Nashville”) nicht nur auf ihre musikalischen Erfahrungen im Country-Music Bereich zurückgreifen, um das gemeinsame Full-Length Album einzuspielen.

Schon der prägende Riff des geradeaus blues-rockigen Titelsongs markiert die Richtung des Longplayers, die mit “Down In The Mud” in eine düster-funkige Variante bluesiger Dimensionen abgleitet. Das extravagante Guitar-Playing der beiden Akteure erweitert in einzelnen Titeln die genre typischen Grenzen hin zu experimentell-psychedelischen Soundgefilden (“Trauma”) oder infernoartigen Solo-Parts (“Rippin And Runnin”). Immer außergewöhnlich lebhaft und mitreißend konzipiert von Jon Spencer, dem leidenschaftlichen Produzenten mit visionären Vorstellungen. “He gave the record this kind of live”, so Dayton über Spencer in einem Interview.

Bereits auf ihrer EP “Stardust Sessions” hatten Fish und Dayton 2022 eine Zusammenarbeit erprobt und hierbei den Grundstein für das vorliegende Album gelegt. Die vielversprechende Kooperation reflektiert im weiteren Top-Song “Riders”, im betont groovig-rhythmischen Texas Rock das intensive Tournee-Leben mit täglich wechselnden Venues und im schnellen Rock’n’Roll-Duettgesang den “Lover On The Side”. Zwischendurch wird harter Blues Rock immer wieder Höhepunkt der Scheibe, so z. B. bei “Flooded Love”, deren Intentionen Jesse Dayton damit begründet, dass “…wir alles auf dem Blues basieren lassen, mit einer Menge Inspiration von Leuten, wie Albert King und Magic Slim bei den Leadgitarren-Parts.”

Dass die beiden “Straight up guitars” auch darüber hinaus ihre melodisch souligen Seiten (“No Apology”) dabei hatten oder mit der rasanten Nummer “Supadupabad” zwei Minuten Rock-Vergnügen parodierten, mindert keineswegs den powervollen Longplayer. Zum Abschluss bekommt die Scheibe sogar ein moderates Country-Feeling. “You Know My Heart”, ein Liebeslied mit wechselnden Vocals, erinnert an die musikalische Vergangenheit der beiden Songschreiber.

Das Album “Death Wish Blues” von Samantha Fish und Jesse Dayton serviert superfrischen und überaus lebendigen Gitarren Blues Rock, sowie eine Mixtur hervorragend produzierter, artverwandter Songideen. Die Scheibe ist ein sanfter Weckruf an das zeitgenössische Genre der Blues Rock-Szene und eine experimentierfreudige Zusammenarbeit über diese Stilrichtungsgrenzen hinaus.

Rounder Records (2023)
Stil: Blues, Rock, Soul

Tracks:
01. Deathwish
02. Down In The Mud
03. Riders
04. Settle For Less
05. Trauma
06. No Apology
07. Flooded Love
08. Lover On The Side
09. Rippin And Runnin
10. Dangerous People
11. Supadupabad
12. You Know My Heart

Samantha Fish
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Jesse Dayton
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Oktober Promotion