The Gaslight Anthem – History Books – Short Stories – EP-Review

Review: Michael Segets

Der Erfolg von „History Books“ blieb hinter den Erwartungen zurück. In Amerika hat das Album sogar den Sprung in die Top-100 verpasst. Die lange Auszeit der Band, während der sich Brian Fallon seinen Solo-Projekten widmete, mag sich da gerächt haben. Pünktlich für die diesen Sommer geplante Tour durch Europa und die USA legen The Gaslight Anthem die EP „History Books – Short Stories“ nach. Vielleicht puschen die Tour sowie die EP ja die Verkaufszahlen des Longplayers aus dem Vorjahr.

Auf „History Books – Short Stories“ finden sich vier Tracks mit einer Gesamtspielzeit von einer Viertelstunde. Der Untertitel ist also berechtigt, früher hätte man das Werk wahrscheinlich eher als Maxi-Single bezeichnet, dies ist jedoch im Streaming-Zeitalter völlig egal. Angesichts der längeren Abstinenz von The Gaslight Anthem ist das Nachschieben der Veröffentlichung sicherlich unter Marketinggesichtspunkten sinnvoll. Andererseits führt die Band eine Tradition fort, denn sie hat mittlerweile ebenso viele EPs wie Studioalben herausgebracht. Wie auch immer, die Songs sind eine willkommene Ergänzung zu „History Books“.

Zwei Singles dieses Werks sind in akustischen Versionen vertreten, wobei beide mit der kompletten Band eingespielt und nicht etwa dem Folk verschrieben sind. „Positive Charge“ bleibt ein schmissiger Track, der geradeheraus rockt – nun in einer erdigeren Variante. Bei „History Books“, das im Original von Fallon und Bruce Springsteen im Duett gesungen wird, ist die Veränderung größer. Das Tempo des Songs wird reduziert, sodass er in eine Ballade transformiert wird. Die Atmosphäre ändert sich daher vollständig. Die neue Interpretation hat für mich sogar die Nase gegenüber der vorherigen vorn, obwohl der Boss nicht mit von der Partie ist.

Während also bei „History Books“ ein Rocker in eine Ballade verwandelt wird, verhält es sich bei dem Cover „Ocean Eyes“ umgekehrt. The Gaslight Anthem macht aus der Komposition von Billie Eilish eine Uptempo-Nummer im eigen Stil einschließlich typischen E-Gitarrensounds. Die Modifikationen bei „Blue Jeans And Tees“ erscheinen hingegen dezent. Der Song aus der Anfangsphase der Band erschien bereits auf „Señor And The Queen“ (2008). Fallon und seine Mitstreiter setzen nun etwas weniger Keys ein, stattdessen wirkt die akustische Gitarre dominanter. Der ruhige Vertreter wirkt daher rootsiger und klingt etwas voller – insgesamt bewegt er sich aber nah an der ersten Einspielung. Er kann mit Blick auf die Konzerte als Hinweis auf den Backkatalog gedeutet werden, der ja einige hervorragende Stücke umfasst.

Die EP hält mit „History Books” und dem Cover „Ocean Eyes“ von Billie Eilish zwei beachtliche Neuinterpretationen bereit, die die Songs in gänzlich neuem Licht erscheinen lassen. Auf den beiden anderen Varianten ihrer Stücke bewegt sich The Gaslight Anthem in Richtung Roots Rock. „History Books – Short Stories“ gibt so einen Vorgeschmack auf die kommenden Konzerte. In Deutschland sind Auftritte in Nürnberg (26. Juni), Saarbrücken (30. Juni) sowie beim Bandhaus Festival in Erfurt (28. Juni) vorgesehen.

Rich Mahogany Recordings – Thirty Tigers/Membran (2024)
Stil: Rock

Tracks:
01. Ocean Eyes
02. Positive Charge
03. Blue Jeans And White Tees
04. History Books

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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Elles Bailey – Live At The Fire Station – CD-Review

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Es ist tatsächlich schon wieder fünf Jahre her, dass ich Elles Bailey und ihre Band zum letzten Mal live auf der Bühne erlebt habe. Zwischenzeitlich hatte ich aber noch das Vergnügen, ihre beiden starken Studio-CDs „Road I Call Home“ und „Shining In the Half Light“ reviewen zu dürfen.

Irgendwie kam mir dann neulich mal in den Sinn, zu checken, ob es denn nicht irgendwas neues bezüglich ihrer Person zu vermelden gibt. Und tatsächlich, es existiert seit kurzem eine brandneue Live-CD, passt ja dann gut. Kaum hatte ich die sympathische Künstlerin angeschrieben, waren wenig Zeit später die Files zum Album und sämtliche Begleitinfos zugegen.

Das Album wurde in Sunderland (wo ich tatsächlich auch schon mal zu Jugendzeiten, bei einem meiner bisherigen zwei England-Besuche gewesen bin), wie es der Albumtitel schon proklamiert, in einer Location namens ‚The Fire Station‘ aufgenommen, Alarm gab es wohl allerdings dann nur musikalisch auf der Bühne. Bailey scheint von dem Auftrittsort überaus angetan zu sein, wie es zwischenzeitlich immer wieder bei den Songs zum Ausdruck kommt.

Die Chemie um die Protagonistin herum muss nach wie vor stimmen, die Besetzung mit Joe Wilkins (guitars, backing vocals), Matthew Waer (bass, backing vocals), Matthew Jones (drums) bildet weiterhin das Grundgerüst, lediglich der klasse agierende Jonny Henderson (hammond organ, piano, backing vocals ) und Demi Marriner (backing vocals, tambourine) sind als neue, zusätzliche Personalien im Vergleich zu ihren damaligen topos-Auftritten (die damals natürlich unter anderen Vorzeichen stattfanden) zu vermelden.

Das Spiel, bzw. den Gig beginnen Bailey und Band mit dem launigen „The Game“, ein gut gewählter Einstieg. Beim Zeigefinger-erhebenden „Stones“ (Don’t throw stones!) lässt Joe Wilkins mit ersten Slide-Einlagen keinen Zweifel daran, dass er ein gehöriges Maß an Southern Rock im Blut hat. Die beiden nachfolgenden, ruhiger angesiedelten „Colours Start To Run“ (Killer-Ballade) und „Perfect Storm“ sind einfach nur zum Niederknien.

Im weiteren Verlauf präsentiert die Protagonistin mit ihrem starken Ensemble viele Eigenkreationen samt zweier toll gewählter Fremdkompositionen („Over the Hill“ und „Long As I See the Light“ – hier begegnet Elles John Fogerty in weiblicher Form absolut auf Augenhöhe, Gänsehaut garantiert), wobei das letzte, immer noch aktuelle Studio-Album „Shining In The Half Light“ naturgemäß den Schwerpunkt bildet. Schön, dass mein absolutes Lieblingsstück von ihr, das flott groovende „Help Somebody“, auch vertreten ist.

Alle Beteiligten haben ihre zahlreichen Glanzmomente (selbst die starke Backgroundsängerin Demi Marriner darf beim endgültigen Rausschmeißer „Sunshine City“ mit einem furiosen Solopart ihre vokale Klasse herausstellen).

Die von amerikanischer Musik stark beeinflusste Hauptakteurin Elles Bailey agiert hier fast wie eine junge Bonnie Raitt zu ihren besten Zeiten in der britischen Variante. Jeder der insgesamt 16 Tracks zündet, somit kann man dieses Elles Bailey-Konzert in der ehemaligen sunderländischen Fire Station als ein einziges musikalisches Feuerwerk charakterisieren! Ganz heißer Stoff!

Outlaw Music – (2024)
Stil: Blues/(Southern) Rock/Country/Roots

01. Cheats And Liars
02. The Game
03. Stones
04. Colours Start To Run
05. Perfect Storm
06. Spinning Stopped
07. Shining In the Half Light
08. Help Somebody
09. Medicine Man
10. Halfway House
11. Cheats and Liars
12. Over The Hill
13 Hole In My Poket
14. Long as I See the Light
15. Riding Out the Storm
16. Sunshine City

Elles Bailey
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V2 Records & Bertus Musikvertrieb

Sarah Shook & The Disarmers – Revelations – CD-Review

Review: Michael Segets

Sarah Shook & The Disarmers bleiben auf „Revelations“ ihrer Richtung treu, die sie mit „Years“ (2018) eingeschlagen und mit „Nightroamer“ fortgeführt haben. Das aktuelle Album vereint erneut Indie-Rock und Alternative Country zu etwa gleichen Teilen. Meine damalige Vermutung, dass sich Sarah Shook & The Disarmers weiter in Richtung Rock bewegen, bestätigt sich also nicht. Diese Pfade verfolgt Frontfrau River Shook auf „Cruel Liars“ mit ihrem Projekt Mightmare, bei dem sie sich mit poppigen Arrangements deutlich experimentierfreudig zeigt.

Dass sie mit den Disarmers ihre Linie nicht ändert, ist erfreulich. In Sachen Rock liefert die Band mit „You Don’t Get To Tell Me“, das genau die richtige Mischung zwischen Eingängigkeit und Kratzigkeit trifft, sowie dem kraftvollen „Criminal“ zwei starke Songs ab. „Dogbane“ und „Give You All My Love“ können sich ebenfalls hören lassen, sind aber etwas schwächer als die beiden erstgenannten Tracks. Äußerst gelungen ist wiederum das Titelstück „Revelations“, das durch die atmosphärische Gitarrenarbeit besticht und mit jedem Durchlauf an Tiefe gewinnt. Ebenso hat die zunächst unterkühlt wirkende Ballade „Nightingale“ einen eigenwilligen Grip, bei der ein wuchtiger Gitarrensound den Song dominiert. Insgesamt zeigen sich Sarah Shook & The Disarmers bei den rockorientierten Beiträgen innovativer als bei denen aus der Country Ecke.

Dennoch nehmen mich die Country-Nummern mehr mit als die auf dem vorangegangenen Longplayer. Allen voran sticht das bittere „Motherfucker“ heraus. Die Band variiert das Tempo vom schnellen „Backsliders“, das als erste Single ausgewählt wurde, über „Jane Doe“ bis zum gemäßigten „Stone Door“. Die Stücke sind mit auffälliger Steel Pedal und genügend Twang versehen – also in ähnlicher Weise performt wie man es von den vorherigen Werken kennt. Allerdings strebte Shook mit der neuen CD einen direkteren Sound an, der sich an dem ihrer Live-Auftritte orientiert. Sie übernahm selbst die Produktion und spielte das Album in zwei Tagen mit ihrer Band ohne großangelegte Nachbearbeitung ein.

Die Songs basieren auf autobiographischen Erlebnissen der Bandleaderin. Da fehlen dann natürlich nicht die Liebes- und Beziehungsgeschichten. Aber auch Anfeindungen, Diskriminierungen bis hin zu Gewalterfahrungen verarbeitet Shook in ihren Texten. Die Anstrengung sich selbst zu behaupten, ist ein durchgängiges Thema, das auch bei ihren früheren Werken durchscheint. Vor allem die Überdrüssigkeit, sich für Aspekte ihrer Person rechtfertigen zu müssen, die selbstverständlich akzeptiert sein sollten und keiner Rechtfertigung bedürfen, bringt sie eindrucksvoll bei „You Don’t Get To Tell Me“ zum Ausdruck.

Ursprünglich durchgängig am Alternative Country orientiert, geben Sarah Shook & The Disarmers inzwischen dem Indie-Rock mehr Raum. Die Stücke pendeln auf „Revelations“ relativ unverbunden zwischen den beiden Musikrichtungen. Textlich oftmals provokant bleiben die Country-Songs in ihrer Machart eher konventionell. Interessante Impulse setzt die Band vor allem mit ihren Rocknummern. Gleichwohl weiß die Band in beiden Stilen zu überzeugen und liefert einige bemerkenswerte Tracks ab.

Abeyance Records – Thirty Tigers/Membran (2024)
Stil: Rock/Country

Tracks:
01. Revelations
02. You Don’t Get To Tell Me”
03. Motherfucker
04. Dogbane
05. Nightingale
06. Backsliders
07. Stone Door
08. Jane Doe
09. Give You All My Love
10. Criminal

Sarah Shook & The Disarmers
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Ted Russell Kamp – California Son – CD-Review

Review: Michael Segets

Es wird Zeit, dass der Sommer kommt. Auf diesen kann man sich mit „California Son“ getrost einstimmen. Ted Russell Kamp widmet die CD seiner Heimat, die für Sonne und ihre Musik bekannt ist. Besonders in L. A. lebt eine vielfältige Szene, aus der viele Bands ihre kreative Impulse schöpfen. Man denke hier beispielsweise an Los Lobos. Kamp bleibt eher den Traditionen der Westcoast verhaftet, was gut ist. Mit etwas gutem Willen kann man Anleihen bei The Byrds, The Eagles oder den Beach Boys heraushören.

Das Titelstück, das den Anfang der zwölf Tracks macht, erinnert vor allem im stufenweise höher werdenden Refrain an die Traveling Wilburys. Dem gelungenen, lockeren Einstieg folgt das rockige „Hard To Hold“. Hier winkt Tom Petty von der Ferne. Später findet sich mit „Miracle Mile“ noch ein gradliniger Rocker auf der Scheibe, der durch den Gesang von Emily Zuzik zusätzlich Würze bekommt. Einen Old School Rock‘n Roll liefert Kamp mit „The Upside To The Downslide“ ab.

Bei den Rockstücken hütet sich Kamp vor Extremen, sodass sich das Album im Gesamteindruck eher im Midtempo bewegt – so auch die Songs „One Word At A Time“ und „Shine On“. Beide Titel sind klassisch aufgebaut mit kurzen, unaufdringlichen E-Gitarren-Soli. Die Co-Autorin Jenny Van West beziehungsweise der Co-Autor Rob Waller steuern bei ihren Stücken jeweils einen Gesangspart bei. Zwei Drittel der Songs entstanden in Kooperation mit anderen Musikern. Die restlichen Stücke sind reine Eigenkompositionen. Kamp setzt nicht nur beim Songwriting auf Teamwork, sondern auch bei der Umsetzung im Studio sind eine Menge Leute beteiligt. In verschiedenen Studios waren insgesamt mehr als zwanzig Künstler zu Gange, um die Tracks einzuspielen. Dem zum Trotz findet sich mit „Hanging On Blues“ eine Soloperformance von Kamp an seinem Bass.

Gleich vier Gastsänger werden für die filigrane Ballade „Firelight“ eingeflogen, die sanfte Untertöne beisteuern. Etwas erdiger geht es bei „Ballad Of The Troubadour“ zu. Die wimmernde Steel Pedal stimmt schon mal auf die anschließende Country-Nummer „High Desert Fever“ ein. Der launige Ausflug in die Prairie beginnt mit einem wuchtigen Gospelchor, um dann mit ordentlichen Twang loszutraben. Das Stück bringt einen neuen Stil auf den Longplayer, bei dem die Abfolge der Songs geschickt gewählt ist.

Es kommt keine Langeweile auf und beim ersten Durchhören gibt es einige überraschende Momente, die aber keinen Bruch im Gesamtwerk erzeugen. Nach dem Schwofer „Roll Me Till The Sun Come Up“ setzt Kamp zum Abschluss ein Highlight mit dem cool gesungene Track „Every Little Thing“, der in den Strophen die Long Ryders ins Gedächtnis ruft.

Bei dem vierzehnten Album des langjährigen Bassist von Shooter Jennings drängen sich viele Assoziationen zu anderen Musikern auf. Diese Querverweise sind von Kamp in seiner Liebeserklärung an die amerikanische Westküste gewollt. Die Referenzpunkte stehen dabei nicht plakativ im Vordergrund. Kamp saugt deren Einflüsse auf und macht aus diesen Traditionen sein eigenes Ding, das entsprechend vielfältig erscheint.

KZZ Records/Blue Elan (2024)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. California Son
02. Hard To Hold
03. One Word At A Time
04. Shine On
05. The Upside To The Downslide
06. Ballad Of The Troubadour
07. High Desert Fever
08. Firelight
09. Miracle Mile
10. Hanging On Blues
11. Roll Me Till The Sun Come Up
12. Every Little Thing

Ted Russell Kamp
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JohThema Promotions

Handsome Jack – 08.03.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Maurice Kamp, der neue Mastermind der Kulturrrampe kann sich freuen, wie die meisten in diesem Jahr aufgetretenen Bands sorgen auch Handsome Jack für eine ausverkaufte Rampe. Pille Peerlings lässt es sich an dem Abend nicht nehmen seinem Kind, der Rampe einen Besuch abzustatten, bevor es für einige Monate auf die Insel Amrum geht, um sich so ein Konzert aus der Besucherperspektive anzuschauen.

Pünktlich um 21 Uhr betritt das Trio die schräge Bühne und legt zwei furiose Sets aus einer Mischung von Blues, Boogie und Rock hin. Dabei stammen die Songs bis auf wenige Covers aus der eigenen Feder, wobei zuweilen ein Hauch der alten CCR oder von  ZZ Top mitschwingt.

Basslastig, rau und ohne Schnörkel sorgen die Drei dafür, dass die Fans von Beginn an gut mitgehen, wobei auffällt, dass auch einige jüngere Musikfans den Weg in die Rampe gefunden haben, was bei dem Musikstil oft eher nicht der Fall ist. Bestens gelaunt begrüßt Gitarrist und Leadsänger Jamison Passuite in gebrochenem Deutsch die Fans und sammelt so direkt einige Pluspunkte. Zu Beginn spielt er auf einer schwarzen Gibson Les Paul und streut einige kurze Soli in die Stücke ein, die er dann für die meisten Songs auf Seite legt und alternativ eine japanische Telesco SD4 L nutzt, die man eher selten sieht.

Joey Verdonselli spielt gradlinig seinen Bass und sorgt so gemeinsam mit Drummer Bennie Hayes für eine fette Rhythmusgrundlage. Dabei unterstützen sie bei vielen Songs Passuite beim Gesang, sodass dieser oft dreistimmig ist.
Neben Stücken aus älteren Alben der letzten zehn Jahre, spielen sie auch die Hälfte des erst Anfang des Monats erschienen Albums „Good Thing“, die gut bei den Fans ankommen, was sich auch daraus ableiten lässt, dass so manches Album, auch in Vinyl, in der Pause und nach der Show über den Merchandise-Tisch geht, und mit Autogrammen bestückt wird.

Aus einem Set-up ohne Ausfälle stechen besonders „Keep On“ als Opener mit leichten CCR-Flair, „Roll It“ und „Tough Love“ sowie das swampige „Everything´s Gonna Be Alright“ heraus, tricky sind die rau gespielten Coverversionen von „In The Midnight Hour“, „Knock On Wood“ und „Gloria“. Der Van Morrison-Song ist dabei eine ungeplante Zugabe, für die die vorher schon abgeschalteten Verstärker nach kurzer Beratung der Band noch einmal hochgefahren werden. Dies ist ein letzter Beleg für die Stimmung in der Rampe, die regelrecht von den Musikern genossen wird und so ein klasse Rausschmeißer performt wird.

Setlist:
Keep On
Bad Blood
Holding Out
Getting Stronger
Right On
Baby Be Cool
Roll It
Wind It Up
Tough Love
She Don´t Know How To Rock´n´Roll
Hard Luck Karma
Dry Spell
Ropes And Cains
It´s Understood
A Good Thing
In The Midnight Hour (Wilson Pickett Cover)
Echoes
Let Me Know
Everything´s Gonna Be Alright
Knock On Wood (Eddie Floyd Cover)
Gloria (Kinks Cover)

Line-up:
Jamison Passuite (guitar, lead vocals)
Joey Verdonselli (bass, vocals)
Bennie Hayes (drums)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Handsome Jack
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Kulturrampe Krefeld
Teenage Head Music

Dirty Honey – 15.02.2024, Luxor, Köln – Konzertbericht

Donnerstag Abend in der Domstadt, ausverkauftes Luxor, die amerikanischen Rock-Shooting-Stars Dirty Honey hatten sich angesagt.

Als Vorband durfte das Frankfurter Quartett Bird’s View ihre Musik innerhalb von 35 Minuten präsentieren. Dem jüngeren Publikum schien das aggressive Gedresche und Gebrülle einigermaßen zu gefallen, mir persönlich sagte das handwerklich bescheidene und ohne jeden Wiedererkennungswert daher kommende Songkonglomerat überhaupt nicht zu. Ich nenne eine Vorband dieses Kalibers innerhalb der Woche immer ‚Feind des arbeitenden Menschen‘, da sie mich inklusive der damit verbundenen Umbaubauarbeiten für den Hauptact um gut eine Stunde Nachtruhe gebracht hat.

Dafür entschädigten Dirty Honey, um es vorwegzunehmen,  mit einem ganz starken und engagierten Auftritt, der ihnen zurecht überaus großen Zuspruch in Form einer tollen Stimmung einbrachte, was letztendlich in drei Zugaben münzte.

Ich bin mir garnicht sicher, welcher ihrer Tonträger in meiner stetig anwachsenden Sammlung irgendwo verborgen ist, ich meine allerdings, es wäre ihre Debüt-EP gewesen, die mir sehr gut gefallen hatte und auch schließlich den Auslöser dieses Besuchs abgab.

Allein schon mit dem Titelsong ihres aktuellen Albums und Namensgeber der Tour, „Can’t Find The Brakes“, der hier als Opener gewählt wurde, machte das Quartett um Fronter Marc LaBelle eine klare Ansage, dass es an diesem Abend das Luxor abrocken wird. Nicht nur am Aussehen von LaBelle konnte man den wohl größten Einfluss der Band ausmachen, die Spuren der Black Crowes zogen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Gig. Auch AC/DC-Reminiszenzen waren in der Rhythmusgabe des Öfteren unverkennbar.

Dass es nicht nur immer heftig zugehen muss, bewies das Kollektiv im gelungenen Akustik-Intermezzo bei „Coming Home (Ballad of the Shire)“ (John Notto hier mit schönem Slidespiel) und der herrlich countryesken Fassung von „Honky Tonk Women“, aber auch bei melodischen Rock-Balladen der Mark Black Crowes, Cinderella, Manic Eden & Co. wie u. a. „Another Last Time“ oder „You Make It Alright“.

Eines der Highlights war sicher auch die shufflige Umsetzung von Aerosmiths „Last Child“.

Mit den insgesamt drei tollen Zugaben „Won’t Take Me Alive“, „You Make It Alright“ und dem launigen Abschluss „Rolling 7’s“, wo Marc  seine Kumpels vorstellte und diese jeweils in ihren Soli ihr gekonntes Handwerk nochmals explizit offerierten, gaben die vier Burschen  eindrucksvoll ihre Freude an diesem Abend preis.

Ihre Mischung aus klassischem-, Sleaze- und Hard Rock sowie ein wenig Country, scheint nicht nur den Nerv der Zeit und der anwesenden ‚Dirty Honies‘, sondern auch der vom Alter her gut gemischten Rest-Audienz exakt getroffen zu haben. Ich denke, es war somit auch schon zugleich die Visitenkarte für größere Locations in Köln (ähnlich wie bei Blackberry Smoke)  bei folgenden Touren hier in Deutschland. Ein klasse Abend mit Dirty Honey!

Setlist:
Can’t Find The Brakes
California Dreamin‘
Satisfied
Scars
Dirty Mind
Tied Up
Coming Home (Ballad of the Shire)
Honky Tonk Women (The Rolling Stones cover)
Don’t Put Out The Fire
Last Child (Aerosmith Cover)
The Wire
Another Last Time
When I’m Gone
Zugaben:
Won’t Take Me Alive
You Make It Alright
Rolling 7’s

Line-up:
Marc LaBelle (lead vocals)
John Notto (guitars)
Jaydon Bean (drums)
Justin Smolian (bass, acoustic guitar)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Dirty Honey
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Prime Entertainment
Luxor Köln

Wishbone Ash – 20.01.2024, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Waren es die beiden kleinen Jungen (vielleicht maximal 10 Jahre alt), die direkt neben mir am Bühnenrand standen (ihre Eltern hatten für Ohrenstöpsel gesorgt), die Andy Powell ein durchgehendes Strahlen in sein seit Jahren unverändert scheinendes Antlitz trieben? Von wegen gelungener frühzeitlicher Musikerziehung in Deutschland oder so, oder war es am Ende dann doch die Publikums-Empathie und Gastfreundlichkeit, die ihm und seinen Mannen Jahr für Jahr immer wider im meist ausverkauften Dortmunder Musiktheater Piano entgegengebracht werden?

Fakt war, dass durch die beiden kleinen Burschen, wenn man sich nach hinten ins prall gefüllte Auditorium umdrehte, eher der Altersdurchschnitt der Besucher knapp unter 60 gedrückt wurde. Und die Antwort gab Andy dann auch während des Gigs, als er betonte, dass er sich schon seit drei Wochen auf das Konzert in dieser schönen und angenehmen Location  gefreut hatte.

Betonen muss man, dass Wishbone Ash im Gegensatz zu vielen vermeintlichen Acts der damaligen Zeit auch nach 50 Jahren immer noch kreativ zu Gange ist, wie man es auf ihrem Album „Coat Of Arms“ vor vier Jahren hören konnte. Zwischenzeitlich erfindet man für die Touren dann neue Aufhänger, was auch legitim ist. So stellte man letztes Jahr ihr wohl bekanntestes Studiowerk „Argus“ in den Mittelpunkt, diesmal war es ihr berühmtes Live-Album „Live-Dates“, das damals einen Meilenstein unter den Live-Doppel-LPs darstellte. Dieses wurde jetzt im Vorfeld nochmals live neu eingespielt und war natürlich auch vor Ort als CD erwerbbar.

Das Quartett präsentierte sich gewohnt professionell und spielfreudig. Der kauzige Bob Skeat pumpte, groovte und unterstützte Powell mit Harmoniegesängen, Schlagzeugkollege Mike Trusscott sorgte für den kraftvollen Drive im Hintergrund für die beiden E-Gitarren-Protagonisten, die unzählige Soli ablieferten und sich immer wieder auch für ihre typischen Twins zusammenfanden.

Powell beackerte seine drei Flying V-Gitarren (schwarz-silber, rot-weiß und marmoriert), während Wizard Mark Abrahams seine rot-schwarze Gibson Les Paul passend zum seinem bordeaux-farbendem, blumenbestückten Hemd unter Dauerbelastung setzte. Er bewies seine ganze spielerische Bandbreite, auch als er bei „Rock ’n Roll Widow“ auf der Lap Steel slidete.

Für mich persönlich standen die Stücke wie „Ballad Of The Beacon“, „Baby What You Want Me To Do“ (wo sie den Blues-Fans mal zeigten, wo der Hammer hängt), das verschachtelte „The Pilgrim“, als auch das starke „Lady Whiskey“ besonders im Fokus, da der Rest ja eigentlich zum obligatorischen Portfolio gehört, das fast immer gespielt wird. Natürlich zählten die Versionen von „Blowin‘ Free“ und besonders „Phoenix“ in einer Killerversion, das im Rahmen der „Argus“-Tour letztes Jahr bei „F.U.B.B“ nur kurz inkludiert wurde, mit zu den absoluten Highlights.

Dennoch gelang der Band bei der Zugabe, die zuvor von der stark mitgehenden Audienz fulminant eingefordert worden war, wo der überragende Mark Abrahams, der diesmal von Powell erstaunlich viel Spielraum erhielt, zwei furiose Soli abließ, mit dem bärenstarken „Living Proof“ am Ende ein grandioser Rausschmeißer. Somit darf man gespannt sein, was sich Wishbone Ash für 2025 wieder einfallen lassen.

Line-up:
Andy Powell (lead vocals, electric guitar)
Mark Abrahams (electric guitar, lap steel)
Bob Skeat (bass, vocals)
Mike Trusscott (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Wishbone Ash
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

The Dead Daisies – Support: Jonathan ‚Spike‘ Gray – 13.12.2023 – Zeche, Bochum – Konzertbericht

Nach 2,5 Stunden Anfahrt für knapp 60 Kilometer hatte Jonathan „Spike“ Gray, der Support der Dead Daisies, bereits begonnen. Eventuell fehlt mir auch deshalb der Humor für einen etwa 30 minütigen Auftritt, wo er Songs anspielt, dann Geschichten erzählt, um dann wieder einen anderen Song anzustimmen. Zumindest kann der Fronter der Quireboys in den Sequenzen, als er Musik macht, zeigen, dass er eine gute Stimme hat und auch vernünftig Gitarre spielen kann.

Um 21:00 Uhr ist es dann soweit. Die Dead Daisies betreten die Bühne der proppevollen Zeche und geben mit „Resurrected“ direkt Vollgas. Bei der Vita der Bandmitglieder ist auch wenig Anderes zu erwarten und entsprechend ist auch die Stimmung während des gesamten Konzerts. Nachdem sie zum zehnjährigen Bandbestehen ein „Best Of“-Album herausgebracht haben, sind dessen Songs auch das Grundgerüst des etwa 120 minütigen Gigs.

Neben den meist eigenen Stücken spielt die Band mit „Fortunate Son“ von CCR, „Midnight Moses“ von Alex Harvey, „Slide It In“ von Whitesnake und „Helter Skelter“ von den Beatles in krachenden Hard Rock-Versionen. Insbesondere bei „Midnight Moses“, mit lautstarker Unterstützung der Fans, hat man das Gefühl die Decke der Zeche hebt gleich ab.

Aus den eigenen, stark gespielten Songs ragt „Mexiko“ noch etwas heraus. Im Mittelpunkt stehen bei den meisten Stücken Sänger John Corabi (1992-2004 Mötley Crüe)und und Lead Gitarrist Doug Aldrige (2003-2014 bei Whitesnake), der in den meisten Tracks furiose Soli einstreut. Corabi gelingt es stimmlich gegen das instrumentale Klanggwitter anzusingen, wobei der Sound zuweilen etwas undifferenziert rüberkommt, was eventuell aber auch an meinem Standort (zu Beginn unmittelbar vor der Bühne und dann ganz hinten in der Nähe der Be- und Entlüftungsrohre) liegen konnte.

In einem Medley, in dem alle Bandmitglieder vorgestellt werden, kann auch Bandmitgründer David Lowy zeigen, dass er ein exzellenter Gitarrist ist. In den meisten Songs spielt er meist den Rhythmus und hat nur wenige Solo-Parts. Auch Bassist Michael Devin (2010-2021 Bassist bei Whitesnake) hat hier seine Sondereinlage und legt ansonsten gemeinsam mit Drummer Brian Tichy (u. a. Whitesnake, Foreigner, Ozzy Osbourne, Glenn Hughes), der zudem ein mehrminütiges Schlagzeug-Solo hinlegt, einen rasanten Rhythmus vor.

In den 120 Minuten hegten die Dead Daisies keinen Zweifel daran, dass sie noch lange nicht tot sind und zu den besten Bands gehören, die den klassischen Hard Rock spielen, was sich auch in der furiosen Stimmung der Fans in der ausverkauften Zeche widerspiegelt.

Ein besonderer Dank geht an Lars Berndt für die schnelle und unkomplizierte Akkreditierung.

Line-up: The Dead Daisies
John Corabi – vocals, acoustic guitar
Dough Aldrich– lead guitars
David Lowy – guitars
Michael Devin – bass, backing vocals
Brian Tichy – drums, backing vocals

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Nazareth – Support: Rook Road & Surrender The Crown – 05.12.2023 – Zeche, Bochum – Konzertbericht

Pünktlich um 18:30 Uhr öffnen sich die Pforten der Zeche in Bochum und gegen 19:30 eröffnet der erste Support, die seit über 10 Jahren bestehenden Surrender The Crown den Konzertabend. Mit ihrem etwa 40-minütigen Auftritt gelingt es der Band schon Stimmung in die Zeche zu bringen. Der zweite Gitarrist Mathias Sander sowie Bassist Oliver Quinten und Drummer Matthias Schmidt. sorgen für den nötigen Druck für den klassischen Hard Rock der Band, in den Gitarrist Patrick Meyer einige starke Soli einbaut und Sänger Matthias Braun stimmlich einen guten Shouter abgibt. So haben die Fünf mit Sicherheit einige neue Fans dazugewonnen.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es mit den etwa drei Jahren bestehenden Rook Road weiter. Die Band aus dem Saarland erhält nicht umsonst mehr als einmal Szenenapplaus. Sie lassen Blues, Classik Rock und Hard Rock in ihren Songs verschmelzen, wo Bassist Sebastian Mitzel und Drummer Thomas Luther den Rythmus vorgeben. Hannes Luy setzt mit der Hammond und den Keys zuweilen fast klassische Akzente. Im Mitelpunkt stehen auch visuell Gitarrist Uwe Angel, der neben seinen Spielkünsten und krachenden Soli auch einige posende Akzente setzt und der charismatische Sänger Patrick Jost, der vom Aussehen her auch vor Dekaden bei Bands wie den Black Crowes hätte mitspielen können. In der Form kann man von dem Quintett noch einiges erwarten. So ist für das nächste Jahr das zweite Album der Band geplant.

Um 21:40 Uhr wird es in der Halle düster und „Lust For Life“ von Iggy Pop ertönt aus den Boxen. Zu einem schottischen Song mit Dudelsack betreten dann die Musiker von Nazareth die Bühne, um mit den Hard Rock-Krachern „Miss Misery“ und „Razamanaz“ direkt Stimmung in die Zeche zu bringen. 

Dabei tut es der Stimmung keinen Abbruch, dass mit Pete Agnew nur noch ein Gründungsmitglied dabei ist. Spätestens nach dem gesundheitlich bedingten Ausstieg von Dan McCafferty 2013 sahen viele Fans das Ende der Band gekommen. Nach einem kurzen Intermezzo mit Linton Osborne als Sänger stieß dann 2015 Carl Sentance zur Band, der in der Zeche unter Beweis stellt, dass er mehr als nur ein Ersatz McCaffertys ist.

Stimmlich bestens aufgelegt haucht er den Songs neues Leben ein und versucht dabei nicht McCafferty zu immitieren. Zudem zeigt er eine Bühnenpräsenz, die der Band gut tut und ist immer wieder in Kontakt mit den Fans. Hemdsärmlig mit löchriger Hose und Kajal um die Augen passt er auch stilisch in die Zeiten, als die Schotten ihre größten Erfolge hatten. Dies spiegelt sich auch in der Setlist, die Songs aus der Zeit von 1971 bis 1982 umfasst.

Jimmy Murrison, der seit 1994 Leadgitarrist ist, überzeugt mit seinem gradlinigen Spiel ohne übermäßige Effekte und zeigt, dass er nicht nur die harten Gitarrenriffs beherrscht, sondern bei den Balladen gefühlvoll über die Saiten huscht. Dabei hat er den Kopf meist etwas gesenkt, dass sein Gesicht von den Haaren verdeckt ist.

Über „Shanghai’d in Shanghai“ und „Love Leads to Madness“ kommt es dann zu einem ersten emotionalen Highlight. Sentance beginnt zunächst alleine mit Akustik Gitarre das verträumte „Sunshine“, in das die anderen Musiker dann später mit einsteigen. Nach dem ruhigen Moment wird dann wieder etwas aufs Gaspedal getreten. „Holiday“, eine rockige Version des JJ Cale-Klassikers „Cocaine“, läuten vier Songs aus der harten Phase von Nazareth ein. „Turn On Your Receiver“, „Beggars Day“, „Changin‘ Times“ und „Hair Of The Dog“ werden druckvoll mit Heavy-Einschlägen gespielt, wo Murrison mit einigen Soli glänzen kann.

Da kommt das sentimentale „Love Hurts“ gerade richtig, um den Puls wieder herunter zu fahren. Nicht wenige der meist älteren Fans verdrückten hier so manche Träne zum schmachtenden Gesang von Sentance. Als letzten Song spielen die Schotten dann mit „Morning Dew“ das älteste Stück der Set List; 52 Jahre ist die Veröffentlichung her, da waren eventuell noch nicht einmal die Eltern der jüngsten Fans geboren, die heute auch dabei sind.

Hier schlägt die Stunde der Familie Agnew. Vater Pete am Bass, ihm sah man das ganze Konzert an, mit welchem Spaß er die Songs vorträgt, und Sohn Lee an den Drums halten über Minuten den treibenden Rhythmus des Songs, in den später Murrison zunächst mit kurzen psychedelischen Klängen an der Gitarre und dann auch Sentance stimmlich einsteigen.

Nach dem Stück verlassen die vier kurz die Bühne und kommen nach frenetischen Zugaberufen schnell wieder zurück, um mit „Broken Down Angel“, dem balladesken „Dream On“ und dem stark gespielten „This Flight Tonight“ einen Abend zu beenden, an dem sie gezeigt haben, dass die Band auch durch die aktuelle Besetzung nichts an ihrer alt bekannten Energie verloren hat.

Ein besonderer Dank geht an den Veranstalter Lucky Bob für die kurzfristige Akkreditierung und den freundlichen Empfang sowie die Möglichkeit des uneingeschränkten Fotografierens.

Line-up Nazareth:
Carl Sentance – vocals, acoustic guitar
Jim Murrison – lead guitars
Pete Agnew – bass, backing vocals
Lee Agnew – drums, backing vocals

Line-up Rook Road:
Patrik Jost – vocals
Hannes Luy – hammond & keys
Uwe Angel – guitars
Frank Rummler – Bass
Thomas Luther – drums

Line-up Surrender The Crown:
Mattias Braun – vocals
Patrick Meyer – guitar
Mathias Sander – guitar
Oliver Quinten – Bass
Matthias Schmidt – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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The Gaslight Anthem – History Books – CD-Review

Review: Michael Segets

Nachdem Brian Fallon auf Solopfaden wandelte, blieb lange Zeit unklar, ob und wie es mit The Gaslight Anthem weitergeht. „History Books“ beantwortet nun diese Fragen. Fallon trommelte Alex Roamilia (Gitarre), Benny Horowitz (Schlagzeug) und Alex Levine (Bass) wieder zusammen, um da weiterzumachen, wo The Gaslight Anthem mit „Get Hurt“ (2014) vorerst aufhörten. Trotz der langen Pause zeigt sich eine Kontinuität des Sounds, die durchaus beabsichtigt ist. Das Quintett wollte sich nicht neu erfinden und das ist gut so.

The Gaslight Anthem steht für einen eigen Klang, der irgendwo zwischen Heartland und Punk Rock angesiedelt ist. Das Zusammenspiel zwischen härteren Riffs und leiseren Tönen sind dabei ein Markenzeichen der Band. Vor allem Fallons Gesang verbindet oftmals in seiner eigenen Art Aggressivität mit Sensibilität, wodurch er Gänsehautmomente erzeugt. Diese stellen sich auf dem neuen Album insgesamt seltener ein. Die Intensität von Fallons Gesang reicht nach dem Eindruck der ersten Durchläufe nicht ganz an die früherer Songs heran.

Diese Kritik soll aber über das Niveau der aktuellen Scheibe nicht hinwegtäuschen. Sie mag auch verzerrt sein, da sich vor allem „Keepsake“ und „Too Much Blood“ als Vergleichspunkte bei mir eingebrannt haben. Die beiden Songs tönen seit elf Jahren mehr oder minder regelmäßig durch meine Lautsprecher. Sie stammen von „Handwritten“, auf dem sich die beiden starken Stücke „Spider Bites“ und „I Live In The Room Above“ gut integriert hätten. Die Titel zeigen, dass The Gaslight Anthem den Wechsel von brachialen Gitarren und gefühlvollen Passagen immer noch perfekt beherrschen. Obwohl die Songs um die vier Minuten kreisen, gelingt das Spiel mit der Dynamik erneut hervorragend.

Die bisherigen Singles spiegeln die aggressive Seite des Albums wieder. So gehen „Positive Charge“ und „Little Fires“, bei dem Stefan Babcock (PUP) mit von der Partie ist, ohne Kompromisse straight forward. Auch der bereits herausgegebene Titelsong „History Books“ rockt mit straffen Rhythmus. Bruce Springsteen tritt hier als Duett-Partner von Fallon auf. Die beiden fühlen sich schon längere Zeit verbunden – nicht nur aufgrund der gemeinsamen Herkunft aus New Jersey. Die Anregung für die Zusammenarbeit stammt vom Boss und Fallon ergriff die Chance, dass einer seiner musikalischen Heroen einem selbstgeschriebenen seine Stimme leiht.

Die Auswahl der Singles ist nicht repräsentativ für den Longplayer. Bei fast der Hälfte der Songs schlägt die Band gemäßigte Töne an. „Michigan, 1975“ sowie das von Keys dominierte „Empires“ sind sanfte, aber intensive Balladen. Auch mit „Autumn“, bei dem ein leicht keltischen Einschlag durchscheint, gelingt der Band eine runde Sache. „The Weatherman“ sticht unter den melodiösen Beiträgen hervor und stellt meinen Favoriten auf der Scheibe dar. Der Track lässt ebenso wie das abschließende „A Lifetime Of Preludes“ Verbindungslinien zu „Local Honey“ (2020), dem – lässt man seine Weihnachtsplatte unberücksichtigt – letzten Soloalbum von Fallon, aufblitzen.

Protest und Widerstand bleiben weiterhin Bestandteile der greifbaren Poesie in den Texten. Der Titel „History Books” umschreibt die thematische Ausrichtung des Albums. Die Auseinandersetzung mit vergangene Kapiteln des Lebens an dem Punkt abzuschließen, an dem es zur Belastung wird, an ihr festzuhalten, mag sich als essentielle Empfehlung herauskristallisieren. Dass Fallon und Co. das Kapitel der gemeinsamen Geschichte noch nicht beendet haben, sondern die Vergangenheit aufleben lassen, stellt für die Hörer einen Glücksfall dar.

Das Comeback von The Gaslight Anthem knüpft nahtlos an die früheren Alben an. Rockige Nummern mit einer gewissen Punk-Attitüde wechseln sich mit ruhigen Stücken ab. Selbst bei den leiseren Beiträgen versprühen Brian Fallon und seine Mitstreiter immer noch die Energie, für die die Band bekannt ist.

Rich Mahogany Recordings – Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Rock

Tracks:
01. Spider Bites
02. History Books (feat. Bruce Springsteen)
03. Autumn
04. Positive Charge
05. Michigan, 1975
06. Little Fires (feat. Stefan Babcock)
07. The Weatherman
08. Empires
09. I Live In The Room Above
10. A Lifetime Of Preludes

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