The Sheepdogs – Support: The Commoners – 26.11.2024, Luxor, Köln – Konzertbericht

Was für ein grandioser kanadischer Southern Rock-Abend im Kölner Luxor. Ich persönlich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich lange Zeit so meine Probleme mit dem Hauptact The Sheepdogs hatte. Frühere CDs trafen nur partiell meinen Geschmack, was vermutlich aber auch eher meinem oberflächlichen Musikgenuss geschuldet ist, der mittlerweile intensiv eigentlich nur noch im Rahmen von anstehenden CD-Reviews stattfindet.

Richtigen Zugang habe ich, trotz immer währender Bemühungen des geschätzten Kollegen Mangold, mich mal zu einem Konzertbesuch zu motivieren, erst mit den beiden starken, in diesem Jahr veröffentlichten EPs „Paradise Alone“ und „Hell Together“ zu ihnen gefunden. Deshalb war dann der Termin in Köln auch gesetzt.

Der Abend startete jedoch zunächst mit den ebenfalls aus Kanada stammenden The Commoners, die in einer guten Drei-Viertelstunde insgesamt einen ordentlichen Gig hinlegten, der aber einige ‚Aber‘ beinhaltete. Dar war zunächst der laute und viel zu breiige Sound, der bei den ersten drei recht fett rockenden Tracks die Stimme des Fronters Chris Medhurst regelrecht übertönte, auch die von Bassist Ben Spiller, der in den Refrains sporadisch immer wieder mit einzelnen Zeilen-Intermezzi aufwartete.

Besser wurde es bei ruhigeren Liedern wie „Restless“ oder „See You Again“, als Medhurst, mit der Akustikgitarre behangen, durchaus gute stimmliche Qualitäten offenbarte. Auch Keyboarder Miles Evans-Branag ging so gut wie immer unter. Als überragender Akteur des Quintetts entpuppte sich Ross Hayes Citrullo, der sich an der Leadgitarre mit vielen Soli für die besonderen Freudenmomente der anwesenden Southern-Gemeinde maßgeblich verantwortlich zeigte.

Das Gesamtkonglomerat der Eigenkompositionen, irgendwo zwischen Molly Hatchet (die sind ja mittlerweile auch für ihren Sound berüchtigt…) und Black Crowes angelegt, kam insgesamt jedenfalls im ansehnlich gefüllten Luxor gut an und die Burschen wurden nach dem finalen „Find A Better Way“ mit viel Applaus in den Backstage-Bereich entlassen. Man sollte vielleicht an einem etwas transparenteren Klang feilen, Potential hat die Band ohne Zweifel.

Line-up The Commoners:
Chris Medhurst -lead vocals and guitars
Ben Spiller – bass and vocals
Ross Hayes Citrullo – lead guitar
Adam Cannon – drums and vocals
Miles Evans-Branagh – keys and vocals

Wie man es besser macht und daran ließen die Protagonisten von Beginn an keinen Zweifel, zeigte schon der herrlich rock and rollig abgehende Opener „Find The Truth“, in dem die Gehörgange der Audienz direkt auf Twin-Tonalitäten eingenordet wurden.

Was für ein Kerl dieser Ewan Currie, dachte ich spontan, als sich sein imposantes Erscheinungsbild in Richtung Front-Mikro bewegte, ein echter kanadischer Holzfällertyp, wie er im Buche steht, da kriegte man schon fast Angst, dass er gleich die Stützfeiler des Luxors durchsägt. Aber sowohl vokal als auch, was die Fingerfertigkeit an den Gitarrensaiten anging (ich war erstaunt, was er für Töne aus seiner, eher in Blues Krechel-Sphären beliebten Gibson ES herauskitzelte), bewegte er sich trotz seiner körperlichen Wucht, im eher grazilen Spektrum.

Zwei Etagen tiefer (von der Größe her) wuselte dann der ’neue‘ Gitarrist Ricky Paquette genauso so quirlig wie seine herunterhängende Lockenpracht. Unzählige Hammer-Soli, auf allen möglichen unterschiedlichen Modelllen von der Les Paul bis hin zu Telecaster, Firebird und Gibson SG und dann immer wieder in brillantes Wechselspiel oder Twins mit Currie mündend.

Alleine schon die fulminante Version von „Bad Lieutnant“, wo ich spontan zweifelte, ob man diesen Song im weiteren Verlauf überhaupt noch steigern kann, ließ das schlechte Gewissen bezüglich meiner bisherigen Ignoranz der Truppe, heftig aufblitzen. Auch wenn es tatsächlich am Ende mein persönliches Lieblingsstück blieb, wurde des hohe Niveau durchgehend gehalten.

Besondere Freude kam dann natürlich auf, als Currie & Co. die beiden o. a. EPs in Form von Tracks wie „Now Or Never“, „Take Me For A Ride“, „Darlin‘ Baby“ (Schwofer mit herrlichem Eagles-„Lyin‘ Eyes“-Flair) oder „Hell Together“ bemusterten. Besonders letztgenannter Song dürfte mit den markanten Duane Allman-Gedächtnis-Slides von Paquette, die Allman Brothers-Fans unter den Anwesenden in nostalgische Träumereien wegdriften lassen.

Mit „Scarborough Street Fight“ folgte eine weitere sensationell performte Nummer, der Schunkler „I Don’t Know“ und „Nobody“, bei dem Keyboarder Shamus Currie die dritte E-Gitarre ergänzte und auch ordentlich im Soli-Rausch mitmischte, bildeten den Abschluss eines extrem starken und kurzweiligen Hauptteils.

Ach so, die Rhythmusabteilung sollte auch noch erwähnt werden. Hier glänzte Ryan Gullen neben seinem routinierten Spiel auch mit seinem äußeren Erscheinungsbild und der direkt vor dem, mit Glühbirnen illuminierten Bandlogo trommelnde Sam Corbett mit seinem immer passenden Drive ebenso.

Als Zugaben hatte der Fünfer dann noch „Rough Rider ’89“ und das nochmals furiose „I’m Gonna Be Myself“ (mit kurz inkludierter „Jessica“-Passage) im Angebot. Die durchgehend prächtig mitgehende Luxor-Audienz verabschiedete die Kanadier mit stehenden Ovationen. So muss modern interpretierter Southern Rock gespielt werden, ich denke, ein Ronnie Van Zant hätte auch einen Heidenspaß an dieser engagierten Leistung gehabt.

Ich persönlich sage „Asche auf mein Haupt“ und gelobe Besserung!. Es war sicherlich das Top-Konzert des Jahres. Potentielle weitere Sheepdogs-Gigs in der Zukunft in unseren Gefilden stehen daher zukünftig mit höchster Prio in meinem Terminkalender, fest versprochen!

Line-up The Sheepdogs:
Ewan Currie – lead vocals and electric guitar, percussion
Ryan Gullen – bass and vocals
Sam Corbett – drums and vocals
Shamus Currie – keys, percussion, electric guitar and vocals
Ricky Paquette – electric guitar and vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Luxor, Köln

Beth Hart – Support: Walter Trout 18.11.2024 – Lanxess Arena, Köln – Konzertbericht

Pünktlich um 20 Uhr betritt Walter Trout mit seiner Band die Bühne, um mit einem kurzen Support von 30 Minuten schon einmal Stimmung in die Lanxess Arena zu bringen. Dabei zeigt er einmal mehr, welch vielseitiger Gitarrist er ist. Unterstützt wird er dabei von Roland Bakker an den Keyboards, John Avila am Bass, Michael Leasure an den Drums sowie Brett Smith Daniels als zweiter Gitarrist. Das Highligt seines fünf Songs umfassenden Sets ist „Say Goodbye To The Blues“, was er John Mayall widmet und mit Standing Ovations für seine starkes Solo belont wird. Auch wenn der Auftritt mit 30 Minuten sehr kurz ist, sieht man den Musikern an, mit welchem Spaß sie die Stücke darbieten und die gute Stimmung in der Arena regelrecht aufsaugen.

Eine knappe halbe Stunde dauert die Umbaupause und das Licht in der Halle wird runtergefahren. Vom Band läuft „Ace Of Spades“ von Motörhead und im Dämmerlicht ist auf einmal Bewegung auf der Bühne zu erkennen. Im Rot-Gelben Scheinwerferlicht spielt die Band ein kurzes Intro um langsam in „Broken & Ugly“ überzugehen. Ein Spot ist in den hinteren Teil der Halle gerichtet, als Beth Hart mit den Vocals einsetzt. Unter dem Jubel der Fans bahnt sie sich, begleitet von ihrem Ehemann, den Weg durch die Sitzreihen, um angekommen am Bühnenrand, sich in der ersten Reihe auf einen der Stühle zu stellen und den Song mit einem Strahlen im Gesicht bis fast zum Ende in einer Traube von Fans zu singen. Zum Ende des Stückes geht sie auf die Bühne, wo sie noch einmal ihre Musiker freundschaftlich begrüßt. Schon zu diesem Zeitpunkt hat Beth Hart die Herzen der Fans erobert und es folgt ein emotionales Konzert von etwa zwei Stunden, in dem eine sehr vitale Hart ihre Extraklasse zeigt.

Dabei baut sie sieben Songs des erst vor wenigen Wochen erschienenen neuen Albums „You Still Got Me“ in die Setlist ein. So promoted man ein aktuelles Album und bietet den Fans im Vergleich zur vorherigen Tour ein besonderes Konzerterlebnis. Stark das groovende „Suga N My Bowl“ und bei „Machine Gun Vibrato“ zeigt sie eindrucksvoll ihre variable Stimme und wechselt zwischen gehauchten Gesang bis zu sirenenartigen Gesangspassagen. Als sie den Applaus am Ende des Songs scheinbar zu genießen scheint, ist ihr anzumerken, was es für sie bedeutet, das auch die neuen Songs beim enthusiastisch mitgehenden Publikum so gut ankommen, da alle Stücke für sie besondere Momente ihres Lebens beschreiben.

So auch „Drunk On Valentine“, was sie für ihren Mann geschrieben hat, der für sie auch in Zeiten, wo es ihr mental nicht gut ging, eine große Stütze war und auch ist. Das danach direkt „War In My Mind“ gespielt wird, spiegelt die Zerrissenheit Harts wider. Nur von Tom Lilly am Kontrabass begleitet schwankt sie am Klavier spielend zwischen melodiösen, melancholischen Passagen und Phasen, die gesanglich diabolisch herkommen. Da passt es sehr gut, dass sie nur mit Klavierbegleitung als Stimmungsaufheller eine wunderbare Version von „Mechanical Heart“ nachlegt, was eine fast träumerische und positive Aura in die Halle bringt.

Ein absolutes Highlight ist das direkt folgende „Sugar Shack“, wo sie und die Band am Bühnenrand sitzen. Tom Lilly wieder mit Kontrabass, Jon Nichols mit akustischer Gitarre und der eigentliche Star des Songs, Drummer Bill Ransom der ein minutenlanges Percussionsolo hinlegt, wofür es Standing Ovations gibt. Die starken Gesangspassagen von Beth Hart runden den Song ab.

Mit „Wanna Be Big Bad Johnny Cash“ bringt sie etwas CountryFlair in die Lanxess Arena und zeigt sich noch einmal extrem publikumsnah, indem sie die Bühne verlässt und wieder singend und tanzend, begleitet von ihrem Mann durch den vorderen Teil des Innenraums geht, um danach wieder auf der Bühne stehend und sitzend mit „You Still Got Me“ und „Savior With Razor“ zwei weitere neue Tracks zu spielen und sich mit einer spürbaren Dankbarkeit von den Fans zu verabschieden, die stehend die letzten Stücke verfolgt haben.

Sie lässt die Fans, die lautstark Zugaben fordern, auch nicht lange warten und es folgt das wunderschöne positive „Wonderful World“ vom aktuellen Album, was den ganzen Abend gewissermaßen widerspiegelt. Verabschiedet wird das Publikum, das knapp zwei Stunden Zuvor mit den Klängen von Motörhead begrüßt wurde, dann mit dem Hard Rock-Klassiker „Whole Lotta Love“.

So geht ein ganz besonderer Abend mit einer Beth Hart in absoluter Höchstform zu Ende, bei dem sie sich auch auf ihre langjährige Begleitband verlassen kann, die musikalische Extraklasse in die Lanxess Arena brachte. Eine sehr schöne Bühnenausleuchtung mit drei großen Videoleinwänden sowie ein bestens ausgesteuerter transparenter Sound sind an diesem Abend auch hervorzuheben.

Line-up:
Beth Hart – lead vocals & piano & acoustic guitar
Jon Nichols – guitars, backing vocals
Tom Lilly – bass
Bill Ransom – drums & percussion

Text & Bilder: Gernot Mangold

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Blackberry Smoke – Support: Bones Owens – 29.09.2024, E-Werk, Köln – Konzertbericht

Wieder mal ein toller Abend im Kölner E-Werk mit dem unbestrittenen aktuellen Branchenführer des Southern Rocks, Blackberry Smoke. Da im nebenan gelegenen Palladium ebenfalls ein ausverkauftes Konzert stattzufinden schien (bei einem Singer/Songwriter namens Faber – unsere Generation  verbindet mit dem Begriff wohl eher den Lotto-Service…), gab es im Umfeld der beiden Locations zunächst erst einmal das völlige Parkchaos.

Die Straße dazwischen bildete ganz offensichtlich auch eine imaginäre Alterstrennlinie. Auf der einen Seite fast nur junges Gemüse, auf der anderen die überwiegend immer betagter werdende (Southern) Rockmusik-Klientel, uns natürlich eingeschlossen. Wir entschieden uns nach drei Ehrenrunden dann auf unserem gewohnten Parkplatz, am etwas weiter weg gelegenen Carlswerk Victoria, zu residieren, wo die Truppe aus Georgia ja letztes Jahr schon brillieren konnte.

Nicht ganz soviel Freude wie die Tattoostudios in Nashville an Bones Owens‘ reichhaltig verziertem Körper hatte ich, ehrlich gesagt, an seiner im Trio präsentierten musikalischen Vorstellung. Er gab in einer Dreiviertelstunde natürlich u. a. diverse Stücke aus dem auch bei uns besprochenen aktuellen Werk „Love Out Of Lemons“ wie „Get It On“ oder „Goin‘ Back Where I Came From“ zum Besten. 

Das hatte alles allerdings viel den brachialen, und wenig feinfühligen Charakter einer Garagen Rock Band, mir persönlich ein viel zu schrammeliges Gestampfe und Gepolter, relativ unmelodisch und zu monoton, kein Song mit einigermaßen spürbarem Widererkennungswert. Feinfühlig, mehr höflich, wurde er vom Kölner Publikum mit Applaus bedacht, allerdings hatte man auch den Eindruck, dass die meisten Anwesenden ebenfalls nicht besonders glücklich mit der Wahl des Support-Acts waren.

Line-up:
Bones Owens (lead vocals, electric guitar)
Julian Dorio (drums)
Paul Moak (bass, programming)

Gegen 21:10 Uhr war es dann nach der Umbaupause relativ schnell soweit. Blackberry Smoke betraten hochmotiviert das ehemalige Elektrizitätswerk. Das Ensemble um Charlie Starr hatte in der Zwischenzeit ja den tragischen Tod ihres Drummers Brit Turner zu verkraften. Dieser wurde aber  vom neuen Mitglied Kent Aberle ohne Eingewöhnungsschwierigkeiten adäquat ersetzt.

Wie schon in ganz vielen unserer Konzertberichte über die Band geschildert, steht die Domstadt ja so was wie für das Synonym der Weiterentwicklung des aktuellen Sextetts. Und das nicht nur was die Quantität der Besucher betrifft, sondern auch für das musikalische Qualität. Während der stoische Bassist Richard Turner, der solide Keyboarder Brandon Still und der mit E-Gitarren-Rhythmusspiel und Harmoniegesängen, immer sehr zufrieden wirkende Paul Jackson, die langjährigen Konstanten und das Grundgerüst um den unbestrittenen Kreativ-Leader bilden, ist Charlie Starr mit dem Saitenvirtuosen Benji Shanks ein echter Glücksgriff gelungen.

Man hat nicht nur den Eindruck, dass dieser der Band mehr Tiefe und spielerische Klasse vermittelt, sondern auch Starr selbst in seinem Gitarrenspiel zu ständigen Verbesserungen animiert. Ein ganz tolles Zusammenwirken der beiden, und auch, wenn sich Paul Jackson mal sporadisch zu Twineinlagen dazugesellte.

Und so gab es mal wieder einen sich stimmungstechnisch ganz hervorragend aufbauenden Mix aus launigen Rockern („Good One Comin‘ On“, „Hammer And The Nail“, „Waiting For The Thunder“, „Little Bit Crazy“) , vielen Ohrwürmern („Pretty Little Lie“, “ Ain’t The Same“, „Run Away From It All“, „One Horse Town“), ein paar Country-/Honkytonk-Sachen („Hey Delilah“, „Ain’t Got The Blues“) und technisch anspruchsvollen Stücken mit progressivem Touch (u. a. „Medicate My Mind“,  „Watcha Know Good“, „The Wjppoorwill“). Grandios gespiueltdas akustisch gehaltene „Azelea“ aus dem aktuellen Album „Be Right Here„, mit herrlicher Mandolinenbegleitung von Shanks. 

Ganz hervorragend war auch die Textsicherheit der Kölner Audienz, die Charlie augenscheinlich bei Tracks wie u. a. „Waiting For The Thunder“ oder „One Horse Town“ großen Spaß bereitete und die zum Teil Gänsehaut erzeugte. Nach dem Ende des  Hautteils  mit dem verrückten „Little Bit Crazy“ ließen sich Blackberry Smoke nicht lange bitten und Starr (jetzt mit Cowboyhut) & Co. servierten mit dem Song-Trio „Don’t Mind If I Do“, dem Little Feat-Cover „Willin‘ und
„Ain’t Much Left of Me“ der begeisterten Menge im randvollen E-Werk eine ganz starke Zugabenrunde.

Und damit wären wir am Ende dann wieder bei den noch potentiellen Steigerungsmöglichkeiten der Truppe in der Domstadt. Konsequenter Weise müsste dann eigentlich 2025 das zu anfangs erwähnte gegenüberliegende Palladium an der Reihe sein.  Aber egal wo auch immer, Blackberry Smoke sind in der derzeitigen Verfassung immer einen Besuch wert.  Sie bilden ganz klar die Speerspitze des heutigen modernen Southern Rocks!

 

Line-up:
Charlie Starr (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, percussion)
Paul Jackson (acoustic guitar, electric guitar, vocals)
Benji Shanks (electric guitar, acoustic guitars, mandolin)
Brandon Still (keys)
Kent Aberle (drums)
Richard Turner (bass, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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E-Werk

The Cult – 04.08.2024 – Carlswerk Victoria, Köln – Konzertnachlese

Die junge Spanierin Lys Morke eröffnet als Support den Abend mit psychedelischer elektronischer Musik. Untermalt wird ihre zuweilen sphärische Musik mit einer dramaturgischen Beleuchtung, die sie zumeist nur im Schattenriss erkennen lässt.

Gegen 21:15 Uhr erklingt als Intro der „Ritt der Walküre“ aus „Apocalypse Now“ bei spärlich beleuchteter Bühne, und die Musiker von The Cult betreten kaum erkennbar die Bühne und es folgen etwa 80 Minuten mit Songs von allen Alben der mittlerweile 40-jährigen Bandgeschichte.

Fast über die gesamte Spieldauer steht die Band stark von hinten beleuchtet auf der nebelumwaberten Bühne, dass durch das spärliche Frontallicht die Gesichter nur selten erkennbar sind, Aber nicht nur das Licht fliegt den Fans ins Gesicht, auch die Musik fliegt ihnen um die Ohren. So entsteht von Beginn eine euphorische Stimmung im ausverkauften Carlswerk.

The Cult zeigen sich dabei energiegeladen, Billy Duffy mit starken Gitarren-Soli und Ian Astbury hat von seinem Charisma über die Jahre nichts eingebüßt und zeigt sich auch stimmlich von seiner besten Seite. Der heiße Ritt wird nur einmal von „Edie (Chiao Baby)“, das Astbury und Duffy akustisch vortragen, unterbrochen, ansonsten geht es rockend und schweißtreibend mit leichten heavy gothic-Einschlag weiter. Den Fans bleibt bei den, nur durch kurze Ansagen unterbrochenen Songs kaum Luft zum durchatmen.

„Sweet Soul Sister“, „Lucifer“ und „Fire Woman“ bilden dabei den Auftakt zu einem finale furioso, wo man den Eindruck hat, dass die Band die Stimmung regelrecht aufsaugt und mit „Rain“, „Spiritwalker“ und dem krachenden „Love Removal Machine“ das Set ausklingen lässt, um mit „Brother Wolf, Sister Moon“ und „She Sells Sanctuary“ zwei gefeierte Zugaben nachzulegen. Bejubelt wird auch, als Astbury ankündigt, dass für the Cult eine neue Epoche beginnt und die Band nächstes Jahr wiederkommen will.

Normalerweise ist der Ort im Bereich der Lichtmischer zum Fotografieren, insbesondere bei starken Gegenlicht nicht unbedingt optimal, aber so kann die gesamte Beleuchtung der Bühne besser widergegeben werden, die im Einklang mit der Musik ist, die Musiker meist aber nur als Silhouetten erkennen lässt.

Was aber aus der Position auffällt, ich habe mich bewusst dagegen entschieden von möglichen erhöhten Standorten zu fotografieren, was den Fans hinter mir aber die Sicht auf die Bühne genommen hätte. Viele Leute dagegen filmten allerdings über weite Strecken des Konzerts mit weit über dem Kopf gehaltenen Handy mit und nahme allen dahinter die Sicht.

Leider eine Unsitte, die bei vielen Konzerten zu beobachten und insbesondere bei Stehplätzen auch kaum zu unterbinden ist. Ich habe mir in dem Moment gedacht, genießt doch einfach mit allen anderen die Musik, statt Filmchen aufzunehmen, die meist nie wieder angeschaut werden und niemals die Stimmung wiedergeben, die man erlebt hat.

Ein Dank auch an Sparkassenpark Mönchengladbach für die Akkreditierung und die freundliche Begleitung während des Konzerts.

Line-up:
Ian Astbury – vocals
Billy Duffy – guitar
John Tempesta – drums
Charlie Jones – bass

Setlist The Cult:
Apocalypse Now Soundtrack Ritt der Walküre (Intro)
In the Clouds
Rise
Wild Flower
Star
Mirror
The Witch
The Phoenix
Resurrection Joe
Edie (Ciao Baby)
Sweet Soul Sister
Lucifer
Fire Woman
Rain
Spiritwalker
Love Removal Machine
Encore:
Brother Wolf, Sister Moon
She Sells Sanctuary

Text & Bilder: Gernot Mangold

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Carlswerk Victoria
Sparkassenpark Mönchengladbach

Robert Jon & The Wreck – Support: Dear Robin – 10.07.2024, Open Air Bühne (Freideck), Kantine, Köln – Konzertbericht

Immer wieder Robert Jon & The Wreck! Die Jungs sind, wie bereits beschrieben, nicht zu bremsen. Gerade das neue Album „Red Moon Rising“ am Start, schon geht es nach Europa, dann wieder in die Staaten, und, um es am Ende des Jahres nochmals hier zu promoten.

Diesmal war mal wieder die wunderbare Freibühne vor der Kantine in Köln dran, die sehr gut besucht war. Und auch der Wettergott spielte, sowohl für die fleißige Band, als auch die Besucher mit, es blieb trocken, bei sehr angenehm zu ertragenden Temperaturen.

Und es gab eine Premiere: Zum ersten Mal, seit ich das Quintett gesehen habe, lief ein Supportact mit dem Namen Dear Robin auf, was vermutlich auch dem Ego der Burschen gut tun wird. Sicherlich ein Beweis für die unaufhaltsame Weiterentwicklung der Kalifornier.

Eigentlich bin ja als arbeitender Mensch kein Freund von Vorgruppen mitten in der Woche, zumal auch der merkwürdige Name Rätsel aufgab. Handelt es sich etwa um eine Robin Beck-Covertruppe? Aber nein, hier spielte dann ein sympathisches Ensemble aus Rostock, das sich bodenständiger Rockmusik, wie man sie in unserem Alter kennt (irgendwo zwischen Fleetwood Mac, und Deep Purple, teilweise sogar mit leichtem Southern-Einschlag a la ZZ Top), verschrieben hat und bereits ein Album vorweisen kann, sowie das zweite schon im Köcher hat.

Aus diesen beiden Werken wurden dann auch Stücke performt. Beim  southern-trächtigen Opener „On Our Way“ war es noch Lead-Gitarrist Paul Häcker vorbehalten, sich auch am Frontmikro zu bewähren. Ab Song 2, dem ZZ Top-umwehten Titelstück ihres ersten Albums „Revelation“, übernahm dann Co-Gitarristin Pia Rademann bis zum Ende des etwa 40 Minuten währenden Programms den Leadgesang. Insgesamt ein angenehmer Einstieg in den Abend, der den Hanseaten zurecht viel Applaus einbrachte. Fazit: Bescheuerter Bandname, gute engagierte musikalische Leistung!

Line-up:
Pia Rademann (lead vocals, electric and acoustic guitar, vocals)
Paul Häcker (electric guitar, lead vocals, vocals)
Mathis Marks (bass)
Keylipp Dallmann (drums)
Florian Fischer (keys)

Robert Jon & Co. legten dann kurz nach 20:00 Uhr in gewohnter Manier los. Der Leader traditionell in schwarz gekleidet, mit obligatorischem Hut und Whiskey-Glas in Reichweite, bei Henry James schien die Wolle auf dem Kopf noch ein wenig zugelegt zu haben.

Für mich lag der Reiz eindeutig darin, wie viele Stücke vom neuen Album „Red Moon Rising“ auf die Setliste finden und welche Wirkung sie live entfalten würden. „Hold On“ erwies sich dabei als toller und ordentlich rockender Opener. Mit krawalligen „Trouble“, dem Stampfer „Red Moon Rising“, „Dragging Me Down“, dem herrlich progressiven „Give Love“ (samt ausgiebiger „We could all use a little more love in the world-„Interaktion mit der Audienz ) und dem swampigen „Ballad Of A Broken Hearted Man“, durfte man durchaus zufrieden sein, lediglich den Ohrwurm „Down No More“ gab es leider nicht (vielleicht ja dann im November).

Jon und James geben mittlerweile unangefochten den Ton im Kollektiv an, James brillierte wieder mit unzähligen quirligen Soli. Neben Stücken aus dem etwas älteren Fundus wie u. a. „Ride Into The Light“, „Blame It On The Whiskey“, „High Time“, „Waiting On Your Man“, ging es mit dem Hit „Oh Miss Carolina“, dem bereits erwähnten „Ballad Of A Broken Hearted Man“ schon in die heiße Schlussphase.

Das, was für Lynyrd Skynyrd am Ende mit „Free Bird“ Standard war, scheint sich bei Robert Jon & The Wreck zu „Cold Night“ hin zu entwickeln. Hier schlug dann nochmals die große Stunde von Henry James, der in zwei langen Solopassagen erneut seine ungemeine Fingerfertigkeit zur Schau stellen konnte. Herrlich auch der zwischenzeitlich eingeflochtene Schlagabtausch mit Keyboarder Jake Abernathie.

Nach diesem 20-Minuten-Kracher war eigentlich klar, dass man den krönenden Abschluss hinter sich hatte. Und so war es dann auch. Robert Jon & The Wreck bewiesen an diesem angenehmen Sommerabend wieder, dass der Spitzen-Status, den Blackberry Smoke im Southern Rock (noch) inne hat, eindeutig das anvisierte Ziel ist. Zum x-ten Male ein toller Abend mit den Jungs!

Line-up:
Robert Jon Burrison (lead vocals, electric guitar)
Henry James (electric guitar, vocals)
Warren Murrel (bass)
Andrew Espantman (drums, vocals)
Jake Abernathie (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Teenage Head Music
Kantine Köln

49 Winchester – Support: Drayton Farley – 21.05.2024, Kantine, Köln – Konzertbericht

Toller Konzertabend in der Kölner Kantine! Der Gig von 49 Winchester mit ihrem Support Drayton Farley war im Vorfeld aufgrund der gesteigerten Kartennachfrage vom ursprünglich geplanten Club Volta in die ungefähr etwas mehr als doppelt so große Location im Kölner Norden gelegt worden und die Leute sollten ihr Kommen nicht bereuen.

Zunächst stellte der aus der Nähe von Birmingham in Alabama stammende Singer/Songwriter Drayton Farlowe in einem 45-Minuten Programm, Songs aus seinem eigens Fundus vor. Nur mit Akustikgitarre behangen und seinem bardenhaften Gesang, der mich ein wenig an Jason Isbell erinnerte, an der Front, gelang es ihm mit seiner kommunikativen Art, authentischen Texten und melodischen Tracks wie u. a. „Something Wrong (Inside My Head)“, Stop The Clock“, „Dream Come True“, „Evergreen Eyes“ American Dream (Hard Up) und dem abschließenden „Pitchin Fits“, viele Pluspunkte für sich zu sammeln, als auch den verdienten Applaus einzuheimsen.

Line-up:
Drayton Farley (lead vocals, acoustic guitar)

Nach knapp einer halben Stunde Umbaupause brachte dann 49 Winchester, das 6-köpfige Ensemble aus Castlewood, Virginia, das vor geraumer Zeit bereits als Support-Act von Luke Combs für Furore gesorgt hatte, von der ersten Minute an den ‚Kessel‘ in der Kölner Kantine zum Brodeln, visuell zusätzlich durch permanent wehende Rauchschwaden auf der Bühne untermauert!

Das Sextett, bestehend aus dem herrlich kauzig aussehenden, aber auch zugleich sehr charismatisch auftretenden Fronter Isaac Gibson, der mich an eine Art noch unverbrauchte Mischung aus Charlie Daniels in jungen Jahren, Billy Gibbons und Charlie Starr erinnerte sowie Co-Gitarrist Bus Shelton, Schlagzeuger Justin Louthian, Bassist Chase Chafin, Keyboarder Tim Hall und Pedal Steel Player Noah Patrick, sorgte schon direkt mit dem launigen Opener „Chemistry“ dafür, dass die Chemie zwischen Band und Publikum auf’s Beste funktionieren wird.

Im Mittelpunkt standen im weiteren Verlauf des ca. 1 1/2 stündigen Gigs die Songs ihrer ersten Alben, darunter natürlich auch die vom starken „Fortune Favors The Bold“ (“ u. a. „Annabel“, „All I Need“, „Damn Darlin’“, „Second Chance“, „Last Call“),  sowie ergänzend schon eine Vorschau auf den kommenden, am 03. August 2024 zur Veröffentlichung geplanten Nachfolger mit Tracks wie u. a. „Yearnin‘ For You“, „Make It Count“, Leavin‘ This Holler“, das wir dann zu entsprechender Zeit natürlich auch wieder beleuchten werden.

Highlights unter vielen in dieser höchst abwechslungsreichen Show waren für mich persönlich , der bis dato mit der Truppe noch gar keine Berührungspunkte hatte, u. a. Songs wie das atmosphärisch-bluesig-balladeske „Hays, Kansas“, das im emotionalen Refrain zum Mitsingen infizierende „Russell County Line“ sowie das progressive und mit einem starken Instrumentalteil bedachte „Don’t Speak“ oder auch das brandneue „Tulsa“ mit schöner Red Dirt-Note.

Am Ende wurde die Band vom sehr angenehmen Publikum gebührend gefeiert und natürlich nicht ohne Zugabe entlassen. Gibson bedanke sich für die tolle Kölner Audienz („die ihm noch in 15 Jahre in Erinnerung bleiben wird“ – OT) und sorgte mit seinen Kumpanen dafür, dass alle Anwesenden samt der vertretenden Hillbillies, die Kantine überglücklich verließen (mit „Hillbilly Happy“, ein Stück aus dem kommenden, neuen Album).

Besonders gefreut hat mich auch die unbeschränkte Fotoerlaubnis für den Kollegen Mangold. Hier zeigt sich, wie man vertrauensvoll zwischen Band-Management und Multiplikatoren (Agenturen, Magazinen) völlig entspannt zusammenarbeiten kann, um ein bestmögliches Werbeergebnis für die Protagonisten zu erzielen, wie man es an den tollen Fotos unschwer erkennen kann!

49 Winchester, weiter so! Ein toller aufstrebender neuer Act im New Country-, Country Rock-, und Southern Rock-Genre, von dem noch viel zu hören sein wird. Bestnote von uns für diesen Abend!

Line-up 49 Winchester:
Isaac Gibson (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Tim Hall (keyboards)
Justin Louthian (drums)
Chase Chafin (bass,)
Bus Sheltonon (electric guitar, acoustic guitar)
Noah Patrick (pedal steel)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Lime Tree Music
Semmel Concerts Entertainment GmbH
Kantine, Köln

Charles Esten – 07.05.2024, Club Volta, Köln – Konzertbericht

Wir hatten Charles Esten zuletzt 2019 im Carlswerk Victoria in Köln live begutachten dürfen, diesmal ging es in den benachbarten Club Volta, wo der bekannte Schauspieler und Musiker sein Debütalbum „Love Ain’t Pretty“ im Rahmen seiner Europa-Tournee vorstellte.

Als Support begann zunächst sein Schwiegersohn in spe, Charlie Greene, Sänger und Gitarrist der Nashville-basierten Alternative Folk Rock Band Betcha, der solo Songs aus deren Repertoire u. a. wie „Lucy Lucy“, „July“, „Coincidental“, „Losing My Mind“ oder „Jaded“ mit der Akustikgitarre begleitete.

Zwischendurch durfte dann noch eine weitere Protagonistin, Taylor Noelle, die Tochter von Charles Esten ihr vokales Können beim Crosby, Stills, Nash & Young-Klassiker „Our House“ (von deren „Deja Vu“-Meilenstein) im Duett mit Charlie einbringen. Dazu gab es eine schöne Showeinlage, als Greene gegen Ende seiner 30 Minuten-Performance als Zeichen seiner Nashville-Verbundenheit, einen kleinen pinkfarbenden Cowboyhut an seinem Gitarrenhals befestigte.

Foto-Kollege Gernot Mangold (der diesmal völlig freie Hand hatte) und ich bekamen im schönen Club einen perfekten Platz auf einer Empore, die sich direkt in der Nähe des Backstage-Bereichs befands. Zwischendurch gesellte sich Charles, mit dem ich Samstags zuvor noch ein Interview durchgeführt hatte und Ehefrau Patty Hanson ganz entspannt zu uns und beobachteten und filmten mit Stolz das Treiben ihrer Sprösslinge.

Da auf der Bühne alles bereits vorbereitet war, dauerte es auch nicht lange, bis Charles und der viel-gebuchte schottische Session-Musiker Andy Lucas ihre Positionen auf der Bühne besetzt hatten. Natürlich wurde mit dem Opener und Titelsong des Albums und der Tour „Love Ain’t Pretty“ begonnen. Als ‚pretty good‘ erwies sich hier allerdings sofort die Textsicherheit beim Mitsingen oder auch in Alleine-Sing-Passagen der versammelten Audienz, die bei diversen Tracks für Gänsehaut-Feeling im Club sorgte.

Lucas bildete instrumentell mit seinen starken Keys-Variation (u. a. E-Piano, Orgelhall, viel HT-Piano) für einen starken Counterpart zu seinem mit seinem Charme, Power, Fröhlichkeit und Wortwitz glänzenden Leader, der überwiegend die Akustikklampfe schwang, aber sporadisch immer mal wieder auch zur Stratocaster-E-Gitarre („One Good Move“, „Make You Happy“) griff. Beim herrlich launigen „I Still Do“ bewies er dazu seinen Können an der Mundharmonika.

Es folgten mit „Love Ain’t Love No More“ und dem stampfigen „I Ain’t“ zwei meiner Highlights des aktuellen Werks, wobei erstgenannter Song leider nicht das schöne Fleetwood Mac-Esprit des Album erzeugen konnte, dafür sorgte dann „Candlelight“ für das heute übliche Handyleuchten anstelle der früher gebräuchlichen Feuerzeuge und Wunderkerzen.

Charlie Greene stand dann zum ersten Mal zum Duett beim Simon & Garfunkel-Evergreen „Sound Of Silence“ an Estens Seite. Fans der Nashville-Serie kamen zum ersten Mal bei der Ballade „I Know How To Love You“ auf ihre Kosten. Klar, dass Charles auch für die talentierte Tochter Taylor Noelle ordentlich die Werbetrommel rührte, die dann beim 50er-Schinken „Why Do Fools Fall in Love“ ihren Part.

Das ELO-Cover „Don’t Bring Me Down“ wurde durch heftige Schnell-Klatsch-Einlagen (erstaunlich synchron) regelrecht nach vorne ‚gepeitscht. Mit dem ganz starken „The Worst Day“ (Charles wieder an der E-Gitarre) wurde dann die tolle Schlussphase eingeläutet, dem sich dann Stücke wie „Through The Blue“, „Buckle Up“ (mit starkem HT-Piano-Solo von Lucas), das flotte Nashville-Ding „He Ain’t Me“ und das, den Hauptteil abschließende „Down The Road“ anfügten.

Zur ersten stürmisch eigeforderten Zugabe, dem Oasis-Track „Champagne Supernova“ stieß dann Charlie Green nochmals dazu, den überaus emotionalen Schlusspunkt setzte erneut ein Song der Nashville-Reihe „A Life That’s Good“, das nochmals daran erinnerte, wie gut es uns in unseren Sphären geht, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Die wie einstudiert rüberkommenden Gesangspassagen des Publikums begleiteten Esten dann durch die Audienz zum Ausgang bis zum direkt davor geparkten Tourbus.

Am Ende ließ uns Patty Hanson, nachdem wir unser VIP-Bild mit Charlie und Taylor bereits oben im Backstage-Bereich erledigt hatten, noch zum besagten Tourbus geleiten, wo es dann noch ein wenig Smalltalk mit Charles und natürlich das obligatorische VIP-Bild gab.

Ein klasse Typ dieser Charles Esten, samt seiner sympathischen Familie, die für eine vorbildliche und unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen Künstler, Agentur (danke auch an Lime Tree Music) und Magazin als Werbemultiplikator sorgten. So sollte es sein! Hat riesig Spaß gemacht!

Line-up:
Charles Esten – lead vocals, acoustic guitar, electric guitar, harmonica
Andy Lucas – keys
Special guests:
Charlie Greene (von Betcha) – lead vocals, acoustic guitar, vocals, percussion
Taylor Noelle – lead vocals, vocals

Text: Daniel Daus
Bilder: Gernot Mangold

Charles Esten
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Betcha
Taylor Noelle
Andy Lucas
Lime Tree Music
Club Volta

Glenn Hughes – 17.04.2024 – Club Volta, Köln – Konzertnachlese

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts war Glenn Hughes Mitglied der MK III und MK IV Besetzung von Deep Purple. Etwa 40 Jahre später spielt er mit seiner Band im Kölner Club Volta und bringt einen Querschnitt der drei Studioalben aus dieser Zeit.

Somit ist die Setlist ein Kontrastprogramm zu den Deep Purple-Konzerten, da die Songs, die er im Club Volta bringt, seit Jahrzehnten nicht mehr live von Deep Purple gespielt worden sind. In knapp 100 Minuten performt das Quartett neun Songs, die zum Teil durch fast jammende Einlagen geprägt sind, wobei die Musiker vor einem begeisterten Publikum fast entfesselt aufspielen.

Der mittlerweile über 70jährige Huges zeigt sich dabei stimmlich bestens aufgelegt, trifft sowohl die hohen, als auch am Bass für die tiefen Töne, auch mit funkigen Einlagen. Neben dem bestens aufgelegten Huges steht Gitarrist Soren Andersen, dem der „Chef“ viel Freiraum gibt, mehrfach mit Gitarrensoli im Mittelpunkt, wobei er zuweilen fast in Extase auftrumpft.

An den Keyboards und der Hammond Orgel hat er diesmal den Niederländer Bob Fridzema dabei, der von Hughes für seine Spielweise bei der Bandvorstellung mit dem legendären Jon Lord verglichen wird. Ash Sheehan an den Drums sorgt für einen mächtigen Druck von hinten und glänzt mit einem mehrminütigen Drumsolo, was in „You Fool No One“ integriert ist, Dabei könnte man meinen, er hätte mehr als zwei Beine und Arme, so wirbelt er dabei zuweilen über seine Felle und Becken.

Aus einem starken Konzert ragen das hart rockende „Stormbringer“, das bluesige „Mistreated“ sowie das krachende „Burn“, mit dem die Band den Abend beendet, heraus.

Bei der Verabschiedung kündigt Hughes an, dass er nächstes Jahr wiederkommen wolle, dann aber mit einer anderen Songauswahl. Diverse Tracks dieser Art wird er nicht mehr live spielen. Warten wir einmal ab, was die Zukunft noch bringt, aber Glenn Hughes scheint noch lange nicht am Ende zu sein, was er auch an dem Abend im Kölner Club Volta offeriert hat. Glenn Hughes tritt am 13.05.24 noch einmal in der Zeche Bochum auf.

Set List:
Stormbringer
Might Just Take Your Life
Sail Away
You Fool No One / Guitar Solo / Blues / High Ball Shooter / You Fool No One / Drum Solo / You Fool No One
Mistreated
Gettin‘ Tighter
You Keep On Moving
Encore:
Burn

Line-up:
Glenn Hughes – bass & vocals
Soren Andersen – guitars
Ash Sheehan – drums
Bob Fridzema – keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

Glenn Hughes
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Lucky Bob Music Agency
Carlswerk Victoria & Club Volta

Darius Rucker – Support: Tyler Booth – 19.04.2024, Live Music Hall, Köln – Konzertbericht

Gestern Abend gab es in der restlos ausverkauften Live Music Hall in Köln mit Darius Rucker und seiner Live-Begleitband The Carolina Grey Boys ein Konzert, auf das ich mich schon seit der Bekanntgabe riesig gefreut habe. Zum Einen aus nostalgischen Gründen, da ich seine frühere Band, mit der er zunächst Bekanntheitsgrad errungen hatte, Hootie & The Blowfish, schon immer mochte, zum Anderen, weil er auch mit seinem Schwenk in die Nashville-New Country-Gefilde stets Qualitätsarbeit abgeliefert hat.

Aber zunächst überraschte der als Support vorgeschaltete, mir bis dato völlig unbekannte Tyler Booth, rein äußerlich so eine Art junger Alan Jackson, mit einer selbstbewussten, stimmlich starken und auch instrumentell versierten Vorstellung. Acts dieser Art stellen aus meiner Sicht ja überwiegend eher ein überflüssiges Ärgernis dar, oft dann zum Teil nicht mal zur Musik des Hauptacts passend.

Im Falle des aus Campton, Kentucky stammenden Tyler Booth nehme ich aber alles zurück und behaupte das Gegenteil! Der stieg zunächst mit dem, unserer Klientel bestens aus Outlaws-„Lady In Waiting“- und „Bring It Back Alive“-Zeiten, viel gecoverten Evergreen „Freeborn Man“, zunächst ganz solo in sein kurzweiliges Set ein.

Als Unterstützung gesellte sich dann der Steel-Payer Will Van Horn kurze Zeit später mit dazu und assistierte der kräftigen, Slang-getränkten Stimme und dem fingerfertigen Akustikgitarrenspiel des Support-Protagonisten, bei Songs aus dessen eigenem Fundus wie u. a. „G.O.B. by the G.O.G“, „All This Could Be Yours“, „Drinkin Buddy“, „Palomino Princess“ und dem finalen „Hank Crankin‘ People“.

Eine knappe unterhaltsame halbe Stunde, die Tyler Booth nicht nur viel Applaus einbrachte, sondern vermutlich den einen oder anderen neuen Fan dazu animiert haben dürfte, sich mit seinen bisherigen Alben zu beschäftigen.

Line-up Tyler Booth:
Tyler Booth (lead vocals, acoustic guitar)
Will Van Horn (pedal steel)

Als die Pausenmusik abgeschaltet wurde und das Licht erlosch, konnte man die elektrisierte Spannung und Vorfreude im Publikum (und auch an sich selbst) bereits hautnah spüren. Ich hatte diesmal im alterstechnisch sehr schön durchmischten Publikum sogar das Glück, nicht im direkten Umfeld von irgendwelchen infantilen, betrunkenen und kreischenden Amerikanerinnen zu stehen, somit war alles für einen tollen Konzertabend hergerichtet.

Und der launige Opener „Have a Good Time“ stand dann auch so als etwas wie für eine Blaupause der folgenden gut 1/2 Stunden, inklusive der drei Zugaben zum Start der „Starting Fires“-Tour in der Domstadt. Ja, da war sie sofort, diese unglaublich prägnante Stimme, die man unter hunderttausenden Sängern sofort herausfiltert, und die man in Hootie & The Blowfish-Zeiten schon zu lieben gelernt hatte.

Apropos Hootie & The Blowfish: Tracks aus dieser Zeit waren mit „Let Her Cry“, „Hold My Hand“ und „Only Wanna Be With You“ („One Love“ hätte ich vielleicht auch noch gerne gehört) natürlich auch vertreten und zählten mit zu den Highlights des Abends, vor allem, weil Rucker und sein begleitendes Multiinstrumentalisten-Ensemble (allesamt Könner der Extraklasse) sich durchaus kreativ den Originalen stellten und ihnen einen moderneren Anstrich gaben. Man spürte förmlich die wohligen Schauer, die sich in der Körpern der Anwesenden in der proppe-vollen Halle ausbreiteten.

Diverse hochmelodische und launige Stücke aus dem eigenen Country-Solo-Portfolie (u. a. „Beers And Sunshine“, „For The First Time“, „Don’t Think I Don’t Think About It“, „It Won’t Be Like This For Long“, der Mandolinen-verzierte „Come Back Song“, „True Believers“, „Alright“), die Bandvorstellung, ein 90er-Cover-Intermezzo mit Tracks wie „I Like It, I Love It“ (Tim McGraw), „Waterfalls“ (TLC) oder „Poison“ (Bell Biv DeVoe), vervollständigten einen höchst-unterhaltsamen Hauptteil, der mit dem amüsanten Feger „Homegrown Honey“ seinen Abschluss fand.

Der Zugabenteil erwies sich als weiteres stimmiges Puzzleteil im letztendlich tollen Gesamtgig. Zunächst bildete Darius beim smoothen „Valerie“ mit ersten Kollegen wie Jeff Marino (mit Shaker) die Vorhut, bei dem dann sich auch die restlichen Musiker dann sukzessive zu ihren Positionen bewegten und dann den Song ‚anreicherten‘.

Das folgende Stück mit Quinton Gibsons furiosen E-Gitarren-Einlagen kam in bester Southern Rock-Tradition daher und mit Ruckers bis dato größtem Hit, „Waggon Wheel“, dem Old Crow Medicine Show-Cover, eine fulminanter Bluegrass-Abräumer, gab es zum endgültigen Finale kein Halten mehr bei den restlos begeisterten Besuchern der Live Music Hall. Ein grandioser Auftakt zum „Starting Fires“-Tourstart, Besucher des zweiten, der beiden Deutschland-Termine in München am 22. April, dürfen sich schon jetzt ‚die Hände reiben‘!

Line-up Darius Rucker & Band:
Darius Rucker (lead vocals, acoustic guitar)
Lee Turner (keyboards, acoustic guitar, vocals)
Jeff Marino (drums, percussion)
John Mason (bass, vocals)
Quinton Gibson (electric guitar, vocals)
Sasha Ostrovsky (pedal steel, banjo, dobro)
Garry Murray (acoustic guitar, mandolin, fiddle, banjo, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Darius Rucker
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Tyler Booth
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Live Music Hall Köln

Joe Bonamassa – 09.04.2024, Lanxess Arena, Köln – Konzertbericht

Ich habe immer so das Gefühl, dass die gediegene Blues-Klientel den Begriff ‚Weiterentwicklung‘ scheut, wie der Teufel das Weihwasser. Gerade im Fall Joe Bonamassa habe ich es schon so oft vernommen, dass alles, was der aus New York stammende Musik-Tausendsassa heute betreibt, reflexartig verdammt wird und auf seine (angeblich) brillanten Anfangstage verwiesen wird.

Ich persönlich sehe das allerdings komplett anders, ich finde, dass er sich, besonders seit seiner Zusammenarbeit mit Musikern der Nashville-Extraklasse-Garde und auch vor allem gesanglich deutlich gegenüber den Frühzeiten verbessert hat. Dazu verfolgte er von Beginn an, was ich als völlig legitim erachte, einen klaren Plan, sich mit seinem extravaganten Können und Talent, aus der Überschaubarkeit der kleinen und mittleren Locations herauszuspielen.

Und mit mir haben das scheinbar auch die am gestrigen Abend anwesenden ca. 4.500 Zuschauer in der ansprechend gefüllt aussehenden bestuhlten Lanxess-Arena so gesehen, die von der Altersstruktur sehr schön durchmischt gewesen ist. Heißt wohl, dass es Bonamassa mittlerweile gelingt, die in diesem Metier oft festgefahrenen Altersstrukturen zu durchbrechen und die Blues (Rock)-Musik auch für nachfolgende Generationen attraktiv zu gestalten. Von daher, aus meiner Sicht, alles richtig gemacht.

Der Gig an diesem Abend in der Domstadt, um es vorwegzunehmen, war absolut fantastisch, der bis dato eindeutig beste Auftritt, den ich von ihm plus seinem aktuellen Begleitensemble, bestehend aus der kräftigen Rhythmusfraktion Calvin Turner und Lamar Carter, den Backgroundsängerinnen Jade MacRae und Danniele De Andrea, sowie den etatmäßigen Begleitern Josh Smith und Reese Wynans, erlebt habe.

Wir hatten Plätze ganz vorne in der Nähe der Bühne, der Sound war wunderbar transparent. Joe wirkte von Beginn an locker wie nie, allein schon die beiden ruhigeren Sachen in der Anfangsphase „24 Hour Blues“ und „Self Inflicted Wounds“ waren phänomenal. Sehr stark präsent von Beginn an waren die beiden Backgroundsängerinnen, die mit ihrer ansteckenden Ausstrahlung und ihren kräftigen Vokalorganen einen herrlichen Counterpart zum Fronter abgaben.

Auch alle anderen Akteure wurden diesmal deutlich stärker eingebunden (der agile und viel Power gebende Carter mit Drumsolo innerhalb von“ Just Got Paid“, Altmeister Wynans mit Orgel- und HT-Soli (z. B. „Lazy Poker Blues“) sowie vielen gefühlvollen Untermalungen bei Joes Soli (grandios u. a. beim progressiven „The Last Matador Of Bayonne“) und sogar Rhythmusgitarrist Josh Smith konnte sich diesmal als Solist bei einigen Gelegenheiten profilieren („Self Inflicted Wounds“, „Shout About It“, „Lazy Poker Blues“, dazu schöne Twins mit Joe bei „Mountain Time“).

Joe selbst spielte sich, egal, ob auf den unterschiedlichen Gibson -oder Fendermodellen unterwegs, zum Teil in einen wahren Rausch und demonstrierte nachhaltig seine unglaubliche Fingerfertigkeit. In den ruhigeren Phasen seiner Soli (da erwies sich die Audienz erstaunlich empathisch, es waren überhaupt keine ‚Dazwischenquatscher‘ auszumachen) gab es mehrfach echte Gänsehautmomente.

Spätestens nach der Vorstellung der Band und den stehenden Ovationen der gesamten Arena für Reese Wynans (quasi für seine musikalische Lebensleistung), ging es dann stehend (viele strömten dann vorne an die Bühne) in eine fulminante Zweithälfte mit weiteren Highlightsongs wie „Heart That Never Waits“, „It Is Safe To Go Home“ und dem „Lazy Poker Blues“.

Der unterhaltsame Reigen der vielen, dem Blues angelehnten Stilen (klasse Songauswahl und auch -anordnung), die hier perfekt gemischt wurden, ging dann zum Ende in die Southern-Phase über, wo ZZ Tops „Just Got Paid“ mit einem nahezu infernalen Instrumentalteil geboten wurde, und mit dem Fan-Favoriten „Mountain Time“ (mit ABB-Flair), Wasser auf unsere speziellen Mühlen gegossen wurde.

Fazit: Auch wenn Eric Clapton zuschauertechnisch vielleicht momentan immer noch größeren Zuspruch im Genre genießen sollte, hat ‚Smokin‘ Joe‘ in aktiver, kreativer und spielerischer Hinsicht längst das Zepter im Blues-Olymp übernommen. Die reale Nummer 1 des 21. Jahrhunderts heißt demnach mittlerweile eindeutig Joe Bonamassa!

Vielen Dank an Mark Dehler von Netinfect Promotion, der uns dieses tolle Ereignis ermöglicht hat!

Line-up:
Joe Bonamassa (lead vocals, electric guitar)
Josh Smith (electric guitar)
Reese Wynans (keys)
Calvin Turner (bass)
Lamar Carter (drums)
Dannielle De Andrea (vocals)
Jade MacRae (vocals, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Joe Bonamassa
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Netinfect Promotion
Lanxess Arena, Köln