LUKE – The Truth Remains The Same – CD-Review

Nachdem ich mich schon vor geraumer Zeit über die deutsche Blues Rock-Formation aus dem Süd-Schwarzwald Blue Deal, bereits überaus positiv geäußert hatte, zieht jetzt mit LUKE eine Formation aus dem Saarland im gleichen Genre nach.

Hinter LUKE steht ein Quartett, angeführt von Lukas Schüßler (lead vocals, guitars, songwriting), samt seiner Mitstreiter Martin Preiser (hammond organ, rhodes, piano), Sebastian Sommer (bass) und Bernd Wegener (drums, percussion), das mit seinem zweiten Album „The Truth Remains The Same“, produziert, gemischt und gemastert vom allseits bekannten Martin Meinschäfer (Henrik Freischlader), ebenfalls Qualitätsware auf internationalem Niveau abliefert.

Auch hier muss ich dem Fronter wieder eine sehr schön britisch-amerikanisch und angenehm klingende Stimme attestieren. Die Band bietet insgesamt eine schöne smooth und relaxt klingende Mischung aus Blues-, Soul-, Rock- und (Indie-) Pop- Anleihen, basierend auf einem typischen Stratocaster-Sound, grob zusammengefasst in der Art, wie John Mayer seine Musik zwischen Alt und Modern zelebriert.

Da schimmern viele Acts wie u. a. Chicago, Eric Carmen, Dire Straits, Foreigner, oder Bruce Hornsby hervor, die man Mitte der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre gerne gehört hatte, als auch natürlich Eric Clapton  in der Phase, wo er in etwas mainstreamigere Gefilde abdriftete (von „Another Ticket“ bis „Journeyman“).

Exemplarisch beschreibe ich hier in einem durchgehend hörenswerten Gesamtwerk den Titeltrack „The Truth Remains The Same„, der diesen Namen auch zurecht verdient. Und da sind wir schon wieder bei besagtem John Mayer, der immer ein ähnliches Esprit verströmt.

In diesem Lied offeriert Schüßler seine ganze stimmliche Varianz, ein tolles E-Gitarrenspiel, kombiniert mit Stimmungs-, Atmoshären und Tempowechseln, wobei ein gewisser Ohrwurm-Charakter immer gewährt bleibt. Besser kann man einen singletauglichen Song mit Niveau kaum schreiben.

Am Ende wundert man sich nicht, warum bekannte Musiker wie Patti Smith, Keb’ Mo’ und Taj Mahal die Jungs als Support haben walten lassen, als auch über die Preise (Saarbrücker Kulturpreis für Musik 2023) und Nominierungen (German Blues Challange), die man bereits auf der noch jungen Vita stehen hat. Zurücklehnen und entspannt genießen heißt es bei „The Truth Remains The Same“ von LUKE. Ein wahrlich gutes und empfehlenswertes Album!

Label: Records/ Believe (2025)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Intro
02. Love Peace & War
03. I Don’t Really Know What Love Is
04. The Truth Remains The Same
05. Love Battery
06. Eye Bags Don’t Lie
07. Come Running To Me
08. No More Tomorrow
09. Who Will Be There
10. Something’s Calling
11. Riding After Midnight

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Another Dimension

Dion – The Rock ’N’ Roll Philosopher – CD-Review

Der aus der Bronx in New York stammende, mittlerweile 87-jährige Dion, mit bürgerlichem Namen Dion Francis DiMucci, ist in der Pop- und Rockmusik ein großer Name, auch wenn sich seine Bekanntheit in unserem Lande in hiesigen Zeiten, vermutlich in eher in überschaubaren Grenzen befindet.

Er hatte seine größten Erfolge in den Sechzigern, wobei der Rolling Stone ihn in seinen Listen auf Platz 63 der besten Sänger  und seinen Schunkler „The Wanderer“ auf Platz 243 der besten Songs aller Zeiten führt.

In dieser langen Zeit ist es natürlich klar, dass man viele musikalische, beziehungsweise berufliche als auch private Bekanntschaften aufbaut und pflegt. Soziale Netzwerke, wie man es heute zu sagen pflegt. Deren Bedeutung, besonders in unserem digitalen Zeitalter, braucht es keiner weiteren Beschreibung.

Der Protagonist ist hier bestens aufgestellt, anders ist es wohl nicht zu erklären, dass auch noch heute prominente Gäste, wie zuletzt auf „Girl Friends“ (da war es das Who-Is Who der zeitgenössischen weiblichen Musikerriege) Schlange stehen, wenn er ein neues Album ins Leben ruft.

Bei seinem neuen Werk „The Rock ’N’ Roll Philosopher“, das sich als musikalisches Gegenstück zu seinem gleichnamigen Buch („weitläufige Memoiren, in denen es um Musik, Sucht, Genesung, Freundschaften, Gott, Kreativität, Beziehungen und all die Dinge geht, aus denen ich wichtige Lektionen gelernt habe“), das er gemeinsam mit Adam Jablin verfasst hat, versteht, und sowohl neue, als auch Überarbeitungen seiner Uralthits beinhaltet, ist die Gästeliste auf den 16 Tracks nicht besonders lang, dafür mit  Sonny Landreth, Joe Bonamassa, Mark Knopfler und Eric Clapton aber umso exquisiter.

Dass Dion auch im hohen Alter noch zünftig zu rocken vermag, beweist der Opener und zugleich erste Single „I’m Your Gangster Of Love“ (famose E-Gitarreneinlagen von Wayne Hood), sicherlich auch ein großer Höhepunkt des Gesamtwerks.

„Take It Back“, wo Joe Bonamassa mitmischt, auf dessen Label die Scheibe wieder erscheint, ein flotter Blues Rock-Schunkler, geht in eine ähnliche Richtung. „Cryin‘ Shame“ mit typischer Landreth-Slide-Begleitung erinnert an J.J. Cale-Sachen, sticht ebenfalls als einer der Center-Stücke heraus.

Das von Mark Knopflers ’singender‘ und wohl klirrender Stratocaster umgarnte „Dancing Girl“ entpuppt sich als der Ohrwurm der CD. Liebhaber klassischer Blues- Stampfer der etwas vergangenen Zeit, dürfen sich auf „If You Wanna Rock ’n‘ Roll “ über die Veredlung des ‚God Of The Blues‘, Eric Clapton (ein großer Bewunderer Dions), freuen, der hier aufzeigt, dass er E-Gitarren-technisch immer noch ordentlich ‚ablassen‘ kann.

Und wenn Dion mit „Ride With You“ dann noch einen lupenreinen Southern Rocker aus dem Ärmel schüttelt,  fragt man sich glatt, ob er sich nicht demnächst mal an diesem Genre versuchen sollte. Da müsste er sich jedoch sputen, die potentielle Liste prominenter Gäste ist da leider nicht mehr allzu lang…

Label: KTBA Records (2025)
Stil: Blues (Rock)

Tracks:
01. I’m Your Gangster Of Love
02. New York Minute
03. Ruby Baby
04. Take It Back with Joe Bonamassa
05. New York Is My Homer
06. Cryin‘ Shame with Sonny Landreth
07. Dancing Girl with Mark Knopfler
08. In A Heartbeat Of Time
09. Serenade / Come To The Cross
10. If You Wanna Rock ’n‘ Roll with Eric Clapton
11. Ride With You
12. Abraham, Martin And John
13. King Of The New York Streets
14. Runaround Sue
15. The Wanderer
16. Mother And Son

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Atua Blues – Two Roots – CD-Review

Review: Hans-Joachim Kästle

Manchmal flattern CDs ins Haus, da kann man sich schon mal fragen: Wer ist das? Schlimmer allerdings wäre es, wenn dann auch noch die Frage aufkäme: Was bitteschön ist das? Um es vorwegzunehmen: Diese hat sich nicht gestellt, wobei wir gleich mal beim Prädikat „Durchaus hörenswert“ sind.

Kommen wir zum Anfang zurück: Atua Blues besteht aus Grant Haua, einem Maori-Bluesgitarristen und Sänger aus Neuseeland, und David Noel, dem als Feelgood Dave bekannten Leadsänger der in Frankreich beheimateten SuperSoul Brothers.

Apropos Neuseeland: Hatten wir nicht erst neulich etwas aus diesem Pazifikstaat? Klar: BB & The Bullets, deren Debüt-CD „High Tide“ es beim amerikanischen Roots Music Report – der aus Radio-Airplay-Daten zusammengestellt wird – sowohl in der Sparte Blues als auch Blues Rock auf Platz eins geschafft hat. Wenn das mal kein gutes Omen für das Erstlingswerk von Atua Blues ist…

Haua, Noel und ihre Begleitmusiker beginnen die CD mit „Amazing Grace“, einem über 250 Jahre alt Gospelsong, der schon unzählige Male gecovert worden ist. David Noel erklärt die Beweggründe: „Die Wahl dieses Titels kam in unseren Gesprächen sofort zur Sprache, da Gospelmusik unserem Leben Rhythmus verleiht.“

Mit ihrer entspannt-rhythmischen Interpretation schafft es die neuseeländisch-französische Kombination aber, dass der Uraltsong in einem luftigen Gewand daherkommt, was auch für den Nummer-eins-Hit von George Harrison, „My Sweet Lord“, gilt. Hier gibt es Textpassagen aus Maori und Okzitanisch. „River Blues“ ist leicht Country-angehaucht, „I Get The Blues“ ein Slow Blues, „Hard Lovin‘ Woman“ geht Richtung klassischer Blues Rock – stilistische Vielfalt ist somit auch gewährleistet.

Dixiefrog Records (2025)
Stil: Blues, Soul, Gospel

Tracks:
01. Amazing Grace
02. Fisherman
03. Hard Lovin‘ Woman
04. I Get The Blues
05. My Sweet Lord
06. No Competition
07. River Blues
08. Rose
09. Suck It Up
10. What Have We Done
11. Who’s Gonna Save My Soul

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Scott Weis Band – XX – CD-Review

Eigentlich habe ich es auf Studioalben immer gerne etwas ausgefeilter und glattpolierter. Wenn man in seinem Leben schon so viele Scheiben aus Nashville reviewt hat, kommt man schon fast nicht mehr darum herum, auf gewisse dort gesetzte Standards zu achten, was die akribische Einspielung, die Abmischung und den transparenten Sound angeht.

Wer die Scott Weis Band kennt, weiß schon vorher, dass er das genau nicht bekommen wird, sondern auch hier raue, ‚ungeschminkte Wahrheit‘ mittels authentischer Musik serviert bekommt, die meistens fast schon Live-Charakter besitzt und wo nicht so genau drauf geschaut wird, dass alles bis zum Kleinsten sitzt. Und so ist es natürlich auch bei „XX“, dem neuen Werk zum 20-jährigen Band-Jubiläum.

 „My My Love“ ist direkt schon eine Art Mischung aus „Satisfaction“ der Stones und „Gimme Three Steps“ von Skynyrd, somit ein ideal gewählter launiger Einstieg, wie auch beim Konzert vor einigen Tagen.

„Looking For The Preacher“ (schön swampig mit Harp) und das Molly Hatchet-infizierte „Gimme Gimme“ sind weiteres Quellwasser auf die Mühlen der Southern-Gilde. Kommen wir hier zu den Tracks, die nicht auf dem Gig gespielt worden sind:

Da wäre der schöne klassische Slow Blues „Coming In“, allerdings mit jam-artigem Finale, „You Got The Power“ ein kraftvoller Siebziger-Rocksong mit dezent psychedelischer Note, sowie das flockige „I Try“ ein wenig soulig angehaucht, ebenfalls wie das eingängige “ Wheels Are Turning“ ein wenig zuvor.

Die Coverversion von „Tennessee Whiskey“ als Finale ist in der eigenwilligen Scott Weis Band-Variante absolut klasse (deutlich E-Gitarren-orientierter), kann in Sachen Studiosong dem Original von Chris Stapleton nicht ganz das Wasser reichen (siehe meine Anmerkung oben), da erzeugt die countryeskere Geschichte einfach diese unweigerliche Gänsehaut.

Am Ende erhält man mit „XX“  eine raue, ehrliche Scheibe auf hohem Niveau, die von der Machart her an die guten Analog-Zeiten der Siebziger Jahre erinnert und einmal mehr die herausragende Spielfreude der Scott Weis Band untermauert. Und wer es dann noch eine Stufe wilder haben möchte, muss dann einfach die hier noch ausstehenden Konzerte besuchen!

Eigenproduktion (2025)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. My My Love
02. Looking For The Preacher
03. Stand
04. Coming In
05. Gimme Gimme
06. White Crow
07. Wheels Are Turning
08. Promise Land
09. You Got The Power
10. I Try
11. Tennessee Whiskey

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Scott Weis Band – 10.10.2025, Blue Notez Club, Dortmund – Konzertbericht

Schade, schade. Es scheint sich immer noch nicht genug herumgesprochen zu haben, dass es abseits der inflationär auftretenden, üblichen Verdächtigen, auch noch jede Menge anderer Musik im Blues Rock-Genre gibt, die man mal live erlebt haben sollte.

So fanden sich auch diesmal wieder nur gut 40 Leute im Dortmunder Blue Notez Club zur Scott Weis Band ein, obwohl das Trio bereits zwei Jahre zuvor einen grandiosen Gig an gleicher Stelle und demnach eine exzellente Visitenkarte abgeliefert hatte.

Das Schöne an der Band aus Pennsylvania ist, dass sie neben ihres sympathischen Erscheinungsbildes auch mit absoluten Könnern durchsetzt ist und zudem jede Menge Southern Rock (und mehr) im Blut zu haben scheint.

Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens hatten Scott & Co. ihre neue Studio CD „XX“ mit im Gepäck, die auch fast durchgängig im Konzert vorgestellt wurde (Besprechung demnächst ebenfalls im SoS). Es wurde wieder in zwei Sets performt.

Die erste Hälfte stand ganz klar im Zeichen von „XX“. Mit „My My Love“, „Looking For The Preacher“, „Stand“, „White Crow“ und „Gimme Gimme“ gab es sofort ein Fünfer-Pack vom neuen Album, mit der nachfolgenden Killerversion von „Have You Ever Loved A Woman“ (Scott mit Harp- und E-Gitarren-Parallelspiel) wurde dann eine Coverphase mit Tracks wie Chris Stapletons „Tennessee Whiskey“ (auch auf XX als Studioversion), „Just Got Paid“/“Jesus Left Chicago“ und „With A Little Help From My Friends“, jeweils mit eigenem SWB-Stempel, eingeläutet.

Zwischendurch wurden noch „Helpless“ und das flockige „Wheels Are Turning“ (auch von „XX“) eingeschoben.

Der zweite Durchgang begann mit einem Akustik-Set, bei dem Robert Kopec vom E-Bass-Sechssaiter zum imposanten Contrabass wechselte. Als Einstieg gab es erstmal mit „Born Again“ einen herrlichen Ohrwurm. „Simmer Me Down“ mit dezentem JJ_Cale-Flair (inklusiv Harp-Solo) zündete auch in der zurückgenommenen Variante.

Dann folgte der große Solo-Auftritt von Robert Kopec. Nach einem psychedelischen Intro folgte eine Lehrstunde an klassischer Streichermusik, hier am Contrabass. Keine Ahnung wie man das benennt, was folgte, ich bin als typischer und bekennender Kulturbanause die falsche Person.

Sonate, Arie, Requiem, absolut keine Ahnung, wie da der Fachbegriff aussieht. Mein früherer Nachbar, ein ehemaliger Rechtsanwalt, seit ungefähr fünf Jahren verstorben (Gott hab ihn selig), der regelmäßig unser Haus mit dieser Musik lautstark nachts um halb Zwei zu beglücken gedachte, wenn er sturztrunken nach Hause getorkelt kam, hätte da sicherlich kompetent Auskunft geben können, aber am Ende waren Stress, Alimente sowie exzessiver Alkohol-. und Zigaretten-Konsum irgendwann zu viel des Guten… An diesem Abend eine gelungene kurzweilige und extravagante Showeinlage im E-Gitarrenlastigen Blues Rock-Ambiente.

Klasse fand ich die gelungene Balance zwischen ruhigeren Stücken und dann wieder straight rockenden und groovenden Tracks, bei denen sich der Leader mit seiner tollen anpassungsfähigen Stimme und zum Teil Schwindel erregenden Soli auszeichnete.

Mit Stücken wie u. a. „Pride And Soul“, „All Over Again“, meinem Lieblingsstück des Abends, „When Something Is Wrong With My Baby“ (herrliche Ballade mit grandiosen E-Soli), „Raise Your Hands“ (Southern Rock pur), „Right Where It Belongs“, „Promise Land“ (wieder von „XX“) und „Little Child“ (inklusiv Drum-Solo von Roger Voss und spacigem E-Bass-Solo von Kopec), war auch die zweite Hälfte ein absoluter Kracher.

Die eigeforderte Zugabe wurde wieder, wie vor zwei Jahren, mit dem launigen „Angelina“ erfüllt, der Unterschied war diesmal die ausschließlich männliche Präsenz auf der Bühne bei der Harmoniegesangsinteraktion. Am Ende gab es noch das obligatorische Bild mit unserem SoS-Schild, netten Smalltalk und das Zeichnen der neuen CD.

Ein Zuschauer (alles andere als gottesfürchtig aussehend) neben mir sagte, dass er sich innerlich beim lieben Gott bedankte, dass er ihn zu diesem Konzertabend bewogen hatte. Ich denke, damit pst alles zum furiosen Auftreten der Scott Weis Band gesagt.

Line-up:
Scott Weis (lead vocals, electric guitar, harp)
Robert Kopec (E-bass, contra bass, bgv)
Roger Voss (drums, bgv)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Scott Weis Band
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Blue Notez Club Dortmund

Blue Deal – Make A Change – CD-Review

Hatte ich die süddeutsche Blues Rock-Formation bereits im Vorjahr angesichts ihres Albums „Can’t Kill Me Twice“ bereits zurecht über den ‚grünen Klee‘ gelobt, steht die Tage mit „Make A Change“ direkt schon der dritte Silberling in den Startlöchern.

Und, um es vorweg zu nehmen, wieder begeistert das Quartett, bestehend aus Joe Fischer (lead vocals, keys, cigar box guitar, bluesharp), Tom Vela (guitars, vocals), Jürgen Schneckenburger (drums & percussion) und Willi Macht (bass, voc) mit einem Longplayer, der keinen Vergleich auf höchster internationaler Ebene zu scheuen braucht.

Der Title Track „Make A Change“, demnach als Centersong genau in der Mitte des Werkes platziert, ein toller atmosphärischer (Southern) Blues Rock-Song mit leicht allmanesken Zügen (typische Gregg-Hammond), suggeriert vielleicht rein namentlich eine komplette Richtungsänderung. Die bietet die neue Scheibe – warum auch – aus meiner Sicht eher nicht, hier gilt für meine Begriffe eher ‚Never change a winning team‘.

Denn die Mixtur aus Blues- und Southern Rock, etwas klassischem Rock, samt einiger Stücke mit Ohrwurm-Charakter (die wunderbare Single „Easy To Hurt“ und das ein wenig an Robert Crays „Strong Persuader“ erinnernde „Rent A Heart“), folgt in der Grundstruktur dem tollen Vorgänger, wirkt sogar noch ausgereifter.

Allein der Doppelpack mit den launigen „Another Reason“ würde mit den klimprigen HT-Keys auf jedes Lynyrd Skynyrd-Album aus der Johnny Van Zant-Ära passen) und „Bad Boogie Woman“ (mit klassischer ZZ Top-Hook) – beide Lieder handeln von bösen Mädchen – sind eindeutiger Boogie-Stoff für die Southern Rock-Fraktion.

Während die Rhythmusabteilung gekonnt ihren Job erledigt, setzen Tom Vela mit herrlichen E-Gitarrenvariationen und mein (deutscher) ‚Lieblingsänger‘ Joe Fischer mit seiner so undeutsch klingenden Stimme die entscheidenden Akzente. Letztgenannter offenbart auch an den Keys, seine Fähigkeit den einzelnen Tracks das gewisse Zusatzetwas zu vermitteln.

„Get It Gome“ mit dem furiosen Orgelfinale dürfte der Deep Purple-Gemeinde zusagen, das soulig groovende „Two Hearts“ macht richtig Laune, das trockene „Over Jordan“ besticht durch seinen spröden Tony Joe White-Charme.

Zuletzt sind dann da noch die zwei tollen Slowbluese: „Greenland Shark“ mit eher traditioneller claptonesker Note und das herrliche Finale „Storm Will Come“ eher hymnisch mit Gary Moore-Esprit (à la „Still Got The Blues“).

Blue Deal haben sich mit „Make A Change“ nochmals übertroffen. Mit diesem herrlich abwechslungsreichen Album rücken sie den Blues Rock aus Deutschland (erneut) ins schillernde internationale Rampenlicht. Grandioser Southern Black Forest Blues Rock! Kaufen!

Dixiefrog Records – Redeye/Bertus (2025)
Stil: (Blues) Rock & More

Tracks:
01. Another Reason
02. Bad Boogie Woman
03. Easy To Hurt
04. Get It Gone
05. Hell Valley
06. Make A Change
07. Greenland Shark
08. Two Hearts
09. Over Jordan
10. Rent A Heart
11. Storm Will Come

Blue Deal
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Sean Chambers – 12.09.2025, Kulturrampe, Krefeld – Konzertnachlese

Sean Chambers bringt den Blues in die Krefelder Kulturrampe. Als musikalische Begleiter hat er die Savoy Brown-Rhythm-Section dabei, dass es nicht verwunderlich ist, dass das Konzert die Musikfans in der anständig gefüllten Kulturrampe mitreißt.

Pat deSalvo am Bass und Garnet Grimm am Bass legen mit einer spielerischen Leichtigkeit eine Grundlage, die Sean Chambers alle Möglichkeiten gibt, sich mit seinen Gitarren auszutoben. Dabei zeigt er eine enorme Flexibilität, die von filigranem Spiel bei slow Blues bis hin zu brachialen Riffs bei Blues mit hard rockiger Nähe geht.

Seine kraftvolle Stimme, die oft gesanglich von seiner Band unterstützt wird, sorgt für einen vollen Sound, der in der Rampe bestens abgemischt und transparent rüberkommt.

In etwa 120 schweißtreibenden Minuten setzt Chambers die Tradition von Bands wie Savoy Brown, aber auch von Musikern vom Schlage eines Rory Gallagher fort, dass man sich keine Sorgen um handgemachte Blues-Musik machen muss.

Die Nähe der Fans in der Kulturrampe sorgt auch für ein besonderes Feeling, was die Musiker auch an diesem Abend sichtlich genießen. Umso wichtiger ist es die kleinen Clubs, die zu moderaten Preisen Konzerte anbieten, dass solche Erlebnisse überhaupt möglich sind.

Line-up:
Sean Chambers (lead vocals & guitar)
Pat DeSalvo (bass & vocals)
Garnet Grimm (drums & vocals)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Sean Chambers
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Kulturrampe Krefeld

Joanne Shaw Taylor, 30.09.2025, Luxor Live, Arnheim – Konzertbericht

Wenn ich im Rahmen unseres bald erfolgenden 10-jährigen Jubiläums darüber sinnieren werde, welche die schönsten Locations waren, die wir im Laufe der Zeit bei den unzähligen Konzertbesuchen kennengelernt haben, wird sicherlich das Luxor Live in Arnheim mit ganz oben in der Spitzengruppe vertreten sein.

Den Anlass, dieses wunderschöne Konzerthaus mit einem kleinen und großen Saal aufzusuchen, bot diesmal die aufstrebende Blues-Rockerin Joanne Shaw Taylor, die wiederum mit ihrem hervorragenden Album „Black & Gold„, das vor geraumer Zeit erschienen ist und sich vermutlich ebenfalls in den Top-3 meiner diesjährigen Lieblingswerke wiederfinden wird.

„Black & Gold wird jetzt im Rahmen einer kleineren Europa-Tournee von der Protagonistin mit ihrer starken Begleitband promotet und da wollten wir dann die Gelegenheit nutzen, zumal Termine in unseren Sphären in 2025 nicht mehr vorgesehen sind. Die Akkreditierung verlief dankenswerter Weise gewohnt unkompliziert.

Joanne hat sich nicht nur in den bluesbegeisterten Niederlanden mit kontinuierlich starker Arbeit ein enormes Standing erarbeitet (die Zusammenarbeit mit dem Joe Bonamassa-‚Dunstkreis‘ tat da sicherlich auch noch ihr Übriges) und durfte sich über einen überaus gut gefüllten ‚Grote Zaal‘ freuen.

Überpünklich (sogar ein wenig vor der avisierten Anfangszeit) stieg sie und ihre Begleitcombo zu einem „Gimme Shelter“-Einspieler mit dem Schunkler „Stop Messsin‘ Around“ in den Gig hinein, wo mir direkt das klimprige HT-Pianospiel ihres Keyboarders zusagte.

Ja, es sollte im weiteren Verlauf eine ‚Hell Of A Good Time“ werden, eingeläutet mit diesem herrlich rockigen Track von der neuen CD. „“Sweet Lil‘ Lies“ und die Huldigung der Texas Rocker The Fabulous Thunderbirds mit dem Schunkler „Two Time My Lovin“ hielten die Pace hoch.

Schon zu diesem Zeitpunkt gefiel mir das songdienliche Zuspiel ihres Zweitgitarristen, der sich in den Dienst seiner ‚Chefin‘ stellte, aber mit seiner gestenreichen Präsenz, allerdings auch ein paar Slides und Soli zu glänzen wusste. Irgendwie ein lustiger Typ.

Dezent psychedelisch wurde es mit „Dyin To Know“, den ersten Höhepunkt bildete „Wicked Soul“ mit einem Taylor-‚Leise‘-Bridge, das dann in ein furioses dynamisches Ende (mit gesamter Bandbeteiligung) mündete. Zum kurzen Durchatmen folgte mit „Grayer Shade Of Blue“ einer der Ohrwürmer des neuen Silberlings,  aber sofort wieder weggefegt vom hammerharten „Look What I’ve Become“, ebenfalls auf „Black & Gold“ vertreten.

Dass Joanne nicht nur fingerfertig Gitarre spielen , sondern auch klasse und variabel singen kann, offenbarte die tolle Version des Gershwin-Klassikers „Summertime“. Dem launigen, shaky-mäßigen „Wanna Be My Lover“ folgte mit Wild Is The Wind“ ein weiteres Cover (Johnny Mathis). Hier wechselte sie von ihrer geliebten Telecaster erstmals zur Gibson Les Paul, überließ aber bis auf ein Solo weitestgehend ihrem Counterpart das Führungsspiel.

„Black Magic“ (Slide, Organsolo) läutete schon die Schlussphase ein, „Watch ‚Em Burn“ bildete mit einem dynamischen Finish (Joanne wieder mit der Les Paul) das Ende des Hauptteils. Die fällige Zugabe „Change Of Heart“ gefiel mir dann aufgrund der melodischen Heartland-Note ebenfalls richtig gut.

Ein tolles Konzert mit Joanne Shaw Taylor, das die nicht immer so publikumsnahe Künstlerin in einem viel lockeren Licht erscheinen ließ, als ich sie früher schon mal erlebt hatte. Mit dem tollen Album „Black & Gold“ im Rücken und dieser tollen Live-Show (nicht zuletzt auch dank ihrer perfekt harmonierenden Begleitcombo) macht sie einen weiteren Schritt in Richtung Spitze der zeitgenössischen Blues Rock-Szene.

Die Besucher der nächsten Gigs auf unserem europäischen Kontinent in Leipzig, Torgau, Berlin, Mainz und London dürfen sich freuen.

Line-up:
Joanne Shaw Taylor (lead vocals, electric guitar)
Shane Sanders (electric guitar, vocals)
Katelynn Corll (drums, vocals)
Christopher Alexander (bass, vocals)
Ty Baile (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Joanne Shaw Taylor
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Luxor Live, Arnheim

Blood Brothers – Help Yourself – CD-Review

Review: Hans-Joachim Kästle

Wer als alter Rock ’n’ Roller bisher mit dem Blues nichts anfangen konnte, selbst dann nicht, wenn gleich danach das Wort Rock auftauchte, sollte vielleicht mal über seinen Schatten springen. Denn viele CDs, die als Blues Rock firmieren, sind rockiger und besser als das, was ‚reine‘ Rockbands manchmal so produzieren.

Das gilt auch für „Help Yourself“, das zweite Studio-Album der Blood Brothers und das dritte insgesamt nach „Live in Canada“. Sicher, die Wurzeln liegen im Blues wie bei „Do What You Gotta“ mit feiner Slidegitarre oder „Can’t Be A Prophet“. Natürlich ist „Help Yourself“ ein Blues Rock-Album, aber genauso gut könnte man es in die Kategorie „Gitarrenorientierter Rock“ einordnen.

Die Blood Brothers sind zwei alte Hasen: Mike Zito (54), der 2011 zusammen mit Devon Allman und Cyril Neville die Royal Southern Brotherhood gründete, und Albert Castiglia (56), die auch erfolgreich auf Solopfaden wandeln. Beide heimsten schon jede Menge Awards ein. Für ihr gemeinsames Debüt-Werk von 2023 gab’s dann die Auszeichnung „Album of the Year“ in der Sparte Blues Rock. Fortsetzung folgt? Gut möglich…

Schon das erste Stück, der Titelsong, macht deutlich, auf was die beiden setzen: Twin Guitars. Einer der Höhepunkte ist zweifellos „Alive“: Ein dynamischer Blues Rock der alten Schule, in dem Mike Zito über seine neu gewonnene Liebe nach dem Tod seiner Frau singt, wobei die Zeile „Sie ist süßer als Honig, sie strahlt heller als die Sonne“ für einen gestandenen (Blues -)Rocker schon ein bisschen schmalzig ist. Derlei Texte sind in der Musikszene allerdings branchenübliche Handelsware.

Eindeutig in Richtung Rock geht dann wieder „Ol’ Victrola“, in dem neben den Blues-Ikonen Freddie King oder Muddy Waters die Rock-’n‘-Roll-Urväter Little Richard und Chuck Berry ebenso genannt werden wie deren „Erben“, die Beatles, die Stones oder die Allman Brothers. Apropos: Das Instrumentalstück „Soulard Serenade“ könnte auch aus der Feder von Gregg Allman oder Dickey Betts stammen, während Zito und Castiglia die Gitarren-Legenden Duane Allman und besagten Dickey Betts hochleben lassen.

Gulf Coast Records, Proper / Bertus (2025)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Help Yourself
02. Can’t Be A Prophet
03. Alive
04. Soulard Serenade
05. Low Down
06. The Best I Can
07. Prove My Love
08. Ol‘ Victrola
09. Running Out Of Time
10. Do What You Gotta

Mike Zito
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BB & The Bullets – High Tide – CD-Review

Review: Hans-Joachim Kästle

Blues Rock aus Neuseeland? Warum denn nicht! Schließlich gibt es dort auch Eishockey, womit ebenfalls nicht unbedingt zu rechnen ist. Zugegeben, der Vergleich hinkt. Denn während der Kufensport nicht gerade höheren Ansprüchen gerecht wird, gibt es eine durchaus attraktive Rockszene in Neuseeland. Da kommen einem doch sofort die Namen Split Enz oder Crowded House („Don’t Dream It’s Over“) in den Sinn, die international Erfolg hatten. Auch die Szene mit dem „Blues“ im Namen davor ist äußert lebendig, selbst wenn die Interpreten außerhalb der Landesgrenzen wohl kaum einer kennt. Das könnte sich mit BB & The Bullets ändern.

Die Band besteht in klassischer Triobesetzung aus Brian Baker (Gitarre, Gesang), Stu „The Glue“ Duncan (Bass) und Brad McMillan (Schlagzeug), alle erfahrene Musiker. Baker ist ein Veteran, der schon als Produzent tätig war, CDs veröffentlichte, Filmmusiken oder Werbejingles komponiert und in Australien mit Eddie Rayner (Split Enz, Crowded House) zusammengearbeitet hat.

Nun also legt das Trio seine Debüt-CD „High Tide“ vor. Bei einem Erstlingswerk von zumindest hierzulande unbekannten Musikern weiß man ja nie. Doch schon die ersten Töne lassen alle Zweifel verfliegen. „Something in the water“, gleichzeitig die Debüt-Single, ist ein satter, gut abgehangener Gitarren-Blues-Rock der alten Schule. Beim Titelsong „High Tide“ steuert Eddie Rayner die Orgel bei. Mit Brian’s Boogie“ gibt’s zur Abwechslung mal ein Instrumentalstück mit Gitarre satt.

Neben sieben Originalsongs finden sich auch fünf Cover. Die Frage, ist natürlich: Braucht es noch eine Version von „Walking the dog“, mit dem Rufus Thomas 1963 seinen größten Hit hatte? Ein Jahr später coverten die Stones den Song auf ihrer Debüt-CD. Weitere Interpreten waren unter anderem Aerosmith oder Mitch Ryder. Das Gleiche gilt für „Born Under Aa Bad Sign“, das sicherlich zu den meist gecoverten Stücken der Rock-Ära zählt. Der von Booker T. Jones und William Bell geschriebene Klassiker weist unter anderem Albert King, Cream oder Joe Bonamassa als Interpreten auf.

Weitere Cover sind „The Thrill Is Gone“ (B.B. King), das zur Gattung „klassischer Blues“ gehört und 1970 bis auf Platz 15 der Billboard Hot 100 kam, „I Can Tell“ (Bo Diddley) und „I Want You/She’s So Heavy“ von den Beatles.

Nun, machen wir’s kurz: Das Rad haben BB und seine Kumpel natürlich nicht neu erfunden. Neue Facetten gibt es nicht zu entdecken. Das Wichtigste aber: Basierend auf Brian Bakers Gitarre sind die Klassiker nach wie vor hörenswert. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der sie noch gar nicht kennt. Also, reinhören lohnt sich.

Dixiefrog Records (2025)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Somethin In The Water
02. Born Under A Bad Sign
03. High Tide
04. I Can Tell
05. Seven Ways To Sin
06. Walking The Dog
07. Little Fishies
08. I Want You / She’s So Heavy
09. Letting Go
10. The Thrill Is Gone
11. Brians’s Boogie
12. Big Boot Running

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