Jade MacRae – In My Veins – Digital-CD-Review

Wer als Backgroundsängerin in Joe Bonamassas Band über Jahre hinweg erfolgreich partizipiert, ist, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, für deutlich mehr prädestiniert, als nur ein paar schöne laszive Aahs, Oohs oder Uuhs. Jade MacRae, die wir jetzt auch schon sehr oft live erlebt haben, zeigt als Fronterin auf ihrem neuen, nur digital veröffentlichen Studio-Album „In My Veins“, dass sie Gesangsblut in ihren Adern mitgegeben bekommen hat.

Nebenbei sei bemerkt, dass die Protagonistin übrigens auch einen Universitätsabschluss als Pianistin und Violinistin vom Sydney Conservatorium Of Music hat.

Die 10 Tracks hatten ihren Ursprung während der Pandemie-Zeit, wo sich jede Menge  innerlicher Frust angestaut hatte und wurden später mit Leuten wie Kirk Fletcher (Gitarre, u. a. Ex-Fabulous Thunderbirds, Eros Ramazotti) , Lachy Doley (Voc, Hammond u. a. Jimmy Barnes, Glenn Hughes), Mahalia Barnes (Voc, u. a. Joe Bonamassa Band, Tochter von Aussie-Rocklegende Jimmy Barnes), Karen Lee Andrews (australische Sängerin(Ms Murphy)) und Jades Eltern, der renommierten Jazz-Sängerin Joy Yates und Fusion/Modern Jazz-Pianist Dave MacRae,und auch von Joe Bonamassa weiterentwickelt.

Der Gitarrenmeister himself liefert dabei auf dem sicherlich stärksten Stück des Werkes, dem slow-bluesigen „Early In The Morning“ eine packendes E-Solo, dass der ohnehin schon fesselnden Atmosphäre im Verlauf noch weitere dramatische Tiefe vermittelt.

Weitere Anspieltipps meinerseits sind der lässig groovende Opener „Out Of Sight“, das heftig und aggressiv  dahingeschossene Soulfeuer in „Shots Fired“, aber natürlich auch die ruhigeren Sachen wie „Reckoning“, das anprangernde „How Can We Live“, in denen Jade ihre ganze emotionale Verzweiflung der Pandemiezeit stimmlich in ihre Songs einbringt sowie auch das finale famose „Better This Time“ mit dem fast improvisiert wirkenden Instrumentalteil im Endbereich des Tracks.

Joe Bonamassa beschreibt sie als eine der talentiertesten Musikerinnen, die er je getroffen habe und in dieser Kombination von Seelenfülle und technischer Gewandtheit nur sehr selten vorkommt. Jade MacRaes neues Album „In My Veins“ untermauert dieses Statement mit tollen, spannenden und abwechslungsreichen Songs, handelnd von von Selbstliebe, positivem Denken in einer Zeit generationen-übergreifender Panik, Optimismus und dem Triumph über das Grauen. Und das mit einer Stimme, die im Blues-Soul-Bereich ihresgleichen sucht.

Eigenproduktion (2024)
Stil: Blues, Soul & More

01. Out Of Sight
02. Rose Coloured Glasses
03.  Little Joy
04. Early In The Morning
05. Eyes To The Sky
06. Shots Fired
07. Reckoning
08. How  Can We Live
09. In My Veins
10. Better This Time

Jade MacRae
Jade MacRae bei Facebook
Brooke Lynn Promotion

Robert Jon & The Wreck – Red Moon Rising – CD-Review

Über die Erfolgsgeschichte von Robert Jon & The Wreck hatte ich ja bereits anlässlich ihres letzten Auftritts in der Krefelder Kulturrampe ein wenig philosophiert, jetzt liefert das Quintett knapp zehn Monate später schon wieder mit „Red Moon Rising“ den nächsten Studio-Longplayer ab, diesmal sogar mit der für sie recht ungewöhnlich hohen Anzahl von zwölf Tracks.

Und selbstredend, wie kann es anders sein, begleitet von intensivem Touren in Europa, den Staaten und dann wieder in Europa. Ich stelle mir gerade vor, der öffentliche Apparat (bis auf ganz wenige Ausnahmen) in unserem Staate wäre einem so intensiven Arbeitsvolumen ausgesetzt, das ganze Land befände sich vermutlich aufgrund einer Massen-Burnout-Welle in kürzester Zeit verwaltungstechnisch auf dem Niveau von Haiti…

„In Qualität steckt das Wort ‚Qual‘!“ sagte einst Felix Magath, als er seine Schützlinge mit dem Medizinball um die Tartanbahn schickte. Die Promoter/Managements der Band hier in Europa und in den Staaten scheinen trotzdem immer wieder die richtige Balance in Sachen Belastung zu finden, um ihrer weiterhin ungehemmt erscheinenden positiven Kreativität nicht im Wege zustehen.

Beim neuen Album gefallen mir auf den ersten Blick schon das schöne atmosphärische Cover-Artwork, als auch das gelungene Wortspiel, sich vermutlich auf den alten CCR-Klassiker („Bad Moon Rising“) beziehend, auch wenn es laut Band um all den Glauben, die Mythen und Traditionen rund um den Blutmond geht, der Wiedergeburt und Veränderung symbolisiert.

Alles wirkt wieder sehr melodisch, auch bei den flotteren und härteren Sachen („Stone Cold Killer“, „Hold On„). Viele Keys-Varianten von Jake Abernathie, Harmoniegesänge, das auf den Punkt gebrachte E-Solo von Henry James (oft in der Slide-Variante), ab und zu mal Twins mit Leader Robert Jon, der über das gesangliche Zepter seine gewohnte Aura verbreitet, gehören diesmal zum Grundmuster. Dazu kommt der Rhythmus von Andrew Espantman und Warren Murrel auf gewohnt hohem Standard-Niveau.

Die durchgehend guten und abwechslungsreichen Tracks (keine Füller) kommen mir als Verfechter des 4-Minuten-Liedgutes besonders entgegen. Zu meinen Favoriten zählen u. a. das episch anmutende „Ballad Of A Broken Hearted Man„, der groovige Titelsong, der obligatorische Ohrwurm „Down No More“ (dezente Band Of Heathens-Note), die Allman-Brothers-umwehten „Worried Mind“ und „Give Love“ als auch der ‚Ted Nugent meets The Outlaws‚-Track „Rager“.

Produziert hat Kevin Shirley, veröffentlicht wird die Scheibe über Joe Bonamassas Journeyman Records. Man darf sich schon bald auf die Live-Präsentation der neuen Stücke freuen. Der nächste Schritt zu noch mehr Popularität ist gekonnt vollzogen!

Journeyman Records (2024)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Stone Cold Killer
02. Trouble
03. Ballad Of A Broken Hearted Man
04. Red Moon Rising
05. Dragging Me Down
06. Hold On
07. Down No More
08. Help Yourself
09. Worried Mind
10. Give Love
11. Rager (CD Bonus Track)
12. Hate To See You Go (CD Bonus Track)

Robert Jon & The Wreck
Robert Jon & The Wreck bei Facebook
Another Dimension

Joe Bonamassa – Live At The Hollywood Bowl With Orchestra – BluRay-/CD-Review

Review: Jörg Schneider

Einmal im kultigen Hollywood Bowl aufzutreten, ist nach eigenem Bekennen schon immer der Traum von Joe Bonamassa gewesen. Letztes Jahr im August hat er ihn sich dann erfüllt und ist dort mitsamt Orchester zu Gast gewesen. Das gesamte Konzert wurde nicht nur aufgenommen, sondern auch als Video mitgeschnitten und erscheint nun mit etwas Verschiebung (ursprünglich war der 17. Mai als VÖ geplant) als CD/DVD bzw. CD/BluRay und Doppel-LP (Vinyl, 180-Gramm) sowie in anderen digitalen Formaten.

Mit dem Live-Album liefert Joe Bonamassa eine unvergleichliche Mischung aus Blues, Rock und Klassik ab. Die orchestrale Unterstützung aus 40 Musikern, darunter so namhafte Hollywoodmusiker wie z. B. David Campbell, Trevor Rabin und Jeff Bova, sorgt auf jeden Fall für einen satten, vollen Sound, bei dem alle Instrumente, nicht nur die des Orchesters, klar identifizierbar sind.

Fast alle der insgesamt elf Titel sind mindestens 7 Minuten lang, was genügend Raum für grandiose Orchesterarrangements lässt und die Songs für seine Fangemeinde neu erlebbar macht. So ist z. B. der „24 Hour Blues“ eine absolut elektrisierende Live-Version des Bobby „Blue“ Bland Klassikers, der auch auf Bonamassa’s aktuellem Studioalbum „Blues Deluxe Volume 2“ vertreten ist.

In der Vergangenheit gab es bislang nur, abgesehen von einzelnen Jazz-Rock-Gruppen wie die legendären „Blood, Sweat And Tears“, wohl nur zwei echte Rockbands, die Rock und Klassik kombiniert haben. Und das ist schon verdammt lang her. Da waren Deep Purple mit ihrem Live-Album „Concerto For Group And Orchestra with The Royal Philharmonic Orchestra“ (1969) und die Progressive-Rock-Band The Nice, insbesondere auf ihrem 1968‘er Studioalbum „Ars Longa, Vita Brevis“. Viele solcher Ansätze hat es bis dato also nicht gegeben. Insofern kann „Live At The Hollywood Bowl with Orchestra“ mit Recht als weiterer Meilenstein in der Karriere von, und dieses Wortspiel sei hier erlaubt, Tausendsassa Bonamassa betrachtet werden.

Obwohl das Album musikalisch eine absolute Perle ist, werden eingefahrene Hardcore-Bluespuristen aller Voraussicht nach eher nicht zum Kauf schreiten.

Für Bonamassa-Fans sowie alle, die bereit sind etwas über den Tellerrand des Blues (Rocks) hinauszuschauen, wird es allerdings mit Sicherheit eine kleine Offenbarung sein.

Eine Genuss ist auch der einer auf BluRay-Disc veröffentlichte Konzertmitschnitt. Diesen gibt es zusammen mit einem wertigen, 20-seitigen Booklet und einer CD in einem nett gestalteten Schuber. Die BluRay-Disc startet obendrein mit einem sehr schönen Klassikintro und ist optisch sowie klanglich ein Leckerbissen, der die tolle Live-Atmosphäre in der Hollywood-Bowl und natürlich auch Bonamassas Gesang und seine Gitarre kraftvoll rüberbringt. Daher: volle Punktzahl für eine Kaufempfehlung!

Provogue Records/Mascot Label Group (2024)
Stil: Blues

Tracks:
01. One Door Overture
02. Curtain Call
03. Self Inflicted Wounds
04. No Good Place
05. Ball Peen Hammer
06. The Last Matador
07. Prisoner
08. Heartaches
09. John Henry
10. 24 Hour Blues
11. Sloe Gin

Joe Bonamassa
Joe Bonamassa bei Facebook
Netinfect Promotion

Black Country Communion – V – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Die ruhelose Umtriebigkeit des US-Blues-Rock Gitarristen und Songschreibers Joe Bonamassa hat nach langen Jahren das Bandprojekt Black Country Communion (BCC) wieder ins Studio geholt. Die Reunion bringt mit dem Album “V” die spannende Vitalität der Supergruppe zurück auf den Plattenteller. Zur Erinnerung: BCC wurde 2010 von Joe Bonamassa (Guitar und Vocals), Glenn Hughes (Vocals und Bass), Jason Bonham (Drums) und Derek Sherinian (Keyboards) gegründet. Seitdem sind vier Studio- und ein Live-Album entstanden, sowie die Kompilation “The Story So Far”.

Der mit 72 Jahren unverändert stimmgewaltige Glenn Hughes ist nach einer Interimszeit bei The Dead Daisies (und zwei Longplayern) wieder in die erste Reihe des Rampenlichts zurückgekehrt. Auch Drummer Jason Bonham hat seinen “Ausflug” zur Band von Sammy Hagar ausklingen lassen und Derek Sherinian war mit seinen Projekten (u. a. Sons of Apollo) ausgelastet. Bonamassa konnte derweil mit seinen Solo- und Side-Aktivitäten vier Top 10 Alben in Europa einfahren. Eine größere Zahl von Tournee- und Gastperformances (z. B. mit Beth Hart, Joanne Shaw Taylor, Orianthi), sowie diversen Beschäftigungen als Produzent, Songwriter etc., waren zu bewältigen. “V” musste daher etwas länger warten.

Gelohnt hat es sich jedoch allemal, denn die Lead-Single “Stay Free” erfüllt bereits durchweg die hohen Erwartungen: funkig, bombastisch, guitar-rockin‘ mit der unverwechselbaren Stimme von Glenn Hughes. Anregungen von Led Zeppelin– und Stevie Wonder-Songs finden ihre Reminiszenzen in neuen, kreativen Synergien. Gleichwohl ist “Stay Free” ein authentischer Powerhouse-Track geworden. Diese 70er Jahre Hard-Rock-Energie wird in “Red Sun”, der zweiten Single-Auskopplung, kongenial übergeleitet. Purer Rock-Spirit aus den besagten Gründerjahren, den Glenn Hughes u. a. mit Deep Purple prägte und nun fast Soundgarden-like in moderner Rockperfektion charakterisiert.

Produziert wurde das Ganze übrigens wieder von Kevin Shirley, einem langjährigen Wegbegleiter der Band. In einem kurzen Beitrag bringt Shirley die Begeisterung auf den Punkt: “Sie haben sehr schnell einen einzigartigen Sound gefunden. Diesmal ist er zielgerichteter, die Riffs sind härter, und es gibt Hooks. Es ist das zusammenhängenste Album, voller Seele und Härte, und ich denke, es wird der Maßstab für Black Country Communion sein!” Herausgekommen sind dabei kantig – groovende Songs, z. B. “Enlighten” oder “You’re Not Alone” oder epische Rockballaden, z. B. “Love And Faith” und “Restless”, die ihren Earcatcher-Status im Vergleich zu berühmten 70er Jahre Vorbildern behaupten können. Heimlicher “Hauptdarsteller” der gesamten Tracklist ist dabei Sänger Glenn Hughes, der auch im letzten Stück “The Open Road” den brillanten Bonamassa-Guitar-Parts seine Great Voice of Rock entgegen hält.

Mit unbändiger Dynamik und kompromissloser Verkörperung einer modernen Fusion aus Classic-UK-Hard Rock und US-Blues Rock Elementen haben Black Country Communion beeindruckende Aufnahmen geschaffen. “V” ist ein weiteres bemerkenswertes und wegweisendes Album, das ihre einzigartige Handschrift trägt.

Mascot Label Group/J&R Adventures (2024)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Enlighten
02. Stay Free
03. Red Sun
04. Restless
05. Letting Go
06. Skyway
07. You’re Not Alone
08. Love And Faith
09. Too Far Gone
10. The Open Road

Black Country Communion
Black Country Communion bei Facebook
Netinfect Promotion

Joe Bonamassa – 09.04.2024, Lanxess Arena, Köln – Konzertbericht

Ich habe immer so das Gefühl, dass die gediegene Blues-Klientel den Begriff ‚Weiterentwicklung‘ scheut, wie der Teufel das Weihwasser. Gerade im Fall Joe Bonamassa habe ich es schon so oft vernommen, dass alles, was der aus New York stammende Musik-Tausendsassa heute betreibt, reflexartig verdammt wird und auf seine (angeblich) brillanten Anfangstage verwiesen wird.

Ich persönlich sehe das allerdings komplett anders, ich finde, dass er sich, besonders seit seiner Zusammenarbeit mit Musikern der Nashville-Extraklasse-Garde und auch vor allem gesanglich deutlich gegenüber den Frühzeiten verbessert hat. Dazu verfolgte er von Beginn an, was ich als völlig legitim erachte, einen klaren Plan, sich mit seinem extravaganten Können und Talent, aus der Überschaubarkeit der kleinen und mittleren Locations herauszuspielen.

Und mit mir haben das scheinbar auch die am gestrigen Abend anwesenden ca. 4.500 Zuschauer in der ansprechend gefüllt aussehenden bestuhlten Lanxess-Arena so gesehen, die von der Altersstruktur sehr schön durchmischt gewesen ist. Heißt wohl, dass es Bonamassa mittlerweile gelingt, die in diesem Metier oft festgefahrenen Altersstrukturen zu durchbrechen und die Blues (Rock)-Musik auch für nachfolgende Generationen attraktiv zu gestalten. Von daher, aus meiner Sicht, alles richtig gemacht.

Der Gig an diesem Abend in der Domstadt, um es vorwegzunehmen, war absolut fantastisch, der bis dato eindeutig beste Auftritt, den ich von ihm plus seinem aktuellen Begleitensemble, bestehend aus der kräftigen Rhythmusfraktion Calvin Turner und Lamar Carter, den Backgroundsängerinnen Jade MacRae und Danniele De Andrea, sowie den etatmäßigen Begleitern Josh Smith und Reese Wynans, erlebt habe.

Wir hatten Plätze ganz vorne in der Nähe der Bühne, der Sound war wunderbar transparent. Joe wirkte von Beginn an locker wie nie, allein schon die beiden ruhigeren Sachen in der Anfangsphase „24 Hour Blues“ und „Self Inflicted Wounds“ waren phänomenal. Sehr stark präsent von Beginn an waren die beiden Backgroundsängerinnen, die mit ihrer ansteckenden Ausstrahlung und ihren kräftigen Vokalorganen einen herrlichen Counterpart zum Fronter abgaben.

Auch alle anderen Akteure wurden diesmal deutlich stärker eingebunden (der agile und viel Power gebende Carter mit Drumsolo innerhalb von“ Just Got Paid“, Altmeister Wynans mit Orgel- und HT-Soli (z. B. „Lazy Poker Blues“) sowie vielen gefühlvollen Untermalungen bei Joes Soli (grandios u. a. beim progressiven „The Last Matador Of Bayonne“) und sogar Rhythmusgitarrist Josh Smith konnte sich diesmal als Solist bei einigen Gelegenheiten profilieren („Self Inflicted Wounds“, „Shout About It“, „Lazy Poker Blues“, dazu schöne Twins mit Joe bei „Mountain Time“).

Joe selbst spielte sich, egal, ob auf den unterschiedlichen Gibson -oder Fendermodellen unterwegs, zum Teil in einen wahren Rausch und demonstrierte nachhaltig seine unglaubliche Fingerfertigkeit. In den ruhigeren Phasen seiner Soli (da erwies sich die Audienz erstaunlich empathisch, es waren überhaupt keine ‚Dazwischenquatscher‘ auszumachen) gab es mehrfach echte Gänsehautmomente.

Spätestens nach der Vorstellung der Band und den stehenden Ovationen der gesamten Arena für Reese Wynans (quasi für seine musikalische Lebensleistung), ging es dann stehend (viele strömten dann vorne an die Bühne) in eine fulminante Zweithälfte mit weiteren Highlightsongs wie „Heart That Never Waits“, „It Is Safe To Go Home“ und dem „Lazy Poker Blues“.

Der unterhaltsame Reigen der vielen, dem Blues angelehnten Stilen (klasse Songauswahl und auch -anordnung), die hier perfekt gemischt wurden, ging dann zum Ende in die Southern-Phase über, wo ZZ Tops „Just Got Paid“ mit einem nahezu infernalen Instrumentalteil geboten wurde, und mit dem Fan-Favoriten „Mountain Time“ (mit ABB-Flair), Wasser auf unsere speziellen Mühlen gegossen wurde.

Fazit: Auch wenn Eric Clapton zuschauertechnisch vielleicht momentan immer noch größeren Zuspruch im Genre genießen sollte, hat ‚Smokin‘ Joe‘ in aktiver, kreativer und spielerischer Hinsicht längst das Zepter im Blues-Olymp übernommen. Die reale Nummer 1 des 21. Jahrhunderts heißt demnach mittlerweile eindeutig Joe Bonamassa!

Vielen Dank an Mark Dehler von Netinfect Promotion, der uns dieses tolle Ereignis ermöglicht hat!

Line-up:
Joe Bonamassa (lead vocals, electric guitar)
Josh Smith (electric guitar)
Reese Wynans (keys)
Calvin Turner (bass)
Lamar Carter (drums)
Dannielle De Andrea (vocals)
Jade MacRae (vocals, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Joe Bonamassa
Joe Bonamassa bei Facebook
Netinfect Promotion
Lanxess Arena, Köln

Joe Bonamassa – Blues Deluxe 2 – CD Review

Review: Jörg Schneider

Im August 2003 veröffentlichte Joe Bonamassa sein „Blues Deluxe“ Album. Und nun zwanzig Jahre und etliche Werke später erblickt im Oktober der Nachfolger „Blues Deluxe 2“ in den Verkaufsregalen das Licht der Plattenläden. Und genau wie damals enthält die Scheibe nahezu ausschließlich Coverversionen von Songs des „Who is Who“ der Bluesbarden. Nur zwei der insgesamt 10 Tracks stammen aus Bonamassas Feder bzw. der von Josh Smith, der auch auf Bitten von Bonamassa das Album produziert hat.

Beide „Blues Deluxe“-Alben bieten also eine gute Gelegenheit auf die Entwicklung eines stürmischen 26 Jahre alten Bluesgitarristen hin zum einem gereiften Blueser im Alter von 46 Jahren zu blicken. Der „Twenty-Four Hour Blues“ von Bobby “Blue” Bland (übrigens auch als Singleauskopplung erschienen) bildet den fulminanten und auch gesanglich absolut überzeugenden Auftakt der Scheibe und schließt mit einem unglaublichen Gitarrensolo von Bonamassa ab.

Ähnlich mitreißend auch das leicht funkige „It’s Hard But It’s Fair“ von Bobby Parker sowie das mit flotten Bläsersätzen durchsetzte „Well, I Done Got Over It“, im Original von Guitar Slim. Mit dem nächsten Track knöpft sich Bonamassa den Ronnie Earl-Klassiker „I Want To Shout About It“ vor. Hier als beschwingter Gute-Laune-Party-Kracher mit fetzigen Saxophon- und Keyboardeinlagen und einer herzigen Hintergrundsängerin, ein Song zu dem man unweigerlich das Tanzbein schwingen möchte.

„Win-O“ (von Pee Wee Crayton) ist dann die erste zumindest anfangs ruhigere Nummer, die vom Meister gesanglich gefühlvoll und mit einem tollen Gitarrensolo gegen Ende des Songs vorgetragen wird, anfangs begleitet von Pianoklängen im Stil alter Barmusik, die sich aber im Laufe des Songs zu wildem Pianogeklimper aufschaukeln. Das stakkatohafte, hektische und von Bläsern getragene „Hope You Realize It (Goodbye Again)“ stammt schließlich von Bonamassa himself unter Beteiligung von Tom Hambridge, dem auch als weißer Willie Dixon bekannten Bluesmusiker und Produzenten.

Der nächste neu interpretierte Klassiker „Lazy Poker Blues“ wurde ursprünglich von Fleetwood Mac veröffentlicht und taucht hier als schweißtreibende Rock‘n‘Roll Nummer im Boogie-Woogie-Gewand auf mit hämmerndem Piano auf, bevor Albert Kings „You Sure Drive a Hard Bargain“ eine etwas soulig-bluesig Stimmung mit ungewöhnlichem Ausklang aufkommen lässt.

Und auch Kenny Neals’ Song „The Truth Hurts“ wird von Joe Bonamassa deutlich spritziger als das Original adaptiert. Den ruhigen Schlussakkord dieses wahnsinnig guten Albums setzt letztendlich ein Song, den Josh Smith eigens für Bonamassa geschrieben hat. „Is It Safe To Go Home“ ist ein melodiöser Slowblues, der den Protagonisten stimmlich sehr fordert, aber auch äußerst einfühlsam von ihm vorgetragen wird.

Mit Reese Wynans an den Keyboards, Calvin Turner am Bass, Lamar Carter am Schlagzeug, Kirk Fletcher und Josh Smith an den Gitarren ist Joe Bonamassa ein mehr als würdiges Nachfolgealbum zu der „Erstausgabe“ von „Blues Deluxe“ gelungen. Der direkte Vergleich der beiden Blues Deluxe Scheiben zeigt, dass sein Gitarrenstil deutlich tiefergehender und intensiver geworden ist, ebenso wie seine stimmlichen Fähigkeiten auf der neuen Scheibe wesentlich ausdrucksstärker sind als 20 Jahre zuvor.

Was wahrscheinlich gar nicht so auffällt, hört man sich einzelne CDs aus seiner Laufbahn als Bluesgitarrist an, aber der unmittelbare Vergleich bringt es zu Tage: Joe Bonamassa kehrt auf diesem Album gereifter zu den Wurzeln seiner Musik zurück. Es ist ein großartiges Album, das, möchte man es sich kaufen, sicherlich jeden Cent wert ist.

Provogue Records (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. Twenty-Four Hour Blues (Bobby “Blue” Bland*)
02. It’s Hard But It’s Fair (Bobby Parker*)
03. Well, I Done Got Over It (Guitar Slim*)
04. I Want to Shout About It (Ronnie Earle & The Broadcasters*)
05. Win-O (Pee Wee Crayton*)
06. Hope You Realize It (Goodbye Again) (written by Joe Bonamassa & Tom Hambridge)
07. Lazy Poker Blues (Fleetwood Mac*)
08. You Sure Drive a Hard Bargain (Albert King*)
09. The Truth Hurts, feat. Kirk Fletcher and Josh Smith (Kenny Neal*)
10. Is It Safe To Go Home (written by Josh Smith)
* Originalinterpreten

Joe Bonamassa
Joe Bonamassa bei Facebook

Marc Broussard – S.O.S. 4: Blues For Your Soul – CD-Review

Es soult ganz schön im Blues in diesen Tagen. Nachdem das Jungtalent Connor Selby in unserem Magazin mit seinem souldurchtränkten Bluesalbum vorgelegt hat, wird heute, am gleichen Tag, auch das neue Werk von Marc Broussard, „S.O.S. 4: Blues For Your Soul“, veröffentlicht, und wer wäre für solch eine Art von Musik nicht mehr prädestiniert als der aus Louisiana stammende Singer-Songwriter mit seiner grandiosen Stimme?

Das ungewöhnliche an meiner Beziehung zu Broussard ist, dass sie eigentlich durch ein Melodic Rock-Ding ausgelöst wurde. Im Rahmen eines Interviews mit dem The Ladder-Gitarristen Gerhard Pichler lernte ich einen Bekannten von ihm kennen, der mir damals Broussards Frühwerke (wie u. a. „Carenco“ oder „Keep Coming Back“) wärmstens empfiehl. Diese besorgte ich mir dann auch wenig später und war in der Tat begeistert.

Live sah ich ihn dann erstmals 2015 im Musiktheater Piano in Dortmund vor sehr spärlicher Kulisse und dann nochmals drei Jahre später im diesmal rappelvollen Pitcher in Düsseldorf. Seit er albentechnisch hier bei uns deutlich besser promotet wird, scheint auch der Bekanntheitsgrad mit zu steigen. Den nächsten Step dürfte Marc jetzt im Rahmen seiner S.OS.-Cover-Alben-Reihe (Save Our Souls) machen, die mit der Idee von ihm ins Leben gerufen wurden, Geld für die unterprivilegierte Jugend in den Staaten zu sammeln.

Hierfür konnte er nämlich diesmal keinen geringeren als Joe Bonamassa gewinnen, der für den Longplayer nicht nur sein eigenes Label zur Verfügung stellte, sondern auch auf drei Tracks ganz kräftig mit in die Saiten greift, wie u. a. beim famosen Little Milton-Klassiker „That’s What Love Will Make You Do“, der hier mit ein Highlight darstellt.

Broussard dazu: „Little Milton in Angriff zu nehmen, war eine gewaltige Aufgabe. Er hatte eine epische Stimme, die mich eingeschüchtert hat. Ich hoffe nur, ich bin ihm gerecht geworden. Ich wollte es nicht übertreiben, aber wir wollten ihm unseren Stempel aufdrücken. Ich bin so froh, dass wir das geschafft haben.“

Auch in Sachen Produktion sind Smokin Joe und sein langjähriger Kollege und Kooperationspartner Josh Smith, der hier beim deltabluesigen „Locked Up In Jail (Prison Blues)“ seine E-Gitarre herrlich grummeln lässt, mit involviert. Mit JJ Grey bei “ Asked for Water“ und Eric Krasno bei „I Like To Live the Love“ standen weitere, in diesem Magazin bekannte Größen parat, die für zusätzlichen Glanz im Retro-umwobenen Soul-Blues-Konglomerat sorgen.

Aus dem Rahmen fällt ein wenig das recht aggressiv und psychedelisch performte Son House-Stück „Empire State Express“, bei dem man bei entsprechender Lautstärke doch schon gute Nerven und Durchhaltevermögen mitbringen muss.

Am Ende ist dann mit den beiden relaxten Nummern „Driving Wheel“ und „When Will I Let Her Go“ nochmals Bonamassa-Time. Wenn man ganz fies sein möchte, könnte man unterstellen, dass der stimmlich ja nicht unbedingt eine Übergröße abgebende, aber immer nach Perfektion strebende Blues Rock-Gigant (obwohl er sich in den letzten Jahren in dieser Hinsicht ja deutlich verbessert hat) auf diesem Werk mal die Gelegenheit genutzt hat, zu prüfen, wie sich seine Musik mit einem phänomenalen Sänger wie Marc Broussard anhört…

Aber das ist natürlich völliger Quatsch. Hier geht es wirklich eindeutig um die gute Sache und dieser werden Broussard, Bonamassa & Co. absolut gerecht. Ein regelrechtes Freudenfest für Blues- und Soul-Freunde der guten alten Retroschule, von absoluten Klasseleuten und einem begnadeten Sänger perfekt in die heutige Zeit transformiert. Somit steht jetzt schon fest, dass für diese an „S.O.S. 4: Blues For Your Soul“ von Marc Broussard kein Weg vorbei führen wird.

Überaus erfreulich ist auch, dass Marc in diesem Jahr im September wieder in unseren Sphären live zu sehen sein wird, u. a. auch wieder im Musiktheater Piano in Dortmund (siehe dazu auch unsere Konzerttipps).

Ktba Records (Rough Trade) (2023)
Stil: Soul Blues Rock

Tracks:
01. I’ve Got To Use My Imagination
02. I’d Rather Drink Muddy Water
03. That’s What Love Will Make You Do (feat. Joe Bonamassa)
04. Cuttin‘ In (feat. Roddie Romero)
05. Dreamer
06. Empire State Express
07. Love The Time Is Now (feat. Bobby Junior)
08. I Asked For Water (feat. JJ Grey)
09. I Like To Live The Love (feat. Eric Krasno)
10. Locked Up in Jail (Prison Blues) (feat. Josh Smith)
11. Driving Wheel (feat. Joe Bonamassa)
12. When Will I Let Her Go (feat. Joe Bonamassa)

Marc Broussard
Marc Broussard bei Facebook
Another Dimension

Joanne Shaw Taylor – Nobody‘s Fool – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Seit Joanne Shaw Taylor vor zwanzig Jahren im zarten Alter von ‚Sweet Sixteen‘ von Dave Stewart entdeckt wurde, hat es die Britin geschafft, sich zu einer der besten Gitarristinnen im Rockbusiness zu entwickeln. Nach ihrem 2021‘er „The Blues Album“ und dem im gleichen Jahr erschienenen Livealbum „Blues From The Heart“ steht nun ihr neuestes Werk in den Startlöchern.

Auch „Nobody‘s Fool“ wurde, genau wie die Vorgängerscheibe, von Joe Bonamassa und Josh Smith produziert und erscheint am 28. Oktober auf Bonamassas Plattenlabel KTBA Records. Diesmal wieder als ein reines Studioalbum, das mit elf exquisiten Tracks glänzt. Fast alle Songs hat sie selbst komponiert. Nur „Missionary Man“ (Dave Stewart, The Eurythmics) stammt nicht aus ihrer Feder und bei ein paar anderen Songs haben u. a. Josh Smith und Joe Bonamassa zumindest mitgewirkt.

Überraschenderweise hebt sich aber Joannes neue Scheibe in musikalischer Hinsicht deutlich von ihren Alben zuvor ab. Klar, immer noch ist ihre soulige, teils leicht heisere, Altstimme für den Sound mitbestimmend und auch ihre kraftvollen Gitarrenriffs und Hooklines sind so, wie man sie kennt. Trotzdem kommen viele der elf Albumtracks recht poppig und durchaus mit Radioqualitäten versehen rüber. Der Titelsong „Nobody‘s Fool“ liefert gleich ein Beispiel dafür. Da ist ihre einzigartige Stimme, verpackt in einen leicht fluffigen Popsong, bei man sogar ganz zarte Americanaelemente herauszuhören glaubt.

In eine ähnliche mainstreamige Richtung geht auch das gut tanzbare „Won‘t Be Fooled Again“ mit Joe Bonamassa als Gastgitarrist. Zuvor liefert Joanne allerdings noch einen Tune ab („Bad Blood“), dessen dumpfes Intro glatt für einen Krimi geschrieben worden sein könnte, der schließlich aber auch ins Poppige abdrifted, um mit der wiederkehrenden Eingangssequenz einen musikalischen Kontrast zu bilden. Ganz anders „Just No Getting Over You“. Der Song erhält durch eine Bläsersektion einen leicht soulig-funkigen Touch.

Dass Joanne Shaw Taylor auch besinnlich kann, zeigt sie mit gleich zwei Liedern. Da sind zum Einen der einfühlsam vorgetragene Slowblues „Fade Away“ mit Klavierbegleitung und Tina Guo am Cello und zum Anderen gegen Ende der Scheibe „The Leaving Kind“ an dessen Entstehung Joe Bonamassa mitgewirkt hat. Mit „Then There‘s You“ gibt‘s dann auch ’ne richtig hart treibende Blues Rock-Nummer auf die Ohren, die aber umgehend von „Runaway“, einer poppig-fröhlichen Melodie im Singer-Songwriter-Stil, abgelöst wird.

Wo sonst als bei „Missionary Man“ kann Dave Stewart endlich als Gastgitarrist einsteigen. Und dennoch unterscheidet sich der Track erheblich vom Eurythmics-Original. Bei der Neuinterpretation verzichtet Joanne allerdings auf das Harp- unterstützte Intro und gesanglich ist ihre Stimme auch nicht so hart wie die von Annie Lennox. Gastgitarristin Carmen Vandenberg (Bones UK) darf sich in „Figure It Out“ die Ehre geben, einem Track, der mit gefühlten mehr als 100 beats per Minute hektisch nach vorn schießt. Der bereits erwähnte Slowblues „The Leaving Kind“ holt den Hörer letztendlich wieder runter, bevor das Album mit dem fröhlichen und lebensfrohen „New Love“ versöhnlich endet.

Nun lässt sich vortrefflich darüber streiten, ob sich Joanne Shaw Taylor mit ihrem neuen Album musikalisch weiterentwickelt hat oder ob sie sich lediglich auf einen kommerzielleren Pfad begeben möchte. Musikalisches Neuland ist das Album auf jeden Fall. Bitte nicht falsch verstehen, die Scheibe ist einerseits auf ihre Art wirklich gut, aber eben ganz anders als Joannes Vorgängeralben und dürfte daher den Geschmack von Hardcore-Bluesfans nicht so ganz treffen.

Für alle anderen, die gern mal über den Bluestellerrand blicken möchten, ist der Kauf des Silberlings sicherlich eine Überlegung wert. Und auch für diejenigen, die eher einen etwas poppigeren Sound bevorzugen, ohne dabei auf Blueselemente verzichten zu wollen, ist „Nobody‘s Fool“ bestimmt eine gute Anschaffung.

KTBA Records (2022)
Stil: Blues Rock, Pop

Tracks:
01. Nobody‘s Fool
02. Bad Blood
03. Won‘t Be Fooled Again (feat. Joe Bonamassa)
04. Just No Getting Over You (Dream Cruise)
05. Fade Away (feat. Tina Guo)
06. Then There‘s You
07. Runaway
08. Missionary Man (feat. Dave Stewart)
09. Figure It Out (feat. Carmen Vandenberg)
10. The Leaving Kind
11. New Love

Joanne Shaw Taylor
Joanne Shaw Taylor bei Facebook
Another Dimension

Jade MacRae – 04.09.2022 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Nachdem Jade MacRae nur einige Tage zuvor zusammen mit Mahalia Barnes im Krefelder Schlachtgarten aufgetreten war, die nun, für Auftritte mit ihrem Vater Jimmy Barnes, zusammen mit ihrem Mann die Band verlassen hatte, gab es jetzt zum ersten Mal, einen Soloauftritt von ihr mit Band auf der Bühne zu bestaunen. Leider war das Dortmunder Piano nur spärlich besucht, was für den Veranstalter natürlich aus finanzieller Sicht auf Dauer nur schwer zu stemmen ist.

Nun aber zu den positiven Aspekten des Abends. Die mit vielen Vorschusslorbeeren angekündigte, in Neuseeland gebürtige Australierin, konnte diese, von der ersten Minute des Konzertes an, bestätigen. Gestützt durch ihre Band, drückte sie den Songs durch ihre beeindruckende Stimme, ihren Stempel auf. Dabei spielte es keine Rolle, ob es eher in Richtung Soul, Blues, Funk oder Rock ging.

Neben ihrer Stimme gelang es ihr aber auch, durch ihre offene und positive Art, das Dortmunder Publikum direkt zu auf ihre Seite zu ziehen und zu begeistern, das nicht an Applaus, auch für ihre musikalischen Begleiter, sparte. Schön und interessant war, wenn sie etwas zur Entstehung oder den Beweggründen der sehr persönlichen Songs sagte. Bei Ansagen für Songs, die ihrem Vater oder ihrem zweiten Ehemann gewidmet waren, versprühte sie auch ihren charmanten Humor.

Ben Forrester offenbarte mit so manchem Solo, welch ausgezeichneter Gitarrist er ist. In der groovigen ersten Zugabe „Meltdown“ mit Honkytonk-Einschlag brachte er noch einen gewisses Southerenflair herein. Aber auch Aaron Ottignon gab den Tracks an den Keyboards mit einigen Soli seine eigene Note.

Wichtige Grundlage, für den bestens abgemischten und abgestimmten vollen Sound, waren die eher im Hintergrund agierenden Hamish Stuart an den Drums und Bassist Mike Haselwood, die sich aber in einem Solo zumindest sporadisch profilieren konnten.

Zum Ende des Konzertes dankte Jade noch einmal den Anwesenden für die gute Stimmung und auch dem Piano, dass sie in dieser schönen Location auftreten durfte und gerne wiederkommt. Dass sie dabei die Zuschauer bat, dass dann jeder bitte zumindest einen Freund mitbringt, wird mit Sicherheit auch dem Piano gefallen.

Direkt nach dem Ende nahmen sich insbesondere Jade MacRae und Ben Forrester alle Zeit am Merchandisingstand, um diesen beeindruckenden Konzertabend rund ausklingen zu lassen.

Line-up:
Jade MacRae (lead vocals, bgv, percussion)
Ben Forrester (electric guitar)
Aron Ottignon (keys, bgv)
Mike Haselwood (bass, bgv)
Hamish Stuart (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Jade MacRae
Jade MacRae bei Facebook
EBF Music
Musiktheater Piano Dortmund
3dog-Entertainment

Joe Bonamassa – 03.05.2022, Mitsubishi Electric HALLE, Düsseldorf – Konzertbericht

Es ist jetzt das dritte Mal, dass wir Joe Bonamassa in größerem Konzertrahmen beleuchten, zuletzt war es vor drei Jahren an gleicher Stelle wie an diesem Abend in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric HALLE. Mark Dehler von Netinfect Promotion hatte wie gewohnt klasse Arbeit im Rahmen der reibungslosen Akkreditierung geleistet, wir hatten tolle Plätze, quasi zentral und dicht an der Bühne. Herzlichen Dank hierfür! Gut 2.500 Zuschauer wollten Smokin‘ Joes aktuellem Programm an diesem Dienstag beiwohnen.

Pünktlich nach dem Einspieler von John Sebastians 70er-Nostalgiehithit ‘Welcome Back’ betrat der Protagonist in gewohnt weißem Hemd unter schickem Anzug mit seinem Weltklasse-Ensemble die Bühne, um direkt mit „Evil Mama“ und „Dust Bowl“ sich, seine Band und die anwesenden Leute, mit den ersten Soli auf Betriebstemperatur zu bringen. Wie gewohnt ging es in fließendem Wechsel an diversen E-Gitarren wie Gibson SG und ES, Les Paul (u. a. beim zum niederknienden Gary Moore-Cover „Midnight Blues“) , Fender Stratocaster und Telecaster zu Sache. 

Mit letztgenannter Gitarre performte er „The Heart That Never Waits“, das einzige Stück, das vom aktuellen Album „Time Clocks“ in die Setliste fand. Etwas schade, finde ich, man hätte gerne mehr aus diesem superben Werk gehört.  

Mehr als nur ein saitentechnischer Wasserträger war übrigens der uns auch gute bekannte Josh Smith, der dann gegen Ende immer mehr aufblühte und auch mit einigen Twins, Slides und Soli brillieren durfte.  Wie zum Beispiel beim, nach der Bandvorstellung stattfindenden, southern-rockigen „A Conversation With Alice“ oder dem launigen, in Bakersfield-Manier abgehenden „Lonely Boy“, bei dem die famose Nashville-Rhythmussektion mit Weltklasse-Drummer Greg Morrow (ich weiß garnicht, wieviele New Country-Scheiben ich schon reviewt habe, wo er partizipiert hat) und Steve Mackey (mit Spaß in den Backen), die beiden Gitarristen vor sich hintrieben.

Zu Urgestein Reese Wynans braucht man nicht viel zu erzählen, der klimperte wieder in allen Variationen (Orgel, E-Piano, Syhthie, HT-Piano) routiniert auf seinen beiden, über Eck stehenden Tasteninstrumenten. Nicht zu vergessen die beiden klasse aussehenden Backgroundsängerinnen Danielle De Andrea und Jade MacRae, die wieder ihre Aahs, Uuhs und Harmoniegesänge zum Besten gaben und auch in Sachen Synchron-Bewegungen, eine gute Figur abgaben.

Beim Finalstück des Haupteils „The Ballad of John Henry“ entlockte ‚Magier Joe‘ zunächst mit seinen Händen und dann mit bogenförmigen Bewegungen mit seiner Telecaster einem kleinen Kästchen berührungslos vibrierende Töne. Diese Effekte mit einem sogenannten Theremin sind allerdings nicht ganz neu und wurden schon von Jimmy Page auf dem Led Zeppelin-Uralt-Hit „Whole Lotta Love“ eingesetzt. Trotzdem natürlich ein schönes Motiv für unseren Knipser Gernot Mangold.

Die erste Zugabe gehörte dann Joe ganz allein. Da ließ er bei „Woke Up Dreaming“ ein wahres Gewitter auf der Akustischen ab, dass man Angst um seine Fingerkuppen haben musste. Das Finale eines insgesamt zwei Stunden währenden, superstarken Konzerts gab es dann mit dem von Joe und Will Jennings kreierten „Mountain Time“, das nochmals sehr atmosphärisches Southern Rock-Esprit à la Marshall Tucker Band versprühte und somit den überragenden Abschluss bildete.

Bereits ziemlich früh hatte es übrigens diesmal die Leute von den Stühlen gerissen und es wurde im Stehen mit gefiebert, geklatscht und dem Star temperamentvoll die Ehre erwiesen. Bonamassa, das muss man so klar sagen, hat den etablierten Platzhirschen des Blues-Genres längst den Rang abgelaufen. Insgesamt somit wieder eine große Show von Joe & Co. im Rahmen seiner Europa-Frühlings-Tournee, die danach in London (in der ehrwürdigen Royal Albert Hall) und Paris noch weitergeführt wird.

Line-up:
Joe Bonamassa (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Steve Mackey (bass)
Reese Wynans (keys)
Greg Morrow (drums)
Danielle De Andrea (vocals)
Jade MacRae (vocals, percussion)
Josh Smith (electric guitar)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Joe Bonamassa
Joe Bonamassa bei Facebook
Netinfect Promotion
Mitsubishi Electric HALLE, Düsseldorf