Danny Bryant – Rise – CD-Review

Review: Jörg Schneider

„Rise“ ist das 10 Songs umfassende Nachfolgealbum zu Bryant‘s 2021 erschienenen und von der Kritik gefeierten Album „The Rage To Survive“. Zusammen mit seinen Mitstreitern (Dave Raeburn: Drums & Persussion, Paul Mallatratt: Bass, Marc Raner: Gitarre & akustische Gitarre, Jamie Pipe: Hammond & Piano) legt der britische Gitarrist ein lebhaftes und kraftvolles Album vor, gut durchmischt mit Blues, Rock und Singer-Songwriter Tunes, wobei die härteren Sounds mit Bryants krächzender Stimme allerdings vorherrschend sind.

Mit dem Titelsong „Rise“ gibt er sogleich die musikalische Grundausrichtung des Albums vor. Drei Minuten kräftiger Blues Rock mit leicht souligen Bläsersätzen und wild waberndem Keyboard, gefolgt von „Animal In Me“, einem rhythmischen Midtempo-Shuffle mit Pianoeinlagen. „Louise“ sorgt dann als Slowblues mit eingängiger Basismelodie für etwas Ruhe in den Gehörgängen. Mit „Hard Way To Go“ besinnt sich Bryant auf sein hart klingendes und rifflastiges Gitarrenspiel, während „Scarlett Street“ wiederum ruhige und sehr schöne balladeske Töne anschlägt, für mich sicherlich der beste Titel des Albums.

Das elegische „Into The Slipstream“ mit leicht gospeligem Hintergrundchor läutet die zweite Hälfte der CD ein. Ruhig geht es sodann auch mit dem nächsten Song weiter. In „Julienne“ steht eindeutig Bryants Gesang im Vordergrund, begleitet von seiner sich dezent im Hintergrund haltenden Band. In „Silver And Gold“ kommen eher minimalistisch, traditionelle Bluesrhythmen zum Vorschein. Ein Bob Dylan-Cover gibt’s es auch auf dem Longplayer: „I Want You“ ist ein über 6-minütiger stimmungsvoller, rein akustisch arrangierter Track getragen von Bryants einfühlsamem Gesang. Zum Abschluss gibt es dann mit „Drown (Jam)“ noch einen punkigen, instrumentalen Hard Rocker auf die Ohren.

Die zehn Tracks untermauern Bryants Status als einer der führenden britischen Blues Rock-Gitarristen und zeigen auch seine Qualitäten als Songwriter und Arrangeur. Insgesamt klingt sein neues Album, welches übrigens bereits Anfang des Jahres eingespielt wurde, nicht schlecht, wenngleich mir persönlich das Vorgängeralbum „The Rage To Survive“ besser gefällt. Aber das ist wie alles im Leben eine Frage des Geschmacks. Die Scheibe wird es sicherlich ihren Weg in die Plattensammlungen der Blues Rock-Fans finden.

Jazzhaus Records (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. Rise
02. Animal In Me
03. Louise
04. Hard Way To Go
05. Scarlett Street
06. Into The Slipstream
07. Julienne
08. Silver And Gold
09. I Want You
10. Drown (Jam)

Danny Bryant
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Another Dimension

John Mayall‘s Bluesbreakers – Live In 1967 – Volume Three – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Es war im Jahr 1967 als der junge Holländer Tom Huissen mit seinem Mono-Tonbandgerät verschiedene Gigs von John Mayall und seinen Bluesbreakers in diversen Londoner Clubs aufnahm. Damals traten die Bluesbreakers noch als Formation mit Peter Green, John McVie und und Mick Fleetwood auf, kurz bevor die drei „Fleetwood Mac“ ins Leben riefen.

Bemerkenswert ist dabei, die Bluesbreakers mit diesem Line-Up kein einziges Studioalbum herausbrachten, schließlich löste sich die Band nach nur drei Monaten wieder auf.

Nun gelangten diese Mitschnitte in den Besitz von John Mayall, der sie mit Unterstützung von Eric Corne (Forty Below Records) restaurierte. „Forty Below „Records“ hat nun diese Aufnahmen als Trilogie veröffentlicht. „Live in 1967 – Volume Three“ ist also das Abschlussalbum dieser historischen Reihe.

Klar, die klangliche Qualität ist mit ihrer schrammeligen Anmutung sicherlich weit von heutigen HiFi-Maßstäben entfernt, bietet aber eine faszinierende Gelegenheit, um in die gute alte Zeit zurückzublicken als John Mayall ansetzte, die Blueswelt zu erobern und zum „Godfather“ des weißen Blues zu avancieren.

Aufgenommen wurden die 8 Tracks dieses Albums in den Clubs „Manor House“ („Brand New Start“, Tears In My Eyes“, „Your Funeral And My Trial“, „The Stumble“), „Bromley“ („Stand Back Baby“, und „Double Trouble“), „Ram Jam“ („Greeny“) und „Klooks Kleek“ („Talk To Your Daughter“).

Als Zuhörer schmeckt und fühlt man richtig die damalige, verrauchte Liveatmosphäre und kann in seligen Erinnerungen an die eigene Jugend schwelgen. Peter Green, John McVie und Mick Fleetwood waren sicherlich die beste Bluesbreakers Formation, die John Mayall je zusammengestellt hat. Eine absolute Kaufempfehlung, nicht nur für eingefleischte John Mayall-Fans.

Label: Forty Below Records (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. Brand New Start
02. Tears In My Eyes
03. Stand Back Baby
04. Greeny
05. Talk To Your Daughter
06. Your Funeral And My Trial
07. The Stumble
08. Double Trouble

John Mayall
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EG Kight – Sticks And Strings – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Eugenia Gail Kight, kurz EG Kight, ist eine amerikanische Bluessängerin, Gitarristin und Songwriterin, musikalisch massgeblich beeinflusst durch die großartige Koko Taylor mit der sie, neben anderen Künstlern wie Luther Allison, Jerry Lee Lewis, Taj Mahal und B. B. King, bereits auf der Bühne stand.

Zusammen mit ihren Mitstreitern Gary Porter (Schlagzeug, Mundharmonika) und Ken Wynn (Leadgitarre & Dobro) hat sie nun ein neues, rein akustisches Album namens „Sticks and Strings“ herausgebracht. Neun der zehn Songs stammen aus Kights Feder, der zehnte ist eine wunderschöne Coverversion des Gregg Allman-Stücks „Come And Go Blues“.

„Sticks And Strings“ bietet einen bunten und gefälligen Strauß an Blues-/Roots-Musik, mit teilweise deutlichen Americana-Anleihen. Die Songs handeln von guten und schlechten Beziehungen und sind ein Stück weit wohl auch autobiografisch gefärbt. In „God, Goats And Guitars“ beschreibt EG Kight, was sie durch schwierige Zeiten gebracht hat, übrigens mit ihrer Mutter als Hintergrundsängerin. Mein persönlicher Favorit ist allerdings „Already Gone“ mit einer schönen Hookline und starker Harp.

Alle Songs wurden von dem Trio liebevoll arrangiert und wohltuend ruhig umgesetzt, nicht zuletzt auch wegen Kights gefühlvoller Gesangsstimme. Besinnlich, aber nicht schwermütig, sondern durchaus lebensfroh und hoffnungsvoll, so könnte man die Grundstimmung des Albums beschreiben. Für ruhigere Momente des Lebens bestens geeignet, ohne dabei Gefahr zu laufen, in tiefe Traurigkeit zu verfallen.

Mit ihrem Südstaaten-Charme und Songwritertalent erstaunt es nicht, dass EG Kight im Laufe ihres immerhin schon 25- jährigen Musikerdaseins bereits zahlreiche Nominierungen in unterschiedlichen Sparten (u. a. Song des Jahres und Album des Jahres), erhalten hat.

Mit seinen ruhigen, akustischen Tönen sticht dieses Album aus all den anderen Neuerscheinungen angenehm heraus und es sollte in keiner gut sortierten Sammlung fehlen.

Label: Blue South Records (2023)
Stil: Blues, Roots, Americana

Tracks:
01. Talk To Me
02. You Have No Reservation
03. Come And Go Blues
04. Already Gone
05. All Things Considered
06. God, Goats And Guitars
07. My Baby‘s Hiding Something
08. Two Sides To Every Story
09. Changes Coming Down
10. I Won‘t Ever Give Up

EG Kight
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Popa Chubby – Live At G. Bluey’s Juke Joint NYC – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Am 8. September erscheint bei Golf Coast Records Popa Chubby neues Live-Album, aufgenommen im Oktober letzten Jahres vor Publikum im G. Bluey’s Juke Joint (dem Studio des Tontechnikers Glen Forrest aus Papa Chubby’s „Beast From The East“-Zeiten in Long Island City, New York. Deshalb ist natürlich auch seine All-Star-„Beast Band“ (Mike Merrit – Bass, Mike Dimmeo – Keyboards, Stefano Guidici – Drums) dabei, mit der er schon in den 90’ger Jahren auftrat.

Auf dem Album haben die vier nun ein Feuerwerk an „Greatest Hits“ der alten „Beast“-Zeiten abgebrannt, bestehend aus eigenen Songs und Coverversionen u. a. von Neil Young, Billy Roberts, Leonhard Cohen, Tom Waits, Jimmy Cox und Jagger/Richards. In Summe 19 Stücke, gebrannt auf zwei CD’s, kraftvoll, rau und vor Spielfreude strotzend.

An dieser Stelle über die einzelnen Songs zu berichten, hieße sicherlich Eulen nach Athen zu tragen. Nur soviel sei gesagt, dass es der Truppe absolut nicht anzumerken ist, dass seit den „Beat From The East“-Zeiten inzwischen 30 Jahre ins Land gegangen sind. Popa Chubby und seine „biestigen“ Freunde klingen mit ihrer Stilmischung aus den Stooges, Buddy Guy, Motörhead und Jimi Hendrix, immer noch so frisch und frech wie eh und je.

Den Freunden der etwas härteren musikalischen Gangart ist das Werk sicherlich nicht nur aus nostalgischen Gründen zu empfehlen. Die Scheibe anzuhören macht einfach nur Spaß und die Mucke geht direkt in die Beine. Also, CD einwerfen, die Lautstärke bis zum Anschlag und Abfeiern, so muss das sein!

Gulf Coast Records (2023)
Stil: Blues Rock

Tracks CD 1:
01. Motorcycle Mama
02. Another Ten Years Gone
03. Hey Joe
04. Dirty Lie
05. 69 Dollars
06. Godfather Theme
07. Dirty Diesel
08. Grown Man Crying Bullets
09. Over The Rainbow

Tracks CD 2:
01. It’s A Mighty Hard Road
02. I Don’t ant Nobody
03. I Can’t See The Light Of The Day
04. Embee’s Song
05. Steel Horse Serenade
06. Hallelujah
07. Heart Attack And Wine
08. Sweat
09. Nobody Want’s You When You’re Down
10. Sympathy For The Devil / Chubby’s Story

Popa Chubby
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Eric Johanson – The Deep And The Dirty – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Eric Johanson hat bislang vier Longplayer herausgebracht. „The Deep And The Dirty“ ist nun sein fünftes Album, dessen Titel eine Anspielung auf den Süden der USA ist. Bisher ist er allerdings hier im Sounds-Of-South-Magazin nicht nicht aufgefallen, was eigentlich schade ist. Eric Johanson ist Autodidakt, stammt aus den Südstaaten, genauer gesagt aus Alexandria in Louisiana und spielt seitdem er fünf Jahre alt ist Gitarre.

Ein starker Roots-Einfluss ist seinen Stücken daher durchaus anzuhören. Und zumindest auf diesem Album ist sein roher, schrammeliger Gitarrensound und prägnanter Gesang sicherlich kennzeichnend für seine Art Blues neu zu spielen und mit mit anderen Einflüssen, wie z. B. Hard Rock, Americana und Country zu vermischen.

Alle Songs des Albums wurden im Studio binnen zwei Tagen live und roh eingespielt:
„Ich nehme meine Gitarrensoli nicht einzeln auf und ich muss mit der Band interagieren, um das Solo an einen besonderen Ort zu bringen, deshalb ist es für uns wichtig, live aufzunehmen. Selbst wenn es ein oder zwei Fehler gibt, fühlt es sich wie eine ehrliche Darstellung des Augenblicks an.“, so Erics Kommentar zur Entstehung der Scheibe.

„Don‘t Hold Back“ ist der Aufmacher des Albums, dessen schrammeliger Head-Banger-Sound mit Black Sabbath Attitude die grobe Richtung der folgenden elf Tracks vorgibt: heavy und zumeist rockig mit gewaltigem Gitarrensound. Da machen nur ein paar wenige Songs eine Ausnahme. „Just Like New“ ist eine ruhige Ballade mit Slidegitarrenintro, „Familiar Sound“ besticht als ruhiger, aber kräftiger Blues mit Akkustikgitarre und auch der Abschlusstitel „She Is The Song“ präsentiert sich als ein toller Electric Blues in bester Oldschool-Tradition.

Den restlichen Nummern ist die eingangs genannte, etwas brachiale Anmutung, mal mehr („Galaxy Girl“, „Get’s Me High“ und „Stepping Stone“) und mal weniger („Beyond The Sky“, „Elysian Fields“ und „Undertow“) zu eigen.

„The Deep And The Dirty“ wird sicherlich seinen Weg in die Herzen der Freunde eines überaus kraftvollen Musikstiles finden, der Blues, Hard Rock und Americana zu einem „Heavy Sound“ vereint, der mit seiner teilweise unüberwindbar scheinenden Klangwand aus Gitarre und Bass zeitweise an alte Hard Rock-Zeiten erinnert.

strong>Label: Ruf Records
Stil: Blues

Tracks:
01. Don‘t Hold Back
02. The Deep And The Dirty
03. Beyond The Sky
04. Undertow
05. Just Like New
06. Elysian Fields
07. Galaxy Girl
08. Familiar Sound
09. Gets Me High
10. Stepping Stone
11. Borrowed Time
12. She Is The Song

Eric Johanson
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Ruf Records

Soulful Femme – Attitude – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Soulful Femme, das sind die Sängerin Stevee Wellons und die Gitarristin Cheryl Rinovato. Beide haben sich 2014 auf einem Bluesevent kennengelernt und sofort beschlossen zusammen zu arbeiten. 2021 entstand dann ihr erstes gemeinsames Album „It Is Well With My Soul“. Seitdem touren sie erfolgreich als „Soulful Femme“ durch die Lande. So erfolgreich jedenfalls, dass Mike Zito, Tommy Castro, Robert Cray, Ana Popovic, Samantha Fish, Joanne Shaw Taylor, Bernard Allison und auch Albert Castiglia auf das Duo aufmerksam wurden und sie in Folge mit diesen Schwergewichten des Blues gemeinsam auftreten konnten.

Und nun liegt ihr zweiter Longplayer auf dem Tisch, produziert von Albert Castiglia, der auch in drei Tracks als Gitarrist („Attitude“, „Not Like You“) zu hören ist, in einem davon sogar zusammen mit Tommy Castro als Vokalist ( „Talking Loud And Saying Nothing“).

In der letzten Zeit hatte ich mehrere Neuerscheinungen besprochen, von denen jede mit einer Melange aus Blues, Funk und Soul aufwartete. Anscheinend ist dies ein neuer Trend, dem sich auch „Attitude“ nicht verschließt, hier allerdings doch sehr, sehr funklastig mit einer überzeugenden Bläsersektion, bestehend aus Trompete und Tenorsaxophon.

Einige der Songs gehen ganz gut ab (z. B. „Attitude“: dynamisch stampfend; „Not Like You“: flotter Boogie mit Albert Castiglia; „Can‘t Get There From Here“), andere grooven soulig im Midtempobereich vor sich hin („Talking Loud And Saying Nothing“ mit Castro und Castiglia; „Dysfunction Funk“ mit leichten Reggaeeinflüssen in den Bläsersätzen, „Crazy“ und „Walk Out“). Die restlichen Trackss schlagen ruhigere Töne an („Breath Again“, „Loser‘s Game“, „Walk Out“ und „Time To Walk“). Auch „Insane Asylum“ gehört in diese Kategorie, ist aber trotzdem wert, hervorgehoben zu werden, weil Stevee Wellons und Kevin Burt hier ein sensationell gutes und gefühlvolles Duett abliefern.

„Attitude“ ist handwerklich hervorragend arrangiert und Stevee Wellons besitzt sicherlich ohne Zweifel eine der besten und gefühlvollsten Soulstimmen, die ich je gehört habe. Trotzdem werden sich an diesem Album die Geister scheiden. Reine Blues- und Southernfans werden sich mit der Scheibe wahrscheinlich nur bedingt anfreunden können, während die die Soul- und Funkfraktion begeistert sein dürfte.

Eigenproduktion (2023)
Stil: Blues, Funk

Tracks:
01. Attitude
02. Not Like You (feat. Albert Castiglia)
03. Infame Asylum, feat. Kevin Burt
04. Can‘t Get There From Here
05. Breath Again
06. Loser‘s Game
07. Talkin‘ Loud And Saying Nothing (feat. Tommy Castro)
08. Walk Out
09. Dysfunction Funk
10. Crazy
11. Time To Walk

Soulful Femme
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Paul Boddy & The Slidewinder Blues Band – Nosy Neighbors – CD-Review

Wenn es am Ende dieses Jahres wieder gilt, die vergangenen zwölf Monate zu beleuchten und den bewährten Rückblick zu verfassen, wird die Scheibe „Nosy Neighbours“ von Paul Boddy & The Slidewinder Blues Band sicherlich zu den sehr angenehmen Überraschungen zählen.

Das Quartett um ihren Gesangsfronter und Gitarristen Paul Boddy hat seine Wurzeln in Doylestown, Philadephia, und wird momentan durch Glenn “The Wizard” Hale an den Keys, Chuck Hearn am Bass und Drummer Dave Hollingsworth vervollständigt. Dazu kommen noch weibliche Backgroundsängerinnen sowie eine Bläserfraktion (Stücke 9-11), die allerdings namentlich nicht auf dem als nur zweiseitiger gehaltenen Pappschuber aufgeführt sind.

Schon beim Opener „Trouble Finds Me Everyday“ werden Anhänger von Duane Allmans Slidespiel die Ohren spitzen, der typisch fiepend-schrammlige Sound ist ein bestimmendes Moment auf dieser CD und zieht sich somit durch das ganze Werk samt vieler typischer Soli und Fills. Paul Boddy erweist sich hier als exzellenter E-Gitarrist mit Freuden am Southern Blues Rock,  auch Skynyrd-Reminiszenzen bei „Milk & Cookies“ (dezent „You Got That Right) und „Right Way Up“ (hier ziemlich offensichtlich, ein Schelm, wer da beim Intro an „I Know A Little“ denkt), kommen zum Tragen, und selbst beim flotten Boogie „Baby Let’s Try Again“ schimmert so gar der gute Rory Gallagher ein wenig durch.

Also allesamt hervorragende Referenzen, die so manchen Anhänger des jammigen Allman Brothers-Sound der 70er Jahre sehr freudig ansprechen werden. Der zweite recht dominante Akteur ist Glenn “The Wizard” Hale, der hier alles an Keyboard-Mitteln auffährt und sich besonders mit klarem HT-Piano-Klimperspiel auszeichnet. Ein weiterer Southern-Faktor sind die weiblichen Background-Gesänge, die eigentlich auch omnipräsent zum Einsatz kommen.

Dies alles bündelt sich dann im letzten Track „Trashcan Head“, der dann nochmals alles in sich vereint, im Gesang dann aber den involvierten Damen überlassen wird. Da wird launig instrumentell vor sich hingejammt, bis dann nur die Titelzeile jeweils mit einer Wiederholung in Harmonie-Manier gesungen wird (insgesamt viermal) und in den Zwischenparts, dann ordentlich geslidet und geklimpert wird, wobei auch Hearn und Hollingsworth zu kurzen Soli eingebunden werden. Eine Art Stück, das man live, wo die Band sicherlich ihre Stärken noch besser entfalten kann, endlos verlängern kann.

Paul Boddy & The Slidewinder Blues Band machen mit ihrer hervorragenden Scheibe „Nosy Neighbors“ nicht nur Nachbarn neugierig, sondern werden auch in unserer Lesergemeinde das eine oder andere Interesse wecken. Besonders Fans des Southern Blues sollten sich die Band zu Gemüte führen.

Eigenproduktion (2023)
Stil: (Southern) Blues & More

Tracks:
01. Trouble Finds Me Everyday
02. Hurts Me Too
03. Hanky Panky Blues
04. Baby Let’s Try Again
05. Nosy Neighbors
06. Milk & Cookies
07. Right Way Up
08. Blues Is Company
09. Delta Lady
10. Bells & Whistles
11. Jam It In
12. Trashcan Head

Paul Boddy & The Slidewinder Blues Band
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Doug Deming & The Jewel Tones – Groovin‘ At Groove Now! – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Der aus Detroit stammende Amerikaner Doug Deming ist ein amerikanischer Blues- und Roots-Gitarrist. Zusammen mit seiner Band „The Jewel Tones“ hat er nun in der Schweiz, genauer gesagt im „Atlantis“ in Basel, ein Live-Album für die Konzertreihe „Groove Now!“ aufgenommen. Die Band tritt hier als Trio in Erscheinung mit Doug Deming (Gesang & Gitarre), Andrew Lohmann (Kontra- & Fender-Bass) und Zack Pomerleau (Schlagzeug & Mundharmonika), unterstützt durch die hervorragenden Saxophonisten Terry Hanck und Sax Gordon und den renommierten Keyboarder Bill Heid.

Doug Deming hat in seinem seit über 20 Jahre währenden Musikerleben bereits mit vielen Bluesgrößen (u. a. Kim Wilson, Lazy Lester, Alberta Adams) zusammen auf der Bühne gestanden. Insofern wundert es nicht, dass die Jungs auf dem fast einstündigen Album ausgiebig ihrem traditionellen Musikgeschmack, einer feinen Mixtur aus Swing und 50’er Jahre-Rock frönen. Da passt natürlich auch der in Bluesbands an sich seltene Kontrabass ganz hervorragend ins musikalische Setting.

Nach einer kurzen Live-Introduction zeigen die vier sofort, wo es auf dieser Scheibe lang geht. „East Side Hop“ ist eine flott swingende Fifties-Nummer mit viel Kontrabass, Saxophon und Pianeinlagen. Ähnlich stark gehen auch „Bloodshot Eyes“ (im Original von Ruth Hall) und der mitreißende Boogie „Mama Didn’t Raise A Fool“ in die Tanzbeine. „Only Time Will Tell“, „Put It Down“ und „No Sense“ grooven relaxed und eher traditionell vor sich hin und gönnen den Tänzern zwischendurch immer wieder eine kleine Verschnaufpause.

Mit „I’m Ready“ und „Oh Baby!“ bringen Doug Deming und seine Band dann noch zwei weitere Klassiker Gehör. Ersterer eine schmissige Rock’n’Roll-Nummer von Fast Domino, die kaum Zeit zum Lufthohlen lässt und „Oh Baby!“ (Willie Dixon, Little Walter) wiederum ein typisch traditioneller Blues mit viel Swing und Mundharmonika.

Der einzige Slowblues auf dem Album ist Dougs Eigenkomposition „Every Night When I Get Home“, ein zuckersüßer Blues mit schmachtenden Bläsern und verträumtem Pianogeklimper. Bevor die Live-Session mit „Whisper“ beschwingt zu Ende geht, liefern Doug Deming & The Jewel Tones dann noch einen schwer stampfenden Blues („An Eye For An Eye“) mit Delta-Anleihen ab.

Auch wenn das Album nicht so ganz unsere Zielgruppe der Southern-Fans ins Visier nimmt, ist es dennoch eine für alle sehr hörenswerte Scheibe, weil sie den rockig-traditionellen Rhythm & Blues der 50’er Jahre erfrischend neu interpretiert und man ihn so nur sehr selten erleben und „erhören“ darf. Mir hat das Album richtig viel Spaß gemacht und wenn ihr es Euch anschaffen wollt, es ist bereits seit Ende Mai im Handel, das Geld ist nicht rausgeschmissen. Versprochen!

Label: Endless Blues Records (2023)
Stil: Blues, Rhythm & Blues

Tracks:
01. Introductions
02. East Side Hop
03. Only Time Will Tell
04. Put It Down
05. I‘m Ready
06. Oh Baby!
07. Every Night When I Get Home
08. Bloodshot Eyes
09. Mama Didn‘t Raise A Fool
10. No Sense
11. An Eye For An Eye
12. Whisper

Doug Deming
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Beth Hart – 19.06.2023 – Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf – Konzertbericht

Beth Hart sorgt bei hochsommerlichen Temperaturen un Düsseldorf für eine volle Mitsubishi Electric  Hall, in der dann aber ein sehr angenehmes Raumklima herrscht. Um 20:00 verdunkelt sich die Halle und man kann im noch düsteren roten Licht sehen, dass die Band die Bühne betritt. Sofort beginnen Gitarrist Jon Nichols, Bassist Tom Lilly und Drummer Bill Ransom „For My Friends“ zu spielen.

Nur Beth Hart fehlt, aber nach dem Intro des Songs erklingt wie aus dem Nichts die Stimme der Amerikanerin. Im Hintergrund der Halle ist sie dann im Scheinwerferlicht zu erkennen, wie sie sich singend den Weg durchs Spalier der Fans Richtung Bühne bahnt, dem auf der Treppe zur Bühne sitzenden Ehemann einen Schmatzer auf die Wange gedrückt wird und sie sich zu ihren Musikern gesellt.

Mit der rockenden Bluesnummer „Sinners Prayer“ kommt direkt beste Stimmung auf, die während der folgenden zwei Stunden nicht abreißen soll. Hier zeichnet sich Jon Nicols mit harten teils slidenden Gitarrenriffs besonders aus. Danach setzt sich Beth Hart auf die Stufen zur Bühne und singt fast mystisch „Your Heart Is Black As The Night“, dabei setzt die Band immer wieder feine, den Song würzende Akzente.

Im vierten Song „Tell Her You Belong To Me“ beginnt sie noch sitzend singend, bis sie sich dann, wie bei den meisten folgenden Stücken, ans Klavier setzt und den schönen Blues mit Tempowechseln im Refrain regelrecht zelebriert. Leider ist hier schon die Zeit zum professionellem Fotografieren vorbei (es gibt später tolle visuelle Momente), während eine Gruppe von Fans ohne Rücksicht auf die anderen Gäste sich mittig vor der Bphne selbst inszeniert und Handy hochhaltend mitfilmt. Zum Glück beendet die Security das Spiel dann relativ schnell, dass alle wieder eine gute Sicht auf die Bühne hatten.

Es folgen unter Anderen das peppige „Bad Woman Blues“ mit einem groovenden Rhythmus, „War In My Mind“, ein Song in dem sie auch ihre Alkoholsucht verarbeitet und „Bang Bang Boom“ mit mystisch Tex/Mex-Einschlag. Dabei überzeugt Hart mit ihrer Stimmgewalt, Vitalität sowie ihrer Bühnenpräsenz, mit der sie das ganze Publikum mitnimmt.

Dann kommen zwei für Beth Hart ganz besondere Tracks, bei denen sie sich alleine am Klavier begleitet und zeigt, dass sie das Instrument ausgezeichnet beherrscht. Bei „Mama“, das  sie allen Müttern, insbesondere der eigenen widmet, kommt es zu einem ergreifenden Moment. Überwältigt von ihren eigenen Emotionen hört sie nach wenigen Momenten auf zu singen und bricht in Tränen aus. In der Halle ist es totenstill und es dauert einige Momente, bis sie sich gefangen hat und unter dem tosenden Applaus der Fans das Stück zu Ende singt.

Mit „Mechanical Heart“ einem Liebeslied für ihren Mann, bringt sie ein gewisses Hippie-Flair mit ein und einen Refrain mit hohen Wiedererkennungswert. Ein akustisches Intermezzo sorgt dann für eine besondere Atmosphäre. Besonders hervorzuheben ist das rockige, leicht psychedelische „Sugar Shack“, in dem Drummer Bill Ransom mit einer toll groovenden Percussion Passage begeistert.

Dann geht es elektrisch mit „Rub Me For Luck“, einem Song den sie den Gitarristen widmet und in der Ansage einige benennt, mit denen sie zusammen gearbeitet hat, weiter. Auch hier kann Nichols passend mit einigen auf den Punkt gespielten Gitarrenpassagen begeistern.

Zum folgenden Stück legt sich Beth Hart auf die Bühne und es wird psychedelisch. „No Quarter“ von ihrem Led Zeppelin-Tribute-Album sorgt für fast ekstatische Stimmung. Harts Röhre passt auf den Song wie der Punkt aufs I. Starke Gitarrenpassagen von Nichols und Bassist Lilly zeigt, dass er auch das Klavier beherrscht, sodass das Flair der legendären Briten noch einmal auflebt.

Kaum ist der Applaus etwas verebbt verabschiedet sich Hart passend mit „Baby I´m Gonna Leave You“ singend mit einem Gang durchs Publikum. Als Zugabe spielt sie mit „Thankful“ ein ruhiges Stück, bei dem sie sich indirekt auch beim Publikum verabschiedet, welches sie sprichwörtlich auf Händen durchs Konzert getragen hat. Aber der Song beschreibt aus ihrer Sicht noch einmal eine Dankbarkeit fürs Leben, dass manch einer der heute leider so häufigen Nörgler sich die Zeilen mal anhören sollte, und dann zum Schluss kommen kann, wie gut es uns eigentlich geht.

Es bleibt das Fazit, dass es Hart vom ersten Song an gelungen ist, dass der Funke auf die Fans übergesprungen ist, und so ein Konzert entstanden ist, das die Fans und vermutlich auch die Band noch lange in guter Erinnerung haben werden. In der Form ist Beth Hart mit Sicherheit als eine der besten Blues- und Rock-Sängerinnen dieser Zeit einzustufen.

Ein besonderer Dank auch an 3Dog Entertainment für die Akkreditierung und das damit gezeigte Vertrauen in unsere Arbeit.

Line-up:
Beth Hart – lead vocals, keys, acoustic guitar
Jon Nichols – guitars, backing vocals
Tom Lilly – bass
Bill Ransom – drums, percussion

Text & Bilder: Gernot Mangold

Beth Hart
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3dog Entertainment
Mascot Label Group
Mitsubishi Electric Hall, Düsseldorf

Joe Krown – Tribute – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

In einer multikulturellen Metropole zu Hause zu sein und die Inspiration und den Einfluss dieser Umgebung zu nutzen, war für den US-Musiker Joe Krown in New Orleans kein bloßer Standortvorteil, sondern stets eine Herausforderung. Daher wird der Piano und Hammond B-3 Organ Player in seiner Hometown sehr respektiert und genießt vielfältige Anerkennung – weit über die örtliche Szene hinaus.

Mit seinem neuen Album “Tribute” möchte Krown an Künstler erinnern, die in seinem Leben Vorbilder waren und deren musikalische Ausdruckskraft Bewunderung hervorruft. Aus der reichhaltigen Schatztruhe hat Krown 8 Stücke ausgesucht und verschiedene Special Guests performen einmalige Cover-Versionen. So spielt u.a. Leo Nocentelli, Gitarrist der legendären New Orleans Band The Meters, das Lead-Solo auf “All Of It” (von Allen Toussaint), und Ivan Neville (The Neville Brothers) übernahm die Vocals bei “Such A Night” (von Malcom “Dr. John” Rebennack).

Noah Hunt, Sänger der Kenny Wayne Shepherd Band, unterstützt seinen Kollegen Joe auf einer tollen Version von “With You In Mind” (einer Allen Toussaint-Komposition) und Walter Wolfman Washington (verst. im Dez. ‘22) gibt mit Guitar und Gesang bei “Feel So Bad” (von Sam “Lightnin’” Hopkins) ein unnachahmliches Gastspiel. Auch Harmonica “Outlaw”, Jason Ricci (Johnny Winter, Mike Zito u. v. a.) und Grammy Winner Joe Sublett, am Saxophon (Rolling Stones, Eric Clapton, Stevie Ray Vaughan u.v.a.) leisten ihre “Tribute” – Instrumental Parts mit dem 1957er Klassiker “Something On Your Mind” (von Jay McNeely).

Insgesamt ist das Album eine musikalische New Orleans Zeitreise durch die Stilrichtungen der verschiedenen Epochen und großen Songschreiber, die Joe Krown mit drei Eigenkompositionen abrundet. Er spielt dabei, wie immer, seine außergewöhnlichen Soli, den individuellen Sound, der mit dem “Piano Legacy Award” ausgezeichnet wurde. Seit 2001 ist Joe Krown jedes Jahr “fester Bestandteil” des legendären New Orleans Jazz und Heritage Festivals.

“Tribute” ist der Titel des neuen Solo-Albums des Organ- und Piano-Players der Kenny Wayne Shepherd Band, Joe Krown, und huldigt mit großer Wertschätzung seinen Idolen aus der einflussreichen Musikszene von New Orleans. Eine interessante Scheibe, die in ihren Arrangements mit vielen exzellenten Guest-Performances abwechslungsreich begeistert und zugleich große Dankbarkeit zum Ausdruck bringt.

Jack Miele Productions (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. All Of It
02. Such A Night
03. Classified
04. With You In Mind
05. Ode To Mr. Davis
06. Tribute To Fess
07. Dorothy
08. Feel So Bad
09. Something On Your Mind
10. Southern Nights
11. Gumbo Boogie

Joe Krown
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Mac Radio Promo