Bernard Allison – 29.01.2023 – to hoop, Rheinberg – Konzertbericht

Mit Bernard Allison ist es Sami Durak gelungen, zum Jahresauftakt einen Blues-Topact ins to hoop zu holen. Dementsprechend waren die Sitzplätze alle belegt und im hinteren Bereich standen noch einige weitere Fans und sorgten so für ein volles Haus. Der geplante Start der Eddie Kold Band feat. Doc Watkins verzögerte sich allerdings, da Allison mit seiner Band für die Fahrt aus Dänemark, wo sie tags zuvor gespielt hatten, länger als geplant braauchte und so der Soundcheck stattfand, während die Kneipe im to hoop schon rappelvoll war.

Zunächst betrat nur das Trio der Eddie Kold Band die Bühne und eröffnete den Abend mit einem Instrumental. Auch zu Beginn des zweiten Songs legte die Band zunächst ein Intro hin, bis plötzlich aus dem Nichts die Stimme von Larry „Doc“ Watkins zu hören war. Gebückt, auf einen Stock gestützt, bahnte er sich scheinbar blind singend zum „Hoochie Coochie Man“ den Weg durch die Sitzreihen zur Bühne. Die Band spielte gekonnt einige Coversongs, die von den Zuschauern begeistert aufgenommen wurden.

Dafür war aber nicht nur der stimmlich bestens aufgelegte Doc Watkins verantwortlich, sondern auch das Trio der Eddie Kold Band. Eddie legte einige krachende Gitarrensoli, zuweilen durchs Publikum gehend und auf dem Rücken spielend, aufs Parkett, während Klaus Brunschede am Bass und Christian Wübben an den Drums für eine gekonnte Rhythmusgrundlage sorgten. Besonders in Erinnerung blieb eine starke Version von „Sitting On The Dock Of The Bay“, wo Watkins das Geschehene von Georgia nach Virginia verlegte und „Weeping Willow Tree“.

Nach dem etwa 45-minütigen launigen Auftritt blieb den Bluesfans genügend Zeit, den Hunger am Grill zu stillen, bevor Sami Durak Bernard Allison und seine Band ankündigte, die lautstark angefeuert die Bühne betraten. Schon beim Intro „Sooner Or Later“ schaffte es Allison, der anfangs sehr angespannt wirkte, aber sich nach wenigen Minuten regelrecht freispielte, das to hoop in seinen Bann zu ziehen.

Dabei ließ er seine Gibson Les Paul mal mit Wah-Wah aufjaulen oder virtuos klingen, um im nächsten Moment mit krachenden Riffs die Location in seinen Grundfesten erschüttern zu lassen. Ein entspannender Pol war bei dem Feuerwerk, was das Trio abbrannte, der meist tiefenentspannt den Bass spielende George Moye, den Allison später Augenzwinkernd als den Papa der Band vorstellte.

Der gerade erst 19-jährige Drummer Allen Mathew Kimathi versetze die Bluesgemeinde mit seiner energiegeladenen Art in Staunen. Dabei zeigte er, dass er nicht nur schnell und dynamisch spielen kann, sondern auch dezent zurückhaltend Akzente setzen kann. Über „So Exited“, „Night Train“, „Love Was Meant To Be“ ging es bluesig weiter und beim Intro von „Rocket 88“ hatte Keyboarder Eric Robert seinen großen Auftritt.

Erst behutsam leicht psychedelisch angehaucht, läutete er den Song ein, um sich in einen wahren Spielrausch zu steigern, dass man das Gefühl haben konnte, die Tasten des Keyboards würden jeden Moment anfangen zu glühen. Neben dem spielerisch begeisternden Auftritt gelang es der Band auch durch ihren Charme das Publikum regelrecht um den Finger zu wickeln. Nach etwa 50 Minuten gönnte die Band sich und den Fans erst einmal eine verdiente Pause.

Nach etwa 25 Minuten ging es dann mit „Serious“, einem Klassiker seines Vaters, weiter, in dem er nachhaltig bewies, dass er die musikalischen Gene Luthers geerbt hat. Beim folgenden „Bad Love“ animierte er das Publikum zum mitsingen, wobei nicht jeder den richtigen Ton traf, was aber mit Humor hingenommen wurde. „Be Good To Me“ kündigte George Moye augenzwinkernd damit an, dass, wenn das Publikum gut zur Band sei, ist die Band auch gut zum Publikum.

Wenn man die Aussage zu Grunde legt, war das Publikum sehr gut zur Band, denn das Konzert nahm immer mehr Fahrt auf. Abwechslungsreich war, wie Bernard Allison hier mit seiner Gitarre mit den Anwesenden kommunizierte, mit etwas Phantasie könnte man Sätze wie „How Do You Feel“ heraushöhren, während er dabei direkten Augenkontakt mit betreffenden Zuschauern aufnahm. Auf die Art setzte er die Kommunikation mit seinem Bassisten und Keyboarder fort.

Zum Ende des Songs spielte dann nur noch der junge Drummer Allen Mathew Kimathi eher sehr bedächtig und die anderen Musiker verließen die Bühne Richtung Kneipe. Danach folgte ein Drumsolo, bei dem man zuweilen mit dem Auge kaum noch den Drumsticks folgen konnte. Nach einigen Minuten kam dann Moye mit auf die Bühne und stieg mit einem zuweilen funkigen Bassolo mit ein. Als dann Robert fulminant an den Keyboards dazu stieß, war die Band fast wieder komplett.

Bernard gesellte sich dann auch auf die Bühne und wechselte nun erstmals die Gitarre und stieg um auf seine weinrote Gibson SG und kurz danach begann der Gitarre entsprechend eine fetzigede Version von „Voodoo Child“ mit einem Intro von „Purple Haze“ und einem Outro Richtung von „Hey Joe“. Spätestens jetzt hielt es kaum einen der Besucher auf den Sitzen und der Saal bebte. Lautstarke Zugabeforderungen sorgten dann dafür, dass die Band noch ein mehrminütiges Instrumental nachlegte, in dem jeder Musiker seine Soloanteile hatte.

Danach verabschiedete sich ein gut gelaunter Allison von den Fans, um diese direkt zum Merchstand einzuladen, wo die gesamte Band für Fotos, Autogrammwünsche und Smalltalk zur Verfügung stand. Ein bemerkenswerter Abend fand so einen würdigen Abschluss, der bisher als absolutes Highlight in Sachen Blues im to hoop zu sehen ist.

Line-up:
Bernard Allison – guitars, lead vocals
George Moye – bass
Allen Mathew Kimathi – drums
Eric Robert – keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

Bernard Allison
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Ruf Records

Albie Donelly’s Big Thing – 09.12.2022 – to Hoop, Rheinberg – Konzertbericht

So langsam neigt sich das Konzertjahr 2022 auch im to Hoop dem Ende zu. Zum Abschluss einiger starker Blueskonzerte im Herbst besuchte der Brite Albie Donelly nicht mit Supercharge, sondern seinem Big Thing die im Rheinberger Ortsteil Alpsray gelegene Location.

Als die Band gegen 20:15 Uhr die Bühne betrat waren fast alle Sitzplätze belegt, dass im Vergleich zu den vorherigen Konzerten auch durch die Bestuhlung der Saal optisch halbwegs gefüllt war. Mit seiner Band legte er gleich los wie die Feuerwehr und lieferte zwei Sets von jeweils etwa 50 Minuten, die von den Besuchern regelrecht abgefeiert wurden.

Mit Wolfgang Diekmann am Bass und Uwe Petersen an den Drums bildeten zwei exzellente Musiker die Rhythmusfraktion und sorgten für einen besonderen Groove. Beide konnten auch in längeren Soli ihre Qualität unter Beweis stellen. Optisch im Mittelpunkt stand aber der immer noch sehr vitale Albie Donelly, dessen Stimme klar und ausdrucksstark wie vor Jahrzehnten ist und der mit seinen Saxonfoneinlagen den einen oder anderen Szenenapplaus einheimste.

Zudem zeigte er sich als starker Entertainer zwischen den Songs. So erzählte er, passend zum to Hoop mit seinen zahlreichen Whiskeysorten, von der Whiskey trinkenden Mama, die in alle möglichen Getränke Whiskey kippt; sogar in Whiskey, womit er für einige Lacher sorgte.

Neben Donelly sorgte auch Gitarrist André Tolba mit knackigen Soli für einige Highlights während des Konzertes und unterstützte Albie bei den meisten Songs mit starken Backgroundgesang und konnte in einem Song auch zeigen, dass er ein sehr guter Leadvokalist ist.

Nach dem Konzert gab Sami Durak einen kurzen Überblick zu den kommenden Konzerten, wobei Auftritte von Bernhard Allison und Aynsley Lister beispielsweise zu nennen sind, die 2023 stattfinden werden. Es lohnt sich mit Sicherheit öfters mal auf die Webseite des to Hoop zu schauen, wer demnächst auf der Bühne in Alpsray stehen wird.

Line-up:
Albie Donnelly – Alt & Tenor Saxofon / Gesang
André Tolba – Gitarre / Gesang
Wolfgang ‘BOLLE’ Diekmann – Bass
Uwe Petersen – Schlagzeug

Text und Bilder Gernot Mangold

Albie Donelly
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to hoop Rheinberg-Alpsray

Vanesa Harbek – 27.10.2022 – to hoop, Rheinberg – Konzertnachlese

Im Rahmen der „Visiones“-Tour spielte Vanesa Harbek mit ihrer Band auch im Rheinberg Alpsrayer to hoop vor. Mittlerweile ist es Sami Durak gelungen, das to hoop als Konzertstätte für Bluesmusiker in Rheinberg zu etablieren. 

Die leider zu wenigen Besucher sollten ihr Kommen an dem Abend allerdings nicht bereuen. Immmer noch ist es für Veranstalter in der Region oft schwierig, Zuschauer in die Clubs zu locken, während Konzerte von Harbek in den Tagen zuvor in den Niederlanden recht gut besucht waren.

Mit ihren Begleitmusikern, Martin Engelien am Bass und Thomas Lieven an den Drums, legte sie zwei etwa 50 minütige Sets hin, bei denen ihr aktuelles Album „Visiones“ natürlich im Mittelpunkt stand. Gespickt wurden die eigenen Songs noch durch stark interpretierte Covervisionen wie „Oye Como Va“ oder „Proud Mary“, die zum Ende hin die Fans zu stehenden Ovationen veranlassten.

Neben ihrem Fähigkeiten an der Gitarre zeigte Harbek bei zwei Songs, dass sie auch eine ausgezeichnete Trompeterin ist und so zusätzliche Akzente in die Stücke setzte. Stilistisch bewegte sie sich vom Blues bis hin in Richtung Flamenco, wo auch ihre heimatlichen Wurzeln, insbesondere bei den auf spanisch gesungenen Songs, zum Vorschein kam.

Nach der Tour wird es direkt ins Studio gehen, wo das nächste Album eingespielt wird und man das Motto sehen kann, nach der Tour ist vor der Tour. Man darf gespannt sein, was die Argentinierin im nächsten Jahr präsentieren wird. Nach dieser Vorstellung in Alpsray wird sie bestimmt wieder ein gern gesehener Gast sein.

Es bleibt zu hoffen, dass dann mehr Musikfans den Weg ins to hoop finden werden und die Mühen von Sami Durak belohnt werden, Kultur in Rheinberg zu erhalten. Wer auf Bluesmusik steht, sollte öfters mal auf der Seite des to hoop nachschauen, es wird in den nächsten Monaten einige Überraschungen geben.

Line-up:
Vanesa Harbek – guitars, trumpet, lead vocals
Martin Engelien – bass, vocals
Thomas Lieven – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Vanesa Harbek
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Ally Venable Band – 03.11.2022 – to hoop, Rheinberg – Konzertbericht

Texas Honey‚ Ally Venable zum Auftakt ihrer Europa-Tournee im to hoop in Rheinberg-Alpsray! Besitzer Sami Durak hat ohne Zweifel  das in Rheinberg existierende Blues-Vakuum erkannt und sich hier durch kontinuierliche und gute Arbeit, in letzter Zeit eindeutig die aktuelle Hoheit gesichert.

Und so war das ehemalige Bürgerzentrum für einen Donnerstag Abend auch recht ordentlich gefüllt. Viele Blues-Experten wollten sich das momentane musikalische Treiben, der durch den Rufschen Blues Caravan (wir hatten sie 2019 in Dortmund begutachtet) bekannten Sängerin und Gitarristin aus dem Lonestar-State, nicht entgehen lassen.

Die langhaarige Protagonistin kam nach Samis feuriger Eingangsrede gewohnt hochgestiefelt und in knappem Lederfummel mit ihren beiden Mitstreitern Isaac Pulido (drums) und Elijay Bedford (6-string bass) auf die Bühne und ließ es in Set 1 so richtig abgehen.  Eine knallharte Blues Rock-Performance, wobei das Wort ‚Rock‘, und zwar in der härteren Manier, das Geschehen bestimmte.

Was das Mädel allein schon im Bill Withers-Cover „Use Me“ zum Auftakt an krachenden Riffs und Soli abfeuerte, war schon atemberaubend und richtungsweisend für die ersten 50 Minuten des Gigs. Einen erheblichen Anteil hatte allerdings auch der noch recht jugendlich wirkende Drummer Isaac Pulido, der aber ebenfalls mit vielen deftigen Poltereilagen für viel Dampf im texanischen Blues Rock-Kessel sorgte.

Mit den folgenden Stücken „Hard Change“, „Sad Situation“ und „Heart of Fire“ stand dann ihr aktuelles gleichnamiges Album im Mittelpunkt des Geschehens (zwischendurch gab es noch das von Wah_Wah-Soli durchzogene „Real Gone“), bevor mit der Bessie Smith-Nummer (die Dame ist eines der großen Blues-Vorbilder von Ally)  „Back Water Blues“ (mit tollem Gesangs- und E-Gitarrenintro von Ally) im etwas traditionelleren Stil die Pause eingeläutet wurde.

Dort eilte sie sofort zum CD-/LPs-Verkaufen und -Signieren Teil 1, im zweiten Set ging es mit „Road To Nowhere“, dem herrlichen Slowblues „Comfort in My Sorrows“ und „Bring On The Pain“ doch etwas gemäßigter zu. Der Vorteil war, dass hier dann auch Allys stimmliche Qualitäten mehr in den Vordergrund treten konnten. Eine wirklich gelungene und auch schwungvoll gestaltete Version vom B.B. King-Schinken „The Thrill is Gone“ mit „Miss You“-Kurz-Intermezzo führte schon zum Schlussstück des Hauptteils.

Da wurde dann mit dem Instrumental „Lenny“ einer weiteren texanischen Blues Rock-Größe, Stevie Ray Vaughan, ausgiebig die Ehre erwiesen und alle drei Beteiligten konnte sich an ihren Arbeitsgeräten nochmals ausgiebig ‚zeigen‘. Stark hier vor allem die sphärische Mittelpassage.

Mit frenetischem Applaus wurde mit dem in Blues-Kreisen gern gecoverten „Going Down“ dem Trio dann noch eine furiose Zugabe herausgelockt. Da hielt es die junge Texanerin nicht mehr auf der Bühne und nach Einzelpassagen ihrer Mitstreiter gab es dann noch ein Gitarrensolo im Stile einer Table-Blueserin auf dem Tisch inmitten ihrer begeisterten Audienz. Charmeur Sami half ihr dann ganz gentleman-like wieder herunter zum Boden.

Apropos ‚Texas Honey“: Der Song, einer meiner Lieblingstitel von ihr, war der einzige, der mir an diesem Abend ein wenig gefehlt hatte. Dafür hatte Ally dann aber am Ende auch noch Zeit für das obligatorische SoS-VIP-Bild mit Sami und dem Magazin-Chef persönlich. Insgesamt eine sehr überzeugende Leistung zum Tourstart der Ally Venable Band. Danke, Honey!

Line-up:
Ally Venable – electric guitars, lead vocals
Elijah Bedford  – bass
Isaac Pulido – drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Joanna Connor – 30.06.2022 – to hoop, Rheinberg – Konzertbericht

Sami Durak ist es gelungen mit Joanna Connor ein besonderes Highlight in den Rheinberger Stadtteil Alpsray ins to hoop zu locken. Bei der Ansage war sein Stolz zu spüren, als er daran erinnerte, dass Connor vor etwa 30 Jahren in einer der legendären Rheinberger Blues Nächte mit Canned Heat als Top Act aufgetreten war.

Mit viel Applaus wurde die Band von den etwa 80 Fans begrüßt, die den Weg an einem schwül-warmen Mittwochabend nach Alpsray angetreten hatten. Schon beim Opener, dem Instrumental „Cissy Strut“ konnten alle Musiker der Band ihre Qualität in Soloeinlagen zeigen, was sich auch durch beide Sets des Abends zog. Immer wieder zog sich Connor aus dem Vordergrund zurück und überließ ihrer jungen Begleitband die Bühne um deren Treiben lächelnd und applaudierend zu folgen.

Insbesondere Bassist Shaun Gotti Calloway konnte in mehreren, zum Teil mehrminütigen Soli zur Schau stellen, was so aus einem Bass alles herauszuholen ist. Aber auch der junge Keyboarder Daniel Souvigny zeigte, dass er sowohl an den Keyboard als auch an der Hammond Orgel ein Meister seines Fachs ist, was er einmal mit der Untermalung der Songs und in quirligen Soli zeigte.

Last but not least sein Drummer Jason Jroc Edwards in seinem AC/DC-T-Shirt genannt. Wuchtige Drumarbeit und dezente Begleitung wechselten sich ab und beim Bill Withers-Cover „Ain`t No Sunshine“ übernahm er sogar passend mit seiner weichen Stimme den Leadgesang.

Joanna Connor war trotz der Reisestrapazen mit 4 verschiedenen Fliegern aus den Staaten bestens aufgelegt und offenbarte, warum sie zu den besten Bluesgitarristinnen zählt. In mehreren jammenden Zwischenparts ließ sie ihrer spielerische Vielfalt freien Lauf und war auch stimmlich bestens aufgelegt.

Aus den beiden Sets, wo die eigenen Songs durch feine Coverversionen wie z. B. „Going Down“ oder „I Just Want To Make Love To You“ abgelöst wurden, ragten für mich die harte Bluesnummer „Magic Sam Boogie“,  die irgendwo zwischen Canned Heat und ZZ Top pendelte und die Zugabe „When The Levee Breaks“ heraus, wo sich die Band noch einmal jammend richtig austoben konnte. Unter den stehenden Ovationen wurde das Konzert beendet, welches insbesondere bei den letzten Songs einige Fans zum Mittanzen animierte und damit für eine tolle Stimmung gesorgt wurde.

Im Anschluss betrat ein sichtlich gerührter Sami Durak noch einmal die Bühne und bedankte sich bei der Band aber auch bei den Fans für diesen tollen Musikabend im to hoop und machte schon einige interessante Ankündigungen für den Sommer und Herbst. 

Das einzige, was mich persönlich an dem Abend störte, war das für mich respektlose Verhalten einiger Besucher gegenüber den Musikern, aber auch den anderen Gästen gegenüber, die zuweilen schon fast auf der Bühne stehend, das Handy mit ausgestreckten Arm den Musikern beinahe unter die Nase hielten. Es ist mit Sicherheit auch möglich, dezenter Erinnerungsbilder zu machen.

Line-up:
Joanna Connor – guitars, lead vocals
Shaun Gotti Calloway – bass
Jason Jroc Edwards – drums
Daniel Souvigny – keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

Joanna Connor
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Ben Granfelt Band – 02.04.2022, to hoop, Rheinberg – Konzertbericht

Nach einem begeisternden Konzert in der Krefelder Kulturrampe im letzten Herbst spielte der umtriebige Finne mit seiner Band noch einmal am Niederrhein. Sami Durak ist es dabei gelungen, den Ausnahmegitarristen nach Rheinberg, ins to hoop zu holen.

Für mich war es der erste Besuch in dieser Location und vor Einlass in den Veranstaltungssaal nutze ich die Gelegenheit, erst einmal die Küche in der Kneipe zu testen, was mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein wird.
Auf eine Verkostung des reichhaltigen Whiskey-Angebots, darunter über 100 Single Malts, verzichtete ich dann doch, weil ich das Konzert noch erleben wollte.

Das Konzert ist schnell beschrieben, Das Setup war ähnlich dem aus der Kulturrampe und Granfelt legte mit seiner Band eine Spielfreude an den Tag, die dafür sorgte, dass direkt der Funke auf die Besucher übersprang. Dies lag mit Sicherheit neben der spielerischen Klasse der gesamten Band, an der sympathischen Art Granfelts, der zwischen den Songs mit einigen Anekdoten aufwartete.

Manch ein Besucher sprach am Ende vom besten Konzert, was bisher im to hoop stattgefunden habe. Sami Durak ergriff nach dem Konzert auch noch einmal das Mikrofon und machte nach dem Erlebten sichtlich geflasht noch eine Ansage zum Konzert, dass dies für ihn ein ganz besonderer Abend war.

Für Musikliebhaber, insbesondere des Blues ist das To Hoop mit Sicherheit eine lohnenswerte Adresse, um Musiker hautnah zu erleben. Aber auch für Kneipengänger oder Freunde von Kneipenquiz könnte der Ort eine lohnende Adresse sein.

Line-up:
Ben Granfelt – guitars, lead vocals
Masa Maijanen – bass
Jari Salminen – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Ben Granfelt
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to hoop

Thorbjørn Risager & The Black Tornado – 17.09.2021, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Mann-o-mann, da haben Thorbjørn Risager & The Black Tornado bei ihrem Auftritt in der Vierbaumer Blueskultstätte ihrem Namen aber alle Ehre gemacht! Mit weit mehr als gefühlten 12 musikalischen Windstärken fegten sie am Freitag Abend durch den Schwarzen Adler und versetzten das zahlreich erschienene Publikum (knapp die Hälfte des eigentlichen Fassungsvermögens, demnach ausverkauft nach Corona-Statuten) in helle Begeisterung. Und endlich gab es zurecht auch wieder mal ‚Vor-Corona‘-zeitliche Stimmung.

Dabei verlief es im Vorfeld alles andere als rund.  Die für 15:00 Uhr bestellte Firma, die etatmäßig dafür sorgt, dass sämtliche Kabel exakt dort sitzen, wo sie hingehören, um für ein optimales Sounderlebnis zu sorgen, hatte schlichtweg den Termin verwechselt. Statt Vorfreude mit der entsprechenden Endorphin-Ausschüttung hieß es bei Ernst Barten den in die Höhe schießenden Blutdruck halbwegs im grünen Bereich zu halten.

Gegen 18:30 Uhr stand dann ‚kurz vor knapp‘ ein Ersatz zur Verfügung und mit Hilfe von Risager-Bassist Søren Bøjgaard wurde es dann ‚gerichtet‘. Folge war natürlich ein verspäteter Soundcheck, der gegen 20:00 Uhr, dem eigentlich geplanten Beginn, eine lange Warteschlange quer durch den Gastrobereich des Adlers auslöste.

Angesichts der Geschehnisse waren die 25 Minuten Verspätung aber leicht zu verschmerzen, vor allem, wenn man in der Retrospektive ein Resümee des Konzerts zieht, denn das war facettenreicher, energiegeladener Blues Rock vom aller Feinsten.

Ich hatte das Septett zuletzt vor gut vier Jahren an gleicher Stelle erlebt, somit an diesem Abend zum ersten Mal mit dem ’neuen‘ Gitarristen Joachim Svensmark. Der wirkte rein äußerlich wie ein Überbleibsel aus der Grunge-Szene, ein wenig Kurt Cobain ähnelnd, und hat wohl als einziger keine Anzugspflichtklausel in seinem Vertrag stehen. Der spielte sich nach verhaltenem Beginn im Verlauf des Gigs in einen wahren Rausch und setzte wie seine Mitspieler auch, viele tolle unterschiedliche Akzente, wie zum Beispiel das Intro mit dem Geigenbogen in Jimmy Page-Manier bei „Never Givin‘ In“.

Der Bandleader, wie immer im eleganten Anzug und mit Schlägerkappe bekleidet, setzte neben der musikalischen Qualität natürlich auch wieder stark auf die Interaktion mit dem Publikum. So vollzog er alle Ansagen in deutscher Sprache und auch Drummer Martin Seidelin (überragend) sowie die Bläserfraktion mit Hans Nybo und Peter W Kehl (beide auch wieder mit Harmoniegesängen und Percussion involviert) durften bei einer Song-Ansage ihre Deutschkenntnisse zum Besten geben.

Das kam natürlich gut an und machte es der Band leicht, die Audienz zu vielen Klatschrhythmen und auch zu einer satten Mitsingaktion bei „Rock’n’Roll Ride“ zu animieren. Gespielt wurde in zwei Sets. Als am Ende des ersten Teils, der auch zwei Songs aus der Risager-Balsgaard-Duo-Kooperation enthielt („The Way You Make Me Feel“, „Insomniac Boogie“), „Hold My Lover Tight“ mit einer Urgewalt (auch dank Seidelins furiosen Trommelattacken) durch den Saal  krachte, dachte man schon, dass hier nach nichts Besseres mehr kommen konnte.

Gut gefielen mir auch die zum Durchatmen geeigneten, stark und atmosphärisch gespielten Balladen wie „Burning Up“, „Through The Tears“(beide Set 1) und I Used To Love You“ (Set 2), in denen Thorbjørn meist mit einfühlsamen Doppelsoli an seiner Les Paul neben seinem starken Gesang glänzte.

Besagtes „“Rock’n’Roll Ride“ erwies sich als idealer Einstieg für Set 2 , um direkt wieder Fahrt aufzunehmen. „In The Back Of My Mind“ (Balsgaaad mit HT-Piano-Solo, Svensmark an der Dobro), das grandiose progressiv-psychedelische „Never Givin‘ In“, „Over The Hill“ (schön retro), „Last Train“ (Publikum klatscht rhythmisch mit), das E-Gitarren-lastige „Maybe It’s Alright“ (zwei klasse Soli von Svensmark  zum Teil im Clapton-Stil) hießen die weiteren Tracks bis zum furiosen Southern Rock-Abschluss „All I Want“, das von Risager, Svensmark und dem wieder wirbelnden Seidelin in episch, „Freebird“-artige Dimensionen gehievt wurde.

Alles, was das Publikum dann wollte, war natürlich noch weiterer Nachschlag, der mit dem launig-tanzbaren Schunkler „Baby Please Don’t Go“ erfüllt wurde. Ernst Barten war (auch schon nach „“Hold My Lover Tight“) anzusehen, wie die Last des stressigen Tages von seinen Schultern fiel. Er und alle Anwesenden hatten wohl einer der besten Live-Darbietungen dieses Jahres beiwohnen können.  Thorbjørn Risager & The Black Tornado in der Form ihres Lebens!

Line-up:
Thorbjørn Risager (lead vocals, electric guitar)
Joachim Svensmark (electric guitars, percussion, vocals)
Emil Balsgaard (keys)
Søren Bøjgaard (bass, synthie)
Martin Seidelin (drums, percussion, vocals)
Hans Nybo (saxophone, percussion, vocals)
Peter W Kehl (trumpet, percussion, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Thorbjørn Risager & The Black Tornado
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Schwarzer Adler Rheinberg

Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws – 26.06.2021, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Gute acht Monate ist es jetzt her, dass ich ein Live-Konzert besucht habe, für den Inhaber eines Rock-Musikmagazins eigentlich eine regelrechte  Horrorvorstellung. Dabei muss ich zugeben, dass es mir nach der langen Pause sogar ein wenig schwer fiel, wieder in Gang zu kommen. Trotzdem überwog natürlich die Freude, dass die Kulturszene, dank der momentan überschaubaren Inzidenzzahlen, endlich aufatmen darf und wieder erste Steps im Hinblick auf eine zukünftige Normalisierung tätigen kann. Trotzdem schwebt ein Bangen vor weiteren Rückschlägen immer noch irgendwie mit.

Der Schwarze Adler war jedenfalls optimal gerüstet. Unkomplizierte Corona-Schnelltests im nebenstehenden kleinen Anbau, eine abstandskonforme, sehr gemütlich, mit kleinen Lampen inszenierte Tischanordnung (gefiel mir sehr gut) mit den entsprechenden Formularen darauf zur Nachverfolgung. Ideal natürlich auch zum Verfassen meiner Konzertnotizen. Ist es da als Adler-Genosse schon legitim, hier von einem Home-Office-Arbeitsplatz zu reden…?

Was für eine Welt?! Ehrlich gesagt, würde ich alles lieber, wie früher, eng stehend, kaum was sehend im Dunklen, mit dem einen oder anderen Ellbogen von vorne, der Seite oder im Rücken, in kaum lesbarer Schrift festhalten. Sicherheitstechnisch gesehen, passte aber alles somit auf den Punkt! Kompliment an das Adler-Team für die perfekte Organisation!

Zu Gast war mit Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws ein mit unserem Magazin eng verbundenes und geschätztes Quartett, dessen Debüt-Auftritt in der hiesigen Blues-Kultstätte nach zwei Verschiebungen, jetzt im dritten Anlauf endlich realisiert werden konnte. Und auch hier stieg die charismatische Texanerin Dede Priest mit ihrem niederländischen Begleittrio in Form von Johnny Clark (alias Hans Klerken), Leon Toonen und Ray Oostenrijk, absolut pünktlich um 20:00 Uhr nach kurzer Begrüßung durch Ernst Barten auf die Bühne und fügte mit ihrem stürmischen „Texas Hurricane“, dem ausgeklügelten Adler-Lüftungssystem zum Auftakt mit einer wahren Stoßlüftung eine weitere vorbeugende Komponente hinzu.

Klasse direkt hier Dedes Hendrix-angelehntes Wah-Wah-E-Gitarrenspiel mit Hilfe ihres Cry Baby Pedal-Effektgerätes, das sich als eines ihrer fortlaufenden Trademarks (für Nichtkenner der Band) herauskristallisierte, ebenso wie die mimisch-gesangliche Begleitung eines jeden ihrer Soli. Ein weiteres unabdingbares Musik-Utensil ist natürlich ihre Violine, passend zu ihrem gypsy-mäßigem Kleidungsstil an diesem Abend (dazu die gewohnten schwarzen fingerlosen Handschuhe), die dann beim folgenden Stomper „Vermillion Allure“ ihren ersten Einsatz fand.

Ihr Counterpart, Johnny Clark, der schon beim aktuellen Album „When Birds Were Snakes“ gefühlt etwas präsenter erscheint, durfte seine knochige Stimme zum ersten Mal am Ende von „Mudslide“ einbringen. Neben Leadgesangseinsätzen bei „Superlovely“, „Make That Double A Double“, „Alaska“ und der Merle Travis Country-Folk-Klassiker-Adaption von 1947 „16 Tons“ (im Wechselgesang mit Dede zum Abschluss des Hauptteils), beschränkte er sich überwiegend auf das Zuspiel mit seinen beiden Les Paul- und Stratocaster-E-Gitarren, wobei sein Faible für Creedence Clearwater Revival-typische Klänge öfter zum Ausdruck kamen. Aber auch das eine oder andere Solo (konventionell oder geslidet) ließ er sich natürlich nicht nehmen. Guter Mann!

Drummer Leon Toonen war die Freude, sein Hand-Fuß-Koordinierungsvermögen am Schlagzeug endlich wieder vor Publikum präsentieren zu können, am deutlichsten anzumerken, sein Gesicht strahlte über den gesamten Verlauf des Gigs, während sich sein immer sehr introvertiert wirkender Rhythmuskollege Ray Oostenrijk, lieber der hochkonzentrierten Tieftönerarbeit widmete.

Am Ende standen zwei tolle Parts (samt kurzer Zwischenpause) mit über 20 Songs zu Buche, wobei sich neben dem oben erwähnten Opener „Texas Hurricane“, noch die beiden balladesken Ohrwürmer „Hyssop Blossoms (I Could Lie But I Won’t)“, „It’s Getting Late“ sowie der Titeltrack ihres ersten Albums „Flowers Under The Bridge“, der gegen Ende in eine wahre Wah-Wah-E-Gitarren-Orgie mündete und dem folkigen „Whisper & Whistle“ (Johnny mit Akustikgitarre und Dede an der Violine nur im Duett als erste von drei Zugaben), als meine persönlichen Favoriten eines hochwertigen Abends herauskristallisierten.

Schade, dass durch die Pandemie-bedingten Vorgaben samt der anfangs erwähnten Gemütlichkeit dem typischen Adler-Hexenkessel, der sich bei solch starken Gigs üblicherweise entwickelt, quasi ein imaginärer Riegel vorgeschoben wurde. Unter normalen Voraussetzungen hätte das texanisch-niederländische Quartett die Vierbaumer Kultstätte sicherlich im Sturm erobert.

So blieb es zunächst bei viel anerkennendem Applaus der zufriedenen Anwesenden und der Hoffnung, dass Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws demnächst mal vor voller Hütte samt brodelnder Atmosphäre, in unbeschwerten Zeiten, ihre Klasse offerieren können. Die Visitenkarte, die von der Band hinterlassen wurde, war jedenfalls auf ganzer Linie überzeugend.

Line-up:
Dede Priest (lead vocals, electric guitar, fiddle, voclas, percussion)
Johnny Clark (electric guitar, acoustic guitar, vocals, lead vocals)
Ray Oostenrijk (bass)
Leon Toonen (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Dede Priest
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Schwarzer Adler Rheinberg

Ana Popovic – 16.10.2020, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Pop_haupt

‚Los Angeles‘ war für mich das Stichwort der Woche. Zunächst im Rahmen des gerade frischen Reviews zum großartigen Gig der neuformierten Eagles im gigantischen, an drei Tagen ausverkauften FORUM, in der zum Los Angeles County zählenden Stadt Inglewood, dann in Bezug auf die mittlerweile in LA lebende Serbin Ana Popovic.

Auch wenn sich die Blondine in den zwanzig Jahren, in denen sie sich jetzt schon im Blues Rock-Business erfolgreich behauptet, durchaus einen weltweiten Namen gemacht hat, dürfte der Weg in eine solche Location weiterhin ambitioniert sein, an diesem Freitag Abend  hieß es für sie im heimischen Schwarzen Adler zu Rheinberg (der natürlich auch weltberühmt ist), Traditionsclubatmosphäre zu ‚atmen‘.

Und das ist in diesen unsäglichen Corona-Zeiten, die besonders die Veranstaltungsbranche samt vieler Künstler an den Rande des Ruins treibt, ja auch schon etwas. Ernst Barten war von Beginn an, als einer ihrer besonderen Förderer zu sehen, deshalb kommt sie immer wieder gerne in den Vierbaumer Kulttempel. Auch bei den Zuschauern ist sie äußerst beliebt, so war der Saal, trotz der bedingten Einschränkungen, durchaus  gut frequentiert.

Und wie das so in diesen Wochen und Monaten der Entbehrungen ist, wurde ihr kurz zuvor, auch noch an anderer Stelle, ein Strich durch die Rechnung gemacht. Weil ihrer geplanten Rhythmusfraktion in New York am Flughafen die Ausreise  verweigert wurde, war spontanes Improvisieren angesagt. So gab es an diesem Abend im Schwarzen Adler ein Konzert, dass man vermutlich in dieser Form wohl nicht mehr erleben wird.

Pünktlich um 20:00 Uhr betrat die Protagonistin ’nur‘ mit Keyboarder Michele Papadia im Schlepptau, die demnach übersichtliche Bühne. Die beiden stellten dann ein immerhin, mit 21 Stücken (u. a. mit Tracks wie „Fearless Blues“, „Virtual Ground“, „New Coat Of Pain“, „License To Steal“, Johnnie Ray“, „How’d You Learn To Shake It Like That“) versehenes, durchaus gut unterhaltendes Programm (inklusiv zweier Zugaben) spontan auf die Beine.

Ana, die den kompletten Leadgesang inne hatte, wechselte zwischen der Akustik- und ihrer abgewetzten Stratocaster-E-Gitarre hin und her, bediente vom Rhythmusspiel, über viele Soli , sowohl in konventioneller, wie auch slidender Manier (in ihrer typischen Schnellspielart), alle erdenklichen Facetten der Saitenkunst. Sie gab sich auch zwischen den Stücken recht kommunikativ und redete sich so auch ein bisschen den zur Zeit spürbaren Frust von der Seele.

Michele Papadia ließ sich natürlich ebenfalls nicht lumpen und reizte vom Organ bis zum E-Piano ebenfalls alle Möglichkeiten (teilweise schöne HT-Einlagen) seiner Doppelkeyboardanlage aus.

Die anwesenden Zuschauer bedachten den engagierten Auftritt mit viel lautem Applaus und verabschiedeten das spielfreudige Duo, das wirklich das Beste aus der Situation rausgeholt hatte, nach den beiden Zugaben „Woman To Love“ und dem furiosen „Can’t You See What You’re Doing To Me“, wo Ana nochmal richtig Gas auf ihrer Strat gab,  zurecht mit stehenden Ovationen.

So blieb am Ende für alle Anwesenden, was die lange Liste der Popovic-Konzerte im Schwarzen Adler betrifft,  immerhin ein denkwürdiger Abend mit Seltenheitswert.

Line-up:
Ana Popovic (lead vocals, acoustic and electric guitar)
Michele Papadia (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ana Popovic
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Schwarzer Adler

12-4-2 – 10.09.2020, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

12_haupt

Endlich wieder mal ein Gig für mich im Schwarzen Adler nach dem Lockdown! Ernst Barten und sein Team hatten alles Erdenkliche und Vorgeschriebene bewältigt, um die Kultlocation in Rheinberg-Vierbaum in der Corona-Zeit auch rockmusikalisch wieder in Gang zu bringen.

Mit dem Projekt 12-4-2 (12 Guitar Strings – 4 Bass Strings – 2 Drum Sticks), alias Ben Granfelt (Lenningrad Cowboys, Wishbone Ash, Guitar Slingers), Stratocaster-Ass Thomas Blug, Martin Engelien (Klaus Lage Band, Go Music) und Berni Bovens hatte er auf hochkarätige Musiker gesetzt.

Angesichts der tollen Besetzung war es nicht zu verstehen, dass sich gerade mal zwischen 30-40 Zuschauer an dem für 90 Leute ausgelegten Abend eingefunden hatten. Dementsprechend frustriert zeigte sich Ernst Barten vor Beginn des Gigs. Viele der üblichen Stammgäste waren vermutlich immer noch wegen des vermeintlichen Ansteckungsrisikos und einer gewissen Verunsicherung auf der heimischen Couch verharrt.

Die anwesenden Leute sollten ihr Kommen allerdings nicht bereuen. Profis wie Granfelt, Blug, Engelien und Bovens zeigten sich von der spärlichen Kulisse unbeeindruckt und performten, als wenn sie vor ausverkaufter Hütte spielen würden.

Während sich Blug und Bovens ganz auf ihr exzellentes spielerisches Können konzentrierten, führten die beiden charismatischen Persönlichkeiten Granfelt und Engelien mit Ansagen durch den Abend, wobei Engelien sich einige Male zur schwierigen kulturellen Situation ausließ, sich für das Vertrauen der Betreiber und Besucher bedankte, aber auch seine Freude zum Ausdruck brachte, dass endlich wieder erste Schritte gemacht werden, um die Szene langsam wieder in Gang zu bringen. Er appellierte angesichts der bevorstehenden kühleren Zeiten, Vertrauen in die Behörden und Clubs zu leisten, die alles dafür tun, um ein Ansteckungsrisiko nahezu gen Null zu minimieren.

Das Quartett begab sich dann samt diverser Instrumentalnummern (u. a. „One Earth“ aus Engeliens Corona-Hilfe-Album), einiger Cover-Stücke („Baker Street“, Breathe“) und Liedern aus Granfelts („My Soul To You“, „Melodic Relief“, „Faith, Hope & Love“, Wayward Child“, „Almighty Blues“, „Going Home“) und Blugs („My House Is Green“, „I Won’t Forget“, „The Witching Hour“) Solo-Fundi auf einen Streifzug durch die Rockmusik und umriss dabei fast alle Facetten von Blues-, klassischen, Prog-, Southern- bis hin zu Melodic Rock-Anleihen.

Hier standen natürlich die filigranen E-Gitarren-Künste der beiden Hexer Granfelt (Les Paul und Stratocaster) und Blug (Stratocaster) im Vordergrund, die unzählige quirlige Soli abließen, sich duellierten, aber sich dann auch durchgehend in der hohen Kunst des sich ‚blind‘ verstehenden Twinspiels zusammenfanden.

Engelien beweis mit seinem energiegeladenen, treibenden und anpassungsfähigen Pumpspiel und diverser Solo-Grooves, dass er noch lange nicht zum alten Eisen der Tieftöner-Szene zählt, und gab phasenweise auch den gut gelaunten Moderator zwischen Granfelt und Blug. Den Schmunzler des Abends hatte jedoch Drummer Berni Bovens auf seiner Seite, als er ein eher bedächtig-langsames, im Jazz verankertes Drum-Solo servierte und dann gegen Ende auf die Uhr schaute, nach dem Motto „ich bin jetzt fertig, wann steigt ihr endlich wieder ein, Jungs?“.

Mit dem schon vom Titel her prädestinierten Granfelt-Rausschmeißer „Going Home“ als Zugabe beendete der Vierer unter tosendem Applaus des Publikums zwei fulminante Stunden, bei denen absolute Spielfreude und filigranes Können im Vordergrund des Geschehens standen.

Trotz aller verständlicher Enttäuschung war Ernst Barten angesichts der tollen Vorstellung zum Schluss aber doch sichtlich erleichtert, endlich wieder echtes ‚Rockmusikleben‘ in den Adler gebracht zu haben. Man kann nur wünschen, dass er zum anstehenden Ana Popovic-Gig am 15. und 16. Oktober – Corona hin oder her – wieder mit der verdienten Resonanz belohnt wird.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Thomas Blug (electric guitar)
Martin Engelien (bass, bgv)
Berni Bovens (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Schwarzer Adler, Rheinberg