Harlem Lake – 18.04.2024 – Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Zum ersten Mal treten Harlem Lake im Schwarzen Adler in Rheinberg auf. In der Lokation haben in den letzten Jahrzehnten einige Bluesgrößen zu Beginn ihrer Karriere vorgespielt, denen später auch die Schritte in größere Locations gelang. Als Paradebeispiel sei Joe Bonamassa genannt, der seit Jahren große Hallen füllt oder als Headliner bei Festivals auftritt.

So weit sind die jungen niederländischen Musiker von Harlem Lake noch nicht aber wer weiß wo deren Weg noch hinführt. Der Saal des Schwarzen Adler war ansehnlich gefüllt, wozu auch die Stehtische sorgten, die für eine gleichmäßige Verteilung der Musikfans sorgt.

Janne Timmer kündigt schon in der Begrüßung, halb auf Deutsch, halb auf Englisch, an, dass der Abend gewissermaßen ein Release Konzert des Albums „The Mirrored Mask“ ist, was offiziell im Laufe des Jahres veröffentlicht wird, die Besucher aber am Konzertabend schon eine CD zu erwerben.

In der Setlist wurde dann entsprechend fast das komplette neue Album gespielt, sowie Songs vom letzten Studioalbum sowie einige wenige Coversongs. Schon ab dem ersten Stück gelingt es der Band, das Publikum mitzunehmen, dass über den gesamten Abend in den beiden Sets eine ausgelassene Stimmung herrscht und die Musiker für Soloeinlagen mehrfach einen verdienten Szenenapplaus erhalten.

Janne Timmer verfügt nicht nur über eine geeignete Stimme für Soul, Blues und Rock, sie hat auch eine sehr positive, mitnehmende Art, die sich dementsprechend auf die Stimmung auswirkt und sie hat dabei gewissermaßen immer das Publikum im Blick. Neben Timmer ist Gitarrist Sonny Ray der zweite Musiker, der visuell im Vordergrund steht und mit einer für sein Alter beeindruckender Gelassenheit zahlreiche Soli zuweilen schon zelebriert. Er wird dabei gewissermaßen Eins mit seiner Gitarre.

Der Bandgründer Dave Warmerdam ist die meiste Zeit hinter seiner Hammond Orgel und den Keyboards von der Front Stage abgegrenzt, spielt sich aber in einigen Stücken in Soli mit Sonny Ray die Noten zu. Stark sind die Songs, wenn er sich seine Gitarre schnappt und zusammen mit Sonny Ray Southern-Flair in den Adler zaubert. Wie alle anderen Musiker unterstützt er Timmer auch in Backing Vocals oder Harmoniegesängen.

Aber auch die Rhythmusfraktion hat Momente, wo sie im Zentrum des Geschehens steht, um während der gesamten Show für den nötigen Druck sorgen. Drummer Benjamin Torbijn zeigt in einem Solo, das er gewissermaßen zu Beginn als Leisesolo spielt, seine Qualität. Kjelt Ostendorf steigt danach in ein mehrminütiges abwechslungsreiches Bassolo ein. Nach einer der ruhigen Phasen, wo die Instrumente fast ohne elektronische Verstärkung gespielt werden, lobt Timmer das Publikum, das ansonsten lautstark mitgeht, für die Zurückhaltung und man ein Stecknadel hätte fallen hören können.

Nach etwa zwei Stunden Spieldauer geht dann ein Konzertabend zu Ende, in dem die Band zeigt, was für ein Potential in ihr steckt. Mit einem Strahlen in den Gesichtern verabschiedet sich die Band von den Besuchern, die durch ihre Stimmung die Musiker regelrecht angetrieben haben. An dem Abend haben sie auf jedem Fall einige neue Fans dazugewonnen.

Line-up:
Janne Timmer – lead vocals
Dave Warmerdam – organ, keyboards, guitar, bgv
Sonny Ray van den Berg – guitars, bgv
Kjelt Ostendorf – bass, bgv
Benjamin Torbijn – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Harlem Lale
Harlem Lale bei Facebook
Schwarzer Adler, Rheinberg

Harlem Lake – 04.12.2022 – Yard Club, Köln – Konzertbericht

Am zweiten Advent traten Harlem Lake erstmals in Köln im Yard Club auf. Die aus Harlem bei Amsterdam stammende Band konnte im Sommer bei einigen Festivals begeistern und gewann den European Blues Award. Umso trauriger war es, dass nur etwa 30–40 Musikfans den Weg in den Yard  Club gefunden hatten. Den wenigen Fans, die an diesem Sonntagabend anwesend waren, boten die jungen Niederländer einen Abend, den sie so schnell nicht vergessen werden.

Von Beginn an zeigte sich, welch exzellente Musiker in der Band sind. Als erstes sei dabei Dave Warmerdam genannt, der für das Songwriting verantwortlich ist und trotz seines jungen Alters ein feines Händchen beweist, Elemente aus Blues, Americana und Southern Rock verschmelzen zu lassen. Seine Partnerin, nicht nur auf der Bühne, Jane Timmer übernimmt dabei den Part, die Texte zu schreiben.

Musikalisch gibt es dabei einige Paralellen zu einer amerikanischen Band in der auch Partner eine prägende Rolle spielen. So gab es unter den Besuchern so einige, die Vergleiche mit der Tedeschi Trucks Band machten. Was auf jedem Fall gesagt werden kann, ist, dass Harlem Lake sich nicht hinter prominenten Acts aus dem Genre zu verstecken brauchen.

Die junge Sängerin Jane Timmer begeisterte mit einer klaren Stimme und einem großen Stimmvolumen, was von zarten fast zerbrechlichen Gesang bis hin zur Bluesröhre ging, Zudem ging von ihr eine sehr positive Bühnenpräsenz aus und es gelang ihr schon mit der Ansage in einer Mischung aus Deutsch und Englisch die Besucher direkt einzufangen, dass sich über die gesamte Dauer des Konzertes eine tolle Stimmung mit einigen Anlässen für Szenenapplaus ergab.

Dave Warmerdam hielt sich optisch, meist Piano und Hammond Orgel spielend, zurück, offerierte dabei aber sein Können auch in einigen starken Soli. In den Vordergrund trat er bei den Tracks, wenn er sich die Gitarre schnappte und sich neben der Rhythmusunterstützung einige Gitarrenduelle mit Sonny Ray van den Berg lieferte. Herausragend war dabei der jammende Part in „I Won´t Complain“, mit Soli feinster Southern Rock-Manier, und auch der sonst eher im Hintergrund agierende Bassist Kjelt Ostendorf ein feines Basssolo hinlegte.

Sonny Ray, auch vom äußeren Erscheinungsbild, genau wie Dave in jede Southern Rock-Combo passend, gelang es viele Soloparts so auf den Punkt zu spielen, dass die Songstruktur nicht zerstört wurde. 

Visuell im Hintergrund standen Drummer Benjamin Torbijn und Bassist Kjelt Ostendorf. Dabei zeigten die beiden jungen Musiker schon eine große Souveränität ganz ohne große Effekthascherei. Beide hatten auch ein Feeling dafür, wann man sich etwas zurückhalten muss, um insbesondere bei den ruhigeren Stücken nicht die eher träumerische Stimmung zu zerstören.

Neben dem fast kompletten aktuellen Album spielte die Band als Zugabe mit „Mean Man“ noch ein Lied der Dave Warmerdam Band, aus der letztlich Harlem Lake entstanden ist und mit „Carry On“, dem begeisternden „Crying In The Desert“, „Temptation“, „Beggars Can`t Choose“ und „The Sight Of You“ fünf Songs, die erst auf dem neuen Album im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Nach dem, wie die Stücke in Köln präsentiert worden sind, kann ich schon jetzt eine Kaufempfehlung aussprechen!

Zudem coverten Sie mit „Beware“ (von Barrelhouse), „That`s How Strong My Love Is“ (von Little Milton), „Whiskey Drinkin` Woman“ (von Lou Donalson) und „Don’t Change Horses“ (von Tower Of Power) gekonnt einige Stücke von musikalischen Vorbildern und präsentierten so den Anwesenden ein abwechslungsreiches Programm mit einigen Überraschungen durch die noch nicht veröffentlichten Songs, die von den Fans begeistert angenommen wurden.
Nach dem Konzert begaben sich die Musiker sofort zu den wartenden Fans am Merchendise-Stand, um Fanartikel zu signieren, Erinnerungsfotos zu machen und um sich über den Abend zu unterhalten.

Neben den Musikern hatte ich noch ein nettes Gespräch mit dem Vater von Dave Warmerdam, der die junge Band unterstützt, über die Band und deren Pläne. Plan oder Traum wäre es nebenan in der Kantine, in die wir während des Gesprächs schauen konnten, zu spielen. Wenn man den Abend im Yard Club, mit der beeindruckenden Bühnenpräsenz der Band gesehen hat, kann aus diesem Traum ganz schnell Wirklichkeit werden. In der Form ist Harlem Lake auf dem Weg, eine der europäischen Topacts in deren Genre zu werden und sie bewiesen, dass sie nicht zu Unrecht den European Blues Award dieses Jahr gewonnen haben.

Harlem Lake werden voraussichtlich im nächsten Sommer auf dem Freideck der Kantine spielen, ein Termin, den man sich mit knallrot im Kalender markieren sollte. Ein besonderer Dank geht auch noch einmal an die Kantine/Yard Club insbesondere an Markus, der hoffentlich bald wieder vor Ort ist, die es immer wieder schaffen so großartige Künstler in den Kölner Norden zu holen.

Line-up:
Janne Timmer – lead vocals
Dave Warmerdam – organ, keyboards, guitar, bgv
Sonny Ray van den Berg – guitars, bgv
Kjelt Ostendorf – bass, bgv
Benjamin Torbijn – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Harlem Lake
Harlem Lake bei Facebook
Yard Club Köln