Lucinda Williams – Lu’s Jukebox – You Defenitely Got Me – A Tribute To 38 Special – Doppel-Vinyl-Review und Gewinnspiel

Dass sich Lucinda Williams von Zeit zu Zeit dem Liedgut geschätzter Koryphäen des Musikbusiness gerne annimmt und ihnen Tribut zollt, ist hinlänglich bekannt und kann auch in diesem Magazin mehrfach nachvollzogen werden. Diesmal hat sie sich nun dem Songkatalog von 38 Special gewidmet.

Besonders gefreut hat uns, dass wir, auf Anfrage ihres Managements, ein Bild von ihr, das im Rahmen eine SoS-Konzertberichtes aufgenommen wurde, für das Frontcoverbild (gerne) beisteuern durften. Auf Nachfrage, warum es nicht die vermeintlichen Platzhirsche Lynyrd Skynyrd geworden sind, antwortete sie uns, dass deren Klassiker schon immer überbewertet seien und 38 Special aus ihrer Sicht die eigentlichen Könige des Southern Rocks wären.

Gerade die Phase mit Max Carl als Sänger und Keyboarder, mit dem sie gut befreundet ist und der heute bei Grand Funk Railroad agiert (der deutsche Star-Musiker Peter Maffay coverte übrigens 1985 mal deren Song „A Thousand Nights“ und veröffentlichte die deutsche Version „Für Immer“) und den Alben „Rock And Roll Stragedy“ als auch „Bone Against Steel“, zählt für sie definitiv zu den innovativsten und essentiellsten Meilensteilen des Genres.

Carl singt demnach auf diesem Werk auch ihren größten kommerziellen Hit „Second Chance“ mit Lucinda zusammen im Duett. Klasse finde ich persönlich, dass auch Donnie Van Zant (trotz weiterhin währender Stimmprobleme) für zwei Titel zur Verfügung stand. Zum Einen beim überragenden Rausschmeißer „Rebel To Rebel“ und bei „Money Honey“. Da läuft es allerdings genau anders herum als beim Original: Hier übernimmt Lucinda die Leads von Donnie und Donnie die von Dale Krantz zu damaliger Zeit.

Da ließ sich auch Don Barnes nicht lumpen und macht bei „Hold On Loosely“ in gleicher Hinsicht gesanglich Nägel mit Köpfen. Als schöne Abrundung ist auch  der unvergessene Gitarrist Jeff Carlisi bei diversen Tracks hier wieder mit aktiv.

Den besonderen Charme des Scheibe macht natürlich die Verschmelzung von Southern Rock mit Williams-typischem Americana-Roots Rock-Style aus und natürlich ihre eigenwillige und unverwechselbare Stimme, die den Tracks im Zusammenwirken ganz neue Facetten abgewinnt. Sie ist Gott sei Dank nicht von ihrem, vor zwei Jahren erlittenen Schlaganfall beeinträchtigt. Neben Carlisi, Doug Pettibone (Steel) und Gitarrist Stuart Mathis sind zusätzlich viele prominente Musiker aus der Nashville-Studio-Szene vertreten und sorgen für entsprechend hohe instrumentelle Qualität.

Aus oben angeführten Gründen konnten wir vorab fünf Doppel-Vinyl-Exemplare der limitierten Auflage von „Lu’s Jukebox – You Defenitely Got Me – A Tribute To 38 Special“ aushandeln, wovon wir drei an unsere Leser weitergeben möchten. Bitte sende eine Email an dan@sounds-of-south.de und schreibe uns, welche Band Lucinda Williams, und warum, beim nächsten Mal in ihre Jukebox-Reihe aufnehmen sollte. Die drei originellsten Beiträge werden mit der Scheibe belohnt.

Die Platte kann von Nichtgewinnern gerne auch für 18,90 Euro bei uns geordert werden (bitte Namen und Adresse angeben), wir reichen dann die Bestellungen weiter.

Highway 20 – Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Southern Rock, Roots, Americana

Tracklist:

LP 1 – Seite A:
01. Rock And Roll Stragedy
02. You Got The Deal
03. Gypsy Belle
04. Second Chance (feat. Max Carl)
05. Wild Eyed Southern Boys

LP 1 – Seite B:
01. One In A Million
02. Chattahoochee
03. Turn It On
04. Bone Against Steel
05. You Defenitely Got Me

LP 2 – Seite A:
01. Long Time Gone
02. Jimmy Gillum
03. Has There Ever Been A Good Goodbye
04. The Love That I’ve Lost
05. Hold On Loosely (feat. Don Barnes)

LP 2 – Seite B:
01. Money Honey (feat. Donnie Van Zant)
02. Caught Up in You
03. Take Me Back
04. Sombody Like You
05. Rebel To Rebel (feat. Donnie Van Zant)

Lucinda Williams
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Thirty Tigers

The Cumberland River Project – A Smell Of Gravy – CD-Review

Das Cumberland River Project ist wieder so eine kleine Geschichte, wie man sie meist nur im Rahmen eines solchen Magazins erleben kann. Beim Blackberry SmokeKonzert in Köln stand ich neben zwei Alt-Hieppies, die sich wunderten und mich dann schließlich fragten, warum ich mir denn während des Gigs fortwährend Notizen machen würde.

Ich erklärte ihnen, dass diese dazu dienen würden, zeitnah einen Konzertbericht abzuliefern, der dann im Rahmen des SoS erscheinen würde. Ich drückte ihnen dann eine Visitenkarte in die Hand. Fast zeitgleich drehte sich ein Mann, der etwas vor mir stand, zu mir um, und sagte, dass er unser Gespräch mitbekommen hätte. Er selbst sei Songwriter, Musiker und Produzent im Country-Bereich und bat dann auch um meine Visitenkarte.

Schon am nächsten Tag bekam ich eine Email von einem Frank Renfordt, der sich und sein Projekt dann etwas umfangreicher vorstellte, einen weiteren Tag später hatte ich die aktuelle, mittlerweile zweite CD des Cumberland River Projects im Briefkasten.

Gut finde ich besonders die von Anfang an sehr professionelle Herangehensweise. Zum einen ist dieses Projekt sehr offen ausgelegt, das sieht man schon an den vielen involvierten Musikern und auch sehr unterschiedlichen Leadsängerinnen und -sängern, wobei Frank Renfordt, als Songwriter, Sänger, Musiker und Produzent natürlich hier die Fäden zieht, die weit bis nach Nashville reichen.

Und um den Hauch des Mysteriösen zu verbreiten, werden hier bei den Tracks „Missing Girl“ (ist da etwa Dierks Bentley am Mikro?), „Those Moments“ und  dem textlich und musikalisch sehr gelungenen „Mount Everest“, die Leadsänger nicht benannt. Konnte Frank hier etwa richtige Nashville-Stars gewinnen können, die sich halt zum Schutze weiterer Anfragen dieser Art, nicht preisgeben wollten?

Stark zu Gegen ist hier auch wieder Dave Demay, der bereits das Debütwerk des Cumberland River Project produziert hatte und jetzt auch wieder diverse Tracks gesanglich und auch soundtechnisch in Music City mit begleitet hat. Auch die grafisch und fotographisch schön umgesetzte Covergestaltung weiß zu gefallen. Anders als bei vielen Werken aus Deutschland, die mir zur Rezension geschickt wurden, weht hier wirklich von Beginn an amerikanisches Flair durch das Gesamtwerk, auch die Texte klingen nicht, wie so oft aus hiesigen Gegenden, nach Schulenglisch. Man merkt sofort, warum Renfordts lyrische Kreationen auch schon in den Staaten im American Songwriter Magazine prämiert worden sind.

Und so startet sein Zweitwerk direkt mit drei sehr schönen eingängigen New Country-Nummern, von denen mir das mit 90er Flair umgarnte, von Matt Dame, der gesanglich so ein wenig Travis Tritt-Esprit verbreitet, angeführte „She Drives Her Own Truck“ besonders gefällt. Für mich die beste Vokalleistung auf dem Werk.

Nach einer mehr traditionellen Phase, die auch folkige Anleihen beinhaltet  u. a. mit dem ein wenig an den großen Kenny Rogers-Hit „Lucille“ erinnernden „Joanne“ und der Gesangs- und Fiddle-Performance der talentierten Jessie Morgan bei „Back You Up“, schlägt mein Herz beim flockigen, in Richtung der früheren Diamond Rio, Restless Heart, Boy Howdy & Co. gehenden „You Can’t Make Someone Love You“ (gesungen von The Voice Of Germany-Teilnehmer Michael Anthony Austin) und dem mit schönen Dire Straits-mäßigen E-Fills verzierten „Mount Everest“ wieder höher. Klasse finde ich hier die Message, dass man nicht gleich den höchsten Berg der Welt besteigen muss, wenn man sich im Leben irgendwelche Ziele setzt.

Die Schlussphase läutet dann das mit blechernen Dobroeinlagen bestückte „Aunt Marian“ (hat was von Hands On The Wheel) ein, die dann wieder sehr country-folkig bis zum abschließenden „Brighter Day“ verläuft. Bei beiden Tracks  beweist Frank Renfordt, dass er sich auch am Mikro hinter den anderen Protagonisten nicht zu verstecken braucht. Auffällig ist hier auch das mit schrullig-knochigem Sprechgesang von Eric Trend (Marke Charlie Daniels) versehene „Red River Girl“.

Mit „Smell Of Gravy“ ist Mastermind Frank Renfordt und seinem Cumberland River Project eine kurzweilige und abwechslungsreiche Scheibe gelungen, die diesmal besonders auf die traditionell und eher auf die Anfangsphase des New Country fokussierte Klientel abzielt. Alles bewegt sich hier in jeder Hinsicht auf absoluter Augenhöhe mit vergleichbarem Stoff, den man so aus Nashville kennt. Für den besonderen Geschmack der Soße sorgen die vielen unterschiedlichen Sängerinnen und Sänger, die er für das Projekt gewinnen konnte.

Dass Renfordt durchaus auch vom Southern Rock was weg hat, kann man beim bis dato nur digital produzierten Song „Down At Chicamauga Creek“ (feat. Adam Cunningham) hier begutachten. Ich hätte persönlich nichts dagegen, wenn das potentielle Drittwerk des Cumberland River Projects vielleicht mal in diese Richtung gehen würde. 

Eigenproduktion (2022)
Stil: (New) Country

01. A Little Love (feat. Brittany Black)
02. Missing Girl
03. She Drives Her Own Truck (feat. Matt Dame)
04. Those Moments
05. Joanne (feat. Dave Demay)
06. House In A Row (feat. Misko)
07. Back You Up (feat. Jessie Morgan)
08. You Can’t Make Someone Love You (feat. Michael Antony Austin)
09. Mount Everest
10. Aunt Marian
11. Your Fanciest Rintone (feat. Dave Demay)
12. Red River Girl (feat. Eric Trend)
13. Blown Away (feat. Dave Demay)
14. Brighter Day

The Cumberland River Project
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John Primer & The Teardrops – Teardrops For Magic Slim – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Am 23. Februar 2013 verstarb Magic Slim, die Ikone des Chicagoblues. John Primer, der von 1981 bis 1993 Mitglied von „Magic Slim and The Teardrops“ war, hat nun im letzten Jahr die Teardrops wieder zusammengetrommelt und mit Ihnen am 22. November in „Rosa’s Lounge“ in Chicago ein Konzert zu Ehren von Magic Slim gegeben.

Neben den noch lebenden Originalmusikern Jon McDonald (guitar), Earl Howell (drums), Danny O’Connor (Bass) und Lenny Media (ebenfalls drums) war auch Magic Slims Sohn Shawn Holt als Gastmusiker (guitar & vocals) mit von der Partie.

Daraus entstanden ist die wundervolle Live-CD „Teardrops for Magic Slim“, eine Reminiszenz an die verstorbene Chicago‘er Bluesikone mit insgesamt 12 Titeln alter Bluesmeister wie z. B. JB Lenoir, Willie Dixon oder Elmore James, um nur ein paar zu nennen.

Und wie es sich für eine Scheibe gehört, die die Musik von Magic Slim ehren und auch wieder unter jüngeren Bluesfans bekannter machen möchte, sind alle Tracks des Albums folgerichtig pure Chicagobluesnummern an denen Magic Slim sicherlich seine reine Freude gehabt hätte. Mal kommen sie als flotter Shuffle oder Boogie daher („Mama Talk To Your Daughter“, „Let Me Love You Baby“ oder „Look Over Yonder Wall“), mal aber auch als klassischer 12-Takter Blues („Every Night, Every Day“, „It Hurts Me To“, „TheThings I Used To Do“).

Und so bleibt wirklich nur zu hoffen, dass das Vermächtnis von „Magic Slim & The Teardrops“ nicht irgendwo in der schnelllebigen Musikwelt von heute untergeht, sondern auch zukünftig gelebt und geliebt wird. „Teardrops For Magic Slim“ legt jedenfalls den Grundstein dazu, nicht zuletzt wegen John Primers eindrücklichem Gitarrenspiel, bei dem man glauben könnte, dass Magic Slim auferstanden ist und wieder höchstpersönlich mit den „Teardrops“ musiziert.

Und natürlich auch wegen der geballten Power seiner Bandmates. Für Fans des Chicagoblues ist die Scheibe auf alle Fälle ein Must-Have, denn sie bekommen, was sie erwarten: puren Chicagoblues, so wie er früher gespielt wurde! Klasse! Das Album ist übrigens seit dem 24. Februar im Handel.

Blues House Productions (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. Mama Talk To Your Daughter (JB Lenoir)
02. Luv Sumbody (Jimmy Dawkins)
03. Every Night, Every Day (Jimmy McCracklin)
04. Ain‘t Doing Too Bad (D. Melone)
05. Buddy Buddy Friend (Aaron Corthern Reed)
06. Trouble Of My Own (Morris Holt)
07. Let Me Love You Baby (Willie Dixon)
08. It Hurts Me Too (Elmore James)
09. Look Over Yonder Wall (Elmore James)
10. The Things I Used To Do (Eddie Jones)
11. Before You Accuse Me (Ellas McDaniel)
12. The Blues Is Alright (Milton Campbell)

John Primer
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Laura Cox – 25.03.2023, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Wenn man wie ich bereits unzähligen Konzerten beigewohnt hat und diverse Künstler auch schon mehrfach gesehen hat, verfolgt man, gerade als Rezensent, bei einem erneuten Besuch gewisse Intentionen, man geht also nicht immer unbedingt um des reinen Musikvergnügens zu einem Gig.

Laura Cox war aufgrund ihres überragenden Albums „Head Above Water“ zu Anfang dieses Jahres, ein Quantensprung wie ich meine (vor allem beim Gesang), bei mir gesetzt, obwohl mir ihre bisherigen Live-Auftritte trotz ihres unbestrittenen Gitarrenspielkönnens eher ‚mittelprächig‘ in Erinnerung geblieben waren.

So war ich sehr gespannt, wie sie die neue, eher Country-rockige Fokussierung des Werks, auch auf ihre Live-Performance übertragen können wird. Die aufgebaute Lap Steel-Anlage ließ im Vorfeld da schon mal Gutes erhoffen. Netter Weise stellte sie sich vor Konzertbeginn noch für unser obligatorisches VIP-Bild zur Verfügung, obwohl sie, wie man es sofort bemerkte, doch gesundheitlich kränkelte, die Stimme bereitete Probleme.

Aufgrund der Tatsache aber, dass eine volle Hütte angesagt war, biss sie sich am Ende, um es vorwegzunehmen, vorbildlich professionell durch und begeisterte die dann auch zahlreich erschienene, gut mitgehende Audienz mit ihrer energiegeladenen Show.

Auch ich war zunächst vom Auftakt mit den drei Tracks der neuen CD „Wiser“, „Head Above Water“, „So Long“ und dem dazwischen positionierten ZZ-Top-umwehten „Bad Luck Blues“, richtig angetan, die Phase gehörte ganz klar dem heute modern gespielten Southern Rock, wo Laura besonders mit den typischen E-Soli zu punkten wusste.

Ab dem folgenden „Take The Broken Home“ verfiel sie dann aber, trotz sporadischer Lap Steel-Einlagen, zunehmend wieder fast bis zum Ende des Hauptteils hin, in die alte Hard Rock-Attitüde, was allerdings im Publikum überaus gut ankam. Mir persönlich fehlten allerdings das auf dem Album viele Akzente setzende Banjo, das garnicht zum Einsatz kam, als auch besonders die ruhigeren Tracks des aktuellen Silberlings wie „Old Soul“, „Before We Get Burned“, das hypnotische „Seaside“ oder „Glassy Days“.

Die Viererkonstellation mit ihr als einzige Gitarristin ließ die Umsetzung folgerichtig nicht zu, die sympathische US-Französin kann sich, anders als wie es die Studiotechniken zulassen, auf der Bühne natürlich nicht zweiteilen. Hier fehlte mir persönlich dann doch der ergänzende Saitenspieler. Die aufgestellte Lap Steel brachte dann zwar für die Fotografen mit ihr ein schönes Motiv, aber die sporadischen Einsätze hätten eigentlich auch mit dem Bottleneck auf ihrer E-Gitarre als Slide abgewickelt werden können.

Was mir, der über die vielen Jahre gelernt hat, bei einem Konzert etwas genauer zu beobachten, auch auffiel, war, dass ihre drei Mitstreiter bei ihrer One-Woman-Show, trotz jeweils eines Kurz-Solos (da verließ die Protagonistin dann die Bühne), ein paar zartgehauchten Harmoniegesängen und ein paar sporadisch sehr einstudiert wirkenden Posen zusammen mit Bassist Adrien Kah, quasi überwiegend zu einem Statistendasein verurteilt waren.

Das hatte schon was von einer imaginären Bühnendiktatur, wie man sie zum Beispiel von Bobby Ingram bei Molly Hatchet kennt, das natürlich völlig legitim und wahrscheinlich auch notwendig ist, wenn man in der heutig schnelllebigen Zeit im Musicbiz als Solokünstlerin seinen Lebensunterhalt dauerhaft verdienen möchte.

So musste ich dann bis zum gut performten Black Crowes-Cover „Hard To Handle“ und „Set Me Free“ (mit klirrendem Skynyrd-E-Solo) warten, bis zumindest mein Southern-Herz wieder zum Schlagen gebracht wurde. Mit „One Big Mess“, auch von „Head Above Water“, gab es aus den beschriebenen gesundheitlichen Gründen, trotz der hervorragenden Stimmung, nur noch eine Zugabe.

Fazit: Mademoiselle Cox‘ Entwicklung spricht Bände, was ihr Selbstbewusstsein, die Zuschauerzahlen als auch die damit verbundene Stimmung betrifft (darüber war sie auch offensichtlich erfreut und gerührt). Den Country-Spirit ihres aktuellen Albums, mit nur fünf, eher im Southern Hard Rock-Stil gespielten Tracks, konnte sie auf der Bühne allerdings noch nicht verbreiten. Trotzdem ein insgesamt lohnenswerter Besuch.

Line-up:
Laura Cox (lead vocals, electric guitar, keys, percussion)
Florian Robin: (keys, vocals)
Adrien Kah (bass, vocals)
Antonin Guérin (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Laura Cox
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment
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Onstage Promotion

Samantha Fish & Jesse Dayton – 23.03.2023, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Ursprünglich war das Samantha Fish-Konzert für 2022 geplant. Die Fans erwartet im Piano der Deutschland-Premiere der „Death Wish Blues“-Tour direkt eine Überraschung, Neben Samantha Fish steht in der Band mit Jesse Dayton ein zweiter Fronter auf der Bühne, sodass beide als Duo mit Begleitband agierten.

Schon der Opener, das Vince Taylor-Cover „Brand New Cadillac“ in einer rockigen, in manchen Phasen leicht punkigen Version, bringt das Musiktheater Piano zum Kochen. Der Leadgesang wird dabei von Jesse Dayton übernommen, während Samantha Fisch den Backgroundgesang mit einigen Kiksern übernimmt.

Im weiteren Verlauf präsentiert das Duo eine bunte Mischung von eigenen Stücken, Coversongs und zum Großteil Tracks aus der gemeinsamen Zusammenarbeit. Mit „Death Wish“ folgt direkt der Titelsong des im Mai erscheinenden gemeinsamen Albums, Dabei wechseln sich beide im Leadgesang ab, wie es sich für ein Duo gehört und schießen wechselweise Gitarrensoli in den Saal.

Schon nach zwei Songs ist klar, dass sich mit Samantha Fish und Jesse Dayton ein explosives Gespann gefunden hat, von dem in der Zukunft noch einiges zu erwarten ist. Über knapp 100 Minuten hin  verlassen die beiden mit der Band abgesehen von einer kurzen Ausnahme nicht mehr die Überholspur. Nur bei den beiden akustischen Songs „I`ll Be There In The Morning“ und „Babys Long Gone“, welche die beiden ohne Begleitband spielen, wird es ruhiger und die Fans im ausverkauften Piano können sich von dem Feuerwerk erholen, das vorher abgebrannt wurde.

Beim rockigen „Lover On The Side“ vom kommenden Album wird der Blinker wieder nach links gesetzt, um dann das bluesige „Rippin & Runnin“ nachzulegen, bevor die Post mit den ineinander gehenden Covern „Shake Your Hips / Whole Lotta Rosie“ so richtig abgeht. Von der Härte her stehen die beiden dabei beim AC/DC-Original in Nichts nach, die Riffs und Soli fegen dem Publikum regelrecht um die Ohren.

Mit dem Texas-bluesigen „Riders“ beenden die beiden den Gig, um nach lautstarken Zugabe-Forderungen mit der Samantha Fish-Nummer „You Know My Heart“ und dem groovenden TL BurnsideEvergreen „Going Down South“ noch zwei starke Zugaben nachzulegen, um sich danach unter tosendem Applaus vom Publikum zunächst zu verabschieden.

Nur wenige Minuten später erscheinen beide wie angekündigt am Merchandisingstand, der von den Fans schon regelrecht belagert ist, um geduldig Autogrammwünsche zu erfüllen und für Erinnerungsfotos zur Verfügung zu stehen. So ging ein furioser Abend zu Ende, an dem den Anwesenden musikalisch nachhaltig erklärt wurde, was „Death Wish Blues“ bedeutet.

Line-up:
Samantha Fish (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Jesse Dayton (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Phil Breen (keys)
Ron Johnson (bass)
Scott Graves (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Samantha Fish
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Jesse Dayton
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Ally Venable – Real Gone – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Die ungebrochene Dominanz männlicher Musiker hat im rauen Texas-Blues-Rock die musikalische Stilrichtung über Jahrzehnte hinweg geprägt. Heavy und Powerful, die Sounds des Genres wurden unwillkürlich mit ZZ Top, Stevie Ray Vaughan oder Albert Collins in Verbindung gebracht. Dass auch seit einiger Zeit talentierte, weibliche Interpreten in diesen Southern-Rock-Gefilden eine starke Rolle spielen, beweist u.a. die Texanerin Ally Venable. Die erst 23-jährige Gitarristin, Songwriterin und Sängerin hat mit ihrem neuen Longplayer “Real Gone” ein packendes Album vorgelegt.

Die Scheibe beeindruckt von Beginn an (Titeltrack “Real Gone”) mit ausgefeilten, natürlich gitarrenlastigen Stücken. Straight-up Rock-Songs, Mid-Tempo und Slow-Blues Nummern wechseln die Blues-Farbe und den traditionellen Rhythmus, lassen aber keinen Zweifel aufkommen: die American-Texas-Blues Produktion ist Venables bisher bestes Studio-Album. Verantwortlich zeichnet Tom Hambridge, Produzent, Co-Writer und Schlagzeuger der Sessions. Der Grammy-Winner Hambridge (u. a. Buddy Guy, Susan Tedeschi) hat die ungeschliffen wirkenden Recordings erneut perfekt arrangiert.

Als hätte Ally Venable nicht ohnehin genug neue Titel zur Verfügung, folgt dabei ein herausragender Song auf den anderen und die Playlist der “Highlights” registriert nur einen kleinen Teil der technisch versierten Passagen der jungen Texanerin. So z. B. beim Slow-Blues “Broken And Blue” feat. Joe Bonamassa, Venables soulful voice und die extra Solo-Time für den Guitar-Hero bieten eine ebenso extravagante wie elegante Interpretation. Mit dem ruppig, funkigen “Don’t Lose Me” folgt ein bassgetriebener Gegensatz, der das Rhythmusgefühl intensiv herausfordert und die Saitenenergie der Gibson Les Paul massiv zu strapazieren scheint.

Dass auch ein 60er Jahre Soul Blues mit “Old-Style Vocals” und weichen Gitarrenakzenten modern getragen werden kann, wird bei “Any Fool Should Know” formschön und originell vorgeführt: immer wieder ein Anspieltipp. Dies gilt umso mehr für die erste Single des Longplayers, den Southern Blues Rock “Texas Louisiana”. Während des Duetts mit dem 86-jährigen Blues-Urgestein Buddy Guy kommt ein Gefühl früherer blues-rockiger Jahre auf und begeistert in seiner Ausgelassenheit und ungestümen Vitalität.

Ebenso rau im Text wie im Sound verbreitet “Kick Your Ass” als Südstaaten-Kracher jedoch eine deutliche Verehrungssympathie für das ausdrucksstarke Guitar-Play von Stevie Ray Vaughan. Einflussreiche Vorbilder, z. . Buddy Guy, SRV oder Bonnie Raitt, kennzeichnen die dynamische Spielweise von Ally Venable, die ihre Leidenschaft für die unterschiedlichen Stilrichtungen auch songtechnisch gerne betont. Mit dem am Dobro Sound orientierten Track “Blues Is My Best Friend” zelebriert die junge Musikerin nicht nur im besten Wortsinn eine Rückkehr zu ursprünglichen Blues-Jam Passagen, sondern findet intuitiv ebenso die passende Stimmlage zum komplexen Thema. Das Album schließt, wie es begonnen hat, mit einem starken Texas Blues. “Two Wrongs” hinterlässt noch einmal – vielleicht etwas zu kurz geraten – den bleibenden Eindruck einer herausragenden Studio Produktion.

Mit “Real Gone”, ihrem 5. Solo Album, ist es Ally Venable erneut offenbar mühelos gelungen, modernen Texas-Blues-Rock mit traditionellen Einflüssen zu verbinden. Die authentische Aufnahme-Session wird ihre Wirkung in der Roots-Szene nicht verfehlen und die inzwischen tournee-erfahrene Musikerin weiter motivieren. Mit dem Blues Caravan ist Ally Venable in Kürze auch bei uns im SoS-Sektor wieder unterwegs.

Ruf Records (2023)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Real Gone
02. Going Home
03. Justifyin’
04. Broken & Blue (feat. Joe Bonamassa)
05. Don’t Lose Me
06. Any Fool Should Know
07. Texas Louisiana (feat. Buddy Guy)
08. Kick Your Ass
09. Blues Is My Best Friend
10. Gone So Long
11. Hold My Ground
12. Two Wrongs

Ally Venable
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Ruf Records

Marcus King – 16.03.2023 – Carlswerk Victoria, Köln – Konzertbericht

Um 20:00 Uhr beginnt Leah Blevins den Support für Marcus King mit seiner Band. In einem 30-minütigen Auftritt verkürzt die aus Sandy Hook, Kentucky, stammende, nun in Nashville lebende Sängerin die Wartezeit zum Topact. Mit ihrem Auftritt, den sie solo nur mit der Akustikgitarre spielt, kommt sie beim Publikum gut an, was sich am Applaus nach den Countrysongs zeigt.

Nach einer etwa 30-minütigen Umbaupause ist es soweit. Markus King und seine Musiker betreten unter Applaus die noch abgedunkelte Bühne im Carlswerk, wo sich zwischen 900 und 1000 Besucher in der Halle, in der  das letzte Viertel abgehängt ist, eingefunden haben und so der offene Bereich sehr gut gefüllt ist. Im Vergleich zum letzten King-Konzert ist die Besetzung um einen weiteren Gitarristen und Bläser erweitert, was den Sound noch einmal kraftvoller macht.

Im Zentrum der Bühne steht natürlich der mit Cowboyhut bedeckte King, links von ihm Keyborder und Orgelspieler Mike Runyon, auf der rechten Seite Drew Smithers (Bishop Gun) als zweiter Gitarrist, Bassist Stephen Campbell, während Drummer Jack Ryan und die drei Bläser nach hinten versetzt spielten, wobei die Bläser auf einem Podest stehen und so auch gut zu sehen sind. In dem über zweistündigen Auftritt umspannt King die Bandbreite von Southern Rock, Blues, Country und Soul, sodass den Fans ein sehr abwechslungsreiches Konzert geboten wird.

King zeigt dabei, dass er sowohl ein exzellenter Gitarrist als auch auch ein guter Sänger ist und kann sich bei seiner Soloarbeit voll auf seine Band verlassen, die ihm mit ihrem starken Zusammenspiel den Freiraum gibt, sich zuweilen regelrecht auszutoben. Auch wenn er mittlerweile als Soloartist und nicht mehr als Marcus King Band auftritt, ermöglicht er seinen Musikern genügend Gelegenheiten, in Soloparts ihr Können zu zeigen. Mit Drummer Ryan und Bassist Campbell hat er dabei seine aus der King Band bewährte Rhythmusfraktion dabei, wobei Ryan in einem der letzten Songs mit einem etwa fünfminütigen Drumsolo auf der Bühne allein gelassen wird und dafür Szenenapplaus einheimst.

Mike Runyon sorgt an den Tasten für einen voluminösen Sound, bringt in jammenden Phasen psychedelische Einflüsse und hat in den Songs mehrfach kurze Soloparts. Drew Smithers ist mehr als nur ein zweiter Gitarrist, der insbesondere die Rhythmusarbeit leistet. Einige starke Soli, zum Teil sich mit King duellierend und slidendend, offerieren, dass er eine absolute Bereicherung ist. Die drei Bläser bringen oft souliges Flair in die Tracks und sorgen bei den jammenden Parts für eine besondere Dynamik. In manchen Stücken legen sie aber ihre Blasinstrumente beiseite, um mit verschiedensten Perkussioninstrumenten mit der Rhythmusfraktion für einen gewaltigen Beat zu sorgen. 

Es fällt schwer aus den allesamt starken Songswelche herauszuheben. Ein besonderer Moment war, als die Band „Saturday Night Special“ von Lynyrd Skynyrd ertönen ließ. In den Augen mancher Fans sah man das sprichwörtliche Tränchen im Auge (mit Rossington ist das letzte Alltime-Mitglied der Southern-Legende vor wenigen Tagen verstorben). Dies war dann allerdings ganz schnell Schnee von Gestern, als die Band den Song in die Halle feuert und beweist, dass spätestens jetzt eine neue Epoche im Southern Rock eingeläutet ist, in der Markus King mit Sicherheit eine wichtige Rolle spielen wird. 

Eine schöne Geste ist, als King Leah Blevins auf die Bühne holt und mit ihr einen ruhigen Countrysong im Duett aufführt. Zum Ende des Konzertes bringt King mit dem hymnischen „Oh Carolina“ einen absoluten Höhepunkt, um nach Zugabeforderungen noch einmal nachzulegen. Mit „Coming Home“, das von einem mehrminütigen Mörderintro eingeleitet wird, verabschiedet Marcus King mit seiner Band die Fans gegen 23:10 Uhr von einem großartigen Abend, in dem der Hauch des Südens das Carlswerk erfasst hatte.

Line-up:
Marcus King – guitars & vocals
Stephen Campbell – bass
Jack Ruyan – drums
Mike Runyon – keyboards
Drew Smithers – guitars
Alex Bradley – trumpet
Chris Spies – sax
Kyle Snuffer – trombone

Text & Bilder: Gernot Mangold

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Leah Blevins
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Carlswerk Victoria
Prime Entertainment Promotion

Bart Ryan – Messenger – CD-Review

Review: Michael Segets

Bart Ryan machte sich einen Namen als Produzent, Film- und Sessionmusiker in Nashville. Auf seinem bisherigen Solo-Output, einer EP und fünf Longplayern, widmet er sich hauptsächlich dem Rock beziehungsweise dem Blues Rock. Mit „Messenger“ schlägt er nun einen anderen Weg ein. Die Stücke sind akustisch gehalten und changieren zwischen Blues und Americana.

Ryan geht aber auch hier nicht puristisch vor, sondern setzt weiterhin auf die Bandbegleitung und lässt seine Fähigkeiten an den Saiten freien Lauf. Dabei ist Ryans Arbeit an der Gitarre nie aufdringlich oder ausufernd, sondern setzt immer wieder Akzente, die sich in die Songs einpassen. Lap Steel, Dobro, Resonator erzeugen einen Sound, der durchgängig erdig wirkt. Die neue Richtung wird bei dem veränderten Arrangement von bereits bekannten Songs augen- beziehungsweise ohrenfällig. Die ursprünglichen Versionen des rockigen „Healer“ und des souligen „Wanna Be“, diesmal ohne Bläser, finden sich auf der vorherigen Scheibe „Starlight And Tall Tales“ (2020). Neu interpretiert wird zudem „One World“, das von „Temptation“ (2009) stammt.

Die restlichen sieben Tracks dürften aktuelle Kompositionen sein, sofern ich das richtig im Blick habe. Das Album beginnt folkig mit „All Go Home“, einem rhythmisch interessanten Track mit eingängigen Chorus, der mit harmonischen Backgroundgesang unterlegt ist. Nach dem gelungenen Einstieg folgt die flotte Fabel „Balled Of The Lizard And The Frog“. Der witzige Song stellt einen Seitenhieb auf einen US-amerikanischen Ex-Präsidenten dar, beispielsweise indem er dessen Parole umformuliert: Let’s make the swamp great again.

Im weiteren Verlauf des Longplayers dominieren Stücke im gemäßigten Tempo, denen Ryan eine Bluesnote mitgibt. „I Am A King“, „Who Do You Think You Are“ und „Stronger Still“ fallen in diese Kategorie. Vor allem der letztgenannte Titel ist atmosphärisch dicht und lädt zum mitträumen ein. Er erinnert an die US Rails – dort besonders an die Beiträge von Ben Arnold. Daneben liefert Ryan ein paar schnellere Nummern ab. Das mittig platzierte „Street Corner Angel“ lockert den Longplayer zum richtigen Zeitpunkt auf. Mit „Working On A Dream“ groovt Ryan zum Abschluss, sodass ein positiver Gesamteindruck des Werks haften bleibt.

Bart Ryan verändert auf „Messenger“ seinen bisherigen Sound. Das Album bietet mit neuen und bereits in anderen Versionen veröffentlichten Titeln handgemachten Blues und Americana ohne große Schnörkel. Das Songwriting bewegt sich zwischen unaufgeregten, bluesinfiltrierten Tracks und gemäßigtem Folkrock. Auf dem insgesamt homogenen Album stechen „Stronger Still“ als stimmungsvolle Introspektion sowie „Balled Of The Lizard And The Frog“ als politisches Statement hervor.

Im April und Mai tourt Ryan durch Frankreich, Dänemark, Deutschland und die Niederlande.

Eigenproduktion (2023)
Stil: Americana/Blues

Tracks:
01. All Go Home
02. Balled Of The Lizard And The Frog
03. Healer
04. I Am A King
05. One World
06. Street Corner Angel
07. Stronger Still
08. Wanna Be
09. Who Do You Think You Are
10. Working On A Dream

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JohThema Promotions

Blackberry Smoke – Support: Read Southall Band – 15.03.2023, Carlswerk Victoria, Köln – Konzertbericht

Köln entpuppt sich immer mehr als gutes Pflaster für Blackberry Smoke und steht auch so ein wenig als Synonym für das Steigerungspotential der Mannen um Bandleader Charlie Star. Meine persönlichen Besuche der Southern Rocker aus Georgia über die vielen Jahre hinweg entwickelte sich so: Das kleinere Luxor ausverkauft, danach die Kantine rappelvoll, das Stollwerck als nächste Station ausverkauft, das gleiche diesmal, in dem für Kölner Location-Verhältnisse schon beachtlichen Carlswerk Victoria. Wo mag das noch enden?

Aber zunächst galt es den blutjungen Nachwuchs der Szene in Form der Read Sothall Band zu begutachten, die von Blackberry Smoke ins Schlepptau genommen wurden. Das Sextett um Fronter Read Southall hat immerhin schon mit „For The Birds“ das dritte Album am Start, das jetzt den ersten größeren Karrieresprung einleiten soll.

In einer Dreiviertelstunde wurden dann Songs wie „Stickin‘ n Movin'“, „Don’t Tell Me“, „Scared Money“, „Why“, „Beautiful Eyes“, „High- Speed Feed“, „Damn“ und  „DLTGYD“ präsentiert. Die engagierte Vorstellung kam insgesamt beim Publikum gut an.  Ähnlich wie bei den Georgia Thunderbolts im Vorprogramm von Black Stone Cherry, gab es ein ziemlich lautes Riff-Gedresche, sodass die zweifellos gute Stimme von Southall erst ab dem ruhigeren „Why“ besser zur Geltung kam.

So hatte ich am Ende, der die Musik bis dato nur marginal zur Kenntnis genommen hat, doch etwas Probleme mit dem Wiedererkennungswert der Tracks und auch die Bühnenpräsenz von Read hatte eher etwas vom Sänger einer High School Band, statt der eines charismatischen Southern Rock-Fronters. Hier gilt es den Cowboyhut aufzusetzen und demnächst noch etwas an seiner Ausstrahlung zu arbeiten. Trotzdem ein, für eine Vorband, ansprechender Auftritt. Die junge Read Southall Band, da bin ich mir sicher, wird sich noch weiter positiv entwickeln.

Line-up:
Read Southall (lead vocals)
John Tyler Perry (electric guitar, vocals)
Reid Barber (drums)
Jeremee Knipp (bass)
Braxton Curliss (keys)
Ryan Wellman (electric guitar)

Nach ganz kurzer Umbaupause wählte das seit geraumer Zeit als Septett agierende Kollektiv (Perkussionist Preston Holcomb und Gitarrist Benji Shanks sind als neue Personalien zu vermelden) mit dem rockigen „Six Ways To Sunday“ direkt einen idealen Einstieg, um das prall gefüllte Carlswerk Victoria sofort in gute Stimmung zu versetzen.

Das erste Drittel mit Songs wie u. a. „Good One Comin‘ On“, „Workin‘ For a Workin‘ Man“ „You Her Georgia“, Pretty Little Lie“ oder „Hey Delilah“ stand dann ganz im Zeichen von Charlie Starr, dass man sich teilweise fragte, wofür eigentlich ein dritter Gitarrist mit dazu genommen wurde. Es war fast eine gefühlte One Man Show bis dahin, natürlich auf absolut hohem und sehr unterhaltsamen Niveau.

Mit dem verschachtelten „Sleeping Dogs“ (mit eingebautem Tom Petty-„Don’t Come Around Here No More“-Intermezzo), wandelte sich das Blatt aber, und immer mehr kam zur Geltung, warum Benji Shanks als absoluter Gewinn für die Band gesehen werden kann. Der spielte sich im weiteren Verlauf, vor allem mit schönen Slideeinlagen immer mehr in den Vordergrund und gab dem Gesamtsound von Blackberry Smoke deutlich mehr Fülle. Gut dabei war, dass der Soundmischer einen glänzenden Tag erwischt hatte und sämtliche Instrumente sehr schön transparent zur Geltung kamen.

Das herrlich progressive „The Whippoorwill“, das countryeske „What Comes Naturrally“, das saustarke „All Rise Again“ und das mit schöner E-Hook von Shanks versehene „Ain’t Gonna Wait“ waren dann die Vorboten einer furiosen Schlussphase, in der es mit den ‚Hits‘ wie „Resstless“ (Einleitung mit Skynyrds „Things Goin‘ On“), dem Countrygassenhauer „Ain’t Got The Blues“ (die Halle singt mit), dem eingängigen „Run Away From It All“, der Covernummer „Sunrise In Texas“, dem „Ohrwurm „One Horse Town“ (auch wieder mit Publikumsgesang) und dem, den Hauptteil abschließenden  „Old Scarecrow“, dann absolut kein Halten mehr gab. Eine wirklich tolle Stimmung im Carlswerk.

Der Zugabenteil stand dann natürlich wieder ganz im Zeichen von Charlie Starr, der nun mit Hut bedeckt, zunächst „Old Enough To Know“ (erneut im Countryambiente) und schließlich das überragend performte „Ain’t Much Left Of Me“ (auch hier wieder mit integriertem „Mississippi Kid“ von Skynyrd) ganz fett seinen Stempel aufdrückte. Man sieht zu jeder Zeit, dass er  seine Mitstreiter fest im Griff hat und einen echten Plan zielstrebig verfolgt. Tosender Beifall am Ende für die eindeutig beste Vorstellung von Blackberry Smoke, die ich bis jetzt gesehen habe.

Auch wenn ich nicht ausschließen möchte, dass Lynyrd Skynyrd nach dem Tod von Gary Rosssington vor einigen Tagen, trotzdem weiter machen wird, spürte man an diesem Abend, dass der Macht- und Generationenwechsel im Southern Rock endgültig vollzogen ist. Das neue Flagschiff des Genres heißt eindeutig Blackberry Smoke! Und wer weiß, wo das demnächst in der Domstadt noch hinführen wird – in eine ausverkaufte Lanxess-Arena etwa…?

Line-up:
Charlie Starr (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, percussion)
Paul Jackson (acoustic guitar, electric guitar, vocals)
Benji Shanks (electric guitar, acoustic guitars)
Brandon Still (keys)
Brit Turner (drums)
Richard Turner (bass, vocals)
Preston Holcomb (percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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The Band Of Heathens – Simple Things – CD-Review

Die ganz große Zeit bei uns hier hatte die Band Of Heathens zweifellos in ihren Anfangstagen mit dem tollen Debütalbum und auch dem Nachfolger „One Foot In The Ether„, als man noch als Trio im Vordergrund agierte.  Da wurde nahezu jede Gelegenheit genutzt, die Band in hier einigermaßen erreichbaren Sphären live zu sehen. Ich erinnere mich u. a. an einen schönen Gig im holländischen grenznahen Venlo mit meinen trinkfreudigen RWE-Freunden (die auch große BOH-Fans sind).

Mit dem Ausstieg von Colin Brooks und der Hinzunahme des Keyboarders Trevor Nealon 2011 begann sich dann das Personalkarussell zu drehen.  Auch die Rhythmusfraktion mit Seth Withney und John Chipman beendete ihre Dienste nur wenig  später, mit Richard Milsap und mittlerweile Jesse Wilson hat sich das verbliebene Front-Duo alias Ed Jurdi und Gordy Quist nun als Quintett aufgestellt.

Ein einschneidendes Break wie ich meine. Damit einher ging für mich persönlich der Wandel von einem angesagten Act mehr zu einem eher ‚geschätzten‘ Status. Nichtsdestotrotz standen die Texaner auch weiterhin immer auf der To-Do-Liste bei Konzerten, wenn sie sich hier in der Gegend aufhielten, wie zuletzt, als wir BOH dann mal wieder im Kölner Yard Club sahen, aber das ist auch schon eine Weile her.

Jetzt am 17. März gibt es mit „Simple Things“ endlich mal wieder ein neues Studioalbum. Ihr mittlerweile achtes. Und auf diesem präsentieren sich die Burschen in absoluter Bestform. Allein schon mit dem Opener „Don’t Let The Darkness“ fahren Sie direkt einen grandiosen Ohrwurm auf, wie er schöner nicht sein kann, selbst das verschrobene Organ-Kurz-Solo tut hier kein Abbruch. Besonders die hinzugefügten weiblichen Backgrounds setzen dem Lied die Krone auf. Toll!

Und so reiht sich im weiteren Verlauf ein schöner und stilvoll arrangierter Song an den anderen, wobei sich Ed und Gordy wie gewohnt bei den Leadgesängen die Klinke in die Hand reichen (Ed jedoch mit gefühlt etwas mehr Präsenz). Wir hören dezente Jackson Browne-/Radney Foster-Einflüsse („Heartless Year“, „Long Lost Son“), ein wenig Stones- und Skynyrd-Honky Tonk bei „I Got The Time“ und „Stormy Weather“ (herrlich spacige Keys von Nealon), ein wenig Eagles-Flair beim weiteren Ohrschmeichler „The Good Doctor“.

Freunde ihres ‚Hits‘ „Jackson Station“ werden mit dem Little Feat-trächtigen „Damaged Goods“ upgedatet. Der Titeltrack, das melancholische „Single In the Same Summer“ und das abschließende „All That Remains“ (mit psychedelischem Ende) stehen dann mit inkludierten Streichern für die eher experimentelle und emotionale Seite des Fünfers, letztgenannter Song hat sogar was von späten Beatles bis hin zu ELO.

„Die neuen Songs verkörpern den Geist unseres neuen Albums „Simple Things“: Überleben, Dankbarkeit, Resilienz und eine neu entdeckte Konzentration auf die einfachen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Mit Songs wie „Stormy Weather“ und „Heartless Year“ konnten wir mit neuen Perspektiven auf unsere Triumphe und Misserfolge zurückblicken und die besten Versionen von uns selbst finden, indem wir zu den Sounds zurückkehrten, die die erste Inspiration in der Band auslösten, als wir vor 17 Jahren, in Austin, TX gegründet, anfingen.“ So die beiden Bandchefs.

Mein Fazit zur neuen Band Of Heathens-Scheibe fällt da deutlich kürzer aus: „Simple Things“ – einfach gut“. Absolute Kaufempfehlung!

Blue Rose Records (2023)
Stil: Americana / Roots / Country Rock

01. Don’t Let The Darkness
02. Heartless Year
03. I Got the Time
04. Simple Things
05. Long Lost Son
06. Stormy Weather
07. Single In the Same Summer
08. Damaged Goods
09. The Good Doctor
10. All That Remains

The Band Of Heathens
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