King King – 24.04.2024 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Es jetzt schon wieder eine geraume Zeit her gewesen, dass ich King King live erlebt habe. Ich habe den Nimmos hier in unseren Sphären ja schon in den diversesten Konstellationen (Nimmo Brothers, Stevie Nimmo solo, King King) beigewohnt, auch als sie noch vor recht überschaubaren Zuschauerzahlen performen mussten.

Mittlerweile hat sich Alan Nimmos King King-Projekt durch starke Leistungen eine treue Fangemeinde erspielt und so durften sich Band und auch die Betreiber des Musiktheaters Piano über gut 350 Zuschauer mitten in Woche freuen.

Mein Antrieb war die neue Rhythmusfraktion mit Bassist Zander Greenshields und Drummer Andrew Scott (beide mit starken Leistungen eine absolute Bereicherung) zu sehen, sowie die Einbindung von Bruder Stevie, der ja nach seinem Armbruch unterstützend mitwirkt.

Die Setlist barg keine großen Überraschungen (es gibt ja nach wie vor keine neue Platte), enthielt aber eine gut gewählte Songanordnung (schöne Mischung aus rockigeren und ruhigeren Sachen) und abgesehen von „Old Love“, das nicht gespielt wurde, eine Art ‚Best Of-Programm, mit dem man allerdings jetzt schon recht lange unterwegs ist. Ganz witzig fand ich zwei Mädels vorne direkt an der Bühne, die ihre augenscheinliche Passion für die Truppe mit farblich und strukturell ähnlichen Flanellhemden wie Alan Nimmos Kilt zur Schau trugen.
Photo Credit: Adam Zegarmistrz Glagla

Der absolute König auf der Bühne war natürlich besagter Protagonist, der seinen Untertanen neben sich gerade genau das Maß an Aufmerksamkeit gewährte, dass vermutlich jeder bandinterne Funke von Aufruhr im Keim erstickt wird. So durfte sich Keyboarder Jonny Dyke mal mit Intros oder ab und zu mit einem Kurz-Solo einbringen, aber was die Gitarrenparts anging, hatte es schon fast Bonamassasche Dimensionen.

Am Ende durfte der lange Zeit zum Statisten degradierte Bruder Stevie dann zumindest im Enddrittel bei „I Will Not Fall“ und bei der meistens gebrachten Zugabe, dem launigen Schunkler „Let Love In“, auch mal seine Fingerfertigkeit an den Saiten vorführen, die hier dann auch in schöne Twins mit Bruder Alan mündete.

Geärgert habe ich mich, dass der Schotte damit geizte, für ein vorher angefragtes VIP-Bild mit unserem Logoschild zur Verfügung zu stehen, obwohl es nur eine Minute gedauert hätte und ich auch schon eine Stunde weit vor dem Gig präsent gewesen bin.

Ob der Frust über den abgesagten Gig in Dresden mangels des dortigen Zuschauerinteresses noch in den Knochen saß, weiß ich nicht, aber mal höchstens zwei Minuten für ein Magazin zu investieren, das einen schon sehr lange protegiert, ist in der Regel oft gut investierte Zeit und bricht sicherlich keine Zacken aus der vermeintlichen Krone.

Meine Wenigkeit wird sich unter diesen Bedingungen weitere KK-Besuche mitten in der Arbeitswoche, bei nicht unerheblichem Anreiseweg, sicherlich in Zukunft zweimal überlegen.

Insgesamt muss man aber, abseits der eigenen Befindlichkeiten, fairer Weise attestieren, dass King King von der musikalischen Leistung her mit ihrem eigenständigen Blues Rock-Konglomerat vermischt mit Clapton-, Bad Co.- und Whitesnake-Einflüssen auf jeden Fall überzeugt haben und demnach für eine begeisterte und gut mitgehende Dortmunder Audienz gesorgt haben.

Line-up:
Alan Nimmo: electric guitar, lead vocals
Stevie Nimmo: electric guitar, vocals
Zander Greenshields: bass, vocals
Jonny Dyke: keyboards, vocals
Andrew Scott: drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

King King
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Charley Crockett – $10 Cowboy – CD-Review

Review: Michael Segets

„Those folks who talk about me have never lived no life like mine.“ So lautet ein Vers aus „Good At Losing“, der Kritikern nochmal in Erinnerung ruft, dass sie nur begrenzte Kompetenzen haben, über das Werk von anderen zu urteilen. Ebenso ist es schwierig, die Authentizität der erzählten Geschichten festzustellen. Charley Crocketts neues Werk wirkt jedenfalls ehrlich, wenn es darum geht, einen Einblick in sein Leben zu geben. Er gehört zu der Spezies, die unermüdlich unterwegs ist und am laufenden Band Longplayer herausbringt. Dieses Leben on the road thematisiert Crockett auf „$10 Cowboy“ und verbindet seine Reflexionen gelegentlich mit einem Blick auf die Atmosphäre in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Songs entstanden innerhalb von zwei Monaten, die er im Bus während seiner Tour quer durch die USA verbrachte.

Mit dem neuen Album macht Crockett als Songwriter einen gewaltigen Sprung nach vorn. Sein prägnanter Gesang gibt seinen diversen Cover-Projekten einen eigenen Reiz und auch unter seinen selbstverfassten Kompositionen finden sich beachtliche Stücke, die lange Zeit nachwirken. Mit „$10 Cowboy“ gelingt ihm allerdings sein bislang bestes Album, das keinen einzigen Durchhänger aufweist. Dies liegt zum einen an den authentisch wirkenden Texten, aber zum anderen auch an den ausgearbeiteten Songstrukturen, die sowohl eingängig als auch variationsreich sind. Crockett löst sich dabei etwas stärker von den traditionellen Mustern, auf die er früher deutlicher rekurriert.

Man kann Crockett sicherlich als derzeit führenden Vertreter des New Traditional Country bezeichnen. Die klassischen Elemente des Genres greift er auf („Diamond In The Rough“, „Midnite Cowboy“), sie wirken aber nie althergebracht oder langweilig. Besonders das lockere „Ain’t Done Losing“ geht mit seinem runden Refrain ins Ohr. Die Stücke sind abwechslungsreich arrangiert. Streicher untermalen „Good At Losing“; Bläser geben „America“ Soul mit. Einen souligen Einschlag haben auch „Gettin‘ Tired Again“ sowie „Lead My Way“.

Das dylaneske „Solitary Road“, auf dem Crockett der elektrischen Gitarre Raum gibt, sticht auf dem Album hervor. Es unterstreicht die These, dass sein Songwriting eine neue Qualitätsstufe erreicht hat. Die Namen der einzelnen Tracks, wie beispielsweise der Titel der ersten Single „Hard Luck & Circumstances“, deuten bereits an, dass Crockett Rückschläge und Niederlagen verarbeitet, dabei verliert er aber den Blick für das Schöne am Wegesrand („City Of Roses“) nicht. Crockett zeigt sich als Mann, der zu seinen Entscheidungen und seine Wahl ein Leben als durchziehender Vagabund zu führen, steht.

Mit „$10 Cowboy“ legt Charley Crockett ein Meisterwerk vor, das seine bisherigen Alben übertrifft. Dabei sind weniger die einzelnen Titel, von den er bereits zuvor einige hervorragende aufzuweisen hat, sondern die Geschlossenheit des Konzepts hervorzuheben. In den Texten zieht er Bilanz über sein Leben als ständig tourender Musiker. Das ist thematisch nicht neu, aber die Tiefe der Selbstreflexion ist beachtlich. Musikalisch bleibt er zwar seiner Richtung treu, aber auch hier ist ein freier und kreativer Umgang mit den Traditionen auszumachen.

Son Of Davy – Thirty Tigers/Membran (2024)
Stil: Country

Tracks:
01. $10 Cowboy
02. America
03. Hard Luck & Circumstances
04. Good At Losing
05. Gettin’ Tired Again
06. Spade
07. Diamond In The Rough
08. Ain’t Done Losing
09. Solitary Road
10. City Of Roses
11. Lead The Way
12. Midnite Cowboy

Charley Crockett
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Canned Heat – Finyl Vinyl – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Canned Heat, die 1965 von Alan „Blind Owl“ Wilson und Bob „The Bear“ Hite gegründete amerikanische Blues Rock- und Boogie-Formation hat seit ihrer Gründung in wechselnden Besetzungen so rund 50 Alben herausgebracht und nun kommt, fast 60 Jahre nach Bandgründung, das Studioalbum „Finyl Vinyl“ (CD & LP) dazu. Allerdings ist von den Gründungsmitgliedern nur noch Adolfo „Fito“ de la Parra als Drummer mit von der Partie.

Der Name des Album bietet natürlich reichlich Anlass zu Spekulationen, ob in Zukunft noch weitere Scheiben folgen werden. Immerhin könnte „Finyl Vinyl“ auch wie „Final Vinyl“ gelesen werden. Zu verdenken wäre es den Recken von Canned Heat sicherlich nicht, bewegen sie sich doch alle in einem fortgeschrittenen Alter, wo man schon mal an Ruhestand denken könnte. Adolfo „Fito“ de la Parra geht mit 78 immerhin schon stramm auf die 80 zu.

Aber nun zum Album selbst, eine durch und durch typische Canned Heat-Scheibe mit reichlich Boogie, was bei den Fans sicherlich gut ankommen dürfte. Gleich der Opener „One Last Boogie“, geschrieben von Jimmy Vivino, zeigt, wo die Glocken hängen und dass die Jungs es immer noch drauf haben.

Mit „Blind Owl“ folgt eine Hommage an das Gründungsmitglied Alan „Blind Owl“ Wilson, der bereits 1970 an einer Überdosis gestorben ist und so großartige Songs wie „On The Road Again“ und „Going Up The Country“ geschrieben hatte. Auch „Goin‘ To Heaven (In A Pontiac)“ ist wieder so ein richtig flott-fröhlicher Boogie Woogie mit reichlich Pianounterstützung. Den leicht psychodelisch angehauchten , aber durchaus Canned Heat-typischen Tune „So Sad (The World‘s In A Tangle“), hatte die Band bereits auf ihrem 1970‘er Album „Future Blues“ eingespielt, hier jetzt allerdings mit keinem geringeren als Joe Bonamassa an der Leadgitarre.

Das Instrumental „East/West Boogie“ eröffnet mit einer starken Basslinie und entwickelt sich mit arabischen Melodien zu einem modernen Bauchtanz-Boogie. Ein ungewöhnliches, interessantes Stück, das aus dem Rahmen der übrigen Nummern dieser Scheibe herausfällt. Auf alle Fälle sehr hörenswert! Mit der beschaulichen Bluesnummer „Tease Me“ wird’s dann für die Zuhörer erstmalig etwas ruhiger, bevor „ A Hot Ole Time“ wieder einen flotten Boogie abliefert.

„You‘re The One“ beginnt mit einem fulminaten Gitarrenintro, verläuft sich dann aber zu einem schönen Midtempo- Blues und leitet somit nahezu perfekt zu dem Slowblues „When You‘re 69“ über. Mit „Independence Day“ und „There Goes That Train“, einem Blues mit Americana-Einschlag, geht die Scheibe dann nach über 45 Minuten freudigen Zuhörens und Zuckungen in Beinen und Füßen leider zu Ende.

Insgesamt ist „Finyl Vinyl“ also ein Album in bester Canned Heat-Manier. Hoffen wir mal, dass es nicht das Ende dieser Boogie-Urgestein-Band markiert. Der Tourplan von Canned Heat weist jedenfalls schon Termine in den USA und auch in Europa aus.

Ruf Records (2024)
Stil: Blues Rock, Boogie

Tracks:
01. One Last Boogie
02. Blind Owl
03. Goin‘ To Heaven (In A Pontiac)
04. So Sad (The World‘s In A Tangle)
05. East/West Boogie (Instrumental)
06. Tease Me
07. A Hot Ole Time
08. You‘re The One
09. When You‘re 69
10. Independence Day
11. There Goes That Train Blues

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Ruf Records

Darius Rucker – Support: Tyler Booth – 19.04.2024, Live Music Hall, Köln – Konzertbericht

Gestern Abend gab es in der restlos ausverkauften Live Music Hall in Köln mit Darius Rucker und seiner Live-Begleitband The Carolina Grey Boys ein Konzert, auf das ich mich schon seit der Bekanntgabe riesig gefreut habe. Zum Einen aus nostalgischen Gründen, da ich seine frühere Band, mit der er zunächst Bekanntheitsgrad errungen hatte, Hootie & The Blowfish, schon immer mochte, zum Anderen, weil er auch mit seinem Schwenk in die Nashville-New Country-Gefilde stets Qualitätsarbeit abgeliefert hat.

Aber zunächst überraschte der als Support vorgeschaltete, mir bis dato völlig unbekannte Tyler Booth, rein äußerlich so eine Art junger Alan Jackson, mit einer selbstbewussten, stimmlich starken und auch instrumentell versierten Vorstellung. Acts dieser Art stellen aus meiner Sicht ja überwiegend eher ein überflüssiges Ärgernis dar, oft dann zum Teil nicht mal zur Musik des Hauptacts passend.

Im Falle des aus Campton, Kentucky stammenden Tyler Booth nehme ich aber alles zurück und behaupte das Gegenteil! Der stieg zunächst mit dem, unserer Klientel bestens aus Outlaws-„Lady In Waiting“- und „Bring It Back Alive“-Zeiten, viel gecoverten Evergreen „Freeborn Man“, zunächst ganz solo in sein kurzweiliges Set ein.

Als Unterstützung gesellte sich dann der Steel-Payer Will Van Horn kurze Zeit später mit dazu und assistierte der kräftigen, Slang-getränkten Stimme und dem fingerfertigen Akustikgitarrenspiel des Support-Protagonisten, bei Songs aus dessen eigenem Fundus wie u. a. „G.O.B. by the G.O.G“, „All This Could Be Yours“, „Drinkin Buddy“, „Palomino Princess“ und dem finalen „Hank Crankin‘ People“.

Eine knappe unterhaltsame halbe Stunde, die Tyler Booth nicht nur viel Applaus einbrachte, sondern vermutlich den einen oder anderen neuen Fan dazu animiert haben dürfte, sich mit seinen bisherigen Alben zu beschäftigen.

Line-up Tyler Booth:
Tyler Booth (lead vocals, acoustic guitar)
Will Van Horn (pedal steel)

Als die Pausenmusik abgeschaltet wurde und das Licht erlosch, konnte man die elektrisierte Spannung und Vorfreude im Publikum (und auch an sich selbst) bereits hautnah spüren. Ich hatte diesmal im alterstechnisch sehr schön durchmischten Publikum sogar das Glück, nicht im direkten Umfeld von irgendwelchen infantilen, betrunkenen und kreischenden Amerikanerinnen zu stehen, somit war alles für einen tollen Konzertabend hergerichtet.

Und der launige Opener „Have a Good Time“ stand dann auch so als etwas wie für eine Blaupause der folgenden gut 1/2 Stunden, inklusive der drei Zugaben zum Start der „Starting Fires“-Tour in der Domstadt. Ja, da war sie sofort, diese unglaublich prägnante Stimme, die man unter hunderttausenden Sängern sofort herausfiltert, und die man in Hootie & The Blowfish-Zeiten schon zu lieben gelernt hatte.

Apropos Hootie & The Blowfish: Tracks aus dieser Zeit waren mit „Let Her Cry“, „Hold My Hand“ und „Only Wanna Be With You“ („One Love“ hätte ich vielleicht auch noch gerne gehört) natürlich auch vertreten und zählten mit zu den Highlights des Abends, vor allem, weil Rucker und sein begleitendes Multiinstrumentalisten-Ensemble (allesamt Könner der Extraklasse) sich durchaus kreativ den Originalen stellten und ihnen einen moderneren Anstrich gaben. Man spürte förmlich die wohligen Schauer, die sich in der Körpern der Anwesenden in der proppe-vollen Halle ausbreiteten.

Diverse hochmelodische und launige Stücke aus dem eigenen Country-Solo-Portfolie (u. a. „Beers And Sunshine“, „For The First Time“, „Don’t Think I Don’t Think About It“, „It Won’t Be Like This For Long“, der Mandolinen-verzierte „Come Back Song“, „True Believers“, „Alright“), die Bandvorstellung, ein 90er-Cover-Intermezzo mit Tracks wie „I Like It, I Love It“ (Tim McGraw), „Waterfalls“ (TLC) oder „Poison“ (Bell Biv DeVoe), vervollständigten einen höchst-unterhaltsamen Hauptteil, der mit dem amüsanten Feger „Homegrown Honey“ seinen Abschluss fand.

Der Zugabenteil erwies sich als weiteres stimmiges Puzzleteil im letztendlich tollen Gesamtgig. Zunächst bildete Darius beim smoothen „Valerie“ mit ersten Kollegen wie Jeff Marino (mit Shaker) die Vorhut, bei dem dann sich auch die restlichen Musiker dann sukzessive zu ihren Positionen bewegten und dann den Song ‚anreicherten‘.

Das folgende Stück mit Quinton Gibsons furiosen E-Gitarren-Einlagen kam in bester Southern Rock-Tradition daher und mit Ruckers bis dato größtem Hit, „Waggon Wheel“, dem Old Crow Medicine Show-Cover, eine fulminanter Bluegrass-Abräumer, gab es zum endgültigen Finale kein Halten mehr bei den restlos begeisterten Besuchern der Live Music Hall. Ein grandioser Auftakt zum „Starting Fires“-Tourstart, Besucher des zweiten, der beiden Deutschland-Termine in München am 22. April, dürfen sich schon jetzt ‚die Hände reiben‘!

Line-up Darius Rucker & Band:
Darius Rucker (lead vocals, acoustic guitar)
Lee Turner (keyboards, acoustic guitar, vocals)
Jeff Marino (drums, percussion)
John Mason (bass, vocals)
Quinton Gibson (electric guitar, vocals)
Sasha Ostrovsky (pedal steel, banjo, dobro)
Garry Murray (acoustic guitar, mandolin, fiddle, banjo, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Darius Rucker
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Tyler Booth
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prime entertainment GmbH
Live Music Hall Köln

Various Artists – Live On Mountain Stage – Outlaws And Outliers – CD-Review

Review: Michael Segets

Letztes Jahr feierte die Radioshow „Mountain Stage“ ihr vierzigstes Jubiläum. Aus diesem Anlass erscheint ein Querschnitt der dort aufgetretenen Musiker: „Live On Mountain Stage – Outlaws And Outliers”. Die von Larry Groce ins Leben gerufene, wöchentlich ausgestrahlte Sendung ist nach Grand Ole Oprey die landesweite Radioshow mit der längsten Laufzeit in den USA. Sie wird normalerweise im Culture Center Theater in Charleston, West Virginia, vor Publikum aufgenommen. Im Herzen der Appalachen gelegen verschreibt sich die Show der Roots-Musik. Seit 2021 moderiert Kathy Mattea die zweistündige Sendung. Sie steuert das sanfte „Red-Winged Blackbird” dem Album bei.

Die Compilation entstand in Zusammenarbeit mit Oh Boy Records, sodass ein Beitrag des verstorbenen Labelgründers John Prine („Souvenirs”) obligatorisch ist. Daneben geben sich einige namhafte Musikerinnen und Musiker ein Stelldichein, die sich in der SoS-Interpretenskala wiederfinden: Lucinda Williams („Joy”), Eric Church
(„Sinners Like Me”), Margo Price („Hurtin’ (On The Bottle)”), Steve Earle
(„You Know The Rest”), James McMurtry („Canola Fields”) und Jason Isbell („Traveling Alone”). Besonders bemerkenswert ist der Beitrag von Wilco mit dem David-Bowie-Cover „Space Oddity“. Ebenfalls geläufig dürften The Indigo Girls sowie Alison Krauss sein, die mit „Closer To Fine” beziehungsweise „Let Me Touch You For A While” zwei Highlights des Longplayers abliefern. Die Fans der jeweiligen Musikerinnen oder Musiker kommen also in den Genuss einer höchstwahrscheinlich unbekannten Live-Performance.

Darüber hinaus bieten Various-Artist-Sampler oftmals die Möglichkeit neue Bands zu entdecken und „Live On Mountain Stage – Outlaws And Outliers” bildet da keine Ausnahme. Die markante Stimme von Andrew Martin des Duos Watchhouse („The Wolves“) lässt aufhorchen. Bei der Auswahl der Titel wurde eine ausgewogene Verteilung von weiblichen und männlichen Lead Vocals berücksichtigt. Einen Akzent setzen Bela Fleck und Abigail Washburn mit ihrem Beitrag banjogetriebenen „What’cha Gonna Do”.

Die meisten Stücke sind dem bodenständigen Americana mit fließenden Übergängen zum Folk oder Bluegrass zuzuordnen. Sie kommen ohne technische Spielereien aus und spiegeln in diesem Rahmen Varianten der traditionellen Roots-Musik wider. Tyler Childers sticht mit dem rockigen „Going Home” dabei heraus. Zwei bis drei Songs liegen nicht auf meiner Linie, aber das verwundert bei einundzwanzig Titeln unterschiedlicher Musikern nicht wirklich.

Insgesamt feiert die Radioshow Mountain Stage mit „Outlaws And Outliers“ ihr Vierzigjähriges angemessen mit einer bunten Mischung an etablierten und weniger bekannten Interpretinnen und Interpreten. Die Zusammenstellung bietet so eine Fundgrube für rare Liveaufnahmen und Neuentdeckungen. Die Palette handgemachter Musik bewegt sich vorwiegend im Americana mit einer Nähe zum Folk oder Bluegrass.

Oh Boy Records – Thirty Tigers/Membran (2024)
Stil: Americana

Tracks:
01 Wilco – „Space Oddity”
02 Watchhouse – „The Wolves”
03 Molly Tuttle – „You Didn’t Call My Name”
04 Tyler Childers – „Going Home”
05 Lucinda Williams – „Joy”
06 Eric Church – „Sinners Like Me”
07 Margo Price – „Hurtin’ (On The Bottle)”
08 Gillian Welch and David Rawlings – „One More Dollar”
09 Birds of Chicago – „Lodestar”
10 Kathy Mattea – „Red-Winged Blackbird”
11 The Indigo Girls – „Closer To Fine”
12 John Prine – „Souvenirs”
13 Steve Earle – „You Know The Rest”
14 Bela Fleck and Abigail Washburn – „What’cha Gonna Do”
15 Sierra Ferrell – „I’d Do It Again”
16 Tim O’Brien – „Cup of Sugar”
17 Rhiannon Giddens – „Black Is The Color”
18 Alison Krauss – „Let Me Touch You For A While”
19 James McMurtry – „Canola Fields”
20 Jason Isbell – „Traveling Alone”
21 Sam Baker – „Isn’t Love Great”

Thirty Tigers
Oktober Promotion

Dreadful – Soulmates – EP-Review

Review: Stephan Skolarski

Wenn die sympathischen Urschweizer von Dreadful zur Release-Party ihrer neuen EP einladen, bedeutet dies für den Heimatort (ca. 3500 Einwohner) im Kanton Schwyz eine ausverkaufte Location. Die in dieser Gegend, immerhin einer Musikhochburg, nicht unbedingt typischen Southern-, Blues- und Country-Rocker hatten zuletzt das Full-Length-Album “A Damn Good Ride” (2019) vorgelegt. Zum 15-jährigen Geburtstag wurde nun die EP “Soulmates” veröffentlicht und am Konzertabend mit einer Biertaufe gebührend abgefeiert, getreu dem Werbeslogan des Ortes: Muotathal, das Dorf mit der Portion Eigensinn.

Allemal Grund genug, die enge musikalische Seelenverwandtschaft der Bandmates wieder von Beginn an in sechs Eigenkompositionen zu dokumentieren: krachender, heavy, Blues Rock, wie der Opener “One Hell Of A Ride”, lässt die Berg- und Erlebniswelt des Ortes aufhorchen. Ein knallharter, vor Kraft strotzender, mitreißender Guitar-Track, der die Lautstärkeregler von allein zum Anschlag bringt.

Unverändert volle Kraft voraus rockt “Down To The Bone” mit sozialkritischen Lyrics und massiven E-Solo-Breitsaiten durch eine etwas zu kurze Spielzeit, die jedoch auch hier nach Wiederholung verlangt. Mit “Memories Last Forever” folgt als weiteres Highlight eine absolut mächtige Ballade, deren Hymnen-Charakter im Southern-Blues-Rock-Style mit immer wieder starken Vocals und grandiosen Guitar-Parts den Top-Titel wachsen lässt; über sechs Minuten Hörgenuss, die unvermittelt ein “again” verlangen.

Die Kunst des abwechslungsreichen Songwritings beherrschen Dreadful meisterlich und bringen mit dem Heimweh-Titel “Home Sweet Home” eine feine acoustic Country/Folk/Rock-Nummer. Die schöne Banjo-Dominanz verleiht dem Titel zum sehr passenden Text eine magische Ohrwurmresonanz, die an gute, alte und ebenso moderne Country Folk- Zeiten erinnert. Nach diesem einfallsstarken Break-Song noch einmal so richtig voll aufzudrehen und den selbstkreierten Swiss Kick Ass Rock’n’Roll standesgemäß zum Jubiläum zu performen, ist eindeutig Sache der Band. Dies gelingt souverän mit dem rauen Blues Rock-Track “Oh Yeah, Alright” und überragenden Guitar-Passagen, die im abschließenden Texas-Boogie “Shake It” mit Harmonica-Unterstützung zum Tanzen auffordern.

Neben dem nachträglichen Glückwunsch zum Bandgeburtstag gebührt die Gratulation im gleichen Umfang der überaus gelungenen Produktion von “Soulmates”. Mit durchweg starken Songs, die sich nur im seelenverwandten Eigensinn einer Bandgemeinschaft zur Perfektion entwickeln, haben Dreadful erneut bewiesen, dass sie ihren musikalischen Enthusiasmus weit über die schweizer Grenzen hinaus vorzeigen können.

Monobuster Records (2024)
Stil: (Southern) Blues Rock

Tracks:
01. One Hell Of A Ride
02. Down To The Bone
03. Memories Last Forever
04. Home Sweet Home
05. Oh Yeah, Alright
06. Shake It

Dreadful
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The Bacon Brothers – Ballad Of The Brothers – CD-Review

Review: Michael Segets

Die Bacon Brothers treten seit dreißig Jahren als Band öffentlich in Erscheinung. 1997 brachten die Geschwister Michael und Kevin Bacon ihren ersten Longplayer „Forosoco“ heraus. Nach dem Albumtitel bezeichnen sie die Richtung ihrer Musik, die sich als Mischung aus nahezu sämtlichen populären Stilen darstellt. Dies kann interessante Resultate hervorbringen, meist empfinde ich solch breit angelegten Projekte aber eher als anstrengend. Da kommt der Banause zum Vorschein, der die filigranen künstlerischen Feinheiten nicht richtig zu würdigen weiß.

Der mit mehreren Emmy-Awards ausgezeichnete Michael Bacon betätigt sich vorwiegend als Komponist von Soundtracks. Kevin Bacon hat seinen eigenen Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame und zählt seit seinen frühen Erfolgen mit „Diner“ und „Footloose“ zur ersten Riege der amerikanischen Schauspieler. Bekannter Schauspieler zu sein und gute Musik zu machen, schließt sich nicht aus, wie beispielsweise Kevin Costner und Kiefer Sutherland beweisen.

Die beiden Bacons nehmen ihr Bandprojekt ernst und machen mit „Ballad Of The Brothers“ das Duzend ihrer gemeinsamen Longplayer voll. Die Songs wurden zu gleichen Teilen von den Geschwistern geschrieben, zwei unter Beteiligung weiterer Co-Autoren. Darüber hinaus finden sich zwei Cover auf der CD. In den von Ridley Sharp stammende Klassiker „Dreams Of The San Joaquin“, den beispielsweise schon Linda Ronstadt und Kenny Rodgers gesungen haben, wird die Begleitstimme von Cindy Alexander reingemischt. Die Bacon Brothers interpretieren die Americana-Ballade sehr reduziert und beschränken sich im Wesentlichen auf den durch ein Klavier begleiteten mehrstimmigen Gesang. „We Belong“, das für Pat Benatar zum Hit wurde, ist das zweite Coverstück. Der sowieso gute Song wird von den Bacon Brothers gitarrengetrieben, roots-rockig durchgespielt – eine gelungene Version und ein Highlight auf der CD.

Ebenfalls an die Rockmusik der 1980er erinnert der Opener „Take Off This Tatoo“. Das zweite Highlight des Albums überrascht mit einem Geigenpart, der traditioneller Weise von einer E-Gitarre übernommen wird. Ebenfalls auf der Habenseite lässt sich die Single „Put Your Hand Up“ verorten. Mit seinen Bläsern geht der Sound in Richtung Motown und lässt dementsprechend deutlich Soul mitschwingen. Der findet sich auch in einer erdigeren Variante auf „Old Bronco“. Das experimentelle Ende des Tracks schmälert allerdings dessen Hörgenuss. Auch für den Abschluss von „Losing The Night“ wählen die Bacon Brothers einen seltsamen Ausklang.

Verzichtbar sind in meinen Ohren „Airport Bar“ sowie das jazzige Instrumentalstück „Freestanding“. Mit den beiden langsameren „Let That Be Enough“ und „Live With The Lie“ schlagen die beiden Protagonisten eher konventionelle Töne an. Vor allem der erstgenannte Song wirkt dabei etwas schulzig. Anders als die beiden Beiträge bleibt der Titeltrack „Ballad Of The Brothers (The Willie Door)“ im Gedächtnis. Nach einem Geigenintro legt die Mischung aus Moritat und Country los. Geschildert wird ein fiktive Roadtrip zweier Brüder, die unverhofft zu lokalen Musikstars aufsteigen. Der Song ist eine Hommage an die Dance Halls. Die Gruene Hall als älteste von ihnen steht seit 145 Jahren in Texas. Auf sie, in der beispielsweise Willie Nelson einige legendäre Konzerte spielte, nimmt der Text explizit Bezug.

Die Bacon Brothers schöpfen aus einer breiten Palette musikalischer Traditionen und mischen diese auf „Ballad Of The Brothers“. Nicht jede ihrer musikalischen Einfälle zündet. Dort, wo ihr Sound in den 1980ern verhaftet bleibt, gelingen die besten Songs. Die rockige Eigenkomposition „Take Off This Tatoo“ und die rootsige Coverversion von „We Belong“ sind daher mit Abstand die Favoriten des Albums.

Forosoco Music/40 Below Records – Proper/Bertus (2024)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. Take Off This Tattoo
02. Losing The Night
03. Put Your Hand Up
04. Dreams Of The San Joaquin
05. Old Bronco
06. Airport Bar
07. We Belong
08. Let That Be Enough
09. Ballad Of The Brothers (The Willie Door)
10. Freestanding
11. Live With The Lie

The Bacon Brothers
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Bertus

T.H. & The Boneshakerz – Last Train To Graceland – CD-Review

2019 hatte Tim Husung bereits ein Album namens „Love, Soul, Rock ‚N‘ Roll“ komplett in Eigenregie veröffentlicht. Für das neue Werk „Last Train To Graceland“ firmiert er (lead vocals/guitars/harp) jetzt mit seinen Kollegen Robin Brieseck (bass, bgv), Daniel Geist (keys) Jan Le Grow (guitar, bgv) und Volker Britz (drums, percussion) als T.H. & The Boneskakerz.

Insgesamt sind es dann letztendlich zehn Stücke geworden, wobei man das ca. einminütige Instrumentalintro abziehen darf. Musikalisch kann man Husungs eigene Einschätzung „echte, handgemachte Rockmusik mit Herz und Eiern“ durchaus teilen, in songtechnischer, instrumenteller und auch aus Produktionssicht, erhält man einen schönen retro-umfärbten, meist härteren Rockmix, der auch dezentes südstaatliches Espirit (Richtung ZZ Top, Molly Hatchet, Raging Slab, The Four Horsemen, etc.) versprüht.

Leider kann der amerikanisch versuchend zu klingende Haupt-Protagonist, wie so oft bei Bands aus unseren Landen, auch in diesem Fall, seine wahre Herkunft gesanglich nicht verbergen. Zumindest in den Refrains, wo es partiell mehr in kreischende Gefilde geht, die man so aus Hard Rock-Kreisen a là Rose, Keifer, Bon Jovi & Co. kennt, und bei denen auch noch Harmoniegesänge zum Teil untergemischt sind, kann man dieses Manko etwas kaschieren.

Instrumentell wird man dafür mit satten E-Gitarren, wummernden Orgeleinlagen, mal einem Harp-Intermezzo und dem kräftigen Drumming von Britz bei sehr klarem Sound ‚entschädigt‘. Die eigens kreierten Songs besitzen auch durchaus ihren Wiedererkennungswert. Das beschriebene kann man stellvertretend im Song „Thunder Road“ begutachten, zu dem die Band einen Videoclip gedreht hat.

Am Ende reicht es sicherlich für geneigte Leute (die dann vielleicht auch nicht ganz so pingelig sind wie ich), um mit den Burschen, besonders live, zwei unterhaltsame Stunden zu erleben. Die Release-Party zur CD (gestaltet als Klappdigipak mit inkludiertem Steckbooklet) wird am 19.04.2024 im Werkhof Hohenlimburg stattfinden.

Timezone Records (2024)
Stil: Hard Rock & More

Tracks:
01. Intro
02. Keep On Moving
03. Let’s Get High
04. Rock’n’Roll Heart
05. Run Baby Run
06. Fly Like An Eagle
07. Thunder Road
08. Last Train To Graceland
09. It’s Alright Mama
10. Fire

T.H. & The Boneshakerz
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The Gaslight Anthem – History Books – Short Stories – EP-Review

Review: Michael Segets

Der Erfolg von „History Books“ blieb hinter den Erwartungen zurück. In Amerika hat das Album sogar den Sprung in die Top-100 verpasst. Die lange Auszeit der Band, während der sich Brian Fallon seinen Solo-Projekten widmete, mag sich da gerächt haben. Pünktlich für die diesen Sommer geplante Tour durch Europa und die USA legen The Gaslight Anthem die EP „History Books – Short Stories“ nach. Vielleicht puschen die Tour sowie die EP ja die Verkaufszahlen des Longplayers aus dem Vorjahr.

Auf „History Books – Short Stories“ finden sich vier Tracks mit einer Gesamtspielzeit von einer Viertelstunde. Der Untertitel ist also berechtigt, früher hätte man das Werk wahrscheinlich eher als Maxi-Single bezeichnet, dies ist jedoch im Streaming-Zeitalter völlig egal. Angesichts der längeren Abstinenz von The Gaslight Anthem ist das Nachschieben der Veröffentlichung sicherlich unter Marketinggesichtspunkten sinnvoll. Andererseits führt die Band eine Tradition fort, denn sie hat mittlerweile ebenso viele EPs wie Studioalben herausgebracht. Wie auch immer, die Songs sind eine willkommene Ergänzung zu „History Books“.

Zwei Singles dieses Werks sind in akustischen Versionen vertreten, wobei beide mit der kompletten Band eingespielt und nicht etwa dem Folk verschrieben sind. „Positive Charge“ bleibt ein schmissiger Track, der geradeheraus rockt – nun in einer erdigeren Variante. Bei „History Books“, das im Original von Fallon und Bruce Springsteen im Duett gesungen wird, ist die Veränderung größer. Das Tempo des Songs wird reduziert, sodass er in eine Ballade transformiert wird. Die Atmosphäre ändert sich daher vollständig. Die neue Interpretation hat für mich sogar die Nase gegenüber der vorherigen vorn, obwohl der Boss nicht mit von der Partie ist.

Während also bei „History Books“ ein Rocker in eine Ballade verwandelt wird, verhält es sich bei dem Cover „Ocean Eyes“ umgekehrt. The Gaslight Anthem macht aus der Komposition von Billie Eilish eine Uptempo-Nummer im eigen Stil einschließlich typischen E-Gitarrensounds. Die Modifikationen bei „Blue Jeans And Tees“ erscheinen hingegen dezent. Der Song aus der Anfangsphase der Band erschien bereits auf „Señor And The Queen“ (2008). Fallon und seine Mitstreiter setzen nun etwas weniger Keys ein, stattdessen wirkt die akustische Gitarre dominanter. Der ruhige Vertreter wirkt daher rootsiger und klingt etwas voller – insgesamt bewegt er sich aber nah an der ersten Einspielung. Er kann mit Blick auf die Konzerte als Hinweis auf den Backkatalog gedeutet werden, der ja einige hervorragende Stücke umfasst.

Die EP hält mit „History Books” und dem Cover „Ocean Eyes“ von Billie Eilish zwei beachtliche Neuinterpretationen bereit, die die Songs in gänzlich neuem Licht erscheinen lassen. Auf den beiden anderen Varianten ihrer Stücke bewegt sich The Gaslight Anthem in Richtung Roots Rock. „History Books – Short Stories“ gibt so einen Vorgeschmack auf die kommenden Konzerte. In Deutschland sind Auftritte in Nürnberg (26. Juni), Saarbrücken (30. Juni) sowie beim Bandhaus Festival in Erfurt (28. Juni) vorgesehen.

Rich Mahogany Recordings – Thirty Tigers/Membran (2024)
Stil: Rock

Tracks:
01. Ocean Eyes
02. Positive Charge
03. Blue Jeans And White Tees
04. History Books

The Gaslight Anthem
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Mira Goto – Before – EP-Review

Review: Michael Segets

2013 betrat die Kalifornierin Mira Goto noch als Mira Parfitt die musikalische Bühne mit „New Plaid Shirt“. 2020 veröffentlichte sie ihren ersten Longplayer „Nobody Warned Me“ unter neuem Namen. Ihre Heimatstadt Santa Cruz zeichnete sie zweimal als Musikerin des Jahres aus. Darüber hinaus konnte sie eine Trophäe in einem internationalen Songwriter-Wettbewerb einheimsen. Beachtung verdient ebenso ihr Duett mit Marc BroussardNext Life“.

Ein ähnlich gelagertes Duett eröffnet auch die neue EP „Before“. Mit dem Produzenten der Scheibe Derek Garten singt sie das sanfte „Enough To Try“, zu dem es ebenfalls ein Video gibt. Auf den vier anderen Tracks bewegt sich Goto weiterhin im Americana-Bereich, teilweise mit einem poppigen Einschlag. So sind „Bright Eyes“ und „Wanted“ zwei eingängige Stücke, die klar produziert sind. Die Stimme von Goto steht stets im Vordergrund, auch wenn die Begleitung durchaus opulent wirkt. Während der Rhythmus bei „Bright Eyes“ von einer akustischen Gitarre vorgegeben wird, passiert einiges im Hintergrund. Vergleichbares gilt auch für „Wanted“, auf dem Streicher Dramatik reinbringen.

Schwungvoller geht es bei „Loving You Is Killing Me“ zu. Im Midtempo reiht sich der angenehme Song in die moderne Spielart des Country ein, wie er in Nashville gerne produziert wird. Auf der EP sticht allerdings der Titeltrack „Before“ heraus, auf dem mal ein Schlagzeug deutlich zu hören ist. Geschrieben hat Goto ihn bereits vor fünf Jahren. Inhaltlich dreht sich der Song um eine frühere Beziehung, die von der Protagonistin beendet wurde. Mit gemischten Gefühlen blickt sie auf diese zurück und fragt sich, ob sie damals die richtige Entscheidung traf. In Gotos Texten stehen stets Gefühlslagen in Sachen Liebe im Fokus.

Goto stellt fest, dass es immer eine bessere Gitarristin, eine bessere Sängerin und eine bessere Songwriterin gibt. Nach ihrem musikalischen Selbstverständnis kommt es darauf an, die eigenen Geschichten auf die beste Weise zu präsentieren, die ihr möglich ist. Dies scheint ihr hier gelungen zu sein. Mit „Before“ gewinnt Mira Goto als Songwriterin Konturen. Sie schreibt gute Texte und kleidet sie in ein modernes Gewand. Die ausgefeilten Arrangements sind stimmig und tragen mühelos über die Spieldauer einer EP.

Parfitt Music (2024)
Stil: Americana

Tracks:
01. Enough To Try (feat. Derek Garten)
02. Before
03. Bright Eyes
04. Wanted
05. Loving You Is Killing Me

Mira Goto
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