Marc Broussard – Support: Ivy Gold – 24.09.2023, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Den Abend im ansehnlich gefüllten Musiktheater Piano beginnen Ivy Gold in kleiner Besetzung. Sängerin Manou und Sebastian Eder präsentieren akustische Versionen von Songs des aktuellen Albums „Broken Silence“, welches mit Tal Bergman an den Drums, Kevin Moore am Bass und Anders Olinder an den Keyboards eingespielt wurde. Mit ihrem knapp 30-minütigen Auftritt verkürzen sie die Wartezeit auf Marc Broussard und heimsen dafür verdienten Applaus nach den Songs ein. Gespannt darf man sein, wenn die Stücke in ihrer Komplexität mit kompletter Band gespielt werden.

Eine kurze Umbaupause genügt und kurz nach 20:00 Uhr betritt die Band von Marc Broussard die Bühne und legt erst einmal ohne den Boss ein kurzes Intro vor. Auf diesem musikalisch ausgerollten Teppich kommt dann auch der aus Louisiana stammende Broussard hinzu und steigt direkt zunächst nur als Sänger mit ein. Später unterstützt er Bobby Schneck jr. als zusätzlicher Gitarrist, was den Songs noch mehr Druck verleiht. Es entsteht direkt ein Flair im Piano, dass man sich in den Süden der Staaten versetzt fühlt. Die Songs lassen Soul, Blues und Rock miteinander verschmelzen und der charismatische Broussard begeistert mit seiner ausdrucksstarken voluminösen Stimme.

Neben eigenen Stücken wie „Paradis“, „The Wanderer“, „Wanna Give You The World“, „Fire“ und Home“ streut er mit seiner Band auch einige starke Coverversionen wie „Baton Rouge“ (Frankie Miller), „I´d Rather Drink Muddy Water“ (Johnnie Taylor) und „Love and Happiness“ (Al Green) in das er noch „Papa Was a Rollin‘ Stone“ einbaut.

Begleitet wird er dabei von einer starken Combo, wo der junge Lead Gitarrist Bobby Schneck jr, auf der rechten Seite der Bühne, sich mit einigen starken Soli in den Vordergrund spielen kann und darf. Einigen der Stammgästen wird er noch bekannt sein, als zweiter Gitarrist bei Devon Allmans Auftritt im Piano vor etwa sechs Jahren.

Auf der anderen Seite der Bühne sorgt Jason Parfait an den Keyboard auch mit einigen Soli für einen vollen, sehr gut abgemischten Sound. Nebenbei setzt er in vielen Songs Akzente mit dem Saxofon, wobei er manchmal beide Instrumente gleichzeitig spielt aber auch für einige Saxofon Soli im Zentrum der Bühne steht. Während der Soloparts seiner beiden Begleiter in der ersten Reihe steht Broussard sichtbar gut gelaunt im Hintergrund der Bühne und beobachtet, wie seine Musiker sich ihren verdienten Szenenapplaus vom begeisterten Publikum abholen.

Im hinteren Teil der Bühne befindet sich die Rhythmusfraktion mit Bassist Devin Kerrigan und Drummer Terry Scott jr, der auch als Background Sänger Akzente setzt, die eine perfekte Grundlage für die Drei im Fokus der Fans stehenden Musiker. Neben dem Hörgenuss wird der Auftritt auch visuell ins richtige Licht gesetzt, sodass es sich um einen rundum gelungenen Abend handelt, bei dem es sich Marc Broussard auch nicht nehmen lässt, sich direkt nach dem Konzert zu den am Merchstandising wartenden Fans zu gesellen.

Dem Piano und 3dog Entertainment ist es wieder einmal gelungen, einen Musiker der Extraklasse nach Dortmund zu holen. Belohnt werden sie dabei durch den Besuch von knapp 300 Zuschauern, nachdem Broussards Konzert vor einigen Jahren von nur knapp 50 Fans besucht wurde.

Line-up:
Marc Broussard – lead vocals, guitars
Bobby Schneck jr. – guitars, backing vocals
Jason Parfait – keyboards, saxophon
Terry Scott jr. – drums, backing vocals
Devin Kerrigan – bass

Text & Bilder Gernot Mangold

Marc Broussard
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Ivy Gold
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

André Bisson – Latchford – CD-Review

Review: Jörg Schneider

André Bisson war mir bislang total unbekannt, also hab ich mal ein wenig gegoogelt: er stammt aus Ontario (Kanada), ist seit mehr als 20 Jahren im Musikbusiness und pflegt einen musikalischen Stil, der im Bereich Soul, Roots, Blues und R&B angesiedelt ist. Mit „Latchford“ hat er nun sein zehntes, reichhaltig instrumentiertes Album (Gitarren, Bass, Tamburin, Harmonika, Piano, Orgel, Tenor- und Baritonsaxophon, Trompeten, Cello, Posaune und Geige), herausgebracht.

Er selbst beschreibt sein Album so: „Wenn ich das Thema dieses Albums mit einem Wort beschreiben würde, wäre es „Perspektive“. Perspektive kann zusammen mit Beobachtung und Empathie die Realität schaffen, in der wir leben möchten….“

Diese Aussage charakterisiert schon ganz gut die musikalische Ausrichtung des Albums. Fast alle Songs sind eher bedächtig mit Soul-, Gospel- und auch Countryeinflüssen arrangiert und nur teilweise im Midtempobereich angesiedelt. Die Texte stehen sicherlich im Vordergrund, es lohnt also sich die von Bisson erzählten Geschichten anzuhören.

In allen Stücken kommen mehr oder weniger stark ausgeprägt Blasinstrumente zum Tragen, wobei man allerdings den Eindruck hat, dass die Bläsersektion nur schleppend und mit gebremsten Schaum spielt. Druckvollere Bläsersätze hätten der Scheibe aus meiner Sicht bestimmt gut getan. André Bissons Gesang passt durchaus zu der gebremsten Energie der Songs, ist aber nur wenig moduliert und daher nicht so abwechslungsreich.

Insgesamt ist an der CD handwerklich nichts auszusetzen, als sanfte Hintergrundmusik taugt sie allemal, sofern man sich nicht auf die Texte einlassen möchte/kann. Nur hinterlässt sie zwischen dem linken und rechten Ohr keinen bleibenden Eindruck. Dafür ist ihr Wiedererkennungswert zu gering. Der Hörerschaft unseres Magazin dürfte die Scheibe wohl nur bedingt gefallen.

Jazzhaus Records (2023)
Stil: Soul, Gospel

Tracks:
01. Latchford
02. The Reformed Deceiver
03. Echo Mountain
04. Shake
05. Dusty Albums
06. Smile Time
07. Enough
08. Longest Way Around
09. Sticks And Stones
10. Tail Wags The Dog
11. The Bring Down

André Bisson
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Dustin Lynch – Killed The Cowboy – CD-Review

Der einst von Justin Moores Manager entdeckte Dustin Lynch hat seit seinem Einstieg in die New Country-Szene mit seinem nach sich selbst betitelten Nr.1-Album , bis zum heutigen Tage eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Alle vier Nachfolger landeten unter den Top-10, beziehungsweise Top-5 in den Billboard Country-Charts, lediglich das letzte „Blue In The Sky“ musste sich mit Platz 9 begnügen, obwohl es mit „Thinking ‚Bout You“ wohl Dustins bis dato größten Singleerfolg hervorbrachte.

Der beim arrivierten Broken Bow Records-Label (beherbergen u. a.  auch Jason Aldean, Lainey Wilson, Parmalee, Chase Rice) unter Vertrag stehende Künstler bringt jetzt mit „Killed The Cowboy“ seinen 6. Longplayer auf den Markt. Bei knapp der Hälfte der Tracks war er diesmal als Mitsongschreiber beteiligt, ihm zur Seite standen viele Namen, die man in Nashville immer wieder in den Credits wiederfindet und auch Zach Crowell als involvierter Produzent und Songwriter ist natürlich eine Hausnummer.

Auch auf dem neuen Werk präsentiert sich der Protagonist, wie ich ihn seit Beginn an kenne: Ausdrucksstarke Stimme, gut ins Ohr gehende, knackige, zum Teil auch launige  New Countrytracks (u. a. „Honky Tonk Heartbreaker„, „If I Stop Drinkin’, „Breakin’ Up Down“, das herrlich 90er-umwehte „Trouble With This Truck“), ein paar pathetisch performte Midtempotracks und Powerballaden (u. a. „George Strait Jr.“, „Lone Star“, „Long Way Home“), wobei hier die Übergänge zum Teil als fließend charakterisiert werden können.

Mit dem Opener und Titelsong „Killed The Cowboy“ zugleich offeriert Lynch direkt, wie heute eine Modern Day Cowboy Ballade zu klingen hat. Starker Auftakt. Auch das folgende „Honky Tonk Heartbreaker“ mit seinem partytauglichen Text („… Do you like tequila?, She said that’s my middle name…“, Refrain: „I think she might be a honky tonk heartbreaker, she’s gonna hurt somebody up in this bar, I think she might be a honky tonk heartbreaker, lucky for me, I got a honky tonk heart!“), und besonders das tolle „Chevrolet“, bei dem die ebenfalls beim Label angebundenen Jelly Roll gesanglich mit von der Partie sind, sowie die erwähnten „Trouble With This Truck“ (herrlich shufflige Retro E-Rhythmus-Gitarre und Solo), und die ruhigeren „Lone Star“ und „Long Way Home“ gegen Ende, wissen bei mir persönlich zu gefallen.

Es gibt natürlich auch ein paar Soundspielereien (Loops und Voice-Effekte), auf die in Nashville aktuell scheinbar immer noch nicht verzichtet werden kann, aber als wirklich störend kann man das wirklich nicht bezeichnen. Insgesamt lässt Grand Ole Opry-Mitglied Dustin Lynch mit „Killed The Cowboy“ diesmal sehr akzentuiert seine Muskeln spielen, sendet aber die klare Botschaft aus, dass sein Platz in der Riege der bekannten Mitstreiter seiner Art wie Jason Aldean, Brantley Gilbert, Justin Moore & Co. weiterhin nicht anfechtbar ist.

Broken Bow Records (2023)
Stil: New Country

01. Killed The Cowboy
02. Honky Tonk Heartbreaker
03. George Strait Jr.
04. Chevrolet (feat. Jelly Roll)
05. If I Stop Drinkin’
06. Only Girl In This Town
07. Breakin’ Up Down
08. Trouble With This Truck
09. Blue Lights
10. Lone Star
11. Listen To The Radio
12. Long Way Home

Dustin Lynch
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Lime Tree Music

Flats & Sharps – 27.09.2023, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Bluegrass liegt so eher am Randbereich meiner musikalischen Vorlieben. Dass ich mich dann doch an einem Mittwochabend zum Konzert von Flats & Sharps aufgeraffte, lag vor allem daran, dass sich nur noch ein paar Gelegenheiten ergeben, die Rampe unter der Federführung von Markus Peerlings zu besuchen. Ob auch weiterhin Bands aus dem Spartenprogramm, die kein ausverkauftes Haus erwarten lassen, auf der schrägen Bühne stehen, wird die Zukunft zeigen. Wie stets bereute ich meinen Gang zum Großmarkt nicht, denn der Auftritt der gut aufgelegten Flats & Sharps bot ein kurzweiliges Vergnügen der besonderen Art.

Zum Einstieg lobte „Pille“ die auffallende Pünktlichkeit englischer Bands und so versammelten sich die vier Männer von Flats & Sharps punktgenau um 20.30 Uhr rund um das zentrale Mikro. Sie stimmten mit „East Virginia“ gemeinsam auf den Abend ein, den sie in zwei Sets mit fast dreißig Stücken in einer Mischung aus Traditionals, Covern und eigenen Kompositionen bestritten. Den Auftritt moderierte Mickey Ponsford, der mit einigen unterhaltsamen Anekdoten die Songs kommentierte und dabei spielerisch Kontakt zum Publikum aufbaute, das die Darbietungen durchweg mitging.

Ponsford dominierte mit seiner Mandoline allerdings nicht durchgängig, sondern alle Bandmitglieder hatten in den Stücken ihren Part. So traten abwechselnd die jeweiligen Protagonisten näher an das Mikro, um mit ihrem Instrument die Melodieführung zu übernehmen und ihre Fingerfertigkeit an den Saiten zu demonstrieren. Auch die Lead Vocals wurden aufgeteilt. Ponsford gefolgt von Danny Hart hatten dabei zwar die größten Anteile, aber Bassist Liam Fitzharris kam ebenfalls gelegentlich zum Zuge. Einzig Josh Warner hatte als Sänger kein Solo, stieg jedoch bei den häufig mehrstimmigen Gesangspassagen mit ein. Seine Einlagen an der akustischen Gitarre honorierte das Publikum häufig mit Szenenapplaus.

Zusätzliche Abwechslung brachte Hart dadurch in die Performance, dass er das Banjo ab und zu gegen die Geige tauschte. Die Bandbesetzung auf der Bühne wechselte zweimal. Einmal stand Hart alleine mit seinem Banjo im Rampenlicht, das andere Mal gaben Ponsford und Fitzharris ein Duett zum Besten. Fitzharris legte dafür seinen Double Bass zur Seite und begleitete Ponsford auf der Gitarre. Der Bassist, sonst gerne für einen Spaß zu haben, offenbarte hier eine sensible Seite. Die zwischenzeitlich inaktiven Mitglieder der Formation versorgten sich an der Theke, um den Flüssigkeitsverlust in der angenehm temperierten Location auszugleichen.

Im ersten Set lag der Schwerpunkt der Songauswahl auf Stücken ihres Longplayers „The Play“ (2020). Neben dem Titeltrack wurden untern anderem „Nobody‘s Love Is Like Mine“, das von Ralph Stanley stammt, sowie „Pike County Breakdown“, das schon Lester Flatt mit Earl Scruggs interpretierte, gespielt. Ebenfalls auf dem Album findet sich „Ray“, mit dem sich die Band in die Pause verabschiedete. Highlights des ersten Konzertabschnitts waren für mich die älteren Songs „Boat“ und „Caleb Meyer“.

Bereits vor der Unterbrechung präsentierten Flats & Sharps mit „For My Sins“ und „Pretty Fair Maid In The Garden“ zwei Titel ihrer aktuellen CD „In The Glass“ (2022). Die Vorstellung dieses Longplayers stand dann im Zentrum des zweiten Sets. „I’m Better Off Without You“, „Take These Eyes“, „I‘m Doing Fine“ sowie das starke, von Hart gesungene „Little Girl Of Mine In Tennessee” sind auf dem letzten Album vertreten. Die Stücke, bei denen Hart die Lead Vocals übernahm, klangen etwas rauer und gingen tendenziell in eine Spielart des Bluegrass, die man gewöhnlich in Amerika ansiedelt.

Aber auch West Cornwall, der Stammsitz von Flats & Sharps, hat landschaftlich und, wie sich an dem Abend zeigte, musikalisch seinen Reiz. So stellten für mich die beiden hintereinander gespielten „We Should Be Friends“ und „Open Up The Door“ – wiederum auf der 2022er Veröffentlichung zu finden – einen weiteren Höhepunkt des Abends dar. Der Auftritt endete schließlich schwungvoll mit der Zugabe „My Walking Shoes Don’t Fit Me Anymore & Train 45“.

Das sympathische Quartett aus England hat Eindruck bei dem Publikum hinterlassen und ein Empfehlungsschreiben für den Bluegrass ausgestellt. Die Band zeigte sich von der Location, der Betreuung durch Markus Peerlings und seine Mannschaft sowie selbstverständlich vom Krefelder Publikum begeistert. So bleibt zu hoffen, dass die Kulturrampe auch weiterhin Musikern eine Bühne bietet, die abseits des Mainstreams aktiv sind.

Line-up:
Mickey Ponsford (lead vocals, mandoline)
Danny Hart (vocals, banjo, fiddle)
Liam Fitzharris (vocals, double bass, guitar)
Josh Warner (vocals, guitar)

Text und Bilder: Michael Segets

Flats & Sharps
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Kulturrampe

Charley Crockett – Live From The Ryman Auditorium– CD-Review

Review: Michael Segets

2019 sah ich Charley Crockett mit circa fünfzig anderen Besuchern in der Kulturrampe live. Seinerzeit hatte er bereits erste Erfolge in den USA zu verzeichnen. Seitdem ging seine Karriere allerdings steil bergauf. Ein Traum, den wohl jeder Musiker in und um Nashville hegt, ist ein Auftritt im Ryman Auditorium, das 2500 Zuschauer fasst. Crockett verwirklichte ihn durch unermüdliche Präsenz in Medien und Öffentlichkeit, die er sich nicht zuletzt durch die hohe Schlagzahl von Veröffentlichungen verdiente. Vor ausverkauftem Haus spielte der Texaner im letzten Jahr ein souveränes Konzert, dessen Mitschnitt 23 Titel umfasst und nun als sein erstes Live-Album erscheint.

Crockett performt – wie es auch für seine Longplayer typisch ist – eine Mischung aus eigenen Songs und Covern, denen er seine spezielle Note mitgibt. Den Schwerpunkt bei der Titelauswahl legt er auf sein aktuelles Studio-Album „The Man From Waco“. Die Eröffnung des Auftritts bestreitet Crockett mit fünf Tracks dieses Werks. Neben eingängigen Country-Schwofern wie „Time Of The Cottonwood Trees“ berücksichtigt er staubige Balladen („The Man From Waco“) und flottere Midtempo-Stücke („Black Sedan“). Später folgen dann mit „Odessa“, „Name On A Billboard“ und „I’m Just A Clown“ weitere Songs des Longplayers.

Crockett und seine fünfköpfige Begleitband zeigen sich glänzend aufeinander abgestimmt. Die Songs wirken etwas erdiger als die Studio-Versionen, entfernen sich aber nicht allzu weit von diesen. Die Nuancen die Crockett in die sorgsam arrangierten Interpretationen einbringt, sorgen aber dafür, dass mir die meisten Stücke live noch besser gefallen.

In der ersten Hälfte des Konzerts folgt eine Reihe von Honky Tonk-Titeln, die mit viel Twang versehen sind. „Between The House And Town“, „The Valley“, „Jukebox Charley“ und „Music City USA“ bleiben hier zu nennen. Wie Crockett berichtet, gab es nach dem Titelstück seines Albums aus dem Jahr 2021 wohl minutenlange Standing Ovations, die vernünftigerweise für die Veröffentlichung herausgeschnitten wurden.

Den Auftritt setzt Crockett dann mit einer Würdigung seines verstorbenen Freundes James Hand fort. Er spielt ein Medley von dessen „Midnight Run“ sowie „Lesson In Depression“ und schiebt „Don’t Tell Me That“ nach. Anschließend unternimmt Crockett einen Streifzug durch sein bisheriges musikalisches Schaffen. Von fast jede seiner Veröffentlichungen stellt er mindestens einen Track vor. Der einzige Beitrag, der sich nicht auf einem seiner Alben findet, stammt von Townes Van Zandt („Tecumseh Valley“).

Von seinem Debüt „A Stolen Jewell“ ist „Trinity River“ entnommen, das er für „The Man From Waco“ erneut eingespielte. Der Song wurde ebenso wie das wunderschön harmonische „Jamestown Ferry“ vor der Veröffentlichung des Albums herausgegeben. In den Videos sieht man die Gestaltung der Bühne und bekommt einen Eindruck von dessen dezenter Ausleuchtung. Crockett orientierte sich dabei nach eigener Aussage an dem Auftritt von Johnny Cash am selben Ort. Die Veröffentlichung eines Konzertfilms zur gesamten Show steht in den Startlöchern und soll Ende September über YouTube zugänglich sein.

Bei der Songauswahl in der zweiten Hälfte liegt der Fokus auf dem New Traditional Country, für den Crockett mittlerweile als ein Hauptvertreter gelten kann. Bei „I Feel For You“, das weniger intensiv als die Studioversion wirkt, mischt sich etwas Soul hinein. Mit „Travelin‘ Blues“ bringt Crockett nochmal eine neue, bluesige Facette in seinen Sound. Insgesamt deckt das Konzert die Bandbreite seines musikalischen Schaffens ab. Das eine oder andere Highlight seiner Scheiben, wie „Borrowed Time“ oder „Run Horse Run“ hätte ich mir noch auf der Setlist gewünscht, aber so bleibt noch genug Material für ein weiteres Live-Album.

Mit „Live From The Ryman Auditorium“ liefert Charley Crockett einen Beweis für die Qualität seiner Songinterpretationen, die live nichts von ihrer Kraft einbüßen. Zum Kennenlernen des aufstrebenden Country-Stars eignet sich die CD oder Doppel-LP hervorragend, da sie das Spektrum seiner Musik widerspiegelt. Die Fans von Crockett werden die alternativen und ersten offiziellen Live-Versionen seiner Stücke sowieso nicht missen wollen.

Mitte September besuchte Crockett im Rahmen seiner Europa-Tour Hamburg, Frankfurt und Berlin. Die gebuchten Säle fassten zwischen 800 und 1500 Besucher. Die Zeiten, in denen Crockett in Deutschland vor einer Handvoll Leuten spielte, sind nun endgültig vorbei. Im Oktober und November supportet er Chris Stapleton und Dwight Yoakam in den USA. Im Dezember plant er zusammen mit Ryan Bingham ein Konzert.

Son Of Davy – Thirty Tigers (2023)
Stil: Country

Tracks:
01. Cowboy Candy
02. Time Of The Cottonwood Trees
03. Just Like Honey
04. Black Sedan
05. The Man From Waco
06. Between The House And Town
07. Odessa
08. The Valley
09. Jukebox Charley
10. Music City USA
11. Midnight Run & Lesson In Depression
12. Don’t Tell Me That
13. Welcome To Hard Times
14. Name On A Billboard
15. Jamestown Ferry
16. I Feel For You
18. Travelin’ Blues
19. Trinity River
20. I’m Just A Clown
21. Goin’ Back To Texas
22. Tecumseh Valley
23. Paint It Blue

Charley Crockett
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Danny Bryant – Rise – CD-Review

Review: Jörg Schneider

„Rise“ ist das 10 Songs umfassende Nachfolgealbum zu Bryant‘s 2021 erschienenen und von der Kritik gefeierten Album „The Rage To Survive“. Zusammen mit seinen Mitstreitern (Dave Raeburn: Drums & Persussion, Paul Mallatratt: Bass, Marc Raner: Gitarre & akustische Gitarre, Jamie Pipe: Hammond & Piano) legt der britische Gitarrist ein lebhaftes und kraftvolles Album vor, gut durchmischt mit Blues, Rock und Singer-Songwriter Tunes, wobei die härteren Sounds mit Bryants krächzender Stimme allerdings vorherrschend sind.

Mit dem Titelsong „Rise“ gibt er sogleich die musikalische Grundausrichtung des Albums vor. Drei Minuten kräftiger Blues Rock mit leicht souligen Bläsersätzen und wild waberndem Keyboard, gefolgt von „Animal In Me“, einem rhythmischen Midtempo-Shuffle mit Pianoeinlagen. „Louise“ sorgt dann als Slowblues mit eingängiger Basismelodie für etwas Ruhe in den Gehörgängen. Mit „Hard Way To Go“ besinnt sich Bryant auf sein hart klingendes und rifflastiges Gitarrenspiel, während „Scarlett Street“ wiederum ruhige und sehr schöne balladeske Töne anschlägt, für mich sicherlich der beste Titel des Albums.

Das elegische „Into The Slipstream“ mit leicht gospeligem Hintergrundchor läutet die zweite Hälfte der CD ein. Ruhig geht es sodann auch mit dem nächsten Song weiter. In „Julienne“ steht eindeutig Bryants Gesang im Vordergrund, begleitet von seiner sich dezent im Hintergrund haltenden Band. In „Silver And Gold“ kommen eher minimalistisch, traditionelle Bluesrhythmen zum Vorschein. Ein Bob Dylan-Cover gibt’s es auch auf dem Longplayer: „I Want You“ ist ein über 6-minütiger stimmungsvoller, rein akustisch arrangierter Track getragen von Bryants einfühlsamem Gesang. Zum Abschluss gibt es dann mit „Drown (Jam)“ noch einen punkigen, instrumentalen Hard Rocker auf die Ohren.

Die zehn Tracks untermauern Bryants Status als einer der führenden britischen Blues Rock-Gitarristen und zeigen auch seine Qualitäten als Songwriter und Arrangeur. Insgesamt klingt sein neues Album, welches übrigens bereits Anfang des Jahres eingespielt wurde, nicht schlecht, wenngleich mir persönlich das Vorgängeralbum „The Rage To Survive“ besser gefällt. Aber das ist wie alles im Leben eine Frage des Geschmacks. Die Scheibe wird es sicherlich ihren Weg in die Plattensammlungen der Blues Rock-Fans finden.

Jazzhaus Records (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. Rise
02. Animal In Me
03. Louise
04. Hard Way To Go
05. Scarlett Street
06. Into The Slipstream
07. Julienne
08. Silver And Gold
09. I Want You
10. Drown (Jam)

Danny Bryant
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Another Dimension

Jason Isbell – Southeastern (10th Anniversary) – CD-Review

Review: Michael Segets

Jason Isbell sorgt mit der Wiederveröffentlichung seiner früheren Alben dafür, dass diese nicht in Vergessenheit geraten. Nach der Deluxe-Version seines Debüts „Sirens Of The Ditch“ folgten remasterte Ausgaben von „Jason Isbell And The 400 Unit“ sowie „Here We Rest“. Zum zehnjährigen Jubiläum des Erscheinens von „Southeastern“ bietet Isbell seinen Fans nun ein besonderes Paket, das drei CDs beziehungsweise vier LPs umfasst. Neben der Remasterung des von Brent Cobb produzierten Originals finden sich dort die Demos zu elf der zwölf Tracks – lediglich „Super 8“ fehlt – sowie der Mitschnitt eines Konzerts aus dem Jahr 2022. Jason Isbell spielte bei dem Auftritt im Bijou Theatre in Knoxville mit seiner Begleitband The 400 Unit „Southeastern“ komplett durch.

Beim Rolling Stone rangiert „Southeastern“ unter den besten 500 Alben. Neben dem von der Americana Music Honors & Awards 2014 ausgezeichneten „Cover Me Up“ hält der Longplayer einige hervorragende Songs bereit. Die Scheibe in seine Sammlung zu integrieren, ist daher sowieso nicht verkehrt. Mit dem Set zum zehnjährigen Jubiläum erhält man nun drei Varianten der Titel. Eine Ausnahme bildet das einzige Uptempo-Stück „Super 8“. Der Roots Rocker taucht nicht bei den Demos auf. Die Demoversionen werden von Isbell quasi im Alleingang mit akustischer Gitarre bestritten. Sie zeigen den Musiker pur als Singer/Songwriter. Dass die Aufnahmen als Demos bezeichnet werden, zeugt von Bescheidenheit. Klanglich bleibt an ihnen nichts auszusetzen und die Songs wirken auch nicht unfertig. Sie verdeutlichen, dass „Southeastern“ ebenfalls als Solo-Akustik-Album ein tragfähiges Werk geworden wäre.

Dass Isbell sich damals entschloss, es nicht dabei zu belassen, stellt sich dennoch als sinnvoller Schritt heraus. Der Harmoniegesang von Amanda Shires bei „Stockholm“ werten den Song gegenüber der reduzierten Demo-Version merkbar auf. Auch der Einsatz elektrischer Gitarren bei „Flying Over Water“ oder „Live Oak“ gibt den sowieso starken Titeln noch mehr Intensität. Zwei meiner Favoriten – „Traveling Alone“ und „Yvette“ –überzeugen in beiden Interpretationen. Mindestens gleichwertig sind die Demos mit den erstveröffentlichten Tracks bei „Different Days“ und „Songs That She Sang In The Shower“. „New South Wales“ gewinnt sogar gegenüber dem Original.

Die Live-Präsentation des Albums erhöht die ursprüngliche Spielzeit von „Southeastern“ um eine Viertelstunde. Dies liegt vor allem an den vergleichsweise längeren Instrumentalpassagen, wie dem Gitarrensolo bei „Cover Me Up“. „Stockholm“ hingegen wird etwas druckvoller. In der Gesamtschau entfernen sich die Titel aber nicht weit von den Studio-Versionen. Soweit ich die bisherigen Live-Aufnahmen von Isbell überblicke, sind „Live Oak“, „Songs That She Sang In The Shower“, „New South Wales“, „Yvette“ sowie „Relatively Easy“ auf keinem anderen Konzertmitschnitt veröffentlicht.

Wer einen Faible für Americana hat, sollte „Southeastern“ von Jason Isbell im Regal haben. Die 10th Anniversary-Edition des Albums bedient mit den Demo-Versionen zudem Freunde der puristischen Singer/Songwriter-Sparte. Die Live-CD bietet einige Tracks, die nicht auf anderen Konzertveröffentlichungen vertreten sind, welche die Neuausgabe für Fans, die „Southeastern“ bereits ihr eigen nennen, zusätzlich interessant macht.

Southeastern Records – Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Americana

Tracks:

CD 1
01. Cover Me Up
02. Stockholm
03. Traveling Alone
04. Elephant
05. Flying Over Water
06. Different Days
07. Live Oak
08. Songs That She Sang In The Shower
09. New South Wales
10. Super 8
11. Yvette
12. Relatively Easy

CD 2
01. Cover Me Up
02. Stockholm
03. Traveling Alone
04. Elephant
05. Flying Over Water
06. Different Days
07. Live Oak
08. Songs That She Sang In The Shower
09. New South Wales
10. Yvette
11. Relatively Easy

CD 3
01. Intro (live)
02. Cover Me Up (live)
03. Stockholm (live)
04. Traveling Alone (live)
05. Elephant (live)
06. Flying Over Water (live)
07. Different Days (live)
08. Live Oak (live)
09. Songs That She Sang In The Shower (live)
10. New South Wales (live)
11. Super 8 (live)
12. Yvette (live)
13. Relatively Easy (live)

Jason Isbell
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Mother‘z Boyzz – Slutmachine / Pink Cadillac – CD-Reviews

Review: Jörg Schneider

Diese Tage flatterten mir über „m2 music“ die beiden Blues Rock-Alben „Pink Cadillac“ und „Slutmachine“ der Kölner Band „Mother‘z Boyzz“ auf den Schreibtisch. Bisher war mir das Quartett bestehend aus Wolfgang Schmidder (Gesang, Gitarre), Chris Verhalen (Schlagzeug), Friedel Holler (Bass), Lutz Meissner (Keyboards) leider verborgen geblieben. Dabei gibt es die Truppe bereits seit 2011, gegründet als reines Spaßprojekt.

2018 brachten die Vier dann ihr Debütalbum „Bad Boy Blues“ heraus und in 2020 folgte „Pink Cadillac“. Und nun kommt am 29. September die neueste Scheibe mit dem Titel „Slutmachine“ (der durchaus als nicht ganz jugendfrei missverstanden werden kann) in die Läden. Das Vorgängerteil „Pink Cadillac“ ist wohl in den Corona-Wirren etwas untergegangen, weshalb es jetzt auch noch von „m2 music“ promoted wird. Für mich Anlass genug, beide Scheiben in diesem Review vorzustellen.

Mit „Slutmachine“ kommen die Anhänger des knallharten Bluesrock mit 70‘er Jahre Anleihen voll auf ihre Kosten. Gleich der Opener „Devil‘s Road“ geht so richtig in bester ZZ Top-Manier ab, gefolgt von so straighten Bluesrockern wie „I Don‘t Dance“ und „I‘m Waitin‘“. Die Songs „Love Is The Road That Leads To Pain“ und „Blues For Dad“, zwei klagende Slowbluesnummern, könnten auch direkt von einem Gary Moore Album stammen. „Emanzipation Blues“ hingegen ist ganz und gar nicht schwermütig, sondern kommt mit seinen Slideeinlagen und dem untermalenden Piano genau wie „Straight Outta Hell“ als flotter Boogie daher.

Den Abschluss der hörenswerten CD bildet der etwas experimentelle und zum Teil psychedelisch anmutende und über 9 Minuten lange Titel „O Captain! My Captain!“, in dem sich rollende und wabernde Keyboardeinlagen mit quietschenden Gitarrensoli abwechseln, ganz im Stil elegischer Rockmusik der 70‘er Jahre. Ein- und ausgeleitet wird der Song dann noch durch kurze Vor- und Nachspiele, die in ihrer Art ganz entfernt Erinnerungen an Hendrix‘s „Star Spangled Banner“ wecken.

Das aktuelle Album knüpft dem Grunde nach stilistisch an das neun Songs umfassende Werk „Pink Cadillac“ aus 2018 an, auf dem die Band allerdings noch als Trio agierte (ohne Lutz Meißner an den Tasten, aber mit Jupp Hessel am Bass), aber auch wesentlich boogielastiger war („Pink Cadillac“, „Ice Cube Pissin‘, „Dustsuckers Blues“, „Big Bad Mama“ und „Shake Snake Boogie“ gehören dazu). Hinzukommen noch die wunderbaren Stimmen der Background Sängerinnen „Be Gee Bees“ in „Ice Cube Pissin‘“, „Out Of Sight“ und „Lil‘ Wolf“.

Insgesamt gefällt mir persönlich „Pink Cadillac“ etwas besser als die neue Scheibe. Neben dem Cover, was sicherlich nicht ausschlaggebend ist, sind auch die Songs ein wenig origineller arrangiert. Der Titelsong „Pink Cadillac“ hat z. B. ein nettes Intro mit Wüstengezirpe und einem durstig blubbernden Motorengeräusch und auch „Dustsuckers Blues“ beginnt eigenwillig und witzig.

Insgesamt bieten beide Alben brettharten Blues Rock mit straighten Gitarrenriffs, wilden Pianountermalungen, wabernden Keyboardsequenzen und flotten Boogie-Rhythmen. Das Ganze ergibt, gepaart mit der rauen, whiskeygetränkten und sehr authentischen Stimme des Fronters Wolfgang Schmidder, kräftige Tunes, die sich sofort in die Gehörgänge fräsen. Wohltuend, dass es in Kölle nicht nur kölsche Mundart-Bands à la „BAP“ und „Brings“ gibt, sondern auch handfeste Blues Rock-Mucke von dort kommt. Beide Scheiben sind erst Sahne und allen Freunden der härten Gangart wärmstens zu empfehlen.

m2 music 2020 / 2023
Stil: Blues Rock

Tracks auf „Slutmachine“:
01. Devil‘s Road
02. I Don‘t Dance
03. I‘m Waitin‘
04. Emancipation Blues
05. The Devil Is A Woman
06. Love Is The Road That Leads To Pain
07. Bad Boy Blues
08. Slutmachine
09. Straight Outta Hell
10. Inside Out (crazy little things)
11. Blues For Dad
The Captain:
12. The Captain‘s Death Overture
13. O Captain! My Captain!
14. The Captain‘s Death Overture Reprise

Tracks auf „Pink Cadillac“:
01. Pink Cadillac
02. Ice Cube Pissin‘
03. Non Talkin‘ Woman Blues
04. Dustsuckers Blues
05. My Ugly Neighborhood
06. Out Of Sight
07. Big Bad Mama
08. Lil‘ Wolf
09. Shake Snake Boogie

Mother‘z Boyzz
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m2-music

Ben Granfelt – 22.09.2023 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Zu seinem 60. Geburtstag im Sommer brachte Ben Granfelt sein aktuelles Album „Gratitude“ auf den Markt und im Rahmen der Tour spielt er erstmals im Dortmunder Musiktheater Piano. Leider ist der Saal mit knapp unter 100 Besuchern nur überschaubar gefüllt, was der Stimmung allerdings keinen Abbruch tat.

Das neue Album „Gratitude“ steht mit der Songauswahl auch im Mittelpunkt und mit „Techno Blues“, JB Reggae“, „I Got The Blues From You“, „Life Goes On“ und „Remember, Never Forget“ präsentiert er direkt zu Beginn nur neue Songs, die zeigen, dass Granfelt ein exzellenter Gitarrist ist.

Die Stücke des Albums hat er allen seinen musikalischen Vorbildern wie Jeff Beck, Robin Trower und Gary Moore gewidmet und er beweist eindrucksvoll, dass er ihnen stilistisch das Wasser reichen kann. Nicht nur die musikalische Qualität Granfelts begeistert die Zuschauer, auch die sympatische, positive und humorvolle Art des Finnen kommt gut an, der manches zur Entstehung einiger Songs erzählt. Nicht ohne Stolz berichtet er davon, dass er bei einer großen englischen Band, Wishbone Ash, spielen durfte, was für ihn wie ein Traum war. Was liegt da näher, als aus der Ära zwei Stücke zu spielen, die aus seiner Hand stammen.

Im melodiösen „Faith, Hope & Love“ ersetzt Keyboarder Miika Aukio die für Wishbone Ash prägende zweite Lead Gitarre mit seinen Keyboards und beim „Almighty Blues“ im zweiten Set lässt Granfelt seine Gitarre krachen. Mit „Wayward Child“ beendet er den ersten Teil des Konzertes nach etwa 50 Minuten, um nach einer kurzen Pause mit „Desire, The Sirens Call“ das Konzert mit einem Stück von „Gratitude“ fortzusetzen.

Nach „Hey Stranger“, dem rockigen „Check Up From The Neck Up“ und „My Soul To You“ mit einem tollen Gitarrenintro, das an die alten Dire Straits erinnerte, wird noch einmal tief durchgeatmet und Granfelt spielt mit „Breathe“ einen Pink Floyd-Klassiker, wo ihm zu Gute kommt, dass er diesmal einen Keyboarder dabei hat.

Der schon angesprochene „Almighty Blues“ läutet dann das Finale des Konzerts ein, dem das hymnische „Going Home“ als letzter Song des Sets folgt. Der tosende Applaus zum Ende des Stücks zeigt, dass die Fans noch keine Lust haben nach Hause zu gehen und der, wie er im Laufe des Konzertes sagte, der beste finnische Gitarrist im Piano kommt mit seiner Band noch einmal auf die Bühne um den Gig passend mit Jeff Becks „Cause We Ended As Lovers“ zu beenden.

Hier sei auch noch die Rhythmusfraktion mit Masa Maijanen am Bass und Jari Salminen an den Drums positiv hervorzuheben. Je nach Song passten sie ihre Spielweise an und hielten sich in ruhigen Passagen gefühlvoll zurück, um es dafür in den rockigen Stücken krachen zu lassen. An diesem Abend wird Granfelt, passend zum letzten Song, nicht nur Liebhaber seiner Musik dazugewonnen haben. Der Finne begab sich dann direkt zum Smalltalk an den Merchandisingstand und ließ auch in Sachen Fannähe  nichts anbrennen.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitar)
Masa Maijanen (bass)
Jari Salminen (drums)
Miika Aukio (keyboards)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Ben Granfelt
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Brent Cobb – Southern Star – CD-Review

Dass der in Ellaville, Georgia, lebende Brent Cobb eines der größten Songwriter- und Musiker-Talente im zeitgenössischen Country-/Southern Rock abgibt, ist für mich nach wie vor unbestritten. Bis zu seinem Album „Providence Canyon“ und dem, in diesem Zuge erlebten Konzert in Köln, war ich absolut Feuer und Flamme für diesen Burschen.

Danach verhaspelte er sich jedoch meiner Meinung nach mit den nächsten beiden Werken in einem christlich angehauchten Country- und Gospelkram, den ich eher weniger als begeisterungswürdig empfand. Gut wenn dann noch der gehypte Cousin Dave Cobb als Produzent  mit im Spiel ist, neigt die prominente Kritikerschaft oft dazu, irgendwelche intellektuellen Dinge in Songs hineinzuinterpretieren, die sich meinen gemeinen Gehörgängen allerdings nicht so richtig erschließen wollten.

Mit seinem neuen Werk „Southern Star“ scheint diese ’spirituelle‘ Phase wieder durchbrochen zu sein und Brent befindet sich wieder in der richtigen Spur. Erstmalig hat er beim, in den Capricorn Sound Studios in Macon aufgenommen Tonträger auch selbst wieder die Produktion übernommen.

Vom, mit einem gluckernden E-Piano-bestückten lässig dahinschunkelnden Titeltrack „Southern Star“ als Opener, über das J.J. Cale-angehauchte „Livin‘ The Dream“, einigen ruhigeren Countrystücken zwischendurch, zwei klasse Southern Rock-HT-Fegern („‚On’t Know When“ und „Devil Ain’t Done“) geht es dann am Ende in die ‚Eric Church-Phase‘ mit dem an „Wrecking Ball“ erinnernden „Miss Alter“ und dem vermutlich unter einem schattigen Südstaaten-Bäumchen kreierten „Shade Tree“.

Über das Album sagt Cobb: „Wenn man aufwächst, sagt man immer, wenn man sich verirrt hat, soll man nach dem Nordstern Ausschau halten, um den Weg nach Hause zu finden. Nun, ich komme aus Georgia. Also halte ich immer Ausschau nach dem Südstern. Dieses Album, die Songs, die Klänge… all das ist ein Produkt dessen, wo ich herkomme, sowohl musikalisch als auch ökologisch. Historisch gesehen und gegenwärtig ist dieser Ort zufällig auch derselbe, der viele der einflussreichsten Künstler in der gesamten Musikwelt hervorgebracht hat. Die Musik, wie wir sie kennen, würde ohne den amerikanischen Süden nicht existieren. Sie ist funky und gefühlvoll. Sie ist einfach und komplex.“

Mit (dem) „Southern Star“ hat der Grammy-nominierte Sänger, Songwriter und Musiker Brent Cobb zweifellos wieder die richtige Orientierung zurück gefunden.

Ol‘ Buddy Records (2023)
Stil: Southern Country Soul

01. Southern Star
02. It’s A Start
03. Livin‘ The Dream
04. Patina
05. ‚On’t Know When
06. Kick The Can
07. Devil Ain’t Done
08. Whan Country Came Back To Town
09. Miss Alter
10. Shade Tree

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