The Bacon Brothers – Ballad Of The Brothers – CD-Review

Review: Michael Segets

Die Bacon Brothers treten seit dreißig Jahren als Band öffentlich in Erscheinung. 1997 brachten die Geschwister Michael und Kevin Bacon ihren ersten Longplayer „Forosoco“ heraus. Nach dem Albumtitel bezeichnen sie die Richtung ihrer Musik, die sich als Mischung aus nahezu sämtlichen populären Stilen darstellt. Dies kann interessante Resultate hervorbringen, meist empfinde ich solch breit angelegten Projekte aber eher als anstrengend. Da kommt der Banause zum Vorschein, der die filigranen künstlerischen Feinheiten nicht richtig zu würdigen weiß.

Der mit mehreren Emmy-Awards ausgezeichnete Michael Bacon betätigt sich vorwiegend als Komponist von Soundtracks. Kevin Bacon hat seinen eigenen Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame und zählt seit seinen frühen Erfolgen mit „Diner“ und „Footloose“ zur ersten Riege der amerikanischen Schauspieler. Bekannter Schauspieler zu sein und gute Musik zu machen, schließt sich nicht aus, wie beispielsweise Kevin Costner und Kiefer Sutherland beweisen.

Die beiden Bacons nehmen ihr Bandprojekt ernst und machen mit „Ballad Of The Brothers“ das Duzend ihrer gemeinsamen Longplayer voll. Die Songs wurden zu gleichen Teilen von den Geschwistern geschrieben, zwei unter Beteiligung weiterer Co-Autoren. Darüber hinaus finden sich zwei Cover auf der CD. In den von Ridley Sharp stammende Klassiker „Dreams Of The San Joaquin“, den beispielsweise schon Linda Ronstadt und Kenny Rodgers gesungen haben, wird die Begleitstimme von Cindy Alexander reingemischt. Die Bacon Brothers interpretieren die Americana-Ballade sehr reduziert und beschränken sich im Wesentlichen auf den durch ein Klavier begleiteten mehrstimmigen Gesang. „We Belong“, das für Pat Benatar zum Hit wurde, ist das zweite Coverstück. Der sowieso gute Song wird von den Bacon Brothers gitarrengetrieben, roots-rockig durchgespielt – eine gelungene Version und ein Highlight auf der CD.

Ebenfalls an die Rockmusik der 1980er erinnert der Opener „Take Off This Tatoo“. Das zweite Highlight des Albums überrascht mit einem Geigenpart, der traditioneller Weise von einer E-Gitarre übernommen wird. Ebenfalls auf der Habenseite lässt sich die Single „Put Your Hand Up“ verorten. Mit seinen Bläsern geht der Sound in Richtung Motown und lässt dementsprechend deutlich Soul mitschwingen. Der findet sich auch in einer erdigeren Variante auf „Old Bronco“. Das experimentelle Ende des Tracks schmälert allerdings dessen Hörgenuss. Auch für den Abschluss von „Losing The Night“ wählen die Bacon Brothers einen seltsamen Ausklang.

Verzichtbar sind in meinen Ohren „Airport Bar“ sowie das jazzige Instrumentalstück „Freestanding“. Mit den beiden langsameren „Let That Be Enough“ und „Live With The Lie“ schlagen die beiden Protagonisten eher konventionelle Töne an. Vor allem der erstgenannte Song wirkt dabei etwas schulzig. Anders als die beiden Beiträge bleibt der Titeltrack „Ballad Of The Brothers (The Willie Door)“ im Gedächtnis. Nach einem Geigenintro legt die Mischung aus Moritat und Country los. Geschildert wird ein fiktive Roadtrip zweier Brüder, die unverhofft zu lokalen Musikstars aufsteigen. Der Song ist eine Hommage an die Dance Halls. Die Gruene Hall als älteste von ihnen steht seit 145 Jahren in Texas. Auf sie, in der beispielsweise Willie Nelson einige legendäre Konzerte spielte, nimmt der Text explizit Bezug.

Die Bacon Brothers schöpfen aus einer breiten Palette musikalischer Traditionen und mischen diese auf „Ballad Of The Brothers“. Nicht jede ihrer musikalischen Einfälle zündet. Dort, wo ihr Sound in den 1980ern verhaftet bleibt, gelingen die besten Songs. Die rockige Eigenkomposition „Take Off This Tatoo“ und die rootsige Coverversion von „We Belong“ sind daher mit Abstand die Favoriten des Albums.

Forosoco Music/40 Below Records – Proper/Bertus (2024)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. Take Off This Tattoo
02. Losing The Night
03. Put Your Hand Up
04. Dreams Of The San Joaquin
05. Old Bronco
06. Airport Bar
07. We Belong
08. Let That Be Enough
09. Ballad Of The Brothers (The Willie Door)
10. Freestanding
11. Live With The Lie

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Kiefer Sutherland – Bloor Street – CD-Review

Review: Michael Segets

Künstlerische Begabungen sind häufig nicht auf einen Bereich beschränkt. John Mellencamp malt, Bryan Adams fotografiert, Little Steven schauspielert. Auch einige Schauspieler und Schauspielerinnen wagen sich an die Musik. Häufig schwingt dabei das Vorurteil mit, dass die in einem Feld erworbene Popularität ausgenutzt wird, um ein Hobby zu vermarkten. Dieser Verdacht bestätigt sich aber nicht immer. Beispielsweise Kevin Costner, Billy Bob Thornton mit The Boxmasters oder Kiefer Sutherland zeigen, dass sie auch musikalisch etwas zu bieten haben und dort professionell unterwegs sind.

Kiefer Sutherlands zweiter Longplayer „Reckless & Me” überzeugte auf ganzer Linie und verzeichnete vor allen Dingen in Großbritannien mit Top-Ten-Plazierung in den Album-Charts und dem Spitzenplatz auf der Country-Liste Erfolge. Drei Jahre nach dieser Scheibe legt der Kanadier nun mit „Bloor Street“ nach, wobei ihm wieder ein lohnendes Werk gelungen ist.

Sutherland widmet sich nun eher dem Heartland Rock als dem Country. Lediglich der letzte Track „Down The Line“, der an Scott Miller erinnert, trägt deutliche Country-Züge. „Two Stepping In Time“ weckt hingegen Reminiszenzen an Bruce Springsteen und sein Album „Tunnel Of Love“ in den ausgehenden 1980ern. Fast alle Titel bewegen sich im mittleren Tempobereich und folgen in ihren Strukturen dem klassischen Songaufbau, sodass sie in drei bis vier Minuten durchgespielt sind. Sutherland kennt die Ingredienzien guter Songs und verzichtet auf Experimente. Dabei erzeugen Keys manchmal einen volleren Klang („Lean Into Me“), manchmal konzentriert sich Sutherland auf einen erdigen, rootsrockigen Sound („Set Me Free“). Durch einen R&B-Groove sticht „Goodbye“ unter den Titeln hervor.

Beim nostalgischen Titeltrack, der zugleich als erste Single fungiert, geht es um die Rückkehr zu den Stätten der Kindheit und Jugend. Meist beschäftigen sich die Songs aber mit unterschiedlichen Stationen von Beziehungen („Chasing The Rain“, „Nothing Left To Say“). Besonders gelungen fängt „So Full Of Love“ die Schmetterlinge im Bauch ein, die eine frische Liebe mit sich bringen. Der lockere Song geht direkt ins Ohr. Vom Storytelling her gesehen, ist „County Jail Gate“ der anspruchsvollste Song. Mit dem Reinrutschen in eine Verbrecherkarriere und dessen Konsequenzen greift Sutherland einen Themenkreis auf, der im Rootsrock gängig ist. Er setzt ihn mit Klavier und Slide atmosphärisch um.

Kiefer Sutherland beweist mit „Bloor Street“ Konstanz. Ihm gelingt erneut ein hörenswertes Album, auf dem er seinen Midtempo-Stücken rockige Töne mitgibt. Die Titel sind zwar dem konventionellen Songwriting verhaftet, dabei variiert er jedoch deren Atmosphäre, sodass keine Langeweile aufkommt. Sutherland unterhält also nicht nur auf der Leinwand sehr gut, sondern auch aus den Lautsprechern.

Mit „Violence Of Action“ und der Serie „The First Lady“ stehen zwei Projekte vor der Veröffentlichung, die Sutherland wieder vor der Kamera zeigen. Zudem soll Ende Januar seine Europatour in England starten und ihn auch nach Deutschland führen.

Cooking Vinyl/Indigo (2022)
Stil: Heartland Rock

Tracks:
01. Bloor Street
02. Going Down
03. Two Stepping In Time
04. So Full Of Love
05. County Jail Gate
06. Goodbye
07. Lean Into Me
08. Chasing The Rain
09. Nothing Left To Say
10. Set Me Free
11. Down The Line

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