Copperhead County, 23.09.2023 – Musiekcentrum De Bosuil, Weert, Konzertbericht

Ende letzten Jahres zählten Copperhead County mit ihrer starken CD „Homebound“ zu den positiven Überraschungen, jetzt ergab sich die Gelegenheit im nicht ganz soweit von uns entfernten und immer wieder gerne besuchten Musiekcentrum De Bosuil im niederländischen Weert, on top ihre Live-Qualitäten auf die Probe zustellen.

Auch diesmal hatte ich vorab schon ein gutes Gefühl, einen tollen Abend erleben zu werden. Und so machten Kollege Jörg (Foto), Driver Peter und meine Wenigkeit uns auf den Weg und mussten bei Ankunft im Ortskern von Weert direkt feststellen, dass dort in Folge eines Volksfestes ordentlich menschlicher Betrieb herrschte.

Der schwappte leider nicht, beziehungsweise nur sehr bedingt, auf das etwas abseits von dort gelegene Musiekcentrum De Bosuil über, so fanden sich maximal 60-80 Leute in der wieder vom feinsten (Bühne, Licht, Sound) vorbereiteten Location ein. Pünktlich wie die (niederländischen) Maurer legte das Sextett um den Fronter Corvin Silvester um 21:15 Uhr mit dem flockigen Opener „Solid Ground“ vom o. a. Werk los, der eigentlich auch schon als Blaupause für den gesamten Verlauf des 22 Stücke (inklusive zweier Zugaben) umfassenden Programms, bestehend aus melodischem, abwechslungsreichen Country, Roots- und natürlich schwerpunktmäßig Southern Rock fungierte.

Mit Corvin Silvester (mit neuer schnittiger Kurzhaarfrisur) hat das Ensemble einen nicht nur kreativen, sondern auch ganz starken, charismatischen und überaus amerikanisch singenden Fronter, wie es in der Tradition der großen Southern Rock Band ja eigentlich schon Vorschrift ist. Ein echtes Pfund!

Dazu hat er eine starke und auf den ersten Blick sofort sympathisch wirkende Begleitmannschaft um sich versammelt, von deren guter Chemie untereinander und Spielfreude man förmlich sofort mitgenommen wurde. Der hervorragende Gitarrist Robert van Voorden (überwiegend auf einer Telecaster agierend) beherrscht das Große Einmaleins der Southern Rock E-Gitarrenspielkunst (immer wieder auch mal mit Corvin in kleinen Twinparts verstrickt) nahezu perfekt, Bassist Johan van Dijk erzeugte einen fetten Groove und Backgroundsängerin Lotte den Hertog lieferte mit einigen Solo-Leads, samt toller Alt-Stimme, eine klasse Vocal Performance. Alle vier brillierten auch mit vielen perfekten Harmoniegesängen in der Tradition der Outlaws.

Aufgrund ihrer Positionen auf der Bühne eher im Hintergrund agierend, wussten aber auch Alex Stolwijk (mit kräftigem Drumming) und der rauschebärtige Zottel Jordy Duitscher (mit sehr einfühlsamen Keys) ihren erheblichem Beitrag zur starken Teamleistung beizusteuern.

Ganz besonders positiv steht bei mir zu Buche, dass die neue CD „Homebound“ komplett vorgestellt wurde (plus diverser Stücke vom Debüt und ihrer EP), ich persönlich hätte vielleicht, wie auch schon im CD-Review angemerkt, nur das überragend gespielte „Quickdraw“ mit dem southern-typischen E-Gitarrenfinish als finales Stück an das Ende des Hauptteils gestellt (quasi in „Freebird“-Tradition), wobei auch das hier positionierte, rassige „Brothers“ im Stile von Doc Holliday und den Outlaws sicherlich ebenfalls eine absolut gute Wahl ist.

Als erste Zugabe gab es dann, zum Bandnamen passend, eine launig stampfende Heartland-Version des Steve Earle-Klassikers „Copperhead Road“ und mit „Enjoy The Ride“ (ja, uns hat dieser Ritt mit Copperhead County an diesem kurzweiligen Abend wirklich sehr gut gefallen!) nach ca. einer 1 3/4 Stunde Spielzeit den gelungenen Rausschmeißer.

Nach dem Gig hatten wir dann noch die Gelegenheit mit Corvin und Drummer Alex ein bisschen zu plaudern, wobei wir erfuhren, dass im nächsten Jahr u. a. in Lauchhammer (Real Music Club) und Isernhagen (Blues Garage) ein paar Gigs in unseren Landen geplant sind. Wir deuteten an, dass auch die Southern Rock-verrückte Kulturrampe in Krefeld vielleicht eine tolle Option wäre (Pille, vielleicht geht da ja noch was in diesem Jahr…?) und regten eine zeitnahe Kontaktaufnahme an.

Wenn Silvester & Co. ihre positive Energie auch weiterhin so in Kreativität ummünzen können, werden wir es in Zukunft bei Copperhead County mit einen absoluten Spitzenact der europäischen Southern Rock-Zunft zu tun bekommen, der sich auch nicht hinter den aktuell präsenten Vertretern der US-Szene verstecken braucht. Diese tolle Band sollte jeder Southern Rock-Liebhaber auf seinem Notizzettel stehen haben!

Line-up:
Corvin Keurhorst-van Wees (Corvin Silvester) – guitars, vocals
Robert van Voorden – guitars, bgv
Johan van Dijk – bass, bgv
Alex Stolwijk – drums
Jordy Duitscher – keys, percussion
Lotte den Hertog – bgv, lead vocals, percussion

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Musiekcentrum De Bosuil Weert

Scott Weis Band – 15.09.2023, Blue Notez Club, Dortmund – Konzertbericht

Was für ein herrlicher Abend gestern im Blue Notez in Dortmund. Erneut ließ mich mein Bauchgefühl nicht im Stich, dass es mit der Scott Weis Band einen lohnenswerten Gig geben würde. Aufgrund meiner beruflichen Situation bin ich ja seit geraumer Zeit gezwungen, bei Konzerten etwas kürzer zu treten. Deshalb ziehe ich es mittlerweile vor, Acts zu besuchen, die hier nicht in inflationären Ausmaßen auftreten oder, die ich halt bis dato eher wenig bis garnicht gesehen habe.

Die Scott Weis Band hatte mir ihr ‚Empfehlungsschreiben‘ mit ihrem starken aktuellen Album „Raise Your Hands“ zugesendet, das Vorgängerwerk „Simmer Me Down“ hatte der Kollege Schneider bei uns beleuchtet. Pünktlich um 20:00 Uhr rockte das Trio um den erkälteten Leader Scott Weis, samt seiner Rhythmusfraktion, bestehend aus dem schon fast klassisch geschult wirkenden Bassspieler Robert Kopec und dem kräftigen Drummer Roger Voss mit dem Opener „One Good Reason“ ordentlich los.

Beim Titelsong des oben erwähnten Albums „Simmer Me Down“ kam zum ersten Mal auch die Harp bei Weis zum Einsatz. Im ersten von insgesamt zwei Sets plus einer Zugabe, waren es allerdings neben den stark gespielten Stücken „Raise Your Hands“, dem psychedelischen „Mindless“ und „Bitch Please“ (alle von der neuen CD), vor allem die überragenden Coverversionen von Chris Stapletons „Tennessee Whiskey“ (danke dafür, dass ich diesen tollen Song das erste mal live in meinem Leben und dann noch mit solch tollen E-Gitarrenpassagen hören durfte) und „With A Little Help From My Friends“ mit virtuosem Bassintro, die besonders herausragten. Vor allem beim letztgenannten Klassiker, hätte man angesichts Scotts superrauen Stimme an diesem Abend mit verbundenen Augen fast auf eine Reinkarnation von Joe Cocker getippt.

Bei „Helpless“ gab es die Spitze in Richtung Ihres Radio-Promoters Rick Lusher (der sich dafür verantwortlich zeichnet, dass wir immer wieder, wie auch im Fall der Scott Weis Band, mit schönen Scheiben direkt aus Amerika bemustert werden), der behauptete, dass man diesen Song in Europa nicht bringen könnte, der dann allerdings Platz 7 der hiesigen Blues-Charts erreichte.

Set 2 enthielt mit „Judgement Day“, den beiden herrlichen Southern Soul-Ohrwürmern „Shine Down“ und „Stay“ (mit „Blue Sky“-Flair) und auch der Killerversion von „Have You Ever Loved A Woman“ (unglaublich hier das Solo mit der Harp in der rechten Hand am Mund und dem gleichzeitigen E-Gitarren-Solo in der linken Hand), auch wieder einen starken „Raise Your Hands“-Anteil.

Dachte man schon, dass jetzt nichts mehr gehen würde, legten die Drei mit dem satt rockenden „“Right Where It Belongs“ und dem Sam & Dave-Evergereen „Something Is Wrong With My Baby“ die nächsten Pfunde auf. Mit „Little Child“, wo Kopec und Voss auch ihre Individual-Qualitäten samt schöner Soli nochmals ausgiebig präsentieren konnten. wurde sich unter frenetischem Beifall verabschiedet.

Klar war natürlich, dass das beeindruckte Blu Notez-Publikum noch einen Zuschlag haben wollte. Weis & Co. ließen sich nicht lange bitten und legten mit „Angelina (Baby Won’t You Please Come Home)“ einen äußerst amüsanten Mitsing-Schunkler nach.

Scott ging dabei durchs klasse mitmachende Publikum, schnappte sich drei Ladies, die dann auf der Bühne eine wirklich gute Figur als Backgroundsängerinnen machten. Eine klasse Interaktion am Schluss, die der Band sicherlich nochmals Sympathiepunkte oben drauf erbrachte. Schade, dass Blue Notez-Hausfotograf Peter Schepers (danke für die tollen Bilder)! leider zu diesem Zeitpunkt wegen Magenproblemen schon den Heimweg hatte antreten musste.

Am Ende sah man eigentlich nur zufriedene Gesichter, der Gig hätte allerdings ohne Zweifel eine deutlich besser besuchte Hütte verdient gehabt. Für mich persönlich ist es tatsächlich das Konzert-Highlight des bisherigen Jahres! Die Scott Weis Band weiß nicht nur in Studio, sondern auch live auf der Bühne absolut zu überzeugen. Muss man in seinem Rockmusikleben gesehen haben!

Line-up:
Scott Weis (lead vocals, electric guitar, harp)
Robert Kopec (bass, bgv)
Roger Voss (drums, bgv)

Bilder: Peter Schepers
Text: Daniel Daus

Scott Weis Band
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Blue Notez Club Dortmund

Stone Water – Make Me Try – CD-Review + Gewinnspiel

Der renommierte Session- und Tourmusiker Robert Wendt hat bei ’seinem‘ neuen Bandprojekt Stone Water aus meiner Sicht alles richtig gemacht. Mit klarem Konzept, ohne persönliche Eitelkeiten (viele Bandleader tendieren ja oft dazu, was auch völlig legitim ist, dementsprechend im Vordergrund zu stehen) hat er ein Kollektiv um sich versammelt, das ohne Zweifel auch höheren internationalen Ansprüchen absolut gerecht werden kann.

Die Songs zum Debüt-Album „Make Me Try“ entstanden überwiegend in der Coronaphase und sprudelten laut eigener Aussage förmlich aus Robert heraus. Neben seiner Rhythmusfraktion mit seinen Kumpels Artjom Feldtser (bass, bgv) und Hanser Schüler (drums, percussion) gelang ihm mit der Hinzunahme des amerikanischen Sängers Bob Beerman (lead vocals, harp) der entscheidende Schachzug, eine Scheibe zu kreieren, bei der man nicht sofort meilenweit gegen den Wind erkennt, dass sie hier aus unseren Sphären stammt.

Wendt gelingt es überzeugend, englische Musik nach dezentem Vorbild der Stones mit gediegenem südstaatlichen Gitarrenflair zu überziehen (er erinnert in seinem Slidespiel oft an Duane Allman, klasse auch beim abschließenden „Melissa“-mäßigen „If You Get Lost“), Beermans rotzige Stimme, irgendwo zwischen Chris Robinson, Kid Rock und Bon Scott liegend, passt hervorragend hervorragend zum planvoll arrangierten Songmaterial. Auch seine punktuell quäkenden Harp-Einlagen laufen nie Gefahr, nervig zu werden. Gut gewählte weibliche Backing vocals von Miriam Thomas und Sylta Fee Wegmann, sowie die Keys-Variationen von Julian Bergerhoff und Hansi Kecker runden das von der Intensität her starke Gesamtwerk ergänzend ab.

Produziert wurde die CD von Hannes Haindl im Schalltona Studio in Hamburg, beim Abmischen assistierte Robert.  Gemastert hat dann Martin Meinschäfer in Arnsberg. 

Der stoneske Einfluss kommt gleich beim Opener „Stony Rock“ zum Tragen und wird gegen Ende mit dem starken „Sweet Charms“ und dem hervorragend gelungenen Stones-Cover „Sway“ nochmals deutlich untermauert.  Der Südstaaten Rock-Anteil, den ich aufgrund Roberts früheren Live-Gitarrenspiels stärker vermutet hätte, beläuft sich hier noch eher im Hintergrund, schimmert aber anhand von Dobro- und Slideeinlagen immer wieder durch.

Vieles geht hier mehr in Richtung rootsigem Rock, vor allem der Ohrwurm „Scarecow“ (mein Lieblingstrack) mit Mellencamp-Flair und das Little Feat-trächtige „Fee Too Well“ lassen das großartige Songwriting-Potential von Robert in seinem ganzen Glanz erscheinen. Auch der melancholisch-progressiv beginnende Titelsong „Make Me Try“ mit seinem psychedelischen Ende hinterlässt bleibenden Eindruck, ebenso wie der straighte Rocker „Second Floor“.

Wenn auch noch nicht auf diesem Album präsent, gibt es noch eine weitere bemerkenswerte Personalie zu vermelden. Mit Ben Forrester hat sich ein weiterer arrivierter Gitarrist dem Quartett angeschlossen, der auch auf der anstehenden Tour schon involviert sein wird. Von ihm erhoffe ich mir insgeheim natürlich eine noch deutlichere Schärfung des Südstaaten Rock-Profils! 

Dies zu überprüfen, sollte dann am 04. November leicht fallen, denn da wird das neue Quintett seine Live-Visitenkarte in unserer geliebten Kulturrampe in Krefeld erstmals abliefern. Es darf dabei gerne dieses  hervorragend gelungene Werk komplett durchgespielt werden.

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Wir verlosen wir ein Debüt-CD-Exemplar von Stone Water.

Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:

Für welchen anderen Act haben Wendt & Co. gewirkt, bevor sie Stone Water ins Leben gerufen haben?

a) Vanja Sky
b) Earth, Wind & Fire
c) KC & The Sunshine Band

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 18.09.2023 an dan@sounds-of-south.de.

Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, die/der dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.

Gewinnerin ist Gabi Busch aus Tostedt

TIMEZONE Records (2023)
Stil: Rock

Tracks:
01. Stony Rock
02. Change
03. Scarecrow
04. Make Me Try
05. Awful Blues
06. Fare Thee Well
07. Second Floor
08. Backdoor Man
09. Sweet Charms
10. Sway
11. If You Get Lost

Stone Water
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Blackwater Bayou – American Dream – CD-Review

Für mich persönlich ist es immer eine besonders große Freude, wenn neue Bands auf dem Southern Rock-Radar erscheinen, vor allem dann, wenn deren musikalisches Potential sofort offensichtlich ist. Das Arkansas-basierte Quartett Blackwater Bayou, bestehend aus Chris Tollett (Guitar, Lead Vocals), Kristofer Freeland (Lead Guitar), Brad Baglio (Drums, Backing Vocals) und Ben Sprouse (Bass) ist wieder so ein Paradebeispiel dafür, dass diese Musik, auch wenn die Heroen der guten alten Zeit von einst, längst nur noch nostalgisches Esprit verströmen, nicht tot zu kriegen ist. 

Blackwater Bayou orientieren sich, wie viele ihrer neuzeitlichen Kollegen, natürlich auch an diesem Liedgut, verstehen es aber eindeutig, ihre eigene Note mit einzubringen. Klasse, wie sie den viel zitierten ‚American Dream‘, direkt beim Opener und Titelsong zugleich, im gesprochenen Intro auf seine wahre Essenz reduzieren: „They share one thing, they all need money!“, um dann in bester Molly Hatchet-„Whiskey Man“-Manier, Gas zu geben.

„Cut You Loose“ mit seinem ZZ Top-„Eliminator“-Touch dürfte insgesamt den hitverdächtigsten Song abgeben. Die zünftigen „Drink To That“ und „Give Away“ (ZZ-Grund-E-Gitarrenrhythmus) mit typischen weiblichen BGVs und knackigen E-Soli dürften ebenfalls der Skynyrd-Fraktion gut gefallen.

Dass sie auch gefühlvoll und atmosphärisch können, beweisen Tracks wie das mit einer Akustikgitarre bestückte „I Felt It“, „Run“ (geht in Richtung Doc Hollidays „Southern Man“) und „No Tomorrow“(fängt ruhig akustikgitarrenbetont an und wird im zweiten Teil episch mit wüsten E-Gitarren).

Bei „Never Come Home“ mit Violinen- und E-Gitarren-Bariton-Klängen lassen die Steel Woods grüßen, klasse hier der Gesang von Chris Tollett, in Paul Rodgers-Manier. Am Ende stampfen die Jungs mit Southern-Metal-artigen E-Gitarren durch den „Chicot Swamp“.

Insgesamt erhält man mit Blackwater Bayous „American Dream“-Scheibe eine kurzweile und abwechslungsreiche Sache ohne viel Schnickschnack und Effekthascherei auf gleicher Höhe wie Acts der Marke Georgia Thunderbolts, Holeman Autry Band, Ole Whiskey Revival, Big Pine Band, etc.  Ob American Dream hin oder her, eines verbindet uns in diesem Kreise am Ende: „We all need Southern Rock!“ 

Eigenproduktion (2023)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. American Dream
02. Cut You Loose
03. Drink To That
04. I Felt It
05. Drive
06. Give Away
07. Run
08. No Tomorrow
09. Never Come Home
10. Chicot Swamp

Blackwater Bayou
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Robert Jon & The Wreck – 05.09.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Da wir in diesem Magazin ja bereits unzählige CD-Reviews, Konzertberichte und auch ein Interview über/mit Robert Jon & The Wreck gebracht haben, möchte ich den Besuch dieses Abends in der Krefelder Kulturrampe, mal als Anlass nehmen, ein wenig die Entwicklung dieser  Erfolgsgeschichte zu beleuchten, denn die hat meiner Ansicht nach viele Väter.

Da gibt es zum einen ihren Teenage Head Music-Promoter Manny Montana, der von Anfang an, an diese Jungs aus Kalifornien geglaubt hat und sie mit umtriebiger Energie und Ausdauer, Jahr für Jahr, nach vorne gepuscht hat.

Da ist natürlich ihr Bandleader Robert Jon Burrison, der es mit seiner Kreativität und seiner charismatischen Gabe geschafft hat, immer wieder das Gefüge seines Kollektivs, auch nach Verlusten von Schwergewichten wie u. a. Christopher Butcher und Steve Maggiora (jetzt bei Toto), mit ebenso guten Musikern in der Waage zu halten.

Natürlich sind auch wir, ohne mit Eigenlob aus der Hose stinken zu wollen, mit ein essentieller Teil davon. Ich kenne kein anderes Musikmagazin oder Medium in unseren Sphären, das dieses Quintett über die lange Zeit, so intensiv publizistisch mitbegleitet hat. Denn es gab auch den Anfang im Jahr 2015, als sie noch vor weniger als 30 Zuschauern hier aufgetreten sind.

Und damit kommen wir zum letzten Teil der Erfolgsgaranten, den Betreibern der vielen Locations, die die Basis für den stetig wachsenden Zuspruch bilden und gebildet haben. Insbesondere ist da Markus ‚Pille‘ Peerlings von besagter Kulturrampe in Krefeld zu nennen, der die Burschen auch nach den ersten unrentablen Auftritten, immer wieder bei sich zu Stammgästen machte.

Wie wir ja alle leider mittlerweile wissen, zieht sich Pille am Ende des Jahres aus der Rampe zurück und wird neue Ufer betreten. Ein herber Verlust für die echte ehrliche Live-Musik von heute, auch wenn es mit der Location weitergeht, kann man sich nicht genug für diese sympathische, geschmackvolle und herzliche Präsenz bedanken. Er wird eine Riesenlücke hinterlassen.

Aus diesem Grund hat jetzt dieser, erstmal offiziell nicht geplante Termin, dann doch noch ihm zu Ehren stattgefunden, sicherlich eine schöne Geste der Dankbarkeit seitens THM und der Band.

Zum Konzert bleibt nicht viel zu schreiben.  Der Blick auf die am Boden liegende recht kurze Setlist ließ schon erahnen, dass es einige längere Tracks geben musste, was sich dann auch bewahrheitete. Nach dem Opener „Pain No More“, „Do You Remember“, „Tired Of Drinking Alone“, „Don’t Look Down“, „Ride Into The Light“ und ihrem Ohrwurm „Oh Carolina“, also mit drei Tracks vom neuen Album inkludiert, die allesamt knackig und straff dargeboten wurden, ging es dann mit dem Beatles-Cover „Come Together“ in die Jam-Phase über.

Wenn Yoko Ono und John Lennon diese furiose Version damals in ihrem Bettchen zu Gehör bekommen hätten, wäre es wohl nix mit „Give Peace A Chance“ geworden, sie wären wohl vor Schreck aus allen Liebeswolken gefallen.

Daran angeschlossen wurde „Last Light On The Highway“ in beiden Parts zelebriert, um dann den Gig mit „Cold Night“ einen weiteren Standardklassiker ihres Songkatalogs in einer halbstündigen Killer-Fassung als Zugabe zu beenden. Hier zeichnete sich besonders Andrew Espantman mit seiner unglaublichen Koordination und seinen maschinengewehrartigen Trommelattacken aus. Auch der ’neue‘ an den Tasten, Jake Abernathie, wusste sich in einem Wechselspiel mit Gitarren-Wizard Henry James in Szene zu setzen.

Am Ende wurden Robert Jon & The Wreck, wie so oft, von den großartig mitgehenden Rampenbesuchern frenetisch gefeiert. Man darf gespannt sein, wo die Reise noch hingehen wird, ich denke, wir werden vermutlich weiterhin mit dabei sein.

Line-up:
Robert Jon Burrison – lead vocals, guitar
Hanry James – lead guitar, vocals
Warren Murrel – bass
Andrew Espantman – drums, vocals
Jake Abernathie – keyboards

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Robert Jon And The Wreck
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Teenage Head Music
Kulturrampe, Krefeld

Robert Jon & The Wreck – 27.08.2023 – Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertbericht

Zum ersten Mal tritt die Southern Rock Band Robert Jon & The Wreck im Zentrum Altenberg in Oberhausen auf und sorgt für eine gut gefüllte Location, was auch bei Wolfgang Stolt, den Macher von Impuls Promotion für gute Laune sorgt. Publikumsfreundlich beginnt die Band um 19 Uhr ihren knapp zweistündigen Auftritt und vom ersten Song „Pain No More“ vom neuen Album „Ride Into The Light“ an, brennt die Hütte.

Die Setlist umfasst Songs der letzten acht Jahre und geschickt sind einige der neuen Stücke in bewährtes Material integriert. Bei „Oh Miss Carolina“ zeigt sich das Oberhausener Publikum gesangsfreudig und unterstützt beim Refrain und den Kaliforniern ist anzumerken, wie sie die Stimmung regelrecht aufsaugen um die Energie bei „Cold Night“ den Fans regelrecht zurück zu feuern. Ganz stark hier, wie sich der Wirbelwind an der Gitarre, Henry Schnekluth, und Jake Abernathie sich zum Ende des Songs mit abwechselnden Soli in einen Rausch spielen und die Stimmung den Siedepunkt erreicht.

Schön ist zu sehen, wie sich Robert Jon Burrison, der charismatische Fronter, zuweilen in den hinteren Bereich der Bühne zurückzieht und mit einem Strahlen in den Augen beobachtet, wie die anderen zeigen, was musikalisch in der Band steckt.

Die beiden Energiebündel Sunnyboy Warren Murrel am Bass und Andrew Espantman an den Drums sorgen für den nötigen rhythmischen Druck, dass die Southern Rock Fans mit Sicherheit ein absolutes Highlight erleben dürfen und spätestens seit dem letzten Jahr Robert Jon & The Wreck den Status eines Geheimtipps verloren haben, sondern ein immer größeres Publikum anziehen.

Wer sich in NRW von der Klasse der Band überzeugen will, dem sei angeraten, entweder am 31.08. in der Kantine Köln open Air oder am 03.09. im Musiktheater Piano, Southern Luft zu schnuppern. Die Zeiten, in denen die Band in kleinen Locations wie der Krefelder Kulturrampe aufgetreten sind, scheinen damit nur noch Nostalgie zu sein, an die man sich gerne zurück erinnert. Robert Jon und seine Mannen haben es sich aber absolut verdient.

Ein kleines Highlight neben der Musik ist auch der Merchandisingstand, an dem es jedes mal Shirts mit starken Designs als Andenken für die Shows gibt und dass sich alle Bandmitglieder am Ende der Konzerte Zeit für die Fans nehmen.
Als Fazit des Abends genügt die Aussage eines älteren Musikfans, den ich schon öfters auch im Zentrum Altenberg getroffen habe, der sagte: „So eine Stimmung habe ich hier noch nicht erlebt“. Wer weiß, wie es beim nächsten Auftritt sein mag, da die Band sich jedes Mal kontinuierlich weiterentwickelt.

Line-up:
Robert Jon Burrison – lead vocals, guitar
Hanry James – guitar, vocals
Warren Murrel – bass
Andrew Espantman – drums, vocals
Jake Abernathie – keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Teenage Head Music
Zentrum Altenberg, Oberhausen

Robert Jon & The Wreck – Ride Into The Light – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Das Wortspiel vom electrifying “Southern Rock aus Southern California” wird bei SoS-Abonnenten und Genre zugewandten Fans sofort Begeisterung hervorrufen. Viele werden dabei auf Anhieb an Robert Jon & The Wreck denken, der Band aus Orange County, Kalifornien, die sich mittlerweile in die berühmte Musikszene des Countys (u. a. Jackson Browne, Social Distortion, Bad Religion, The Offspring) einreiht. Bereits seit längerer Zeit besteht eine fast freundschaftliche Verbundenheit von SoS mit der 2011 gegründeten Formation (siehe u. a. unser Interview vom 29.05.2016).

Dass damals bereits schon ein ausgesprochen “guter Riecher” die substantielle Energie und zukunftsweisende Spielweise von Robert Jon & The Wreck erkannt hat, zeigen mittlerweile über 10 SoS-Konzertberichte, die mit dem ungebrochen wachsenden Interesse der Fans einhergehen. Die sehr produktiven “native California sons” veröffentlichen derweil ihr neues Studioalbum “Right Into The Light”. Der Longplayer setzt sich zusammen aus den 4 Songs der “One Of A Kind”-EP (2023), die mit den legendären Produzenten Don Was und Dave Cobb eingespielt wurde. Sie enthält neben dem echten Aufreißer-Titel “Pain No More” – bitte passende Lautstärke nicht vergessen – den Country Rocker “Who Can You Love”, der spielerisch an die Eagles erinnert, sowie den klassischen Hard Rock-Track “Come To Me”, und den Titelsong, bei dem es spätestens bei der Live-Performance keinen mehr auf den Sitzen halten dürfte!

Inzwischen hat auch Joe Bonamassa seine Unterstützung für Robert Jon & The Wreck partnerschaftlich eingebracht und produzierte auf seinem Label Journeyman Records zusammen mit Josh Smith den Ohrwurm “West Coast Eyes”, eine Gänsehaut-Hymne inklusive Super-Slide-Charakter. Des weiteren konnten RJ&TW Toningenieur Kevin Shirley für die Aufnahmen begeistern. Mit “Bring Me Back Home Again“ – Southern-Rock vom Feinsten – dem rasanten Country-Rock-Track “Don’t Look Down” und dem midtempo Titelsong “Ride Into The Light” sind drei neue Straightforward Hochkaräter als mitreißende Stücke dabei, die sämtlich zum early, golden Seventies-Sound des Genres im Stil von Lynyrd Skynyrd, den Eagles oder Poco gehören könnten.

Als modernes “Gesicht” der manchmal altehrwürdigen Southern-Rock-Generation spielen Robert Jon & The Wreck inzwischen ihr eigenes volles Spektrum der musikalischen Richtung und verbinden auch auf dem neuen Album “Ride Into The Light” mit breiter Brust den Americana Country, den West Coast Rock mit den urtümlichen Southern Blues Elementen, stets geradlinig, mit Herzblut und Leidenschaft. In den kommenden Wochen sollte man daher auch die Gelegenheit wahrnehmen, Robert Jon und seine Band wieder live auf der Bühne zu erleben.

Journeyman Records (2023)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Pain No More
02. Who Can You Love
03. Come At Me
04. One Of A Kind
05. Bring Me Back Home Again
06. West Coast Eyes
07. Don’t Look Down
08. Ride Into The Light

Robert Jon & The Wreck
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Another Dimension

Holman Autry Band – Souvenirs – Digital-CD-Review

Die Holman Autry Band stammt, wie auch einige diverse andere hochkarätige Southern Rock-Acts (u. a. Blackberry Smoke, The Geogia Thunderbolts), aus Georgia und existiert schon seit guten zwanzig Jahren.

Das Quartett, bestehend aus Lead Guitar/Vocals: Brodye Brooks (Lead Guitar/Vocals), Josh Walker (Rhythm Guitar/Vocals), Casey King (Bass Guitar/Vocals) und Brandon Myers (Drums) dürfte in unseren Breitengraden allerdings durch ihre bisherige Nicht-Live Präsenz, wenn überhaupt, nur unserer Leserschaft, dank der veröffentlichten CD-Reviews, oder der üblichen Southern Rock Hardcore-Fangemeinde bekannt sein, die sich eh für alles rund um diese Musik interessiert.

Das neue digitale Doppel-CD-Werk „Souvenirs“ wird zunächst erstmal nur auf allen üblichen Streaming-Plattfomen erhältlich sein und beinhaltet quasi ein „Best-Of“ ihrer, eher im Singer-/Songwriter-Stil performten Stücke (es sind aber trotzdem allesamt southern-rock-typische Tracks), wobei, wie es der Zufall will, genau die von uns bereits besprochenen Werke „Sweet Southern Wind„, „Electric Church“ und „Roots„, ihrer bis dato fünf veröffentlichten Alben, den Schwerpunkt bilden.

Somit sind für den Rezensenten am Ende lediglich die beiden Songs „St. Andrews Cross“ (erinnert ein wenig an Skynyrds „Coming Home“) und das shufflige, mit schönen Twin-Gitarren am Ende gespielte „Press On“ (beide von der EP „The Nashville Sessions“) Neuland.

Da ich aufgrund der immer zu besprechenden Neuveröffentlichungen allerdings so gut wie nie Zeit habe, mich mit früheren Tonträgern zu beschäftigen, ist die Zusammenstellung mal wieder eine willkommene Abwechslung und auch eine schöne Gelegenheit, sich die Holman Autry Band wieder zurück ins Gedächtnis zu befördern.

Besonders zu erwähnen sind natürlich mit „Sweet Southern Wind“ und „In A Little While“ zwei Stücke, bei denen kein geringerer als Chuck Leavell an den Keys mitgewirkt hat und auch diese ganzen luftig-leichten Southern-Schunkler wie  „It Ain’t Bitter“, „Sunset On The Water“, „Dam Fishing“ oder „The Grass Can Wait“, die einfach nur gute Laune versprühen.

Anhänger der Charlie Daniels-/Marshall Tucker Band-Fraktion werden sofort bei Songs wie „Gypsy“ und „Last Rites“ begeistert sein.

Somit wäre „Souvenirs“ eine gute Einstiegsmöglichkeit für die heute, eher handy-verspielte Generation, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Dem Rest, der gerne noch Musik auf der heimischen Anlage im Wohnzimmer hört, sind natürlich auch die physikalischen Tonträger der Holman Autry Band ans Herz gelegt, die sich ausnahmslos auch in ihrer Gesamtheit lohnen. 

Eigenproduktion (2023)
Stil: Southern Rock

Album Track List: CD 1
01. Sweet Southern Wind
02. St. Andrews Cross
03. Gypsy
04. Last Rites
05. I Ain’t Bitter
06. Cotton Gin
07. In A Little While
08. The Fall
09. Roots
Album Track List: CD 2
01. Sunset On The Water
02. Small Price
03. Square
04. Glory Days
05. Something Old
06. Dam Fishing
07. State Of Peace
08. The Grass Can Wait
09. Press On

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Handsome Jack – A Good Thing – EP-Review

Review: Michael Segets

Die Europa-Tournee von Handsome Jack ist gerade zu Ende gegangen und die drei Jungs dürften wieder in den Vereinigten Staaten, genauer in Lockport, New York, angekommen sein. Für Juli sind in Amerika zumindest wieder einige Auftritte angekündigt. Die Tour durch Europa wurde von Teenage Head Music organisiert und somit die Station in der Krefelder Kulturrampe quasi vorprogrammiert. Bei dem schweißtreibenden Konzert am 19.05.2023 spielten Jamison Passuite (guitar/vocals), Joey Verdonselli (bass/vocals), and Bennie Hayes (drums/vocals) solange Zugaben, bis sie keine Stücke mehr im Repertoire hatten. Der Gig bleibt als voller Erfolg für Band und Publikum in Erinnerung.

Ein Höhepunkt des Abends war „A Good Thing“, der Titeltrack der EP, die für den Ausflug auf den alten Kontinent eingespielt wurde. Auch auf der Scheibe ragt die Southern Rock-Nummer unter den Titeln heraus. Sehr gelungen ist zudem das gradlinige „Shop Around“, das ebenfalls im Southern-Style rockt und darüber hinaus mit einem vollen Backgroundchor punktet. Entspannt geht es bei „Natural Thing“ und „Nobody Left To Love You“ zu. Handsome Jack setzt bei diesen Tracks wiederrum auf ausgiebigen Harmoniegesang, wobei vor allem der letztgenannte Song in Richtung West Coast weist.

In den letzten sechzehn Jahren veröffentlichte Handsome Jack fünf Alben und mit „A Good Thing“ ihre dritte EP. Die Covergestaltungen sind zumeist an das Artwork der 1970er Jahre angelehnt. „A Good Thing“ bildet da keine Ausnahme. Es ist außen vor allem bunt, in der Innenseite blicken einem Keramik-Katzenköpfe, ein Gartenzwerg und ein Buddha entgegen. Das Design der EP ist also fragwürdig, die Musik ist es nicht. Handsome Jack empfiehlt sich mit ihr nicht nur für Konzerte.

„A Good Thing“ von Handsome Jack ist eine gute Sache. Die fünfzehn Minuten zwischen Southern Rock und West Coast leiten einen sommerlichen Abend mit kühlen Getränken angemessen ein.

Alive Naturalsound Records (2023)
Stil: Southern Rock, West Coast

Tracks:
01. A Good Thing
02. Shop Around
03. Natural Thing
04. Nobody Lef To Love You

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Alive Naturalsound Records

38 Special – Live At Rockpalast 1981 – CD-/DVD-Review

Fast unglaubliche 42 Jahre ist dieses Event jetzt her und ich könnte mir heute noch in den Allerwertesten beißen, nicht mit dabei gewesen zu sein. Ich verweilte zu dieser Zeit auf einem vierwöchigen Mallorca-Trip. Somit ist es mir bis zum heutigen Tag nie vergönnt gewesen, 38 Special einmal live erleben zu können.

Was für eine Besetzung damals auf dem Open-Air-Festival mit weiteren Acts wie Nine Below Zero, Thin Lizzy und den Outlaws!

Nachdem der Gig der Outlaws vor einigen Jahren hier bereits besprochen worden war, hat MIG Music den Auftritt von 38 Special ebenfalls in einem schönen CD-/DVD-Package aufgelegt. 38 Special befanden sich zu dem Zeitpunkt in der kreativen und spielerischen Blüte ihres Daseins und realisierten in dieser Phase mit den Alben „Rockin‘ Into The Night“ und dem brandaktuellen „Wild Eyed Southern Boys“ (ihr erstes Top-20-Werk) den Übergang vom klassischen Southern Rock zum mehr Mainstream-orientierten AOR.

Wenn man die Band nach so langer Zeit vor sich sieht, ist das erste, was mir früher nie so im Sinn war, die Typenähnlichkeit der einzelnen Charaktere zum, nach dem Flugzeugabsturz nicht mehr existierenden Aushängeschild Lynyrd Skynyrd. Unverkennbar Donnie Van Zant als Bruder von Ronnie und Johnny, für mich bis heute der mit der markantesten Stimme der Brüder, der introvertierte Don Barnes quasi als Gary Rossington-Pendant, Jeff Carlisi ein wenig Steve Gaines ähnelnd, Larry Junstrom mit gleicher Hutbedeckungs-Vorliebe wie Leon Wilkeson, Jack Grondin mit gestähltem nackten Oberkörper und wilder Matte auf Artimus Pyle-Pfaden und selbst bei den Background-Sängerinnen Lu Moss und Carol Brixton könnte man dezente Parallelen zu Leslie Hawkins und Joe Billingsley attestieren.

38 Special waren an diesem 29.08.1981 als zweiter Act am Start und lieferten eine energiegeladene Rock-Show par excellence ab. „Turn It On“ entpuppte sich dabei als idealer Opener. Donnie Van Zant (den schwarzen Hi-Roller des Bruders tragend) sang in Bestform und wirbelte teilweise wie von der Tarantel gestochen auf und außerhalb Bühne, bei einigen Stücken bediente er sogar die dritte E-Gitarre, allerdings da wohl mehr in Alibi-Funktion. 

Jeff Carlisi brillierte als quirliger Lead-Gitarrist, dem auch Don Barnes als zweiter Band-Chefr (auch mit diversen Lead vocals-Einsätzen) in Nichts nachstand, während Junstrom und Grondin die treibenden Rhythmusgeber waren. Moss und Brixton sorgten für die Southern-typischen Backgroundgesänge.

So heizte die Truppe aus Jacksonville, das damals noch wohltuend zu sehende, Handy-freie Publikum ordentlich ein, und musste am Ende mit dem fetzigen CCR-Klassiker „Fortunate Son“ (gesungen von Barnes) noch eine wohlverdiente Zugabe nachlegen. Mir hat es großen Spaß gemacht, nach so langer Zeit, dann doch noch in den Genuss dieses Konzerts gekommen zu sein. Im Booklet gibt es schöne Schwarz-Weiß Bilder vom Gig und einen von Don Barnes aktuell verfassten Begleittext.  Ein gelungenes Zeitzeugnis und absolutes Muss für Southern Rock-Sammler.

MIG Music (2023)
Stil: Southern Rock

01. Turn It On
02. First Time Around
03. Stone Cold Believer
04. Robin Hood
05. Wild Eyed Southern Boys
06. Hold On Loosely
07. Back Alley Sally
08. Around And Around
09. Rockin‘ Into The Night
10. I Been A Mover
11. Fortunate Son

38 Special
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