Die Würzburger Band Leaving Spirit veröffentlicht mit “Guide To The Spirit World” innerhalb von 5 Jahren bereits ihr drittes Album. Der gesamte Produktionsprozess des Longplayers, einschließlich Songwriting, Mastering, Cover-Design und Promotion, ist komplett in Eigenregie abgelaufen.
Mit “Freak Show” beginnt die intensive Spurensuche auf dem Weg zur “Spirit World”, die, wie sie es ausdrücken, “durch staubige Wüsten, Kakteenlandschaften und unendliche Horizonte” führt. Die Ballade “Holy Mountain Man” – im Stile sehr früher Deep Purple oder Julie Driscoll Einflüsse – inklusive schöner Guitar/Organ-Soli und mit Frontfrau Paula Frecot an den Vocals wird so zu einem Favoriten des Longplayers.
Mit southern-soundigen Klängen erweitert “Bad Dream” die abwechslungsreiche Tracklist durch angenehm, warme, bluesige Stimmungsbilder. Die Song-Palette umfasst auch temporeiche, hard-rockin’ Tracks, auf denen (u. a. “I Don’t Care” und “Ol’ Frina”), die Keyboard-Sounds herausragen. Zum guten Schluss bietet “Old Austin” einen Ohrwurm Refrain, der seinen feinen Vorbildern im Südstaaten-Blues Rock gewachsen ist und zur Live-Hymne ausgebaut werden kann.
Nach den Alben “Things Change” (2019) und “100% Leaving Spirit” (2022) haben Leaving Spirit eine Scheibe eingespielt, die musikalische Identität und Verbundenheit mit dem Blues- und Roots Rock-Genre erkennen lässt. Auf der upcoming Tour, die insgesamt 40 Konzerttermine (davon 28 in Deutschland) umfasst, sollte jeder unbedingt die Live-Möglichkeit für den Southern Rock – Made in Germany – ergreifen.
Eigenproduktion (2024) Stil: Blues Rock, Roots Rock, Southern Rock
Tracks: 01. Freak Show 02. Golden 03. Holy Mountain Man 04. Bad Dream 05. Ride A Wild Horse 06. I Don’t Care 07. Ol‘ Frina 08. Night Of Justice 09. Old Austin
Nachdem die einstigen Aushängeschilder des Southern Rocks in kreativer Hinsicht mittlerweile das Handtuch endgültig geworfen zu scheinen haben, lassen die aktuellen Platzhirsche Blackberry Smoke mit ihrem 8. Studiowerk „Be Right Here“ (VÖ 16.02.2024) erneut aufhorchen. Leader Charlie Starr zieht wieder alle Register in Sachen tollem Southern Rock-Songwriting (u. a. humorvolle Texte, klasse Instrumentierung und Gesang, HT-Piano, weibliche Backs, herrliche E-Soli).
Das Album wurde im historischen RCA Studio A in Nashville und in Cobbs Georgia Mae in Savannah aufgenommen. Neben der Band – Charlie Starr (Gesang, Gitarre), Richard Turner (Bass, Gesang), Brit Turner (Schlagzeug), Paul Jackson (Gitarre, Gesang) und Brandon Still (Keyboards) – sind Preston Holcomb (Schlagzeug) und Benji Shanks (Gitarre) sowie The Black Bettys als Gastmusiker mit von der Partie.
Wenn man sich direkt mit dem stampfenden Opener „Dig A Hole“ in Sphären eines Klassikers wie „Restless“ bewegt, erzeugt man sofort viel Freude, aber auch natürlich auch eine hohe Erwartungshaltung, was den Rest der Stücke betrifft. Diesem werden Starr & Co. im weiteren Verlauf spielend leicht gerecht.
Allein schon das launig anschließende „Hammer And The Nail“, startend mit einer fluffigen Akustik-Hook, in einen herrlichen Southern Boogie mit tollen E-Soli übergehend, lässt die Euphorie unweigerlich steigen. Starr singt hier im Refrain nach dem Motto ‚der Apfel fällt nicht weit vom Stamm‘ voller Selbstironie:
„Sometimes you’re the hammer sometimes you’re the nail Like my Daddy before me This is where the apple fell Beatin the odds and comin up roses Ain’t my story to tell The whole world swings the hammer And I’m the nail“
Gerade in diesem Track als auch bei weiteren Southern Boogies wie „Like It Was Yesterday“, „Don’t Mind If I Do“ und „Little Bit Crazy“ (mit famoser Beteiligung der Black Betties im Acapella-Intro und den Backing Vocals) schimmert der imaginäre Einfluss der Georgia Satellites diesmal besonders durch.
Aber auch bei Lieder wie dem beatlesken „Be So Lucky“ oder dem JJ Cale-umwehten „Watchu Know Good“ (grandioser Song) lässt Starr die ganze Variabilität seines Songwritings aufleuchten.
Allman-Fans kommen beim country-folkigen „Azalea“ und dem großartigen „Other Side Of The Light“ auf ihre Kosten, wo in Duane Allman-Manier wild geslidet wird, Mit einem atmosphärischen Progressiv-Midtempo-Stück Marke „The Whippoorwill“ mit leichtem Country-Touch (gospelige weibliche Backs) und heulenden Twins, beenden Blackberry Smoke ein echtes Meisterwerk.
Über den Aufnahmeprozess sagt Starr: „Wir nehmen immer live zusammen auf, aber dieses Mal hatten wir alle unsere Verstärker und Schlagzeuge und alles im selben Raum. Es ist einfach so natürlich und so echt wie möglich. Das letzte Album war auch sehr roh, aber bei diesem Album erinnere ich mich an verschiedene Momente, in denen ich sagte: ‚Ich denke, wir sollten das neu machen‘, und Dave meinte: ‚Nein, lass es so. Auf diese Weise ist es magisch.’“ Womit Cobb aus meiner Sicht absolut Recht hatte.
Bei Ihrem letzten Besuch bei uns in Deutschland hatte die Band auch in Live-Hinsicht mit der Hinzunahme von Preston Holcomb und Benji Shanks ins Line-up, trotz des schon vorhandenen hohen Niveaus bewiesen, dass durchaus noch Steigerungspotential vorhanden ist. Die Einbindung zusätzlicher weiblicher Backgroundsängerinnen wie den Black Betties, wäre vielleicht jetzt zur neuen Tour eine weitere überlegenswerte Option.
Wer auf hochklassigen Southern Rock vom Branchenführer steht, ist bei dem neuen Album „Be Right Here“ von Blackberry Smoke genau an der richtigen Stelle.
01. Dig A Hole 02. Hammer And The Nail 03. Like It Was Yesterday 04. Be So Lucky 05. Azalea 06. Don’t Mind If I Do 07. Watchu Know Good 08. Other Side Of The Light 09. Little Bit Crazy 10. Barefoot Angel
Mit geübten Blick auf die türkis-farbene Epiphone-E-Gitarre mit dem Motörhead-Aufkleber von Stone Senate-Fronter Clint Woolsey, war dem erfahrenen Konzertbesucher sofort klar, als die Band pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne des Blue Notez betrat, dass wir es im Verlauf des Abends, mit der eher härteren Variante des Southern Rocks zu tun bekommen werden.
Stone Senate, ein Quintett, überwiegend Nashville-basiert, das dieses Jahr zum ersten Mal unter der Teenage Head Music-Fahne Europa musikalisch bereist und im Blue Notez Club in Dortmund das letzte Konzert der Tour bestritt, legte dann auch mit fünf Stücken aus der eigenen Feder sehr rockig los, sodass zum Teil Assoziationen mit den Black Stone Cherry (u. a. „Letter of Deperture“) aufkamen.
Mit ‚Hüne‘ Clint Woolsey haben sie einen echt imposanten Leader und Rhythmusgitarristen am Mikrofon, der sich gegen die restliche Gitarren-Power (James Beau Edwards und Ted Hennington) nicht nur mit rauchiger Stimme, sondern auch mit sympathischer und kommunikativer Präsenz zu behaupten wusste.
Die eigentliche Rhythmusfraktion, bestehend aus dem stark am Bass aufspielenden Kieran Cronley (der wirkte schon fast wie ein dritter Leadgitarrist und machte den etatmäßigen Saitenzupfern ordentlich Dampf unterm Kessel) und dem heftig trommelnden Drummer David “DZ” Zettler (am Mississippi zu Hause), sorgte immer wieder für einen ordentlichen Drive. Letztgenannter “DZ” bewies dann beim Allman Brothers-Cover „Don’t Keep Me Wonderin'“ (zuvor gab es noch „The Shape I’m In “ von The Band), dass er ebenfalls einen fantastischen Lead-Sänger abgibt.
Bei diesen beiden Stücken wurde dann u. a. noch Mundharmonikaspieler Chris Sauerbrey für ein paar plusternde Einlagen mit involviert (später dann nochmal beim George Strait-Country-Schunkler „The Fireman“ in einer Skynyrd-ähnlichen Variante). Die beiden Leadgitarristen James Beau Edwards und Ted Hennington taten das, was man in einer Southern Rock-Combo zu tun hat: Sie glänzten mit vielen quirligen Soli und begaben sich dazu immer wieder in Double Leads-Passagen.
Mit dem progressiven „Lazy River“ (mit an „Jessica“ erinnerndem Instrumentalfinale) wurde es zum ersten Mal etwas ruhiger. Über das Skynyrd-mäßige „Whiskey Helps“, das in ‚Black Stone Cherry meets Nickelback‘-Manier gebrachte „Against the Light“, „Always Never Fades“ (mit herrlichem Twin-Part), dem brandneuen „Shine“ (wieder BSC-Note), dem erneut progressiv-angehauchten „Ghost“ (tolle Wechselsoli von Edwards und Hennington) ging es dann in die Endphase des kurzweiligen Gigs.
Hier wurde das mit hymnischen E-Soli bestückte „Hard To Stay Warm“ von den beiden, mit AC/DC-Reminiszenzen bedachten Tracks „All the Broken Piece“ und „Down“ (Abschluss des Hauptteils) eingerahmt. Das begeistere Blue Notez-Publikum konnte Stone Senate dann noch zu einer Zugabe motivieren, die mit einer zünftigen Interpretation von ZZ Tops „Beer Drinkers And Hell Raisers“, bei der Woolsley und Zettler sich dem Texas-Original gemäß, wie einst Gibbons und Hill, in den Leadvocals abwechselten, in sehr launiger Form erbracht wurde.
Insgesamt ein gelungener Auftritt von Stone Senate bei Ihrem Einstand in Dortmund, wobei sich die einzelnen Musiker auch im Nachgang beim Smalltalk als sehr nette Typen erwiesen und natürlich auch noch für das obligatorische VIP-Bild mit unserem Logo zur Verfügung standen. Danke auch an ‚Knipser‘ Peter Schepers für die tollen Bilder!
Setlist: Cemetery Song Right Side Up Dead and the Dying Martha Letter of Deperture The Shape I’m In (The Band cover) Don’t Keep Me Wonderin‘ (The Allman Brothers Band cover) Lazy River Whiskey Helps Against the Light The Fireman (George Strait cover) Always Never Fades Shine Ghost All the Broken Piece Hard to Stay Warm Down Zugabe: Beer Drinkers And Hell Raisers (ZZ Top Cover)
Line-up: Clint Woolsey (lead vocals, electric guitar) James Beau Edwards (electric guitar) Ted Hennington (electric guitar, bgv) Kieran Cronley (bass) David “DZ” Zettler (drums, bgv, lead vocals) Chris Sauerbrey (harmonica)
Wenn eine der früher meist verehrtesten Southern Rock-Bands nach Jahren hier bei uns im Westen und dann auch noch in einem unserer Stammclubs gastiert, ist es natürlich selbst an einem Sonntag Abend, wo danach montags in der Früh der Wecker unbarmherzig zur anstehenden Arbeitswoche klingelt, Pflicht, mit unserem Magazin Präsenz zu zeigen.
Molly Hatchet hatte sich nach einigen eher mäßigen Auftritten in der Vergangenheit im Musiktheater Piano angesagt und es gab eine ausverkaufte Hütte. Mittlerweile mit neuem Sänger, einem neuen Song („Firing Line“) und einem folgenden Album (aufgenommen in den berühmten Abbey Road Studios in London), gab es Grund genug, dem Gig optimistisch entgegen zu sehen.
Apropos Wecker: Die Ankündigung einer Vorband hatte meinem ersten Enthusiasmus erstmal einen Dämpfer verpasst, in der Regel verlängert das meistens nur den Abend und äußerst selten kommt was Lohnenswertes dabei rum. Aber halt, als die deutsche Truppe Losing Gravity mit ihrem texanischen (wie ich später erfuhr) Sänger Chase Wilborn (ich wunderte mich direkt über einen so guten englischen Gesang von einem vermeintlich deutschen Fronter…) schön rockig loslegte, war ich sehr positiv überrascht.
Die jungen Burschen präsentierten mit u. a. „If You Ever Needed“, „Another Day“, Get Loose“, „Long Road“ und „Foundations“ Stücke aus ihren beiden bisherigen Alben, die ein wenig in Richtung, von Bon Jovi (Wilborns Stimme erinnerte mich stark an die von Jon Bon Jovi), Mr. Big, Bryan Adams, etc. gingen. Melodische Rock-Sachen, die einem ja auch als Southern-Fan nicht unbekannt sind. Das kam alles sehr selbstbewusst, erfrischend und sehr sympathisch rüber, es wurde mit dem Publikum interagiert, was dann am Ende auch insgesamt gut ankam und in viel Applaus über die knapp 45 Minuten Spielzeit münzte. Ein guter Auftritt, ohne dass es einem natürlich den Boden unter den Füßen wegzog.
Wie oben bereits erwähnt, sah es so aus, als wenn Bobby Ingram die Wende zum Positiven wieder einläuten würde, neuer Sänger, neues Single, neues Album mit neuen Stücken, das klang doch erstmal alles gut. Allerdings deutete der Haus-und Hof-Tontechniker des Pianos schon vor dem Konzert an, dass Molly Hatchet wieder ihren eigenen Abmischer dabei hätten und dass es sehr laut werden würde, mir schwante Böses…
Und in der Tat gab es wieder den gleichen überlauten Soundbrei, dass es sogar selbst für mich ganz vorne, zunächst schwierig war, die Songs zu identifizieren, da die Stimme von Parker Lee kaum durchdrang und die Pausenmusik scheinbar auch noch im Hintergrund mitlief und nicht eliminiert worden war. Die Keys von John Galvin waren so gut wie garnicht zu hören und wenn, dann nur bei zwei Intros (ohne, dass die Restinstrumente dabei waren). Ich hoffe für die zahlreichen Besucher, dass es nach hinten zumindest nicht ganz so schlimm war. Die gingen allerdings wieder recht gut mit.
Es besserte sich dann erst etwas nach dem Schlagzeugsolo von Shawn Beamer, ab da kam der Gesang vom jungen Fronter Parker Lee, der allerdings sehr motiviert und überdreht inmitten des Altherren-Ensemble wirkte, etwas besser durch. Fairer Weise muss man sagen, dass Bobby Ingram, der mich vor „Beatin‘ The Odds“ per Handschlag begrüßte und sich für unser Kommen kurz bedankte, immer noch ein klasse Gitarrist ist und viele quirlige Soli abfeuerte, zum Teil auch die southern-typischen Twin-Elemente alleine simulierte.
Zu den Highlights zählte sicherlich „Fall Of The Peacemakers“, das mit seiner Mahnung „Stop The Madness“, angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen auf der ganzen Welt, aktueller denn je wirkt. Zur Zugabe hätte ich mir zwar die neue Single „Firing Line“ gewünscht (stand als Option auf der Setlist), es wurde dann aber die zweite, auch sicherlich nicht schlechte Variante mit „Flirtin‘ With Disaster“ als Rausschmeißer gewählt.
Eigentlich ist es ganz einfach: Mal für einen etwas leiseren und dafür transparenteren Sound sorgen, und dann könnte bei Molly Hatchet mit der neuen Scheibe im Rücken, vieles wieder in die richtige Richtung laufen.
So begibt man sich am Ende – nochmal die eigens miterlebten grandiosen Gigs von Molly Hatchet in der Essener Grugahalle (1983 damals zusammen mit den Outlaws) und auch den überragenden Auftritt 1996 auf der Lorelei (zusammen mit u. a. Nine Below Zero, The Band und Lynyrd Skynyrd) unter Ingramscher Regentschaft Revue passieren lassend, angesichts der aktuellen Leistungen, dann doch wieder ein wenig wehmütig auf den Heimweg.
Line-up Losing Gravity: Chase Wilborn (electric guitar, lead vocals) Flo Hain (electric guitar, vocals) Lucas Urner (keys) Max Friedrich (drums, vocals) Lars Palenzatis (bass, vocals)
Line-up Molly Hatchet: Bobby Ingram (electric guitar, vocals) Parker Lee (lead vocals, harp) John Galvin (keys, vocals) Shawn Beamer (drums) Tim Lindsey (bass, vocals)
Etwa 400 Besucher finden am späten Nachmittag den Weg ins de Bosuil in Weert und um 16:15 Uhr betreten die niederländischen Southern Rocker von Copperhead County die Bühne als Support für Lachy Doley. Es folgen 60 Minuten authentischer Southern Rock, der die Zuschauer begeistert. Corvin Silvester braucht sich stimmlich nicht vor amerikanischen Southern-Frontern zu verstecken und wird von Lotte den Hertog, die nicht nur Backing Vocals beisteuert, in starken Harmoniegesängen und Soloparts unterstützt.
Lead Gitarrist Robert van Voorden steuert klasse Southern-Soli bei und wie für eine Southern Band typisch spielt er sich die eine oder andere Note mit Sylvester an der Gitarre zu. Jordy Duitscher gelingt es an den Keyboards den vollen Sound mit Klangteppichen zu unterlegen, während Bassist Johan van Dijk und Drummer Alex Stolwijk für eine fette Rhythmus-Grundlage sorgen, In der Form kann man in der Zukunft von Copperhead County noch einiges erwarten, die sich an dem Abend als starke Live-Band präsentiert haben.
Nach einer kurzen Umbaupause betritt Lachy Doley mit seiner Band unter dem Applaus der Fans die Bühne und es folgen knapp 100 furiose Minuten. Doley zeigt, was man aus einer Hammond Orgel und einer mit einem Stahlbügel modifizierten Hohner Clavinet D6 herausholen kann. Insbesondere mit der Hohner, die er zuweilen mit vollen Körpereinsatz bearbeitet, sorgt er für einen Sound, dass man geneigt ist, den Gitarristen auf der Bühne zu suchen.
Neben den meist eigenen Songs schließt er das Konzert mit dem Spencer Davis-Song „I`m A Man“ und dem Hendrix- Klassiker „Voodoo Child“ ab und offenbart, dass ein Power-Trio auch in der Besetzung Hammond, Bass und Drums möglich ist. Dabei kann sich Foley voll auf seine Rhythmus Sektion verlassen, die das Tempo des Australiers mitgeht und so die Basis für den vollen Sound legt. Joel Burton legt fette Bassläufe hin und Jimmy Barnes‘ Sohn Jackie legt bei einigen Songs dar, dass er neben seinen Fähigkeiten als Drummer auch Gesangsfähigkeiten von seinem Vater geerbt hat.
Line-up: Lachy Doley Band Lachy Doley – hammond organ, vocals Joel Burton – bass, bgv Jackie Barnes – drums, bgv
Line-up Copperhead County: Corvin Keurhorst-van Wees (Corvin Silvester) – guitars, vocals Robert van Voorden – guitars, bgv Johan van Dijk – bass, bgv Alex Stolwijk – drums Jordy Duitscher – keys, percussion Lotte den Hertog – bgv, lead vocals, percussion
Hinter dem Namen INGVAY verbirgt sich der weitgereiste Hannoveraner Musiker Ingo Schmidt, der mit „One Magic Mile“ nun mehr sein drittes Studiowerk nachlegt. ‚Bewegung‘, welcher Art auch immer, ist auch das übergreifende Thema dieser Scheibe, wie man es schon sofort an vielen Songtiteln beim Blick auf die Trackliste erkennen kann.
Der von JJ Cale begeisterte Protagonist (lead vocals, guitars) hat dazu seine langjährigen musikalischen Weggefährten Matthias ‚Maze‘ Meusel (drums), Uwe Seemann (bass, bgv) und Ulrich Rode (guitars, bgv) in seinem Magic Mile Music-Studio um sich versammelt und die sieben Eigenkreationen und vier Coverstücke an einem Tag eingespielt.
Seine mannigfaltigen Erfahrungen als Sound Engineer bescheren dem Hörer ein nahezu perfektes Blues Rock-Klangerlebnis. Unter den Coverversionen befinden sich u. a. demnach auch zwei Stücke aus dem Cale-Dunstkreis, wie das durch Lynyrd Skynyrd zu weiterer Popularität gelangte „Call Me The Breeze“ und „One Step Ahead of The Blues“ von seinem damaligen „Grasshoppers“-Album, geschrieben allerdings von Roger Tillison.
Zu den Highlights des Werkes zählen aber besonders Stücke aus der eigenen Feder wie die fluffigen „Midnight Journey“ und „Working Time“ (beide der Art ‚JJ Cale meets ZZ Top‚), das ein wenig an Tony Joe White erinnernde „I’m On My Way“ (mit schönem Bass-Intro) oder „Walk On By“ (mit „Cocaine“-Reminiszenzen und einem herrlichen E-Gitarren-Bass-Kombi-Outro).
Hinter letztgenanntem Track hätte ich persönlich die CD auch ausklingen lassen, das finale „Soulshine“ kann leider so garnicht mit dem Haynes-Original mithalten. Hier treten dann doch vor allem die stimmlichen Qualitätsunterschiede am deutlichsten hervor, die man schon meist eine Meile gegen den Wind hört, wenn sich deutsche Sänger an amerikanischem Liedgut ausprobieren. Hier bildet Ingo Schmidt leider auch keine Ausnahme.
Insgesamt aber ist „One Magic Mile“ von INGVAY eine klasse Scheibe mit vielen starken E-Gitarren, viel nostalgischem Spirit, tollem differenzierten Sound und auch einigem Southern-Flair. Es dürfen gerne weitere Musikmeilen, magisch hin oder her, in Angriff genommen werden!
Eigenproduktion (2023) Stil: Blues Rock
Tracks: 01. Midnight Journey 02. Here We Go 03. Call Me The Breeze 04. Turn Your Life Around 05. Working Time 06. One More Ticket 07. One Step Ahead Of The Blues 08. I’m On My Way 09. Machine Gun Kelley 10. Walk On By 11. Soulshine
„Wat de Buer nich kennt, dat frett he nich“ heißt ein Sprichwort, das sich auch hier am linken Niederrhein großer Beliebtheit erfreut. Leidtragende war diesmal, wie schon öfter bei Bands, die zum ersten Mal in einer Location live auftreten, unsere geliebte Kulturrampe in Krefeld.
Die neu gegründete Band um den Ex-Vanja Sky-Gitarristen Robert Wendt, Stone Water, hatte mit „Make Me Try“ vor geraumer Zeit ein hervorragendes Debütalbum hingelegt und überregional zurecht unisono starke Kritiken eingeheimst. Dementsprechend war meine Vorfreude groß und ich hatte, ehrlich gesagt, etwas mehr als nur gute 50 Zuschauer erwartet. Aber immerhin, es gab schon heute angesagte Combos, die hier mit weniger gestartet sind.
Zusätzlich hatte das Eintreten des E-Gitarren-Virtuosen Ben Forrester, der in Krefeld auch schon einige klasse Auftritte in diversen Konstellationen hingelegt hatte, in das bisherige Quartett, für zusätzliche Spannung gesorgt. Würde er der Musik einen deutlicheren Southern-Stempel auferlegen?
Das Gute an der kleinen engen Rampe ist, dass sich die Audienz, auch bei nur mittlerem Besuch, meist gut verteilt, sodass man aus Sicht der Band nicht das Gefühl haben muss, quasi vor leeren Rängen zu spielen. Das war dann auch so, mit der schummrigen Beleuchtung und der von Anfang an guten Stimmung, relativierte sich alles einigermaßen.
Im Mittelpunkt stand dann, wie nicht anders zu erwarten, auch das neue Album, das dann in zwei Sets komplett durchgespielt wurde, hinzu kam mit „Can’t You Hear Me Knocking“ ein weiteres Stones-Stück, mit „Jealous Again“ sowie „Thick ‚N Thin“ zwei Black Crowes-Cover und das durch Joe Cocker bekannt gewordene Dave Mason-Lied „Feelin‘ Alright“ als erste Zugabe.
Der Besuch von Stone Water war insgesamt absolut lohnenswert, um es aber vorweg zu nehmen, das grandiose Niveau der Studioscheibe konnte nicht auf die Bühne transportiert werden, da passte noch nicht alles im hybriden Bandgefüge. Das Quintett befindet sich legitimer Weise nach erst drei Live-Auftritten scheinbar noch in der Findungsphase und das spürte man als erfahrener Konzertbesucher, beziehungsweise Rezensent, dann doch irgendwo.
Lediglich die von anderen Acts eingespielte Rhythmusfraktion, bestehend aus Artjom Feldtser und Hanser Schüler spielte ihren Part gewohnt abgeklärt und routiniert, beide überzeugten auch mit perfekt sitzenden Harmoniegesängen, konnten nach meinem Geschmack damit allerdings nicht die weiblichen Einlagen auf dem Tonträger kompensieren. Hanser Schüler versuchte mit zwischenzeitlichen Ansagen, auch ein wenig den Druck von Sänger Bob Beerman zu nehmen.
Der machte für meinen Geschmack mit seiner sympathischen, mimisch, gestenreichen und auch stimmlich engagierten Performance einen klasse Job (dazu mit einigen Harp- und Perkussion-Einlagen) – ich mag das mehr als introvertierte, wortkarge Fronter – wurde mit zunehmender Zeit aber immer wibbeliger und verhaspelte sich bei einigen Ansagen.
Gerade bei Ben Forrester hatte man den Eindruck, dass er noch nicht so richtig seinen Platz im Kollektiv gefunden zu haben scheint. Aber auch er glänzte natürlich mit einigen exquisiten Soli und schöner Fillarbeit auf seiner Les Paul. Stücken wie „Sway“ oder „Feeelin‘ Alright“ bekamen dann durch ihn auch den erhofften Southern-Touch.
Last but not least konnte man selbst ‚Bandleader‘ Robert Wendt eine gewisse anhaltende Anspannung anmerken. Kein Wunder, er hat mehr als nur viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt und unmittelbar anstehende neue Vaterfreuden kamen an diesem Abend noch dazu. Er hatte seine starken Phasen, wenn er den Bottleneck zum Sliden überstreifte und auch im Akustk-Set zusammen mit Beerman zu Beginn des zweiten Sets („Back Door Man“, „If You Get Lost“).
Das insgesamt wie üblich gut mitgehende Publikum in der Rampe animierte Stone Water noch zu zwei Zugaben, wobei dann „Fare Thee Well“ vom Album das Finale bildete. Am Ende hatte ich es jedenfalls nicht bereut, mich an diesem verregneten Abend auf den Weg nach Krefeld gemacht zu haben. Ich bin mir sicher, dass sich das Quintett noch im Laufe der anstehenden Konzerte deutlich steigern wird. In Stone Water steckt ohne Zweifel sehr viel Potential!
Mein Appell (wie auch der in etwa von Bob Beerman vor „Feelin‘ Alright“) an Liebhaber von handgemachter ehrlicher Live-Rockmusik: Besucht mehr solche Gigs, anstatt vor der heimischen Glotze zu hocken, und sich von den, von Politikern, religiös motivierten Seelenfängern und sonstigen Gierhälsen verantworteten heutigen Zeiten, deprimieren zu lassen. Man unterstützt nicht nur ein mittlerweile schwer gefährdetes Stück Kultur, sondern fühlt sich danach wirklich deutlich besser, versprochen!
Line-up: Bob Beerman – lead vocals, harp, percussion Robert Wendt – electric guitar, acoustic guitar, bgv Ben Forrester – electric guitar Artjom Feldtser – bass, bgv Hanser Schüler – drums, bgv
Sie sind neben Blackberry Smoke zweifellos die größte Hoffnung des zeitgenössischen Southern Rocks. Vor gut vier Jahren, als die Welt der Band noch in Ordnung war, hatten wir das Vergnügen, die Nashville-Truppe um Fronter Wes Bayliss und Gitarrist Jason ‚Rowdy‘ Cope im kleinen Blue Shell hautnah erleben zu dürfen. Dort bestätigte das Quartett, die starken Leistungen ihrer beiden bis dato veröffentlichen Werke „Straw In The Wind“ und „Old News„.
Dann der Schock, kurz vor Veröffentlichung von „All Of Your Stones“ verstarb Cope in Folge einer Diabetis-Erkrankung, Bayliss entschied sich, im Sinne seines Freundes- Angel-, Band- und Songwriterkollegen, trotzdem weiterzumachen. Mittlerweile ist mit Tyler Powers einer neuer Gitarrenpartner gefunden und mit „On Your Time“ der nun vierte Lonplayer (produziert von Wes) am Start.
‚Back to the roots‘ heißt es nicht nur thematisch (die Uncle Lloyd-Story wurde von „Straw In The Wind“ wieder aufgenommen) und visuell (Karla Sanders hat wie beim Debüt auch jetzt wieder das Artwork übernommen), sondern auch die elegische Note, ohnehin immer in ihrem Stil vorhanden, kommt, angesichts der Tragödie, fast noch stärker zum Tragen.
Als Unterschied höre ich vielleicht einen etwas stärken Schwenk zum (Outlaw-) Country (deutliche Einbindung von Akustikgitarre, Dobro, Mandoline, Harp) anstelle des bisherigen metallischen Untertons heraus, was vielleicht auch an der Wahl der beiden Cover-Stücke „You Don’t Even Know Who I Am“ (Gretchen Wilson) und „Border Lord“ (Kris Kristofferson) festgemacht werden kann. Trotzdem stehen die Zeichen weiterhin klar auf Southern Rock.
Manchmal überrascht Bayliss bei „Cut The Grass“ auch mit einfachen Lebensweisheiten wie „If you cut the grass today, it will be short tomorrow.“ Klasse bei diesem Lieblingssong des Werkes von mir auch die furiose Zusammenarbeit der E-Gitarren (inklusive Slide), die dann am Ende der Solopassage in Twins münden. Weiterhin bieten der Dobro-bestückte Opener „The Man From Everywhere“ und auch das mit einer Kopfler-mäßigen-E-Gitarre verzierte „Stories To Tell To Myself“ tolle Hörmomente. Insgesamt knüpfen Bayliss & Co. an das starke Niveau aller Vorgänger nahtlos an.
Am Ende kann wohl keiner die Gemütslage zu „On Yur Time“ besser zusammenfassen als der Protagonist selbst: “I think the only way it’s a first album is that Rowdy has left here; it’s the first time I’m working without him. I’ve had to take whatever we learned together and the things I’ve learned from him and from the music and the road and everything else. It’s a totally different formula, but at the same time it’s very similar. It’s almost like he is here and contributing, because we’re not moving in a different direction. Everything has changed, but we’re still looking up the same hill.”
Jason ‚Rowdy‘ Cope darf jedenfalls das zukünftige Treiben der Steel Woods zufrieden und gelassen mit den anderen verblichenen Southern-Musikern im Rock’N’Roll-Heaven weiterverfolgen. „On Yur Time“ führt seinen Weg mit viel Empathie fort. Das nächste klasse-Album der Steel Woods!
Woods Music /Thirty Tigers (2023) Stil: Southern Rock
Tracks: 01.The Man From Everywhere 02. Cut The Grass 03. Devil In His Holler 04. Famine Fortune 05. On Your Time 06. You Don’t Even Know Who I Am 07. Border Lord 08. Stories To Tell To Myself 09. Broken Down Dam 10. If Not For The Rain
Ende letzten Jahres zählten Copperhead County mit ihrer starken CD „Homebound“ zu den positiven Überraschungen, jetzt ergab sich die Gelegenheit im nicht ganz soweit von uns entfernten und immer wieder gerne besuchten Musiekcentrum De Bosuil im niederländischen Weert, on top ihre Live-Qualitäten auf die Probe zustellen.
Auch diesmal hatte ich vorab schon ein gutes Gefühl, einen tollen Abend erleben zu werden. Und so machten Kollege Jörg (Foto), Driver Peter und meine Wenigkeit uns auf den Weg und mussten bei Ankunft im Ortskern von Weert direkt feststellen, dass dort in Folge eines Volksfestes ordentlich menschlicher Betrieb herrschte.
Der schwappte leider nicht, beziehungsweise nur sehr bedingt, auf das etwas abseits von dort gelegene Musiekcentrum De Bosuil über, so fanden sich maximal 60-80 Leute in der wieder vom feinsten (Bühne, Licht, Sound) vorbereiteten Location ein. Pünktlich wie die (niederländischen) Maurer legte das Sextett um den Fronter Corvin Silvester um 21:15 Uhr mit dem flockigen Opener „Solid Ground“ vom o. a. Werk los, der eigentlich auch schon als Blaupause für den gesamten Verlauf des 22 Stücke (inklusive zweier Zugaben) umfassenden Programms, bestehend aus melodischem, abwechslungsreichen Country, Roots- und natürlich schwerpunktmäßig Southern Rock fungierte.
Mit Corvin Silvester (mit neuer schnittiger Kurzhaarfrisur) hat das Ensemble einen nicht nur kreativen, sondern auch ganz starken, charismatischen und überaus amerikanisch singenden Fronter, wie es in der Tradition der großen Southern Rock Band ja eigentlich schon Vorschrift ist. Ein echtes Pfund!
Dazu hat er eine starke und auf den ersten Blick sofort sympathisch wirkende Begleitmannschaft um sich versammelt, von deren guter Chemie untereinander und Spielfreude man förmlich sofort mitgenommen wurde. Der hervorragende Gitarrist Robert van Voorden (überwiegend auf einer Telecaster agierend) beherrscht das Große Einmaleins der Southern Rock E-Gitarrenspielkunst (immer wieder auch mal mit Corvin in kleinen Twinparts verstrickt) nahezu perfekt, Bassist Johan van Dijk erzeugte einen fetten Groove und Backgroundsängerin Lotte den Hertog lieferte mit einigen Solo-Leads, samt toller Alt-Stimme, eine klasse Vocal Performance. Alle vier brillierten auch mit vielen perfekten Harmoniegesängen in der Tradition der Outlaws.
Aufgrund ihrer Positionen auf der Bühne eher im Hintergrund agierend, wussten aber auch Alex Stolwijk (mit kräftigem Drumming) und der rauschebärtige Zottel Jordy Duitscher (mit sehr einfühlsamen Keys) ihren erheblichem Beitrag zur starken Teamleistung beizusteuern.
Ganz besonders positiv steht bei mir zu Buche, dass die neue CD „Homebound“ komplett vorgestellt wurde (plus diverser Stücke vom Debüt und ihrer EP), ich persönlich hätte vielleicht, wie auch schon im CD-Review angemerkt, nur das überragend gespielte „Quickdraw“ mit dem southern-typischen E-Gitarrenfinish als finales Stück an das Ende des Hauptteils gestellt (quasi in „Freebird“-Tradition), wobei auch das hier positionierte, rassige „Brothers“ im Stile von Doc Holliday und den Outlaws sicherlich ebenfalls eine absolut gute Wahl ist.
Als erste Zugabe gab es dann, zum Bandnamen passend, eine launig stampfende Heartland-Version des Steve Earle-Klassikers „Copperhead Road“ und mit „Enjoy The Ride“ (ja, uns hat dieser Ritt mit Copperhead County an diesem kurzweiligen Abend wirklich sehr gut gefallen!) nach ca. einer 1 3/4 Stunde Spielzeit den gelungenen Rausschmeißer.
Nach dem Gig hatten wir dann noch die Gelegenheit mit Corvin und Drummer Alex ein bisschen zu plaudern, wobei wir erfuhren, dass im nächsten Jahr u. a. in Lauchhammer (Real Music Club) und Isernhagen (Blues Garage) ein paar Gigs in unseren Landen geplant sind. Wir deuteten an, dass auch die Southern Rock-verrückte Kulturrampe in Krefeld vielleicht eine tolle Option wäre (Pille, vielleicht geht da ja noch was in diesem Jahr…?) und regten eine zeitnahe Kontaktaufnahme an.
Wenn Silvester & Co. ihre positive Energie auch weiterhin so in Kreativität ummünzen können, werden wir es in Zukunft bei Copperhead County mit einen absoluten Spitzenact der europäischen Southern Rock-Zunft zu tun bekommen, der sich auch nicht hinter den aktuell präsenten Vertretern der US-Szene verstecken braucht. Diese tolle Band sollte jeder Southern Rock-Liebhaber auf seinem Notizzettel stehen haben!
Line-up: Corvin Keurhorst-van Wees (Corvin Silvester) – guitars, vocals Robert van Voorden – guitars, bgv Johan van Dijk – bass, bgv Alex Stolwijk – drums Jordy Duitscher – keys, percussion Lotte den Hertog – bgv, lead vocals, percussion
Was für ein herrlicher Abend gestern im Blue Notez in Dortmund. Erneut ließ mich mein Bauchgefühl nicht im Stich, dass es mit der Scott Weis Band einen lohnenswerten Gig geben würde. Aufgrund meiner beruflichen Situation bin ich ja seit geraumer Zeit gezwungen, bei Konzerten etwas kürzer zu treten. Deshalb ziehe ich es mittlerweile vor, Acts zu besuchen, die hier nicht in inflationären Ausmaßen auftreten oder, die ich halt bis dato eher wenig bis garnicht gesehen habe.
Die Scott Weis Band hatte mir ihr ‚Empfehlungsschreiben‘ mit ihrem starken aktuellen Album „Raise Your Hands“ zugesendet, das Vorgängerwerk „Simmer Me Down“ hatte der Kollege Schneider bei uns beleuchtet. Pünktlich um 20:00 Uhr rockte das Trio um den erkälteten Leader Scott Weis, samt seiner Rhythmusfraktion, bestehend aus dem schon fast klassisch geschult wirkenden Bassspieler Robert Kopec und dem kräftigen Drummer Roger Voss mit dem Opener „One Good Reason“ ordentlich los.
Beim Titelsong des oben erwähnten Albums „Simmer Me Down“ kam zum ersten Mal auch die Harp bei Weis zum Einsatz. Im ersten von insgesamt zwei Sets plus einer Zugabe, waren es allerdings neben den stark gespielten Stücken „Raise Your Hands“, dem psychedelischen „Mindless“ und „Bitch Please“ (alle von der neuen CD), vor allem die überragenden Coverversionen von Chris Stapletons „Tennessee Whiskey“ (danke dafür, dass ich diesen tollen Song das erste mal live in meinem Leben und dann noch mit solch tollen E-Gitarrenpassagen hören durfte) und „With A Little Help From My Friends“ mit virtuosem Bassintro, die besonders herausragten. Vor allem beim letztgenannten Klassiker, hätte man angesichts Scotts superrauen Stimme an diesem Abend mit verbundenen Augen fast auf eine Reinkarnation von Joe Cocker getippt.
Bei „Helpless“ gab es die Spitze in Richtung Ihres Radio-Promoters Rick Lusher (der sich dafür verantwortlich zeichnet, dass wir immer wieder, wie auch im Fall der Scott Weis Band, mit schönen Scheiben direkt aus Amerika bemustert werden), der behauptete, dass man diesen Song in Europa nicht bringen könnte, der dann allerdings Platz 7 der hiesigen Blues-Charts erreichte.
Set 2 enthielt mit „Judgement Day“, den beiden herrlichen Southern Soul-Ohrwürmern „Shine Down“ und „Stay“ (mit „Blue Sky“-Flair) und auch der Killerversion von „Have You Ever Loved A Woman“ (unglaublich hier das Solo mit der Harp in der rechten Hand am Mund und dem gleichzeitigen E-Gitarren-Solo in der linken Hand), auch wieder einen starken „Raise Your Hands“-Anteil.
Dachte man schon, dass jetzt nichts mehr gehen würde, legten die Drei mit dem satt rockenden „“Right Where It Belongs“ und dem Sam & Dave-Evergereen „Something Is Wrong With My Baby“ die nächsten Pfunde auf. Mit „Little Child“, wo Kopec und Voss auch ihre Individual-Qualitäten samt schöner Soli nochmals ausgiebig präsentieren konnten. wurde sich unter frenetischem Beifall verabschiedet.
Klar war natürlich, dass das beeindruckte Blu Notez-Publikum noch einen Zuschlag haben wollte. Weis & Co. ließen sich nicht lange bitten und legten mit „Angelina (Baby Won’t You Please Come Home)“ einen äußerst amüsanten Mitsing-Schunkler nach.
Scott ging dabei durchs klasse mitmachende Publikum, schnappte sich drei Ladies, die dann auf der Bühne eine wirklich gute Figur als Backgroundsängerinnen machten. Eine klasse Interaktion am Schluss, die der Band sicherlich nochmals Sympathiepunkte oben drauf erbrachte. Schade, dass Blue Notez-Hausfotograf Peter Schepers (danke für die tollen Bilder)! leider zu diesem Zeitpunkt wegen Magenproblemen schon den Heimweg hatte antreten musste.
Am Ende sah man eigentlich nur zufriedene Gesichter, der Gig hätte allerdings ohne Zweifel eine deutlich besser besuchte Hütte verdient gehabt. Für mich persönlich ist es tatsächlich das Konzert-Highlight des bisherigen Jahres! Die Scott Weis Band weiß nicht nur in Studio, sondern auch live auf der Bühne absolut zu überzeugen. Muss man in seinem Rockmusikleben gesehen haben!
Line-up: Scott Weis (lead vocals, electric guitar, harp) Robert Kopec (bass, bgv) Roger Voss (drums, bgv)