Blackberry Smoke – Support: Read Southall Band – 15.03.2023, Carlswerk Victoria, Köln – Konzertbericht

Köln entpuppt sich immer mehr als gutes Pflaster für Blackberry Smoke und steht auch so ein wenig als Synonym für das Steigerungspotential der Mannen um Bandleader Charlie Star. Meine persönlichen Besuche der Southern Rocker aus Georgia über die vielen Jahre hinweg entwickelte sich so: Das kleinere Luxor ausverkauft, danach die Kantine rappelvoll, das Stollwerck als nächste Station ausverkauft, das gleiche diesmal, in dem für Kölner Location-Verhältnisse schon beachtlichen Carlswerk Victoria. Wo mag das noch enden?

Aber zunächst galt es den blutjungen Nachwuchs der Szene in Form der Read Sothall Band zu begutachten, die von Blackberry Smoke ins Schlepptau genommen wurden. Das Sextett um Fronter Read Southall hat immerhin schon mit „For The Birds“ das dritte Album am Start, das jetzt den ersten größeren Karrieresprung einleiten soll.

In einer Dreiviertelstunde wurden dann Songs wie „Stickin‘ n Movin'“, „Don’t Tell Me“, „Scared Money“, „Why“, „Beautiful Eyes“, „High- Speed Feed“, „Damn“ und  „DLTGYD“ präsentiert. Die engagierte Vorstellung kam insgesamt beim Publikum gut an.  Ähnlich wie bei den Georgia Thunderbolts im Vorprogramm von Black Stone Cherry, gab es ein ziemlich lautes Riff-Gedresche, sodass die zweifellos gute Stimme von Southall erst ab dem ruhigeren „Why“ besser zur Geltung kam.

So hatte ich am Ende, der die Musik bis dato nur marginal zur Kenntnis genommen hat, doch etwas Probleme mit dem Wiedererkennungswert der Tracks und auch die Bühnenpräsenz von Read hatte eher etwas vom Sänger einer High School Band, statt der eines charismatischen Southern Rock-Fronters. Hier gilt es den Cowboyhut aufzusetzen und demnächst noch etwas an seiner Ausstrahlung zu arbeiten. Trotzdem ein, für eine Vorband, ansprechender Auftritt. Die junge Read Southall Band, da bin ich mir sicher, wird sich noch weiter positiv entwickeln.

Line-up:
Read Southall (lead vocals)
John Tyler Perry (electric guitar, vocals)
Reid Barber (drums)
Jeremee Knipp (bass)
Braxton Curliss (keys)
Ryan Wellman (electric guitar)

Nach ganz kurzer Umbaupause wählte das seit geraumer Zeit als Septett agierende Kollektiv (Perkussionist Preston Holcomb und Gitarrist Benji Shanks sind als neue Personalien zu vermelden) mit dem rockigen „Six Ways To Sunday“ direkt einen idealen Einstieg, um das prall gefüllte Carlswerk Victoria sofort in gute Stimmung zu versetzen.

Das erste Drittel mit Songs wie u. a. „Good One Comin‘ On“, „Workin‘ For a Workin‘ Man“ „You Her Georgia“, Pretty Little Lie“ oder „Hey Delilah“ stand dann ganz im Zeichen von Charlie Starr, dass man sich teilweise fragte, wofür eigentlich ein dritter Gitarrist mit dazu genommen wurde. Es war fast eine gefühlte One Man Show bis dahin, natürlich auf absolut hohem und sehr unterhaltsamen Niveau.

Mit dem verschachtelten „Sleeping Dogs“ (mit eingebautem Tom Petty-„Don’t Come Around Here No More“-Intermezzo), wandelte sich das Blatt aber, und immer mehr kam zur Geltung, warum Benji Shanks als absoluter Gewinn für die Band gesehen werden kann. Der spielte sich im weiteren Verlauf, vor allem mit schönen Slideeinlagen immer mehr in den Vordergrund und gab dem Gesamtsound von Blackberry Smoke deutlich mehr Fülle. Gut dabei war, dass der Soundmischer einen glänzenden Tag erwischt hatte und sämtliche Instrumente sehr schön transparent zur Geltung kamen.

Das herrlich progressive „The Whippoorwill“, das countryeske „What Comes Naturrally“, das saustarke „All Rise Again“ und das mit schöner E-Hook von Shanks versehene „Ain’t Gonna Wait“ waren dann die Vorboten einer furiosen Schlussphase, in der es mit den ‚Hits‘ wie „Resstless“ (Einleitung mit Skynyrds „Things Goin‘ On“), dem Countrygassenhauer „Ain’t Got The Blues“ (die Halle singt mit), dem eingängigen „Run Away From It All“, der Covernummer „Sunrise In Texas“, dem „Ohrwurm „One Horse Town“ (auch wieder mit Publikumsgesang) und dem, den Hauptteil abschließenden  „Old Scarecrow“, dann absolut kein Halten mehr gab. Eine wirklich tolle Stimmung im Carlswerk.

Der Zugabenteil stand dann natürlich wieder ganz im Zeichen von Charlie Starr, der nun mit Hut bedeckt, zunächst „Old Enough To Know“ (erneut im Countryambiente) und schließlich das überragend performte „Ain’t Much Left Of Me“ (auch hier wieder mit integriertem „Mississippi Kid“ von Skynyrd) ganz fett seinen Stempel aufdrückte. Man sieht zu jeder Zeit, dass er  seine Mitstreiter fest im Griff hat und einen echten Plan zielstrebig verfolgt. Tosender Beifall am Ende für die eindeutig beste Vorstellung von Blackberry Smoke, die ich bis jetzt gesehen habe.

Auch wenn ich nicht ausschließen möchte, dass Lynyrd Skynyrd nach dem Tod von Gary Rosssington vor einigen Tagen, trotzdem weiter machen wird, spürte man an diesem Abend, dass der Macht- und Generationenwechsel im Southern Rock endgültig vollzogen ist. Das neue Flagschiff des Genres heißt eindeutig Blackberry Smoke! Und wer weiß, wo das demnächst in der Domstadt noch hinführen wird – in eine ausverkaufte Lanxess-Arena etwa…?

Line-up:
Charlie Starr (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, percussion)
Paul Jackson (acoustic guitar, electric guitar, vocals)
Benji Shanks (electric guitar, acoustic guitars)
Brandon Still (keys)
Brit Turner (drums)
Richard Turner (bass, vocals)
Preston Holcomb (percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Robert Jon & The Wreck – 26.02.2023, Harmonie, Bonn – Konzertbericht

Zum Abschluss der Wintertour spielen Robert Jon & The Wreck in der Harmonie mit Meghan Parnell und Dave Barnes von Bywater Call als Support ein begeisterndes Konzert. Schon beim zweiten Song „Do You Remenber“ entwickelt sich eine Stimmung, zu der Stammkunden der Harmonie sagten, dass sie so etwas hier selten erlebt haben. Im Vergleich zum Tour-Auftakt spielt die Band in der sehr gut besuchten Harmonie ein leicht verändertes Set und es gelingt den Kaliforniern noch einmal spielerisch einen drauf zu setzen.

Regelrecht angetrieben vom Publikum legen die fünf Musiker mit „Ride Into The Light“, dem krachenden „Waiting For Your Man“, dem groovenden „High Time“ direkt nach, um beim Westcoast-Song „Who Can You Love“, der durch Harmoniegesänge und Gitarrenpassagen leicht an die legendären Eagles erinnert, etwas ruhiger wird und die Ballade „Gold“ zum Träumen einlädt.

Danach kommen Momente, die das Konzert unvergesslich und auch einzigartig machen. Meghan Parnell kommt mit auf die Bühne und unterstützt den bestens gelaunten Robert Jon Burrison bei „Oh Miss Carolina“ mit starken Backgroundgesang. Bei „Shine a Light On Me Brother“ stößt dann auch noch Dave Barnes als zusätzlicher Gitarrist hinzu, der mit Henry James feine Soli beisteuert.

Ein besonderes Highlight ist dann das Cover des The Band-Klassikers „The Weight“. Dabei teilen sich Robert Jon, Meghan Parnell und Henry James in den Strophen den Sologesang und letztgenannter zeigt, dass er nicht nur ein exzellenter Gitarrist ist, sondern auch über eine gute Stimme verfügt, was man auch beim Background Gesang in den meisten Songs bemerkt. Stark auch die instrumentalen Solopassagen von Henry James und Dave Barnes, der auch ein Meister des Slidens ist sowie Jake Abernathie an den Keyboards.

Zum Abschluss folgt dann der Southern-Feger „Cold Night“. Sunnyboy Warren Murrel am Bass und Andrew Espantman, der mit einem ständigen Lächeln die Drums beackert, legen eine fette Soundgrundlage, in die dann insbesondere Henry James und Dave Barnes sich regelrechte Gitarrenduelle liefern., die zu mehrfachen Szenenapplaus führen, in die zuweilen auch noch Robert Jon einsteigt, dass der Begriff Guitar Armee wieder zum Leben erweckt wird. Wer denkt, dass nach diesem Rausschmeißer nichts mehr geht, wird schnell eines Besseren belehrt.

Nach lautstarken Zugabe Forderungen kommen die fünf Burschen von Robert Jon & The Wreck noch einmal auf die Bühne, um sich mit dem zweiteiligen „Last Light On The Highway“, dass sich vielleicht zu einer Hymne der Band entwickeln kann, musikalisch vom Bonner Publikum zu verabschieden.

Schon wenige Minuten nach der Show standen alle beteiligten Musiker den Fans für Andenkenfotos und Smalltalk parat. Man darf gespannt sein, was Robert Jon & The Wreck im Sommer bei einigen Festivals und im Herbst bei einer ausgedehnten Europatour auf die Beine stellen werden und ob eine nochmalige Steigerung erfolgt, was nach dem Abend schwer vorstellbar ist. Eine weitere frage ist, ob Bywater Call, dann mit kompletter Besetzung, nach der gelungenen Werbung in eigener Sache, einen ähnlichen Weg geht wie RJTW.

Ein besonderer Dank an Manny Montana (Mr. Teenage Head Music) und die Harmonie für die Akkreditierung für dieses Highlights.

Text und Bilder: Gernot Mangold

Line-up Robert Jon & The Wreck:
Robert Jon Burrison – lead vocals, guitar
Hanry James – guitar, vocals
Warren Murrel – bass
Andrew Espantman – drums, vocals
Jake Abernathie – keyboards

Line-up Support:
Meghan Parnell – vocals
Dave Barnes – guitars

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Harmonie, Bonn

Robert Jon & The Wreck – Support 2/7 Bywater Call – 03.02.2023 – de Bosuil, Weert – Konzertbericht

Nach dem fulminanten Auftritt beim Bospop im letzten Sommer und anderen Festivals scheinen Robert Jon & The Wreck nun auch im Faninteresse zu einem der Topacts des Southern Rock aufgestiegen sein. So war das de Bosuil in Weert mit etwa 650 Besuchern zum Tourauftakt der Europa-Frühjahrstour sehr gut gefüllt. Diesbezüglich erinnerte Robert Jon an den ersten Auftritt der Band vor einigen Jahren vor 25 Zuschauern damals auf der kleinen Bühne der Location.

Den Auftakt zu einem klasse Konzertabend machten Meghan Parnell und Dave Barnes, die in einem etwa 30-minütigen Auftritt die Besucher mit einer Auswahl von Bywater Call-Songs wie „Silver Lining“ oder „Fortune“ reduziert auf Gesang und Gitarre in Stimmung brachte. Passend zur derzeitigen Weltsituation war dabei der letzte Song „Sign Of Peace“. Mit ihrem überzeugenden Auftritt machte Sie schon einmal Werbung in eigener Sache, denn Parnell kündigte schon die Tour im Herbst, dann wieder in voller Besetzung an.

Nach einer Umbaupause betraten dann die Kalifornier die Bühne und zeigten von Anfang an, dass sie sich vor Southern Rock-Größen wie Blackberry Smoke nicht zu verstecken brauchen, sondern dabei sind, viele etablierte Bands des Genres abzulösen. Hier könnte der Titel „Southern Rock Will Never Die“ der Outlaws durchaus als Programm gesehen werden.

Neben den live erprobten Songs wie „Do You Remember“, „High Time“, „Shine A Light On Me Brother“ oder „Oh Miss Carolina“ spielte die Band einige bisher noch nicht live gespielte Stücke. Darunter war mit „One Of A Kind“ auch ein noch nicht veröffentlichter Song, der auf der nächsten gleichnamigen EP erscheinen wird.

Robert Jon zeigte sich stimmlich bestens aufgelegt und man merkte ihm an, dass dies ein besonderer Abend war, in der es der Band als Headliner gelang, eine Halle wie das Bosuil so gut zu füllen. Henry James offerierte einmal mehr, mit auf den Punkt gespielten Soli, was für ein exzellenter Gitarrist er ist. Die Rhytmussektion mit dem Wirbelwind Andrew Espantman an den Drums und Warren Murrel am Bass legten eine fette Soundgrundlage und der neue Tastenmann Jake Abernathie konnte mit einigen starken Soloparts beweisen, dass die Band nach dem Abgang von Steve Maggiora auch an den Tasten bestens aufgestellt ist.

So sorgte die Band mit einem knapp zweistündigen Auftritt für einen tollen Southern Rock-Abend, der mit den letzten Songs „Waiting for Your Man“ und „Cold Night“ (meist die letzte Zugabe) ein finale furioso hatte, auf die Robert Jon und seine Mannen mit dem psychedelisch beginnenden und dann in eine regelrechte Southern-Hymne wandelnden „Last Light on the Highway Pt.1“ und „Last Light on the Highway Pt. 2“ das i-Tüpfelchen auf den Abend setzten.

Danach standen beide Bands am Merchstand den Fans zur Verfügung, wo Manny Montana der Tourmanager, in seinen Geburtstag feiern konnte. Das schönste Geschenk wird für Ihn vielleicht der Konzertabend gewesen sein, an dem eine Band, die er nach Europa geholt hat, mittlerweile auf den Pfaden einer anderen Band, Blackberry Smoke, wandelt, die er vor vielen Jahren auch aus Amerika holte.

Text und Bilder: Gernot Mangold

Line-up Robert Jon & The Wreck:
Robert Jon Burrison – lead vocals, guitar
Hanry James – guitar, vocals
Warren Murrel – bass
Andrew Espantman – drums, vocals
Jake Abernathie – keyboards

Line-up Support:
Meghan Parnell – vocals
Dave Barnes – guitars

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de Bosuil

DeWolff – Love, Death & In Between – CD-Review

Anfang Oktober hatten wir im Rahmen eines Interviews, und anlässlich ihres Konzertes im Bochumer RuhrCongress als Support der Black Crowes, mit den sympathischen und kommunikativen Jungs von DeWolff, alias Luca und Pablo van den Poel sowie Robin Piso bereits über ihr neues Album „Love, Death & In Between“ ausgiebig gesprochen. 

Dies war noch ziemlich weit weg vom eigentlichen Erscheinungstermin, der jetzt aber zeitnah am 03. Februar ansteht. Ich hatte gut eine Woche vorher mp3-Daten zur Vorbereitung erhalten und dann das Werk dementsprechend intensiv, meist auf dem Arbeitsweg, im Auto angehört.

Seit geraumer Zeit liegt mir die Scheibe jetzt als finale CD vor. Nachdem ich sie einige Wochen nicht mehr gehört habe, und den Silberling jetzt mal zuhause im Player im Wohnzimmer laufen lassen habe, klingt er – ich weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde (ich bin wahrlich kein audiophiler Feingeist in dieser Hinsicht) – tatsächlich etwas verändert, natürlich positiv gemeint.

Musikalisch gesehen ist natürlich alles gleich geblieben. Vom eröffnenden treibenden „Night Train“ (mit James Brown-Tribut zollendem Sprechintro, der Song ist aber aus eigener Feder) bis zum Led Zep-angehauchten Rausschmeißer „Queen Of Space & Time“ bieten die Burschen einen engagierten bunten Retro-Ritt durch die Facetten der Rockmusikgeschichte, wobei sowohl in Sachen Tempi als auch bezüglich der Stile (wie u. a. Southern Rock, Soul, Psychedelic Rock), viel Wert auf Diversität gelegt wurde.

Sämtliche Tracks wurden dabei eigenständig vom besagten Trio kreiert, lediglich beim Allman Brothers-umwehten „Jackie Go To Sleep“ (mit Reminiszenzen an „Elizabeth Reed“) war auch noch Bassist Levi Vis mit im Boot. Der auffälligste Track ist natürlich das 17 Minuten währende „Rosita“, der im Mittelteil mit vielen instrumentellen Wendungen, als auch stimmungsmäßigen Wechseln aufwartet, bis er am Ende wieder zum Ursprungsschema zurückfindet.

Wer auf handgemachte Rockmusik der guten alten Zeit mit frischem neuen jugendlichen Elan steht, ist bei DeWolff und ihrem neuen Werk „“Love, Death & In Between“ an der richtigen Stelle. Wie schon ihr Live-Auftritt in Bochum kann auch die CD auf ganzer Linie überzeugen.

Apropos handgemacht. Das Coverbild (mit in die Rückseite des DigiPaks übergehend) wurde von der Künstlerin Rosa De Weerd aus Amsterdam nicht am PC designt, sondern ganz konventionell mit Palette und Pinsel handgemalt. Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Angelegenheit!

Mascot Label Group (2023)
Stil: Blues Rock, Soul & More

Tracks:
01. Night Train
02. Heart Stopping Kinda Show
03. Will O‘ The Wisp
04. Jackie Go To Sleep
05. Rosita
06. Mr. Garbage Man
07. Counterfeit Love
08. Message For My Baby
09. Guilded (Ruin Of Love)
10. Pure Love
11. Wontcha Wontcha
12. Queen Of Space & Time

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Netinfect Promotion
Mascot Label Group

Laura Cox – Head Above Water – CD-Review

‚Weiterentwicklung‘. Das ist das Schlagwort, das mir spontan als erstes nach dem Hören vom neuen Album „Head Above Water“ von Laura Cox in den Sinn kam. Und dabei ist ja gerade oft das dritte Werk immer mit das schwierigste, meist der Zeitpunkt, bei denen bei Interpreten und Bands nach Abebben der Anfangseuphorie, der leidige Alltag eintritt.

Ob es das Entfernen des Wörtchens Band und der vielleicht noch stärkeren Fokussierung auf die eigene Person damit zu tun hat, darüber kann zunächst nur spekuliert werden, aber auch nach mehrmaligen Hören der Scheibe steht eindeutig fest, dass es sich klar um den bis dato besten Longlayer der einst durch Youtube-Videos bekannt gewordenen Französin (mit englischem Vater) handelt.

Ob es ihrem Daddy geschuldet ist, der ja, so liest man, einen Faible für Country und Rock’N‘ Roll besitzen zu scheint, ist nicht überliefert, man nimmt allerdings (wohlwollend) eine deutliche Abkehr von klassischen Hard Rock in Richtung mehr ergänzender Southern Rock- und (New) Country-Einflüsse zur Kenntnis, wobei man in vielen Tracks auch immer wieder (meist in Form von Riffs und Sequenzen in ihren Soli) an die großen Rockbands der guten alten Zeit wie den Stones, Lynyrd Skynyrd, Bad Company, Molly Hatchet oder ZZ Top erinnert wird.

Einen Löwenanteil trägt auch ihr deutlich besser gewordener Gesang mit zum Gesamtergebnis bei. Statt den üblichen Shouterattitüden beweist die junge Dame diesmal auch viel Einfühlungsvermögen und Variabilität am Mikro, was zu viel Diversität im Gesamtgeschehen beiträgt. Das gleiche gilt für die Einbindung von Akustikgitarren, Slide und vor allem des meist schön vor sich hin klackernden Banjos. Dass sie eine Meisterin der E-Gitarre ist, ist natürlich auch weiterhin unverkennbar.

Meine Lieblingsstücke sind neben den vier New Country-lastigen Stücken („Old Soul“, „Before We Get Burned“, das fast schon hypnotisch von Laura dahingehauchte „Seaside“ und „Glassy Days“), die, man lese und staune, auch auf jedem Little Big Town-Album integriert werden könnten, das für das Werk richtungsweisende Titelstück „Head Above Water“, eine Art Mischung aus eigenen Ingredienzien, vermischt mit dem Flair von altgediegenen Rockbands wie den Rolling Stones, Lynyrd Skynyrd und Bad Company und vor allem „One Big Mess“, das mit einem, an Skynyrds „Simple Man“ erinnernden atmosphärischen E-Intro beginnt, dann aber in einen treibenden Rocker der Marke „Beatin‘ The Odds“ mündet. Gerade Southern Rock-Fans werden an den vielen quirligen und klirrenden E-Soli (man höre sich nur das Solo im The Georgia Thunderbolts-umwobenen „Set Me Free“ an) der zierlichen Französin großen Spaß haben.

Mit eingespielt haben das Werk ihre etatmäßigen Mitreiter Mathieu Albiac (Rhythmusgitarre) und Antonin Guerin (Drums, Percussion) und als neue Personalie Adrien Kah am Bass. Germain Destremont (Keys, Glockenspiel) und Nina Babel, Monique Harcum sowie Steve Kashala (alle Backing vocals) verbuchen Credits als Gastmusiker.

Auch wenn ich anfangs ein wenig noch Probleme mit dem Wiedererkennungswert der Refrains hatte, hat sich das mit jedem weiteren Hördurchgang immer mehr gelegt. Ob der eine oder andere Song für die Ewigkeit dabei sein wird, ist zwar fraglich, aber das gelingt ja heute in unserer schnelllebigen Zeit auch so gut wie gar keiner Rockband mehr, nicht mal den noch existierenden großen Acts dieser Zunft (die bekommen ja fast garnichts Kreatives mehr hin).

Kein Grund für Laura Cox also den Kopf in den Sand zu stecken, ihr neues Album „Head Above Water“ stellt, wie anfangs erwähnt, eine mehr als deutliche Weiterentwicklung dar. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt, wenn sie die enthaltenen Tracks im März live im (u. a. im Musiktheater Piano in Dortmund) hoffentlich ausgiebig vorstellen wird. Ein tolles, melodisches und kurzweiliges Rockalbum, dass sicherlich mit zu den positiven Überraschungen in 2023 avancieren wird.. Oder, wie es der Franzose sagen würde: „Merveilleux, Laura!“

Earmusic (Edel) (2023)
Stil: Rock & More

Tracklist:
01. Head Above Water
02. So Long
03. One Big Mess
04. Set Me Free
05. Old Soul
06. Wiser
07. Before We Get Burned
08. Seaside
09. Fever
10. Swing It Out
11. Glassy Days

Laura Cox Band
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Harlem Lake – 04.12.2022 – Yard Club, Köln – Konzertbericht

Am zweiten Advent traten Harlem Lake erstmals in Köln im Yard Club auf. Die aus Harlem bei Amsterdam stammende Band konnte im Sommer bei einigen Festivals begeistern und gewann den European Blues Award. Umso trauriger war es, dass nur etwa 30–40 Musikfans den Weg in den Yard  Club gefunden hatten. Den wenigen Fans, die an diesem Sonntagabend anwesend waren, boten die jungen Niederländer einen Abend, den sie so schnell nicht vergessen werden.

Von Beginn an zeigte sich, welch exzellente Musiker in der Band sind. Als erstes sei dabei Dave Warmerdam genannt, der für das Songwriting verantwortlich ist und trotz seines jungen Alters ein feines Händchen beweist, Elemente aus Blues, Americana und Southern Rock verschmelzen zu lassen. Seine Partnerin, nicht nur auf der Bühne, Jane Timmer übernimmt dabei den Part, die Texte zu schreiben.

Musikalisch gibt es dabei einige Paralellen zu einer amerikanischen Band in der auch Partner eine prägende Rolle spielen. So gab es unter den Besuchern so einige, die Vergleiche mit der Tedeschi Trucks Band machten. Was auf jedem Fall gesagt werden kann, ist, dass Harlem Lake sich nicht hinter prominenten Acts aus dem Genre zu verstecken brauchen.

Die junge Sängerin Jane Timmer begeisterte mit einer klaren Stimme und einem großen Stimmvolumen, was von zarten fast zerbrechlichen Gesang bis hin zur Bluesröhre ging, Zudem ging von ihr eine sehr positive Bühnenpräsenz aus und es gelang ihr schon mit der Ansage in einer Mischung aus Deutsch und Englisch die Besucher direkt einzufangen, dass sich über die gesamte Dauer des Konzertes eine tolle Stimmung mit einigen Anlässen für Szenenapplaus ergab.

Dave Warmerdam hielt sich optisch, meist Piano und Hammond Orgel spielend, zurück, offerierte dabei aber sein Können auch in einigen starken Soli. In den Vordergrund trat er bei den Tracks, wenn er sich die Gitarre schnappte und sich neben der Rhythmusunterstützung einige Gitarrenduelle mit Sonny Ray van den Berg lieferte. Herausragend war dabei der jammende Part in „I Won´t Complain“, mit Soli feinster Southern Rock-Manier, und auch der sonst eher im Hintergrund agierende Bassist Kjelt Ostendorf ein feines Basssolo hinlegte.

Sonny Ray, auch vom äußeren Erscheinungsbild, genau wie Dave in jede Southern Rock-Combo passend, gelang es viele Soloparts so auf den Punkt zu spielen, dass die Songstruktur nicht zerstört wurde. 

Visuell im Hintergrund standen Drummer Benjamin Torbijn und Bassist Kjelt Ostendorf. Dabei zeigten die beiden jungen Musiker schon eine große Souveränität ganz ohne große Effekthascherei. Beide hatten auch ein Feeling dafür, wann man sich etwas zurückhalten muss, um insbesondere bei den ruhigeren Stücken nicht die eher träumerische Stimmung zu zerstören.

Neben dem fast kompletten aktuellen Album spielte die Band als Zugabe mit „Mean Man“ noch ein Lied der Dave Warmerdam Band, aus der letztlich Harlem Lake entstanden ist und mit „Carry On“, dem begeisternden „Crying In The Desert“, „Temptation“, „Beggars Can`t Choose“ und „The Sight Of You“ fünf Songs, die erst auf dem neuen Album im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Nach dem, wie die Stücke in Köln präsentiert worden sind, kann ich schon jetzt eine Kaufempfehlung aussprechen!

Zudem coverten Sie mit „Beware“ (von Barrelhouse), „That`s How Strong My Love Is“ (von Little Milton), „Whiskey Drinkin` Woman“ (von Lou Donalson) und „Don’t Change Horses“ (von Tower Of Power) gekonnt einige Stücke von musikalischen Vorbildern und präsentierten so den Anwesenden ein abwechslungsreiches Programm mit einigen Überraschungen durch die noch nicht veröffentlichten Songs, die von den Fans begeistert angenommen wurden.
Nach dem Konzert begaben sich die Musiker sofort zu den wartenden Fans am Merchendise-Stand, um Fanartikel zu signieren, Erinnerungsfotos zu machen und um sich über den Abend zu unterhalten.

Neben den Musikern hatte ich noch ein nettes Gespräch mit dem Vater von Dave Warmerdam, der die junge Band unterstützt, über die Band und deren Pläne. Plan oder Traum wäre es nebenan in der Kantine, in die wir während des Gesprächs schauen konnten, zu spielen. Wenn man den Abend im Yard Club, mit der beeindruckenden Bühnenpräsenz der Band gesehen hat, kann aus diesem Traum ganz schnell Wirklichkeit werden. In der Form ist Harlem Lake auf dem Weg, eine der europäischen Topacts in deren Genre zu werden und sie bewiesen, dass sie nicht zu Unrecht den European Blues Award dieses Jahr gewonnen haben.

Harlem Lake werden voraussichtlich im nächsten Sommer auf dem Freideck der Kantine spielen, ein Termin, den man sich mit knallrot im Kalender markieren sollte. Ein besonderer Dank geht auch noch einmal an die Kantine/Yard Club insbesondere an Markus, der hoffentlich bald wieder vor Ort ist, die es immer wieder schaffen so großartige Künstler in den Kölner Norden zu holen.

Line-up:
Janne Timmer – lead vocals
Dave Warmerdam – organ, keyboards, guitar, bgv
Sonny Ray van den Berg – guitars, bgv
Kjelt Ostendorf – bass, bgv
Benjamin Torbijn – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Yard Club Köln

Copperhead County – Homebound – CD-Review

 

Langsam werden mir die Holländer unheimlich. Mit Copperhead County landet nach Voltage und Black Bottle Riot in unserem Magazin bereits die dritte Band, die sich ganz und gar dem Southern Rock bekennt und ebenfalls, für europäische Verhältnisse, mit ihrem zweiten Album „Homebound“ eine Bestleistung hinlegt, die sich hinter amerikanischen Vorbildern nicht zu verstecken braucht.

Wenn man relativ dicht am Meer beheimatet ist (das Sextett stammt aus dem in der Nähe von niederländischen Nordseeküstenort Zandvoort gelegenen Hoofdoorp) muss man ein sonniges Gemüt besitzen, was die Einrahmung des zehn Tracks umfassenden Werkes mit Songs wie dem Opener „Sunny“ und dem Abschluss mit „Sound Of Summer“ zu untermauern scheint.

Ein großer Vorteil der Band ist, dass sie mit Corvin Keurhorst einen Sänger ihr Eigen nennen können, der tatsächlich amerikanisch klingt und irgendwo zwischen Will Hoge und Charlie Starr (Blackberry Smoke) verortet werden kann und mit Leadgitarrist Robert van Voorden jemanden haben, der das große Einmaleins des Southern Rock-E-Gitarrenspiels perfekt beherrscht und ein Faible für den Stil von Hughie Thomasson zu besitzen scheint.

Marja Boender liefert die für das Genre typischen weiblichen Backgroundvocals, Keyboarder  Jordy Duitscher fühlt sich am Organ am wohlsten, und Bassist Johan van Dijk und Alex Stolwijk geben den Rhythmus vor.

Die zehn Eigenkompositionen wurden von Matt Wallace, der für seine Zusammenarbeit mit Acts wie u. a. Faith No More, R.E.M., Maroon 5 oder Blackberry Smoke bekannt ist, ins rechte soundtechnische Licht gesetzt. Man bewegt sich überwiegend im Rahmen der guten alten Southern Rock-Zeit mit Bands der ersten und zweiten Generation wie den Outlaws, Lynyrd Skynyrd, Doc Holliday oder Molly Hatchet und lenkt diese Einflüsse mit eigenen Ideen in eine Richtung, die heute von einer Band wie Blackberry Smoke weitergeführt wird.

Der Auftakt mit „Sunny“  und „Dreams Of The South“ (mit ein wenig „Holliday“-Billy Jones-Flair) gehört den Outlaws, das knackige „Quickjaw“ mit den „The Journey“- und „Green Grass And High Tides“-Reminiszenzen im tollen Gitarrenfinish hätte ich am Ende platziert.

Das pulsierende „Enjoy The Ride“ und das starke „Tonight We Ride“ (erinnert ein wenig an „Lonesome Guitar“) hätten auf jedem Doc Holliday-Album ihre Berechtigung gehabt, beim „JamMan“ hört man im Refrain die Black Crowes, während bei „Highroller-Queen Of Vegas“ und „Alphahretta Rain“ (mit „Swamp Music“-Rhythmus) dann auch noch Lynyrd Skynyrd mit ins Spiel genommen werden.

Copperhead County’s „Homebound“ ist Wasser auf die Mühlen der klassischen Southern Rock-Fraktion, die es gerne im ursprünglichen Format der Siebziger Jahre angehen lässt. Die Burschen wissen, was sie tun und stehen mit ihrem Werk ganz weit oben in der Neuerscheinungsliste des Genres. Eine typische Formation, die man gerne hier in unserer geliebten Kulturrampe mal sehen würde und die sicherlich begeistert aufgenommen würde. Kein Zweifel, die Holländer können Southern Rock!

Label: CRS (2022)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Sunny
02. Dreams Of The South
03. Quickjaw
04. Solid Ground
05. Enjoy The Ride
06. Highroller-Queen Of Vegas
07. Tonight We Ride
08. JamMan
09. Alphahretta Rain
10. Sound Of Summer

Copperhead County
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Larkin Poe – Blood Harmony – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Vollblut Enthusiasmus und hochtalentierte, musikalische Frauenpower bestimmen das neue Album “Blood Harmony”, der inzwischen in Nashville ansässigen Southern- und Blues-Rock-Formation “Larkin Poe”. Die ursprünglich aus Atlanta, Georgia, dem Süden der USA, stammenden Rebecca und Megan Lovell können, um es vorneweg zu sagen, mit dem 6. Studio-Longplayer (siehe auch frühere SoS-Berichte) den kraftvollen und mitreißenden Stil ihrer Vorgängerscheiben weiter verbessern und auch durch soulige Bluesvarianten vollauf begeistern.

Ein Beispiel hierfür ist der eigentlich weiche und harmonische erste Track “Deep Stays Down”, der sich bis zum explosiven A-capella Finale durchgängig steigert. Der von den Lovells als feminines Gegenstück zu Screamin’ Jay Hawkins Erfolg “I Put A Spell On You” konzipierte Titel “Bad Spell” propagiert den besagten Larkin Poe-Powersound – am besten in voller Lautstärke.

Mit “Georgia Off My Mind” folgt ein temperamentvoller Southern-Rocker, in dem man die geschäftigen Highway-Touren nicht nur gedanklich nachempfinden kann. Die von den beiden Multi-Instrumentalistinnen (Rebecca zuständig für Lead-Vocals und Guitar, Megan für Lap-Steel und Harmony-Gesang) komponierten 11 Songs wurden fast schon selbstverständlich im hauseigenen Studio produziert.

Die Lovells kombinieren in ausgiebiger, traditionsbewusster Mentalität Geschichten, Gefühle und persönliche Erlebnisse und verbinden virtuose, musikalische Wurzeln zu kreativen Southern-Country, Blues-Rock-Gebilden, die feminine Impulse kunstvoll stilisieren. So sind “Strike Gold” und “Southern Comfort” auch natürlich gesangsstarke Songs, mit südstaatlich rauen Komponenten. Der Boogie-Titel “Bolt Cutters & The Family Name” siedelt dabei nicht unweit des berühmten 1933er James Baker-Klassikers “Black Betty”, der vor Jahren von der Band “Ram Jam” gecovert wurde.

Demgegenüber bringt der Album Titel-Track “Blood Harmony” – nicht zufällig – bluesbasierte selbstaufbauende Klangräume zur Geltung, die eben so nicht nur von ungefähr natürlich zwischen Vocals und Guitar familienharmonisch funktionieren. Selbst Texas-Rock Ikone Billy F. Gibbons von ZZ Top hat die Zeichen der Zeit richtig erkannt und die Lovell-Sisters zum stärksten Track seines Solo-Albums „Hardware“ (“Stackin’ Bones”) eingeladen – eine besondere Auszeichnung durch den Guitar-Champion für die aufstrebenden, jungen Talente.

Neben den rauen Hard-Riff-Tönen (z. B. “Kick The Blues”), glänzen daher ebenso auf “Blood Harmony”, ruhigere Kompositionen, es werden mit “It Might As Well Be Me” – in Janis Joplin-Anklängen – und über “Lips As Cold As Diamond” auch Slow-Blues Stücke gebührend umgesetzt. Nach langer Tournee durch Europa war das Sisters-Duo am 15.09.2022 für einen kurzen TV-Auftritt bei “Ina’s Nacht” und lieferte mit Band auf engstem Raum ein phänomenales Set und zu bewies, dass eine starke Blues-Rock Formation den Laden gehörig aufmischen kann.

Seit Gründung der Band (2014) war es für Larkin Poe nur ein kleiner Schritt, um vom ursprünglichen Folk und Bluegrass Trio in die Oberklasse der jungen Southern Blues Rock-Generation aufzusteigen. Mit dem Album “Blood Harmony” gelingt es den Lovell-Schwestern durch diese besonders betont-familiäre Übereinstimmung auf alten Pfaden neue Maßstäbe zu setzen.

Tricki Woo Records (2022)
Stil: Blues Rock, Roots Rock, Southern Rock

Tracks:
01. Deep Stays Down
02. Bad Spell
03. Georgia Off My Mind
04. Strike Gold
05. Southern Comfort
06. Bolt Cutters & The Family Name
07. Blood Harmony
08. Kick The Blues
09. It Might As Well Be Me
10. Summertime Sunset
11. Lips As Cold As Diamond

Larkin PoeEmily Nenni
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Another Dimension

Joost de Lange Band – Hypnotized – CD-Review

Review: Gernot Mangold

Die in Antwerpen ansässige Joost de Lange Band bringt mit „Hypnotized“ das mittlerweile sechste Studioalbum heraus. Dabei ist dem Powertrio um Mastermind Joost de Lange ein beachtliches Werk gelungen, das die Bandbreite vom Blues aus der Richtung Rory Gallagher oder Jimmy Hendrix über Rock bis hin zum Hard- und zuweilen Southern Rock umspannt.

Tricky ist der Einstieg in die CD, wo das rockige „I Won’t Follow“ mit einigen Riffs eingeläutet wird, die an das Intro des Golden Earing-Klassikers „Radar Love“ erinnern, um dann in eine schnörkellose Bluesnummer einzumünden, die einen Refrain mit hohen Wiedererkennungswert hat. Schon im ersten Song zeigt sich die Klasse seiner Begleitmusiker Ramses Donvil an den Drums und Mitchell Goor am Bass, die eine groovende Grundlage legen, in die Joost immer wieder feine Gitarrensoli einstreut.

Herausragend ist der Titeltrack „Hypnotized“, mit einem slidenden Intro und Ende des Tracks auf dem Dobro. Prägnant sind dabei neben dem emotionalen, fast melancholischen Gesang der pulsierende Tieftöner.

Neben den meist eher härteren Nummern zeigt er beim balladesken „Love, Fear and Uncertainty“, dass er mit seiner Band auch die eher ruhige Gangart beherrscht, wobei er in den Song ein furioses Solo integriert. Mit dem gradlinigen krachenden „Shout It All Out“ nähert sich Joost de Lange denn dem Hard Rock mit grungigen Einflüssen. Schön ist hier auch das Songwriting mit einem einprägsamen Refrain.

Abgeschlossen wird der durchgängig starke Longplayer mit dem rockigen „Rush“, mit stampfenden Bass, und energievollen, dynamischen Drums, zu denen Joost de Lange gekonnt Akzente mit seiner Gitarre setzt.

Spätestens mit ihrer neuen Scheibe „Hypnotized“ hat sich die Joost de Lange Band  im Bereich des eher harten Blues Rocks etabliert und man darf gespannt sein, wie das Trio die neuen Sachen, die live einige Möglichkeiten zur Improvisation geben, präsentieren wird.

Band:
Joost de Lange – Vocals & Guitars
Mitchell Goor – Bass
Ramses Donvil – Drums

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. I Won`t Follow
02. Mixed Emotions
03. Hypnotized
04. Love, Fear and Uncertainty
05. The Unknown
06. Shout It All Out
07. Take Me Higher
08. Beyond The Horizon
09. Walk The Line
10. Rush

Joost de Lange Band
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Sam Morrison Band – Unfinished Business – CD-Review

Die Sam Morrison Band fristet bei uns hier im Southern Rock-Bereich eher ein Dasein in der riesigen Masse der Acts, die mal kurzzeitig beachtet werden, aber auch nie annähernd das Standing der großen Vertreter des Genres erreicht haben.

Dabei können die Kalifornier im Laufe der 20 Jahre ihres Bestehens (eine große Zeit davon haben sie auch als Bob Seger-Cover Band gewirkt), darauf verweisen, schon mit all den Branchenführern wie Lynyrd Skynyrd, den Allman Brothers, der Marshall Tucker Band und speziell der Charlie Daniels Band zusammen auf der Bühne gestanden zu haben.

Ob der richtige Durchbruch an fehlendem ‚Vitamin B‘ oder zu wenig Flexibilität liegt (die heutigen jungen nachkommenden Vertreter sind da ja meist deutlich vielschichtiger aufgestellt), ist schwer zu beurteilen, jedenfalls hat ihr Bandleader da eine klare Meinung: 

“Musical genres today have all seemed to mesh together into a quasi country/pop/rnb/hiphop mess that many people can’t and won’t relate to. These people have all but given up on new music and resign themselves to the music they grew up on. That leaves a huge population of people whose musical needs are not being met…..We plan to fill that need!”

Nun gut, er hält mit dem 4. Album auf jeden Fall sein Wort. Sämtliche Songs sind klare Bekenntnisse zum klassischen 70’er Southern Rock von Skynyrd („Straight Outta Jacksonville“), der Marshall Tucker Band („My Reason“) mit typischer Querflöte), Wet Willie, Sea Level, Grinderswitch, Henry Paul Band/Doc Holliday („Unfinished Business“), den Allman Brothers („Pick’em Up and Put’em Down“) oder der Charlie Daniels Band & Co.

Apropos Charlie Daniels: für seine damalige Hommage „Reflections“ hat man das Lied sogar umgetextet und nur den Refrain übernommen, dem verstorbenen Altbarden hat man natürlich auch eine Strophe gewidmet.

Zwei Dinge, die ich persönlich anders gemacht hätte sind: Die beiden letzten Stücke , das piano-getränkte „Live Again“ (da schimmert deutlich Morrisons Bob Seger-Faible durch) und „Turn Up the Music“ (das einzige Lied, das von Morrison nicht gesungen wird und sich wie ein, mit weicher Stimme gesungener Jackson Browne- oder Poco-Westcoast-Song anhört), bewirken einen klaren Bruch zum  vorherigen Southern Rock-Charakter. Die hätte ich entweder anders verteilt oder für den letzten Track auch den Chef ans Mikro beordert.

Der tolle Titelsong „Unfinished Business“, hätte noch mit einem typischen E-Gitarrenfinish bedacht werden können und hätte durchaus echten Klassiker-Charakter gehabt. Dann hätte er natürlich auch an das Ende der Trackliste platziert werden müssen.

Aber Nichtsdestotrotz, wer auf Southern Rock der alten Schule steht und mit neuen, moderneren Trends eher weniger was anfangen kann, wird mit „Unfinished Business“ der Sam Morrison Band bestens und überwiegend hochwertig bedient.

Band Line-up:
Sam Morrison – guitar/vocals
Bart Robley – drums
Greg Kasparian – bass
Karl Sanger – sax/flute/vocals
David Kurtz – guitar/vocals
Walt Thompson – piano/Hammond organ/vocals

Label: Bad Reputation (2022)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Straight Outta Jacksonville
02. Hell Yeh
03. My Reason
04. Who Shot John
05. Man Like Me
06. Unfinished Business
07. Pick’em Up and Put’em Down
08. Reflections
09. Say Can We See
10. Live Again
11. Turn Up the Music

Sam Morrison Band
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