Skye Wallace – 14.09.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Wie gewohnt begrüßt Pille Peerlings die Besucher vor dem Konzert und kündigt dabei nicht nur die Kanadierin Skye Wallace mit ihrer Band an, sondern verkündet, dass er einen Nachfolger gefunden hat, der im nächsten Jahr die Kulturrampe weiterführt und es in Krefeld weiter laut bleibt.

Mit der positiven Botschaft gelingt es Wallace die positive Stimmung direkt aufzunehmen und zusammen mit ihrer Bassistin Jenna Strautman den Abend zunächst folkig und mit Harmoniegesang zu beginnen. Nach dem eher ruhigen Beginn wird es, als Schlagzeuger Chris Dimas und Gitarrist Devon Lougheed die Bühne betreten, richtig rockig. Mit einer Mischung aus Independent, Rock und einer Prise Punk sorgt sie für eine gute Stimmung bei den etwa 60 Musikfans, die zuweilen tanzend mitgehen.

Positiv kommt auch natürliche Art von Wallace an, die bestens gelaunt die Songs ansagt und den einen oder anderen Flirt mit dem Publikum beginnt, um im nächsten Moment fast schon schüchtern wirkend, den Applaus nach den Songs auf sich einwirken lässt.

In den zwei jeweils etwa 45 minütigen Sets präsentiert sie die meisten Stücke des 2022 Albums „Terrible Good“ sowie ältere Songs aus dem 2019er Album und „Mean Song 2“ vom 16er Album „Something Wicked“. Eines der Highlights ist die aktuelle Single „Tough Kid“, der stilistisch in die Zeit passt, als Songs von The Cure oder Sisters of Mercy in den Discos auf dem Plattenteller lagen.

So gelingt es Wallace, den Flair von Independent Musik wieder aufleben zu lassen und hat mit Sicherheit einige neue Fans in der Krefelder Kulturrampe hinzugewonnen.

Line-up:
Skye Wallace (lead vocals, guitars)
Jenna Strautman (bass, bgv)
Devon Lougheed (guitar, bgv)
Chris Dimas (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Skye Wallace
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Kulturrampe

Robert Jon & The Wreck – 05.09.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Da wir in diesem Magazin ja bereits unzählige CD-Reviews, Konzertberichte und auch ein Interview über/mit Robert Jon & The Wreck gebracht haben, möchte ich den Besuch dieses Abends in der Krefelder Kulturrampe, mal als Anlass nehmen, ein wenig die Entwicklung dieser  Erfolgsgeschichte zu beleuchten, denn die hat meiner Ansicht nach viele Väter.

Da gibt es zum einen ihren Teenage Head Music-Promoter Manny Montana, der von Anfang an, an diese Jungs aus Kalifornien geglaubt hat und sie mit umtriebiger Energie und Ausdauer, Jahr für Jahr, nach vorne gepuscht hat.

Da ist natürlich ihr Bandleader Robert Jon Burrison, der es mit seiner Kreativität und seiner charismatischen Gabe geschafft hat, immer wieder das Gefüge seines Kollektivs, auch nach Verlusten von Schwergewichten wie u. a. Christopher Butcher und Steve Maggiora (jetzt bei Toto), mit ebenso guten Musikern in der Waage zu halten.

Natürlich sind auch wir, ohne mit Eigenlob aus der Hose stinken zu wollen, mit ein essentieller Teil davon. Ich kenne kein anderes Musikmagazin oder Medium in unseren Sphären, das dieses Quintett über die lange Zeit, so intensiv publizistisch mitbegleitet hat. Denn es gab auch den Anfang im Jahr 2015, als sie noch vor weniger als 30 Zuschauern hier aufgetreten sind.

Und damit kommen wir zum letzten Teil der Erfolgsgaranten, den Betreibern der vielen Locations, die die Basis für den stetig wachsenden Zuspruch bilden und gebildet haben. Insbesondere ist da Markus ‚Pille‘ Peerlings von besagter Kulturrampe in Krefeld zu nennen, der die Burschen auch nach den ersten unrentablen Auftritten, immer wieder bei sich zu Stammgästen machte.

Wie wir ja alle leider mittlerweile wissen, zieht sich Pille am Ende des Jahres aus der Rampe zurück und wird neue Ufer betreten. Ein herber Verlust für die echte ehrliche Live-Musik von heute, auch wenn es mit der Location weitergeht, kann man sich nicht genug für diese sympathische, geschmackvolle und herzliche Präsenz bedanken. Er wird eine Riesenlücke hinterlassen.

Aus diesem Grund hat jetzt dieser, erstmal offiziell nicht geplante Termin, dann doch noch ihm zu Ehren stattgefunden, sicherlich eine schöne Geste der Dankbarkeit seitens THM und der Band.

Zum Konzert bleibt nicht viel zu schreiben.  Der Blick auf die am Boden liegende recht kurze Setlist ließ schon erahnen, dass es einige längere Tracks geben musste, was sich dann auch bewahrheitete. Nach dem Opener „Pain No More“, „Do You Remember“, „Tired Of Drinking Alone“, „Don’t Look Down“, „Ride Into The Light“ und ihrem Ohrwurm „Oh Carolina“, also mit drei Tracks vom neuen Album inkludiert, die allesamt knackig und straff dargeboten wurden, ging es dann mit dem Beatles-Cover „Come Together“ in die Jam-Phase über.

Wenn Yoko Ono und John Lennon diese furiose Version damals in ihrem Bettchen zu Gehör bekommen hätten, wäre es wohl nix mit „Give Peace A Chance“ geworden, sie wären wohl vor Schreck aus allen Liebeswolken gefallen.

Daran angeschlossen wurde „Last Light On The Highway“ in beiden Parts zelebriert, um dann den Gig mit „Cold Night“ einen weiteren Standardklassiker ihres Songkatalogs in einer halbstündigen Killer-Fassung als Zugabe zu beenden. Hier zeichnete sich besonders Andrew Espantman mit seiner unglaublichen Koordination und seinen maschinengewehrartigen Trommelattacken aus. Auch der ’neue‘ an den Tasten, Jake Abernathie, wusste sich in einem Wechselspiel mit Gitarren-Wizard Henry James in Szene zu setzen.

Am Ende wurden Robert Jon & The Wreck, wie so oft, von den großartig mitgehenden Rampenbesuchern frenetisch gefeiert. Man darf gespannt sein, wo die Reise noch hingehen wird, ich denke, wir werden vermutlich weiterhin mit dabei sein.

Line-up:
Robert Jon Burrison – lead vocals, guitar
Hanry James – lead guitar, vocals
Warren Murrel – bass
Andrew Espantman – drums, vocals
Jake Abernathie – keyboards

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Teenage Head Music
Kulturrampe, Krefeld

The Delta Saints – 24.08.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Vor über fünf Jahren spielten die Delta Saints das letzte Mal in der Krefelder Kulturrampe. Damals stand im Raum, dass es die letzte Tour der Band sei und zumindest eine Pause eingelegt werden soll. Nachdem die Band jetzt für ein Konzert in Nashville im Frühjahr aufspielte, gelang es Teenage Head Music wieder, die Band für eine kurze Europatournee zu gewinnen. Eine der sieben Stationen ist somit erneut die Krefelder Kulturrampe, in der die Band bereits einige begeisternde Auftritte hatte.

So war es nicht verwunderlich, dass Pille Peerlings die Band vor ausverkauften Haus begrüßen durfte. Es entwickeln sich etwa 100 Minuten, in der die Delta Saints agierten, als hätte es die lange Pause nicht gegeben. Schon vom ersten Song geht das Publikum bei fast tropischen Klimabedingungen frenetisch mit und es entwickelt sich ein unvergesslicher Musikabend und viele Fans fragen sich nach dem Konzert, ob dies eine einmalige kurze Reunion war oder der Beginn eines Neuanfangs.

Neben den stark, auf den Punkt gespielten eigenen Songs, wo „California“, „Heavy Fammer“, „Death Letter Jubilee“ und der Rausschmeißer „A Bird Called Angola“ herausragten, performtet die Band auch eine eindrucksvolle Version des Otis Redding-Klassikers „Hard To Handle“.

Wie in der Kulturrampe üblich, gesellten sie die fünf Musiker nach der Show im Kneipenbereich am Merchandising-Stand unter das Publikum und runden so einen tollen Konzertabend ab, der Lust auf mehr macht oder einfach als sentimentale Erinnerung stehen bleibt. Er hat in jedem Fall  Pille in seinem letzten Jahr als Rampenverantwortlichen, nach dem Konzert sichtlich ein Tränchen der Rührung ins Gesicht getrieben.

Line-up:
Ben Ringel (lead vocals, guitars, percussion)
Dylan Fitch (electric guitar)
David Supica (bass)
Vincent “Footz” Williams (drums)
Nate Kremer (keys, percussion)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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The Lagan – 20.08.2023, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Das Wetter passt nie. Mal ist es zu nass, mal ist es zu warm. War die Kulturrampe zu Beginn des Konzerts noch angenehm temperiert, heizte sie sich sehr schnell auf und der Leadsänger von The Lagan, Brendan O’Prey, versicherte während des Auftritts beinah glaubhaft, dass er noch nie so geschwitzt hätte. Trotz der sommerlichen Temperaturen sind der Einladung zum Tanztee eine Vielzahl von Krefeldern gefolgt, sodass sich Markus und Annette nicht nur über ein gut gefülltes Haus, sondern auch über den Getränkeumsatz freuen durften, zu dem die Bandmitglieder das Ihre beisteuerten.

Kurz nach 17 Uhr versammelten sich die Besucher im Saal und folgten über siebzig Minuten einem temporeichen Set der Band aus London. Zu bemerken ist, dass der übliche Altersschnitt der Rampengänger durch einige junge Besucher, die vernünftigerweise mit Mickey-Maus-Ohrschutz ausgestattet waren, deutlich gesenkt wurde. Der Ohrschutz erwies sich auch als erforderlich, da es The Lagan richtig krachen ließen.

In der Tradition von The Pogues , Shane McGowan & The Popes oder Dropkick Murphys bot das Quintett Celtic Rock in Reinform, gewürzt mit einer Prise Punk. Entsprechend prägten Andrew Stanley mit seiner Geige und Andrew Maclean mit der Tin Whistle den Sound der Band. Sänger O‘Prey verfügt über das passende Organ, wobei von den mehrstimmigen Chorgesängen, die für den irisch angehauchten Rock typisch sind, ausgiebig Gebrauch gemacht wurde.

The Lagan verstehen sich in erster Linie als Liveband, daher schauen sie erst auf zwei Veröffentlichungen zurück. Am Anfang des Konzerts standen einige Stücke ihres Debüts „Where’s Your Messiah Now? (2013) auf dem Programm. Auf meinen Favoriten des Longplayers „Staring The Devil In The Eye“ folgten „Sailin‘ East“ und „Star Of The County Down“. Das den Temperaturen angemessene „Sunny Dry In Southie” und „I’ll Tell Me Ma” standen ebenfalls auf der Setlist.

Im Mittelteil des Auftritts gab es einige Traditionals beziehungsweise Coverversionen wie die von „The Maid Behind The Star Of Munster“, „Fisherman’s Blues“ oder „Hills of Donegal“. Insgesamt hätte das eine oder andere langsamere Stück noch eingefügt werden können, sodass etwas mehr Variation in die Darbietung gekommen wäre. Das Publikum war aber dankbar, dass der Auftritt straight durchgespielt wurde, um so dem Glutofen zu entkommen. O’Prey trat mehrmals mit dem Publikum in direkten Kontakt, wobei der Flüssigkeitsverlust und die Flüssigkeitszufuhr zentrales Thema waren – so wie man es von einer englischen Band, die es mit waschechtem irischen Punk-Rock aufnimmt, erwartet.

Im letzten Teil des Konzerts stellten The Lagan mit „Let’s Do It Again“ und „A Song For Jim“ noch zwei Titel von ihrer EP aus dem Jahr 2018 vor. Den Abschluss des Hauptteils bildete danach die starke Single ihres ersten Albums „Same Shite, Different Night“. Höhepunkt war aber die Zugabe „Home For A Rest“, das mit einem scharfsinnigen Text, der den eigenen Alkoholgenuss reflektiert, punktete.

So neigte sich ein feuchtfröhlicher Nachmittag dem Ende zu. The Lagan können auf ein gelungenes Finish ihrer Europatour zurückblicken. Nachdem die Band den Tour-Bus beladen hatte, gönnte sie sich noch einen Absacker mit dem Publikum, das sicherlich nicht bereute, die dunkle Kulturrampe zeitweise dem schönen Wetter im Freien vorgezogen zu haben.

Wer die eigene Atmosphäre des Tanztees unter der Federführung von Markus und Annette nochmal genießen möchte, hat die Möglichkeit, Bywater Call am 22. Oktober zu besuchen.

The Lagan
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Kulturrampe Krefeld

 

Handsome Jack – A Good Thing – EP-Review

Review: Michael Segets

Die Europa-Tournee von Handsome Jack ist gerade zu Ende gegangen und die drei Jungs dürften wieder in den Vereinigten Staaten, genauer in Lockport, New York, angekommen sein. Für Juli sind in Amerika zumindest wieder einige Auftritte angekündigt. Die Tour durch Europa wurde von Teenage Head Music organisiert und somit die Station in der Krefelder Kulturrampe quasi vorprogrammiert. Bei dem schweißtreibenden Konzert am 19.05.2023 spielten Jamison Passuite (guitar/vocals), Joey Verdonselli (bass/vocals), and Bennie Hayes (drums/vocals) solange Zugaben, bis sie keine Stücke mehr im Repertoire hatten. Der Gig bleibt als voller Erfolg für Band und Publikum in Erinnerung.

Ein Höhepunkt des Abends war „A Good Thing“, der Titeltrack der EP, die für den Ausflug auf den alten Kontinent eingespielt wurde. Auch auf der Scheibe ragt die Southern Rock-Nummer unter den Titeln heraus. Sehr gelungen ist zudem das gradlinige „Shop Around“, das ebenfalls im Southern-Style rockt und darüber hinaus mit einem vollen Backgroundchor punktet. Entspannt geht es bei „Natural Thing“ und „Nobody Left To Love You“ zu. Handsome Jack setzt bei diesen Tracks wiederrum auf ausgiebigen Harmoniegesang, wobei vor allem der letztgenannte Song in Richtung West Coast weist.

In den letzten sechzehn Jahren veröffentlichte Handsome Jack fünf Alben und mit „A Good Thing“ ihre dritte EP. Die Covergestaltungen sind zumeist an das Artwork der 1970er Jahre angelehnt. „A Good Thing“ bildet da keine Ausnahme. Es ist außen vor allem bunt, in der Innenseite blicken einem Keramik-Katzenköpfe, ein Gartenzwerg und ein Buddha entgegen. Das Design der EP ist also fragwürdig, die Musik ist es nicht. Handsome Jack empfiehlt sich mit ihr nicht nur für Konzerte.

„A Good Thing“ von Handsome Jack ist eine gute Sache. Die fünfzehn Minuten zwischen Southern Rock und West Coast leiten einen sommerlichen Abend mit kühlen Getränken angemessen ein.

Alive Naturalsound Records (2023)
Stil: Southern Rock, West Coast

Tracks:
01. A Good Thing
02. Shop Around
03. Natural Thing
04. Nobody Lef To Love You

Handsome Jack
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Alive Naturalsound Records

Jane Lee Hooker – 03.06.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertnachlese

Jane Lee Hooker sorgen bei Ihrem ersten Auftritt in Krefeld für eine gut gefüllte Kulturrampe und zeigen von Beginn an, dass es sich bei ihrer Musik um eine explosive Mischung von Rock und Blues, gewürzt mit einer Prise von Southern Rock und Punk handelt.

Visuell steht Fronterin Dana Danger Athens mit gestenreichem Auftreten, rollenden Augen und kraftvollen Gesang im Vordergrund. Dabei war am Morgen noch gar nicht sicher, ob ihre Stimme es an diesem Abend mitmacht. Im Laufe der Show beschreibt Tracy Hightop, dass Tourmanager Dieter Heavy-d Bossarts Danas am Morgen noch angeschlagene Stimme mit Hausmitteln wieder auf Vordermann gebracht hat.

Neben Dana Danger spielen sich die beiden Gitarristinnen Tina T-Bone Gorin und Tracy Hightop auch posenreich immer wieder in den Vordergrund, wobei Tina eher für die gefühlvollen Soli verantwortlich ist, während Tracy es eher Hard Rock-mäßig krachen lässt.

Bassistin Hail Mary Zadroga und Lightnin` Ron Salvo am Schlagzeug sorgen für einen treibenden Rhythmus, der die Grundlage für 75 Minuten auf der Überholspur ist und für eine schweißtreibende Stimmung in der Rampe sorgt.

Es bleibt zu hoffen, dass die Band und natürlich auch andere, die auf der Farewell Tour 2023 der Kulturrampe auftreten, wieder in die kultige Rampe kommen werden, wenn sich ein Nachfolger für Pille gefunden hat, der den von ihm eingeschlagenen Weg weitergeht. In dem Sinne, „Lass uns gemeinsam `n bisschen laut sein“.

Line-up:
Dana ‚Danger‘ Athens (lead vocals, keys)
Tracy ‚High Top‘ (electric guitar)
Tina ‚TBone‘ Gorin (electric guitar)
‚Hail Mary‘ Zadroga (bass)
‚Lightnin‘ Ron Salvo (drums)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Jane Lee Hooker
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Teenage Head Music
Kulturrampe, Krefeld

Cruzados, 26.05.2023, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Zum zweiten Mal spielen The Cruzados in der Krefelder Kuturrampe und machen die Bude voll. Sie nutzen den Auftritt, um das gerade veröffentliche Livealbum „Live In Marseille“ und die EP „Land Of The Endless Sun“ zu promoten. Schon vom ersten Song „She`s Automatic“ (Titeltrack aus der 2022er-Scheibe) an, gibt es nur Vollgas: Rock`n`Roll, Tex-Mex-Blues und Southern Rock sind die Elemente, die die Fans in der Kulturrampe in Stimmung bringen, sodass sich die Rampe regelrecht in ein Freudenhaus der Rockmusik verwandelt.

Die beim Publikum bekannten Stücke (die Live-Scheibe wird komplett durchgespielt) werden dabei mit allen sechs Stücken der EP gespickt, womit die Fans auch einiges Neues zu hören bekommen, was auch durchweg gut ankommt und zeigt, dass es sich um eine ‚lebendige‘ Band handelt, auch wenn mit Bassist Tony Marsico, der die Band vor einigen Jahren wiederbelebte, nur noch ein Originalmitglied an Bord ist.

Marsico moderiert dabei gemeinsam mit Sänger Ron Young durch die Show und erwähnt nicht ohne Stolz, dass einige der Songs auch in diversen Filmen zu hören sind und ergänzt mit einem Augenzwinkern, dass es dabei einige Tote gibt. So ist natürlich da mystische „After Dark“ einer der Höhepunkte des Konzerts und die Rampe verwandelte sich fast in die Titty Twister Bar, aus der an diesem Abend jedoch alle lebendig herauskommen sollten.

Herausragend ist auch einer der ersten Songs der Band, „Rising Sun“, der Southern Rock-Kracher „Across The Ghost Town“, der Titelsong der EP „Land Of The Endless Sun“, wo der Blues im Stile der alten ZZ Top zelebriert wird, das balladeske „Golden Child“ und die Rock`n`Roll-Nummer „Johnny Pay To Play“, mit der sich die Band von den Zuschauern verabschiedet. Wie im Fluge vergehen etwa 100 Minuten energiegeladener Musik, die auch von den verschiedenen Charakteren der Musiker lebt.

Ron Young, der charismatische Fronter mit der markanten Stimme, der diese wie ein Chamälion an die verschiedenen Songs anpasst, Loren Molinare, der insbesonders die Soloparts an der Gitarre übernimmt, die Richtung Rock`n`Roll gehen, Mark Tremalgia der sich eher für die gefühlvollen und Southern-Soli verantwortlich zeigt, Rob Klonel der an den Drums den Takt vorgibt und last but not least der charismatische Toni Marsico, der in den Musikern von Little Caesar Mitstreiter gefunden hat, die die Cruzados wieder aufleben zu lassen, und es doch gelingt, musikalisch eine klare Abgrenzung zu erreichen.

Besonders zu erwähnen ist, dass Marsico der bestens gelaunt, oft mit den Fans schäkernd, auf der Bühne steht, zuweilen auch einen starken Leadgesang beisteuert, noch an den Folgen einer Infektion laboriert und sich einige Male auf die Amp setzen muss, um wieder Kraft zu schöpfen, dort aber sein druckvolles Bassspiel fortsetzt und so mit für einen Abend in der Rampe sorgt, an den sich die Fans gerne zurück erinnern werden.

Line-up:
Ron Young (lead vocals)
Loren Molinare (guitar, bgv)
Mark Tremalgia (guitar, bgv)
Tony Marsico (bass, bgv)
Rob Klonel (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Cruzados
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Kulturrampe Krefeld

Li’l Andy – The Complete Recordings Of Hezekiah Procter (1925-1930) – Digital-Album-Review

Review: Michael Segets

Li’l Andy geht mit den Songs von Hezekiah Procter im Juni auf Europa-Tournee. In der Kulturrampe gastiert er am 20.06. Hezekiah Procter wurde um 1900 in Burningtown, Nord-Carolina, geboren. Zwischen 1925 und 1930 nahm er einige Songs auf. Infolge seiner Beteiligung an blutigen Arbeitskämpfen tauchte er unter. Über sein weiteres Leben sind nur Mutmaßungen möglich.

Dass Hezekiah Procters Musik bis dato unbekannt war, liegt darin begründet, dass die Figur und die Biographie vollständig fiktiv sind. Ersonnen hat diese Andrew McClelland alias Li’l Andy. Auch die Musikstücke sind von ihm bis auf wenige Titel geschrieben. Die Idee, eine Erzählung gleichsam als Liner Notes zu verfassen und ihr mit einem Soundtrack zusätzlich den Anschein von Authentizität zu geben, ist originell. Das Gesamtkunstwerk des in Montreal ansässigen Musikers Li’l Andy wurde durch öffentliche Mittel unterstützt und heimste bereits einige Auszeichnungen ein. Neben der digitalen Ausgabe liegt auch eine Deluxe-Edition vor, die neben einer Doppel-LP das gedruckte Buch einschließlich historisch anmutendem Bildmaterial umfasst.

Die Songs zwischen Folk und Country hören sich tatsächlich alt an und könnten durchaus hundert Jahre auf dem Buckel haben. Dieser Effekt wurde durch die Verwendung von historischem Equipment bei den Aufnahmen erzielt. Eine Reihe ungewöhnlicher oder vergessener Instrumente wie Sousaphone oder Kazoo wurde eingesetzt. Einen Einblick in die Darbietung geben die beiden Videos von „When The Fire Comes Down“ und „I See Jesus Comin’ Down The Road“.

Insgesamt verzeichnet das Werk 29 Tracks. Die ersten elf sind dabei in zwei Versionen – Wire Recorder Version und Analog Recorder Version – vorhanden. Die eine Scheibe der Vinyl-Edition enthält die Procter-Songs On Wire, die andere On Tape. Neben Li’l Andy als Hezekiah Procter schlüpfen Teilhard Frost, Sam Allison, Brian Sanderson, Bill Howard, Julia Narveson und Milton Kelly in die Rollen seiner musikalischen Weggefährten.

Auf Dauer stellen sich leichte Ermüdungserscheinungen bei der über achtzigminütigen Spielzeit ein, da die Präsentation der Stücke den heutigen Hörgewohnheiten nicht entgegenkommt. Die Motivation kann auch nicht aus ernsthaftem historischem Interesse entspringen. Stattdessen muss man sich auf die Erzählung einlassen und Freude an der Kreativität der alternativen Geschichtsschreibung empfinden. Auf der Bühne gespielt verspricht das Projekt von Li’l Andy allerdings einen außergewöhnlichen Musikabend.

„The Complete Recordings Of Hezekiah Procter (1925-1930)” von Li’l Andy basiert auf der fiktiven Biographie des Protagonisten. Eine Geschichte, die sich so hätte zutragen können, und Songs, die damals so hätten geschrieben werden können, verbindet Li’l Andy zu einem originellen und stimmigen Gesamtkunstwerk. Musikalisch und tontechnisch versetzt es in die Anfänge der modernen Folk- und Countrymusik und erweist sich daher für die heutige Zeit als etwas sperrig.

Eigenproduktion (2022)
Stil: Country, Folk

Tracks:
01. Dr Kerr’s Ballyhoo (wire recorder version)
02. Crib House Drip (wire recorder version)
03. I’m Gonna Find a New Sweetheart (wire recorder version)
04. I See Jesus Comin’ Down the Road (wire recorder version)
05. Jennie Blythe (wire recorder version)
06. When the Fire Comes Down (wire recorder version)
07. On a Summer Night Like This (wire recorder version)
08. The Palace Theater Fire (wire recorder version)
09. In the Roebuck Catalogue (wire recorder version)
10. In a Gingham Dress (wire recorder version)
11. The Whistle Waltz (wire recorder version)
12. Get Behind the Wheel (of an Auto-mobile!) (wire recorder version)
13. The Testament of Rudy Baron (wire recorder version)
14. O Joys of Joys (wire recorder version)
15. (I’ve Got Those) Lovesick Blues (wire recorder version)
16. The Least of These, My Brothers (wire recorder version)
17. God of My Life (aka “Poland”) (wire recorder version)
18. Now Shall My Inward Joys Arise (aka “Africa”) (wire recorder version)
19. Dr Kerr’s Ballyhoo (analog tape version)
20. Crib House Drip (analog tape version)
21. I’m Gonna Find a New Sweetheart (analog tape version)
22. I See Jesus Comin’ Down the Road (analog tape version)
23. Jennie Blythe (analog tape version)
24. When the Fire Comes Down (analog tape version)
25. On a Summer Night Like This (analog tape version)
26. The Palace Theater Fire (analog tape version)
27. In the Roebuck Catalogue (analog tape version)
28. In a Gingham Dress (analog tape version)
29. The Whistle Waltz (analog tape version)

Li’l Andy
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Off Label Records
JohThema Promotions

Allen-Forrester Band – 12.05.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Vor knapp einem Jahr musste sich die Allen-Forrester Band bei ihrem Debütauftritt in der Krefelder Kulturrampe noch vor tristen 40 Zuschauern abkämpfen. Die Corona-Pandemie schien zwar zu dieser Zeit bereits weitestgehend unter Kontrolle, es war aber an einem Abend mitten in der Woche und das Quartett hatte bis dato noch eher einen Insider-Status. Die Truppe um Josh Allen und Ben Forrester spielte sich aber mit einer engagierten und ausgiebigen Vorstellung sofort in die Herzen der Anwesenden.

So etwas spricht sich im Umfeld der Rampe schnell rum (sicherlich tat auch unsere positive Berichterstattung ihr Übriges) und so durfte sich die Formation diesmal über einen würdigeren Rahmen freuen: Die Krefelder Kult-Location war ausverkauft!

Zudem gibt es mittlerweile auch die erste Studio-CD mit Eigenkreationen vorzuweisen, die an diesem gelungenen Abend vollständig präsentiert wurde. Und so begannen Allen, Forrester & Co. konsequenter Weise mit dem gleichen Trio („Knocked Me Down“, „Stand Up“ und „Hey Carolina“), das auch den Longlayer einleitet.

Nach dem in flotter Molly Hatchet-Manier abgehenden „Find Somebody New“ und dem Led Zep-umwehten „Boss Man“ kam für mich mit „This Evening“ der Höhepunkt des Gigs. Das balladeske Stück mit ein wenig „Lonesome Guitar“-Flair bestach vor allem mit einem herrlichen „Leise“-Les Paul-Intermezzo von Forrester und einem Allen-Endsolo in Skynyrd-Tradition.

Nach einer Cover-Phase mit gut-interpretierten Blackberry Smoke-, Skynyrd- und Allman Brothers-Adaptionen („Shake Your Magnolia“, „The Needle And The Spoon“, „Southbound“) wurde mit „Phases Of The Moon“ die jahrelange Fernbeziehung der Forresters (mittlerweile ein Ehepaar) zum Ende von Set 1 musikalisch aufgearbeitet.

Nach der Pause ging es dann mit vier Tracks vom aktuellen Album weiter, hier vermisste ich bei „Burning Daylight“ die rassigen Backgroundvocals von Jade MacRae, die sich, einmal gehört, irgendwie ins Gehirn eingebrannt zu haben scheinen.

Der HT-Schunkler „Arkansas“, der mir auch beim letzten Mal schon gut gefallen hatte und das progressiv-jammige „Wiser Time“ (längstes Stück des Konzerts)“ bildeten die Center-Tracks von Set 2, das dann mit „Say Your Name“ (erinnerte mich an die alte Rheinberger SR-Band Street Survivors“ – mit klasse Allen-Strat-Solo in klirrendem Hughie Thomasson-Stil), „GoodSituation Gone Bad“ (mit klasse Drum-Solo von Matze Böhm) und „Running For Your Life“ abgerundet wurde.

Die erste Zugabe, das delta-bluesige „She Knows What I’m All About“ performten Ben und Josh im Duo, zur knallharten Version von „Workin‘ For MCA“ als Finale waren dann alle vier Protagonisten der Allen-Forrester Band wieder mit am Werk.

Die Entwicklung der Gruppe weist, meiner Ansicht nach, vom Potential her, einige Parallelen mit Robert Jon & The Wreck auf, wenn es mit solch starken Leistungen kontinuierlich weitergehen sollte, dürfte Auftritten auf größeren Bühnen in Zukunft nichts im Wege stehen. Am Ende stand die Allen Forrester Band natürlich dann auch noch für unser traditionelles VIP-Bild zur Verfügung.

Line-up:
Josh Allen – lead vocals, electric guitar
Ben Forrester – electric guitar
Hendrik Herder – bass, bgv
Matze Böhm – drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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EBF Music
Kulturrampe, Krefeld

Mike And The Moonpies – 19.04.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Die Texaner Mike And The Moonpies, die dieses Jahr ihr 15-jähriges Bandjubiläum feiern, hab ich bis dato nur mit einem CD-Review ihrer starken „Mockingbird„-Scheibe auf dem Radar gehabt. Das ist schon eine ordentliche Weile her, danach habe ich sie dann zu meiner eigenen Schande tatsächlich bis zu ihrem aktuellen Gig in unserer geliebten Kulturrampe aus den Augen (und den Ohren) verloren.

Das Schöne und Spannende bei solch vermeintlich hier unbekannten Bands bei einem Auftritt mitten in der Woche ist ja immer, was einen an einem solchen Abend von der Zuschauerresonanz, als auch natürlich vom musikalischen Aspekt her beschert wird. Um es vorwegzunehmen, es wurde ein herrlicher Gig in einer überaus gut gefüllten Rampe, in der sich offensichtlich viele Insiderfans des texanischen Quintetts aus Austin eingefunden hatten.

Bandleader Mike Harmeier hätte sich bei einem plötzlichen Stimmausfall jedenfalls keine Sorgen zu machen brauchen, einer der vielen begeisternd mitgehenden Fans direkt am Bühnenrand kannte so gut wie jeden Songtext auswendig und hätte vermutlich sofort das Mikro übernehmen können.

Die flotte Uptemponummer „Paycheck To Paycheck“ eröffnete den bunten Reigen der Songs, die sich von klassischem Country, Outlaw Country, New Country, Red Dirt, bis hin zum Southern Rock erstreckten. Mike (neben dem Gesang mit der Stratocaster im Rhythmusbereich und einigen Twinparts unterwegs) konnte sich dabei blind auf seine ‚Mondkuchen‘-Kumpels (Moon Pie ist übrigens ein Konfekt, das 1917 in Chattanooga erfunden wurde) verlassen.

Zum einen auf den wuchtigen Pedal Steel Player Zach Moulton (mit dem ‚Texas As Fuck‘-Schriftzug auf dem Rücken seines T-Shirts) mit vielen fiependen Einlagen, den quirligen Telecaster-Leadgitarristen Catlin Rutherford mit vielen filigran gespielten E-Soli, sowie die markante Rhythmusfraktion mit dem Angus Young-ähnlich aussehenden Drummer Taylor Englert, der an seinem Arbeitsgerät genau so wirbelte wie sein australisches Pendant und der wild-mähnige Bassist Omar Oyoque, der mit seinem Faible für Türkis-bestückte Ringe an den Fingern, ebenfalls durch seine mitnehmende und fröhliche Ausstrahlung, zu den Aktivposten auf der Bühne zählte.

Und so zogen die fünf Texaner ihr launiges Programm („Rainy Day“ mit ein wenig Marshall Tucker-Flair, der melodische Schwofer „Steak Night At The Prairie Rose“, das southern-rockige „Danger“ und der Red Dirt-Schunkler „You Look Good In Neon“ zählten dabei zu meinen Top-Favoriten) in einem durchgehenden Set bis zum abschließenden „Dance With Barbara“ gnadenlos durch. Fronter Mike Harmeier brauchte aus den genannten Gründen so gut wie gar keine Kommunikation zwischen den Stücken zu betreiben.

Am Ende ließ er sich eine Vorstellung der Band nach der ersten Zugabe „Cheap Silver“ natürlich nicht nehmen, die dann beim Rausschmeißer „We’ve Gone“ beim Outro (ohne Mike) nochmal instrumentell richtig Speed gab.  Insgesamt ein stimmungsvoller Outlaw-Country-Gig mitten in der Woche, bei dem Mike And The Moonpies die Kulturrampe in eine echte Honkytonk-Hölle verwandelten.

Ein toller Abend, den man als Liebhaber solcher Musik nicht so schnell vergisst! Ich denke, auch die schönen und authentischen Bilder des Kollegen Mangold spiegeln die Stimmung und die Dynamik des Konzerts hervorragend wider.

Line-up:
Mike Harmeier – lead vocals, electric guitar
Catlin Rutherford – electric guitar, vocals
Omar Oyoque – bass
Taylor Englert – drums
Zach Moulton – pedal steel, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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