Jessie Lee & The Alchemists – Let It Shine – CD-Review

Jessie_300

Review: Jörg Schneider

Drei Jahre nach ihrer Gründung brachten Jessie Lee & The Alchemists in 2018 ihr gleichnamiges und hochgelobtes Debutalbum heraus. Und nun liefern die Franzosen, die bereits als Hoffnung der europäischen Bluesszene gefeiert werden, am 7. Mai ihr Nachfolgealbum „Let It Shine“ ab.

Die Truppe besteht aus der, aus der Pariser Blues-Szene entstammenden Sängerin und Gitarristin Jessie Lee und ihrem langjährigen musikalischen Partner Alexis „Mr. Al“ Didier, ebenfalls Gitarrist, sowie dem Bassisten Laurent Cokelaeres, dem Trommler Stéphane Minanas und dem Organisten Laurian Daires. Zudem sind für das Album einige Gastmusiker (Blasinstrumente, Chor) mit von der Partie.

Musikalisch ist das Album eine analog aufgenommene und abgemischte Reminiszenz an den klassischen Blues/Blues Rock der 70’er Jahre mit zehn kraftvollen, zum Teil knallharten, und elegischen Songs, angereichert mit zahlreichen Stilelementen des Soul. Und nur zwei Tracks des Albums dauern wirklich weniger als fünf Minuten.

Während die rockigeren Tracks zumeist von harten Basslinien beherrscht bzw. untermalt werden, weisen die ruhigeren und bluesigeren Stücke immer wieder Elemente der Soulmusik auf. In einigen Songs erinnert mich Jessie Lees Stimme ganz entfernt sogar an Dani Klein, die Sängerin der 80’ger Jahre Band „Vaya Con Dios“ („But You Lie“).

Überhaupt kommt Jessie Lee sehr stimmgewaltig daher und überzeugt in den lauten Nummern ebenso wie in den ruhigeren Tracks („But You Lie“, „Let It Shine“, „One Only Thing“, „You Took My Mind Away“) in denen ihre Stimme noch eindrucksvoller zum Tragen kommt. Auch die Leistung des Keyboarders Laurin Daires muss unbedingt erwähnt werden. Mit seinen Klangteppichen und aufblitzenden Einlagen trägt er definitiv zur Stimmung des Werks bei („Another“, „The Same“, „Get Out Of My Head“).

Besonders gut gefallen haben die Tracks „The Same“ (mit hartem Rhythmus und ruhigen Gesangsmittelteil), das gefällige und soulige Midtempo-Stück „Let It Shine“ sowie das bluesig-soulige „One Only Thing“, in dem Jessies warme Stimme (hier an Layla Zoe erinnernd) nur sparsam von Schlagzeug und Bass begleitet wird und sich erst gegen Ende Keyboard und Gitarre dazugesellen. Der beste Song ist für mich allerdings die knapp neun Minuten(!) lange, akustische und teils gospelig anmutende Ballade „I Don’t Need To Say“.

Als französische Band wurden Jessie Lee &  The Alchemists natürlich zunächst in unserem Nachbarland bekannt. Aber mit diesem Longplayer soll sich das nun ändern. Bei der International Mississippi Blues Trial Challenge heimsten sie bereits 2018 mehrere Preise ein und erhielten im Jahr darauf die Einladung, Frankreich bei der European Blues Challenge 2021 zu vertreten. Ein guter Anfang ist also gemacht. Wir drücken Jessie Lee und ihren Mitstreiten die Daumen. Das Album gibt allen Anlass dazu.

Label: Dixiefrog Records (2021)
Stil: Blues, Blues Rock

Tracks:
01. Another
02. But You Lie
03. You Gotta
04. The Same
05. Let It Shine
06. Sometimes
07. One Only Thing
08. Get Out Of My Head
09. You Took My Mind Away
10. I Don’t Need To Say

Jessie Lee & The Alchemists
Jessie Lee & The Alchemists bei Facebook
Dixiefrog Records