The Poor spielen erstmals in der Krefelder Kulturrampe und schon Tage vorher konnte ein ausverkauftes Haus vermeldet werden. Dabei ist die Band kein Newcomer, sondern trat schon ab den neunziger Jahren als Support für z. B. Rose Tattoo auf.
Um 21:00 Uhr begibt sich die Band auf die Bühne, die mit einem Vorhang abgehängt ist und nach einer kurzen Ankündigung öffnet sich der Vorhang. Fronter Skenie begrüßte kurz das Publikum und es folgen nicht ganz 90 Minuten Hard Rock aus Australien, bei dem die Band direkt auf die Überholspur geht und diese auch nicht mehr verlässt.
Skenie, rockt singend und schreiend die Bühne und nimmt die Fans von Beginn an mit, dass sich die Rampe schnell in ein headbangendes Tollhaus verwandelt. Gegen Ende des Konzertes geht er sogar durchs Publikum, um die Treppe zum nicht genutzten Obergeschoss zu entern, um schließlich von dort über den Köpfen der Fans weiter zu singen.
Daniel Cox schmettert das eine oder andere Hard Rock-Riff in die Rampe und zeigt dabei auch vielfältige Poserqualitäten unter dem Motto „Das Auge isst mit“. Der fast dauerhaft grinsende Drummer Matt Whitby und der am rechten Bühnenrang agierende Bassist Gavin Hansen geben krachend den Takt vor, der sich über die gesamte Zeit im hohen Drehzahlbereich befindet.
Nach etwa 80 schweißtreibenden Minuten, auf und vor der Bühne, verabschieden sich die Aussie-Rocker, um sich direkt zum Merchstand zu den zahlreichen wartenden Fans zu begeben und so einen stimmungsvollen Hard Rock- Abend ausklingen zu lassen.
Line-up: Skenie– vocals, guitar Daniel Cox – guitars, backing vocals Matt Whitby – bass Gavin Hansen – drums
Mit einem Jahr Verzögerung machte die kalifornische Hard Rock-Band Rhino Bucket den Konzertauftakt in der Krefelder Kulturrampe. Schon einige Tage zuvor meldete die Kulturrampe ein ausverkauftes Haus, und so hatte das Quartett Mühe, sich den Weg durch den proppevollen Zuschauerbereich auf die Bühne zu bahnen.
Danach folgte ein 90-minütiger Trip mit klassischen Hard Rock, der einen an die frühen Jahre von AC/DC erinnerte. Dies lag nicht nur an der Stimme Georg Dolivios, die eine große Ähnlichkeit zu Bon Scott hat (da hätten die Australier vor ein paar Jahren einen besseren Ersatz für den erkrankten Brian Johnson finden können als Axl Rose), sondern auch an den Rhythmusstrukturen der Songs, die Brian Forsythe mit einigen kernigen Gitarrensoli würzte.
Dave DuCey an den Drums und Reeve Downes am Bass sorgten für eine druckvolle aber bestens ausgesteuerte Soundgrundlage, die schnell dafür sorgte, dass sich eine tolle Stimmung in der Rampe entwickelte, von der sich die Band anstecken ließ. So war während der gesamten Dauer gehörig Druck auf dem Kessel.
Neben altbekannten Songs wie „Hey There“, „Welcome To Hell“, dem groovigen „Bar Time“, den Zugaben „Hammer & Nail“, „Ride The Rhino“ und dem Rausschmeißer „Smile“ gab es mit „Raise Your Glass“ auch ein neues, bisher nicht veröffentlichtes Stück, das auf die kommende Platte kommen soll.
Die wird dann bestimmt auf der nächsten Tour vorgestellt werden, weil Dolivio schon ankündigte, dass man sich nächstes Jahr wiedersehen werde. Abgerundet wurde der Jahresauftakt in der Kulturrampe dadurch, dass sich nach dem Konzert die gesamte Band unter die Fans in den Kneipenbereich begab und einiges an Foto- und Autogrammwünschen erfüllte.
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Jahresauftakt auch eine Wende bezüglich der Besucherzahlen eingeläutet hat und die Clubs nun öfters wieder ein volles Haus vermelden können.
Line-up: Georg Dolivo (lead vocals, electric guitar) Brian Forsythe (electric guitar, vocals) Reeve Downes (bass, vocals) Dave DuCey (drums)
Ein Tag mitten in der Woche in der Rampe. Angesagt hatte sich die Southern Rock-Gruppe Jive Mother Mary aus der Teenage Head Music-Familie. Um die 40 Zuschauer sorgten für eine optisch einigermaßen gefüllte Rampe. Kulturrampen-Chef Markus ‚Pille‘ Peerlings ließ bei der Ansage zwar ein wenig die momentan schwierige Lage der kleineren und mittleren Clubs durchklingen, relativierte allerdings diese dann auch wieder, in dem er auf die deutlich schlimmere Lage von vielen anderen Menschen auf diesem Erdball hinwies.
Dann ließ er die Jungs aus North Carolina um Bandleader Mason Keck los. Gespielt wurde in zwei Sets mit jeweils zehn Stücken. Mit an Board hatte man das neue Album „8 Tracks“, das dann erst gegen Ende von Set 1 ins Spiel kam und mit Tracks wie „I Can Still Be Your Man“, „Hope It Ain’t Bad“, Big City Blues“ eher noch zurückhaltend beworben wurde.
Mason Keck, mit seinem Van Zant-ähnlichen Aussehen, war als klarer Leader entsprechend im Mittelpunkt positioniert. Er konnte natürlich den Hauptleadgesangsteil als auch die meisten E-Gitarren-Soli für sich verbuchen, man hatte aber immer das Gefühl, einen Teamplayer vor sich zu haben.
Als Markenzeichen in der überwiegend rockigen Ausrichtung des Quartetts sind die immer wieder integrierten Twin-Gitarrenparts anzuführen, bei denen der technisch versierte Co-Gitarrist Tyler Schulz (er dazu meist mit Harmoniegesängen, aber auch einigen Lead-Wechselparts) eine ebenso gute Figur machte.
Unterlegt wurden beide von dem beim ersten Gig 2017 in der Rampe noch nicht vertretenden Bassisten Keith Ingalls (er erst im zweiten Set auch mit Backgroundvocals dazustoßend) und dem, sein druckvolles Schlagzeugspiel mit lebhafter Mimik verstärkenden Seth Aldridge.
In Set 1 habe ich mir das atmosphärisch groovende und mit einem furiosen E-Gitarrenfinish endende „Save Me“ als Highlight notiert, in Part 2 standen bei mir das oben bereits erwähnte eingängige „Hope It Ain’t Bad“ und das an die frühen 38 Special erinnernde „Count On Me“ hoch im Kurs.
Das momentane Problem der Band erscheint mir noch im fehlenden Wiedererkennungswert der meisten Songs zu liegen, positiv ist jedoch zu vermerken, dass Keck & Co. nicht versuchen, mit gut gemachten Coverstücken das Publikum auf ihre Seite zu ziehen, sondern sich komplett, mit eigener Kreativität und spielerischem Können, die Audienz regelrecht zu ‚erarbeiten‘.
Das wurde dann auch dementsprechend von den Anwesenden gewürdigt und führte unter lautstarken Zugabeforderungen noch zum bekannteren „Home Is Were The Heart Is“, dem Titellied ihrer gleichnamigen EP aus dem Jahr 2016. Insgesamt also eine nicht nur ‚kecke‘ Vorstellung von Jive Mother Mary, sondern auch ehrliches Basiswirken nah am treuen Publikum, so wie es die Band schon immer liebte.
Line-up: Mason Keck (lead vocals, electric guitar, vocals) Tyler Schulz (electric guitar, vocals, lead vocals) Keith Ingalls (bass, vocals) Seth Aldridge (drums)
Wie im letzten Jahr tourt Little Caesar in diesem Herbst wieder durch Europa. Freitags, am 09.09.2022 brachte die kalifornische Hard Rock-Band der Kulturrampe in Krefeld ein volles Haus und nur zwei Tage später sorgte eine ähnliche Zuschauerzahl im weitaus größerem Piano dafür, dass dies zumindest zumindest zu einem Drittel gefüllt war, was für den Veranstalter aus finanzieller Sicht nicht gerade befriedigend ist.
An beiden Abenden spielte die Band ein identisches Programm mit leichten Änderungen zum Vorjahr und erzeugte eine gute Stimmung unter den Rockfans, von denen manche die Chance nutzten, beide Konzerte zu besuchen. Im Mittelpunkt stand der charismatische Fronter Ron Young, der sich stimmlich bestens aufgelegt präsentierte.
Dass die Chemie bei Little Caesar stimmt, zeigte sich auch dadurch, dass alle Musiker genügend Freiraum für sich hatten, um sich in den Vordergrund spielen zu können. Loren Molinare glänzte nicht nur mit einigen rockigen Soli, sondern machte mit einigen Posen auch etwas für das Visuelle.
Mark Tremaglia als Pendant auf der anderen Seite der Bühne schaffte es mit diversen slidenden Soli einen Southernflair in manche Songs zu bringen. Neben Young setzte der hünenhafte Bassist Pharoah Barrett auch einige gesangliche Akzente und sorgte mit dem von den Cruzados bekannten Drummer Rob Klonel für eine fette Rhythmusgrundlage.
Aus einem starken Setup ragten das melodiöse „Midtown“, das fast schon punkrockig präsentierte Merle Haggard- Cover „Mama Tried“, die Hard Rock-Nummern „Rock`n`Roll State Of Mind“ und „Straight Shooter“ heraus. Gekrönt wurden die Auftritte durch die Zugaben „Wrong Side Of The Tracks“, die Ballade „In Your Arms / I Wish It Would Rain“ und „Real Rock Drive“, dem in Krefeld noch „Drive It Home“ folgte.
Nach beiden Gigs ließen es sich die bestens gelaunten Musiker nicht nehmen, am Merchandisingstand für Smalltalk und Fotos ihren Fans zur Verfügung zu stehen.
Line-up: Ron Young (lead vocals) Loren Molinare (electric guitar) Mark Tremaglia (electric guitar) Pharoah Berrett (bass) Rob Klonel (drums)
Die beiden Heavy Metal-Acts Absolva und Blaze Bayley sorgten dafür, dass die Krefelder Kulturrampe schon einige Tage zuvor, endlich mal wieder eine volle Hütte vermelden konnte.
Den Auftakt machten Absolva, die, wie in der Rampe an einem Samstag üblich, pünktlich um 21:00 Uhr loslegten. Im Mittelpunkt des Auftritts stand, wie es sich eigentlich auch gehört, das aktuell neu erschienene Album „Fire In The Sky“, wobei der Titeltrack direkt das Konzert eröffnete. Mit „Burn Inside“, „Addiction“ und „What Gods Know?“ wurden direkt neue Songs nachgelegt, mit denen das Quartett die Rampe, regelrecht in einen Hexenkessel verwandelte.
Mit harten Riffs in klassischer britischer Heavy Metal-Manier zeigten die Appleton Brüder Luke und Christopher, was in der Band steckt, dabei wechselten sie sich mit Soli ab, die knallhart, auch filigran und keltisch angehaucht eingebracht wurden. Aber auch die Rhythmussektion um Drummer Martin McKnee und den Bassisten Karl Schramm offenbarte ihre Qualität, was insbesondere daran zu erkennen war, dass sie sich in ruhigeren Passagen zurückhielten und ihre Instrumente mit dem entsprechenden Gefühl bearbeiteten.
Nach den neuen Songs griffen die Jungs ganz weit in die Anfänge der mittlerweile zehnjährige Bandgeschichte zurück und brachten krachend „Never A Good Time To Die“, den Titelsong des 2015er Albums. Mit „Legion“ von „Side By Side“ wurde sehr melodiös etwas das Tempo aus der Show genommen, um danach direkt wieder für den Rest des Konzertes das Gaspedal durchzudrücken. Im Vordergrund stand meist Christopher Appleton mit starken Gesangparts, die er zuweilen mit rollenden Augen visuell unterstützte.
Beendet wurde das etwa 60-minütige Set mit dem furiosen „From Beyond The Light“, wo insbesondere die Appleton Brüder bei einem Fullspeed-Solo, die Saiten abwechselnd von oben und unten greifend und nebeneinander stehend, für einen Eyecatcher sorgten. Mit lautstarken Applaus und weiteren Zugabeforderungen verließen Absolva dann die Bühne, die sie aber nach einer etwa 30 minütigen Pause als Begleitband von Blaze Bayley wieder betreten sollten.
Nachdem Absolva wieder parat stand, dauerte es nicht lange, bis Blaze Bayley unter lauten Applaus auf die Bretter der Rampe stieg und sich ob des Empfangs dankbar vor dem Publikum verneigte, um nach dem etwas älteren Song „10 Seconds“ das krachende „Kill & Destroy“ vom vorletzten Album „Tenth Dimension“ nachzulegen. Schon hier entwickelte sich eine geradezu frenetische Stimmung, die auch von der Band regelrecht aufgesogen wurde.
Im Mittelpunkt standen insbesondere in der ersten Hälfte des Konzertes dann Songs der beiden letzten Werke „Tenth Dimension“ und „War Within Me“. An den Ansagen, insbesondere zu den Songs wie „War Within Me“ oder „Pull Yourself Up“ wurde klar, dass er in diesem sehr persönlichen Alben, auch seine eigene Vergangenheit mit diversen Höhen und Tiefen verarbeitet hat. Er schilderte Zeiten, in denen er von anderen sehr schlecht gemacht wurde, was für ihn sehr belastend war. Dabei konstatierte er, was solche Momente wie heute für ihn bedeuten würden die späteren Erinnerungen daran, ihm helfen, mentale Tiefs zu überbrücken.
Bei „18 Flights“ gab er dann seinen Mitstreitern die Möglichkeit sich in den Vordergrund zu spielen. Überhaupt war zu sehen, dass Absolva mehr als eine normale Begleitband für Bayley ist. So zog sich Bayley öfters etwas zurück und überließ insbesondere den Appleton-Brüdern das Terrain für das eine oder andere Solo.
Nach einigen folgenden Stücken, wie „Silicon Messiah“ oder „The Man Who Would Not Die“ beendeten Bayley & Co. mit „Blood & Believe“ zunächst das Konzert und legten nach Zugabeforderungen das fast epische „A Thousand Years“ nach, das Blaze den Besuchern widmete. So fand ein denkwürdiger Abend in der Kulturrampe einen emotionalen Abschluss und nach dem Konzert mischte sich die Band und Bayley für Smalltalk unter die Fans, die noch lange in der Kneipe und im Biergarten der Rampe blieben.
Line-up: Blaze Bayley – lead vocals Absolva: Christopher Appleton – lead vocals, guitar Luke Appleton – backing vocals, guitar Karl Schramm – bass, backing vocals Martin McKnee – drums
Die Zusammenarbeit in Martin Engeliens GoMusic-Projekt mit Ben Granfelt und Thomas Blug, führte schon im letzten Jahr zu dem Entschluss, als ‚Blug, Granfelt & Engelien‘ in Trioform ein eigenes Bandprojekt ins Leben zu rufen. Nun war es soweit, dass sich die Band in dieser Formation präsentierte. An den Drums wurden sie unterstützt von Tommy Fischer.
Im Konzert in Krefeld spielte die Band neben Stücken von Granfelt und Blug, auch einige Songs vom Album, das Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden soll. Dass diese Tracks diesmal noch instrumental vorgetragen wurden, tat der Stimmung im Publikum der knapp zur Hälfte gefüllten Kulturrampe keinen Abbruch und zeigte, dass sie gut angenommen wurden.
Stark war, wie Blug und Granfelt sich twinguitarmäßig in den Songs die Noten zuschmissen und Engelien und Fischer für den nötigen dynamischen Rhythmus sorgten und beide min einem längeren Solopart ihre Spielkunst unter Beweis stellen konnten.
Besondere Höhepunkte in einem kurzweiligen Konzert, das mit einigen gekonnten Coverstücken gewürzt wurde, waren „My House Is Green“ von Blug und „Hey Stranger“ (ich meine gehört zu haben, wie Granfelt ein paar Noten von „Miss You“ in den Song spielte) von Granfelts letztem Album sowie „Faith, Hope & Love“ und „Allmighty Blues“, die Granfelt mal für Wishbone Ash geschrieben hatte.
Man darf gespannt sein, wie die Setlist beim nächsten Mal aussehen wird, wenn die Band das Album im Umlauf ist.
Line-up: Thomas Blug (electric guitar) Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars) Martin Engelien (bass) Tommy Fischer (drums, vocals)
In Rheinberg, meiner Heimatstadt, in der ich jetzt 56 meiner insgesamt 59 Lenze wohnhaft bin, war am letzten Wochenende Stadtfest, das Corona-bedingt, jetzt schon diverse Male abgesagt worden war. Verlass beim musikalischen Rahmenprogramm war, wie sooft in der Vergangenheit, wieder mal auf die Ideenlosigkeit der kulturell Verantwortlichen in diesem Ort, die sich, wie gewohnt, überwiegend auf Amateur-Coverbands fokussiert hatten.
Gottseidank, gibt es (natürlich auch in Rheinberg, wir haben mit dem Schwarzen Adler und dem to hoop zwei gute Clubs) genug Menschen, die entsprechende Synapsen zu solchen Dingen in ihrer DNA verankert haben, einer davon ist sicherlich Markus ‚Pille‘ Peerlings, der mit seiner liebevoll und kreativ geführten Kulturrampe in Krefeld, trotz begrenzter Mittel, immer wieder für ein, von Diversität und hochklassigem Niveau geprägtes Angebot mit seinem Namen steht.
So war an diesem Abend die Entscheidung leicht, denn das aus Toronto, Kanada, stammende Septett Bywater Call hatte sich nach ihrem begeisternden Auftritt vor knapp 2 1/2 Jahren wieder an gleicher Stätte angesagt. Also klarer Fall, klimaneutraler Fingerabdruck hin oder her, statt die bequeme Variante zu Fuß in Rheinbergs Innenstadt zu wählen, ab ins 25 km entfernte Krefeld.
Ehrlicher Weise muss ich attestieren, dass während des Gigs auch nicht alles ganz rund lief. Die Band wirkte am vorletzten Abend ihrer ausgiebigen Europa-Tournee etwas ausgelaugt, die Fronterin Meghan Parnell schien gesundheitlich angeschlagen (sie hüstelte immer wieder und klammerte sich oft an ihr Wasserglas), es gab kleinere technische und spielerische Pannen, was aber guten den Gesamteindruck des Gigs absolut nicht in Frage stellen soll.
Bywater Call eröffneten mit „One Before“ und spielten sich im weiteren Verlauf durch ein zweiteiliges Set, das schon mit Stücken aus ihrem demnächst erscheinenden neuen Album „Remain“ (vor Ort konnte man es schon am Merchandisingstand erwerben) gespickt war. Ihr jam-soul-rockiger, spielfreudiger Stil auf Basis einer stimmstarken Frontfrau, erinnerte natürlich immer wieder an die Tedeschi Trucks Band.
Basierend auf starker Rhythmusgrundlage durch Drummer Bruce McCarthy und Mike Meusel (mit markantem Groove) konnte sich der Rest der Musiker in den instrumentellen Zwischenteilen immer wieder mit Soli profilieren. Gitarrist Dave Barnes, der mich rein optisch eine eine Kreuzung aus Derek Trucks und Robert Habeck erinnerte, griff natürlich auf die Trucks-typischen Slide-Soli zurück, die beiden Blasmusiker Stephen Dyte und Julian Nalli hatten auch Spaß am Betätigen der vor ihnen stehenden Cowballs, die sie hier und da als perkussive Unterstützung für McCarthy einsetzten.
Meine Favoriten des Abends waren die schöne Ballade „Remain“ und der BC-Song mit dem bislang wohl höchsten Wiedererkennungswert „Silver Lining“. Am Ende sammelten die Musiker nochmals alle ihre Kräfte und erfüllten die lautstark geforderte Zugabe der begeistert mitgehenden Rampenbesucher mit „AM“, wo alle Involvierten nochmals namentlich vorgestellt wurden und sich mit ihren Kurzsoli ‚in eigener Sache zeigen‘ konnten.
Am Ende stellte sich, trotz der kleinen marginalen Beanstandungen, die Entscheidung, Bywater Call in der Kulturrampe zu besuchen, als richtig heraus. Man sollte kreativen Acts immer den Vorzug vor Coverbands geben. Und das kann man in diesen urigen Clubs wie der Rampe einfach am besten!
Line-up: Meghan Parnell (lead vocals, percussion) Dave Barnes (guitar, bgv) Alan Zemaitis (keys, percussion, bgv) Mike Meusel (bass, bgv) Bruce McCarthy (drums) Stephen Dyte (trumpet, percussion, bgv) Julian Nalli (saxophone, percussion)
Drei Konzerte innerhalb von sechs Tagen, das war für mich nach der langen Corona-Phase und den dadurch bedingten Entbehrungen samt beruflicher Veränderung, durchaus erstmal eine Herausforderung. Von Whitesnake in einer Arena, ging es über Larkin Poe in einer mittelgroßen Location wieder zurück in die von mir präferierten, kleineren Clubgefilde, diesmal in Sachen der Allen-Forrester Band in die geliebte Kulturrampe zu Krefeld.
Verkehrte Welt, unser Team bestand mit Michael Segets und mir aus zwei Schreiberlingen, die etatmäßigen Fotografen standen nicht zur Verfügung. Und so einigten wir uns im Rahmen unserer mitgeführten Amateurkameras, dass Michael das Knipsen und meine Wenigkeit das Schreiben übernimmt und wir am Ende mal gucken, was so an Bildern herauskommt.
Die Allen-Forrester Band ist ein Rock-, Blues und Southern Rock-Projekt der beiden amerikanischen Musiker Josh Allen und Ben Forrester, das durch die deutsche Rhythmusfraktion Hendrik Herder und Matthias Böhm ergänzt wird, beide übrigens im gesamten Verlauf fulminant mitagierend.
Das Quartett hat aktuell eine Live-CD am Start, aus der dann Tracks wie u. a. „Mr. Boss Man“ (auch an diesem Abend der Opener nach Pilles Ansage), „Say My Name“, „Too Late“, „This Evening“, „Don’t Keep Me Wondering“ und die beiden Skynyrd-Cover „Whiskey Rock-A-Roller“ sowie „Workin‘ For MCA“, ausgiebig vorgestellt wurden.
Die Rollenverteilung ist dabei eindeutig festgelegt, Josh Allen gibt mit seiner hervorragend zur Musik passenden, rau-kratzigen Stimme den Fronter, der dazu im E-Gitarrenbereich (mit Stratocaster und Telecaster) überwiegend den Zuspieler für den filigran auf einer Gibson Les Paul zu Werke gehenden Ben Forrester abgibt, zwischendurch aber auch mit kurzen Twins und Soli sein Können an den Saiten beweist.
Herder und Böhm hatten die Funktion der Treiber inne, ließen in den zwei gespielten Sets dabei immer wieder sowohl kraftvolle Rhythmen los, als auch gefühlvolles Gespür aufblitzen.
Im ersten Part zählten das southern-soulige „Oh Carolina“, die Ballade „Phases Of The Moon“ und das atmosphärische Southern-Stück „Wiser Time“ zu meinen Favoriten. Nach der halbstündigen Pause zur Kompensierung der Flüssigkeitshaushalte, gab es für mich nach rockigem Beginn mit „Don’t Keep Me Wondering“ und „Shake Your Magnolia“ den Höhepunkt in Teil 2 mit „Too Late“, in dem Forrester im Mittelteil ein grandioses ‚Leise‘-Spiel-Solo vom Stapel ließ, bei der man in der Rampe eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Die verzückte Audienz wurde dann aber durch einen krachenden Donnerdrumschlag von Böhm abrupt wieder in die Realität zurückbefördert, wo Allen dann mit Gesang und weiterem E-Solo, den Song ausklingen ließ. Wie im Fluge war dann mit einer dynamischen Cover-Version von „Workin‘ For MCA“ (unter Beteiligung der wie so oft wild vor der Bühne tanzenden ‚Kulturrampettes‘) das Ende des Hauptteils eingeläutet.
Wer das Publikum der Rampe kennt, weiß, dass so eine starke Vorstellung, nicht ohne Zugaben ihr Ende findet. Und so ließen sich Allen, Forrester & Co. nicht lange bitten und gaben mit „Forbidden Fruit“ und extra für den Kollegen und großen Jam-Freund Michael Segets, noch eine Adaption des Allman Brothers-Klassikers „Whipping Post“ zum Besten. Klasse hier wie Forrester mit einem Trommelstock in der linken Hand, Böhm in ABB-Butch Trucks-Manier quasi phasenweise als Zweitdrummer unterstützte.
Auf der Rückfahrt, die drei Gigs Revue passierend, fragte ich mich spontan, warum die Allen-Forrester Band vor nur knapp 40 Zuschauern kämpfen muss und Larkin Poe (und da will ich deren Leistung wirklich nicht schmälern, die war wirklich klasse) unter fast gleicher Quartett-Konstellation, locker mal 1.300 Leute aktivieren kann.
Gut, aus männlicher Sicht bin ich, optisch gesehen, natürlich auf der Seite der Mädels, aber wenn man die reine musikalische Gesamtleistung (Gesang, Songmaterial, spielerische Umsetzung), betrachtet, liegt hier, wenn man ehrlich ist, die Allen-Forrester Band eigentlich ein Stück weit vorne. So kommt man zu später Stunde, wie so oft, zur Einsicht, dass das Leben auf dieser Welt manchmal doch ziemlich ungerecht sein kann…
Line-up: Josh Allen – lead vocals, electric guitar Ben Forrester – electric guitar, bgv Hendrik Herder – bass, bgv Matze Böhm – drums
Bilder: Michael Segets Text und Bilder (s/w): Daniel Daus
Der amerikanische Singer/Songwriter Jonah Smith macht während seiner Europatour auch Halt in der Krefelder Kulturrampe. Mit seiner Begleitband betrat er unter dem Applaus der etwa zur Hälfte gefüllten Kulturrampe die Bühne und spielte ein Konzert in zwei Sets, das es in sich hatte und ein volles Haus verdient gehabt hätte.
Schnell sorgte Smith dafür, dass der Funke auf die Besucher übersprang. Es wurde im Takt mitgetanzt und es war zu erkennen, wie die Fans die Musik regelrecht aufsaugten, was natürlich auch auf der Bühne ankam und sich in den Gesichtern der Musiker wiederspiegelte.
Smith begeisterte mit seiner vollen, klaren, oft souligen Stimme, wobei die Bandbreite der Songs sich nicht in einer Stilrichtung einordnen ließ. Es waren Einflüsse von Americana, Country, Soul, Blues, Folk und auch Southern Rock erkennbar, sodass für ein abwechslungsreiches kurzweiliges Konzert gesorgt war.
Beim verträumten „Easy Prey“ fühlte man sich zurückgesetzt in Zeiten, als die Eagles „Desperado“ veröffentlichten, wo Smith auch mit starken Keyboardspiel glänzte. Zum Ende des ersten Sets lieferte er mit dem leicht souligen „My Morning Scene“ und „World Of Love“, das vom Songwriting auch zu Tom Petty gepasst hätte, noch einmal zwei Kracher.
Das zweite Set eröffnete die Band mit einer tollen Version des Steve Winwood-Klassikers „Can´t Find My Way Home“ bei dem Ben Forrester, wie bei fast allen Songs, mit toller Gitarrenarbeit glänzen konnte, um mit dem 2006 veröffentlichten „When We Say Goodnight“ einen Track nachzulegen, den Bonnie Raitt auch auf ihrem aktuellen Album parat hat, was nochmals das starke Songwriting Smiths zeigt.
Höhepunkte im zweiten Set waren für mich aber die Southern Rock-angehauchten „Buzzing Flies“ und „Killing Time“ mit typischen Southernsoli von Forrester und groovendem Pianospiel von Smith. Schön war auch „Lights on“, als Smith das Keyboard an Drummer Simon Danninger übergab, der hier auch exzellente Harmoniegesänge beisteuerte, während Smith bewies, dass er auch die akustische Gitarre spielen kann.
Mit „Skyscraper Blues“ wurde der Hauptteil des Konzerts beendet. Hier zeigte die Rhythmussektion ihre Klasse, wo insbesondere Bassist Johannes Göller mit einem feinen Basslauf begeistern konnte. Nach entsprechenden Zugabeforderungen legte die Band noch „Tell It To The Mountain“ und “I Shall Be Released“ nach. In der Ankündigung zum letzten Song, erinnerte Smith noch einmal an Levon Helm von The Band, mit welchem er früher öfter zusammengearbeitet hatte, dessen Todestag sich dieses Jahr zum zehnten Mal jährt.
Nach etwa 120 Minuten Spielzeit war dann ein tolles Konzert einer sympathischen Band beendet, die sich nach dem Konzert in der Kneipe der Rampe zum Smalltalk unter die Gäste mischte und so den Abend ausklingen ließ. Es bleibt zu hoffen, dass dieser begnadete Musiker wieder den Weg nach Krefeld findet und dann eine volle Hütte vorfindet.
Line-up:
Jonah Smith – vocals, keyboards, guitar Ben Forrester – guitar Johannes Göller – bass Simon Danninger – drums
Nach zwei Alben war für die Cruzados Ende der 1980er erst einmal Schluss, nachdem Frontmann Tito Larriva mit Tito & Tarantula durchstartete. Nach 35 Jahren lässt Bassist und Songwriter Tony Marsico den damaligen Geist der Band wieder aufleben. Neue Mitstreiter fand er bei den Jungs von Little Caesar, die nicht nur das aktuelle Album „She’s … Automatic“ mit einspielten, sondern nun auch die Scheibe live in Europa vorstellen.
Markus Peerlings von der Kulturrampe freute sich sichtlich, den neuen Act aus dem Programm von Teenage Head Music ankündigen zu dürfen. Dies tat er mit Blick auf den Song „54 Knockouts“ im Stil eines Michael Buffer und eröffnete so die kurzweilige Show der Cruzados.
Mit Ausnahme von „Rock That Boat“ präsentierte das Quintett sämtliche Stücke des Longplayers, die die Hälfte des Konzerts füllten. Daneben gab es einzelne Songs der beiden Cruzados-Alben aus den 1980ern. „Rising Sun“ – der allererste Track der Band – und „Motorcycle Girl“, das den Abschluss des Hauptsets bildete, zählen zu den besten Tracks der frühen Cruzados. Von dem Debüt stammte noch das staubige „Hanging Out In California“ sowie als einziger Titel von der zweiten CD „Bed Of Lies“. „Endless Sun“, einen noch unveröffentlichten Song von Marsico, performte die Band erst zum zweiten Mal vor Publikum.
Den temporeichen Einstieg in den Abend bildete der Titeltrack der aktuellen Veröffentlichung, dem „Nine Million Tears“ und „On A Tilt A Whirl“ nahtlos folgten. Danach richtete Sänger Ron Young einige Worte an das Publikum. Mit Little Caesar gehört er ja quasi zu den Stammgästen in der Kulturrampe, wobei Young betonte, dass er von der Location – und natürlich von dem Krefelder Publikum – begeistert ist.
Dieser Ansage ließ er Taten folgen, denn Young gab wieder richtig Dampf auf der Bühne und die Zuhörer dankten es ihm mit gehörigem Applaus. Die Stimmung im gut gefüllten Saal war ausgelassen. Im Vergleich zu den Zeiten vor Corona stand das Publikum etwas lockerer, sodass sich genügend Raum bot, um die Tanzbeine kräftig zu schwingen. Diese wirbelten besonders vor der Bühne zusammen mit Haaren und sonstigen Gliedmaßen.
Das straight rockende Set wurde nur vereinzelt durch langsamere Stücke unterbrochen, so durch das als Country-Ballade angekündigte „Sad Sadie“ und das von Tito & Tarantula für den Soundtrack zu „From Dust Till Dawn“ geschriebene „After Dark“. Hier wurden die Gäste in das hitzeflimmernde Mexiko entführt. Dabei ist es sicherlich besser, die Musik in der Rampe unter Freunden und Bekannten zu hören als in der Titty Twister Bar unter Vampiren.
In LA, der Herkunftsstadt der Band, kommt man am Filmbusiness anscheinend nicht vorbei. Die Cruzados hatten für „Road House“ mit Patrick Swayze „Don’t Throw Stones“ eingespielt. Marsico leitete den Song mit launigen Bemerkungen über die Qualität des Streifens ein. Der Track kann sich jedoch hören lassen.
Rob Klonel am Schlagzeug sorgte für den richtigen Druck bei den Songs, unterstützt von dem souverän aufspielenden Tony Marsico am Bass. Loren Molinare stellt mit seinen eigenwilligen Bewegungen und ebensolcher Mimik einen Aktivposten neben Sänger Ron Young dar. Für die filigraneren Gitarrenparts und -soli zeichnete Mark Tremalgia verantwortlich.
Highlights des Hauptsets waren für mich „Across This Ghost Town“, das etwas langsamer als auf dem Longplayer gespielt wurde, sowie die zweite Singleauskopplung „54 Knockouts“. Hervorstach auch „Son Of The Blues“, bei dem Young seine Stimme technisch verzerrte. Vor „Long Black Car“ gab er eine kurze Katzen-Anekdote zum Besten, die ähnlich wie die Fotos der Vierbeiner immer zieht.
Nach siebzig Minuten war die Setlist zügig durchgerockt. Als Zugabe folgten „Back To The House Of Love“, das ebenfalls von Tito & Tarantula stammt, sowie der Klassiker „Have Love Will Travel“. Mit der Rock ’n Roll-Nummer „Johnny Pay To Play“ verabschiedeten sich die Cruzados von der Bühne, um am Merchandise-Stand für Unterschriften, Fotos oder Small Talk zur Verfügung zu stehen. Die Gespräche können im September fortgesetzt werden, wenn Little Caesar auf ihrer Tour erneut in der Kulturrampe Station macht. Lediglich Marsico wird dann nicht mit von der Partie sein.
Bis dahin bleibt der Auftritt der Cruzados mit dem charismatischen Tony Marsico sicherlich im Gedächtnis. Geprägt war der Abend von gradlinigem, gitarrengetriebenen Rock, der das Publikum mitgenommen hat. Zudem ließen die eingestreuten musikalischen Ausflüge in das amerikanisch-mexikanische Grenzgebiet den Schneeregen draußen vergessen.
Line-up: Ron Young (lead vocals) Loren Molinare (guitar, bgv) Mark Tremalgia (guitar, bgv) Tony Marsico (bass, bgv) Rob Klonel (drums)