Ende letzten Jahres zählten Copperhead County mit ihrer starken CD „Homebound“ zu den positiven Überraschungen, jetzt ergab sich die Gelegenheit im nicht ganz soweit von uns entfernten und immer wieder gerne besuchten Musiekcentrum De Bosuil im niederländischen Weert, on top ihre Live-Qualitäten auf die Probe zustellen.
Auch diesmal hatte ich vorab schon ein gutes Gefühl, einen tollen Abend erleben zu werden. Und so machten Kollege Jörg (Foto), Driver Peter und meine Wenigkeit uns auf den Weg und mussten bei Ankunft im Ortskern von Weert direkt feststellen, dass dort in Folge eines Volksfestes ordentlich menschlicher Betrieb herrschte.
Der schwappte leider nicht, beziehungsweise nur sehr bedingt, auf das etwas abseits von dort gelegene Musiekcentrum De Bosuil über, so fanden sich maximal 60-80 Leute in der wieder vom feinsten (Bühne, Licht, Sound) vorbereiteten Location ein. Pünktlich wie die (niederländischen) Maurer legte das Sextett um den Fronter Corvin Silvester um 21:15 Uhr mit dem flockigen Opener „Solid Ground“ vom o. a. Werk los, der eigentlich auch schon als Blaupause für den gesamten Verlauf des 22 Stücke (inklusive zweier Zugaben) umfassenden Programms, bestehend aus melodischem, abwechslungsreichen Country, Roots- und natürlich schwerpunktmäßig Southern Rock fungierte.
Mit Corvin Silvester (mit neuer schnittiger Kurzhaarfrisur) hat das Ensemble einen nicht nur kreativen, sondern auch ganz starken, charismatischen und überaus amerikanisch singenden Fronter, wie es in der Tradition der großen Southern Rock Band ja eigentlich schon Vorschrift ist. Ein echtes Pfund!
Dazu hat er eine starke und auf den ersten Blick sofort sympathisch wirkende Begleitmannschaft um sich versammelt, von deren guter Chemie untereinander und Spielfreude man förmlich sofort mitgenommen wurde. Der hervorragende Gitarrist Robert van Voorden (überwiegend auf einer Telecaster agierend) beherrscht das Große Einmaleins der Southern Rock E-Gitarrenspielkunst (immer wieder auch mal mit Corvin in kleinen Twinparts verstrickt) nahezu perfekt, Bassist Johan van Dijk erzeugte einen fetten Groove und Backgroundsängerin Lotte den Hertog lieferte mit einigen Solo-Leads, samt toller Alt-Stimme, eine klasse Vocal Performance. Alle vier brillierten auch mit vielen perfekten Harmoniegesängen in der Tradition der Outlaws.
Aufgrund ihrer Positionen auf der Bühne eher im Hintergrund agierend, wussten aber auch Alex Stolwijk (mit kräftigem Drumming) und der rauschebärtige Zottel Jordy Duitscher (mit sehr einfühlsamen Keys) ihren erheblichem Beitrag zur starken Teamleistung beizusteuern.
Ganz besonders positiv steht bei mir zu Buche, dass die neue CD „Homebound“ komplett vorgestellt wurde (plus diverser Stücke vom Debüt und ihrer EP), ich persönlich hätte vielleicht, wie auch schon im CD-Review angemerkt, nur das überragend gespielte „Quickdraw“ mit dem southern-typischen E-Gitarrenfinish als finales Stück an das Ende des Hauptteils gestellt (quasi in „Freebird“-Tradition), wobei auch das hier positionierte, rassige „Brothers“ im Stile von Doc Holliday und den Outlaws sicherlich ebenfalls eine absolut gute Wahl ist.
Als erste Zugabe gab es dann, zum Bandnamen passend, eine launig stampfende Heartland-Version des Steve Earle-Klassikers „Copperhead Road“ und mit „Enjoy The Ride“ (ja, uns hat dieser Ritt mit Copperhead County an diesem kurzweiligen Abend wirklich sehr gut gefallen!) nach ca. einer 1 3/4 Stunde Spielzeit den gelungenen Rausschmeißer.
Nach dem Gig hatten wir dann noch die Gelegenheit mit Corvin und Drummer Alex ein bisschen zu plaudern, wobei wir erfuhren, dass im nächsten Jahr u. a. in Lauchhammer (Real Music Club) und Isernhagen (Blues Garage) ein paar Gigs in unseren Landen geplant sind. Wir deuteten an, dass auch die Southern Rock-verrückte Kulturrampe in Krefeld vielleicht eine tolle Option wäre (Pille, vielleicht geht da ja noch was in diesem Jahr…?) und regten eine zeitnahe Kontaktaufnahme an.
Wenn Silvester & Co. ihre positive Energie auch weiterhin so in Kreativität ummünzen können, werden wir es in Zukunft bei Copperhead County mit einen absoluten Spitzenact der europäischen Southern Rock-Zunft zu tun bekommen, der sich auch nicht hinter den aktuell präsenten Vertretern der US-Szene verstecken braucht. Diese tolle Band sollte jeder Southern Rock-Liebhaber auf seinem Notizzettel stehen haben!
Line-up:
Corvin Keurhorst-van Wees (Corvin Silvester) – guitars, vocals
Robert van Voorden – guitars, bgv
Johan van Dijk – bass, bgv
Alex Stolwijk – drums
Jordy Duitscher – keys, percussion
Lotte den Hertog – bgv, lead vocals, percussion
Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus
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Musiekcentrum De Bosuil Weert