Tony Holiday – Keep Your Head Up – CD-Review

Tony Holiday ist bei Forty Below Records unter Vertrag und befindet sich dabei in bester Gesellschaft mit namhaften Blues-Künstlern, die auch schon bei uns besprochen wurden,  wie u. a. John Mayall, Charlie Musslewhite, Sugaray Rayford, JD Simo, etc.

Er genießt in der Szene einen veritablen Ruf und so ist es auch nicht verwunderlich, dass bei seinem Neuen Werk „Keep Your Head Up“ klanghafte Gastmusiker wie Eddie 9V, Kevin Burt, Laura Chavez und auch Albert Castiglia vertreten sind.

Das Werk produziert in einem schön kräftigen Klangambiente (und  doch sehr transparent) hat der auch für das Label tätige Eric Corne, der sich auch bei einigen Tracks (3, 4. 5, 6, 8) für die Backing vocals verantwortlich zeichnet.

Auch wenn der Silberling mit insgesamt acht Liedern jetzt nicht allzu üppig bestückt ist, bewegt sich das Ganze hier durchgehend auf hohem Level, auch wenn der der ganz große Hammersong am Ende nicht dabei ist.

Irgendwie kommt mir hier alles so vor wie eine Reise durch die verschiedenen Stile des Blues. Der Opener, das Freddie King-Cover „She’s A Burglar“ geht mit Bläserunterwanderung, klasse E- Gitarren, unter Mitwirkung von Eddie 9V, in Richtung Memphis.

„Twist My Fate“ bekommt durch den ’schwarzen‘ Gesang von Kevin Burt und die quäkende Harp ein wenig Delta-Flair ab. „Woman Named Trouble“ mit seinem Afro-Regaae-Beat und den Marichi-haften Trompeten driftet in Richtung New Orleans, „Good Times“ lässt den Rhythm & Blues aufleben.

„Woman Named Trouble“ wandert unter Mitwirkung der letztjährigen Blues-Gitarristin des Jahres, Laura Chavez (tolles E-Solo) in Richtung Chicago, das hypnotische „Walk On The Water“ ordne ich dem Pyschedelic Blues zu. Albert Castiglia steuert beim wieder rhytmischen treibenden „Drive It Home partielle „Lead vocals und kratzige E-Gitarre samt Solo bei.

Mit dem Southern souligen, dezent country-unterschwelligen und schön melancholischen Barroom Blues „I Can Not Feel The Rain“ (Akustikgitarre, sanftes Piano) gibt es am Ende meinen Lieblingstrack des Werkes.

Tony Holiday zeigt auf dieser Scheibe vortrefflich, wie man die unterschiedlichen Facetten des Blues auf moderne Art und Weise zusammenführen kann. Dabei kann er sich auf tolle Musiker (samt der aufgeführten Gäste und seinen Produzenten verlassen. Ich bin zwar nicht der ganz große Experte auf diesem Gebiet, würde aber angesichts des Gehörten auf „Keep Your Head Up“ erhobenen Hauptes attestieren: Tony Holiday kann Blues!

Forty Below Records (2025)
Stil: Blues (Rock)

Tracklist:
01. She’s A Burglar
02. Twist My Fate
03. Woman Named Trouble
04. Good Times
05. Shoulda Known Better
06. Walk On The Water
07. Drive It Home
08. I Can Not Feel The Rain

Tony Holiday
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Vanja Sky – 04.04.2025 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertnachlese

Nach drei Studiowerken hat Vanja Sky zur laufenden „Reborn“-Tour das Live-Album “Access All Areas: Live” herausgebracht , was sie an dem Abend mit kleinen Veränderungen komplett durchspielt. Dafür, dass sie das erste Mal (abgesehen von einem Auftritt bei Rufs Bluescaravan) im Piano auftritt, ist der Saal ansehnlich gefüllt und schnell sorgt sie dafür, dass Stimmung in die Bude kommt.

Das liegt nicht nur an ihrer charmanten Art (während “To Love Somebody” begibt sie sich, während die Zuschauer den Refrain in Dauerschleife singen, mit einem Eimerchen in den Saal und verteilt einige kleine Präsente), sondern auch an der Qualität der Musik. Dabei ist insbesondere Guenther Haas zu nennen, der schon für einige Hochkaräter Gitarre spielte, der nicht wenige der Besucher mit seinem variablen Gitarren Spiel faszinierte.

Stark ist das eingeschobene Medley in “Crossroads Of Life”, wo Sky ihrer Band für einige Minuten die Bühne überlässt und ein Bogen von Metallica bis zu ZZ Top gespannt wird, um mit Sky zusammen wieder in den eigentlichen Song abzubiegen. Der gut abgestimmte transparente Sound wird getragen von der Rhythmussektion um Drummer Sebastian Harder und Bassist Joshua Hoffmann, auf den Sky und Haas wechselweise Akzente mit ihren Soli setzen.

Nach einem schon starken ersten Set gelingt es Sky mit ihrer Band im zweiten Part noch einen drauf zu setzten um obligatorisch mit dem Gallagher-Hit “Shadow Play” ein bejubeltes Konzert abzuschließen. Laute Zuhabeforderungen holen die Band schnell wieder auf die Bühne und mit einer rasanten Version des Cheap Trick- Klassikers “I Wan´t You To Want Me” und “Louie, Louie” verabschiedet sich eine, ob der Stimmung sichtlich gerührte Sky von den Besuchern, um nur wenige Minuten später samt gesamter Band für ein Meet and Greet zur Verfügung zu stehen, wo sich nicht wenige der Fans die Live-CD als Andenken für den Abend zeichnen ließen.

Line-up:
Vanja Sky (lead vocals, guitars)
Guenther Haas (guitars, vocals)
Joshua Hoffmann (bass)
Sebastian Harder (drums)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Vanja Sky
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Musiktheater Piano
3dog-Entertainment

Turnpike Troubadours – The Price Of Admission – Digital-Album-Review

Review: Michael Segets

Pünktlich zum zwanzigsten Jahrestags ihres Debüts überraschen die Turnpike Troubadours mit einem neuen Studioalbum. Seit letzter Woche ist „The Price Of Admission“ digital erhältlich. Die Veröffentlichung als CD und LP soll folgen. Ihr Abtauchen in 2019 hat der Popularität der aus Oklahoma stammenden Band keinen Abbruch getan. Ausgiebige Touren mit vollen Häusern waren den Turnpike Troubadours auch rund um ihr Wiederauftauchen mit „A Cat In The Rain“ (2023) gewiss.

Auch in diesem Jahr sind sie quasi im Dauereinsatz. Vier aufeinanderfolgende Abende im Boone Pickens Stadium in Stillwater sind bereits absolviert. Von ihrem Heimatstaat geht es dann für zwei Gigs nach Colorado ins Red Rocks Amphitheatre, von dem sich zuletzt Ryan Bingham mit einem Livealbum meldete. Sie nehmen an Willie Nelsons Jubiläumstour des Outlaw Music Festivals zusammen mit Bob Dylan, Sheryl Crow und The Red Clay Strays teil. Zwischendurch machen sie einen Abstecher nach Großbritannien. Dort sind sie mit Zach Bryan unter anderem im BST Hyde Park unterwegs. Die Turnpike Troubadours, mittlerweile in die Oklahoma Music Hall of Fame aufgenommen, sind von klangvollen Namen umgeben und spielen ausverkaufte Shows an ehrwürdigen Orte. Sie können damit zu den Institutionen der Country- beziehungsweise Roots-Music-Szene gezählt werden.

„The Price Of Admission“ dürfte ihre Fans nicht enttäuschen. Der Longplayer bietet erneut souverän dargebotenen Country mit einer Prise Red Dirt. Sänger und Songwriter Evan Felker schrieb alle Songs mit Ausnahme des abschließenden „Nothing You Can Do“, das vom Geigenspieler der Band Kyle Nix stammt. Beim Verfassen einiger Stücke kooperierte Felker mit John Fullbright („Searching For A Light“), Dave Simonett („Leaving Town“) oder Lance Roark („Ruby Ann“).

Mit seinem Troubadour-Kollegen Nix komponierte Felker „The Devil Piles His Trade“. Dank der aufgekratzten Geige erhält der erste Uptempo-Track in der Mitte des Albums einen keltischen Einschlag. Dieser tritt bereits zuvor „Be Here“ noch deutlicher hervor. Sehr stimmungsvoll ist dabei das Zusammenspiel von Felker und dem Chor im call and response. Da ich einen Faible für irisch angehauchten Folkrock habe, punktet das Sextett mit diesen Titeln bei mir.

In der ersten Hälfte des Albums gehen es die Turnpike Troubadurs ruhig an. Hervorzuheben ist dort der Opener „On The Red River“. Die atmosphärische Ballade schrieb Felker zusammen mit Ketch Secor (Old Crow Medicine Show). Durch seinen hervorragenden Refrain verdient „Heaven Passing Trough” ebenfalls besondere Erwähnung. Der Song wäre meine Single-Empfehlung. Der zweite Teil des Longplayers zieht das Tempo etwas an. Die Songs sind mit dem richtigen Maß an Twang versehen und durchweg in einem positiven Sinne eingängig. Hier gehören „What Was Advertised“ und „Nothing You Can Do“ zu meinen Anspieltipps.

Das siebte Studioalbum der Turnpike Troubadours ist erneut ein gutes geworden. „The Price Of Admission“ hält schöne Balladen, eingängige Midtempo-Nummern und ein paar galoppierende Songs bereit. Die Troubadoure sitzen dabei stets fest im Sattel.

Bossier City Records – Thirty Tigers (2025)
Stil: Country

Tracks:
01. On The Red River
02. Searching For A Light
03. Forgiving You
04. Be Here
05. Heaven Passing Through
06. The Devil Piles His Trade
07. A Lie Agreed Upon
08. Ruby Ann
09. What We Advertised
10. Leaving Town
11. Nothing You Can Do

Turnpike Troubadours
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Dust & Denim – No Country For Old Men – CD-Review

Wenn ich auf den Titel der neuen Scheibe „No Country For Old Men“ von Dust & Denim schaue, müsste ich, allein rein meines realen Alters wegen, eigentlich sofort abbrechen. Ich hab nämlich bereits 62 Lenze auf dem Buckel und bin deswegen wohl unbestritten schon ein alter Mann!

Nun gut, von rein geistiger und auch von physikalischer Natur her, hat man mir schon des Öfteren attestiert, dass dem nicht so wäre, also wollen wir den Titel dann nicht mal ganz so ernst betrachten, zumal hier sicherlich eher auf eine musikalisch modern umgesetzte Version des Genres angespielt wird.

Die mir bis dato nicht bekannte Band, bestehend aus Nick Scargo (vocals), Amos Summers (guitar & backing vocals), Darron Watkins (guitar), Adrian Connor (bass guitar & backing vocals), Claude Chatel (drums), und Eton Saint John  (keys and violin), behauptet von sich ganz selbstbewusst:

„Born in the southern states all six of us knew country even in the cradle. It is the heart and blood of the South and it’s in the air and everywhere and we inhaled it all our life. Now, still young, with „No Country For Old Men“ we deliver a country album that is rooted in the Southern tradition but with a lyrical freedom seldom seen in the country scene. Eight ass kicking songs that will make you jump and scream!”

Und in der Tat verbreitet das Sextett mit seinem launigen, Southern-umwobenen, meist schunkeligen Country von Beginn an gute Laune. Gleich der Opener „Door To The Kookoo Bin“ („Tür zur Kuckucksuhr“) dürfte mit seinem schönen E-Gitarren-Solo Freunde von Lynyrd Skynyrd aufhorchen lassen.

Der „Strange Woman Blues“ scheint mir eine Track zu sein, der nicht von Nick Scargo gesungen wurde, ein Storytelling-Barroomheuler in Outlaw Country-Tradition. Das folgende tanzbare „I Guess It Is Too Late“ (mit Tipple-Drums, Fiddle- und E-Gitarrenfills) könnte auch aus dem Repertoire eines Vince Gill stammen.

Mit den nächsten vier Tracks folgt dann die Hochphase des Albums. „Stand Up Southern Guy“ verbreitet schlagkräftig den Stolz des Southern Man, „The Bottle“ ist eine echter Ohrwurm im Stile des 90er New Country (Boy Howdy, Little Texas, Restless Heart & Co. lassen grüßen) und folgerichtig demnach die erste Single.

„Life Staring You In The Face“ und „High Up The Ladder“ mit klimpriger Piano-Untermalung und schöne E-Gitarrenparts (Fills, Soli) stehen dann zusammen mit humorvollen Texten wieder für diesen launigen Schunkel-Country, der automatisch die Fußwippe entfacht und zum Gang auf die Tanzfläche animiert.

Das einzige Lied, das dann doch etwas aus dem Rahmen fällt, ist das finale „Golden Fields Of Corn“, das sehr folkig rüberkommt (eine Art ‚Hooters go Country‘) und textlich nochmal das südstaatliche Lebensgefühl (Papa nimmt den Sohnemann mit zum Arbeiten auf das Kornfeld) in den Fokus nimmt.

Insgesamt eine schöne, abwechslungsreiche launige knappe halbe Stunde, für Freunde oben beschriebener Acts, hinzukommen auch noch Künstler wie u. a. David Lee Murphy und die Randy Rogers Band. Und natürlich sowohl für alte als auch junge Männer!

Vorab hineinhören in die durchgehend melodischen Songs kann man unter diesem Link.

Eigenproduktion (2025)
Stil: Country

Tracklist:
01. Door To The Kookoo Bin
02. Strange Woman Blues
03. I Guess It Is Too Late
04. Stand Up Southern Guy
05. The Bottle
06. Life Staring You In The Face
07. High Up The Ladder
08. Golden Fields Of Corn

Alcora
Rock Company Promotion

Craig Finn– Always Been – CD-Review

Review: Michael Segets

In der Literaturtheorie gibt es flache Figuren, die eindimensional, ohne tiefere Charakterzüge dargestellt werden und lediglich einer erzähltechnische Funktion haben. Das Problem ist, dass diese flachen Figuren nicht nur in fiktiven Erzählungen auftreten, sondern einem auch in der Realität begegnen. Dieses Problem potenziert sich, sobald man ihnen nicht wirklich aus dem Weg gehen kann. Es ist daher durchaus nachzuvollziehen, wenn Craig Finn in seiner vorab ausgekoppelten Single „People Of Substance“ feststellt, dass er zu viel Zeit mit Leuten ohne Substanz verbracht hat.

Die Songtexte von Finn durchziehen tatsächlich Figuren, die durchaus komplexere Charakterzüge und Gedankengänge aufweisen. Das Storytelling ist die Stärke von Craig Finn. Nicht umsonst veröffentlichte er bereits eine Sammlung seiner Texte als Buch. Es sind Gedichte, die über ihre lyrische Qualitäten hinaus Geschichten erzählen. Mit „Always Been“ legt er nun ein Konzeptalbum vor, dessen Kern sich letztlich um Glaube, Liebe, Hoffnung dreht.

Widersprüchlichkeiten in ihrem Verhältnis zum Glauben und zur Kirche durchleben die Figuren in einigen Texten. So identifizieren sich die ehemaligen Priester bei „Bethany“ und „The Man I’ve Always Been“) nicht mehr mit ihrem Glauben und ihrem früheren Leben. Andere Scheitern an der Liebe wie das entfremdete Paar in „Luke & Leanna“ oder die Protagonisten, die ihren Verflossenen nachtrauert („I Walk With A Cane“, „Clayton“ „Postcards“). In anderen Lyrics („A Man Needs A Vocation“) scheint etwas Hoffnung durch, die trotz eigentlich verzweifelter Lebenslagen nicht vollständig aufgegeben wird. Diese kommt auch in einem wiederholten Vers in „Crumbs“ zum Ausdruck: „We’ll never win this war but maybe we can wait it out“.

Die insgesamt eher düsteren Texte kleidet Finn vor allem in der ersten Hälfte des Albums in rockige Arrangements. Mit „People Of Substance“, „Crumbs“ und „Luke & Leanna“ sind dort ganz starke Titel vertreten. In der zweiten Hälfte geht er mit „A Man Needs A Vocation“ und „Postcards“ erneut in den Uptempo-Bereich. An manchen Stellen ist eine Nähe zu Joe Grushecky festzustellen. Bei „Clayton“, einem der langsameren Tracks, können gar Parallelen zu Bruce Springsteen gezogen werden.

Insgesamt bietet der Longplayer eine ausgeglichene Mischung zwischen Rock und Balladen. Finn arbeitet wenig mit Refrains oder wiederkehrenden Textpassagen, was die Eingängigkeit der Songs nicht unbedingt fördert, aber auf den Stellenwert der Texte hinweist. Mit Ausnahme von „Fletcher’s“, bei dem er einen fast sechsminütigen Sprechgesang zelebriert, können alle Tracks auf der Habenseite verbucht werden.

Der Frontmann von The Hold Steady holte sich für seinen sechsten Longplayer unter seinem Namen neben Jonathan Low (Taylor Swift) am Mischpult einen weiteren Grammy-Gewinner ins Studio. Adam Granduciel produzierte das Werk und begleitete Finn beim Einspielen der Songs zusammen mit Mitgliedern seiner Band The War On Drugs. Finn geht im April auf eine ausgiebige Promotion-Tour durch die USA, bei der er Bob Mould supportet.

Craig Finn lotet die Ambivalenzen des Lebens und des Glaubens mit seinem hervorragenden Storytelling aus. Obwohl Finn bei der Hälfte der Songs seinem Rockerherz freie Bahn lässt, ist „Always Been“ eher eine Scheibe zum Hinhören und weniger zum Mitsingen. Dennoch kann auch in musikalischer Hinsicht eine Empfehlung mit gutem Gewissen ausgesprochen werden.

Tamarac Recordings – Thirty Tigers/Membran (2025)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. Bethany
02. People Of Substance
03. Crumbs
04. Luke & Leanna
05. The Man I’ve Always Been
06. Fletcher’s
07. A Man Needs A Vocation
08. I Walk With A Cane
09. Clayton
10. Postcards
11. Shamrock

Craig Finn
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

She Brought Me Gasoline – Songs From The Cliff – CD-Review

Review: Michael Segets

Die Pandemie machte so manchen Musikern einen Strich durch die Rechnung, so auch der kroatischen Band She Brought Me Gasoline, die pünktlich zu deren Beginn ihr erstes Album veröffentlichten. Der auf dem italienischen Go Country Label erschienene Longplayer „On Values And Trash“ (2020) erhielt zwar in der regionalen Fachpresse durchaus positive Resonanz, der Lockdown verhinderte aber eine weitere Promotion und so hält sich der internationale Bekanntheitsgrad der Band in Grenzen. Davon nicht entmutigt brachte She Brought Me Gasoline den Nachfolger „There Were Times“ (2022) und jetzt auch ihr drittes Album „Songs From The Cliff“ in Eigenregie heraus.

Neben der Bluesrockerin Vanja Sky findet sich nun auch eine Band mit kroatischen Wurzeln in der Interpretenskala von SoS. Das Quartett bestehend aus Songwriter und Sänger Kristijan Kevešević, Željko Platužić (Gitarre), Zlatko Ivanović (Schlagzeug) und Ivan Martinčić (Bass, Keyboard) kennzeichnet ihren Stil als eine Mischung von Blues, Americana, Country gepaart mit einem Underground-Flair. Falsch liegen die Jungs damit nicht. Der Sound der Scheibe ist auf jeden Fall erdig.

Mit dem Opener „Swirling Leaves” steigt das Album sehr stark ein. Gitarren, die die einen vom Mittelmeerraum direkt in den mittleren Westen der USA versetzt, bereiten den druckvollen Einsatz der Rhythmusgruppe vor. Die Rhythmus-Section leistet auch beim bluesrockigen „Sister“ ganze Arbeit. Keveševićs Gesang ist hier relativ gleichmäßig ohne große Varianz in Höhen und Tiefen, was aber der Anlage des Songs entspricht. Auch wenn man Kevešević vielleicht keinen außergewöhnlichen Stimmumfang zuschreiben kann, gefällt mir der Gesang des Leadsängers, der den Stücken einen besonderen Charakter verleiht. So bewahrt er beispielsweise „In The End“ davor, zu süßlich zu wirken.

Mit der Video-Auskopplung „The Last Rocket“ zeigt sich die Band von ihrer bluesigen Seite, wobei sich Kevešević an der Harp betätigt. Auf „Sugar“ greift er zum Banjo, was den Track in Richtung Bluegrass schiebt. Bei der sanften Ballade „Long Rivers“ und „Field Of Roses“ – eine runde Nummer im Midtempo – setzt She Brought Me Gasoline auf Country klassischer Machart. In der Gesamtschau deckt das Quartett also tatsächlich eine stilistische Bandbreite zwischen Blues, Country und Americana ab. Neben dem Auftakt und dem mittig platzierten, schön rumpligen „Poverty“ gibt es zum Abschluss ein weiteres Highlight des Werks. „Do We Still Feel Proud?“ ist eine semi-akustische Ballade, bei der Kevešević nochmal Gefühl in seiner Stimme legt.

Die Texte verbreiten eine gewisse Endzeitstimmung, die ja auch im Titel und dem Cover-Artwork durchscheint. „The Last Rocket“, eine moderne Arche Noah, empfiehlt beispielsweise, keine Menschen mit auf die Reise zu nehmen. „Sugar“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Mit Zucker kann man sich das Leben versüßen und über Katastrophen in der Welt hinwegsehen – solange es ihn gibt. Musik kann ebenfalls über schwere Zeiten hinwegtrösten und mit Blick auf die weltweiten Krisen durchaus eine Verbindung über Landesgrenzen hinweg schaffen. So gibt es auch in Sachen Roots Music nicht ausschließlich Amerika, was She Brought Me Gasoline mit „Songs From The Cliff“ belegen.

Eigenproduktion (2025)
Stil: Americana/Blues/Country

Tracks:
01. Swirling Leaves
02. The Last Rocket
03.Sugar
04. Sister
05. Poverty
06. A Field Of Roses
07. In The End
08. Long Rivers
09. Row, Row, Row
10. De We Still Feel Proud?

She Brought Me Gasoline
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Chris Kramer & Paddy Boy Zimmermann – Tales Of Tampa – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

In Memoriam of Tampa Red (1904 – 1981) steht auf dem Back-Cover der neuen Scheibe von Chris Kramer (Vocals & Harp) und Paddy Boy Zimmermann (Guitar, Bass, Percussion & Vocals). Ihr erstes gemeinsames Werk “Tales Of Tampa” ist dem US-Bluesmusiker Hudson Whittaker a.k.a. Tampa Red gewidmet, der bei uns leider kaum bekannt geworden ist.

Die 13 Songs sind eine kleine aber feine Auswahl aus dem sehr umfangreichen Repertoire des Songwriters, Gitarristen und Sängers. Whittaker kam Mitte der 1920er Jahre von Tampa, Fl. nach Chicago, verdiente seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker und wurde bald Studiogitarrist für bekannte Bluesgrößen der Zeit. Seine Spieltechnik war dermaßen ausgefeilt, dass Tampa Red als erster Schwarzer Bluesman eine National Steel Resonator Guitar erhielt und den Ruf eines Slide Saiten- Zauberers festigte.

Weit über 100 Singles und mehrere Longplayer hat er in seiner 40-jährigen Karriere veröffentlicht. Sein Haus in Chicago galt in den 30er und 40er Jahren als Zentrum der dortigen Blues-Community aus dem Mississippi Delta. Der einzigartige Slide Guitar Style Whittakers beeinflusste Muddy Waters, Big Bill Broonzy, Elmore James und viele andere Musiker. Selbst einige R&B-Erfolge (u.a. “When Things Go Wrong With You”), sowie viele Coverversionen seiner Songs von berühmten Kollegen, wie B.B.King, Chicken Shack und Bob Dylan u.a., konnten seine finanzielle Altersnotlage nicht verhindern. 1981, im Jahr seines Todes, wurde Tampa Red in die Blues Hall of Fame aufgenommen.

Mit “Tales Of Tampa” erinnern Chris Kramer und Paddy Boy Zimmermann an die Blues-Roots Legende. Überwiegend klassische Erfolge, wie die wunderbar interpretierten Stücke “So Crazy About You Baby” (rec. 1953) oder “Crying Won’t Help You” aus 1928 bilden den Grundstock der traditionellen Nummern. Auch “Black Angel Blues” (1930), der in 2. Version 1934 wegen des Unwortes “Black” als “Sweet Little Angel” neu aufgenommen wurde oder “Love With A Feeling” (Original-Titel aus 1938), der von Bob Dylan auf seiner 1978er Tournee regelmäßig gespielt wurde, sind bekanntere Tampa Red Kompositionen.

Chris Kramer und Paddy Boy Zimmermann konnten eine Reihe kleiner Songperlen “ausgraben”. So haben der “Seminole Blues” (1928), die Single B-Seite “Please Mister Blues” (1931) oder das im Original mit Kazoo, Gitarre und Piano aufgenommene Stück “I’ll Kill Your Soul” aus 1934 im neuen Produktgewand ihre alte Natürlichkeit nicht eingebüßt.

Als ausgesprochen schönes Beispiel für die damals weit verbreitete Stilrichtung des sog. Hokum Blues der 20/30er Jahre, die Tampa Red erfolgreich nutzte, schnelle Songs, tanzbar mit anzüglichen Texten, ist “No Matter How She Done It” inklusive gelungenen Harmoniegesang. Dies gilt in gleicher Weise für die neue Version der 1954er R&B-Nr. “If She Don’t Come Back”, die im Original bereits durch große Bandbegleitung auffällt. Die kleinen alten Masterpieces, ursprünglich meistens zur Gitarre vorgetragen, gewinnen mit den zusätzlichen Harmonica-Parts deutlich an Charakter und klingen insgesamt zeitlos modern, sprudelnd vor Lebensfreude!

Die mitreißende Gute-Laune-Scheibe “Tales Of Tampa” von Chris Kramer und Paddy Boy Zimmermann erinnert in wunderbar liebevollen Auszügen an die traditionelle Blues-Welt des Chicagoer Guitar-Wizard Tampa Red. Eine leidenschaftlich klingende akustische Produktion, die das musikalische Erbe in den Vordergrund stellt und die Songs in ihrer Ursprünglichkeit vor dem Vergessen bewahrt.

Blow ‚Till Midnight (2025)
Stil: Blues / Akustik Folk Blues

Tracks:
01. So Crazy About You Baby
02. Seminole Blues
03. You Rascal You No. 1
04. Black Angel Blues
05. Please Mister Blues
06. I’ll Kill Your Soul
07. Love Her With A Feeling
08. No Matter How She Done It
09. Crying Won’t Help You
10. Kingfish Blues
11. Dead Cat On The Line
12. If She Don’t Come Back
13. The Duck Yas Yas Yas

Chris Kramer & Paddy Boy Zimmermann
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Timezone Records Promotion

Tas Cru – 30.03.2025, to hoop, Rheinberg – Konzertbericht

Ein Sonntag-Abend in Rheinberg. Statt „Tatort“ war diesmal erneut das to hoop der Tatort, nachdem wir bereits am Donnerstag zuvor aus gleicher Location über das proppevolle Band Of FriendsKonzert berichtet hatten. Während des Konzerts hatte Sami Durak der zahlreichen Audienz noch mit Engelszungen die Tas Cru Band für besagten Sonntag angepriesen, die er noch kurzfristig ins Programm genommen hatte und welche ja auch schon bei uns mit einigen CD-Reviews ihre Spuren hinterlassen hatte.

Leider schien der to hoop-Mastermind die BOF-Klientel nicht wirklich erreicht zu haben. Es reichte leider nur für eine äußerst überschaubare Besucheranzahl, sodass der Gig in gefühltem Probenraum- bzw. Wohnzimmer-Ambiente stattfand. Ich finde es immer wieder bedauerlich, wenn Clubbesitzer, die ihr ganzes Herzblut in solch einen Club hineinstecken und, was solche Acts betrifft, einfach mal ins Risiko gehen, dann mit so einer tristen Resonanz belohnt werden. Aber Sami Durak verwies mir gegenüber auf sein im Laufe der Jahrzehnte angelegtes, dickes Fell in der Hinsicht…

Die Band um Leader Tas Cru (ihm assistierten die ebenfalls toll singende Mia Casale sowie die ‚blind‘ eingespielte Rhythmusfraktion mit Tom Terry und Phil Dilorio) nahm es mit Humor und legte die, für sie typische Professionalität an den Tag, bzw. den Abend, und servierte den Anwesenden ein, in zwei Sets aufgeteiltes Programm, als wenn es hier großen Andrang gegeben hätte.

Der technisch versierte Fronter Tas Cru erinnerte mich mit seiner filigranen, punktgenauen Stratocaster-Gitarrenarbeit an die eines Gregg Koch, auch seine gesanglichen Qualitäten ließen nichts zu wünschen übrig. In Sachen Harmoniegesängen konnte er sich auf sein übriges Team verlassen.

Es brauchte naturgemäß ein paar Songs, um sich mit der recht überschaubaren Situation zu arrangieren, aber nach den ersten Tracks, die auch genau der ersten Hälfe seines aktuellen „Live„-Albums entsprachen, war spätestens mit dem ersten Lead-Vocal- Einsatz von Mia Casale bei „Have A Drink“ und der folgenden Hommage an die Stadt Tulsa und deren berühmte Musiker „Take Me Back To Tulsa“ das Eis gebrochen.

Nach zwei Herzenssongs, u. a. dem schönen Slow Blues “ Queen Of Hearts“, wurde mit „Heal My Soul “ und „Drunk Half The Time“ das „Live‘-Album weitergeführt und Set 1 beendet.

In der Pause konnte ich mich dann ein paar Minuten mit Tas über Bluesmusik, als auch den Southern Rock austauschen, er zeigte sich im Gespräch auch recht gut über unser Magazin informiert und war sichtlich überrascht, das dieses so nebenbei der wahren Berufe bewältigt wird.

Der zweite Teil stand stärker im Zeichen von Coversongs, neben dem Ray Charles-Track „Unchain My Heart“ (hier wohl  eher bekannt durch die Joe Cocker-Version), wurde der gute alte Bob Dylan mit gleich drei tollen, unter die Haut gehenden Stücken („All Along The Watchtower, Like A Rolling Stone und gegen Ende „I Shall Be Released“) Ehre gezollt.

Wunderbar auch das tolle Instrumental „Déjà Blu“, bei dem Tas nochmal seine außergewöhnliche Fingerfertigkeit als auch sein Feeling für Stimmungen an der E-Gitarre offerierte.

Das nicht nur vom Text her launige „Money Talks“ und „Grizzle N‘ Bone“ mit integriertem Bass-Solo und Witzen über Bassspieler in der Ansage als Zugabe komplettierten einen sehr starken und auch musikalisch  hochwertigen Gig mit Blues-, Rock-, Blues Rock-,  Swing-, Funk und Soul- Anteilen, der aufgrund des fehlenden Keyboarders am Ende naturgemäß deutlich rauer rüber kam als auf der Album-Einspielung.

Am Ende gab es dann noch unser obligatorische VIP-Bild mit der Band, danach zeigte sich der Protagonist auch noch spendabel und schenkte mir eine handsignierte  Vinyl-Version seiner aktuellen und an diesem Abend ausgiebig vorgestellten Live-Scheibe.

Für die Band geht es jetzt noch weiter nach Belgien, man kann nur hoffen, dass unsere Nachbarn in Sachen der Tas Cru Band deutlich mehr Interesse zeigen. Für diesen Abend in Rheinberg-Alpsray im to hoop gilt jedenfalls absolute Bestnote, die hiesigen Bluesfans haben was verpasst!

Line-up:
Tas Cru (lead vocals, electric guitar, vocals)
Mia Casale (lead vocals, vocals)
Tom Terry (bass, vocals)
Phil Dilorio (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Tas Cru
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To Hoop

Eilmeldung – Sounds Of South wechselt den Besitzer!

Deal perfekt, die Shanghai Media Group kauft Sounds Of South! Präsident und Direktor Gao Yunfei (siehe mit Hi-Roller-Hut) outete sich dabei als großer Southern- und Country Rock-Fan. Es begann vor einigen Monaten mit einer formlosen Anfrage per Email, ob wir an einer Zusammenarbeit mit Chinas führendem Medienkonzern interessiert seien.

Schnell wurde daraus ein lebhafter Austausch über ‚unsere‘ geliebte Musik, der sich dann auch auf eine persönliche Ebene ausweitete. Yunfei erzählte mir, dass sich im Land des Lächelns gerade Acts wie Lynyrd Skynyrd, Allman Brothers Band, Outlaws, Molly Hatchet, Blackfoot & Co. immer noch ungemeiner Beliebtheit (besonders sogar in der Zielgruppe der 18-30-jährigen!) erfreuen und ihr Songgut mit Hits wie u. a. „Sweet Home Alabama“, „Ramblin‘ Man“ oder „Green Grass & High Tides“, etc. deswegen in Chinas Karaoke-Bars und -clubs quasi zum Standard gehört.

Auch die New Country-Sparte legte in den vergangenen Jahren weiter zu. Trotz des problematischen Verhältnisses zu den USA versucht die immer schon mit dem Wandel der Zeit mitgehende Gruppe, diese Bedürfnisse (mit dem Go der Staatsführung) auch medial stärker zu repräsentieren. Ein fördernder Zusatz-Baustein wäre von daher auch, unser spezialisiertes Magazin zu implementieren.

Nach vielen Mails hin und her, offerierte er uns dann ein derart überraschendes monetäres Angebot, das man unter realistischen Erwägungen, einfach nicht ablehnen konnte. Gernot Mangold, der von dem Deal gar nicht begeistert war (Originalzitat: „Wir verkaufen unsere Seele!“), und ich reisten gut eine Woche später dann zu persönlichen Verhandlungen nach Shanghai. Auch wenn es letztendlich sehr schwer fiel und ein guter Kompromiss gefunden werden konnte, stand zum Schluss dann doch der Verkauf des Magazins fest.

Mir, Daniel Daus, wird weiter ein überwiegendes Stimmrecht gewährt (50+1 Regelung), allerdings ist in naher Zukunft fest geplant, dass Sounds Of South kostenfrei nur unter Zustimmung von Werbeinhalten gelesen werden darf. Unsere bis dato verwöhnten Leserinnen und Leser müssen sich dann demnächst halt auf asien-typisches ‚Blink-Blink‘ einstellen.

Ohne Werbung muss demnächst ein Abonnement für 240.- Euro im Jahr abgeschlossen werden. Allerdings wird auch TikTok offiziell als Verbreitungskanal den bisherigen US-Socialmedia-Partner in wenigen Wochen komplett ersetzen.

Auf dem Bild sind wir beide mit unseren neuen Geschäftsfreunden nach Vertragsunterzeichnung beim obligatorischen Foto auf der Pressekonferenz zu sehen. Als Willkommensgeschenk wurde uns anschließend noch eine handsignierte Stratocaster von Chinas derzeitig populärsten Rockmusik-Gitarristen Cla Peton überreicht. Auf eine tolle und fruchtbare Partnerschaft mit dem neuen Investor!

Phil Lynott – I Am Just A Cowboy – CD-Review & Gewinnspiel

Soweit ich weiß, dürfte jeder Southern Rock-Liebhaber meiner Generation und vermutlich darüber hinaus, auch einen Faible für die Musik von Thin Lizzy besitzen. Jeder davon wird sich vermutlich zumindest ihr legendäres Doppel-Live Album (und natürlich einige der tollen Studiowerke) zugelegt haben.

Ich hatte in der 9. und 10. Klasse des Rheinberger Amplonius Gymnasiums einen Englisch-Lehrer namens Paul Jenkins, der aus Dublin stammte und über ’sieben Ecken‘ mit der Familie Lynott verwandt gewesen ist. Er war es auch, der damals Songbesprechungen bei uns im Unterricht einführte.

Premiere feierte natürlich eine Single von Thin Lizzy aus der „Jailbreak“-Phase. Wir hielten auch nach seiner Rückkehr nach Irland bis zum heutigen Tage losen Kontakt.  Vor gut einem Jahr berichtete er mir, dass er bei einem Umzug einer Lynott-Großnichte geholfen hatte und im Keller in einem Karton eine runde Metall-Schatulle mit der Beschriftung „N.T. ’82“ gesehen hatte.

Die Nichte Rosalie gab im zu verstehen, dass diese samt Inhalt schon viele Jahre lang unbeachtet vor sich hinschlummerte und dass er sie als Dank für seine Hilfe gerne mitnehmen könne. Paul schickte mir, wissend um meine Magazin-Tätigkeit, das inkludierte Tonband, mit dem Vermerk, dass ich es gerne behalten könne. Es war erstmal gar nicht so einfach für mich, überhaupt jemanden zu finden, der das Tape mit einem kompatiblen Gerät noch abspielen konnte.

Nach  der ‚audiophilen Sichtung‘ blieb mir der Mund förmlich offen stehen. Es handelte sich zweifelsfrei um Countrysongs mit der Stimme von Dublins berühmten ‚Sohn‘ Philip Lynott, die sich auch von der musikalischen Qualität her überraschend gut anhörten. Um vermeintlichen rechtlichen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, nahm ich dann über Paul sicherheitshalber Kontakt zur Nichte auf und wir einigten uns auf einen Betrag von 1.500 Euro, mit dem sie mir sämtliche Übertragungsrechte schriftlich zusicherte (Bild-Credit: Danke an den werten Kollegen Jochen von Arnim, aufgenommen neben der Lynott-Statue in Dublin).

Parallel hatte ich Kontakt zu einem bekannten Lynott-Chronisten und auch zu Brian Downey aufgenommen, die mir beide unabhängig von einander bestätigten, dass Phil ein großer Countrymusikfan war und sich in der Zeit vor seinem Tod im Jahr 1986 immer wieder (meist unabgesprochen) für mehrere Wochen nach Nashville begeben hatte, was neben seinen Drogenproblemen zu weiteren Spannungen innerhalb seiner Stamm-Band beitrug.

Zudem hatte er dort wohl ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Johnny Cash (zwei Stücke sind hier von ihm mit Phil zusammen komponiert) samt Gattin June aufgebaut und war einige Male auf dessen Farm zu Gast gewesen (als Beleg kann man hier, den diesen beiden  gewidmeten Track „Johnny The Cash Meets Junnie The Sweet“ hören).

Das Tape offenbarte letztendlich 13 Songs mit diversen Lynott-Kompositionen, inklusiv einiger Countryvariationen von bekannten Thin Lizzy-Klassikern wie „Southbound“, “ That Woman’s Gonna Break Your Heart“ und „Cowboy Song“ sowie eine furiose basslastige Version von Cashs „Folsom Prison Blues“, bei der Johnny gut erkennbar die  Backgroundvocals singt.

Den Recherchen zufolge hatte dieser für Phil wohl auch den Kontakt zum legendären Nashville A-Team mit den Gitarristen Hank Garland, Ray Edenton (dazu hier Mandoline, Ukelele und Banjo), Fred Carter,  Jr., Larrie Londin (Drums), den Keyboardern Floyd Cramer und  Owen Bradley, den Fiddle- und Steel Guitar-Playern Johnny Gimble  und Buddy Emmons hergestellt, das vermutlich, neben dem Protagonisten am Mikro (Phil versprüht auch hier, wie eh und je, sein energiegeladenes stimmliches Charisma) und Bass , für die musikalische Begleitung gesorgt hatte.

Speziell Owen Bradley, der als einer der frühen Architekten des Nashville-Sounds gilt, lieferte mit seinem berühmten Scheunen-Studio (Bradley’s Barn) die Räumlichkeiten und technischen Voraussetzungen zur Umsetzung des Projekts.

Ominös bleibt natürlich die „NT ’82“-Beschriftung der Schatulle (und auch der vergilbte Zettel innerhalb mit den Credits, aus denen man zumindest auf die Songtitel, besagte Musiker und Songwriter Rückschlüsse ziehen konnte), die meiner Ansicht nach als Abkürzung für „Nashville Tapes 1982“ stehen könnte. Ich habe das Band am Ende im Redroom Recording Studio des Rheinberger Musikers und Produzenten Heiko Dürr (u. a. Betontod) professionell digital ver- und nachbearbeiten lassen. Kompliment, was er letztendlich aus dem Band ‚herausgeholt‘ hat. Zu guter Letzt haben wir uns für den Album-Titel „I Am Just A Cowboy“, in Anlehnung an Phils Passion und den auch hier ganz am Ende vertretenen Thin-Lizzy-Klassiker „Cowboy Song“ entschieden.

Aus Kostengründen haben wir die CD in einem einfachen Pappschuber produzieren lassen (auf der Rückseite stehen lediglich die Songtitel), was dem Charme der damaligen Zeit aber eine durchaus gelungene Referenz erweist. Die CD mit einer Auflage von zunächst 1.000 Exemplaren, kann bei uns für 20 Euro (gegen Vorkasse) erworben werden. Bestellungen bitte an unsere SOS-Emailadresse (siehe auch unten beim Gewinnspiel erwähnt).

Ich habe jeweils vorab ein Exemplar an Rosalie und Paul als Dank versendet, die jedenfalls vom Ergebnis her hellauf begeistert waren!

Fazit: Wir meinen, herrlicher Outlaw Country Rock mit der typischen  Power und dem Feeling von Phil Lynott – Hammer!

Wir verlosen natürlich drei Exemplare von „I Am Just A Cowboy“  wieder an unsere treuen Leserinnen und Leser.

Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:

Auch wenn der Name Phil Lynott immer mit der Stadt Dublin in Verbindung gebracht wird – in welcher englischen Grafschaft wurde er tatsächlich geboren?

a) Staffordshire
b) Yorkshire
c) Shepherdshire

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 01.04.2025 (vor 24:00 Uhr) an dan@sounds-of-south.de.
Wir losen unter allen richtigen Einsendern drei Gewinner/innen aus, die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert werden,

DanD. Records (2025)
Stil: Outlaw Country (Rock)

Tracklist:
01. Whiskey In The Bar 
02. Tailgate 
03. Emalie
04. Southbound
05. Johnny The Cash Meets Junnie The Sweet
06. Singing In The Sunlight 
07. The Shocker
08. That Woman’s Gonna Break Your Heart
09. Folsom Prison Blues
10. White Rose
11. Sad Situation
12. No More Love With You
13. Cowboy Song

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