Water And Sand – Hey Love – CD-Review

Review: Michael Segets

Kim Taylor und Todd Thibaud führen mit „Hey Love“ ihre Zusammenarbeit als Water And Sand fort. Mit ihrem dritten gemeinsamen Album setzen sie erneut auf die Kraft ihres Songwritings und die Harmonie ihrer Stimmen. Der warme Klang von Thibauds Gesang und die helleren Töne von Taylor fügen sich in den Songs perfekt zusammen.

Auch nach eigenem Bekunden soll der Gesang bei den Stücken im Vordergrund stehen, sodass die dezente Instrumentierung eher der stimmungsvollen Untermalung dient. Als puristisch kann die Scheibe jedoch nicht bezeichnet werden. In einzelnen Passagen setzen kurze instrumentale Zwischenspiele gelungene Akzente, etwa die elektrische Gitarre bei „City Crows“ oder die Mundharmonika bei „Straight On To You“. Alle Songs sind vom gemeinsamen Gesang geprägt, den das Duo durchgängig bei „It May Be A Start“ beibehält. Die atmosphärische Ballade „This Little Song“, die für mich zu den Highlights des Albums zählt, ist ein Duett, bei dem sich Taylor und Thibaud die Strophen aufteilen. Bei den anderen Beiträgen übernimmt einer der beiden die Lead Vocals, während der andere Harmonien beisteuert. Die Tracks auf dem Longplayer sind so angeordnet, dass im regelmäßigen Tonus diese Aufgaben wechseln.

Anders als bei dem kürzlich erschienen „In The Throes” von Buddy & Julie Miller bedienen sich Water And Sand nicht bei unterschiedlichen Stilrichtungen. „Hey Love“ steht deutlich in der Singer/Songwriter-Tradition und wirkt daher ruhig und homogen. Das Titelstück schlägt etwas flottere Töne an, ansonsten durchzieht eine balladeske Grundlinie das Werk. Abwechslung erhält das Album vor allem durch den Wechsel des Leadgesangs. Neben dem schon erwähnten „This Little Song“ zählen der Opener „Wide Open“, bei dem Thibaud am vorderen Mikro steht, sowie „I Don’t Even Know You“, bei dem Taylor zum Zuge kommt, zu meinen Favoriten.

Todd Thibaud, ein alter Bekannter aus dem Hause Blue Rose Records, widmet sich neben seiner Solokarriere immer wieder anderen Projekten. So wirkte er bei der Band Hardpan mit und war mit Joseph Parsons als Duo unterwegs. Unternahm Thibaud früher durchaus Ausflüge in rockige Gefilde, konzentriert er sich in letzter Zeit („Hill West“) auf seine Qualitäten als Singer/Songwriter. Der kreative Austausch, sei es mit Parsons oder eben mit Taylor, scheint ihn dabei zu beflügeln. Mit Kim Taylor, die bereits auf fünf eigene Longplayer zurückblickt, nimmt er vor allem Beziehungen in den Fokus, wie der Titel „Hey Love“ schon vermuten lässt.

Sieben Jahre sind ins Land gegangen, seit Water And Sand ihr selbstbetiteltes Debüt herausbrachte und dies mit einer Reihe von Konzerten in Deutschland vorstellte. SoS war im JZ Karo bei einem Auftritt dabei. Damals unterstützten bereits Thomas Juliano und Sean Staples das Duo, die seitdem zum erweiterten Kreis von Water And Sand gehören. So sind sie ebenfalls auf dem neuen Longplayer, der von Zachariah Hickman (Josh Ritter) co-produziert wurde, mit von der Partie und sogar auf dem Cover verewigt.

Kim Taylor und Todd Thibaud verschmelzen mit „Hey Love“ erneut zur Einheit, die Water And Sand seit dem Debüt 2016 kennzeichnet. Im Wechsel der Lead Vocals tragen die beiden die zumeist ruhigen, atmosphärischen Songs vor. Die Kombination der Stimmen macht dann auch den besonderen Reiz des Albums aus.

Blue Rose Records (2023)
Stil: Singer/Songwriter

Tracks:
01. Wide Open
02. City Crows
03. Here For You
04. I Don’t Even Know You
05. East Of Eden
06. Hey Love
07. It May Be A Start
08. Silence
09. Straight On To You
10. This Little Song
11. Back To God

Water And Sand
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Blue Rose Records

Joseph Parsons – Holy Loneliness Divine – CD-Review

Review: Michael Segets

Joseph Parsons ist ein Teamplayer, der seine musikalische Kreativität gerne in Kollaborationen einbringt. So begründete er Hardpan, die US Rails und 4 Way Street oder war als Duo Parsons Thibaud mit Todd Thibaud (Water And Sand) produktiv. Mit seiner Begleitband, die sich aus Ross Bellenoit, Freddi Lubitz und Sven Hansen zusammensetzt, legt er nun sein fünfzehntes Album unter seinem Namen vor. Seit dem Doppelalbum „Slaughterhouse Live“ (2009) zählen die drei Mitstreiter zum harten Kern von Parsons‘ Touren und Studioaufnahmen. „Holy Loneliness Divine” ist der letzte Longplayer, der in dieser Konstellation eingespielt wurde. Die Bandmitglieder wollen neue Wege einschlagen und andere Projekte angehen.

Der nun vorliegende Abschluss dieser musikalischen Phase sollte ein ganz besonderer werden, der den charakteristischen Sound früherer Alben weiterhin einfängt und ihn zudem auf eine neue Stufe hebt. In den letzten Jahren habe ich Parsons‘ Veröffentlichungen nicht kontinuierlich verfolgt, zuletzt drehte sich „Digging For Rays“ (2018) in meinem CD-Player. Eine umfassende Einordnung, inwieweit dieser Anspruch eingelöst wurde, kann ich also nicht leisten. Festhalten kann ich aber mit Blick auf die mir bekannten Werke, dass „Holy Loneliness Divine” sein in der Gesamtheit bestes Album der vergangenen Dekade darstellt.

Parson spielt seine Stärke als Songwriter aus. Mit Ausnahme von „My My Caroline“, das er gemeinsam mit Ben Arnold (US Rails) verfasste, stammen alle Stücke alleinig aus seiner Feder. Die melodiösen Songs werden durch Parsons‘ markante Stimme getragen, mit der er seine poetischen Texte vorträgt. Die Lyrics sind introspektiv, berühren aber allgemeingültige Themen. Einzig „Bookshop Mary“ ist in der dritten Person verfasst. Der Track gehört zu den Highlights des Longplayers. Anders als bei früheren Stücken, setzt Parson hier auf einen deutlich abgehoben und eingängigen Refrain. Diesem ist auch der Titel des Albums entnommen.

„Dreams We Dare“ hat ebenfalls einen auffälligen Chorus, dessen Besonderheit darin liegt, dass er durch einen mehrstimmigen Background vervollständigt wird. Die Variabilität der von Parson geschaffenen Songstrukturen tritt vor allem auch bei „Daring To Fall“ mit seiner effektvollen Bridge zutage. Die Arrangements erzeugen einen vollen, komplexen Sound, dabei sind sie nicht überladen und stehen im Dienst der Songs, die ihre Linie nicht verlieren. Während nach meinem Geschmack bei dem Album aus dem Jahr 2018 manche Schlenker in der Produktion zu viel waren, trifft Parson hier genau das richtige Maß.

Auf „Holy Loneliness Divine” schlägt Parsons deutlich rockigere Töne an als auf vorangegangenen Alben. Die Gitarrenpassagen sind teilweise kräftig („Dreaming A Universe“), teilweise filigraner („Invisible“). Die überwiegende Anzahl der Songs bewegt sich in einem mittleren Tempobereich. Vor allem im letzten Drittel finden sich zudem langsamere, atmosphärisch dichte Beiträge („Forever Yours“, „Full Moon Tide“), bei denen Parsons Gesang, dem eine gewisse Schwere anhaftet, voll zur Geltung kommt. „Thankful“ bildet mit dem akzentuierten Schlagzeug und der kraftvoll wimmernden Gitarre den fulminanten Abschluss eines durchgängig gelungenen Albums.

Für diejenigen, die Joseph Parsons Soloveröffentlichungen noch nicht kennen, bietet „Holy Loneliness Divine” einen empfehlenswerten Einstieg, um seinen Backkatalog dann von hinten aufzurollen. Das Album bildet eine weitere Zäsur in Parsons breit gefächertem musikalischen Werk, da es den ambitionierten Abschluss seiner Zusammenarbeit mit seiner langjährigen Begleitband darstellt. Die Joseph Parsons Band zeigt sich dabei nochmal in Hochform.

Erwähnung verdient zudem die hochwertige Gestaltung des Digipacks, wie sie für Veröffentlichungen aus dem Hause Blue Rose üblich sind. Texte, Produktionsinfos und Fotos sind beigefügt. Egal ob man nun auf Vinyl oder CDs zurückgreift, man hat ein haptisches und visuelles Erlebnis, das den Musikgenuss ergänzt und vervollständigt. In Zeiten der Streaming-Dienste wird es gerade für kleinere Labels schwieriger, diese Ausstattungsqualität zu halten, daher ein großes Kompliment an Beate und Edgar Heckmann von Blue Rose.

Meer Music/Blue Rose Records (2022)
Stil: Rock

Tracks:
01. Dreaming A Universe
02. Passengers
03. Invisible
04. My My Caroline
05. Bookshop Mary
06. Dreams We Dare
07. Daring To Fall
08. Forever Yours
09. Full Moon Tide
10. Thankful

Joseph Parsons
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Bluerose Records

 

Various Artists – Highway Butterfly: The Songs Of Neal Casal – CD-Review

Review: Michael Segets

Nicht jeder SoS-Leser besitzt eines der vierzehn Alben von Neal Casal in seiner Sammlung, aber ich würde wetten, dass sich zumindest ein Track, auf dem er mitwirkte, in ihrem jeweiligen Archiv findet.

Casal war Mitglied bei The Cardinals, der Begleitband von Ryan Adams , sowie bei der Chris Robinson Brotherhood. Er spielte bei Beachwood Sparks und GospelbeacH („You Don’t See Me Crying“), Hazy Malaze („Soul Gets Lost“) und Circles Around the Sun („All The Luck In The World”, „Bird With No Name“), die ihn auf dem Tribute würdigen. Auch bei Hard Working Americans – zusammen mit Todd Snider – sowie bei The Skiffle Players war Casal aktiv. Als Sessionmusiker stellte der Multiinstrumentalist seine Fähigkeiten einer Vielzahl von Künstlern zur Verfügung. So arbeitete er unter anderem mit Todd Thibaud , Lucinda Williams, Tift Merritt, Amanda Shires und Willie Nelson zusammen.

Von außen betrachtet, würde man von einer erfüllten Karriere ausgehen. Casal schied allerdings 2019 mit fünfzig Jahren freiwillig aus dem Leben. Sein Freund und Manager Gary Waldman stieß das Tribute-Projekt an. Dave Schools (Widespread Panic) und Jim Scott produzierten das Werk mit, das schnell einen ungeahnten Umfang annahm. Ursprünglich auf achtzehn Songs angelegt, versammelt es in der Endfassung nun 41, die auf drei CDs beziehungsweise fünf LPs festgehalten sind. Als das Vorhaben bekannt wurde, meldeten sich viele Musiker, die mitwirken wollten. Letztlich nahmen 130 an dem Projekt teil.

Darunter sind viele Interpreten vertreten, die bei SoS keine unbekannten sind: Steve Earle & The Dukes („Highway Butterfly“),Shooter Jennings („Maybe California”), Susan Tedeschi & Derek Trucks („Day In The Sun“),Warren Haynes („Free To Go”), The Allman Betts Band („Raining Straight Down”) und Marcus King („No One Above You”).

Daneben steuern viele hierzulande nicht so geläufige Musiker ihre Versionen der Casal-Songs bei und hinterlassen so selbst eine Visitenkarte, um sich mit ihren Werken in Zukunft auseinanderzusetzen. Besonders „Detroit Or Buffalo“, performt von Jonathan Wilson und Hannah Cohen, sticht durch den erdigen Sound auf der ersten CD hervor. Auf der zweiten Scheibe überzeugt das rockige „Willow Jane“, das Britton Buchanan beiträgt, der bei The Voice in Amerika durchstartete. Angie McKenna singt „Fell On Hard Times“, welches in Ergänzung mit dem letzten Stück („I Will Weep No More“ – Robbie Robb) auf der dritten CD die Facetten des Songwritings von Casal eindrucksvoll belegt.

Die Zusammenstellung verdeutlicht Casals Talent. Sein eigener Stil im Bereich harmonischer und melodiöser Americana-Songs scheint auch bei den versammelten Interpretationen der anderen Musiker durch. Einzig der Song „Death Of A Dream“ erhält durch J Mascis (Dinosaur Jr.) eine völlig andere Ausrichtung, indem er ihn in einer Independent Rock-Version präsentiert. Bemerkenswert ist sicherlich auch das Lebenszeichen von Puss N Boots („These Days With You“), dem Alternative Country-Trio mit Nora Jones.

Dass das Projekt so eine große Resonanz gefunden hat, zeugt von dem Ansehen, das Neal Casal unter seinen Kolleginnen und Kollegen genoss. Möglicherweise spielte auch der Umstand eine Rolle, dass die Erlöse der Neal Casal Music Foundation zugutekommen. Die gemeinnützige Organisation unterstützt unter anderem die musikalische Bildung von Schülerinnen und Schüler in New York und New Jersey.

„Highway Butterfly: The Songs Of Neal Casal“ ist ein liebevoll gestaltetes Juwel geworden. Die Vinyl-Ausgabe enthält viele Extras wie die Songtexte, Aufkleber, Poster und unveröffentlichte Fotos. Casal betätigte sich auch als Fotograph, wobei das 48-seitige Booklet einen Einblick in diese Seite seines Schaffens gibt.

Obwohl Neal Casal zu Lebzeiten der ganz große Durchbruch verwehrt blieb, hinterlässt er ein beeindruckendes Werk, das durch eine Vielzahl von Musikern auf dem Tribute „Highway Butterfly: The Songs Of Neal Casal“ ins Gedächtnis gerufen wird. Ehemalige Weggefährten, Größen der Americana-Szene und Newcomer zollen ihm ihren Respekt und zeigen zugleich Casals Gabe, sensible und melodiöse Songs zu verfassen.

Neal Casal Music Foundation – Royal Potato Family (2021)
Stil: Americana

Tracks:
CD 1
01. Traveling After Dark – Aaron Lee Tasjan
02. Need Shelter – Jaime Wyatt
03. You Don’t See Me Crying – Beachwood Sparks & GospelbeacH
04. No One Above You – Marcus King
05. Feathers For Bakersfield – Fruit Bats
06. All The Luck In The World – Billy Strings & Circles Around the Sun
07. Sweeten The Distance – Dori Freeman & Teddy Thompson
08. Time Down The Wind – Hiss Golden Messenger
09. Me & Queen Sylvia – Johnathan Rice
10. Wisest Of The Wise – Mapache
11. Freeway To The Canyon – Phil Lesh & The Terrapin Family Band
12. Feel No Pain – Leslie Mendelson
13. Detroit Or Buffalo – Jonathan Wilson & Hannah Cohen
14. Day In The Sun – Susan Tedeschi & Derek Trucks

CD 2
01. Bird With No Name – Jimmy Herring & Circles Around The Sun
02. Maybe California – Shooter Jennings
03. White Fence Round House – Vetiver
04. December – Todd Sheaffer
05. Grand Island – Courtney Jaye
06. Superhighway – Oteil Burbridge & Nick Johnson & Steve Kimock & John Morgan Kimock & Duane Trucks
07. Willow Jane – Britton Buchanan
08. Too Much To Ask – Kenny Roby & Amy Helm
09. Time And Trouble – Bob Weir & Jay Lane & Dave Schools
10. Death Of A Dream – J Mascis
11. The Cold And The Darkness – Tim Heidecker
12. Free To Go – Warren Haynes

CD 3
01. So Far Astray – Rachel Dean
02. Highway Butterfly – Steve Earle & The Dukes
03. Angel And You’re Mine – Victoria Reed
04. Pray Me Home – Jason Crosby
05. Lost Satellite – Lauren Barth
06. The Losing End Again – Jesse Aycock
07. These Days With You – Puss N Boots
08. Cold Waves – Tim Bluhm & Kyle Field
09. Best To Bonnie – Zephaniah Ohora & Hazeldine
10. Let It All Begin – The Mattson 2
11. You’ll Miss It When It’s Gone – Cass McCombs & Ross James & Joe Russo & Farmer Dave Scher & Dave Schools
12. Fell On Hard Times – Angie McKenna
13. Raining Straight Down – The Allman Betts Band
14. Soul Gets Lost – Hazy Malaze & Jena Kraus
15. I Will Weep No More – Robbie Robb

Neal Casal
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Royal Potato Family
Oktober Promotion

Copper Smoke – It’s About Time – CD-Review

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Review: Michael Segets

Im deutschsprachigen Raum können sich in Sachen Roots Rock nur wenige Musiker mit den amerikanischen Referenzpunkten messen. Markus Rill, die Schweizer Reto Burrell und Hank Shizzoe kommen da spontan in den Sinn. Mit Copper Smoke meldet sich nun ein Quintett aus Würzburg zurück, das im letzten Jahr in Country-Kategorien beim Deutschen Rock und Pop Preis ausgezeichnet wurde.

Sporen verdiente sich Copper Smoke ebenfalls als Support für Micky & The Motorcars sowie für The Captain Legendary Band. Nach der EP „The Guns Are Loaded“ (2012) und dem Debüt-Album „Second Chance“ (2014) veröffentlicht die Band jetzt acht Eigenkompositionen auf „It’s About Time“.

Die Songs stammen aus der Feder des Frontmanns Frank Halbig. Einzig „Long Way Home“ hat Gitarrist Dieter Engelhardt komponiert. Der Opener stellt ein erstes Highlight des Albums dar und erinnert stellenweise an Todd Thibaud. Das Songmaterial folgt genretypischen Mustern, wobei die wiedererkennbaren Refrains positiv hervorzuheben sind.

Schön aufgemacht sind das Digipack und das Begleitheft, in dem sich die Texte finden. Bis auf zwei Ausnahmen drehen sich die Titel um Beziehungsthemen. Das Älterwerden greift „Little More Tired (Little Less Wild)“ auf. Wie auch auf anderen Songs sorgt hier die Orgel von Jobst T. Braun für einen vollen Sound. Sozialkritische Töne schlägt Copper Smoke bei „Bullets, Tanks And Guns“ an.

Der Grundtenor der CD bewegt sich in gemäßigt rockenden Gefilden. Dieter Engelhardt steuert sowohl bei den kraftvollen Tracks („What If“) als auch bei den sanfteren („Bright Lights“) filigrane Gitarrenpassagen bei. Stärkster Rocker ist die erste Single „The Devil Makes Me Think Of You“. Unter den langsameren Stücken sticht „Broken Dishes” hervor. Gelungen ist auch der twangige Ausflug in den Country bei „Adeline“.

Mehrstimmiger Backgroundgesang, an dem sich auch Horst Metz (Bass) und Christoph Amann (Schlagzeug) beteiligen, unterstützt Sänger Frank Halbig auf einigen Songs. Bei der Abmischung steht stets die Stimme des Frontmanns im Vordergrund, was mir gefällt. Die einzelnen Beiträge der gut gespielten Instrumente sind deutlich getrennt, was vielleicht an der einen oder anderen Stelle auf Kosten eines organischen Gesamtsounds bei den jeweiligen Stücken geht.

Insgesamt beweist Copper Smoke, dass Roots Rock keine nationalen Grenzen kennt. Mit „It’s About Time“ zeigen die Franken, dass auch aus Deutschland ernstzunehmende Genrebeiträge stammen können.

Eigenproduktion/Timezone Records (2019)
Stil: Roots Rock

Tracks:
01. Long Way Home
02. What If
03. Adeline
04. Brocken Dishes
05. The Devil Makes Me Think Of You
06. Bright Lights
07. Little More Tired (Little Less Wild)
08. Bullets, Tanks And Guns

Copper Smoke
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Timezone Records

Todd Thibaud – Hill West – CD-Review

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Review: Michael Segets

Wie die Zeit vergeht! Jetzt sind bereits sechs Jahre ins Land gegangen, seit ich Todd Thibaud im JZ Karo in Wesel live erlebt habe. Damals promotete er seine CD „Waterfall“. Der sympathische Musiker lieferte eine äußerst souveräne Show ab, bei der er auf Zuruf spontan Titel seines umfassenden Backkataloges spielte.

Thibaud hat sich mit seinem neuen Soloalbum Zeit gelassen, war aber in der Zwischenzeit nicht inaktiv. Gemeinsam mit Chris Burroughs, Terry Lee Hale und Joseph Parsons reanimierte er Hardpan, mit letztgenanntem verfolgte er das Duo-Projekt Parsons Thibaud und gründete mit der Songwriterin Kim Taylor Water And Sand.

Während Thibaud auf seinen bisherigen Solowerken durchaus rockige Töne anschlug, konzentriert er sich bei „Hill West“ auf seine Qualitäten als Singer/Songwriter. Dabei verzichtet er auf einen umfassenden Einsatz seiner Begleitband, die aber bei einigen Songs für passende Akzente sorgt. Die Percussion von Chris Anzalones begleitet beispielsweise „Paper Cup“ und „Disappear Instead“ sehr stimmungsvoll. „Into Place“ wird von Sean Staples an der Geige untermalt.

Die erdige E-Gitarre, von Thomas Juliano gespielt, im Zusammenspiel mit Schlagzeug und Mundharmonika lassen „Edge Of Breaking“ rauer klingen als die meisten anderen Songs des Albums. Im Wesentlichen beschränkt sich Thibaud auf eine akustische Gitarrenbegleitung. „Find Your Love“, „Hold Me Down“, „Path Of Us“ und „Life Worth Living” sind solche reduzierten Stücke, die von den Melodien und der weichen Stimme Thibauds getragen werden.

Dass Thibaud nicht nur schöne Melodien komponiert, sondern bei seinen Texten inhaltliche Tiefe erreicht, zeigt „Great Unknown“, in dem er auf die Jugend mit ihrer Sorglosigkeit, ihren Hoffnungen und Träumen zurückblickt. Bei anderen Songs thematisiert er oftmals die Unwägbarkeiten von Liebesbeziehungen.

„Hill West“ ist ein ruhiges Werk ohne Durchhänger geworden, für das man sich Zeit nehmen kann. Besonders das mit eingängigem Refrain versehene und verhältnismäßig flotte „Reckless Heart“ sowie das akustische „4th Of July“ mit toller Mundharmonika sind meine Anspieltipps.

Mit dem homogenen Album folgt Thibaud dem Pfad, den er mit Parsons Thibaud oder Water And Sand eingeschlagen hat. Thibaud profiliert sich mit „Hill West“ weiter als Songwriter, wobei er seinem eigenen Sound treu geblieben ist. Man darf gespannt sein, ob er zukünftig nochmal in Richtung Rock umschwenkt. Wie dem auch sei, es wird mal wieder Zeit, Thibaud live zu genießen. Die nächste Gelegenheit bietet sich im November, wenn er mit Water And Sand nach Wesel kommt.

Blue Rose/Heckmann/Soulfood (2019)
Stil: Americana

Tracks:
01. Find Your Love
02. Hold Me Down
03. Paper Cup
04. Great Unknown
05. Disappear Instead
06. Edge Of Breaking
07. Into Place
08. Path Of Us
09. Reckless Heart
10. Life Worth Living
11. 4th Of July

Todd Thibaud
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Blue Rose

Joseph Parsons – Digging For Rays – CD-Review

Parsons_300

Review: Michael Segets

Joseph Parsons erlebte ich 2013 im Essener Grend als Mitglied der US Rails. Mittlerweile ist Parsons aus der Truppe ausgestiegen, verfolgte aber mit Hardpan ein anderes Bandprojekt und war mit Todd Thibaud als Duo Parsons Thibaud unterwegs. Neben diesen Kollaborationen ist er auch solo sehr aktiv. Mit „Digging For Rays“ legt Joseph Parsons nun sein 13. Studioalbum vor, das er mit seiner bewährten Begleitband einspielte: Ross Bellenoit an der elektrischen Gitarre, Freddi Lubitz am Bass und Sven Hansen am Schlagzeug.

Dass Parsons schöne Melodien entwickeln und poetische Texte verfassen kann, stellt er auf seiner neuen CD erneut unter Beweis. Mit seiner markanten, weich und zugleich voll klingenden Stimme drückt er seinen Songs einen eigenen Stempel auf. Die Stimme von Parsons bringt beispielsweise auf „Sad Parade“, von seiner akustischen Gitarre begleitet, Emotionen unmittelbar rüber. Der pure Klang des Stücks macht es zu meinem Favoriten auf der Scheibe.

Als weitere langsamere Songs sind das sphärisch untermale „Long Road”, „Today“ – mit einem schönen Gitarrensolo – und „Piracy“ vertreten. Sie wirken harmonisch und melodiös. „Piracy“ kann live gespielt und weniger opulent arrangiert zu einem hervorragenden Teil von Parsons Repertoire werden. In der vorliegenden Version ist es mir einen Tick zu poppig geraten.

Gleiches gilt für einige andere Titel. Bei einzelnen Stellen von „Beautiful Lie“ kommt mir die englische Band Latin Quarter in den Sinn. Der Song ist eingängig, aber die Klangsphären vor allem am Ende des Stücks gehen schon stark in Richtung Pop. Bei „Come Around“ empfinde ich die gesprochene Passage störend. Der helle Soundteppich und der Klang des Schlagzeugs auf „Living Things“ liegen ebenfalls nicht auf meiner Linie.

Neben den kritischen Anmerkungen lässt sich aber auch positives verzeichnen: „Dreaming” beginnt mit akustischer Gitarre und entwickelt sich nicht zuletzt durch die einsetzende E-Gitarre zu einem spannenden Rocksong. Ein ähnliches Tempo, aber mit etwas dunklerer Atmosphäre, schlägt der Opener „Wide Awake“ an. Er hat von den Titeln des Albums den deutlichsten Wiedererkennungswert. Als Bonustrack gibt es das Stück in deutscher Sprache, mit der Parsons seine derzeitige Wahlheimat würdigt. Parsons‘ Akzent bei „Hellwach“ ist durchaus sympathisch. Seine Betonung erinnert mich an Herman van Veen.

Parsons „Digging For Rays“ ist nicht sein bestes, aber ein solides Album. Die Melodien und Songstrukturen sowie Parsons‘ Stimme bilden dessen Fundament, das bei einigen Songs durch die poppig geratenen Arrangements überlagert wird. Man darf gespannt sein, wie die Stücke live wirken, denn Parsons tourt wieder ausgiebig durch Deutschland, wobei er u. a. am 24. März im JZ Karo in Wesel Station macht.

Meer Music/Blue Rose Records/Soulfood (2018)
Stil: Rock, Pop

Tracks:
01. Wide Awake
02. Come Around
03. Living Things
04. Beautiful Lie
05. Today
06. Piracy
07. Sad Parade
08. Dreaming
09. Long Road
10. Hellwach (Bonus-Track)

Joseph Parsons
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Bluerose Records
Soulfood
Oktober Promotion
JZ Karo

Jason Isbell And The 400 Unit – Live From The Ryman – CD-Review

Isbell_300

Review: Michael Segets

Jason Isbell konnte in den letzen Jahren einige Erfolge verbuchen. Der ehemalige Drive-By-Truckers-Gitarrist stürmte mit den beiden Alben „Something More Than Free“ (2015) und „The Nashville Sound“ (2017) die US-Charts. In den allgemeinen Listen landeten sie mit jeweils fast 150.000 Verkäufen auf Rang Sechs beziehungsweise Vier. In den Sparten Indie, Country, Folk und Rock nahmen sie Spitzenplätze ein. Jason Isbell And The 400 Unit gewannen bislang vier Grammys.

In Europa gehört Jason Isbell dennoch eher zu den Geheimtipps. Mir war er bislang hauptsächlich als Produzent der American Aquarium-CD „Burn. Flicker. Die.“ (2012) in Gedächtnis. Dabei zeigte er sich seit seinem Ausstieg bei Drive By Truckers 2007 sehr produktiv. Isbell veröffentlichte sechs Studio-Alben und zwei beziehungsweise drei Live-Scheiben, wenn man eine Sonderpressung zum Record-Store-Day 2017 mitzählt. Auf dem aktuellen Werk „Live From The Ryman“ sind Titel der letzten drei Studio-Alben vertreten, sodass es keine Überschneidungen zu den vorherigen, regulären Live-Aufnahmen gibt. Der Songwriter aus Green Hill, Alabama, bewegt sich musikalisch zwischen Roots Rock und Americana.

Die Mitschnitte mehrerer Auftritte in Nashvilles The Ryman aus dem Jahr 2017 haben einen unmittelbaren und erdigen Sound, der die Live-Atmosphäre gut einfängt. Die Stimme von Isbell ist so ausgesteuert, dass sie deutlich im Vordergrund steht, was für mich immer einen Pluspunkt darstellt. Der ausdrucksstarke Gesang in Verbindung mit kräftigen Gitarren erzeugt ein authentisches Konzert-Feeling. Der Opener „Hope The High Road“, „The Life You Chose“, „Flying Over Water“ als Stücke im mittlerem Tempo wirken rau und ungeschliffen, bleiben dabei aber harmonisch.

Sie spiegeln das Grundtempo des Albums wider, das gelegentlich einen Zahn zulegt („Super 8“), tendenziell aber häufiger in einem balladesken Bereich angesiedelt ist.

Die langsameren Tracks bekommen durch den intensiven Gesang von Jason Isbell allerdings eine enorme Dynamik. „Flagship“, „Elephant“, „Cover Me Up“ und „If We Were Vampires“ stellen solche eher reduziert instrumentalisierten Stücke dar. Der erdige Sound wird durch die Geige von Amanda Shires veredelt. Auf dem starken „Last Of My Kind“ dominiert eine Slide Guitar. Am Ende des Songs stellt Jason Isbell The 400 Unit vor: Seine Frau Amanda Shires spielt die Fidel, Sadler Vaden die Gitarre und Jimbo Hart den Bass. Derry DeBorja (Son Volt) bedient das Keyboard sowie das Akkordeon. Chad Gamble sitzt am Schlagzeug.

Teilweise haben Isbells Songs etwas von seinem musikalischen Vorbild Neil Young. Bei „White Man’s World“ und „Cumberland Gap“ werden die Parallelen besonders deutlich. Auch wenn die Stimme von Isbell bei weitem nicht so warm und samtig klingt wie die von Todd Thibaud, so erinnern doch die Anlage mancher Stücke – wie „Something More Than Free“ –, oder der Refrain und das Gitarrenspiel bei „24 Frames“ stellenweise an den Musiker aus Burlington.

Jason Isbell And The 400 Unit gelingt mit „Live From The Ryman” eine aufwühlende Scheibe, die ihren Reiz durch die intensive Darbietung guten Songmaterials gewinnt. Der ehrliche und handgemachte Roots Rock der Band hätte es verdient, auch hierzulande mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Southeastern Records/Thirty Tigers/Alive (2018)
Stil: Roots Rock, Americana

Tracks:
01. Hope The High Road
02. 24 Frames
03. White Man’s World
04. Flagship
05. Cumberland Gap
06. Something More Than Free
07. The Life You Chose
08. Elephant
09. Flying Over Water
10. Last Of My Kind
11. Cover Me Up
12. Super 8
13. If We Were Vampires

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Oktober Promotion

Hardpan – Same – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

In seiner 2016 veröffentlichten Autobiographie „Born To Run“ schrieb die Heatland Rock Legende Bruce Springsteen: Demokratie in einer Band sei eine tickende Zeitbombe. Diese Prognose kann man für Hardpan nicht unbedingt aufstellen. Die vier begnadeten Singer/Songwriter aus den USA haben nach 16 Jahren ihr zweites Studioalbum aufgenommen und zeigen vor allem: Demokratie in einer Band funktioniert! 12 Songs sind auf dem Album zu finden, von jedem Bandmitglied wurden 3 Songs beigesteuert und von dieser Aufgabenteilung lebt das Album!

Beim ersten Listening entstehen sofort Erinnerungen an CSN&Y und der Vergleich mit der „Supergroup“ aus den 60er Jahren ist nicht zu weit hergeholt. Damals hießen die Protagonisten: David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young. Jetzt heißen sie: Todd Thibaud, Chris Burroughs, Terry Lee Hale und Joseph Parson. Alle sind auch als Solokünstler bereits seit mehreren Jahrzehnten aktiv und haben ihre Musikerfahrung erneut hervorragend vereinigt.

„Can’t Keep Up“, aus der Feder von Todd Thibaud, ist ein eher mittelmäßiger Opener, mit hervorstechender Akustik-Gitarre und regelmäßigen E-Gitarren Akzenten. Aber mit dem beschwingten zweiten Stück „The Hands That Hold The Reins“ nimmt das Album dann erstklassig an Fahrt auf. „Long Tomorrows“ ist ein starker Strukturbruch, vom Soft Rock geht es hier eher in die Richtung Hank Williams und Country Roots Traditional. Das langsame und von düsterer Stimmung getragene „Dust Bowl“ findet seine Stärke im metaphorischen Songwriting von Joseph Parsons: „We drunk enough to sink this boat, bring me more wine“. Im wunderschönen und erfrischenden „Best I Can“ bringt Thibaud die musikalischen Wurzeln mal kurz auf den Punkt: „Spent a little time in Reno, working the bars and casinos. They like to hear „Folsom Prison Blues“, „King Of The Road“, „Blue Suede Shoes“.

Die Lieder sind minimal instrumentalisiert, kommen ohne wuchtigen Drumbeat aus und zeichnen sich vor allem durch den mehrstimmigen Gesang aus. Das unbeschwerte, von Akustik-Gitarre dominierte „Lighthouse“, spielt in den Lyrics wieder mit wirkungsvollen Landschaftsbildern. Auf „Miracle Cure“ kommt eine vertraute „Heart Of Gold“ Mundharmonika zum Einsatz. Das sparsame aber stimmungsvoll effektive „This Place And Time“ geht über in das 7-Minuten Stück „Dangling“, das seine schönste Stelle hat, als eine kurze Mundharmonikauntermalung beginnt. Damit hätten in einigen anderen Songs auch noch gute Akzente gesetzt werden können. Diese kritische Anmerkung ändert letzten Endes aber nichts am tollen Gesamteindruck des Albums.

Was CSN&Y so einzigartig machte, war der Country-Folk-Rock Sound, begleitet vom begeisternden, mehrstimmigen Gesang, gepaart mit exzellentem Songwriting. Und genau das findet sich auch alles auf diesem Longplayer wieder. Eingängige Lieder und tiefsinnige, auf die Sprache fokussierte Tracks erschaffen hier ein musikalisch abwechslungsreiches und von hoher Qualität geprägtes Album. Wer CSN&Y gut findet, wird dieses Album lieben!

Blue Rose Records (2017)
Stil: Americana, Folk-Rock, Country-Rock

01. Can’t Keep Up
02. The Hand That Holds The Reins
03. Long Tomorrows
04. Dust Bowl
05. Best I Can
06. Lighthouse
07. Bombast
08. Miracle Cure
09. Can’t Have It All
10. One Clear Thought
11. This Place And Time
12. Dangling

Hardpan
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Blue Rose Records

Water And Sand – 30.10.2016, Wesel, Karo – Konzertbericht

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Puh, das Ende dieser gerade vergangenen Woche hatte es für mich in sich. Zunächst hatte ich mich als Büromensch entschlossen, den fälligen Rückschnitt, der in meinem Garten, üppig und hoch wie tief gewachsenen Kirschlorbeersträucher nach der Arbeit endlich noch zu bewältigen (was mir dann auch inkl. des fälligen bösen Muskelkaters an zwei Nachmittagen gelungenen ist), Freitag Abend kam ein Konzert dazu, Samstag war der zu erstellende Bericht dafür fällig. Sonntag folgte dann der Jetleg des kleinen Mannes, die Zeitumstellung, und als Highlight am Abend das grandios besetzte Doppelkonzert mit Water And Sand und den US Rails im Weseler Karo. Ein recht gewagtes Unterfangen, alles so an einem Stück zu bewältigen.

In der Regel besteht bei solchen Events mit Vorgruppen im kleineren Rahmen ja meist eine erhebliche Diskrepanz zum Hauptact, sodass man diesen Teil im Bericht normaler Weise schnell mit ein paar kurzen Zeilen abhandeln kann. Diesmal lag die Niveau-Latte jedoch bei beiden Gruppierungen derart hoch, und somit auch der Sachverhalt völlig anders, dass wir uns entschlossen haben, zwei getrennte Berichte zu verfassen.

Todd Thibaud zählte bereits immer zu meinen Lieblings-Singer/Songwritern und ich habe ihn im Weseler Jugendzentrum schon mehrfach in diversesten Konstellationen erlebt. Diesmal hat er sich mit der aus Cincinnati, Ohio, stammenden Musikerin Kim Taylor als Water And Sand zusammengetan. Im Gepäck hatten beide natürlich das zur Tour kreierte, gleichnamige Debütalbum, produziert von Sean Staples. Der hatte laut Todd zunächst die nur mit Akustikgitarren und Gesang eingespielten Rohfassungen erhalten, sie dann aber liebevoll mit diversen starken Gastmusikern für die finale Version ‚angereichert‘.

Staples diesmal hauptsächlich am Bass und sporadisch nur an seinem Parade-Instrument, der Mandoline, tätig, begleitete dann das Protagonisten-Duo zusammen mit dem ebenfalls bestens im Karo bekannten Thomas Juliano, der wieder seine variablen Künste an der E-Gitarre (Slide, Bariton) walten ließ. Kim und Todd teilten sich die Lead Gesänge in einem ausgewogenen Verhältnis, wobei Todd in Gentleman-Manier (gefühlt) seiner Partnerin etwas den Vorzug gab. Beide glänzten natürlich besonders in den Vokal-Harmonien und bedienten auch die Akustikgitarre, Todd gab dazu noch bei „Feet Of God“ ein Mundharmonika-Intermezzo.

Es sah zunächst aus, als wenn die neue Scheibe komplett runtergespielt würde. Stück 1-4 mit „Far And Fallen“, „All I Wanna Do“, „Feet Of God“ und „My Amends“ entsprachen exakt auch in der Reihenfolge dem Silberling, der natürlich im weiteren Verlauf mit weiteren Exponaten wie u. a. „Stars Will Guide Us“ dem lässign Schwofer “Hard Side Of Love“, „Speak At Last“ (schön sich im Verlauf des Liedes steigernd) und dem grandios gebrachten atmosphärischen Titelsong „Water And Sand“ zum Ende des Hauptteils, mit all seinen Facetten präsentiert wurde.

Aufgelockert wurde das Ganze durch ein paar Covernummern , dem starken „Gasoline & Matches“ von Buddy Miller, „Peace In The Valley“ (?) mit einem Staples Mandolinen-Solo zum Niederknien und Gillian Welchs „Miss Ohio“. Dazu ließ Todd noch das flockige „You & Me“ aus seinem eigenen Fundus (von „Broken“) springen. Die eingeforderte Zugabe stand dann nochmal im Zeichen von Kim Taylor. Die performte ihr „Days Like This“ unter Harmoniegesangs-Assistenz von Todd mit seinem typisch angenehmen Schmelz in der Stimme und Tom Julianos herrlich hallender E-Gitarre.

Fazit: Ein bewegender, fast 1 ½ Stunden währender Water And Sand-Auftritt, bei dem die musikalischen und vokalen Elemente perfekt ineinander griffen. Singer/Songwriter-Stoff der ganz großen Schule. Ein anspruchsvolles Projekt mit Zukunft. Großartig!

Line-up:
Kim Taylor (lead vocals, acoustic guitar)
Todd Thibaud (lead vocals, acoustic guitar, harp)
Thomas Juliano (electric guitar)
Sean Staples (mandolin, bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Water And Sand
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Karo Wesel

Todd Thibaud – Broken – CD-Review

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Das fünfte Studioalbum von Todd Thibaud! Nachdem er mit seinem Meilenstein „Northern Skies“ die Messlatte in immense Höhen gelegt hatte, war ich gespannt, ob der umtriebige Musiker mit seinem neuen Werk „Broken“ auf diesem Level weiterfahren kann, einen Durchhänger abliefert oder etwa das Unmögliche zustande bringt und nochmals eine Schippe drauf legen kann. Ich nehme es vorweg. Nach den bisher erlebten Hördurchgängen ist der hochwertige Status Quo gewahrt.  Todd Thibaud – Broken – CD-Review weiterlesen