Review: Michael Segets
Im Rahmen seiner „Townes”-Tour konnte ich Steve Earle nur mit Gitarre und Mundharmonika live erleben. Das ist nun auch schon fünfzehn Jahre her, aber seine Präsenz auf der Bühne und die Anekdoten, die sich damals hauptsächlich um seine Erlebnisse mit Townes Van Zandt drehten, sind mir noch gut in Erinnerung. Es liegen schon ein paar Konzerte und Aufnahmen von Earle vor, die er solo bestreitet. Diese ergänzt er mit „Alone Again … Live“. Das Album wurde bereits im Juli digital veröffentlicht, nun steht hierzulande die CD zum Verkauf und Vinyl folgt demnächst.
Einige seiner frühen Klassiker finden sich vor allem am Anfang der CD. „The Devil’s Right Hand“, „My Old Friend The Blues“, „Someday“, „Guitar Town“ und „I’Ain’t Ever Satisfied” werden zügig hintereinander weg gespielt. Zum Abschluss des Albums folgt mit „Copperhead Road” noch ein Titel aus den 1980ern, der im letzten Jahr zu einem offiziellen Song des Staates Tennessee erhoben wurde. Was immer das bedeuten mag.
Steve Earle wählt drei Tracks von „I Feel Alright“ (1996) („Now She’s Gone”, „South Nashville Blues” und „CCKMP”) und zwei von „Transcendental Blues”. Neben dem Titelstück seines Albums aus dem Jahr 2000 spielt er „The Galway Girl“, das nicht mit dem Lied von Ed Sheeran zu verwechseln ist. Earles Song ist älter und besser. Die Setlist überrascht dahingehend, dass Earle von seinen jüngeren Veröffentlichungen lediglich „It’s About Blood“ herausgepickt. Der Text dreht sich um ein Minenunglück in West Virginia und Earle nutzt die Gelegenheit, zu einem sozialkritischen Kommentar über Profiteure und Leidtragende des Systems.
Neben den relativ langen Ausführungen zu dem Stück, das von dem Album „Ghost Of West Virginia“ (2020) stammt, gibt Earle als Storyteller ein paar kürzere Anmerkungen und Anekdoten zum Besten. Sie sind persönlicher gehalten und mit einem Augenzwinkern versehen wie vor „Goodbye“ oder „Sparkle And Shine“. Ich finde, dass solche Zwischenbemerkungen zu Konzerten gehören, da sie zu deren speziellen Atmosphäre beitragen. Wenn man die Aufnahmen aber mehrmals gehört hat oder sich nur die Musik anhören möchte, ist ein Splitting von Vorteil, was sich bei der vorliegenden Scheibe zumindest bei „It’s About Blood“ angeboten hätte.
Steve Earle braucht nicht viel, um sein Publikum zu fesseln, wie „Alone Again … Live“ erneut beweist. Er vertraut auf die Kraft seiner Klassiker. Seine langjährigen Fans hätten sich eventuell eher Versionen seiner neueren Songs gewünscht, was nichts an der überzeugenden Vorstellung ändert, die der Mann aus Virginia gibt.
Missing Piece Records – Membran (2024)
Stil: Singer/Songwriter
Tracks:
01. The Devil’s Right Hand
02. My Old Friend The Blues
03. Someday
04. Guitar Town
05. I’Ain’t Ever Satisfied
06. Now She’s Gone
07. Goodbye
08. Sparkle And Shine
09. South Nashville Blues
10. CCKMP
11. Transcendental Blues
12. It’s About Blood
13. Dominick St.
14. The Galway Girl
15. Copperhead Road