Nick Lowe – Lay It On Me – EP-Review

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Review: Michael Segets

Der englische Musiker und Produzent Nick Lowe taucht bestimmt irgendwo in der gut sortierten Rocksammlung auf, selbst wenn dort kein Album von ihm vertreten ist. Als Bassist bei Little Village veröffentlichte er mit John Hiatt, Ry Cooder und Jim Keltner 1982 ein Album. Er spielte mit einer Vielzahl von Künstlern und Bands wie Dave Edmunds, Rockpile, John Lee Hooker, Tanita Tikaram, Blackie And The Rodeo Kings oder Wilco.

Seine Songs wurden von etlichen Interpreten aufgenommen. Seine Exfrau Charlene Carter, Johnny Cash, Diana Ross, Linda Ronstadt, The Mavericks, George Thorogood, Rod Stewart, Simple Minds – um nur einige zu nennen – gehören dazu. Auch seine Liste als Produzent ist lang. Beispielsweise Werke von Graham Parker, Dr. Feelgood, The Fabulous Thunderbirds oder von The Pretenders wurden von ihm betreut. Vor allem mit Elvis Costello arbeitete er über acht Alben hinweg zusammen. Dieser machte den von Lowe geschriebenen Song „(What`s So Funny ‘Bout) Peace, Love And Understanding” zu einem Hit.

In der Musikszene hat der einundsiebzigjährige Lowe unabhängig von seinen sechzehn eigenen Alben also deutliche Spuren hinterlassen. Vor sieben Jahren veröffentlichte er seinen bislang letzten im Studio eingespielten Longplayer. 2018 folgte die EP „Tokyo Bay“. Mit der EP „Lay It On Me“ gibt Lowe nun erneut ein Lebenszeichen von sich.

Gemeinsam mit den Los Straitjackets spielte er drei Songs ein. Die beiden Eigenkompositionen „Lay It On Me Baby” und „Don’t Be Nice To Me” ergänzt „Here Comes That Feeling”, das von Dorsey Burnette geschrieben und durch die Version von Brenda Lee bekannt wurde. Im Stil des 50er Jahre Rock ’n Roll gehalten und mit einer Prise Soul gewürzt verströmen die Stücke einen angenehmen Retro-Charme.

Schließlich findet sich noch eine instrumentale Interpretation von „Venus“ auf der EP. Dem Song von Shocking Blue, der durch Bananarama in den Achtzigern ein Revival erlebte, geben Los Straitjackets einen Surf-Rock-Anstrich. Den Titel hat Lowe lediglich produziert.

Mit seinen knapp zwölf Minuten stellt „Lay It On Me” ein kurzes Vergnügen dar. Die Fans von Nick Lowe wird das neue Material aber dennoch freuen. Die unverkrampften Songs sind wunderbar geeignet, einen lockeren und entspannten Sommerabend auf der Terrasse einzuläuten.

Yep Roc Records (2020)
Stil: Rock

Tracks:
01. Lay It On Me Baby
02. Don’t Be Nice To Me
03. Here Comes That Feeling
04. Los Straitjackets – Venus

Nick Lowe
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Yep Roc Records
Redeye Worldwide

The Mavericks – Play The Hits – CD-Review

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Review: Michael Segets

The Mavericks greifen tief in die Mottenkiste und entstauben eine Auswahl von alten Country- und Rock-‘n-Roll-Titeln, die zumeist aus den fünfziger und sechziger Jahre stammen. Die Tracklist von „Play The Hits“ bietet daher Coverversionen, deren Vorlagen oftmals nur noch Insidern bekannt sein dürften.

Ausnahmen bilden „Once Upon The Time”, bei dem Martina McBride, Raul Malo beim Gesang begleitet, sowie „Don’t Be Cruel” von Elvis Presley. Vielleicht wurden ebenfalls die Interpretationen von „Before The Next Teardrop Falls“ oder „Blue Eyes Crying In The Rain“ durch Dolly Parton beziehungsweise Willie Nelson oder Hank Williams schon mal gehört.

Das jüngste Stück „Swingin’”, mit dem John David Anderson 1982/83 Erfolg hatte, wird wie die anderen ganz im Stil der Frühzeit des Rock ‘n Rolls dargeboten, als dessen Abgrenzung zum Country noch fließender war. Schwerpunkt der Scheibe sind die Kompositionen von Country-Urgesteinen wie Harlan Howard, Hank Cochran, Don Harris und Dewey Steven Terry, die auf ihr zu neuen Ehren kommen.

Mit „Hungry Heart“ von Bruce Springsteen sowie mit „Are You Shure Hank Done It This Way” von Waylon Jennings spielen The Mavericks dann doch noch zwei modernere Klassiker. Der Titel von Springsteen bekommt eine andere, sanfte Atmosphäre, der von Jennings erhält eine Prise Soul. Die beiden Stücke stellen die Highlights des Albums dar, wobei allerdings bereits die Originale mehr auf meiner musikalischen Linie liegen als die anderen.

Mit vollem Bandeinsatz, Akkordeon und Bläsern erzeugen The Mavericks einen Retro-Sound, der zwischen Rock ’n Roll, Country, Soul und Swing liegt. Dabei lässt die Band auch gelegentlich ihren typischen Tejano- beziehungsweise Latino-Einfluss („Blame It On Your Heart“, „Before The Next Teardrop Falls“) durchscheinen.

Insgesamt dominieren langsame, schmachtende Tracks. „Don’t You Ever Get Tired (Of Hurting Me)”, „Why Can’t She Be You” und „I’m Leaving It Up To You” zählen zu diesen durcharrangierten Titeln, für die man in einer speziellen Stimmung sein muss.

In den neunziger Jahren hatten The Mavericks hohe Verkaufszahlen und erhielten einige Auszeichnungen. Nach der zwischenzeitlichen Auflösung der Band folgte 2012 die Reunion. Von den Gründungsmitgliedern sind Frontmann Raul Malo und Schlagzeuger Paul Deakin noch dabei und auch Jerry Dale McFadden ist an den Keys wieder vertreten. Als Gitarrist stieß Eddie Perez hinzu.

Zum dreißigjährigen Bandjubiläum feiern The Mavericks die Musik, die dreißig Jahre vor ihrer Gründung aktuell war. „Play The Hits“ enthält eine Auswahl von Songs, zu denen die Band eine besondere Bindung hat. Das Album lädt zum Schwelgen in der Vergangenheit ein und ist in seiner konsequenten Ausrichtung am Sound der fünfziger/sechziger Jahre ungewöhnlich und mutig. Ob The Mavericks damit den Zeitgeist treffen ist fraglich und ein kommerzieller Erfolg erscheint eher unwahrscheinlich.

Mono Mundo Recordings/Thirty Tigers (2019)
Stil: Country, Rock ’n Roll

Tracks:
01. Swingin’
02. Are You Sure Hank Done It This Way
03. Blame It On Your Heart
04. Don’t You Ever Get Tired (Of Hurting Me)
05. Before The Next Teardrop Falls
06. Hungry Heart
07. Why Can’t She Be You
08. Once Upon A Time (feat. Martina McBride)
09. Don’t Be Cruel
10. Blue Eyes Crying In The Rain
11. I’m Leaving It Up To You

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