Kiefer Sutherland – 21.10.2022, Carlswerk Victoria, Köln – Konzertbericht

 

Klasse Abend im Kölner Carlswerk Victoria mit Kiefer Sutherland und seinem hochwertigen Begleit-Ensemble! Gut 1.200 Zuschauer sorgten für einen prächtigen und stimmungsvollen Rahmen für das Corona-bedingt verschobene Nachhol-Konzert in der Location auf dem Areal einer ehemaligen Wickelei-Fabrik im Stadteil Mülheim.

Als Support hatten die beiden Pete Seeger-Fans Marla, eine in Köln lebende junge Frau aus Heidelberg und der ebenfalls hier residierende Kanadier David Celia für 30 Minuten Gelegenheit, ihre Flower Power-umwehte Folkmusik im Duett, das maßgeblich auf ihren Akustikgitarren und den aufeinander abgestimmten Lead- und Harmoniegesängen basierte, einer größeren Audienz zu präsentieren und schon Werbung für ihre dann demnächst wieder im kleineren Rahmen stattfindenden Konzerte zu machen. Sie haben mit ihrem sympathischen Auftritt sicherlich den einen oder anderen Interessenten hinzugewonnen.

Nach einer halben Stunde Umbaupause betrat der Hauptact die gemütlich gestaltete Bühne und Kiefer stürmte als Letzter mit seiner knallroten Gibson ES-Gitarre ans Mikro, um mit „Ole‘ Lonely Life“ den Reigen seiner Eigenkreationen, gespickt mit einem Patty Loveless- (dem Countryheuler „Blame It On Your Heart“) und zwei starken Tom Petty-Covernummern („Ways To Be Wicked“ und „Honey Bee“) zu eröffnen.

Der ja zunächst hier eher als Schauspieler bekannte Protagonist (u. a. „Lost Boys“, „The Killing Time“, „Flatliners, „Flashback“, „24“ alias Jack Bauer) begeisterte vor allem mit seiner kommunikativen und glaubwürdigen Art (oder er ist halt ein guter Schauspieler, haha) vor den Songs, wo er zu einigen Tracks humorvoll (zum Beispiel vorm herrlichen „Going Home“, dem Schunkler „So Full Of Love“), aber auch authentisch („Bloor Street„), Anekdoten aus seinem bisherigen Leben zum Besten gab.

Gut gefiel mir der sich mit der clever zusammengestellten Trackliste, ständig erhöhende Intensitätsgrad des Gigs, der nach Americana-, Roots-, Country-lastigem Schwerpunkt, samt Springsteen-(„Something You Love“) und Bob Seger– Ingredienzien („County Jail Gate“), vor allem im letzten Drittel, als Kiefer von der Akustikklampfe wieder zu E-Gitarre überwechselte, in ein furioses Rockkonzert mündete.

Hier konnten dann die beiden starken Gitarristen Doug Pettibone (der auch mit klasse Lap- und Pedal Steel-Einlagen) und Ex-Black Crowes-Mitglied Marc Ford, den wir ja auch schon in kleinerem Rahmen mit seiner eigenen Band mal hautnah erlebt haben, sich ordentlich saitentechnisch austoben und den Stücken eine deutlich härtere Gangart auflegen. Klasse auch der sehr variabel agierende Phil Parlapiano (gibt es für einen Keyboarder eigentlich einen besser passenden Namen?), der mit Klimper- und E-Piano, als auch Synthie- und Orgel-Parts zu gefallen wusste.

Beim furiosen Abschluss des Haupteils, „Down In A Hole“, wurde auch die burschikose Drummerin Jess Calceterra bei ihrem fetzigen Polterfinish, mit einem parallelen Blitz-Spotlightgewitter visuell klasse in Szene gesetzt. Dass Sutherland die musikalischen Ideen noch lange nicht auszugehen scheinen, bewies die starke erste Zugabe „Friday Night“, ein brandneuer Song, der allerdings dann nochmals vom grandiosen Rausschmeißer „Agave“, einem Southern-Tex-Mex-Boogie, mit herrlichen Twins und Soli von Pettibone und Ford nochmals getoppt wurde.

Fazit: Kiefer Sutherland ließ bei seinem letzten Konzert der Tour in der Domstadt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er zu den wenigen guten Schauspielern gehört, deren Ausflug ins Musikgeschäft, eindeutig von Begeisterung und Können, anstatt von pekuniären Hintergedanken geprägt ist. Die Audienz konnte sich zufrieden auf den Heimweg begeben. Ein starker Gig des Kanadiers!

Line-up:
Kiefer Sutherland (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Doug Pettibone (electric guitar, lap steel, pedal steel, vocals)
Marc Ford (electric guitar, vocals)
Joseph de la O (bass)
Jess Calceterra (drums)
Phil Parlapiano (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Kiefer Sutherland
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Marla & David Celia
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Oktober Promotion
Carlswerk Victoria

Kelsey Waldon – No Regular Dog – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Neues Album der Country-Singer/Songwriterin Kelsey Waldon! Die inzwischen 32-jährige Waldon war Kritikern bereits 2014 mit ihrem Debut “The Goldmine” aufgefallen und konnte 2019 den bei uns besprochenen Longplayer “White Noise/White Lives” auf verschiedenen Best of-Listen (z.B.  Rolling Stone) platzieren. Ihre EP “They’ll Never Keep Us Down” (2020) mit Cover-Songs zur US-Bürgerrechtsbewegung war eine kämpferische Ansage und brachte ihre Intention, wieder ein selbstbewusstes und authentisches Album aufzunehmen, weiter voran.

Die neue Scheibe “No Regular Dog” ist Waldons viertes Studiowerk, das ihr kreatives Songwriting sorgfältig in den Mittelpunkt stellt; Kelseys Stimme verbreitet das typische Country-Flair einer traditionsreichen Stilrichtung ihrer Heimat Kentucky. Der Titeltrack eröffnet die Scheibe in harmonisch fließender und entspannter Coolness, mit überzeugenden Lyrics, die auch in der ersten Single des Albums (“Sweet Little Girl”) keine Randnotiz beschreiben, sondern die intensive Sehnsucht sich selbst zu finden und den richtigen Weg zu beschreiten.

Dieses ehrliche Story-Telling folgt in “Tall And Mighty”, im 70er Jahre Country-Rock-Sound, vielen legendären Vorbildern. Deutlich in der Tradition einer ganzen Reihe von Country-Ladies, die wie Kelsey Waldon ihre bewundernswerte Ausstrahlung einer tiefen musikalischen Verbundenheit verdanken, wirkt das Stück nicht zuletzt durch seine zeitlose Komposition.

Das Verdienst der maßgeblichen Mitgestaltung gebührt ohne Zweifel Shooter Jennings, der u.a. auch als Produzent von Brandi Carlile und Tanya Tucker, die 11 Aufnahmen von ”No Regular Dog” als erfahrener  -Rocker wesentlich begleitet hat. Seine Erfahrungen zeigen sich in Songs, wie “You Can’t Ever Tell”, einer liebevollen Old-Time Country-Ballade, oder den wunderbaren “Season’s Ending”, einem John Prine Tribute-Song, der in seinem soulful Harmonies dem Mentor von Kesley Waldon gewidmet ist und einer Ehren-Hymne gleichkommt.

Mit bestechender Vocal-Eleganz und immer wieder auffallend feinen Text-Passagen, z.B. im “Backwater Blues” oder dem Liebeslied “Simple As Love”, findet Waldon einfühlsam Geschichten des ländlichen Amerika, die musikalisch ebendort angesiedelt sind – hauptsächlich interpretiert von Fiddle, Banjo, Pedalsteel und Guitar. Ein akustisches Country-Folk-Traditional-Album, das mit “Progress Again” (dem letzten Song) Waldons persönliche Story aufarbeitet.

Eine kleine Krönung der gesamten Produktion kommt von Country-Ikone Jim Lauderdale mit seiner Introduction zu “Sweet Little Girl”: “All the way from Monkeys Eyebrow, Kentucky, here’s Kelsey Waldon”, und “adelt” damit in höchst anerkennender Weise die junge Country Lady. Mit “No Regular Dog” wird ein auf Anhieb erfrischend herzlich wirkendes Country-Roots-Album einer sehr begabten und couragierten Interpretin veröffentlicht.

Oh Boy Records (2022)
Stil: Country

Tracks:
01. No Regular Dog
02. Sweet Little Girl
03. Tall And Mighty
04. You Can’t Ever Tell
05. Season’s Ending
06. History Repeats Itself
07. Backwater Blues
08. Simple As Love
09. Peace Alone (Reap What You Sow)
10. Progress Again
11. The Dog (Outro)

Kelsey Waldon
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Oktober Promotion

Whiskey Myers – Tornillo – CD-Review

Ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich Whiskey Myers bis dato im Southern Rock-Genre nicht so gebührend auf dem Schirm hatte, wie es hätte sein sollte. Klar, wir haben hier über ihre CD „Mud“ berichtet und auch schon ein kurzes Interview gemacht und die meisten ihrer Werke besitze ich auch, aber so ist zum Beispiel ihr letztes Album in 2019, das immerhin Platz1 der Country Billboard Charts und Platz 6 der allgemeinen Charts erreicht hat, ein echter Durchbruch gewesen.

Fairerweise muss ich sagen, dass dieses auf den üblichen Kanälen, soweit ich mich erinnere, hier auch nicht angeboten worden war. Jetzt ist aber ihr neues Werk „Tornillo“ wieder in der Hand von unseren Freunden von Oktober Promotion gelandet und ich bin auch echt froh, dass es so gekommen ist. Eine Wahnsinnsscheibe!

Benannt ist sie nach der Stadt an der Grenze von Texas zu Mexico, die für ihr Auffanglager für minderjährige Mexikaner unrühmliche Schlagzeilen produziert hat. Whiskey Myers hatten den Longplayer, nur wenige Kilometer von  dort entfernt, 21 Tage isoliert im 2.300 Hektar großen Sonic Ranch Studio,  eingespielt.

Das Titelstück und der Opener zugleich, nur mit Trompeten gespielt, erinnert an Beerdigungsbegleitung und erscheint mir als Synonym für die dortigen bedrückenden Verhältnisse, mit kritischem Unterton behaftet zu sein. Apropos Bläser, die haben Whiskey Myers zum ersten Mal deutlich spürbar integriert. Allerdings ohne, dass es auf den Wecker geht, eher um sehr geschickt, ähnlich wie Lynyrd Skynyrd auch zum Teil sporadisch, den treibenden Groove der meisten Songs zu verstärken. Paradebespiel dafür ist das herrlich folgende „John Wayne“.

Gerade Skynyrd-Fans werden bei rassigen Songs wie „Feet’s“ (eine Art Mischung aus „MCA“, „T For Texas“ und „Smokestack Lightnin'“), „Mission To Mars“ (unterstützt vom Backgroundgesang der McCrary Sisters) und dem blues-rockigen „Bad Medicine“ (großartige E-Soli, starke BGVs wieder von den Schwestern) eine Träne im Auge verdrücken und sich fragen, ob ihre alten Helden, sich nochmals für ein letztes Album auf diesem Niveau aufraffen können.

Gegen Ende wird es besonders großartig. Bei „Heavy On Me“ klingt es wie eine Session zwischen den Stones und den Allman Brothers, „Other Side“ wirkt wie eine Southern Rock-Variante von „All Along The Watchtower“ und das schwermütige „Heart Of Stone“ setzt im Stile der ebenfalls für Furore sorgenden Kollegen von The Steel Woods, mit melancholischer Akustikgitarre, Mollpianotönen und grummelnden Streichern, ein weiteres eindrucksvolles Ausrufezeichen zum Abschluss der CD.

Mit „Tornillo“ ist Whiskey Myers ein echter Geniestreich gelungen. Man findet die Scheibe (ohne jeden kleinsten Durchhänger) mit jedem Hördurchgang immer noch ein Stückchen besser. Die Texaner um Sänger Cody Cannon setzen sich damit in diesem Jahr eindeutig an die Spitze des Southern Rock-Genres und sind bei mir persönlich ein ganz heißer Kandidat für das beste Album in 2022. Absoluter Kauftipp!

Label Wiggy Thump Records (2022)) 
Stil: Southern Rock

01. Tornillo
02. John Wayne
03. Antioch
04. Feet’s
05. Whole World Gone Crazy
06. For The Kid
07. The Wolf
08. Mission To Mars
09. Bad Medicine
10. Heavy On Me
11. Other Side
12. Heart Of Stone

Whiskey Myers
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Oktober Promotion

Larkin Poe – Support: Ferris & Sylvester – 28.05.2022 – Live Music Hall, Köln – Konzertbericht

Part 2 eines für uns arbeitsreichen Wochenendes. Nach dem wir am Tag zuvor bei den Hard Rock-Urgesteinen Europe und Whitesnake ‚fremdgegangen‘ waren, bewegten wir uns mit dem Besuch der beiden Lovell-Schwestern, alias Larkin Poe, am Samstag in der Live Music Hall zu Köln, wieder zurück in das von uns bevorzugte Terrain.

Die geplanten Larkin Poe-Konzerte zuvor, waren wegen der Corona-Pandemie jeweils zweimal verschoben worden. Diesmal konnte der Gig endlich stattfinden, die Location des (zurecht) ordentlich gehypten Duos (durch Bass und Schlagzeug ergänzt) in der mit 1.300 Besuchern rappelvollen Hütte, konnte nun endlich stattfinden.

Wie sooft bei Konzerten (auch am Abend zuvor) lief uns das uns nahestehende, musikbegeisterte Ehepaar Doreen und Mario Scholten über den Weg, das sich schon am Nachmittag im Rahmen eines ‚Meet And Greet‘ (der Göttergatte war von seiner Herzensdame zum Geburtstag damit beglückt worden) mit den beiden Protagonistinnen getroffen hatte. Die beiden berichteten von zwei sehr angenehmen und trotz ihres Erfolges, sehr natürlich und lebensnah gebliebenen Musikerinnen.

Als Support begannen pünktlich um 19:00 Uhr die beiden Briten Issy Ferris und Archie Sylvester (Ferris & Sylvester). Die hatten ihre knapp 2 Monate junge, erste CD „Superhuman“ mit im Gepäck, aus dem die beiden dann naturgemäß auch viele Stücke wie u. a. „The Party’s Over“, „Golden“ und „Flying Visit“, präsentierten.

Zu gefallen wussten auch die eigenwillig integrierte Cover-Version des Jimi Hendrix-Klassikers „Little Wing“ sowie der schnippische „London’s Blues“ zum Abschluss ihrer gesanglich als auch instrumental anspruchsvollen Performance. Ferris & Sylvester wurden begeistert mit durchgängig viel Applaus nach ca. 45 Minuten vom Publikum in den verdienten Feierabend verabschiedet.

Line-up Ferris & Sylvester:
Issy Ferris: lead vocals, acoustic guitar, bass, percussion
Archie Sylvester: guitars, lead vocals

15 Minuten später war schon die Bühne für den Hauptact Larkin Poe angerichtet. Der Name des Duos aus Atlanta, Georgia, stammt, wie ich recherchieren konnte, von ihrem Ur-Ur-Ur-Großvater, der übrigens wohl ein Cousin des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allen Poe war. Die beiden waren ziemliches Neuland für Fotograf Gernot und mich, da wir die bisherigen Reviews zu ihren letzten Scheiben (u. a. „Self Made Man“ und „Kindred Spirits“ immer unserem Benjamin im Magazin, Stephan Skolarski, überlassen hatten.

Die beiden Schwestern führten dann mit ihren beiden Mitstreitern, Tarka Layman und Kevin McGovan, die sich überwiegend mit ihrer Rhythmus-gebenden Arbeit im Hintergrund hielten, durch ein unterhaltsames. 15 Tracks (inklusive einer Zugabe) umfassendes Programm, das von südstaatlich umwobenen Traditional-Blues und Southern Rock geprägt war.

Fronterin Rebecca war dabei naturgemäß mit ihrer pfiffigen und kommunikativen Art die dominantere Persönlichkeit, Schwesterherz Megan, diejenige, die eher auf die instrumentelle Konzentration fokussiert war. Sie steuerte allerdings neben ihren klasse Slides auf ihrer Umhänge-Lap Steel, auch präzise sitzende Harmony-vocals bei. Aber auch Rebecca wusste mit einigen knarzigen Soli auf ihren beiden benutzten E-Gitarren zu gefallen. Begeistert hat mich vor allem ihrer wunderbar klarer Gesang, der mich irgendwie an eine Annie Lennox in einer Southern-Variante erinnert hat.

Als Freunde des Southern Rocks hatten wir natürlich an Songs wie „Keep Diggin'“, „Bleach Blonde Bottle Blues“, „Holy Ghost Fire“, „Back Down South“ (mit integrierten ABB-„Blue Sky“-Kurz-Intermezzo), „Summertime Sunset“, „Black Echo“ und „Blue Ridge Mountains“, besonderen Spaß.

Den zünftigen Abschluss bildet „Wanted Woman / AC/DC“, bevor in der vom Publikum heftig eingeforderten Zugabe mit „Come On In My Kitchen“ den alten Traditional-Blues-Größen der Marke Robert Johnson & Co. Tribut gezollt wurde.

Larkin Poe lieferten an diesem Abend ein überzeugendes Konzert ab. Schön zu wissen, dass sich der Southern Rock auch im weiblichen Nachwuchsbereich keine Sorgen zu machen braucht. Beim nächsten Besuch in der Domstadt, behaupte ich mal, wird eine Halle der größeren Kategorie für die mittlerweile in Nashville, Tennessee, ansässige Band gebucht werden müssen. Klasse Leistung der Mädels!

Line-up Larkin Poe:
Rebecca Lovell: lead vocals, electric guitar
Megan Lovell: lap steel guitar, bgv
Tarka Layman: bass
Kevin McGovan: drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Larkin Poe
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Ferris & Sylvester
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Live Music Hall, Köln

High South – 28.04.2022 – Yard Club, Köln – Konzertbericht

Geplant war das Konzert von High South schon in 2020, um das kurz zuvor erschienene Album „Peace, Love & Harmony“ zu promoten. Doch nach wenigen Shows wurde die Europatournee wegen Corona abgebrochen und nun konnte der damals abgesagte Termin in Köln endlich nachgeholt werden. In der Zwischenzeit hatte Phoenix Mendoza die Band verlassen, mit Devon Ian Pangle fanden Jamey Garner und Kevin Campos aber einen dritten Frontmann, der schon in der John Fogerty Band auf sich aufmerksam gemacht hatte.

In den zwei Sets präsentierte die Band fast das vollständige aktuelle Studioalbum und das danach aufgenommene Livealbum. Dabei spickte die Band die eigenen Songs mit einigen Coversongs, die erkennen ließen, welche Künstler die Musiker von High South inspirieren. Besonders hervorzuheben waren dabei das Kasey Musgraves-Cover „Slow Burn“, „Love The One You´re With“ von CSNY, „Take It Easy“ von den Eagles als letzter Song des zweiten Sets, sowie die letzten beiden Zugaben “Folsome Prison Blues“ und „The Weight“ von Johnny Cash bzw. The Band.

Ganz im Stile der adaptierten Songs performten die drei Amerikaner ihre eigenen Songs im Gegensatz zum Album ohne Begleitmusiker und nur mit akustischen Gitarren, wobei Jamey Garner bei einigen Stücken die Gitarre bei Seite legte und stattdessen mit abwechslungsreichen Mundharmonikaspiel überzeugte. Die besondere Note aller Stücke waren allerdings die Harmoniegesänge. Jeder der Drei hatte natürlich seine Soloparts und zuweilen entstand bei Wechselgesängen der Eindruck von regelrechten Dialogen.

So zauberte High South ein folkiges Westcoast Feeling in den Yardclub und sorgte für den einen oder anderen Sonderapplaus des enthusiastisch mitgehenden Publikums. Ein Highlight war auch, als die Band im zweiten Set bei „Honestly“ endgültig auf Vollakustik umstieg, sich vor die Mikros stellte, die Stecker aus den Gitarren zog und wie zum Beginn der Bandhistorie auf jede Verstärkerleistung verzichtete, um ihr ganzes stimmliches Volumen in die Waagschale zu werfen.

In der ersten Zugabe „Peace Love & Harmony“ erinnerte Garner passend zum Titel an die schweren Coronazeiten und die gegenwärtige Weltsituation. Die Menschen mögen sich diese drei Worte zu Eigen machen und so für eine bessere Welt sorgen.

Mit der an diesem Abend abgegebenen Visitenkarte ist von High South noch einiges zu erwarten. Dazu gehörte auch der Auftritt nach dem Konzert, wo die drei Protagonisten geduldig Autogrammwünsche erfüllten und sich mit einigen Fans zusammen fotografieren ließen.

Ein Dank mal wieder an den Yard Club für die wie immer freundliche Aufnahme.  Ebenso muss immer wieder erwähnt werden, dass Markus Neu als Booker den Mut hat, auch hier nicht so bekannten Musikern eine Chance zu gewähren, in der Region Fuß zu fassen.

Line-up:
Jamey Garner – vocals, guitar, harp
Kevin Campos – vocals, guitar
Devon Ian Pangle – vocals, guitar

Text und Bilder: Gernot Mangold

High South
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Knoll Music Management
Die Kantine/Yard Club

Jason Ringenberg – Rhinestoned – CD-Review

Ringenberg 300

Review: Michael Segets

Hat sich Jason Ringenberg nach langer Abstinenz 2019 mit „Stand Tall“ eindrucksvoll zurückgemeldet, legt er nun mit „Rhinestoned“ nach. Zum Teil stammen die Songs noch aus der Phase seines vorangegangenen Albums – so „Nashville Without Rhinestones“, auf dem Ringenberg seinem Überdruss an den Entwicklungen im Musikbusiness Ausdruck verleiht. Dass sich Ringenberg entschlossen hat, dennoch weiterhin Alben zu veröffentlichen, ist ein Glücksfall, denn die Musik des Cowpunk-Rockers macht einfach Spaß.

Die neue CD weist einen stärkeren Country-Einschlag auf als der Vorgänger. Dies ist auch ein Grund dafür, dass „Stoned On Rhinestones“ erst auf dem aktuellen Longplayer seinen Platz fand. In dem flotten Track, den Ringenberg mit seiner typischen sarkastischen Attitüde vorträgt, nimmt er Bezug zu Hank Williams beflügelnder Musik. Da wundert es nicht, dass mit „You Win Again“ ein Song der Country-Ikone auf dem Album vertreten ist.

Ringenberg wollte verschiedene Phasen der Country-Musik aufgreifen. Er covert dazu das locker und gradlinig rockende „Time Warp“ von den Ozark Mountain Daredevils sowie „The Storms Are On The Ocean“ von der Carter Family. Kristi Rose übernimmt beim letztgenannten Stück die Rolle seiner Duett-Partnerin. Fats Kaplin (Hayes Carll, Tom Russell) steuert Geige und Akkordeon bei. Auf anderen Tracks ist er mit der Steel Pedal zugange. Schließlich widmet sich Ringenberg einem alten Kirchenlied und verpasst ihm eine punkige Erfrischungskur. Auf „Christ The Lord Is Risen Today“ wurde er durch seine Töchter Addie und Camille aufmerksam, die im Harmoniegesang zu hören sind.

Die stärksten Songs des Albums stellen allerdings die neueren Eigenkompositionen dar. Ringenberg musste sich diese nach eigener Aussage während der Pandemie förmlich abringen. Lediglich „The Freedom Rides Weren’t Free“ und „I Rode With Crazy Horse“ entstanden in einem Rutsch quasi über Nacht. Das eine ist eine starke Rocknummer in typischer Manier Ringenbergs, das andere ist ein ebenso typischer Midtempo-Song, der – wie bei ihm üblich – einen deutlichen Schritt neben dem Mainstream liegt. Beide sind klasse. „The Freedom Rides Weren’t Free“ setzt sich inhaltlich mit den Protesten gegen die Rassentrennung in den 1960 auseinander. Ringenberg schrieb das Stück kurz vor den Unruhen in den USA und der Black-Lives-Matters-Bewegung. Ringenberg war seiner Zeit mal wieder voraus.

Zu den weiteren Highlights zählt der Opener „Before Love And War“ mit Harmonien von Kristi Rose und schön staubigem Gitarrensound. George Bradfute spielt mehrere Gitarren und lässt diese auf „Keep That Promise“ kräftig scheppern. Ringenberg arbeitete mit Bradfute bereits zu Zeiten der Jason And The Scorchers zusammen und vertraute ihm auch diesmal die Produktion an.

Neben diesen beiden starken Country Rockern schlagen das selbstreferenzielle „My Highway Songs“ sowie das abschließende „Windows Town“ in die gleiche Bresche, sind aber etwas zahmer angelegt. Die eingängigen Refrains gehen ins Ohr und der unverwechselbare Gesang von Ringenberg sorgt dafür, dass sie dort bleiben.

Mit seinen angeschrägten Coverversionen von klassischen Country-Songs setzt Ringenberg sie nochmal in ein innovatives Licht. Allerdings läuft er vor allem bei seinen rockigen Eigenkompositionen erneut zur Hochform auf. „Rhinestoned“ ist kein polierter Strass, sondern ein ungeschliffenes Juwel – so wie Country Rock sein sollte.

Courageous Chicken Entertainment (2021)
Stil: Country Rock

Tracks:
01. Before Love And War
02. The Freedom Rides Weren’t Free
03. Nashville Without Rhinestones
04. The Storms Are On The Ocean
05. Christ The Lord Is Risen Today
06. I Rode With Crazy Horse
07. My Highway Songs
08. Time Wrap
09. You Win Again
10. Stoned On Rhinestones
11. Keep That Promise
12. Window Town

Jason Ringenberg
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Travis Tritt – Set In Stone – CD-Review

TT_300

Travis Tritt genießt in der Southern Rock-Szene seit langem ein hohes Ansehen, auch wenn er Hardlinern vermutlich insgesamt wohl ‚too Country‘ daherkommt. Tritt ist jedenfalls in seiner bisherigen Karriere mit dieser Doppelstrategie gut und erfolgreich gefahren (millionenfache Plattenverkäufe, fünf Nr. 1-Hits, Mitglied in der Grand-Ole-Opry, unzählige Auszeichnungen, selbst ein Highway wurde in seinem Wohnort in Georgia nach ihm benannt) und so verwundert es kaum, dass er sich auf seinem neuen Werk „Set In Stone“, das erste nach über zehn Jahren, dieser Linie treu bleibt.

Der mittlerweile 58-jährige Musiker und Schauspieler, der das En-gros der Stücke mit Co-Writern wie u. a. Channing Wilson, Adam Hood, Wyatt Durrette und Brent Cobb kreiert hat, überrascht hier vor allem mit fünf bärenstarken Southern Rock-Stücken, wobei besonders der Skynyrd-trächtige Opener „Stand Your Ground“ (herrliche Twins, tolles E-Gitarrensolo, rotzige weibliche Backing vocaks der auch ansonsten überzeugenden Kristen Rogers), die von epischem Flair umgebenen „Southern Man“ (Richtung Doc Holliday) und „Open Line“ (mein Lieblingsstück, wunderbar hier das unterschwellige Einbeziehen von Gitarren-Anleihen des Eagles-Klassikers „Hotel California“), bei denen man gut und gerne noch ein passendes, Southern-typisches E-Gitarren-Finish der Marke „Free Bird“, „Lonesome Guitar“ & Co., hätte anhängen können.

Die restlichen sechs Tracks in traditioneller Country-Storyteller-Manier (von Tritts Stimme her werden dabei meist automatisch Assoziationen an den guten alten Kenny Rodgers geweckt), die meist ein Loblied auf die gute alte Zeit und die typischen Südstaaten-Lebenswerte (oft voller Pathos und Emotion) abgeben, sind gut und stimmig zum Durchatmen in die Setlist eingefügt, klasse das zu vielen Fills und Soli einladende „They Don’t Make Em’ Like That No More“, das man quasi zu einer Art Endlos-Uptemponummer ausdehnen könnte. Sicherlich ein tolles Live-Stück.

Apropos Instrumente, hier dominieren natürlich Akustik- und E-Gitarren, Bass, Drums, Pedal Steel, Fiddle, Piano, Orgel, weibliche Backing vocals (famos: Bekka Bramlett und Kristen Rogers) und eine tolle Harmonica (auf „Way Down In Georgia“), gespielt von klasse agierenden Musikern wie Chris Powell, dem stark eingebundenen und überragenden Leroy Powell, Brian Allen, Philip Towns und Brian Arrowood.

Ein Übriges zum Gelingen der Scheibe trägt auch die wunderbare Produktion des momentan omnipräsent erscheinenden Dave Cobb, der hier wirklich ein tolles Gespür für die Interaktion zwischen Tritts gewohnt warm-rauen Gesang und den richtigen Instrumenten zueinander zeigt und sich auch an der Akustikgitarre einige Male dazugesellt.

Travis Tritt meißelt sich mit seinem 14. Werk „Set In Stone“ ein weiteres tolles Denkmal in seine musikalische Legende. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich schon lange keines von seinen früheren Alben mehr gehört habe, wächst mit jedem weiteren Hördurchgang in mir das Gefühl, mich hier mit einem seiner bislang stärksten Tonträger beschäftigt zu haben, klasse!

Big Noise Entertainment (2021)
Stil: Southern Country Rock

01. Stand Your Ground
02. Set In Stone
03. Ghost Town Nation
04. Smoke In A Bar
05. Leave This World
06. They Don’t Make Em’ Like That No More
07. Better Off Dead
08. Southern Man
09. Open Line
10. Ain’t Who I Was
11. Way Down In Georgia

Travis Tritt
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Aristo Media Group

Stoney LaRue – Double Live 25 – Digital CD-Review

Stoney 300

Stoney LaRue zählt ohne Zweifel zu einer der prägenden Größen der Red Dirt-Szene, deren Glanzzeit, als die vielversprechenden Acts und Newcomer im gefühlten Monatstakt zu Tage traten, mittlerweile allerdings deutlich verblasst ist.

Der einstige Bewohner des berühmten Yellow House in Stillwater, Oklahoma, das damals von vielen Musikern wie u. a. auch Mike McClure und Brandon Jenkins zum Jammen genutzt wurde, ist damit neben den Kollegen wie Randy Rogers, Wade Bowen, Jason Boland, Cody Canada, der Eli Young Band und vielleicht noch Casey Donahew einer der letzten verbliebenen Etablierten des Genres, die uns konstant weiter mit guter Musik versorgen.

Nach seinem überaus starken letzten Studioalbum „Onward“ in 2019 und der, durch die Corona-Pandemie abrupt unterbrochenen Tour 2020, entschloss er sich zusammen mit seinem Gitarristen Jesse Duke und Tontechniker Roy Shelton, das bei vielen Konzerten aufgenommene Tonmaterial mal zu ’sichten‘ und einer Bewertung für ein weiteres Live-Album zu unterziehen, zumal der letzte Output dieser Art bei ihm ja auch schon eine Weile her ist.

Um es vorweg zu nehmen, das Ganze hat sich absolut gelohnt! Herausgekommen ist ein überragendes, abwechslungsreiches Livewerk mit gut 2 1/4 Stunden Spielzeit, das vom lässig-southern groovenden Opener „Hill Country Boogaloo“ bis zum furiosen, über 12 Minuten dauernden Rausschmeißer „Oklahoma Breakdown“ mit angehängtem Freddie King-„Going Down“-Blues Rock-Intermezzo“, auf ganzer Linie überzeugt.

Dass LaRue eine klasse Stimme besitzt und einen guten Akustikgitarrenspieler abgibt, ist kein Geheimnis, aber gerade sein packendes Zusammenwirken mit Leadgitarrist Jesse Duke an den E-Gitarren, macht diesen Tonträger besonders reizvoll für Southern Rock-Anhänger (man höre sich da allein die Twin-Parts bei „Down In Flames“ an). Aber auch Freunde des Jam-Rocks werden von Stücken (neben dem bereits genannten „Oklahoma Breakdown“) wie „Bluebird Wine“ (über acht Minuten) oder dem furiosen „One Chord Song“ (über 15 Minuten) begeistert sein.

Für viel satten Drive als perfekte Ergänzung sorgt auch immer wieder die Rhythmusfraktion mit dem Bassisten namens Kiko (plus Harmoniegesang) sowie den beiden pulsierenden Drummern Brian Furgeson (Tracks 2, 6 ,12 ,14 ,15) und Adrian Myers (Rest).

Für ein Maximum an Abwechslung garantieren dann der geliebte, etat-mäßige Red Dirt-Stoff, Westcoast-angelehnte Sachen in Eagles-Manier (u. a. „Blending Colors“, „Dresses“, „Empty Glass“) und auch viele spacige Instrumental-Intros und Bridges (u. a. bei „Sharescropper“, „Sirens“, „One Chord Song“).

“Double Live 25” wird es zunächst nur in digitaler Form geben, physische Varianten sind dann für später in diesem Jahr geplant (Zeitpunkt noch offen). Das hier seit dem 28. April publizierte grandiose Material von Stoney LaRue und seiner Band ist wie geschaffen für unsere Klientel. Es macht sowohl wehmütig, aber auch ein wenig Hoffnung und Vorfreude, endlich irgendwann wieder tolle Live-Musik in den vielen, ans Herz gewachsenen Locations vor Ort zu erleben. Absolute Kaufempfehlung! Über zwei Stunden authentisch-rauer Genuss ohne Overdubs.

One Chord Song, LLC. (2021)
Stil: Red Dirt & More

01. Hill Country Boogaloo
02. Bluebird Wine
03. Golden Shackles
04. Fallin‘ And Flyin‘
05. Us Time
06. Blending Colors
07. Velvet
08. Sharescropper
09. Dresses
10. Steel Heart, Crystal Eyes
11. Travellin Kind
12. Idabel Blues
13. Too Soon
14. Sirens
16. Wiregrass
17. Easy She Comes
16. Forever Young
18. You Oughta Know Me By Now
19. Empty Glass
20. Message In a Bottle
21. Down In Flames
22. One Chord Song
23. Feet Don’t Touch The Ground
24. Look At Me Fly
25. Oklahoma Breakdown

Stoney LaRue
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RPR Media

Neil Young – Young Shakespeare – CD-Review

cover Neil Young - Young Shakespeare

Review: Gernot Mangold

Neil Young hat mal wieder in seinem Archiv gekramt und den Mitschnitt eines Solo-Akustik-Konzertes gefunden. Historisch ist der Livemitschnitt aus dem Shakespeare Theater in Stratfort, Connecticut, etwas besonderes. Er entstand wenige Monate nach der Veröffentlichung des wegweisenden Erfolgsalbums „After The Goldrush“, das Young zur Folkikone machte. Young spielte neben Stücken des aktuellen Albums und Frühwerken einige Songs, die erst knapp ein Jahr später auf dem Megaseller „Harvest“ veröffentlicht werden sollten.

Die intime Atmosphäre des Konzertes wird auch dadurch deutlich, dass im Mitschnitt nicht die Ansagen zwischen den Songs weggeschnitten wurden, sondern einen recht redeseligen Neil Young zeigen, was nicht immer der Fall war.

Die instrumental bis auf ein Minimum reduzierten Stücke zeigen die Fähigkeiten Youngs im Songwriting und die Soundqualität lässt wenig zu wünschen übrig, da die analogen Bänder, die digital aufgearbeitet worden sind, auch für einen geplanten Musikfilm gemacht worden sind.

Die Songauswahl zeigt den damaligen musikalischen Stand Neil Youngs, wo Material von CSN&Y und mit Crazy Horse im Mittelpunkt steht. Dass mit „Dance Dance Dance“ sogar ein von Crazy Horse herausgebrachtes Stück gespielt wurde, zeigt seine schon damals bestehende Verbundenheit mit seiner Begleitband, die ihn fast seine ganze Karriere begleitete.

Das Livewerk lebt neben der Atmosphäre, die zuweilen zum besinnlichen Träumen einlädt, von den Emotionen der Stücke, in denen Young auch zur Protestikone der damaligen Zeit aufstieg, den er im Prinzip bis heute nicht verlassen sollte.

Das eindringliche klagende „Ohio“ nimmt den Zuhörer in seinen Bann und kann auch textlich heute noch als aktuell gesehen werden, es müssten nur einige Namen ausgetauscht werden (was ich dann selbst bei einem späteren Neil Young- Konzert mal erleben durfte).

Das emotionalste Stück ist das ein Jahr später auf „Harvest“ veröffentlichte „The Needle And The Demaged Done“, in dem er den Weg von Künstlern beschreibt, die ein Opfer der Heroinsucht wurden. Namentlich wurde Danny Whitten, der Gitarrist von Crazy Horse nicht benannt, aber etwa ein Jahr später musste dieser wegen seiner Sucht die Band verlassen und starb wenig später an einem Mix aus Drogen und Medikamenten. So wie Young den Song spielte, kann der Zuhörer das Gefühl bekommen, dass sich Young, in der Ahnung was passieren würde, schon zu dem Zeitpunkt von seinem damaligen Freund verabschiedet hätte.

Gelungen ist auch, wie Neil Young die erst später veröffentlichten Tracks „A Man Needs A Maid“ und „Heart Of Gold“ träumerisch miteinander thematisch verschmelzen lässt und zeigt, dass sich Letztgenanntes auch gut auf dem Piano begleiten lässt.

Das Album ist für Neil Young-Fans fast schon als Pflicht anzusehen, da es einen guten Überblick über eine frühe Phase des Künstlers gibt und es schöne akustische Versionen von Stücken wie „Down By The River“ oder „Cowgirl In The Sand“ beinhaltet, die auf diesen schon eine gewisse Härte aufweisen, und erahnen ließen, in welche Richtung sich Neil Young später insbesondere mit Crazy Horse entwickeln sollte.

Für Freunde der akustischen Musik oder des Folkrocks ist das Album ebenfalls lohnend, da es auch eine Art „Greatest Hits“, live eingespielt darstellt und das durch seine Zeitlosigkeit immer noch aktuell ist.

Band:
Neil Young: Vocals & Guitar, Piano

Reprise Records/Warner Music (2021)
Stil: Folk

Tracks:
01. Tell Me Why
02. Old Man
03. The Needle And The Demage Done
04. Ohio
05. Dance Dance Dance
06. Cowgirl In The Sand
07. A Man Needs A Maid / Heart Of Gold
08. Journey Through The Past
09. Don’t Let It Bring Down
10. Helpless
11. Down By The River
12. Sugar Mountain

Oktober Promotion

AC/DC – Highway To Nashville – CD-Review und Gewinnspiel

Dass man aus AC/DC-Klassikern tolle launige Countrynummern machen kann, haben bereits Hayseed Dixie nachhaltig bewiesen. Der mittlerweile auch in den Niederlanden lebende Mastermind der australischen Hard Rock-Legende, Angus Young, war nach einem Konzert der Band, das er im De Bosuil in Weert besucht hatte, so angetan, dass der Wunsch immer stärker in ihm wuchs, selber mal Hand in Sachen Country anzulegen.

So nahm Young mit Dann Huff Kontakt auf, der die Australier mit seiner damaligen Band Giant 1989 bei der „Blow Up Your Video“-Tour bei einigen Konzerten in den Staaten supportet hatte. Huff zählt ja bekannter Maßen mit zu den besten Gitarristen der Welt und ist heute in Nashville eine der bestimmenden und nicht wegzudenkenden Produzentengrößen.

Huff bot Angus sofort an, seine Kontakte spielen zu lassen und kurze Zeit später stand die Idee, ein komplettes AC/DC-Country-Album in reiner Duettform mit allen Hits aufleben zu lassen. Die Stars der Music City-Gilde ließen sich auch nicht lange bitten und standen Spalier für das anspruchsvolle Werk.

Huff übernahm die Arbeit an den Reglern (zusammen mit Brendan O’Brien, den man natürlich auch nicht außen vor lassen wollte) und steuerte auch viele E-Gitarrenparts bei. Als ergänzende Musiker wurden neben den aktuellen „Power Up“-AC/DC-Akteuren und den ganzen Country-Sängern, stilsichere Koryphäen wie Ilya Toshinsky (Mandoline, Dobro, Banjo, Akustikgitarre), Gorden Mote (Keys), Dan Dugmore (Pedal Steel) sowie Stuart Duncan an der Fiddle mit eingebunden.

Direkt der Opener „Highway To Hell“ bietet Vergnügen pur. Mit dem starerprobten Jason Aldean, der ja auch schon an der Seite von Bob Seger für Furore gesorgt hat, ist das die richtige Einstimmung auf ein höchst unterhaltsames Werk.

Brian Johnson zeigt zumindest im Studio, dass er es gesanglich immer noch drauf hat, und bildet einen unwiderstehlichen Vokal-Counterpart zu seinen vielen, auf dem Album vertretenen Countrypromis. Richtig Laune schien ihm das Duett mit der Tochter von Johnny Cash zu machen, da singt er am Ende statt „Whole Lotta Rosie“ begeistert „Whole Lotta Rosanne“!

Beim letzten Track „Walk All Over You“ hat sich das ganze Team zu Ehren von Bon Scott noch etwas besonderes einfallen lassen. Zu den Lead Vocals von Wynonna, die früher mit Huff zusammen auch schon einmal auf einem Sampler Skynyrds „Free Bird“ zu ganz neuem Flair verholfen hatte, wurde die Originalstimme des 1980 verstorbenen Kultsängers in den Song hineinprojiziert.

Wenn Scott dann in der 3. Strophe mit „Reflections on the bedroom wall…“ und im folgenden Refrain einsetzt (was man ohne dieses Vorwissen jetzt nicht erwarten würde), ist Gänsehaut garantiert, die neue furiose E-Gitarrenpassage von Huff und Young ist einfach nur göttlich. Das Ende des Songs ist dann wieder Wuchtbrumme Wynonna überlassen, die auch nochmal ihre ganze voluminöse gesangliche Klasse ausspielt. Ein gebührender Abschluss, nach dem einfach nichts mehr kommen kann.

Das zunächst nur für den US-Markt konzipierte AC/DC-Lust- und Laune-Projekt „Highway To Nashville“ bereitet einen Höllen-Spaß und Abwechslung von der ersten Sekunde bis zum o. a. Sensationsfinale „Walk All Over You“ mit der emotionalen Bon Scott-Verneigung.

Dann Huff und Brendan O’Brien haben in Zusammenarbeit mit den heutigen Gleichstrom-/Wechselstrom-Recken ein mit Augen- und Ohrenmaß zusammengeführtes Gesamtwerk kreiert, das sowohl bei Edelfans der Band wie auch bei Country- und allgemeinen Rock-Liebhabern bei so mancher heiß und hoch hergehenden Party in den Player finden wird. Unbedingt zulegen!

Gerade O’Brien zeigte sich von der spielerischen und technischen Effizienz in Nashvilles Studiowesen begeistert: „Das war wirklich eine tolle Sache, wir haben alle viel von einander gelernt, ich werde davon sicherlich einiges für die nächsten Alben von AC/DC und so manch anderer Band mitnehmen und entsprechend einbringen“.

Wie wir aus Insiderkreisen erfahren haben, wird die Scheibe in den nächsten Tagen direkt auf Platz 1 in den Billboard-Country-Charts einsteigen. Ein schönes nachträgliches Geburtstagsgeschenk für Angus Young zum 66. Geburtstag, dessen handsigniertes Rezensions-Exemplar Sounds Of South an eine(n) unserer treuen Leser/innen verlost.

Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden: Welcher der beteiligten Country-Künstler ist im gleichen Land wie AC/DC groß geworden:

a) Eric Church
b) Keith Urban
c) Willie Nelson

Schicke wie immer eine E-Mail mit der richtigen Lösung an dan@sounds-of-south.de. Einsendeschluss ist der 1. April bis zum Ende des Tages.

Thunder Struck Music (2021)
Stil: Country Rock

01. Highway To Hell – feat. Jason Aldean
02. Thunderstruck – feat. Keith Urban
03. Hells Bells – feat. Brad Paisley
04. Whole Lotta Rosie – feat. Rosanne Cash
05. T.N.T. – feat. Tim McGraw
06. You Shook Me All Night Long – feat. Blake Shelton
07. Shot Down In Flames – feat. Willie Nelson
08. Shoot To Thrill – feat. Alan Jackson
09. Back In Black – feat. Clint Black
10. Dirty Deeds Done Dirt Cheap – feat. Big & Rich
11. Heatseaker – feat. Billy Ray Cyrus
12. Stiff Upper Lip – feat. Kenny Chesney
13. Touch To Much – Luke Combs
14. Let There Be Rock – feat. Brantley Gilbert
15. If You Want Blood (You Got It) – feat. Chris Stapleton
16. Down Payment Blues – feat. Miranda Lambert
17. Nick Of Time – feat. Dierks Bentley
18. High Voltage – feat. Eric Church
19. Girls Got Rhythm – feat. Jaren Johnston
20. Walk All Over You – feat. Wynonna

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