
Soweit ich weiß, dürfte jeder Southern Rock-Liebhaber meiner Generation und vermutlich darüber hinaus, auch einen Faible für die Musik von Thin Lizzy besitzen. Jeder davon wird sich vermutlich zumindest ihr legendäres Doppel-Live Album (und natürlich einige der tollen Studiowerke) zugelegt haben.

Ich hatte in der 9. und 10. Klasse des Rheinberger Amplonius Gymnasiums einen Englisch-Lehrer namens Paul Jenkins, der aus Dublin stammte und über ’sieben Ecken‘ mit der Familie Lynott verwandt gewesen ist. Er war es auch, der damals Songbesprechungen bei uns im Unterricht einführte.
Premiere feierte natürlich eine Single von Thin Lizzy aus der „Jailbreak“-Phase. Wir hielten auch nach seiner Rückkehr nach Irland bis zum heutigen Tage losen Kontakt. Vor gut einem Jahr berichtete er mir, dass er bei einem Umzug einer Lynott-Großnichte geholfen hatte und im Keller in einem Karton eine runde Metall-Schatulle mit der Beschriftung „N.T. ’82“ gesehen hatte.
Die Nichte Rosalie gab im zu verstehen, dass diese samt Inhalt schon viele Jahre lang unbeachtet vor sich hinschlummerte und dass er sie als Dank für seine Hilfe gerne mitnehmen könne. Paul schickte mir, wissend um meine Magazin-Tätigkeit, das inkludierte Tonband, mit dem Vermerk, dass ich es gerne behalten könne. Es war erstmal gar nicht so einfach für mich, überhaupt jemanden zu finden, der das Tape mit einem kompatiblen Gerät noch abspielen konnte.

Nach der ‚audiophilen Sichtung‘ blieb mir der Mund förmlich offen stehen. Es handelte sich zweifelsfrei um Countrysongs mit der Stimme von Dublins berühmten ‚Sohn‘ Philip Lynott, die sich auch von der musikalischen Qualität her überraschend gut anhörten. Um vermeintlichen rechtlichen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, nahm ich dann über Paul sicherheitshalber Kontakt zur Nichte auf und wir einigten uns auf einen Betrag von 1.500 Euro, mit dem sie mir sämtliche Übertragungsrechte schriftlich zusicherte (Bild-Credit: Danke an den werten Kollegen Jochen von Arnim, aufgenommen neben der Lynott-Statue in Dublin).
Parallel hatte ich Kontakt zu einem bekannten Lynott-Chronisten und auch zu Brian Downey aufgenommen, die mir beide unabhängig von einander bestätigten, dass Phil ein großer Countrymusikfan war und sich in der Zeit vor seinem Tod im Jahr 1986 immer wieder (meist unabgesprochen) für mehrere Wochen nach Nashville begeben hatte, was neben seinen Drogenproblemen zu weiteren Spannungen innerhalb seiner Stamm-Band beitrug.
Zudem hatte er dort wohl ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Johnny Cash (zwei Stücke sind hier von ihm mit Phil zusammen komponiert) samt Gattin June aufgebaut und war einige Male auf dessen Farm zu Gast gewesen (als Beleg kann man hier, den diesen beiden gewidmeten Track „Johnny The Cash Meets Junnie The Sweet“ hören).
Das Tape offenbarte letztendlich 13 Songs mit diversen Lynott-Kompositionen, inklusiv einiger Countryvariationen von bekannten Thin Lizzy-Klassikern wie „Southbound“, “ That Woman’s Gonna Break Your Heart“ und „Cowboy Song“ sowie eine furiose basslastige Version von Cashs „Folsom Prison Blues“, bei der Johnny gut erkennbar die Backgroundvocals singt.
Den Recherchen zufolge hatte dieser für Phil wohl auch den Kontakt zum legendären Nashville A-Team mit den Gitarristen Hank Garland, Ray Edenton (dazu hier Mandoline, Ukelele und Banjo), Fred Carter, Jr., Larrie Londin (Drums), den Keyboardern Floyd Cramer und Owen Bradley, den Fiddle- und Steel Guitar-Playern Johnny Gimble und Buddy Emmons hergestellt, das vermutlich, neben dem Protagonisten am Mikro (Phil versprüht auch hier, wie eh und je, sein energiegeladenes stimmliches Charisma) und Bass , für die musikalische Begleitung gesorgt hatte.
Speziell Owen Bradley, der als einer der frühen Architekten des Nashville-Sounds gilt, lieferte mit seinem berühmten Scheunen-Studio (Bradley’s Barn) die Räumlichkeiten und technischen Voraussetzungen zur Umsetzung des Projekts.

Ominös bleibt natürlich die „NT ’82“-Beschriftung der Schatulle (und auch der vergilbte Zettel innerhalb mit den Credits, aus denen man zumindest auf die Songtitel, besagte Musiker und Songwriter Rückschlüsse ziehen konnte), die meiner Ansicht nach als Abkürzung für „Nashville Tapes 1982“ stehen könnte. Ich habe das Band am Ende im Redroom Recording Studio des Rheinberger Musikers und Produzenten Heiko Dürr (u. a. Betontod) professionell digital ver- und nachbearbeiten lassen. Kompliment, was er letztendlich aus dem Band ‚herausgeholt‘ hat. Zu guter Letzt haben wir uns für den Album-Titel „I Am Just A Cowboy“, in Anlehnung an Phils Passion und den auch hier ganz am Ende vertretenen Thin-Lizzy-Klassiker „Cowboy Song“ entschieden.
Aus Kostengründen haben wir die CD in einem einfachen Pappschuber produzieren lassen (auf der Rückseite stehen lediglich die Songtitel), was dem Charme der damaligen Zeit aber eine durchaus gelungene Referenz erweist. Die CD mit einer Auflage von zunächst 1.000 Exemplaren, kann bei uns für 20 Euro (gegen Vorkasse) erworben werden. Bestellungen bitte an unsere SOS-Emailadresse (siehe auch unten beim Gewinnspiel erwähnt).
Ich habe jeweils vorab ein Exemplar an Rosalie und Paul als Dank versendet, die jedenfalls vom Ergebnis her hellauf begeistert waren!
Fazit: Wir meinen, herrlicher Outlaw Country Rock mit der typischen Power und dem Feeling von Phil Lynott – Hammer!
Wir verlosen natürlich drei Exemplare von „I Am Just A Cowboy“ wieder an unsere treuen Leserinnen und Leser.
Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:
Auch wenn der Name Phil Lynott immer mit der Stadt Dublin in Verbindung gebracht wird – in welcher englischen Grafschaft wurde er tatsächlich geboren?
a) Staffordshire
b) Yorkshire
c) Shepherdshire
Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 01.04.2025 (vor 24:00 Uhr) an dan@sounds-of-south.de.
Wir losen unter allen richtigen Einsendern drei Gewinner/innen aus, die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert werden,
DanD. Records (2025)
Stil: Outlaw Country (Rock)
Tracklist:
01. Whiskey In The Bar
02. Tailgate
03. Emalie
04. Southbound
05. Johnny The Cash Meets Junnie The Sweet
06. Singing In The Sunlight
07. The Shocker
08. That Woman’s Gonna Break Your Heart
09. Folsom Prison Blues
10. White Rose
11. Sad Situation
12. No More Love With You
13. Cowboy Song