Travis Tritt – Set In Stone – CD-Review

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Travis Tritt genießt in der Southern Rock-Szene seit langem ein hohes Ansehen, auch wenn er Hardlinern vermutlich insgesamt wohl ‚too Country‘ daherkommt. Tritt ist jedenfalls in seiner bisherigen Karriere mit dieser Doppelstrategie gut und erfolgreich gefahren (millionenfache Plattenverkäufe, fünf Nr. 1-Hits, Mitglied in der Grand-Ole-Opry, unzählige Auszeichnungen, selbst ein Highway wurde in seinem Wohnort in Georgia nach ihm benannt) und so verwundert es kaum, dass er sich auf seinem neuen Werk „Set In Stone“, das erste nach über zehn Jahren, dieser Linie treu bleibt.

Der mittlerweile 58-jährige Musiker und Schauspieler, der das En-gros der Stücke mit Co-Writern wie u. a. Channing Wilson, Adam Hood, Wyatt Durrette und Brent Cobb kreiert hat, überrascht hier vor allem mit fünf bärenstarken Southern Rock-Stücken, wobei besonders der Skynyrd-trächtige Opener „Stand Your Ground“ (herrliche Twins, tolles E-Gitarrensolo, rotzige weibliche Backing vocaks der auch ansonsten überzeugenden Kristen Rogers), die von epischem Flair umgebenen „Southern Man“ (Richtung Doc Holliday) und „Open Line“ (mein Lieblingsstück, wunderbar hier das unterschwellige Einbeziehen von Gitarren-Anleihen des Eagles-Klassikers „Hotel California“), bei denen man gut und gerne noch ein passendes, Southern-typisches E-Gitarren-Finish der Marke „Free Bird“, „Lonesome Guitar“ & Co., hätte anhängen können.

Die restlichen sechs Tracks in traditioneller Country-Storyteller-Manier (von Tritts Stimme her werden dabei meist automatisch Assoziationen an den guten alten Kenny Rodgers geweckt), die meist ein Loblied auf die gute alte Zeit und die typischen Südstaaten-Lebenswerte (oft voller Pathos und Emotion) abgeben, sind gut und stimmig zum Durchatmen in die Setlist eingefügt, klasse das zu vielen Fills und Soli einladende „They Don’t Make Em’ Like That No More“, das man quasi zu einer Art Endlos-Uptemponummer ausdehnen könnte. Sicherlich ein tolles Live-Stück.

Apropos Instrumente, hier dominieren natürlich Akustik- und E-Gitarren, Bass, Drums, Pedal Steel, Fiddle, Piano, Orgel, weibliche Backing vocals (famos: Bekka Bramlett und Kristen Rogers) und eine tolle Harmonica (auf „Way Down In Georgia“), gespielt von klasse agierenden Musikern wie Chris Powell, dem stark eingebundenen und überragenden Leroy Powell, Brian Allen, Philip Towns und Brian Arrowood.

Ein Übriges zum Gelingen der Scheibe trägt auch die wunderbare Produktion des momentan omnipräsent erscheinenden Dave Cobb, der hier wirklich ein tolles Gespür für die Interaktion zwischen Tritts gewohnt warm-rauen Gesang und den richtigen Instrumenten zueinander zeigt und sich auch an der Akustikgitarre einige Male dazugesellt.

Travis Tritt meißelt sich mit seinem 14. Werk „Set In Stone“ ein weiteres tolles Denkmal in seine musikalische Legende. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich schon lange keines von seinen früheren Alben mehr gehört habe, wächst mit jedem weiteren Hördurchgang in mir das Gefühl, mich hier mit einem seiner bislang stärksten Tonträger beschäftigt zu haben, klasse!

Big Noise Entertainment (2021)
Stil: Southern Country Rock

01. Stand Your Ground
02. Set In Stone
03. Ghost Town Nation
04. Smoke In A Bar
05. Leave This World
06. They Don’t Make Em’ Like That No More
07. Better Off Dead
08. Southern Man
09. Open Line
10. Ain’t Who I Was
11. Way Down In Georgia

Travis Tritt
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Aristo Media Group

Cory Marks – Who I Am – CD-Review

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Fulminantes Country Rock-Debüt vom Kanadier Cory Marks, produziert vom preisgekrönten Produzenten Kevin Churko (u. a. Britney Spears, Ozzy Osbourne, Shania Twain, Slash, Hinder, Emerson Drive)!

Dabei deutete bei dem aus North Bay, Ontario, stammenden Burschen, mit einer Passion für Country- und Rockmusik, als auch für die Fliegerei, zunächst alles auf eine erfolgreiche Eishockey-Karriere hin (solche Biografien interessieren mich immer besonders, da ja auch ich zu meiner Sturm- und Drangzeit viele Jahre lang zu den besten deutschen Tischtennisspielern zählte), bis er eines Abends in einer kleinen Bar von seinen Teamkollegen auf die Bühne zitiert wurde.

Nachdem das Publikum auf seinen Kurz-Set begeistert reagiert hatte und er fortan in dem Club regelmäßig spielen durfte, weitete er seine musikalischen Aktivitäten bis in die USA aus und durfte letztendlich irgendwann Größen wie Toby Keith oder Brantley Gilbert supporten.

Jetzt präsentiert Cory Marks mit seinem ersten Longplayer „Who I Am“ sein musikalisches Ich unter der Fahne von Better Noise Music. Da Eishockey-Spieler ja oftmals für ihre erhöhten Testosteron-Werte bekannt sind, enthält der Silberling überwiegend kraftstrotzende zünftige Country Rocker, aber auch die eine oder andere Herz-Schmerz-Ballade.

Kevin Churko, der mit Sohnemann Kane und Cory die meisten Tracks zusammen kreiert hat, beweist aufgrund seiner langjährigen Erfahrung auf beiden Terrains stilsicher, Country und Rock in eine erfolgversprechende Symbiose zu verwandeln.

Klasse direkt der treibende Opener, wo Marks im Refrain die warnende Worte zum Besten gibt „her angel’s smile, is a devil’s grin“ (wer in seinem Leben viel mit Frauen – besonders den hübschen der Zunft – zu tun hat, weiß, wo von er spricht…).

Herrlich und sicher mit eines der absoluten Highlights eines aber an sich durchgehend guten Werkes, ist das folgende „Outlaws & Outsiders„, bei dem Cory charismatische gesangliche Unterstützung, von den sich mächtig ins Zeug legenden Travis Tritt und Five Finger Death Punch-Fronter Ivan Moody erhält, als auch durch Mötley Crüe-Gitarrist Mick Mars mit einem klasse Solo auf seiner abgewetzten Stratocaster. Grandioser Song!

Das flockige „Good To Be Us“ mit seiner knackigen E-Gitarren-Hook und dem Powerrefrain könnte eines der Radio-Kandidaten abgeben, aber auch die melodischen „Drive„, „Better Off“ und das schön schmachtende Duett „Out In The Rain“ mit Metal-Sängerin Lzzy Hale (Halestorm), die sich hier im Stile einer Robin Beck, Lita Ford, oder Kim Carnes offenbart, haben reichlich Hit-Potential.

Bis auf das countryeske „My Whiskey, Your Wine“ (Merle Haggard-inspiriert), das in zwei Versionen eingespielt wurde, die sich allerdings nur marginal unterscheiden (beide sind auch gleich lang), dominiert ansonsten bei Songs wie „Blame It On The Double“, „Who I Am“, „Keep Doing What I Do“ und dem Bonusstück „She’s Hollywood“ (sehr schön die Refrainzeile „I’m a redneck, she’s Hollywood“) eher die rockige Vorliebe des Protagonisten.

Vieles erinnert mich dabei an die draufgängerische Art seiner kanadischen Kollegen von Dry County oder Interpreten wie Chris Cagle, Black Stone Cherry, Caleb Johnson, Brantley Gilbert oder Jason Aldean auf der US-Seite.

Cory Marks setzt mit seinem Debüt „Who I Am“ eine erste vielversprechende Duftmarke im Rock-umwobenen Country-Revier, die mit Argusaugen besonders von den Managements der bisherigen Platzhirsche, Brantley Gilbert und Jason Aldean, verfolgt werden dürfte. Fette zukünftige Konkurrenz für beide. Bitte mehr davon, Cory Marks!

Better Noise Music (2020)
Stil: Country Rock

01. Devil’s Grin
02. Outlaws & Outsiders
03. Good To Be Us
04. Blame It On The Double
05. Another Night In Jail
06. Who I Am
07. Drive
08. Better Off
09. My Whiskey, Your Wine
10. Keep Doing What I Do
11. Out In The Rain
12. She’s Hollywood (Bonus)
13. My Whiskey, Your Wine – Acoustic Version – (Bonus)

Cory Marks
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Head Of PR

Hot Country Knights – The K Is Silent – CD-Review

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Die Hot Country Knights sind 2015 von Dierks Bentley als Spaß-Projekt ins Leben gerufen worden. Intention war es, Country-Musik der 90er-Jahre als Live-Act zu parodieren, beziehungsweise zu covern.

Bentley spielt dabei als Leadsänger sein Alter Ego Douglas ‚Doug‘ Douglason und wird dabei von den Musikern Bassist Trevor Travis, Gitarrist Marty Ray ‚Rayro‘ Roburn, Umhängekeyboard- und Fiddle-Spieler Terotej ‚Terry‘ Dvoraczekynski, Pedal Steeler Barry Van Ricky und Monte Montgomery am Schlagzeug/Percussion begleitet.

Mittlerweile ist aus dem eigentlichen Live-Projekt deutlich mehr geworden, nun zeigt man auch die kreative Seite. Das erste Album mit dem zweideutigen Titel „The K Is Silent“ (das ‚K‘ wird ja im Englischen im Wort ‚Knights‘ nicht ausgesprochen – übrig bliebe dann gedacht ‚Hot Country Nights‘) ist nun fertig.

In diesen Coronavirus-bedingten, schwermütigen Zeiten ist die spaßige Musik der Hot Country Knights wirklich Balsam auf die geschundene Musikseele. Bei den zehn Tracks in bester Manier der Brooks, Blacks, Jacksons, Murphys, Brooks & Dunns, Stewarts & Co. hebt sich der Stimmungspegel unweigerlich und man vergisst für ein paar Momente seine Alltags-Sorgen.

Beim Auftakt und namensgebendem Song „Hot Country Knights“ wird zunächst mal der Name zu knackigem Drum-Rhythmus gleich zweifach buchstabiert, dann folgt ein flotter Country Rock-Schunkler bei dem sich alle maßgebenden Instrumente wie Fiddle, Steel, Piano/Organ, E-Gitarre einbringen können.  Das gleiche vom Anfang zum besseren Einprägen am Ende nochmals. Bentley, ähm Douglason, dessen Stimme ich zu Beginn seiner Karriere immer ziemlich ‚knochig‘ fand, hat sich im Laufe der Jahre richtig toll weiterentwickelt.

Beim launigen Uptempostück „Pick Her Up“ („in a pick up truck“ geht es weiter) gibt es mit Reibeiesenstimmensänger Travis Tritt, Duettunterstützung von einer weiteren 90er-Ikone. Klasse hier das Instrumentalfinish nach kurzer Pause, wo man eigentlich schon das Ende des Liedes erwartet hatte.

Auch sehr schön ist die melancholische, zunächst Akustikgitarren-untermalte Trucker-Ballade „Asphalt“. Literarisch hochwertig die Zeile „It ain’t my fault, it’s that asphalt“. Toll eingeflochten auch die atmosphärisch unterstützenden Instrumente wie Fiddle, Steel und Piano und die pathosgetränkten Harmoniegesänge. Zum Piepen im wahrsten Sine des Wortes die Pfeiferei am Ende.

Der „Moose Knuckle Shuffle“ tut was seine Name andeutet, er ‚knuckelt und shuffelt‘ unwiderstehlich (erneut mit diversen Instrumentenfills und Soli). Erinnert stark an Musik von David Lee Murphy.

Ein Schelm wer denkt, dass beim dramatisch in Szene gesetzten „Then It Rained“ bei Garth Brooks‘ „The Thunder Rolls“ ordentlich abgekupfert wurde.

„Wrangler Danger“ rockt wieder stadion-tauglich, „Mull It Over“ mit seinem dezenten Eagles-Flair ist ein melodischer Schwofer. Bei „Kings Of Neon“ (auch wieder schönes Wortspiel) rocken nicht die Kings Of Leon, sondern die Hot Country Knights (famose Fiddle-Steel-E-Gitarren-HT-Piano-Solo-Kombi), das die Leuchtrohre ins Flackern geraten.

Beim vorletzten Song „You Make It Hard“ seufzen sich Douglason und Terri Clark gegenseitig die Schmachtfetzen zu, um dann in herzzerreißenden Harmoniegesängen zusammenzufinden.

Um den letzten Track, das live performte „The USA Begins With US“, nachvollziehen zu können, muss man wohl als Ami geboren sein. Erst wirbt Bentley für Toleranz und Gleichheit (gefolgt von lauten USA-USA-Rufen) und dann wird zwischendurch mal gegen China gewettert (aufgeheizte Buh-Rufe gefolgt von lauten USA-USA-Rufen…), um dann zu Marschtrommeln und eingespielten Präsidenten-Zitaten der Patriotismus-Orgie noch die Krone aufzusetzen. Da muss ich leider  passen.

Fazit: Bis auf das Abschlussstück eine runde, lockere Sache, die die glorreichen Zeiten des New Country stimmungsvoll aufleben lässt. Die ‚Heißen Country Ritter‘ sind zweifellos ein gelungenes Projekt, von dem man gerne mehr hört.

Capitol Nashville (2020)
Stil: New Country

Tracklist:
01. Hot Country Knights
02. Pick Her Up
03. Asphalt
04. Moose Knuckle Shuffle
05. Then It Rained
06. Wrangler Danger
07. Mull It Over
08. Kings of Neon
09. You Make It Hard (mit Terri Clark)
10. The USA Begins With US

Hot Country Knights
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Universal Music

The Cadillac Three – Country Fuzz – CD-Review

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Eine Band, die seit Beginn dieses Magazins ganz sicher unser Herz gewonnen hat, ist The Cadillac Three. Wir hatte das Vergnügen die drei Burschen Jaren Johnston, Kelby Ray und Neil Mason bei diversen Konzerten und Interviews auch persönlich kennen zu lernen.

Obwohl Johnston (sogar mit Kind), Ray und mittlerweile auch Mason, alle fest unter der Haube sind, haben sie ihre jugendlichen Flausen im Kopf behalten und machen unbekümmert das, was, sie vermutlich am liebsten tun und wie es auch bei den Titeln ihrer Songs immer wieder suggeriert wird: Musik machen, Alkohol trinken und von frühster Jugend an, ihrem kleinen Kollektiv eine Menge Spaß haben.

Und das scheint besonders bei Jaren Johnston die Kreativität zu fördern, er zählt für mich zu einem der besten Refrain-Schreiber, die die Country-/Southern Rock-Szene rund um Nashville zu bieten hat.

Und so gibt es auf ihrem brandneuen Werk „Country Fuzz“ wieder einen mit 16 Stücken randvoll bepackten Silberling, bei der sich das Trio in seinem Stil gewohnt treu bleibt. Launige Songs, die vor allem wegen dem hohen Wiedererkennungswert der Refrains, bestens für ihre Live-Konzerten prädestiniert sein werden.

Gut die Hälfte der Stücke wie „Hard Out Here For A Country Boy“ (mit Gastpräsenzen von Chris Janson und Travis Tritt), „“Slow Rollin‘„, „All The Makin’s Of A Saturday Night„, „Crackin‘ Cold Ones With The Boys“ (produziert von Dann Huff),  „Back Home„, „Dirt Road Nights„, „Heat“ und „Long After Last Call“ sind bereits als Videos oder Lyric Videos vorab verfügbar gemacht worden und geben einen guten Eindruck über das Gesamtflair des Albums.

Mit dem zünftigen Opener „Bar Round Here“ aus der Feder Jon Johnston, Mason und Lori McKenna, dürften sie sofort die Sympathien der Southern Rock-Gemeinde gewonnen haben. Ein flott abgehender rhythmischer Rock-Schunkler, mit herrlich typischem Slide-Spiel. Auch im weiteren Verlauf gibt es hier einiges an Szene-typischen Zutaten auf die Ohren.

Vieles läuft nach bewährtem Rezept, viel Sprechgesang in den Strophen, launige, sich schnell in den Sinn bohrende Strophen. Schöne, slidende Soli, ab und zu geht es wie bei „The Jam“, „All The Makin’s Of A Saturday Night“ und „Jack Daniels‘ Heart“ (klasse Groove, wüstes Slide-Finish, mein Favorit des Werks) auch mal richtig funkig zu, das Stadion-taugliche „Heat“ stünde selbst Nickelback gut zu Gesicht.

Aber auch das Gespür für Ohrwürmer ist den Jungs nicht abhanden gekommen, beste Beispiele sind tolle Tracks wie“Labels“, „Back Home“, „Dirt Road Nights“ und das abschließende „Long After Last Call“.

Das vierte Werk „Country Fuzz“ von The Cadillac Three steht für ihren unnachahmlichen authentischen Stil aus Country- und Southern Rock, diesmal teilweise sogar etwas funky. Der Fun-Faktor hatte wieder einmal spürbar oberste Priorität. Man darf sich von daher schon auf die Performance der neuen Stücke bei ihren kommenden Konzerten freuen. So let’s get ready for fuzz!

Big Machine Records (2020)
Stil: Country Rock

01. Bar Round Here
02. The Jam
03. Hard Out Here For A Country Boy
04. Slow Rollin‘
05. All The Makin’s Of A Saturday Night
06. Crackin‘ Cold Ones With The Boys
07. Labels
08. Raise Hell
09. Back Home
10. Dirt Road Nights
11. Blue El Camino
12. Jack Daniels‘ Heart
13. Why Ya Gotta Go Out Like That
14. Heat
15. Whiskey And Smoke
16. Long After Last Call

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Universal Music

Travis Tritt – Strong Enough – CD-Review

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Travis Tritt zählt sicherlich ohne Umschweife zu den Interpreten, die sich ihren Platz in unserem New Country-Herzen redlich verdient haben. Schließlich kann der 1963 in Marietta, Georgia geborene Künstler auf eine fast zwanzig Jahre andauernde erfolgreiche Karriere zurückblicken. Attribute wie sympathisch, ehrlich, solide oder bodenständig kann man guten Gewissens attestieren.

Der Mann mit der Reibeisenstimme hat es immer geschafft, Musik massenkompatibel zu gestalten, ohne sein Gesicht dabei zu verlieren. Seinen Wurzeln, dem rootsigen Country, durchsetzt mit Honky Tonk, Rock- und Southernelementen sowie schönen Balladen ist er eigentlich bis zum heutigen Tag treu geblieben.

Der Hardliner wird bei seiner neuen Scheibe „Strong Enough“ sicherlich ohne mit der Wimper zu zucken zugreifen, den außen stehenden Rest könnte sein aktuelles Album in zwei Lager spalten.

Die Leute, die eher auf die rockigere Variante stehen, werden zwar mit drei wirklich tollen Slide-Honky-Tonk-Stücken belohnt („You Can’t Count Me Out Yet“, „If You’re Gonna Straighten Up – Brother Now’s The Time“, „Time To Get Crazy“), der übrige Teil, und das sind gute zwei Drittel der Scheibe, ist doch ziemlich balladendurchtränkt (besonders toll: „Can’t Tell Me Nothin'“, „Strong Enough To Be Your Man“, „Doesn’t Anyone Hurt Anymore“), was Leuten wie mir, die ruhigere Sachen bevorzugen, wohl mehr entgegenkommt.

Das Gesamtergebnis ist in etwa mit dem seiner letzten CD „Down The Road I Go“ vergleichbar. Was mir an seinen Songs immer gefällt, ist, dass Tritt nicht, wie im New-Country oft üblich, von Friede-Freude-Eierkuchen singt, sondern schon mal kaputte Beziehungen oder unangenehme Begleiterscheinungen des Alltags aufgreift; Dinge, die Leute aus dem Herzen sprechen und nachvollziehbar sind.

Als Beispiel einige Zeilen aus „Country Ain’t Country“:

„…The back forty was sold to make up for hard times
Then sold by the half acre lot overnight
The houses went up and the trees were cut down
And there went the finest deer hunting around
Lord everyone’s locking their doors
‚Cause country ain’t country no more
There’s no turning back
And you just can’t ignore
That country ain’t country no more…“

Zeilen, die viel über unsere heutige dahinrasende Zeit aussagen; da empfinde ich es nur als legitim und angenehm, dass Travis dann auch mal beim Tempo seiner Stücke ein wenig auf die Bremse ‚tritt’…

Sony Music (2002)
Stil: New Country

01. You Can’t Count Me Out Yet
02. Can’t Tell Me Nothin‘
03. Strong Enough To Be Your Man
04. Country Ain’t Country
05. If You’re Gonna Straighten Up (Brother Now’s The Time)
06. Doesn’t Anyone Hurt Anymore
07. You Really Wouldn’t Want Me That Way
08. I Don’t Ever Want Her To Feel That Way Again
09. Time To Get Crazy
10. Now I’ve Seen It All
11. God Must Be A Woman
12. I Can’t Seem To Get Over You

Travis Tritt
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Bärchen Records