Morgen Wallen – I’m The Problem – Do-CD-Review

Morgan Wallen beherrscht, seit der Veröffentlichung seines zweiten Albums „Dangerous“ (mit satten 30 Tracks) , mittlerweile seit gut fünf Jahren die Country-Szene und auch die arrivierte Konkurrenz nach Belieben. Selbst einige üble private Eskapaden, konnten seine Popularität nicht ankratzen, das 2023 nachgeschobene „One Thing At A Time“ (diesmal mit 36 Stücken),  entwickelte sich seitdem ebenfalls zum Dauerbrenner.

Wallen bleibt egal, was er macht, zumindest bei seiner stetig wachsenden Fanbase ‚Everybody’s Darling‘. Er ist dabei, zu einem der aller größten Country-Künstler dieser Zeit zu werden! Diese Ambitionen werden nun durch das Werk „I’m The Problem“ nochmals tatkräftig untermauert.

Und zumindest was die Anzahl der Stücke betrifft, weist es eine erneute Steigerung auf. Jetzt sind es sogar 37 an der Zahl, physikalisch wieder als Doppel-CD und Dreifach-LP zu erwerben.

Das Problem, bei einer zeitnahen Rezension einer Veröffentlichung dieser Dimension, ist die Kürze der Zeit einer Bewertung, da, wie oft schon erlebt, sich Songs erst nach mehrmaligem Hören oder einer gewissen Zeit ‚entwickeln‘. Deshalb wäre es derzeit vermessen, Vergleiche zu den beiden Vorgängern zu ziehen.

Es ist klar, dass bei der ungeheuren Anzahl der Titel sich immer die Frage stellen wird, ob hier mehr auf Quantität oder Qualität gesetzt wird, aus meiner Sicht, überwiegt letztendlich die Qualität, anders ist der kontinuierliche Erfolg wohl kaum durchzuhalten.

Hier daher ein paar spontane Eindrücke: Wie der Album-Titel es schon suggeriert, weiß Morgan schon, sich und seine ‚dunklen‘ Seiten selbst zu reflektieren, auch wenn der Titelsong sich thematisch eher mit einer Beziehung auseinander setzt. In die Richtung interpretierbare Anspielungen findet man u. a. in Liedern wie „Superman„, „Kick Myself“, „Genesis, oder beim finalen Stück als gute Zusammenfassung seines bisherigen Lebens „I’m A Little Bit Crazy„.

Musikalisch würde ich den Opener, „I’m The Problem„, „Superman“, die Kooperation mit Pop-Sternchen Tate McRae auf „What I Want“ und das Duett mit Eric Church auf „Number 3 and Number 7“ als die schillernden Nummern auf dem ansonsten ein wenig im Midtempo dahinplätschernden ersten Silberling (allerdings ohne tatsächlich schwachen Song – ich kenne eh keinen von ihm), charakterisieren.

Der zweite Part weist aus meiner Sicht zumindest nach kurzer Betrachtung deutlich mehr Dynamik auf. Klasse hier die country-rockigeren Sachen wie „Come Back As A Redneck“ (feat. HARDY, mit dezentem Marshall Tucker Band– Flair) und der swampige „Working Man’s Song“ (mit schönen E-Soli), mit leichter Skynyrd– Note.

Das fluffig dahinrauschende „Love Somebody“ (mit herrlichem Flamenco-artigen Akustikgitarren-Solo) entpuppt sich, zumindest aus meiner Sicht, als der eingängigste Ohrwurm der Gesamt-.Scheibe. Sehr atmosphärisch kommt die Piano-getränkte Ballade „Drinking Til It Does“. Den tollen Abschluss bildet das reduziert gehaltene, mit einer Akustikgitarre untermalte Countrystück „I’m A Little Crazy“, das voller Selbstkritik strotzt, aber auch die eigene Schuld wieder ein wenig relativiert („I’m a little crazy but the world’s insane“).

Am Ende meine ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen, wenn ich behaupte, dass „I’m The Problem“ auch wieder durch die Decke gehen wird und Morgan Wallen (zumindest) in den Country-Billboard-Alben-Charts vom Langzeit-Double-Spitzenreiter zum Dauer-Triple-Anwärter avancieren wird.

Ich freue mich schon auf den 28. Mai, wo es mir vergönnt sein wird, diesen schillernden Musiker erstmals im Londoner Roundhouse live erleben zu können.

Big Loud / Republic / Universal (2025)
Stil: New Country

Tracks:
CD1
01. ’m The Problem
02. I Got Better
03. Superman
04. What I Want feat. Tate McRae
05.Just In Case
06. Interlude
07. Falling Apart
08. Skoal, Chevy, and Browning
09. Eyes Are Closed
10. Kick Myself
11. 20 Cigarettes
12. TN
13. Missing
14. Where’d That Girl Go
15. Genesis
16. Revelation
17. Number 3 and Number 7 feat. Eric Church
18. Kiss Her In Front Of You
19. If You Were Mine

CD2
01. Don’t We
02. Come Back As A Redneck feat. HARDY
03. Love Somebody
04. Dark Til Daylight
05. The Dealer feat. ERNEST
06. Leavin’s The Least I Could Do
07. Jack and Jill
08. I Ain’t Comin’ Back feat. Post Malone
09. Nothin’ Left
10. Drinking Til It Does
11. Smile
12- Working Man’s Song
13. Whiskey In Reverse
14. Crazy Eyes
15. LA Night
16. Miami
17. Lies Lies Lies
18. I’m A Little Crazy

Morgan Wallen
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Universal Music Group

Dust & Denim – No Country For Old Men – CD-Review

Wenn ich auf den Titel der neuen Scheibe „No Country For Old Men“ von Dust & Denim schaue, müsste ich, allein rein meines realen Alters wegen, eigentlich sofort abbrechen. Ich hab nämlich bereits 62 Lenze auf dem Buckel und bin deswegen wohl unbestritten schon ein alter Mann!

Nun gut, von rein geistiger und auch von physikalischer Natur her, hat man mir schon des Öfteren attestiert, dass dem nicht so wäre, also wollen wir den Titel dann nicht mal ganz so ernst betrachten, zumal hier sicherlich eher auf eine musikalisch modern umgesetzte Version des Genres angespielt wird.

Die mir bis dato nicht bekannte Band, bestehend aus Nick Scargo (vocals), Amos Summers (guitar & backing vocals), Darron Watkins (guitar), Adrian Connor (bass guitar & backing vocals), Claude Chatel (drums), und Eton Saint John  (keys and violin), behauptet von sich ganz selbstbewusst:

„Born in the southern states all six of us knew country even in the cradle. It is the heart and blood of the South and it’s in the air and everywhere and we inhaled it all our life. Now, still young, with „No Country For Old Men“ we deliver a country album that is rooted in the Southern tradition but with a lyrical freedom seldom seen in the country scene. Eight ass kicking songs that will make you jump and scream!”

Und in der Tat verbreitet das Sextett mit seinem launigen, Southern-umwobenen, meist schunkeligen Country von Beginn an gute Laune. Gleich der Opener „Door To The Kookoo Bin“ („Tür zur Kuckucksuhr“) dürfte mit seinem schönen E-Gitarren-Solo Freunde von Lynyrd Skynyrd aufhorchen lassen.

Der „Strange Woman Blues“ scheint mir eine Track zu sein, der nicht von Nick Scargo gesungen wurde, ein Storytelling-Barroomheuler in Outlaw Country-Tradition. Das folgende tanzbare „I Guess It Is Too Late“ (mit Tipple-Drums, Fiddle- und E-Gitarrenfills) könnte auch aus dem Repertoire eines Vince Gill stammen.

Mit den nächsten vier Tracks folgt dann die Hochphase des Albums. „Stand Up Southern Guy“ verbreitet schlagkräftig den Stolz des Southern Man, „The Bottle“ ist eine echter Ohrwurm im Stile des 90er New Country (Boy Howdy, Little Texas, Restless Heart & Co. lassen grüßen) und folgerichtig demnach die erste Single.

„Life Staring You In The Face“ und „High Up The Ladder“ mit klimpriger Piano-Untermalung und schöne E-Gitarrenparts (Fills, Soli) stehen dann zusammen mit humorvollen Texten wieder für diesen launigen Schunkel-Country, der automatisch die Fußwippe entfacht und zum Gang auf die Tanzfläche animiert.

Das einzige Lied, das dann doch etwas aus dem Rahmen fällt, ist das finale „Golden Fields Of Corn“, das sehr folkig rüberkommt (eine Art ‚Hooters go Country‘) und textlich nochmal das südstaatliche Lebensgefühl (Papa nimmt den Sohnemann mit zum Arbeiten auf das Kornfeld) in den Fokus nimmt.

Insgesamt eine schöne, abwechslungsreiche launige knappe halbe Stunde, für Freunde oben beschriebener Acts, hinzukommen auch noch Künstler wie u. a. David Lee Murphy und die Randy Rogers Band. Und natürlich sowohl für alte als auch junge Männer!

Vorab hineinhören in die durchgehend melodischen Songs kann man unter diesem Link.

Eigenproduktion (2025)
Stil: Country

Tracklist:
01. Door To The Kookoo Bin
02. Strange Woman Blues
03. I Guess It Is Too Late
04. Stand Up Southern Guy
05. The Bottle
06. Life Staring You In The Face
07. High Up The Ladder
08. Golden Fields Of Corn

Alcora
Rock Company Promotion

Chase Matthew – Chase – CD-Review

Wenn man, wie ich, seit über zwanzig Jahren Reviews über New Country-Scheiben verfasst hat, geht das wahrscheinlich, was die Anzahl betrifft, schon  in den vierstelligen Bereich hinein.

Da hat man so gut wie jede Künstlerart, ob weiblich, männlich oder im Verbund als Gruppe und ihre unterschiedlichen Ansätze, sich im Genre zu profilieren, schon mehrfach im CD-Player liegen gehabt.

Viele sind so schnell, wie sie aufgetaucht sind, genau so rapide wieder in der Versenkung verschwunden, manche haben eine zeit lang Erfolg und pendeln sich dann in der Masse ein, ein gewisser Anteil schafft es dauerhaft im oberen Segment der Sparte zu verweilen.

Mit Chase Matthew versucht zur Zeit ein weiterer junger Musiker im Genre längerfristig Akzente zu setzen, die Sterne stehen für ihn jedenfalls momentan recht günstig. Er ist unter der Warner-Major-Flagge unterwegs und veröffentlicht mit „Chase“ sein drittes Album.

Matthew ist einer, der das Basecap dem Cowboyhut vorzieht, vermutlich seinen Rapper-Attitüden. ganz zu Anfang, noch vor seiner eigentlichen Country-Karriere, geschuldet. Seit seinem Major-Debüt ist die Entwicklung mehr als rasant. Mit mehr als 1,4 MILLIARDEN Streams weltweit (mit mehr als 400 MILLIONEN Streams für seinen ersten RIAA PLATINUM-zertifizierten Hit „County Line“) hat Matthew über 1,5 MILLIONEN Follower in den sozialen Medien, wurde von HITS als „One to Watch“ bezeichnet, ist Mitglied der „Class of 2024“ für „Opry NextStage“ und „MusicRow’s Next Big Thing“ und wurde für die People’s Choice Country Awards 2024 nominiert.

Das neue Werk, auf dem der Protagonist an neun Stücken (von insgesamt 13) in kreativer Hinsicht mit diversen Co-Writern (eher Namen, die man bis dato noch nicht so häufig gehört hat) beteiligt ist, wurde zu großen Teilen von Austin Shawn produziert.

Die CD beginnt mit einem stampfenden Country Rocker der Marke Trace Adkins, wobei man wohl zum LKW-Fahrer geboren sein muss, um die Sinnhaftigkeit des Textes („My Baby Drives me crazy when she drives my truck“) nachvollziehen zu können.

Danach geht es dann direkt deutlich ruhiger zu, wobei das Duett mit Lauren Alaina auf „Heart Half Empty“ mit Hit-Avancen aufwartet. Mir gefällt Matthew am besten, wenn er aus dem Tebey– oder Kane Brown-Milieu der Marke „I Don’t Wanna Know“ in die Sphären von Jason Aldean und Brantley Gilbert switcht, zu hören bei weiteren Tracks wie „No Name Roads“, „Fire In Her Eyes“, „You Turn“, „Waiting On You To Call“, „Backroads Of My Mind“ oder das finale „No Way Around It“, die hier am Ende deutlich überwiegen und damit den bleibenden Eindruck hinterlassen.

Chase Matthew hat in den vergangenen Tagen neben einigen Gigs in Großbritannien am Country2Country in Berlin und Rotterdam teilgenommen, bevor er sich im Sommer der Keith Urban-Tour anschließen wird. Das wird seiner Popularität  auch bei uns höchstwahrscheinlich zu Gute kommen, sodass ich mir sicher bin, den Burschen in nicht all zu langer Zukunft mal in unseren Sphären als Headliner auftauchen zu sehen.

Sein drittes Album „Chase“, das viel Persönliches suggeriert und auch liefert, kann man in den beschriebenen Kreisen ohne Gewissensbisse empfehlen, ob es mal in Luke Combs– oder Morgen Wallen-Regionen reichen wird, bleibt abzuwarten. Bahnbrechend Neues kann auch er letztendlich nicht liefern, aber Chase Matthew ist aber auf jeden Fall ein Künstler, der in 2025 ein ‚Wörtchen‘ mitsprechen wird.

Warner Music Nashville (2025)
Stil: New Country

Tracklist:
01. Drives My Truck
02. Missing Me Missing You
03. Heart Half Empty
04. No Name Roads
05. I Don’t Wanna Know
06. Fire In Her Eyes
07. Driving Through My Hometown
08. If I Had Wings
09. You Turn
10. Waiting On You To Call
11. Backroads Of My Mind
12. Sunday Clothes
13. No Way Around It

Chase Matthew
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Lime Tree Music

Drake Milligan – Support: Florian Fox & Fox Band – 25.02.2025 – Gloria, Köln – Konzertbericht

Eine gute Woche nach dem schönen Carly PearceGig führte uns die Reise in Sachen SOUND OF NASHVILLE erneut nach Köln, diesmal zu Drake Milligan mit der schweizerischen Vorgruppe Florian Fox & Fox Band im altehrwürdigen GLORIA mitten in der Innenstadt.

Die Eidgenossen waren uns ja lange Zeit in Sachen Country-Musik mit ihren tollen Festivals (u. a. in Gstaad) weit voraus. Musikalisch sind mir da eher Hard Rock-Acts wie Krokus oder Gotthard bekannt, Florian Fox und seine Begleitband waren eher unbekanntes Terrain. Nicht zuletzt dank der o. a. Reihe ist die Welle der Begeisterung mittlerweile zu uns herübergeschwappt und die involvierten Künstler und Interpreten erfreuen sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit.

So war dann auch für Drake Milligan und seinem Support mit rund 600 Leuten im ausverkauftem Haus der passende Rahmen hergerichtet.

Übrigens eine schöne Story am Rande: Ich kam vor Konzertbeginn mit einem neben mir stehenden Besucher ins Gespräch. Der erzählte mir, dass er aus dem Westerwald angereist sei und vorher noch seine Tochter zum parallel stattfindenden Pitbull-Gig in der ausverkauften Lanxess-Arena abgeliefert hätte. Ich sagte spontan: „Tja, Erziehungsauftrag deutlich verfehlt!“ Er erwiderte schlagfertig: „Ja, aber nur zu 50 Prozent“ und verwies dann stolz auf seinen Sohn, der links neben ihm stand!

Aproppos Support: Florian Fox & Fox Band passten als Einstimmung ganz gut zum Protagonisten des Abends, da die Combo in einem ähnlichen Neo-Country-Traditional-Stil unterwegs ist.

Der engagierte Fronter Florian Fox gab sich alle Mühe, die Audienz schonmal auf Betriebstemperatur zu bringen. Das Quartett hatte seine brandaktuelle EP „True Love‘ mit im Gepäck, aus der dann naturgemäß Stücke (u. a. „Friday Night“, „Toxic Fascination“) vorgestellt wurden.

Hingucker waren dabei der wuchtige Contrabass, bedient von Nicolas Adam, der dann erst gegen Ende zum Elektrobass umschwenkte. Gitarrist Rich Harpur glänzte mit vielen quirligen E-Soli und Leader Florian Fox überraschte noch mit einer doppelhändigen Harp-Solo-Showeinlage (mit jeweils einer Mundharmonika in der linken und rechten Hand im Wechsel).

So erhielt das schweizerische Ensemble in einer kurzweiligen halben Stunde auch seinen verdienten durchgehenden Applaus.

Line-up Florian Fox & Fox Band:
Florian Fox (lead vocals, acoustic guitar, harp)
Rich Harpur (electric guitar, vocals)
Nicolas Adam (bass, vocals)
Kaspar Hafner (drums)

Nach ca. einer halben Stunde Umbaupause ging es dann mit dem Hauptact Drake Milligan und seinen Begleitmusikern weiter. Der Sonnyboy, gebürtig aus aus Arlington, Texas stammend, schien den Wind des letztjährigen Country2Country-Festivals in eigener Sache mitgenommen zu haben, das Besucherinteresse bei seinem ersten Headliner-Auftritt spricht da schon Bände.

In mein Leben ist er erst mit seiner Kurz-EP „Jukebox Songs“ eingetreten. Der junge Bursche ließ von Anfang an, keine Zweifel an seinen Entertainer-Fähigkeiten aufkommen und gab direkt mit dem Carl-Perkins-Cover klar zu erkennen, warum er für diverse Elvis-Verkörperungen und bei einigen Kontests zur ersten Wahl zählte.

Er nahm mit seiner kommunikativen Art die Leute sofort mit und hielt die Stimmung eigentlich auch von vorne bis zur Endphase, die angesichts von insgesamt 26 performten Tracks dann auch ohne Zugabe auskam. Für mich als nicht geborener Neo-Traditionalist waren deswegen auch ein paar, am Ende aber verschmerzbare Längen (zum Beispiel was das integrierte Medley anging) damit verbunden.

Als weiterer Blickfang und Aktivposten neben dem stark aufspielenden Gitarristen Ryan DeMers (der ähnelte mit seinem dunklen Schnäuzer und der wehenden Haarpracht zumindest äußerlich dem jungen Carlos Santana), entpuppte sich die blondmähnige Kelly Hagan mit diversen gekonnten Fiddle-Einlagen.

Zu meinen klaren Favoriten zählten von daher auch eher die locker ins Ohr fließenden, melodischen Schunkler wie „Over Drinkin‘ Under Thinkin'“, „Jukebox Songs and Barstool Beers“, der Ohrwurm des aktuellen Werkes „What I Couldn’t Forget“, „Cowboy Kind of Way“ (mit schönem atmosphärischen Chis Isaak-Flair) und das fluffige „Kiss Goodbye All Night“.

Zum Abschluss verabschiedete sich Drake samt seiner Musiker mit dem launig country-rockenden „Sounds Like Something I’d Do“ und ging nochmals händeschüttelnd durch die Besucher-Frontreihe.  Von diesem talentierten Burschen wird, da war ich mir am Ende sicher, in Zukunft noch einiges kommen.

Line-up Drake Milligan:
Drake Milligan (lead vocals, acoustic guitar)
Kelly Hagan Fiddle
Ryan DeMers (electric guitar, vocals)
Adam Story (keys)
Kramer Sell (drums, vocals)
Clay Sell (bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Semmel Concerts Entertainment GmbH
Gloria, Köln

Carly Pearce – Support: Wade Bowen – 17.02.2025, Kantine, Köln – Konzertbericht

Schöner Montag-Abend in der gutbesuchten Kölner Kantine. Die angesagte Nashville-Künstlerin Carly Pearce hatte den vornehmlich in Texas bekannten und sehr beliebten Red Dirt Singer-/Songwriter Wade Bowen als Support mit auf ihrer Europa-Tournee und dieser allein hätte ja eigentlich schon Hauptactambitionen gehabt.

Bowen, den wir ja vor Jahren bereits mal live im kleinen Blue Shell in der Domstadt erlebt hatten und mit dem wir damals auch ein Interview gemacht haben, betrat pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne und hatte um sich noch den Bassisten Caleb Jones sowie den filigranen Gitarristen Nick Gardner, der ihn 2022 auch schon begleitet hatte, versammelt.

Wade hatte im letzten Jahr wieder mit „Flyin‘“ ein starkes Album am Start, das aber überraschender Weise völlig außen vor gelassen wurde. Der Protagonist ließ dann zu den wunderbar klar klirrenden Akustikgitarren seine zum Dahinschmelzen raspelige Wohlfühlstimme bei Stücken wie u. a. „When Love Comes Around“ (Opener), „Til It Does“, „Sun Shines On A Dreamer“ auf die Audienz wirken. Die hatte dann spätestens nach dem autobiografischen „A Guitar, A Singer And A Song“ erkannt, was da für ein Musik-Juwel auf der Bühne performte und die bis dato glänzende Vorstellung mit punktgenau aufbrausendem Applaus honorierte.

Bowen, sichtlich gerührt, erwähnte noch, dass er Carly Pearce quasi beim Songwriting als Seelenverwandte schätze, da sie, wie auch er, ein Faible für eher traurige Songs besitze. Er legte dann noch seinen Billboard-Top-40-Hit „Saturday Night“ sowie das launige „Fell In Love On Whiskey“ zum Abschluss nach, wo auch Gardner und Jones noch mal so richtig ihre instrumentelle Klasse aufblitzen ließen. 40 Minuten akustischer Texas Red Dirt auf höchsten Niveau vergingen wie im Fluge. Bestnote für das ‚Wade Bowen-Trio‘!

Line-up Wade Bowen:
Wade Bowen (lead vocals, acoustic guitar)
Nick Gardner (acoustic guitar)
Caleb Jones (bass, vocals)

Die Mitglieder der an diesem Abend involvierten Roadcrew schienen in der Vergangenheit allesamt auch schonmal in bürgerlichen Berufen gearbeitet zu haben. Ich deute Ihre schnelle und gute Arbeit jedenfalls als Empathiebeweis gegenüber Menschen wie mir, die am nächsten Tag in der Woche wieder früh aufstehen müssen.

Die Bühne war für Carly Pearce nämlich innerhalb von rekordverdächtigen 15 Minuten hergerichtet und so konnte das Mädel, ursprünglich aus Kentucky stammend, samt ihren Begleitjungens mit „Rock Paper Scissors“ gegen 21:00 Uhr sofort eine flott-rockige Nummer aufs Parkett legen.

Das folgende „Next Girl“ stand dann direkt als Blaupause für die enorme Chartkompatibilität ihrer, in der Regel selbst kreierten Tracks. Neben ihrem hübschen Aussehen (lediglich in Sachen Outfit ist vielleicht noch etwas Luft nach oben) und ihrer äußerst sympathischen Art, stand natürlich auch ihre ausdrucksstarke Stimme, als weiterer Baustein ihres Erfolges im Vordergrund, besonders beeindruckend im emotional besungen „I Don’t Fight Anymore“ dargeboten.

Apropos Begleitjungens: Die allesamt pfiffigen Burschen alias Daniel Johnson (drums) und Phil Noel (bass) als Rhythmussektion sowie der überragende Multiinstrumentalist Jon Aanstead (keyboards, acoustic guitar, fiddle, electric guitar, vocals) und der versierte Gitarrist Nick Huddleston (der bespielte gefühlt so ungefähr jedes derzeitig am Markt verfügbare Saiten-Modell im Laufe des Gesamtsets) trugen ebenfalls zum Gesamterfolg dieses schönen Abends bei.
Klasse zum Beispiel beim launigen Schunkler „Still Blue“.

Eine tolle Geste von Carly in Richtung von Wade Bowen spielte sich danach beim herrlich zelebrierten „Louisiana Woman, Mississippi Man“ ab, als sie den Texaner zu einem tollen klassischen Country-Duett nochmals auf die Bühne zitierte. Aus meiner Sicht einer der Höhepunkte der Show!

Die immer wieder in ihren Tracks zur Schau gestellte Wut bezüglich ihrer gescheiterten Ehe mit Hallodri Michael Ray wurde dann in den Ansagen (der Stachel scheint trotz der mittlerweile vergangenen Jahre immer doch noch irgendwie zu sitzen) zu Liedern wie „Should Have Known Better“ und „29“ auch live, quasi als Lebenshilfe-Ratgeber für die vielen jungen anwesenden Damen im Publikum, nochmals thematisiert.

Und so verlief die Zeitspanne mit Liedern wie u.a. „Things I Don’t Chase“ „Woman To Woman“ bis zum finalen Track des Hauptteils „I Hope You Are Happy Now“ sehr kurzweilig.

Als Zugaben servierten dann Pearce & Co. noch „Oklahoma“ (akustisch gehalten) und „What He Didn’t Do“. Insgesamt wieder Mal eine tolle Werbung im Rahmen der Sound Of Nashville-Reihe, die inklusive des angenehmen Kölner Publikums am Ende alle als Gewinner zurückließ.

Und wenn selbst der eigentlich nicht so New Country-affine, fotografierende Kollege Mangold (der war in diesem Fall übrigens sehr über die vorbildlichen Arbeits-Bedingungen begeistert) dies als das beste Countrykonzert, das er bis dato gesehen hat, bezeichnet, dürfte wirklich alles gesagt sein!

Line-up Carly Pearce:
Carly Pearce (lead vocals, acoustic guitar, mandolin, electric guitar)
Jon Aanstead (keyboards, acoustic guitar, fiddle, electric guitar, vocals)
Daniel Weston Johnson (drums)
Phil Noel (bass, vocals)
Nick Huddleston (electric guitar, acoustic guitar, mandolin, dobro, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Carly Pearce
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Wade Bowen
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Oktober Promotion
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Kantine, Köln

Max McNown – Night Diving – CD-Review

Wenn man über zwanzig Jahre Tischtennis auf recht hochklassigem Niveau gespielt hat, ist einem die außergewöhnliche Gabe, Dinge zu antizipieren, vermutlich mit in die Wiege gelegt worden. Besonders in dieser Sportart muss man Situationen in Millisekunden vorhersehen und gleichzeitig schon die effektive Reaktion darauf. geistig und auch physisch erfolgsbringend umsetzen.

Ob sich das auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen lässt, steht dann zwar erst mal auf einem anderen Blatt Papier, aber auch im beruflichen Bereich als Verkäufer im Messewerbebereich hat diese Gabe bewiesener Maßen oft zu unverhofft ertragsreichen und renommierten Deals geführt.

In Sachen Musik erwies sich dieses Gespür u. a. beim Debütalbum von Künstlern wie Keith Urban oder dem Erstling von Taylor Swift als wegweisend, wo diese hierzulande so gut wie niemand auf dem Schirm hatte und ich Ihnen schon damals eine große Karriere vorausgesagt hatte.

Auch im jetzigen Fall von Max McNown (in unseren Sphären wohl auch bis dato eher ‚unknown‘) lehne ich mich wieder aus dem Fenster, der in wenigen Tagen sein Zweitwerk „Night Diving“ auf den Markt bringen wird. Ein Schelm, wer hier nicht schon nach den ersten Songs spontan das Potential in ihm erkennt, eine Art ‚Nashville-Ed Sheeran‘ aufzubauen und damit vielleicht Morgan Wallens Dauerregentschaft mal wieder die Stirn zu bieten.

In den Staaten geht der 23-jährige in den sozialen Medien, in den Billboard-Charts und auch bei Gigs (u. a. mit Wynonna, Grand Ole Opry) bereits durch die Decke. Der Bursche hat ein außergewöhnliches Songwriting-Talent (sehr einprägsame Lieder, wunderbar klar instrumentiert zwischen Country, Indie, Heartland und folkigem Pop) und die vokale Gabe, überaus variabel, in allen Tempi und Stimmungen. immense Wirkung zu erzeugen.

In einem sich durchgehend auf massenkompatiblem. hohen Niveau befindlichen Werk, ohne dabei tatsächlich anbiedernd zu erscheinen, dürften aus meiner Sicht das flockige „Better Me For You (Brown Eyes)„, die wunderbare Kooperation mit Hailey Whitters auf „Roses and Wolves“ (da weiß man direkt schon nach 30 Sekunden, dass das ein typischer Duettsong wird – und schon wieder funktionierte die Antizipation…!), sowie der Good Feeling-Track mit dem prominenten Titel „Marley“ (schöne Quintessenz hier: Leg ’ne Marley-Scheibe auf den Plattenteller, schieb deine Sorgen beiseite und hab ’ne gute Zeit), das meiste Aufsehen erregen.

Und, dass Max McNown auch ein klein wenig Southern Rock im Blut hat, beweist das mit plusternder Harp und ABB-/Bettsscher-E-Gitarre verzierte „Won’t Let Go“. Die Umrandung mit dem eröffnenden Titeltrack „Night Diving“ und dem finalen „Freezing In November“ ist von beeindruckender Melancholie geprägt, gerade letztgenanntes Lied mit seiner, von fröstelnder Einsamkeit geprägten Stimmung, löste bei mir allein im Auto in den nasskalten düsteren Morgenstunden auf dem Weg zur Arbeit tatsächlich Gänsehautmomente aus, ein toller Track zum Abschluss!

Lediglich vom Cover, ohne den Name des Interpreten und dem Album-Titel, sondern nur mit dem schlichten Abbild des Protagonisten, bin ich persönlich nicht ganz so begeistert. Aber auch hier steckt sicherlich eine ein klare Botschaft dahinter: Liebe Leute, merkt euch dieses Gesicht! Bei uns in Deutschland ist Max McNown zum ersten Mal am 7. März beim C2C Festival in Berlin zu sehen!

Fugitive Recordings (2025)
Stil: New Country

Tracks:
01. Night Diving
02. Better Me For You (Brown Eyes)
03. Love I Couldn’t Mend
04. Azalea Place
05. It’s Not Your Fault
06. Hotel Bible
07. Won’t Let Me Go
08. Roses and Wolves (feat. Hailey Whitters)
09. Marley
10. Freezing in November

Max McNown
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Midland – Barely Blue – Deluxe Version – CD-Review

Seit Midland, alias Sänger und Gitarrist Mark Wystrach, Bassist und Sänger Cameron Duddy sowie Leadgitarrist und Sänger Jess Carson mit ihrem Superhit „Drinkin‘ Problem“ (wie heißt es so schön im Volksmund: „Ich habe kein Problem mit Alkohol, sondern ohne Alkohol…!“) im Jahr 2017 durch die Decke gegangen sind, ist das Trio aus den höheren Gefilden des Country-/New Country in Nashville nicht mehr wegzudenken.

Die drei Musiker, die sich eher zufällig auf der Hochzeit eines gemeinsamen Freundes kennengelernt hatten, sind seither mit jeder neuen Veröffentlichung immer mehr gereift und bieten so gut wie immer Qualitätsware an.  Für ihr neues Werk „Barely Blue“ (hier mit zwei zusätzlichen Songs in der Deluxe-Version), das thematisch eine Reise durch die Einsamkeit, der Männlichkeit und die Kraft der Widerstandsfähigkeit in Zeiten von Herzschmerz behandelt, konnten sie zum ersten Mal Dave Cobb als Produzenten gewinnen.

„Dave Cobb war ein Produzent, mit dem wir schon lange zusammenarbeiten wollten, seit wir Metamodern Sounds in Country Music von Sturgill Simpson gehört hatten“, merkt Mark Wystrach an. „Daves vielseitiger musikalischer Hintergrund und seine Herangehensweise, das Aufnehmen als Erlebnis zu betrachten, machten ihn zur perfekten Wahl für uns. Bei „Barely Blue“ haben wir wirklich das Gefühl, dass Dave uns geholfen hat, genau den Sound zu finden, den wir schon lange gesucht hatten.“

Cobb stellte bei vielen  Stücken immer einzelne Instrumente ein wenig in den Vordergrund, beim Opener „Lucky Sometimes“ zum Beispiel ist es eine nölende Harp, beim Titelstück tritt eine fiepende E-Gitarre mit Steelergänzungen in den Vordergrund, „Better Than A Memory“ wird von einer knisternden Akustikgitarre mit Flamenco-Touch geführt,  „Old Fashioned Feeling “ und „Halfway To Heaven“ enthalten ein wenig Duane Allman-Gedächtnis-Slide.

Eine CD, auf der sich nur zehn Stücke befinden, wovon dann auch noch zwei („Vegas“ und „Lone Star State Of Mind“) in verschiedenen Versionen als die beiden Bonustracks serviert werden, als Deluxe-Ausgabe zu benennen, halte ich, gelinde gesagt, für recht kühn, aber an Selbstbewusstsein hat es den Burschen ja noch nie gemangelt. 

„Lone Star State Of Mind“, das für mich stärkste Stock des Werkes, erhält in der Bonusversion durch die hölzernen kauzigen Zusatzvocals von Paul Cauthen tatsächlich nochmal eine besondere Note.

So bekommt man auf „Barely Blue“ quasi acht neue melodische, Melancholie-umwobene Ohrenschmeichler, die aus meiner Sicht genau das Midland-Flair ausstrahlen, wofür sie ihre Fans lieben. Die große bahnbrechende Veränderung sehe ich hier trotz Dave Cobb eigentlich nicht.

Big Machine Records (2024)
Stil: Country

Tracks:
01. Lucky Sometimes
02. Barely Blue
03. Better Than A Memory
04. Old Fashioned Feeling
05. Vegas
06. Baby It’s You
07. Halfway To Heaven
08. Lone Star State Of Mind
09. Vegas (feat. Kaitlin Butts)
10. Lone Star State Of Mind (feat. Paul Cauthen)

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Dylan Schneider – Puzzled – CD-Review

Debüt des mit viel Vorschusslorbeeren (Breakthrough Artist to Watch“ – Amazon Music und „Next Rising Star“ –  Billboard) bedachten Singer/Songwriters Dylan Schneider.

Touren als Support von Florida Georgia Line, Morgan Wallen und Kane Brown, als auch seine TikTok-Viral-Hits „Ain’t Missin‘ You“, „Bad Decisions“ sowie das autobiografische „Daddy Drinks Whiskey“ im Vorfeld dürften ebenfalls den Fokus auf ihn verstärkt haben.

Jetzt präsentiert er auf seinem Erstwerk „Puzzled“ satte 16 Songs, alle von ihm mitgeschrieben mit diversen Co-Writern wie u. a. Rodney Clawson, Brett Tyler, Gabe Foust, Zach Abend und Lalo Guzman. Die drei Letztgenannten waren auch produktionstechnisch involviert. Der starke Titelsong „Puzzled“ zum Abschluss geht ganz allein auf Dylans Kappe.

Die Produktion und Instrumentierung entspricht natürlich allen modernen Nashville-Standards, um in den relevanten Charts oben mitzumischen. Schneiders angenehme, mit einem Hauch von Raspel gekennzeichnete Stimme weist zudem gewisse Ähnlichkeiten zu Morgan Wallen auf, was sicherlich nicht minder zuträglich sein dürfte.

Die Songs gehen allesamt gut und leicht, oft mehr poppig ins Ohr, am Ende hätte man sich vielleicht etwas mehr Ecken und Kanten, bzw. eine etwas rockigere und countryesker geprägte Ausrichtung gewünscht.

Ein wenig hat man das Gefühl, dass Dylan auf den Morgan Wallen-Erfolgszug aufspringen soll, im Prinzip werden hier viele ähnliche Melodien und Refrains wie die des Dauer-Chart-Toppers aus dem Ärmel geschüttelt (man höre sich z. B. „Gone Is What I Get “ mal an), aber dazu muss man auch erstmal fähig sein.

Humor hat der Bursche auch, wenn man ihn beispielsweise „Girl, we are good at making bad decisions“ singen hört.

So sind Anhänger von Acts wie Thomas Rhett, Jimmie Allen, Kane Brown, Sam Hunt oder Tebey hier zunächst mehr die Zielgruppe, ich persönlich hätte mir, trotz vieler guter Ansätze, die durchaus vorhanden sind, das Pendel etwas mehr in Richtung  Brantley Gilbert oder Jason Aldean ausschlagend gewünscht. Aber der junge Bursche ist zweifellos sehr talentiert und somit auch sicher noch entwicklungsfähig.

„Mein Debütalbum ist das Ergebnis meiner bisherigen Arbeit und Erfahrungen. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich erscheint! Die Songs spiegeln wider, wer ich bin, woher ich komme und wohin ich will. Ich freue mich schon auf die Reaktionen des Publikums, wenn wir damit auf Tour gehen,“ so Schneiders Fazit zu seinem Gesamtwerk, das ab heute, dem  27. September, käuflich zu erwerben sein wird.

Richtig gut hat mir die Covergestaltung mit dem Puzzlebild des Protagonisten passend zum Titel des Albums gefallen. Somit ist „Puzzled“ von Dylan Schneider als ein erstes Puzzle-Stück auf dem Weg in eine vielversprechende Karriere zu sehen. Man darf gespannt sein, ob hier tatsächlich ‚The next big thing‘ aus den Startlöchern hervorkommt.

BBR Music Group/BMG Nashville (2024)
Stil: New Country

Tracks:
01. Carhartt
02. Country Right
03. Without June
04. Bad Decisions
05. Here Comes The Sun
06. Bad At Breaking Up
07. Ain’t Missin’ You
08. Truck I Grew Up In
09. Buy That Girl A Beer
10. Ruin This Town
11. Put The Whiskey Away
12. Gone Is What I Get
13. Momma’s House
14. Better Than You Left Me
15. Daddy Drinks Whiskey
16. Puzzled

Dylan Schneider
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Lime Tree Music

Old Dominion – Odies But Goodies – Doppel-CD-Review

Nach ihrem in 2023 erschienenen Studio-Album „Memory Lane“ (erreichte Platz 13 in den Billboard-Country-Charts), gönnt sich die Multi-Award-nominierte und -gekrönte Band Old Dominion dieses Jahr eine Überbrückungsphase bis zum nächsten Kreativwerk und veröffentlicht im Rahmen ihres zehn-jährigen Bestehens mit „Odies But Goodies“ eine Art „Best Of-Doppel-CD“, vollgepackt mit insgesamt 31 Songs.

In solchen Fällen stellt sich immer automatisch die Frage, für wen sich solche Tonträger lohnen. Da gibt es natürlich die ‚Die Hard‘-Fans, die eh alles von einer Band, in die sie vernarrt sind, haben müssen. Für Leute wie mich, die eigentlich fast nur noch Musik konsumieren, um den nächsten Review zu schreiben, eine schöne Gelegenheit, sich mit der Band wieder zu befassen.

Andere freuen sich vielleicht darüber, die Songs mal in einer anderen Reihenfolge hören zu können. Gegebenenfalls kann man die Zusammenstellung mit seiner eigenen Vorstellung der besten Old Dominion-Tracks vergleichen und darüber sinnieren, welche man selbst auf so eine Doppel-Scheibe gepackt hätte.

Und dann gibt es natürlich auch die Gruppe der Neueinsteiger, die sich nicht alle Werke der Gruppe zulegen möchten und denen eine komprimierte Werkschau zum überschaubaren Kus erst mal reicht.

Der eigentliche Mehrwert ist aber, dass es mit „Coming Home“ ein neues typisches flockiges OD-Lied (mit Heartland-Flair) als Opener gibt, das aktuell auch als Single verbreitet wird. Dazu gibt mit „Lookin’ For Love“ eine herrlich luftige Studio-Version des Johnny Lee-Songs, den Old Dominion im Jahr 2020 im Rahmen der CMA-Awards live zu Ehren des Films „Urban Cowboy“ präsentiert hatten, der besonders Eagles-Fans begeistern dürfte.

“We love that the people who love our music love all of it,” Obviously we love the songs on the radio, but some of the deeper dive stuff, that Johnny Lee song we got to perform to honor him, Mickey Gilley and Urban Cowboy, all those things are as much a part of who we are as the hits. So when you listen to „Odies But Goodies“, I think you get a very good sense of who we are as a band, but also as individuals—and even a sense of the people who show up for this music”, so Bandleader Matthew Ramsey zur Intention zum Track und Album.

Die beiden CDs lassen sich aus meiner Sicht auch ein wenig thematisch einordnen, Während es auf Silberling 1 mehr um überwiegend launig gehaltene Beziehungs-Songs (mit viel integrierter Selbstironie) geht, verbreiten die Nummern auf Silberling 2 mehr Urlaub-Sonne-Sand-Meer–Good Time-Feeling. Da bekommt man selbst morgens auf dem Weg zur Arbeit im Auto schon gute Laune.

Am Ende liegt die Entscheidung natürlich beim Konsumenten, ob man für „Odies But Goodies“ in die Tasche greifen möchte oder nicht. Aus unserer Sicht lohnt es in jedem Fall, sich mit Old Dominion, die uns auch schon mal  live in der Kölner Live Music Hall in 2019 sehr überzeugt hatten (das sind nicht nur gute Songschreiber, sondern auch sehr versierte Musiker!), zu befassen. Lockerer, leicht ins Ohr fließender, aber auch sehr stilvoller New Country mit Gute-Laune-Garantie-Faktor!

RCA Records Nashville/Sony Music (2024)
Stil: New Country

Tracks:
Disc 1:
01. Coming Home
02. Lookin’ For Love
03. Song For Another Time
04. Beer Can In A Truck Bed
05. Make It Sweet
06. My Heart Is A Bar
07. All I Know About Girls
08. Wrong Turns
09. Snapback
10. Stars In The City (feat. Little Big Town)
11. Break Up With Him
12. I Should Have Married You
13 Written In The Sand
14 Hear You Now
15 How Good Is That
16. Some People Do

Disc 2:
01. Hotel Key
02. I Was On A Boat That Day
03. Not Everything’s About You
04. Some Horses
05. No Such Thing As A Broken Heart
06. Memory Lane
07. One Man Band
08. Nowhere Fast
09. Shut Me Up
10. Hawaii
11. Lonely Side Of Town (feat. Gladys Knight)
12. Can’t Break Up Now (with Megan Moroney)
13. Never Be Sorry
14. No Hard Feelings
15. Still Writing Songs About You

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49 Winchester – Leavin‘ This Holler – CD-Review

Das große musikalische Potential von 49 Winchester hatte Stephan Skolarski ja bereits in seinem Review zum hochgelobten Vorgängerwerk “Fortune Favors The Bold” erkannt. Der Longplayer erbrachte ihnen sogar  eine Nominierung in der Kategorie „Best Duo or Group“ bei den Americana Music Awards des letzten Jahres ein. In der Zwischenzeit hatten auch der Kollege Mangold und meine Wenigkeit das Vergnügen, sich davon bei ihrem bärenstarken Gig am 21.05.24 in der Kölner Kantine zu überzeugen.

Dort hatten sie bereits einige der Tracks („Yearnin’ For You“, „Leavin’ This Holler“, „Make It Count“, „Tulsa“, „Hillbilly Happy“ als Zugabe) ihres jetzt, am 02.08.2024 erscheinenden neuen, von Stewart Myers produzierten Nachfolgewerks „Leavin‘ This Holler“ mit ‚breiter Brust‘ vorgestellt.

Mein Herz haben sie dann auch schon direkt mit dem herrlichen, Mandolinen-unterlegten, fluffig ins Ohr gehenden Opener „Favor“ gewonnen, der sich auch direkt als einer der ganz großen Favoriten des Werks entpuppt. Die auf dem Fuße folgende, erfrischende Uptemponummer „Hillbilly Happy“ mit Charlie Daniels-typischem Refrain, wird jeden Southern Rock-Liebhaber glücklich machen. Das countrylastige, schwungvolle   „Yearnin’ For You“ beweist, dass sich 49 Winchester in Sachen Songwriting längst auf Augenhöhe mit den Platzhirschen der Szene wie Luke Combs, Eric Church oder Morgan Wallen befinden.

Ein Schelm ist, wer da denkt, dass mit „Make It Count“ ein Nachfolger für Tracks wie „Sweet Home Alabama“ oder „All Summer Long“ kreiert werden sollte. Überhaupt findet sich bei einigen der nachfolgenden Lieder immer wieder diese rotzige Kid Rock-Attitüde von Fronter und Gitarrist Isaac Gibson wieder.

Ein unbedingt zu erwähnendes Highlight in diesem grandiosen Gesamtwerk ist natürlich auch noch der emotional packende, aus Americana-, Country- und Southern Rock-Versatzstücken zusammengestellte Titelsong „Leavin’ This Holler“, der mit sensationellen Harmoniegesängen von Maggie Antone verziert wurde, und einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Ähnliches Esprit verströmen weitere Nummern wie „Fast Asleep“ oder das finale „Anchor“. „Tulsa“ und „Travelling Band“ demonstrieren dann nochmals nachhaltig die Massenkompatibilität des Sextetts aus Virginia.

„It takes not much to make a hillbilly happy“ singt Fronter Isaac Gibson in seiner typischen Art, der Rezensent erfreut sich an dieser brillanten Mischung aus melodischem New Country, emotionalem Americana und zünftigem Southern Rock, die absolut den Nerv der Zeit trifft. 49 Winchester etablieren sich somit in Szene und empfehlen sich ganz stark für die anstehenden SoS-Titel des Jahres 2024.

New West Records (2024)
Stil: Southern Rock, New Country

Tracks:
01. Favor
02. Hillbilly Happy
03. Yearnin’ For You
04. Make It Count
05. Leavin’ This Holler
06. Fast Asleep
07. Tulsa
08. Rest Of My Days
09. Traveling Band
10. Anchor

49 Winchester
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