Josh Turner – Country State Of Mine – CD-Review

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Review: Michael Segets

MCA Nashville bewies ein glückliches Händchen damit, Josh Turner unter Vertrag zu nehmen. Seit 2003 sind seine Alben und Singles regelmäßig in den amerikanischen Charts vertreten und belegen dabei häufig Spitzenpositionen und dies nicht nur in den Country-Listen. Über acht Millionen Verkäufe und zweieinhalb Billionen Streams sprechen für sich.

Nachdem er sich auf seinem letzten Longplayer „I Serve A Savior“ (2018) dem Gospel zuwandte, kehrt Turner nun zu seiner Domäne dem Country zurück. Dabei nimmt er sich einige Klassiker vor und holt sich zudem prominente Unterstützung. Bei der Playlist trifft Turner eine persönliche Auswahl und greift nicht auf die ganz großen Hits des Genres zurück.

Zwei Tracks stammen im Original aus den 1950ern: „The Caretaker“ von Johnny Cash sowie „Alone And Forsaken“ von Hank Williams. Bei dem letztgenannten, sehr stimmungsvollen Track ist Allison Moorer im Background zu hören. 1973 schrieb Kris Kristofferson „Why Me“. Den Walzer singt Turner im Duett mit dem Altmeister. Die anderen Stücke entstanden in den achtziger und neunziger Jahren.

Für die Neueinspielung von „I’ve Got It Made“ und „Forever And Ever, Amen“ gewann Turner mit John Anderson beziehungsweise Randy Travis die Musiker, die Songs zuerst aufnahmen. Titel von Waylon Jennings („Good Ol’ Boys”), Alan Jackson („Midnight in Montgomery”) und Bruce Robison/George Strait („Desperately”) covert Turner ebenfalls, womit sich die Riege der auf dem Werk berücksichtigten Countrygrößen nochmal steigert. Damen sind etwas insgesamt unterrepräsentiert. Das Trio Runaway June hat allerdings einen großartigen Auftritt bei „You Don’t Seem To Miss Me“.

Der Beitrag zählt wie das flotte „I Can Tell By The Way You Dance” zu meinen Favoriten. Der Song von Vern Gosdin wurde von Turner ebenso wie „I’m No Stranger To The Rain“ und „Country State Of Mine” öfter live gespielt. Mit dem Titeltrack verbindet Turner ein besonderes Bühnenerlebnis in Georgia, das er zusammen mit Chris Janson hatte. Deshalb holte er für die Albumaufnahme des Stücks von Hank Williams auch Janson hinzu.

Die radiotauglichen Songs bewegen sich überwiegend in einem mittleren Tempobereich. Mit seiner angenehmen Stimme, die wie für Country-Nummern gemacht scheint, performt Turner sie souverän. Dabei verzichtet er auf große Innovationen, sondern verneigt sich vor seinen Inspirationsquellen, indem er die Traditionen des Genres in leicht modernisierter Form wieder aufleben lässt.

Das Who-Is-Who der Country-Szene gibt sich auf „Country State Of Mine“ unter der Federführung von Josh Turner die Ehre. Dieser Umstand sowie die perfekt auf den Mainstream in Nashville abgestimmte Produktion werden Turners Erfolgsgeschichte fortschreiben. Der Sound ist voll und klar von Kenny Greenberg produziert. Das Begleitheft lässt mit den Texten und einigen Fotos, die Turner zusammen mit den Gesangspartnern oder Songwritern zeigen, keine Wünsche offen.

MCA Nashville (2020)
Stil: New Traditional Country

Tracks:
01. I’m No Stranger To The Rain
02. I’ve Got It Made (fest. John Anderson)
03. Why Me (feat. Kris Kristofferson)
04. Country State Of Mine (feat. Chris Janson)
05. I Can Tell By The Way You Dance
06. Alone And Forsaken (feat. Allison Moorer)
07. Forever And Ever, Amen (With Special Guest Randy Travis)
08. Midnight in Montgomery
09. Good Ol’ Boys (Theme From The Dukes Of Hazzard)
10. You Don’t Seem To Miss Me (feat. Runaway June)
11. Desperately (feat. Maddie & Tae)
12. The Caretaker

Josh Turner
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MCA Nashville
Universal Music

The Cadillac Three – Country Fuzz – CD-Review

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Eine Band, die seit Beginn dieses Magazins ganz sicher unser Herz gewonnen hat, ist The Cadillac Three. Wir hatte das Vergnügen die drei Burschen Jaren Johnston, Kelby Ray und Neil Mason bei diversen Konzerten und Interviews auch persönlich kennen zu lernen.

Obwohl Johnston (sogar mit Kind), Ray und mittlerweile auch Mason, alle fest unter der Haube sind, haben sie ihre jugendlichen Flausen im Kopf behalten und machen unbekümmert das, was, sie vermutlich am liebsten tun und wie es auch bei den Titeln ihrer Songs immer wieder suggeriert wird: Musik machen, Alkohol trinken und von frühster Jugend an, ihrem kleinen Kollektiv eine Menge Spaß haben.

Und das scheint besonders bei Jaren Johnston die Kreativität zu fördern, er zählt für mich zu einem der besten Refrain-Schreiber, die die Country-/Southern Rock-Szene rund um Nashville zu bieten hat.

Und so gibt es auf ihrem brandneuen Werk „Country Fuzz“ wieder einen mit 16 Stücken randvoll bepackten Silberling, bei der sich das Trio in seinem Stil gewohnt treu bleibt. Launige Songs, die vor allem wegen dem hohen Wiedererkennungswert der Refrains, bestens für ihre Live-Konzerten prädestiniert sein werden.

Gut die Hälfte der Stücke wie „Hard Out Here For A Country Boy“ (mit Gastpräsenzen von Chris Janson und Travis Tritt), „“Slow Rollin‘„, „All The Makin’s Of A Saturday Night„, „Crackin‘ Cold Ones With The Boys“ (produziert von Dann Huff),  „Back Home„, „Dirt Road Nights„, „Heat“ und „Long After Last Call“ sind bereits als Videos oder Lyric Videos vorab verfügbar gemacht worden und geben einen guten Eindruck über das Gesamtflair des Albums.

Mit dem zünftigen Opener „Bar Round Here“ aus der Feder Jon Johnston, Mason und Lori McKenna, dürften sie sofort die Sympathien der Southern Rock-Gemeinde gewonnen haben. Ein flott abgehender rhythmischer Rock-Schunkler, mit herrlich typischem Slide-Spiel. Auch im weiteren Verlauf gibt es hier einiges an Szene-typischen Zutaten auf die Ohren.

Vieles läuft nach bewährtem Rezept, viel Sprechgesang in den Strophen, launige, sich schnell in den Sinn bohrende Strophen. Schöne, slidende Soli, ab und zu geht es wie bei „The Jam“, „All The Makin’s Of A Saturday Night“ und „Jack Daniels‘ Heart“ (klasse Groove, wüstes Slide-Finish, mein Favorit des Werks) auch mal richtig funkig zu, das Stadion-taugliche „Heat“ stünde selbst Nickelback gut zu Gesicht.

Aber auch das Gespür für Ohrwürmer ist den Jungs nicht abhanden gekommen, beste Beispiele sind tolle Tracks wie“Labels“, „Back Home“, „Dirt Road Nights“ und das abschließende „Long After Last Call“.

Das vierte Werk „Country Fuzz“ von The Cadillac Three steht für ihren unnachahmlichen authentischen Stil aus Country- und Southern Rock, diesmal teilweise sogar etwas funky. Der Fun-Faktor hatte wieder einmal spürbar oberste Priorität. Man darf sich von daher schon auf die Performance der neuen Stücke bei ihren kommenden Konzerten freuen. So let’s get ready for fuzz!

Big Machine Records (2020)
Stil: Country Rock

01. Bar Round Here
02. The Jam
03. Hard Out Here For A Country Boy
04. Slow Rollin‘
05. All The Makin’s Of A Saturday Night
06. Crackin‘ Cold Ones With The Boys
07. Labels
08. Raise Hell
09. Back Home
10. Dirt Road Nights
11. Blue El Camino
12. Jack Daniels‘ Heart
13. Why Ya Gotta Go Out Like That
14. Heat
15. Whiskey And Smoke
16. Long After Last Call

The Cadillac Three
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Oktober Promotion
Universal Music

Davisson Brothers Band – Fighter – CD-Review

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Zweites, ganz hervorragendes Album der Davisson Brothers Band, die ihre musikalische Passion überaus authentisch auf dem Terrain des ’southern-fueled‘ Countryrocks und ’southern-rocking‘ Country auslebt. Obwohl das Quartett um die beiden Brüder Donnie (lead vocals, acoustic guitar) und Chris Davisson (guitars) schon seit Mitte der 90er Jahre in diversen Konstellationen am Start ist, war bisher, trotz zahlreicher Aktivitäten (u. a. partipizierten sie 2017 in Chris Jansons Video-Clip zu „Fix A Drink“) und vielversprechender Beziehungen, nicht mehr als ihr 2009 veröffentlichtes Debütalbum, das immerhin die Top-40 der Bilboard Charts erreichte, und einer Single im Jahre 2014 („Jesse James„), auf der Habenseite zu verzeichnen.

Besagte Single ebnete Ihnen allerdings den Weg zur Kooperation mit dem Grammy-dekorierten Star-Produzenten Keith Stegall (u. a. George Strait, Zac Brown Band, und vor allem Alan Jackson), der mit dem erfolgreichen australischen Musikpromoter Rob Potts und Sony Music Australia eine potente Partnerschaft für seine neu gegründete Dreamlined Entertainment Group abgeschlossen hat. Stegall ließ es sich natürlich nicht nehmen, das nun vorliegende, leider nur acht, dafür ganz hervorragende Stücke umfassende „Mini“-Zweitwerk „Fighter“, des durch Aaron Regester (drums) und Russell Reppert (bass) vervollständigten Quartetts, selbst zu produzieren.

Dabei stellte er den aus Clarksburg, West Virgina, stammenden Jungs mit Michael Rojas (keys), Ilya Toshinsky (banjo), Billy Panda (acoustic guitar), JT Corenflos (electric guitar), Chance McCoy (fiddle) Wes Hightower, John Wesley Ryles und Ronnie Bowman (alle Background vocals) eine überaus prominente und ’schlagkräftige‘ Musikerschaft als weitere Unterstützung zur Verfügung. Auch der dritte Davisson-Bruder Sammy, der nicht mehr zum offiziellen Line-up zählt, ist an einigen Bass-Parts und Harmoniegesängen beteiligt.

Der launige Opener „Po‘ Boyz„, zugleich die erste Single, ist eine gut tanzbare Hommage an das einfache, Redneck-basierte Leben, mit seinen, nach getaner Arbeit, typischen Dingen wie Reiten, Quad-Fahren im Schlamm, Zielschießen und den, mit vielen hübschen Country Girls bestückten Friday Night Parties, wo das Bier dann besonders gut schmeckt.

Mit „Breathe“ folgt eine Gänsehaut verursachende Southern Soul-Ballade. Donnie Davissons (auch insgesamt) engagierter, emotionaler Gesang, die brillante Orgel-Hintergrundarbeit des, auf diesem Album überragend agierenden Mike Rojas und das tolle E-Gitarrensolo, sowie dezente Harmniegesänge im Refrain, werden die Südstaaten Rock-Anhängerschaft absolut begeistern. Ein besonderes Highlight!

Zünftig geht es mit dem polternden Stampfer „Didn’t Come Here To Leave“ und seinem herrlichen ‚Fußwippen‘-Refrain weiter. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch das knackig rockende „Black Like Cash“. Ein durchaus weiterer Kandidat für die Radiostationen in Nashville ist das, mit einem eingängigen und leicht mitsingbaren Refrain versehene, melodische „Get Down South“ (schöne Banjountermalung von Toshinsky).

Das melancholische „Let’s Build A Fire“, das „Can’t You See“-umwehte Titelstück „Fighter“ und der hymnische Abschlusstrack „Appalachian American“ (mit wunderbar traurigem Fiddle-Ausklang von Chance McCoy ), bilden neben dem bereits erwähnten „Breathe“ den ruhigeren Gegenpol.

Vieles erinnert hier von der Art her, an Songs der Band Rambler auf ihrem einstig starken Werk „First Things First„. Auch Lynyrd Skynyrd– und Marshall Tucker Band-Einflüsse sind immer wieder spürbar, genau wie die des traditionellen und modernen Country.

Ingesamt eine durchgehend überzeugende und kurzweilige CD der Davisson Brothers Band. Keith Stegall hat mit den Jungs wieder mal ein feines ‚Näschen‘ bewiesen und nicht zuletzt dank der starken Zusatz-Musiker eine herrliche Balance zwischen knackigem, radiotauglichen Country- und balladeskem Southern Rock gefunden, wie es in so hervorragender Weise bei Montgomery Gentry funktioniert hatte. „Fighter“ ist daher ein absolutes ‚Must-Have‘ für die Klientel dieser Musikrichtungen!

Dreamlined Entertainment Group (2018)
Stil: Southern Country Rock

01. Po‘ Boyz
02. Breathe
03. Didn’t Come Here To Leave
04. Let’s Build A Fire
05. Black Like Cash
06. Fighter
07. Get Down South
08. Appalachian American

Davisson Brothers Band
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Bärchen Records

Chris Janson – Buy Me A Boat – CD-Review

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Einer der vielversprechendsten und heißesten neuen, jungen Country-Acts in Nashville mit einem baumstarken Debüt! „Buy Me A Boat“ heißt das Werk von Chris Janson, das direkt mit Platz 4 in den Billboard Country Album-Charts eingestiegen ist, nachdem bereits zuvor der Titelsong (eine coole Midtemponummer, die ein wenig an Eric Churchs „I’m Gettin‘ Stoned“ erinnert) schon als Single erfolgreich aufgetrumpft war. Apropos Eric Church (hat im übrigen gerade mit Mr. Misunderstood“ ein überragendes, neues Werk am Start): Wem dieser, vor allen Dingen zu Beginn seiner Karriere viel Freude bereitet hat, der dürfte in Chris Janson, nicht nur wegen der stimmlichen Parallelen, eine genauso dankbare, wie auf einem hervorragenden Niveau angesiedelte Alternative finden.

Die zweite auserkorene Single „The Power Of Positive Drinkin'“ handelt von einem Mann, dessen Truck den Geist aufgegeben hat, dem die Frau weggelaufen ist und der sich somit den Frust von der Seele trinkt. Die Strophen verlaufen im Erzählgesang und werden mit einem kräftigen Refrain a la Jason Aldean kombiniert. Das Relaxlied „Under The Sun“ (klasse hier die fiepende Steelgitarre und das smooth gluckernde E-Piano) verbreitet die schlichte Botschaft, dass unter der Sonne Bier Bier und Rum Rum, also alles „easy“ bleibt. Sehr stark bei diesem Stück ist das entspannte, aber toll auf den Punkt gebrachte E-Gitarren-Solo.

Die von einer klaren Akustikgitarre und heulenden Steel getragene Ballade „Holdin‘ Her“ stammt aus der Feder von Chris und James Otto und bietet klassischen Country-Storyteller-Stoff mit pathosgeladenem Refrain. Eine typische Win-Win-Situation begleitet „Messin‘ With Jesus“. Superstar Tim McGraw durfte sich für seinen aktuellen Silberling „Damn Country Music“ mit dem Lied „How I’ll Always Be“ aus dem Songwriting-Portfolio von Janson bedienen und bedankt sich dafür mit einem klasse Duett („Messin’With Jesus“), das enormes Hitpotential aufweist und dem Newcomer natürlich auch Aufsehen erregenden Support gewährleistet. Ungefähr nach dem Motto: Wenn sich schon eine Größe namens Tim McGraw für ein Duett hergibt, muss dieser Bursche ganz sicher echt was ‚drauf‘ haben.

„Right In The Middle“, „Save A Little Sugar For Me“ und „Back In My Drinkin‘ Days“ bieten knackigen, launigen New Country, bei dem besonders die Southern Rock-trächtigen E-Gitarren zu überzeugen wissen. Letztgenanntes Stück, dazu garniert mit viel Steel, Honky Tonk-Piano und quäkender Mundharmonika erinnert wieder stark (vor allem im Refrain) an Eric Church zu Anfangstagen. 90er-Jahre Hitschreiber Ed Hill assistierte Chris bei der schönen Ballade „When You Come In“, die mit schmachtendem Piano, heulender Steel und emotionaler E-Gitarrenarbeit ordentlich aufs Gefühlsbarometer drückt. Das von exzellenter Steelguitar eingeleitete und mit starken Bariton E-Gitarren verzierte „Yeah It Is“ verbreitet dezentes „Lucille“-Flair und würde auch gut zu Blake Shelton passen.

Einen Southern-rockigen Abschluss gibt es mit dem kraftvollen „White Trash“. Eric Church, Trace Adkins, Jason Aldean oder auch Montgomery Gentry/Blackberry Smoke wären passende Anwärter für eine Adaption dieses Slide-trächtigen und atmosphärischen Krachers. Toller Stoff für die Southern Rock-Fraktion! Produziert haben gleichmäßig verteilt, Brent Anderson, Chris Dubois mit Chris Chris Janson und Tim McGraw-Spezi Byron Gallimore.

Fazit: Chris Janson versteht es auf seinem Major-Erstling „Buy Me A Boat“ überaus geschickt und mit enorm starkem Songmaterial (der Mann ist wirklich ein erstklassiger Songwriter), die Brücke zwischen traditionellem Country und jungem, modernem, rockigem New Country zu schlagen – so, wie das kaum einem anderen der „jungen Wilden“ Nashvilles gelingt. Das liegt auch an Jansons extrem starker Stimme, die der vieler ganz großer Traditionalisten in nichts nachsteht. Zweifellos einer der Nashville-Neulinge des Jahres 2015 mit dem größten Potential für die Zukunft. Klasse Album! Toller Karrierestart!

Warner Bros (2015)
Stil: New Country

01. Buy Me A Boat
02. Power Of Positive Drinkin‘
03. Under The Sun
04. Holdin‘ Her
05. Messin‘ With Jesus (feat. Tim McGraw)
06. Right In The Middle
07. Save A Little Sugar
08. Back In My Drinkin‘ Days
09. Where You Come In
10. Yeah It Is
11. White Trash

Chris Janson
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Bärchen Records