Mit „Hummingbird“ veröffentlicht die aufstrebende Countrymusikerin Carly Pearce ihr viertes Studioalbum. Was soll man sagen, im Prinzip könnte man den Review zum Vorgänger „29: Written In Stone“ so gut wie komplett übernehmen, das neue Werk weilt exakt auf dem Weg weiter, der mit diesem mehr traditionell verwurzelten Longplayer eingeschlagen wurde.
Das Fundament bildet ihre klare ausdrucksstarke, bestens Country-kompatible Stimme und die wieder instrumentell ‚zaubernden‘ Nashville-Studiomusiker, welche die typischen Instrumente perfekt in Szene setzen. Es sägt, wiehert und fiept die Fiddle, die Dobro knarzt und raunzt, die Mandoline zirpt, das Banjo klackert blechern, Akustik- und E-Bariton-E-Gitarren untermalen, kratzen, grummeln und sliden, und das zu glasklar und modern abgemischten Sound, – herrlich!
Wobei wir auch schon bei einem ersten kleinen Unterschied angekommen wären, Pearce hat nämlich erstmals dem bewährten Team, bestehend aus Shane McAnally und Josh Osborne, auch in Sachen Produktion mit assistiert. In Sachen Songwriting war die Protagonistin wieder bis auf einen Track („Things I Don’t Chase“) bei allen Stücken beteiligt.
Pearce zur Intention des neuen Silberlings: „Ich habe in den letzten Jahren viel erlebt. Der Eintritt in ein neues Jahrzehnt hat eine Menge Reife, Wachstum, Herzschmerz und Heilung mit sich gebracht. Ich bin immer noch in der Entwicklung begriffen, aber diese Songs repräsentieren meine Ehrlichkeit, Verspieltheit und Offenheit, weiter zu wachsen.“
Dazu gehört es natürlich auch wieder, diverse textliche Giftpfeile in Richtung Ihres Ex, Michael Ray, abzuschießen (der Stachel des Ehe-Disasters scheint weiterhin tief zu sitzen), allerdings auch immer mit integrierter Selbstironie (u. a. bei „Truck On Fire“, „Still Blue“, „Woman To Woman“)
Die Hihghlight-Songs aus meiner Sicht in einem durchgehend starken Gesamtwerk sind das herzzerreißende Duett mit Chris Stapleton bei „We Don’t Fight Anymore“, für das man eine Grammy-Nominierung einheimste, das Tex-Mex-umwehte „Woman To Woman“ (mit einem unterschwelligen Eagles-„Hotel California“-Esprit) und natürlich der abschließende episch-anmutende, höchst-atmosphärisch in Szene gesetzte Titelsong „Hummingbird“ zu dem Carly folgendes anmerkt:
„Als ich diesen Song schrieb, wusste ich, dass er der Titel des Albums sein sollte. Der Song spielt auf meine Bluegrass-Wurzeln an, erzählt aber auch textlich von der Reise, auf der ich mich befinde, um die Liebe zu finden.“
Also erneut viel Symbolik, aber auch toller Gesang und exzellente Musik auf Carly Pearces neuem Longplayer „Hummingbird“! Man darf sich schon jetzt auf die Live-Präsentation der neuen (und auch ihrer älteren Tracks) freuen, denn die hübsche Künstlerin (begleitet momentan noch Tim McGraw auf seiner Tour) wird sich im Februar des nächsten Jahres auch zu drei Terminen in Deutschland einfinden, wobei wir davon ausgehen, von ihrem Gig in der Kölner Kantine (17.02.2025) wie gewohnt berichten zu werden.
Big Machine Records (2024)
Stil: New Country
01. Country Music Made Me Do It
02. Truck On Fire
03. Still Blue
04. Heels Over Head
05. We Don’t Fight Anymore
06. Rock Paper Scissors
07. Oklahoma
08. My Place
09. Things I Don’t Chase
10. Woman To Woman
11. Fault Line
12. Pretty Please
13. Trust Issues
14. Hummingbird