Tim McGraw bezeichnet sein neues Album “Emotional Traffic”, das elfte Studiowerk seiner fortwährenden Bilderbuchkarriere, als das beste, das er je gemacht hat. Und keine Frage, auch „Emotional Traffic“ wird seinen Status als einen der ganz Großen der Countryzunft weiter fest zementieren. Wie immer hat McGraw auch diesmal, wie so oft zuvor, seinen feinen Spürsinn bei der Auswahl der richtigen Tracks walten lassen und hat traumwandlerisch sicher wieder einmal den Zahn der Zeit getroffen. Eine der ganz großen Stärken von ihm! Die Zweifel, dass die schon länger anhaltenden Querelen mit seinem Label (Tim und Curb Records zanken sich wegen differierender Meinungen in Sachen Vertragserfüllung immer noch vor Gericht herum, McGraw will die erfolreiche Liason ja spätestens mit dieser Scheibe beenden), vielleich negative Auswirkungen auf seine Leistung haben könnten, hat er jedenfalls eindrucksvoll vom Tisch gewischt.
Das Album ist richtig klasse und man sollte es vielleicht als versöhnlichen Abschluss einer nahezu perfekt funktionierenden Beziehung sehen. Aber im Juli dieses Jahres soll die Chose ja in die nächste Runde gehen… Schade, doch wie dem auch sei, McGraw, ein Profi durch und durch, hat sich von den Geschehnissen weder beeindrucken noch persönlich hängen lassen. Der bereits auf dem „Number One Hits“-Sampler präsentierte und auch auf diesem Album vertretene Vorbote „Felt Good On My Lips“ (ein flockiger Sommersong) hatte ja wieder die Pole-Position der Country-Single-Charts erklommen. Als zweite Single schickt sich jetzt „Better Than I Used Be“ (eine sehr warmherzige, mit schöner Steel-Begleitung und -Solo versehene Countryballade) mit besten Aussichten an, die Erfolgsleiter emporzuklimmen.
Ganze starke Kost bietet aber schon der Opener „Halo“, ein Track voller Atmosphäre, starkem Refrain und toller E-Gitarrenarbeit, vielleicht einer der besten Tracks, die Tim je abgeliefert hat. Ein großartiger Auftakt! Recht auffällig wieder seine mittlerweile schon fast traditionelle, intensive Zusammenarbeit mit den Warren-Brüdern (Brad und Brett), die ihre eigene musikalische Karriere ja so gut wie auf Eis gelegt haben, aber als Songlieferanten dick im Geschäft sind (so befindet sich auch beispielsweise ihr mit den Beavers-Brüdern für Toby Keith kreiertes, launiges „Red Solo Cup“ aktuell in den Spitzenregionen der Charts).
„I Will Not Fall Down“ (mit Tim und Martina McBride geschriebener, klassischer, kräftiger New Country mit emotionalem Powerrefrain), „The One“ und „Hey Now“ (beides groovige, dezent bluesige Gute-Laune-Songs, die bestens auf Tim’s Live-Entertainerqualitäten zugeschnitten sind) sowie das anfangs erwähnte „Felt Good On My Lips“ machen ein Drittel des Werkes aus. Stark auch das von Dee Ervine 1969 geschriebene, wieder aus der Traufe gehobene „One Part, Two Part“, bei dem Gattin Faith Hill tolle Harmoniegesänge abliefert.
Extravagant Tims Duett mit dem R&B-Sänger Ne-Yo (dessen Stimme erinnert hier ein wenig an die von Rascal Flatts-Leader Gary LeVox) beim melodischen „Only Human“, das ebenfalls wie „The One That Got Away“ (klasse Gesang von Tim, tolle E-Gitarre – könnte aus der „Set This Cicus Down“-Phase stammen) und auch das recht atmosphärisch abschließende „Die By My Own Hand“ weiteres Hitpotential verspricht. Produziert hat Tim wieder mit Langzeitbegleiter Byron Gallimore, an Musikern ist eine ganze Armada von Klasseleuten vertreten.
Fazit: Mit „Emotional Traffic“ hat Tim McGraw nochmal ein ganz starkes Zeichen in seiner Karriere gesetzt. Ein mehr als würdiger Abschluss der vermeintlich zu Ende gehenden McGraw/Curb-Ära. Top!
Curb Records (2012)
Stil: New Country
01. Halo
02. Right Back At Ya
03. One Part Two Part
04. I Will Not Fall Down
05. The One
06. Better Than I Used To Be
07. Touchdown Jesus
08. The One That Got Away
09. Felt Good On My Lips
10. Hey Now
11. Only Human
12. Die By My Own Hand