Carrie Underwood – Denim & Rhinestones -CD-Review

Es gibt Personen in der Geschichte der weiblichen Evolution, mit denen diese es echt gut gemeint hat. Carrie Underwood ist zweifellos eine von ihnen: Blendendes Aussehen mit langer blonder Mähne, eine tolle Charakterstimme, überaus großes musikalisches Talent und dazu noch das Selbstbewusstsein und die Intelligenz, daraus Kapital zu schlagen. Stehvermögen und etwas Glück kommen sicherlich auch noch dazu.

Das aus Oklahoma stammende Mädel nahm 2005 bei American Idol teil, siegte und mauserte sich bis heute mit neun Alben, so kann man es fast sagen (vielleicht abgesehen noch von Kelly Clarkson), zum einzig verbliebenen Superstar des Kontests.

„Denim & Rhinestones“ ist nun der aktuelle Silberling. Wie nicht anders zu erwarten, heißt es in einem solchen Stadium, den Status-Quo in der Riege der großen Künstler des Business zu wahren. Trotzdem leicht gemacht, wie viele Ihrer Kollegen auf ihrem Niveau, hat es sich Carrie nicht.  Statt sich die passenden Songs bei den Hitschreibern der Szene auszusuchen, hat sie bei elf der insgesamt zwölf Stücke selbst Hand angelegt.

Und da gibt es dann natürlich das typische Konglomerat an Stücken, um den größtmöglichen Interessentenkreis anzusprechen. Der Start mit den beiden knackigen New Countrytracks „Denim & Rhinestones“ und „Velvet Heartbreak“ (mit dezentem Heartland-Flair) ist richtig stark (damit könnte auch die ab Mitte Oktober geplante Tour mit Jimmie Allen als Support, perfekt eröffnet werden). Single ist dann allerdings das poppige, mit einem effektvollem Video in Szene gesetzte  „Ghost Story„. Im Pop-/R&B-Bereich gefallen dann auch  das mit 90er-Synthies umwehte „Faster“ und das soulige „Wanted Woman“.

„Hate My Heart“, „Burn“, Crazy Angels“, „Pink Champagne“ und „Poor Everybody Else“,  entpuppen sich allesamt als moderne kraftvolle Countryrocker mit etwas Southern- oder reinem Rock-Flair bei den E-Gitarren. Wunderbar ist dann das vom umtriebigen Nashville-Studiomusiker Ilya Toshinsky mit einer Mandoline verzierte „She Don’t Know“, das dem Song einen Touch seiner alten Band Bering Strait vermittelt. Am Ende lässt es Carrie dann bei „Garden“ mit schönen Dobro-Fills von Bryan Sutton melancholisch ruhig ausklingen.

Insgesamt ist das von Carrie mit David Gracia zusammen produzierte Werk aber wieder ein eindrucksvolles ‚Dokument‘ der Stärke. Dass Carrie Underwood für ihren Beruf brennt wie kaum eine andere, erkennt man nicht nur am enthaltenen Powersong „Burn“ (mit starker Vocal-Performance). Vielleicht ist dieser Umstand auch ein weiterer Grund für diese atemberaubende und kontinuierliche Entwicklung…

 

Capitol Records Nashville (2022)
Stil: New Country (Pop)

01. Denim & Rhinestones
02. Velvet Heartbreak
03. Ghost Story
04. Hate My Heart
05. Burn
06. Crazy Angels
07. Faster
08. Pink Champagne
09. Wanted Woman
10. Poor Everybody Else
11. She Don’t Know
12. Garden

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Jason Aldean – Macon- CD-Review

Irgendwie habe ich den Eindruck, als wenn Morgan Wallen zu Beginn des Jahres mit seinem 30 Stücke-Hammerwerk „Dangerous„, das seither ja auch so gut wie die Dauer-Pole-Position in den Billboard Country-Album-Charts belegt, seine Konkurrenz und auch deren Labels, gewaltig unter Druck gesetzt hat.

Kaum einer der ‚Rivalen‘ traut sich quasi noch mit einem ’normalen‘ Longplayer um die Ecke, auch Jason Aldean wird gleich zwei Alben in relativ kurzen Abständen veröffentlichen. Zunächst „Macon jetzt am 12. November, dann im Laufe der folgenden Monate wird Aldean dann immer mehr Songs von „Georgia“ liefern, bis am 22. April 2022 der volle Release von 30 Songs vollendet ist — zwanzig neue Songs und dazu mindestens ein Live-Hit von jedem seiner bisherigen Alben. Veröffentlicht wird das „Macon“-„Georgia“-Konvolut auch auf einem 3-LP-Vinylset. 

Doch zunächst startet jetzt „Macon“ ins Rennen. Und wer es noch nicht mitbekommen hat, mit einer sehr schönen Geste des New Country-Superstars an unser Magazin Sounds Of South, die man unter diesem Link hier nachverfolgen kann. 

Wie und warum es zu den Titeln der Werke kam, beschreibt der Protagonist so: „Wo du aufgewachsen bist, hat einen unglaublich wichtigen Einfluss darauf, zu wem du wirst. Das war bei mir ganz genauso … besonders in musikalischer Hinsicht“, erklärt Aldean. „Meine kleine Heimatstadt Macon war extrem wichtig für meinen musikalischen Background. Ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, die eine Art Kreuzung zwischen Country, Southern Rock, Blues und R&B war — und deswegen war es ganz logisch, diese verschiedenen Sounds in meiner eigenen Musik zu verschmelzen“.

Keine Frage, der neue Silberling spiegelt dies exakt wider und zwar auf eine extrem Stadion-taugliche Art und Weise. Bei jedem der zehn Tracks sieht man vorm geistigen Auge, wie sie mit ihren eingängigen, zum Teil hymnischen Refrains, die Massen in den proppenvollen Arenen (sofern dies Corona-bedingt wieder möglich sein wird) in Euphorie versetzen werden.

Verstärkt wird diese Suggestion dazu noch von den fünf angehängten Live-Tracks, performt in verschiedenen Metropolen der Staaten, in denen diese typische Stimmung nochmals bestens transportiert wird. Der Kracher „My Kinda Party“, einer meiner Southern Country-Alltime-Favs, haut einen mit seiner E-Gitarrenwucht regelrecht um.

Bei den zehn Studiostücken gibt es viele Reminiszenzen an die gute alte Rockzeit wie zum Beispiel beim flockigen „Over You Again“ mit der kurzen „The Boys Of Summer“-Anspielung zu Beginn, dem starken Bryan Adams-Cover „Heaven“ (braucht sich hinter dem Original nicht zu verstecken) oder dem mit ein wenig „Purple Rain“-Flair (E-Gitarren-Intro) umwehten, herrlichen Schwofer „Watching You Love Me“ als Finalstück (der Studiotracks).

Großes musikalisches Blockbuster-Starkino vermittelt das wunderbare Duett mit Carrie Underwood bei „If I Didn’t Love You„. Jetzt müssten die Hollywood-Regisseure eigentlich nur noch einen passenden Film (a là Titanic & Co. ) darum herum produzieren….

Begeisternd, vor allem im Studioteil, auch die beiden E-Gitarristen Luther Allison (aus Aldeans Tour-Band) und Adam Shoenveld, die in der wie gewohnt transparenten Produktion von Michael Knox, immer wieder krachende Kurz-Soli einstreuen und einigen modernen Loop-Spielereien sofort den Kampf ansagen.

Mit „Macon“ gelingt Jason Aldean erneut der Spagat zwischen mainstreamigen Melodien, eingängigen Refrains und und rockigen Klängen in einer Perfektion, wie ich sie selten erlebt habe. Jedes Stück hat absolutes Hitpotential und wird in den Arenen bei den kommenden Tourneen seinen Teil zum Spektakel beitragen. Jason Aldean also, wie man ihn kennt, man darf sich auf den Nachschlag mit „Georgia“, der sich sicherlich auf gleichem Niveau bewegen wird, schon jetzt freuen.

Bmg Rights Management (Warner) (2021)
Stil: New Country

01. After You
02. Over You Again
03. That’s What Tequila Does
04. Small Town Small
05. If I Didn’t Love You
06. Story For Another Glass
07. Heaven
08. This Bar Don’t Work Anymore
09. The Sad Songs
10. Watching You Love Me
11. Amarillo Sky (Live from Nashville, TN)
12. Johnny Cash (Live from Los Angeles, CA)
13. She’s Country (Live from Las Vegas, NV)
14. Big Green Tractor (Live from Dallas, TX)
15. My Kinda Party (Live from St. Louis, MO)

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Lori McKenna – The Balladeer – CD-Review

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Review: Michael Segets

Der Titel „The Balladeer“ von Lori McKenna neuem Album ist Programm. Sie präsentiert sich als hervorragende Balladensängerin und ausgereifte Songwriterin. Produzent Dave Cobb (Jason Isbell, Shooter Jennings) erweist sich wieder einmal als Garant dafür, den Sound erdig auf den Punkt zu bringen, sodass die Songs pur und für sich wirken.

Alle zehn Tracks wurden mit Band eingespielt: Cobb übernimmt die akustische und elektrische Gitarre, Philip Towns glänzt an den Keys, Chris Powell (Schlagzeug) sowie Brian Allen (Bass) geben den Rhythmus vor. Kristen Rogers steuert auf den meisten Stücken den Gesang im Background bei. Karen Fairchild und Kimberly Schlapman begleiten McKenna auf dem eingängigen, radiotauglichen Opener „This Town Is A Woman“.

McKenna verfasste alle Songs selbst; „Good Fight“, „When You’re My Age” sowie „Two Birds” zusammen mit Hillary Lindsey und Liz Rose. Als Songwriterin genießt McKenna einen außergewöhnlichen Ruf in der Americana- und New Country-Szene. Nicht umsonst nahmen eine ganze Reihe von Musikern ihre Titel auf.

Von den Künstlern, die auch auf SoS zu finden sind, können Carrie Underwood, Little Big Town, Hunter Hayes, The Cadillac Three, Eli Young BandWade BowenFaith Hill und Tim McGraw genannt werden. Die zweifache Grammy-Gewinnerin wirkte ebenso bei der zweiten Single „Always Remember Us This Way” des Soundtracks „A Star Is Born“ mit. In ihrer zwanzigjährigen Karriere kann McKenna also auf einige Erfolge zurückblicken.

Ihre Texte auf „The Balladeer“ sind retroperspektiv angelegt. Der Longplayer erhält dadurch eine persönliche Note, trifft aber durchaus die Gedankenwelt von Personen, die die Fünfzig überschritten haben. An das Aufwachsen mit den Geschwistern („Maria“) und die wilden Jugendjahre in der Schule („Stuck In High School“) denkt wohl jeder in dieser situierten Lebensphase mal zurück.

Schwingt bei diesen Songs die Rolle der eigenen Eltern mit, findet bei den musikalisch etwas reduzierterem „When You’re My Age“ und dem Schlusstrack „‘Till You’re Grown“ ein Perspektivwechsel statt. Die Sorge um den Nachwuchs und die Hoffnung, dass dieser seinen Weg gehen wird, kommen dort zum Ausdruck. Schließlich bildet das spannungsreiche Mit- und Gegeneinander in Beziehung bei einigen Stücken („The Dream“, „Good Fight“, „Two Birds“) den thematischen Schwerpunkt.

Beim Songwriting beweist McKenna ein Gespür für harmonische Melodien. Anspieltipps sind „Good Fight“, „Stuck In High School “ und “When You’re My Age”, die die musikalische und inhaltliche Spannbreite des Albums widerspiegeln.

Mit Ausnahme des titelgebenden „The Balladeer“ setzt sie auf längere Refrains, welche den Wiedererkennungswert steigern. Die Lieder gewinnen ihre Intensität letztlich aus den Lyrics, die zwar persönlich gefärbt sind, aber viele Facetten bieten, in denen sich der Hörer mit seinen eigenen Erlebnissen oder Erinnerungen wiederfindet. „The Balladeer“ spricht daher vermutlich eher ein gereiftes Publikum an.

CN Records-Thirty Tigers/Membran (2020)
Stil: Americana

Tracks:
01. This Town Is A Woman (feat. Karen Fairchild and Kimberly Schlapman)
02. The Balladeer
03. Marie
04. The Dream
05. Uphill
06. Good Fight
07. Stuck In High School
08. When You’re My Age (feat. Hillary Lindsey and Liz Rose)
09. Two Birds
10. ‘Till You’re Grown

Lori McKenna
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Carrie Underwood – Cry Pretty – CD-Review

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CUSounds Of South-Redakteuren geht ja der Ruf voraus, mental gefestigte, an der Sache orientierte Menschen zu sein. Beim Blick auf den Promo-Begleitzettel zu Carrie Underwoods neuem Werk „Cry Pretty“ weckte bei mir, zugegeben,  allerdings nicht, wie gewohnt, zuerst der Text mit den dazugehörigen Album-Informationen mein Interesse, sondern das große, integrierte Foto der langmähnigen blonden Künstlerin. Mann-o-Mann, ist das ein hübsches Mädel…!

Gut, die Sturm- und Drangzeit ist bei einem in unserem Alter schon lange vorüber. Dass der Zahn der Zeit an einem genagt hat (sofern man den Blick in den Spiegel ignoriert hat), merkt man dann relativ schnell, spätestens, wenn man sich über die involvierten Musiker in den Liner-Notes des Booklets informieren möchte. Da ist ohne Lesebrille oder Zuhilfenahme eines Vergrößerungsglases absolut Schicht im Schacht.

Apropos Musiker: Da ist hier natürlich bei der Einspielung mit Leuten wie u. a. Chris McHugh, Jimmy Lee Sloas, Tom Bukovac, Rob McNelly, Danny Radar, Dan Dugmore, Charlie Judge, Ilya Toshinsky & Co. die Crème de la Crème der Nashville-Studio-Musiker-Riege vertreten und trägt samt der Produktion des ebenfalls instrumentell und kreativ involvierten David Garcia zum starken und hochwertigen Klangbild der Stücke bei.

Auch unter den Songwritern befinden sich mit Hillary Lindsay, Tom Douglas, Brett James und Chris DeStefano Leute, bei denen man eine Hitgarantie quasi mitbucht. Lobend muss hier erwähnt werden, dass Carrie satte 9 von 13 Tracks mitgeschrieben hat.

Die CD beginnt direkt mit dem Titellied, einer schönen Powerballade (klasse E-Gitarren-Solo). Wenn hier vier tolle Damen wie Carrie Underwood, Hillary Lindsay, Liz Rose und Lori McKenna was ausklamüsern, muss das eigentlich gut werden. Toller Einstieg!

Für die Wahrung der Country-Etikettierung sorgen in erster Line die Herren Dan Dugmore, Steve Hinson mit Steel- und Ilya Toshinsky samt Bouzouki-, Banjo- und Dobro-Einlagen bei Songs wie „Ghosts In The Stereo“, „Low“, „Drinking Alone“, „The Bullet“ oder dem überwiegend Piano- und Cello-lastigen „Spinning Bottles“.

Ansonsten gilt hier wohl überwiegend bei der Pop- und R&B-Klientel von Damen wie Rihanna, Beyoncé oder Mariah Carey mal vorstellig zu werden. Gipfeln tut es in dem eigentlich keineswegs schlechten Song „The Champion“ als abschließendes Duett mit Rapper Ludacris, der hier seine Sprecheinlagen zum Besten gibt. Diese Stücke leben dann in erster Linie von ihrer Melodik, der versierten Instrumentierung und dem in allen Bereichen starken, immer emotional wirkenden Gesang der Protagonistin.

Am Ende gefallen mir das atmosphärische „Low“ und der flippige ‚Gute-Laune-Song‘ „Southbound“ (klasse Bariton-E-Gitarren-Solo) mit am besten.

Also insgesamt, kein Grund für PETA’s World’s Sexiest Vegetarian von 2007 (was für ein Titel!) in Sachen ihrer neuen CD „Cry Pretty“, zu jammern oder auf Heulsuse zu machen. Das Album wird von kommerziellem Erfolg begleitet werden. Hitpotential ist mehr als genug vorhanden. Trotz der offensichtlichen Avancen in Richtung Pop/R&B bleibt die ehemalige American Idol-Queen, insgesamt noch dem (New) Country verbunden. Und, was das zu Anfang erwähnte rein Äußerliche betrifft, bleibt für mich nur anzumerken: Nie war Weinerei schöner anzusehen, ähm anzuhören…!

Capitol Records Nashville (2018)
Stil: New Country (Pop)

01. Cry Pretty
02. Ghosts On The Stereo
03. Low
04. Backsliding
05. Southbound
06. That Song That We Used To Make Love To
07. Drinking Alone
08. The Bullet
09. Spinning Bottles
10. Love Wins
11. End Up With You
12. Kingdom
13. The Champion (feat. Ludacris)

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Carrie Underwood – Carnival Ride – CD-Review

Carrie Underwood, die Gewinnerin der 4. American Idol-Staffel im Jahre 2005, hat mit ihrem Debüt „Some Hearts“ bereits alle Rekorde gebrochen. Das Album ist mittlerweile sechsfach mit Platin ausgezeichnet worden und hält sich selbst zwei Jahre nach der Veröffentlichung immer noch in den Billboard-Country-Charts unter den Top-Twenty. Selbst die in den Staaten ebenfalls überaus erfolgreiche Kelly Clarkson konnte ihr in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen. Nicht zu vergessen die Awards und Grammys, die sie zusätzlich einheimste. Ein Bilderbuch-Karrierestart also, sicherlich auch ein Verdienst ihres guten Managements, das mit viel Gespür für die Zeit im Hintergrund agiert.

Auch mit ihrem neuen Album „Carnival Ride“ macht Carrie Underwood eindeutig klar, dass der Vorgänger mitnichten eine Eintagsfliege war, im Gegenteil, es wird erneut zum Großangriff auf die renommierte Konkurrenz im Countrypop-Genre geblasen. Überraschend rockig geht’s beim Opener „Flat On the Floor“ zur Sache und man ist erstaunt, was für dreckig rotzige Töne aus diesem so lieb und sympathisch erscheinenden Wesen herausgeröhrt werden. Ein schwer stampfender Countryrocker, unterstützt von exzellenter Banjo- und E-Gitarren-Arbeit, wobei man spontan in den Songwriting-Credits (wie auch beim später folgenden humorvollen „Last Name“) auf John Rich (Big & Rich) tippen würde, der aber bei diesem Werk nicht involviert wurde.

Bei „All-American Girl“ wird dann in peppiger New-Country-Manier ihrem „Mädchen von nebenan“-Image bestens Tribut gezollt. Die erste Single „So Small“ kommt als Powerballade mit typisch emotionalem Bombast (Carrie holt stimmlich alles aus sich heraus, heulende Steel und seufzende Streicherarrangements) im Refrain daher und könnte als Bewerbung für ein eventuell anstehendes großes Hollywood-Film-Epos aussichtsreich ins Rennen geschickt werden. Davon gibt es mit „Just A Dream“ (überraschend kriegskritischer Text), „I Know You Won’t“ und „Wheel Of The World“ noch weiteren Nachschlag, wobei sich Carrie hier durch ihre vokale Variabilität auszeichnet. Beim Rest wird dann so ziemlich alles abgedeckt, was der musikalische Zeitgeist momentan hergibt.

„Get Out Of This Town“ erinnert mit Stevie Nicks-verdächtigem Refrain an die glorreichen Fleetwood Mac-Tage, bei „Crazy Dreams“ wird sich mit einem markanten Banjo-/E-Gitarren-Intro ziemlich unverblümt an Keith Urbans „Better Life“ vergriffen, bei „You Won’t Find This“ gibt es geschickt verschachtelten, souligen R & B mit einer Portion Country (Alecia Keys lässt grüßen), mit dem Randy Travis-Cover „I Told You So“ wird die „Pure Country“-Klientel bedient (Carrie singt wie die jungen Reba McEntire und Tammy Wynette), bei „The More Boys I Met“ (lustiger Text) und „Twisted“ bewegt man sich zwischen Jo Dee Messina und Shania Twain.

Insgesamt ein kraftvolles, von Mark Bright produziertes Album, das sicher erneut den Nerv der Zeit treffen wird, wie es sich auch in den Charts bereits andeutet (Single Platz 3, Album Platz 2 hinter den Eagles). Carrie war diesmal etwas stärker als beim Vorgänger am Songwriting beteiligt (neben vielen prominenten Komponisten wie u.a. Brett James, Steve McEwan, Chris und Hillary Lindsey, Gordie Sampson, Neil Thrasher, Tom Shapiro), was die Musiker betrifft, wurde natürlich auch fast alles involviert, was Rang und Namen hat (Eric Darken, Paul Franklin, Jonathan Yudkin, Aubrey Haynie etc.), wobei Ilya Toshinsky (Bering Strait) am Banjo und Tom Bukovac an der E-Gitarre die nachhaltigsten Eindrücke hinterlassen.

Hervorheben muss man eindeutig Carries viel ausgeprägter und reifer wirkende Gesangsleistung, die sich mit den großen Diven der Zunft wie Martina McBride, Faith Hill, Shania Twain, LeAnn Rimes schon jetzt locker messen kann. Unserer Prognose zufolge wird dieses Album aufgrund seiner Vielseitigkeit wieder zum Dauerbrenner und Verkaufshit werden. Die Carrie Underwood-Erfolgsstory geht also garantiert weiter!

Arista Records (2007)
Stil: New Country

01, Flat On The Floor
02. All-American Girl
03. So Small
04. Just A Dream
05. Get Out Of This Town
06. Crazy Dreams
07. I Know You Won’t
08. Last Name
09. You Won’t Find This
10. I Told You So
11. The More Boys I Meet
12. Twisted
13. Wheel Of The World

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