Carrie Underwood – Denim & Rhinestones -CD-Review

Es gibt Personen in der Geschichte der weiblichen Evolution, mit denen diese es echt gut gemeint hat. Carrie Underwood ist zweifellos eine von ihnen: Blendendes Aussehen mit langer blonder Mähne, eine tolle Charakterstimme, überaus großes musikalisches Talent und dazu noch das Selbstbewusstsein und die Intelligenz, daraus Kapital zu schlagen. Stehvermögen und etwas Glück kommen sicherlich auch noch dazu.

Das aus Oklahoma stammende Mädel nahm 2005 bei American Idol teil, siegte und mauserte sich bis heute mit neun Alben, so kann man es fast sagen (vielleicht abgesehen noch von Kelly Clarkson), zum einzig verbliebenen Superstar des Kontests.

„Denim & Rhinestones“ ist nun der aktuelle Silberling. Wie nicht anders zu erwarten, heißt es in einem solchen Stadium, den Status-Quo in der Riege der großen Künstler des Business zu wahren. Trotzdem leicht gemacht, wie viele Ihrer Kollegen auf ihrem Niveau, hat es sich Carrie nicht.  Statt sich die passenden Songs bei den Hitschreibern der Szene auszusuchen, hat sie bei elf der insgesamt zwölf Stücke selbst Hand angelegt.

Und da gibt es dann natürlich das typische Konglomerat an Stücken, um den größtmöglichen Interessentenkreis anzusprechen. Der Start mit den beiden knackigen New Countrytracks „Denim & Rhinestones“ und „Velvet Heartbreak“ (mit dezentem Heartland-Flair) ist richtig stark (damit könnte auch die ab Mitte Oktober geplante Tour mit Jimmie Allen als Support, perfekt eröffnet werden). Single ist dann allerdings das poppige, mit einem effektvollem Video in Szene gesetzte  „Ghost Story„. Im Pop-/R&B-Bereich gefallen dann auch  das mit 90er-Synthies umwehte „Faster“ und das soulige „Wanted Woman“.

„Hate My Heart“, „Burn“, Crazy Angels“, „Pink Champagne“ und „Poor Everybody Else“,  entpuppen sich allesamt als moderne kraftvolle Countryrocker mit etwas Southern- oder reinem Rock-Flair bei den E-Gitarren. Wunderbar ist dann das vom umtriebigen Nashville-Studiomusiker Ilya Toshinsky mit einer Mandoline verzierte „She Don’t Know“, das dem Song einen Touch seiner alten Band Bering Strait vermittelt. Am Ende lässt es Carrie dann bei „Garden“ mit schönen Dobro-Fills von Bryan Sutton melancholisch ruhig ausklingen.

Insgesamt ist das von Carrie mit David Gracia zusammen produzierte Werk aber wieder ein eindrucksvolles ‚Dokument‘ der Stärke. Dass Carrie Underwood für ihren Beruf brennt wie kaum eine andere, erkennt man nicht nur am enthaltenen Powersong „Burn“ (mit starker Vocal-Performance). Vielleicht ist dieser Umstand auch ein weiterer Grund für diese atemberaubende und kontinuierliche Entwicklung…

 

Capitol Records Nashville (2022)
Stil: New Country (Pop)

01. Denim & Rhinestones
02. Velvet Heartbreak
03. Ghost Story
04. Hate My Heart
05. Burn
06. Crazy Angels
07. Faster
08. Pink Champagne
09. Wanted Woman
10. Poor Everybody Else
11. She Don’t Know
12. Garden

Carrie Underwood
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Universal Music Deutschland

Scotty McCreery – Same Truck – CD-Review

Es gibt Menschen, die irgendwie nicht zu altern scheinen. Der jetzt bald auf die Dreißig zugehende, ehemalige American Idol-Gewinner Scotty McCreery, sieht immer noch aus wie ein Lausbub und bringt auch diesen gewissen typischen Charme mit sich, wie wir es Ende 2019 bei seinem unterhaltsamen Konzert in Köln live erleben durften.

Der Bursche aus North Carolina ist deshalb nicht von ungefähr ein Liebling der Fans. Recht konträr dazu wirkt seine charismatische Bass-Stimme, bei der man immer meint, hier einen ganz alten Hasen aus den Anfangszeiten des New Country vor sich zu haben. Dieser ungewöhnliche Mix macht wahrscheinlich auch einen erheblichen Teil seiner Anziehungskraft aus.

McCreery besitzt aber auch ein echtes Songwriting-Talent, was sein aktuelles Album „Same Truck“ wieder einmal nachhaltig offeriert. Zehn der zwölf durchgehend radiotauglichen Stücke hat er mit Könnern der Zunft auf diesem Gebiet wie u. a. Ashley Gorley, Zach Crowell, Monty Criswell, Rhett Akins, Lee Thomas Miller kreiert, dazu kommen zwei blendend zu ihm passende Fremdkompositionen wie die perfekt gesungene Hommage „Damn Strait“ an sein großes Vorbild ‚King George‚, der Scotty bei seinem allerersten live erlebten Konzert zu einer Gesangskarriere inspirierte.

Das Album bietet perfekten Stoff, wie man ihn von den beliebten Neo-Traditionalisten a là Strait, Brooks, Black & Co. des Genres schon von Beginn an immer gerne gehört hat, natürlich auch ganz dezent an die heutige Zeit angepasst, in dem ein paar punktuelle, aber kaum merkbare Programming-Effekte  (verantwortlich Mitproduzent Aaron Eshuis und Justin Niebank) mit  eingeflochten wurden. Federführend produziert hat Frank Rogers (Trace Adkins, Brad Paisley, Josh Turner, Darius Rucker, Phil Vassar, Darryl Worley), der auch den einen oder anderen Track mitgeschrieben hat.

So gibt es vom an die Solidarität appellierenden Opener „Same Truck“ bis zum finalen, mit einem herrlich hymnischen Heartland-E-Gitarrensolo abschließenden, an Gott gerichteten „How Ya Doin’ Up There„, wunderbar gekonnt eingespielte Musik, für die sich das Who-is-Who der Nashville Studiomusiker-Gilde mit Leuten wie u. a. Ilya Toshinsky (Acoustic Guitar, Banjo, Bouzouki, Mandolin, Dulcimer), der wieder klasse Akzente setzt, den starken E-Gitarristen Derek Wells und JT Corenflos, den Rhythmusgebern Shannon Forrest und Jimmy Lee Sloas, Tastenkoryphäen wie David Dorn und Gordon Mote sowie Steel-Ikone Mike Johnson, der für viel Countryflair sorgt, verantwortlich zeigt. 

Diese Leute wissen halt ‚im Schlaf‘, wie man zu so einer markanten Stimme und den entsprechenden Songs spielen muss. Am Ende erhält man mit „Same Truck“ ein durchgehend melodisches und eingängiges Rundum-Paket auf höchstem Niveau, das man zu jeder Gelegenheit hören kann und das sich vielleicht als bisher bestes Album von Scotty McCreery herauskristallisiert. 

Triple Tigers (Membran) (2021)
Stil: New Country

01. Same Truck
02. You Time
03. It Matters To Her
04. Damn Strait
05. It’ll Grow On Ya
06. The Water
07. Why You Gotta Be Like That
08. Home
09. Carolina To Me
10. Small Town Girl
11. That Kind Of Fire
12. How Ya Doin’ Up There

Scotty McCreery
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Lime Tree Music

Haley Johnsen – 03.02.2020, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Markus Peerlings packt „Caesar’s Pallets“ wieder aus! Den Anfang der diesjährigen Reihe von Solo-Konzerten im Wohnzimmer der Kulturrampe machte Haley Johnson. Durch ihre erfolgreiche Teilnahme beim Song-Contest American Idol erlangte sie in Amerika bereits einen hohen Bekanntheitsgrad. Im vergangenen Jahr promotete sie ihr Debüt-Album „Golden Days“ auf ihrer ersten Europa-Tour. Nun kehrte die talentierte Songwriterin mit frisch im Londoner Studio One aufgenommen Akustik-Versionen nach Deutschland zurück.

Bei Ihrer Premiere in Krefeld zeigte sie sich beeindruckt von der coolen Location. Die Rampe ist nach ihrer Aussage der hipste Veranstaltungsort, in dem sie bislang auftrat. Damit erzählte Johnsen den Anwesenden zwar nichts Neues, aber gefreut hat es alle und Pille wahrscheinlich am meisten.

Mit ganz verschiedenen musikalischen Einflüssen aufgewachsen fügt Haley Johnsen diese in einem souveränen Mix aus Americana, Blues und Rock zusammen. Dabei gibt sie dieser Mischung auf ihrem Longplayer, der mit kompletter Band eingespielt wurde, einen poppigen Anstrich. Im intimen Rahmen der Kulturrampe kamen ihre Qualitäten als Songwriterin und ihre tolle Stimme, die bei der instrumental reduzierten Begleitung stärker in den Vordergrund traten, viel besser zur Geltung.

Die junge Amerikanerin bewies eine verblüffende Souveränität auf der Bühne. Locker und selbstironisch philosophierte sie über den unterschiedlichen Kohlesäuregehalt deutscher Mineralwässer, leitete Songs mit Anekdoten und Hintergrundinformationen ein und nutzte auch sonst jede Gelegenheit, mit dem Publikum in Kontakt zu treten.

Mit viertelstündiger Verspätung kam Johnsen aus den Katakomben der Rampe, legte die nagelneue, akustische Fender-Gitarre an, schnallte sich Schellen um den Fuß und gab mit der Stomp Box den Rhythmus für den Opener „I’ll See You Around“ vor. Richtig Fahrt nahm „Everything Comes Back Again“ auf. Mit scheppernden Akkorden rockte Johnsen den Song, den sie mit 16 Jahren geschrieben hatte.

Nach dem ebenfalls mitreißenden „Sideways“ von ihrer EP „When You Lit The Sky“ (2017) folgte mit „Feel The Water“ die erste Ballade. Diese begann sehr sanft, steigerte dann aber die Dynamik durch fast schon rausgeschriene Gesangspassagen. Johnsen hat eine klare, volle Stimme, die sie den verschiedenen Stimmungen der Songs problemlos anpassen kann.

Inspiriert durch die Version von Eva Cassidy präsentierte Johnsen dann „Autum Leaves“ als klassisches Folkstück. Diesen Titel spielte sie zum ersten Mal auf dieser Tour, deren Halbzeit sie feierte. Die Songwriterin hat noch weitere drei Wochen On The Road vor sich und verlässt Deutschland erstmal in Richtung Dänemark.

Als Haley Johnsen zur elektrischen Gitarre griff, zog das Tempo im letzten Drittel des ersten Sets nochmal an. Kräftige Rhythmen („City Of Me“), teilweise begleitet von einem staubiger Gitarrensound leiteten dann zum vorläufigen Finale über. Für dieses holte sie ihren Freund und Tour-Manager Jonny Shewell auf die Bühne und sang mit ihm „Perfect Life“ im Duett.

Die kurze Pause wurde mit dem fetzigen „Lift Me Up“ beendet. Während Johnsen dort ihre akustische Fender hart bearbeitete, zeigte sie vor allem beim Intro zu „Crazy On You“ – einem Song von Heart –, dass sie auch filigrane Fingerarbeit an den Saiten beherrscht.

Nach „Cinderella“, wohl einem Stück mit großer persönlicher Bedeutung für die Sängerin, folgte mit „Tear Drop Canvas“ ein weiterer Titel des Longplayers „Golden Days“. Die erdigeren, handgemachten Versionen, die Johnsen bei der Show darbot, überzeugten weit mehr als die opulenter produzierten Studioaufnahmen. Als Singer/Songwriter gewinnt Haley Johnsen deutlich Konturen und sticht unter den Musiksternen ihrer Generation hervor. Dass sie musikalisch vielseitig ist, zeigt auch ihre Beteiligung an der Electronic-Band Big Wild, obwohl dies auch unter der Rubrik Jugendsünden zu verbuchen sein kann.

In der Mitte des zweiten Sets räumte sie den Platz am Mikro für Jonny Shewell, der seinen Song „Famous“ vorstellte und dabei sein Gesangstalent offenbarte. Für die letzten beiden Stücke „Weekend“ und „Keep On Saying Goodbye“ packte Johnsen erneut die E-Gitarre aus und heizte dem Publikum nochmal mächtig ein.

Ich hätte nicht gedacht, dass dreißig Leute so einen johlenden und klatschenden Tumult veranstalten können. Obwohl Johnsen – ganz Profi – darauf hinwies, dass sie nur für zwei 45-Minuten-Sets engagiert worden wäre, ließ sie sich nicht lange bitten und gab mit „If It Makes You Happy“ von Sheryl Crow sowie dem Schmachtfetzen „Blue Bayou“ von Linda Ronstadt zwei Cover als Zugabe. Die beiden Titel standen den Originalen in nichts nach, was zeigt, über welche Spannweite sie musikalisch und gesangstechnisch verfügt.

Haley Johnsen lieferte eine Performance mit großem Unterhaltungswert, abwechslungsreicher Songauswahl und hervorragendem Gesang. Mit ihrem natürlichen Auftreten spiele sie sich direkt ins Herz der Zuhörer. In besser Gesellschaft kann man einen verregneten Montagabend kaum verbringen. Für die nächsten Veranstaltungen ab März zieht „Caesar‘s Pallets“ auf die Terrasse der Rampe. Die Open-Air-Konzerte auf dem Großmarkt sind eine schöne Idee, sofern das Wetter mitspielt.

Line-Up:
Haley Johnsen (vocals, guitar)
Jonny Shewell (vocals)

Bilder und Bericht: Michael Segets

Haley Johnsen
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Kulturrampe

SOUND OF NASHVILLE feat. Scotty McCreery, Tebey & Temecula Road – 24.10.2019, Helios 37, Köln – Konzertbericht

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Wie schon im März, stand im Rahmen der noch recht jungen SOUND OF NASHVILLE-Reihe wieder eine Dreier-Veranstaltung in Köln an, bei der diesmal im mit ca. 250 Zuschauern ausverkauften Helios 37, Ex-American Idol-Gewinner Scotty McCreery den Hauptact darstellte und von den hier musikalisch noch nicht so bekannten Interpreten Tebey und Temecular Road als Support unterstützt wurde.

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Kommen wir direkt zu der positiven Überraschung des Abends, den kanadischen Multigenre-Songwriter Tebey Solomon Ottoh, alias Tebey. Der hatte den uns gut bekannten Danick Dupelle von Emerson Drive und den kauzigen Dobro-/Banjo-Spieler Mitch Jay an seiner Seite und präsentierte die Filetstücke seiner bisherigen Kreationen, die erahnen ließen, warum Künstler wie u. a. Big & Rich, Gordon Bamford oder Justin Moore, gerne auf seine Dienste zurückgriffen.

Mit Songs wie u. a. „Good Jeans“, seinem ersten eigenen Nr. 1-Hit „Who’s Gonna Love You“, „Somebody Else Will“ (Justin Moore-No.1-Hit), „The Good Ones“ (1 Million Streams), „Denim Or Denim“ und „Wake Me Up“ , das er zusammen mit Emerson Drive 2014 eingespielt hatte, offerierte er vor allem Dank Dupelle und Jay (beide mit hervorragenden Leistungen an ihren Instrumenten und schön sitzenden Harmoniegesängen), das wohl Country-ursprünglichste Programm des Gesamt-Gigs. Ein sympathischer Performer, der zurecht viel Applaus erhielt. Ein starker Einstieg!

Line-up Tebey:
Tebey (lead vocals, acoustic guitar)
Danick Dupelle (acoustic guitar, vocals)
Mitch Jay (dobro, banjo, vocals)

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Den Mittelteil bildeten das Newcomer-Trio Temecula Road, mit den wirklich noch sehr jung wirkenden Schwestern Emma und Maddie Salute sowie ihrem männlichen Mitstreiter Dawson Anderson. Hier standen die wechselnden Leadgesänge (überwiegend allerdings durch Maddie geführt) sowie die perfekt harmonierenden Harmony vocals im Mittelpunkt. Anderson spielte dazu eine klare Akustikgitarre und die bezaubernde Emma (mittlerweile mit dunklen Haaren unterwegs) ließ zwischenzeitlich immer wieder ihre Mandoline rhythmisch klirren.

Die drei Nashville-Neulinge präsentierten aus ihrem noch nicht allzu großen Fundus, Tracks wie u. a. „Take Back“,“Maybe Not“, das sehr gelungene Eagles-Cover „Desperado“, „Fades“ oder „Never Knew I Needed You“. Sie erinnerten manchmal dezent an akustische Fleetwood Mac. Auch dieses Trio wusste, dank seiner freundlichen und kommunikativen Präsenz und den melodischen Liedern, die Anwesenden auf ihre Seite zu ziehen. Man darf von daher auf ihren ersten richtigen Longplayer gespannt sein.

Line-up Temecula Road:
Maddie Salute (lead vocals)
Emma Salute (vocals, mandolin, lead vocals)
Dawson Anderson (vocals, acoustic guitar, lead vocals)

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Als dann der einstige Gewinner der 10. American Idol-Staffel, immer noch sehr jungenhaft wirkende Scotty McCreery, im Quartett gegen 21:30 Uhr die Bühne betrat, um mit dem flockigen „See You Tonight“ einzusteigen, merkte man aber sofort, wegen wem der Großteil der Besucher, den spartanischen Helios Club in der Domstadt aufgesucht hatte.

Da wurde sofort mit gegroovt, gewippt, geklatscht und gesungen. Der aus North Carolina stammende 26-jährige Protagonist hatte mit seinen Liedern, das sehr schön von Jung und Alt durchmischte Publikum, von Anfang an, im Griff. Auch er konnte sich auf eine hervorragende ‚Rückendeckung‘ mit seinen Langzeit-Begleitern Jeff Harper und Joey Sanchez sowie dem überragenden Ukulele-Spieler Dylan Rosson verlassen. Letztgenannter wusste immer wieder mit filigranen Kurz-Soli an seinem Arbeitsgerät zu überzeugen.

Mit „Wherever You Are“ und „Boys From Back Home“ gab es schon früh die ersten Tracks seines aktuellen Albums „Seasons Change“, das am Ende mit „This Is It“, dem starken Titelstück „Seasons Change“ (eines meiner Lieblingsstücke des Abends), „In Between“, „Wrong Again“, dem emotionalen, den Großeltern gewidmeten „5 More Minutes“ und „Home In My Mind“, überaus ordentlich ‚abgearbeitet‘ wurde.

Natürlich wussten auch die Fremdapationen wie „Take It Easy“ (Eagles),“Check Yes Or No“ (George Strait – klasse hier Sottys Bariton-Stimme), „Walk In The Country“ (Keith Urban), ein Traditional-Medley mit Klamotten einstiger Größen der Marke Conway Twitty, Cash & Co., bis zur launigen Josh Turner-Zugabe „Just To Be Your Man“, bestens zu gefallen, wo Scotty unter instrumenteller Bandbegleitung dann noch Fannähe zeigte und bis zum Ausklang des Liedes Autogramme gab und Selfies machte.

Line-up Scotty McCreery:
Scotty McCreery (lead vocals, acoustic guitar)
Jeff Harper (acoustic guitar, vocals)
Dylan Rosson (ukulele, vocals)
Joey Sanchez (drums)

Fazit: Auch diese Folge der Reihe SOUND OF NASHVILLE konnte mit einer schönen Diversität der Protagonisten punkten, wobei der Headliner Scotty McCreery, seinem Status des prominentesten Akteurs und Headliners absolut gerecht wurde.

Die engagiert auftretenden Künstler, eine stimmungsvolle Atmosphäre und ein sehr angenehmes ‚country-festes‘ Publikum, machten den Gesamt-Gig zu einer kurzweiligen Sache, die auch bei uns in good ol‘ Germany – sogar Generationen-übergreifend – anzukommen scheint. Einziger Wermutstropfen, auch hier die suboptimalen Fotografierbedingungen, die einen manchmal im Rahmen einer schönen zusätzlichen Visualisierung des Ganzen und somit weiterer guter Werbung für kommende Shows, schlichtweg verzweifeln lassen. Ansonsten bitte gerne mehr davon!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Tebey
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Temecula Road
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Semmel Concerts Entertainment
Helios 37 Köln

Bo Bice – See The Light – CD-Review

Bo Bice wurde so richtig im Jahr 2005 bekannt, als er sich in der Casting-Show ‚American Idol‘ ein Kopf an Kopf-Rennen mit der späteren Siegerin Carrie Underwood lieferte. ‚American Idol‘ ist ja im Prinzip das Pendant zu unserer Lachnummer ‚Deutschland sucht den Superstar‘ und man hat angesichts der qualitativen Outputs der dortigen Kandidaten Tränen in den Augen, wenn man sie in Relation zum immer mehr auf Bohlensches Niveau abdriftende Volksbegehren (siehe Mark Medlock) unserer Nation setzt. Es geht steil bergab mit unserem Lande, und wie man weiß, nicht nur in unserem Bereich…

Aber egal, kommen wir nochmals zum Vergleich Bice-Underwood. Während Carries Album „Some Hearts“ vor kurzem das siebte Mal mit Platin ausgezeichnet wurde und auch ihr Nachfolger wieder mit blendenden Verkaufszahlen aufwarten kann, musste Bo Bice nach seinem Major-Debüt „The Real Thing“ wieder etwas kleinere Brötchen backen. Es ereilte ihn der Vorwurf, sich unter dem Einfluss von John Shanks, Jon Bon Jovi und Richie Samborra zugunsten einer Mainstream-Rockplatte glatt bügeln gelassen zu haben, was wohl viele seiner Fans verdrossen hat, die ihn wegen seiner ‚Southern Rock-Soul‘ so geliebt hatten.

Mittlerweile ist er bei einem Independant-Label gelandet und dürfte mit „See The Light“ jetzt die Platte gemacht haben, die eigentlich seiner wahren Natur entspricht. Hier erlebt man einen Bo Bice, der einen richtig ehrlichen (Retro-) Southern Rock, gepaart mit ein paar Countrybezügen und auch ein wenig britischem Rock der Seventies (Bo hat ja eine zeitlang mit seiner Familie in London gelebt) zelebriert. Ich würde sogar behaupten, dass er hier genau den Typ verkörpert, an dem ein Ronnie Van Zant damals großen Spaß gehabt hätte. Der Bursche erinnert mich ein bisschen an Shooter Jennings.

Vom souligen Opener „Witness“ (mit Hendrix-Flair, toller Wah-Wah-Gitarre, Talkbox-E-Solo Marke Peter Frampton) bis zum abschließenden „Whiskey, Women & Time“ (eine Mischung aus Marshall Tucker Band und Black Crowes, mit zweistimmiger E-Arbeit und tollem southern-typischen Instrumental-Finish) bekommt man einen wunderbar kantigen, unangepassten Southern Rock von einem echten Charaktertypen geboten, der sowohl großes Songwritingtalent besitzt (alle Tracks selbst geschrieben), mit einer herrlich rotzigen Stimme aufwartet und auch noch neben der E-Gitarre weitere Instrumente glänzend zu bedienen weiß (herrlich sein Harp-Spiel in Richtung des leider bereits verstorbenen Topper Price).

Die meisten Stücke gehen recht gut ab, lediglich bei „Only Words“ und „Sinner In A Sin“ kommen mal die etwas gemäßigteren Countrytöne zum Vorschein, wobei der schöne weibliche Harmoniegesang einer Raquel Wynn nicht unerwähnt bleiben darf. Fantastisch auch „I’m Gone“, das britisches, leicht psychedelisch angehauchtes Rock-Esprit der Siebziger mit Southern Rock zu vereinen gedenkt. Fast wie eine Session aus Bad Company, Led Zeppelin und den Allman Brothers. Im Background hier wie auch bei einem weiteren Stück die bei uns beliebte Skynyrd-Sängerin Carol Chase.

Insgesamt kommt Bo Bice diesmal mit „See The Light“ wie ein Shooter Jennings oder Travis Tritt (zu Anfangstagen) rüber, allerdings noch viel tiefer mit dem Southern Rock verwurzelt. Er bietet einen modern aufbereiteten Streifzug durch all das, was uns früher im Genre so viel Freude bereitet hat und setzt zudem den eigenen Stempel auf. Auch Foghat- und Point Blank-Freunde sollten mal ein Ohr riskieren. Klasse! Mittlerweile ist Bo in ein demnächst erscheinendes Tribute zu Ehren des kürzlich verstorbenen George McCorkle involviert worden, als Beweis eigentlich auch dafür, welche Akzeptanz er bereits in Southern-Kreisen genießt.

Sugar Money / StratArt Records (2007)
Stil:  Southern Rock

01. Witness
02. Take The Country Outta Me
03. I’m Gone
04. Only Words
05. Got Money
06. See The Light
07. Sinner In A Sin
08. This Train
09. Ain’t Gonna Die
10. Whiskey, Women & Time

Bo Bice
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Bärchen Records

Bucky Covington – Same – CD-Review

Sehr starkes, voller Vitalität, Energie und würzigem New Country-Feuer steckendes Debut des knapp 30-jährigen jungen Mannes aus Rockingham/North Carolina, dem die amerikanische Presse attestiert. „He sounded and looks like a good old Southern boy with just the right blend of rocking Country and down-home corn“. Bucky Covington, der eigentlich aufgrund seiner eigenen Persönlichkeit und Identität kaum in den Rahmen eines solchen Formates passt, nahm zuletzt am „American Idol“-Kontest teil, belegte dort aber „nur“ den achten Platz.

Dennoch baute er sich mit seinem unwiderstehlichen „All-American charm“ und der hervorragenden, kraftvollen, eine tolle, raue Natürlichkeit bewahrenden Stimme schnell eine große Fanbase auf, machte diverse Labels auf sich aufmerksam und ergatterte so konsequenterweise auch einen Vertrag. Völlig zu Recht, denn sein Debüt kann sich ohne Frage mehr als sehen lassen. Produktionstechnisch wurde er dabei von den erfahrenen Musikern Dale Oliver (spielt zudem Gitarre, Mandoline und Dobro) und Sawyer Brown-Chef Mark A. Miller unter die Fittiche genommen, die mit einem satten Sound das große Potential Covingtons bestens auf den Punkt brachten.

Sämtliche Lieder stammen aus den Federn von arrivierten Nashville-Songwritern (u. a. Tom Douglas, Chris Stapelton, Mark Nesler, Jennifer Hanson, Tony Martin etc.), und auch an Instrumentalisten wurde natürlich auch die entsprechende Klasse aufgefahren (z. B. Dan Dugmore, Russ Pahl, Jim Scholten, Aubrey Haynie u.s.w.). Covington brachte sich bereits in jungen Jahren das Gitarre spielen selbst bei und ist von je her bekennender Country- und Southern Rock-Fan. Seine ersten Erfahrungen sammelte er als Frontmann einer Southern Rock-Coverband namens „Southern Thunder“.

Diesen Einfluß spürt man dann auch deutlich bei diversen Songs (z.B. „Ain’t No Thing“ mit Stones-like Riffs und fetten Slides, „Empty Handed“ mit starken Twin-E-Gitarren, „The Bible And The Belt“ voller kochendem Swamp-Flair), zumal sich das bei Bucky’s äußerer und stimmlicher Ähnlichkeit zu Lynyrd Skynyrd-Sänger Johnny Van Zant (man könnte fast meinen, er sei mit ihm verwandt) geradezu anbietet. Diese Stücke zählen ganz klar zu den Highlights des Albums, das ohnehin praktisch keine Durchhänger hat.

Klasse hier, wie eingangs bereits angedeutet, Covington’s angenehm rauchige Röhre. Dazu kommen fantastische, satte E-Gitarren, swampige Atmosphäre ala Lynyrd Skynyrd, sowie der begeisternde weibliche Background-Gesang von Vicki Hampton. Ebenfalls dezent Southern-inspiriert ist der Opener „American Friday Night“ (Richtung Van Zant/Warren Brothers), eine frische Uptempo-Gute Laune-Nummer mit leicht einprägsamem Refrain. Eigentlich die typische radiotaugliche Single für einen jungen, elanvollen Debütanten.

Überraschenderweise wurde aber hier das recht entspannte, allerdings nicht minder starke und sehr melodische Countrystück „Different World“ (klasse Steel- und Pianobegleitung) ausgewählt, das bereits langsam Richtung höherer Regionen der Billboard Country Singles-Charts unterwegs ist. Klasse auch der knackige Countryrocker „Back when we were Gods“, der mit viel Drive die Jugendtage dea Künstlers zu reflektieren scheint. Ein weiterer, echter Farbtupfer ist dann „I’m Good“ – in bester Jimmy Buffett/Kenny Chesney-Tradition, karibisch angehaucht, sonnendurchflutet, locker instrumentiert (feines Steel-, Electric-, Akustikgitarren-Zusammenspiel) und voller Lebensfreude. Man sieht sich quasi vorm geistigen Auge an einer Strandbar hocken und zu lockeren Klängen buntgemischte und verzierte, eiskalte Cocktails schlürfen. Dazu noch ein herrlich tanzbarer, an den Hüftspeck rangehender Sommerparty-Song.

Sein kompositorisches Talent und Gespür für Melodien zeigt Bucky beim melodischen Countryrocker „Carolina Blue“ (schöne Mandoline, Dobro-Fills), das er zusammen mit Mark A. Miller und Gregg Hubbard geschrieben hat. Insgesamt ein klasse Erstling von Bucky Covington (Zwillingsbruder Rocky spielt übrigens in Bucky’s Touring-Band), den man irgendwie im Dunstkreis solcher Kollegen wie Montgomery Gentry, den Van Zants, Jason Aldean, Trace Adkins, Eric Church & Co. ansiedeln könnte. Seine Stimme besteht sämtliche Tempovariationen/Stilarten mit Bravour, die ausgewählten Stücke wurden sehr abwechslungsreich zusammengestellt. Der Grundstein für eine vielversprechende Karriere ist mit Erfolg gelegt! Die Szene rund um Nashville darf einen weiteren jungen, voller Potential steckenden „Wilden“ in ihren Reihen begrüßen!

Lyric Street Records (2007)
Stil:  New Country

01. American Friday Night
02. A Different World
03. I’ll Walk
04. Back When We Were Gods
05. Ain’t No Thing
06. I’m Good
07. Empty Handed
08. Hometown
09. It’s Good To Be Us
10. Carolina Blue
11. The Bible And The Belt

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Bucky Covington – Good Guys – CD-Review

Ganze fünf Jahre hat es gedauert, bis Bucky Covington jetzt endlich sein zweites Album auf den Markt bringen konnte. Für den 1977 in North Carolina geborenen Sänger, Achter der 2005/06er Staffel des American Idol-Contests, lief es seit seinem Debütalbum, das damals sofort auf Platz eins der Billboard Country Album-Charts schoss und auch noch zwei Top-10 Singles generierte, so gar nicht mehr rund. Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin, dazu noch die Aufhebung seines geplanten 2. Albums „I’m Alright“ wegen der Schließung des „Lyric Street“-Labels, für das bereits drei Singles, mit aber eher überschaubarem Ergebnis, veröffentlicht wurden.

Diese Zeiten sind aber nun vorbei, Bucky hat beim noch jungen „e one“-Label anheuern können und die haben ihm ein weitgehend ähnliches Team wie bei seinem Erstling anvertraut. „Good Guys“ heißt das neue Werk, erneut unter der Regie von Sawyer Brown-Frontmann Mark A. Miller und Dale Oliver, das Bucky jetzt wieder zurück in die Spur verhelfen sollte. Und dies ist, zumindest was die Qualität des CD angeht, auch blendend gelungen. Abwechslungsreicher New Country in all seinen Facetten, toller Gesang des Protagonisten, zwei Coverstücke von angesagten Interpreten der Oberklasse und eine knackige, moderne Produktion, wie sie von Miller und Oliver auch nicht anders zu erwarten war.

Die neue Scheibe beginnt direkt mit der ersten Singleauskoppelung, ein schöner, eingängiger mit flotten E-Gitarren und Steel ganierter Countrypopsong, der sofort die Laune anhebt. Auch hier spürt man direkt Millers Handschrift. Prädestiniert für Covingtons raspelige Stimme sind dann Schwofer wie „I’m Alright“ und das mit viel Southern Soul versehene, im E-Gitarren-Solo geradezu bluesige „Hold A Woman“. Mit „The Drinkin’ Side Of Country“ folgt eine weitere, richtig starke Nummer. Hier holte Bucky kein Geringeren und Verwegeneren als Shooter Jennings im Duett mit ins Boot und man merkt den beiden beim mit Honkytonk-Pianogeklimper getränkten Southern Rocker ihren Spaß förmlich an. Klasse dieser Song!

„Only Got So Much Time“ kommt mit ein wenig Van Zant-Flair, „Mama Must Be Prayin’“ rockt, von Fußtrommel getrieben, herrlich gitarrenlastig, saustark vor allem das E-Gitarren-Solo. Mit dem alten Lionel Richie-„Schmuse“-Klassiker „Sail On“ versucht das Team so ein bisschen auf der erfolgreichen „Tuskeegee“-Welle mitzuschwimmen. Bucky steht in Sachen Gesang dem Altmeister in nichts nach. Dafür geht die Post beim anschließenden „I Always Said You’d Be Back“ wieder um so mehr ab.

Eine satt rockende Nummer, irgendwo an der Schnittstelle zwischen temporeicheren Stücken der Van Zant-Country-Ära und Sawyer Brown, dazu mit sehr gitarrenlastigem Ambiente. Zum Relaxen lädt dann wieder „Mexicoma“ ein, das mit lustigem Text alle Klischees eines Mexiko-Strandurlaubs (Margaritas, Tequilla, Senoras with dark blond hair) abarbeitet und musikalisch auch dementsprechend in Szene gesetzt wurde (Steel drums, Mariachi-Trompeten). Ein Song zum genüßlichen Träumen von Urlaub mit Sonne, Sand, Meer und kühlen Getränken!

Mit „Gotta Be Somebody“ wurde Nickelbacks Top 10- Song mit Steel-Zutaten in ein Country-Gewand gepackt, Covingten punktet hier dem vielleicht etwas besseren Gesang als NB-Frontmann Chad Kroeger. Am Ende wird dann mit „I Want My Life Back“ und „A Father’s Love (The Only Way He Knew How)“ nochmal die emotionale New Country-Schiene bedient. Bucky glänzt wieder mit seiner ausdrucksstarken, angenehmen Stimme auf Ebene eines Johnny Van Zant. „Good Guys“ hat seinen Zweck erfüllt. William Joel „Bucky“ Covington meldet sich nach langer Wartezeit mit einem starken Album zurück in der Szene und beweist sein außerordentliches Talent als Sänger. Comeback gelungen – guter Junge, dieser Bucky Covington!

Entertainment One Music (2012)
Stil:  New Country

01. I Wanna Be That Feeling
02. I’m Alright
03. Hold A Woman
04. Drinking Side of Country
05. Only Got So Much Time
06. Mama Must Be Prayin‘
07. Sail On
08. I Always Said You’d Be Back
09. Mexicoma
10. I Want My Life Back
11. Gotta Be Somebody
12. A Father’s Love (The Only Way He Knew How)

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Bärchen Records

Josh Gracin – Same – CD-Review

Wer auf den alten Haudegen des New-Country-Business Garth Brooks steht, sollte dem Debütwerk des jungen Josh Gracin mal eine Chance gewähren, denn dieser scheint von dessen musikalischen Leistungen stark geprägt zu sein. Der Viertplazierte des American Idol 2 gewann schon nicht von ungefähr seinen aller ersten Talentwettbewerb, als er mit einer Version „Standing Outside The Fire“ zu begeistern wusste.

Konstanz, Ausdauer, Charisma, Gespür für die Zeit und wohl auch die nötige Portion Glück sind wohl die Attribute, die Brooks zu dem machten, wofür ihn die Massen liebten. Ob der talentierte Ex-Marine, der zumindest die Voraussetzungen in sich zu tragen scheint, einen ähnlichen Erfolg haben wird, steht auf einem anderen Blatt.

Was das Songwriting angeht, kann er dem Meister allerdings noch nicht das Wasser reichen, denn sämtliche Lieder stammen aus fremden Federn, hauptsächlich hier Brett James, der den Löwenanteil beigesteuert hat. Aber man hat schon bei Tim McGraw gesehen, dass hier mit einem guten Händchen auch vieles möglich ist.

So setzte Producer Marty Williams das Gesamtwerk überaus knackig in Szene, wobei Joshs Stimme sehr schwungvoll und mit viel Elan rüberkommt. Der Kontakt zwischen beiden wurde übrigens durch die Rascal Flatts hergestellt, die von Joshs Performance ihres Stückes „I’m Moving On“ beim Kontest ziemlich angetan waren.

Meine Anspieltipps. „Nothin‘ To Lose“ mit Brooks-typischen Sprechgesang in den Strophen wie bei „Ain’t Goin‘ Down (Til The Sun Comes Up)“, dabei Wechsel im Refrain zu Blackhawkartigem Harmoniegesang; „Brass Bed“ mutet leicht keltisch an, begleitet von wunderschönen Mandolinenklängen und ausdrucksvollem Gesang der Marke Brooks/McGraw; „Piece Of Mind“, der absolute Kracher des Albums, ein typischer Song um ganze Stadien in den Bann zu ziehen. Tolle relaxte Melodie, verziert durch sirenenartiges Akkordeon- und Mundharmonikaspiel, als I-Tüpfelchen ein starkes E-Solo; „I Would Look Good With You“ pianogetränkt mit countryuntypischem Supertramp-Flair, allerdings mit glänzender Dobro-Vostellung von Dan Dumore.

Bei „Turn It Up“ sind Parallelen zu Brooks‘ Uptemponummern offensichtlich, das Stück ist allerdings auch ziemlich Southern-inspiriert, rockt zum Teil 38 Special-mäßig. Dazwischen natürlich auch einige Balladen, die phasenweise bombastisch ausufern, wie man es auch bei Jimmy Wayne auf seinem Erstling vorfindet.

Mit dem nötigen Biss, Fingerspitzengefühl und der Geduld seines Labels sollte Josh Gracin in Zukunft noch einiges erreichen können. Lyric Street Records hat hier meines Erachtens einen ganz dicken Fisch an der Angel…

Lyric Street Records (2004)
Stil:  New Country

01. I Want To Live
02. Wheels
03. Nothin‘ To Lose
04. Brass Bed
05. Peace Of Mind
06. Endless Helpless Hoping
07. No One To Share The Blame
08. I Would Look Good With You
09. Turn It Up
10. The Long One
11. The Other Little Soldier

Josh Gracin
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Bärchen Records

Phil Stacey – Same – CD-Review

Phil Stacey erlangte nationale musikalische Aufmerksamkeit als Teilnehmer und Finalist der sechsten American Idol Staffel 2007, bei der er letztendlich den sechsten Platz belegte. Der in Harlan County/Kentucky geborene und in Ohio aufgewachsene Sänger verpflichtete sich nach dem Abschluss seines Gesangsstudiums in Jacksonville, Florida bei der Marine und wurde dort Mitglied der sehr angesehenen Navy Band „Southeast“. Nach Abschluss der kräftezehrenden American Idol-55-Städte Tour, begab er sich zur Regeneration in die Naval Reservate.

Anschließend zog er mit seiner Familie (zwei Töchter) nach Nashville, wo er den Vertrag mit dem erfolgreichen Lyric Street Records Label (u.a. Rascal Flatts, Bucky Covington, SHeDAISY) unterzeichnete. Sein gleichnamig betiteltes Debütalbum wurde vom Allrounder (Musiker, Songwriter, Produzent) Wayne Kirkpatrick (Little Big Town) mitgestaltet und produziert. Beim Songmaterial handelt es sich ausschließlich um Kompositionen von Fremdautoren (u.a. Wendell Mobley, Rivers Rutherford, Wayne Kirkpatrick, Neil Thrasher, Jason Sellers, Tony Martin, Gary Levox), die aber augenscheinlich klug ausgewählt wurden und dem guten Phil Stacey förmlich „auf dem Leib“ geschrieben worden sind.

Die CD überzeugt in ihrer Gesamtheit vor allem durch ihre Dynamik (relativ kleiner Balladenanteil), wobei die glänzenden Musiker (allen voran natürlich Wayne Kirkpatrick, aber auch Chris McHugh mit seinem fetzigen Drumming) und Phil mit einer sehr variablen Gesangsperformance eine nahezu perfekte Symbiose bilden. Auf der Scheibe regiert in großen Auszügen „gute Laune pur“. Musik, so richtig gut geeignet für die sommerliche Cabriotour zum nächsten Badesee. Das mit elf Liedern bestückte Werk „flutscht“ regelrecht durch den CD-Player und beinhaltet von poppigem bis rockigem New-Country so ziemlich alles was im Mainstream-Nashville angesagt ist. Trotzdem wurden die country-typischen Elemente wie Steelguitar und Fiddle nie außer Acht gelassen.

Zudem sorgt der überragend aufspielende Kirkpatrick mit verschiedensten Gitarrenvariationen (National-, High-String-, Acoustic-, Mando-guitar, Banjitar, Melodica, Dobro) für viel zusätzlichen Pep. Die vorab veröffentlichte Single „If You Didn’t Love Me“ (aus der Mit-Feder von Rascal Flatts-Sänger Gary Levox), die irgendwo zwischen Rasal Flatts und Keith Urban pendelt, konnte bereits Platz 29 in den Charts erklimmen. Wie bereits erwähnt, bewegen sich die meisten Stücke im gehobenen Midtempo-/Uptempobereich („It’s Who You Know“, „Looking Like Love“, „Be Good To Each Other“, „Find You“, „What I’m Fighting For“, „Identity“) und animieren mit ihren eingängigen Refrains schon ein wenig zum Mitsingen. Aber auch im balladesken Sektor weiß Stacey durchaus zu gefallen.

Das pianobetonte „No Way Around A River“ erinnert beispielsweise an Phil Vassar und bekommt durch Stacey’s Stimmähnlichkeit zu Don Henley auch einen unterschwelligen Eagles-Teint. Ein wenig aus dem Rahmen fallend, aber mit der stärkste Track des Werkes ist „Round Here“, das von Kirkpatrick zusammen mit dem Little Big Town-Vierer Karen Fairchild, Jimi Wesbrook, Kimberly Schlapman und Philip Sweet geschrieben wurde: Polternde Drums, eine tolle Untermalung mit E- und Akustik-Gitarren, Banjitar, Dobro und Orgel sorgen für schwüle Southern-Country-Rock-Atmosphäre, wobei Phil Staceys Gesang hier in bester Van Zant-Tradition rüberkommt. Ein klasse E-Gitarren-Solo von Gordon Kennedy und ein satter Instrumentalausklang mit „dicken“ B3-Orgel-Einlagen von Phil Madeira bieten hier musikalischen Hochgenuss.

Phil Stacey hat mit seinem flotten Debüt eine erste vielversprechende „Duftmarke“ in Nashville gesetzt. Lyric Street Records haben mit Phil Stacey wieder einmal ein feines Näschen für Newcomer bewiesen! Da ist bestimmt noch einiges zu erwarten.

Lyric Street Records (2008)
Stil: New Country

01. It’s Who You Know
02. Looking Like Love
03. If You Didn’t Love Me
04. No Way Around A River
05. `Round Here
06. Be Good To Each Other
07. Find You
08. You Are Mine
09. What I’m Fighting For
10. Still Going Through
11. Identity

Phil Stacey
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Bärchen Records

Carrie Underwood – Carnival Ride – CD-Review

Carrie Underwood, die Gewinnerin der 4. American Idol-Staffel im Jahre 2005, hat mit ihrem Debüt „Some Hearts“ bereits alle Rekorde gebrochen. Das Album ist mittlerweile sechsfach mit Platin ausgezeichnet worden und hält sich selbst zwei Jahre nach der Veröffentlichung immer noch in den Billboard-Country-Charts unter den Top-Twenty. Selbst die in den Staaten ebenfalls überaus erfolgreiche Kelly Clarkson konnte ihr in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen. Nicht zu vergessen die Awards und Grammys, die sie zusätzlich einheimste. Ein Bilderbuch-Karrierestart also, sicherlich auch ein Verdienst ihres guten Managements, das mit viel Gespür für die Zeit im Hintergrund agiert.

Auch mit ihrem neuen Album „Carnival Ride“ macht Carrie Underwood eindeutig klar, dass der Vorgänger mitnichten eine Eintagsfliege war, im Gegenteil, es wird erneut zum Großangriff auf die renommierte Konkurrenz im Countrypop-Genre geblasen. Überraschend rockig geht’s beim Opener „Flat On the Floor“ zur Sache und man ist erstaunt, was für dreckig rotzige Töne aus diesem so lieb und sympathisch erscheinenden Wesen herausgeröhrt werden. Ein schwer stampfender Countryrocker, unterstützt von exzellenter Banjo- und E-Gitarren-Arbeit, wobei man spontan in den Songwriting-Credits (wie auch beim später folgenden humorvollen „Last Name“) auf John Rich (Big & Rich) tippen würde, der aber bei diesem Werk nicht involviert wurde.

Bei „All-American Girl“ wird dann in peppiger New-Country-Manier ihrem „Mädchen von nebenan“-Image bestens Tribut gezollt. Die erste Single „So Small“ kommt als Powerballade mit typisch emotionalem Bombast (Carrie holt stimmlich alles aus sich heraus, heulende Steel und seufzende Streicherarrangements) im Refrain daher und könnte als Bewerbung für ein eventuell anstehendes großes Hollywood-Film-Epos aussichtsreich ins Rennen geschickt werden. Davon gibt es mit „Just A Dream“ (überraschend kriegskritischer Text), „I Know You Won’t“ und „Wheel Of The World“ noch weiteren Nachschlag, wobei sich Carrie hier durch ihre vokale Variabilität auszeichnet. Beim Rest wird dann so ziemlich alles abgedeckt, was der musikalische Zeitgeist momentan hergibt.

„Get Out Of This Town“ erinnert mit Stevie Nicks-verdächtigem Refrain an die glorreichen Fleetwood Mac-Tage, bei „Crazy Dreams“ wird sich mit einem markanten Banjo-/E-Gitarren-Intro ziemlich unverblümt an Keith Urbans „Better Life“ vergriffen, bei „You Won’t Find This“ gibt es geschickt verschachtelten, souligen R & B mit einer Portion Country (Alecia Keys lässt grüßen), mit dem Randy Travis-Cover „I Told You So“ wird die „Pure Country“-Klientel bedient (Carrie singt wie die jungen Reba McEntire und Tammy Wynette), bei „The More Boys I Met“ (lustiger Text) und „Twisted“ bewegt man sich zwischen Jo Dee Messina und Shania Twain.

Insgesamt ein kraftvolles, von Mark Bright produziertes Album, das sicher erneut den Nerv der Zeit treffen wird, wie es sich auch in den Charts bereits andeutet (Single Platz 3, Album Platz 2 hinter den Eagles). Carrie war diesmal etwas stärker als beim Vorgänger am Songwriting beteiligt (neben vielen prominenten Komponisten wie u.a. Brett James, Steve McEwan, Chris und Hillary Lindsey, Gordie Sampson, Neil Thrasher, Tom Shapiro), was die Musiker betrifft, wurde natürlich auch fast alles involviert, was Rang und Namen hat (Eric Darken, Paul Franklin, Jonathan Yudkin, Aubrey Haynie etc.), wobei Ilya Toshinsky (Bering Strait) am Banjo und Tom Bukovac an der E-Gitarre die nachhaltigsten Eindrücke hinterlassen.

Hervorheben muss man eindeutig Carries viel ausgeprägter und reifer wirkende Gesangsleistung, die sich mit den großen Diven der Zunft wie Martina McBride, Faith Hill, Shania Twain, LeAnn Rimes schon jetzt locker messen kann. Unserer Prognose zufolge wird dieses Album aufgrund seiner Vielseitigkeit wieder zum Dauerbrenner und Verkaufshit werden. Die Carrie Underwood-Erfolgsstory geht also garantiert weiter!

Arista Records (2007)
Stil: New Country

01, Flat On The Floor
02. All-American Girl
03. So Small
04. Just A Dream
05. Get Out Of This Town
06. Crazy Dreams
07. I Know You Won’t
08. Last Name
09. You Won’t Find This
10. I Told You So
11. The More Boys I Meet
12. Twisted
13. Wheel Of The World

Carrie Underwood
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