Scotty McCreery – Same Truck – CD-Review

Es gibt Menschen, die irgendwie nicht zu altern scheinen. Der jetzt bald auf die Dreißig zugehende, ehemalige American Idol-Gewinner Scotty McCreery, sieht immer noch aus wie ein Lausbub und bringt auch diesen gewissen typischen Charme mit sich, wie wir es Ende 2019 bei seinem unterhaltsamen Konzert in Köln live erleben durften.

Der Bursche aus North Carolina ist deshalb nicht von ungefähr ein Liebling der Fans. Recht konträr dazu wirkt seine charismatische Bass-Stimme, bei der man immer meint, hier einen ganz alten Hasen aus den Anfangszeiten des New Country vor sich zu haben. Dieser ungewöhnliche Mix macht wahrscheinlich auch einen erheblichen Teil seiner Anziehungskraft aus.

McCreery besitzt aber auch ein echtes Songwriting-Talent, was sein aktuelles Album „Same Truck“ wieder einmal nachhaltig offeriert. Zehn der zwölf durchgehend radiotauglichen Stücke hat er mit Könnern der Zunft auf diesem Gebiet wie u. a. Ashley Gorley, Zach Crowell, Monty Criswell, Rhett Akins, Lee Thomas Miller kreiert, dazu kommen zwei blendend zu ihm passende Fremdkompositionen wie die perfekt gesungene Hommage „Damn Strait“ an sein großes Vorbild ‚King George‚, der Scotty bei seinem allerersten live erlebten Konzert zu einer Gesangskarriere inspirierte.

Das Album bietet perfekten Stoff, wie man ihn von den beliebten Neo-Traditionalisten a là Strait, Brooks, Black & Co. des Genres schon von Beginn an immer gerne gehört hat, natürlich auch ganz dezent an die heutige Zeit angepasst, in dem ein paar punktuelle, aber kaum merkbare Programming-Effekte  (verantwortlich Mitproduzent Aaron Eshuis und Justin Niebank) mit  eingeflochten wurden. Federführend produziert hat Frank Rogers (Trace Adkins, Brad Paisley, Josh Turner, Darius Rucker, Phil Vassar, Darryl Worley), der auch den einen oder anderen Track mitgeschrieben hat.

So gibt es vom an die Solidarität appellierenden Opener „Same Truck“ bis zum finalen, mit einem herrlich hymnischen Heartland-E-Gitarrensolo abschließenden, an Gott gerichteten „How Ya Doin’ Up There„, wunderbar gekonnt eingespielte Musik, für die sich das Who-is-Who der Nashville Studiomusiker-Gilde mit Leuten wie u. a. Ilya Toshinsky (Acoustic Guitar, Banjo, Bouzouki, Mandolin, Dulcimer), der wieder klasse Akzente setzt, den starken E-Gitarristen Derek Wells und JT Corenflos, den Rhythmusgebern Shannon Forrest und Jimmy Lee Sloas, Tastenkoryphäen wie David Dorn und Gordon Mote sowie Steel-Ikone Mike Johnson, der für viel Countryflair sorgt, verantwortlich zeigt. 

Diese Leute wissen halt ‚im Schlaf‘, wie man zu so einer markanten Stimme und den entsprechenden Songs spielen muss. Am Ende erhält man mit „Same Truck“ ein durchgehend melodisches und eingängiges Rundum-Paket auf höchstem Niveau, das man zu jeder Gelegenheit hören kann und das sich vielleicht als bisher bestes Album von Scotty McCreery herauskristallisiert. 

Triple Tigers (Membran) (2021)
Stil: New Country

01. Same Truck
02. You Time
03. It Matters To Her
04. Damn Strait
05. It’ll Grow On Ya
06. The Water
07. Why You Gotta Be Like That
08. Home
09. Carolina To Me
10. Small Town Girl
11. That Kind Of Fire
12. How Ya Doin’ Up There

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SOUND OF NASHVILLE feat. Scotty McCreery, Tebey & Temecula Road – 24.10.2019, Helios 37, Köln – Konzertbericht

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Wie schon im März, stand im Rahmen der noch recht jungen SOUND OF NASHVILLE-Reihe wieder eine Dreier-Veranstaltung in Köln an, bei der diesmal im mit ca. 250 Zuschauern ausverkauften Helios 37, Ex-American Idol-Gewinner Scotty McCreery den Hauptact darstellte und von den hier musikalisch noch nicht so bekannten Interpreten Tebey und Temecular Road als Support unterstützt wurde.

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Kommen wir direkt zu der positiven Überraschung des Abends, den kanadischen Multigenre-Songwriter Tebey Solomon Ottoh, alias Tebey. Der hatte den uns gut bekannten Danick Dupelle von Emerson Drive und den kauzigen Dobro-/Banjo-Spieler Mitch Jay an seiner Seite und präsentierte die Filetstücke seiner bisherigen Kreationen, die erahnen ließen, warum Künstler wie u. a. Big & Rich, Gordon Bamford oder Justin Moore, gerne auf seine Dienste zurückgriffen.

Mit Songs wie u. a. „Good Jeans“, seinem ersten eigenen Nr. 1-Hit „Who’s Gonna Love You“, „Somebody Else Will“ (Justin Moore-No.1-Hit), „The Good Ones“ (1 Million Streams), „Denim Or Denim“ und „Wake Me Up“ , das er zusammen mit Emerson Drive 2014 eingespielt hatte, offerierte er vor allem Dank Dupelle und Jay (beide mit hervorragenden Leistungen an ihren Instrumenten und schön sitzenden Harmoniegesängen), das wohl Country-ursprünglichste Programm des Gesamt-Gigs. Ein sympathischer Performer, der zurecht viel Applaus erhielt. Ein starker Einstieg!

Line-up Tebey:
Tebey (lead vocals, acoustic guitar)
Danick Dupelle (acoustic guitar, vocals)
Mitch Jay (dobro, banjo, vocals)

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Den Mittelteil bildeten das Newcomer-Trio Temecula Road, mit den wirklich noch sehr jung wirkenden Schwestern Emma und Maddie Salute sowie ihrem männlichen Mitstreiter Dawson Anderson. Hier standen die wechselnden Leadgesänge (überwiegend allerdings durch Maddie geführt) sowie die perfekt harmonierenden Harmony vocals im Mittelpunkt. Anderson spielte dazu eine klare Akustikgitarre und die bezaubernde Emma (mittlerweile mit dunklen Haaren unterwegs) ließ zwischenzeitlich immer wieder ihre Mandoline rhythmisch klirren.

Die drei Nashville-Neulinge präsentierten aus ihrem noch nicht allzu großen Fundus, Tracks wie u. a. „Take Back“,“Maybe Not“, das sehr gelungene Eagles-Cover „Desperado“, „Fades“ oder „Never Knew I Needed You“. Sie erinnerten manchmal dezent an akustische Fleetwood Mac. Auch dieses Trio wusste, dank seiner freundlichen und kommunikativen Präsenz und den melodischen Liedern, die Anwesenden auf ihre Seite zu ziehen. Man darf von daher auf ihren ersten richtigen Longplayer gespannt sein.

Line-up Temecula Road:
Maddie Salute (lead vocals)
Emma Salute (vocals, mandolin, lead vocals)
Dawson Anderson (vocals, acoustic guitar, lead vocals)

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Als dann der einstige Gewinner der 10. American Idol-Staffel, immer noch sehr jungenhaft wirkende Scotty McCreery, im Quartett gegen 21:30 Uhr die Bühne betrat, um mit dem flockigen „See You Tonight“ einzusteigen, merkte man aber sofort, wegen wem der Großteil der Besucher, den spartanischen Helios Club in der Domstadt aufgesucht hatte.

Da wurde sofort mit gegroovt, gewippt, geklatscht und gesungen. Der aus North Carolina stammende 26-jährige Protagonist hatte mit seinen Liedern, das sehr schön von Jung und Alt durchmischte Publikum, von Anfang an, im Griff. Auch er konnte sich auf eine hervorragende ‚Rückendeckung‘ mit seinen Langzeit-Begleitern Jeff Harper und Joey Sanchez sowie dem überragenden Ukulele-Spieler Dylan Rosson verlassen. Letztgenannter wusste immer wieder mit filigranen Kurz-Soli an seinem Arbeitsgerät zu überzeugen.

Mit „Wherever You Are“ und „Boys From Back Home“ gab es schon früh die ersten Tracks seines aktuellen Albums „Seasons Change“, das am Ende mit „This Is It“, dem starken Titelstück „Seasons Change“ (eines meiner Lieblingsstücke des Abends), „In Between“, „Wrong Again“, dem emotionalen, den Großeltern gewidmeten „5 More Minutes“ und „Home In My Mind“, überaus ordentlich ‚abgearbeitet‘ wurde.

Natürlich wussten auch die Fremdapationen wie „Take It Easy“ (Eagles),“Check Yes Or No“ (George Strait – klasse hier Sottys Bariton-Stimme), „Walk In The Country“ (Keith Urban), ein Traditional-Medley mit Klamotten einstiger Größen der Marke Conway Twitty, Cash & Co., bis zur launigen Josh Turner-Zugabe „Just To Be Your Man“, bestens zu gefallen, wo Scotty unter instrumenteller Bandbegleitung dann noch Fannähe zeigte und bis zum Ausklang des Liedes Autogramme gab und Selfies machte.

Line-up Scotty McCreery:
Scotty McCreery (lead vocals, acoustic guitar)
Jeff Harper (acoustic guitar, vocals)
Dylan Rosson (ukulele, vocals)
Joey Sanchez (drums)

Fazit: Auch diese Folge der Reihe SOUND OF NASHVILLE konnte mit einer schönen Diversität der Protagonisten punkten, wobei der Headliner Scotty McCreery, seinem Status des prominentesten Akteurs und Headliners absolut gerecht wurde.

Die engagiert auftretenden Künstler, eine stimmungsvolle Atmosphäre und ein sehr angenehmes ‚country-festes‘ Publikum, machten den Gesamt-Gig zu einer kurzweiligen Sache, die auch bei uns in good ol‘ Germany – sogar Generationen-übergreifend – anzukommen scheint. Einziger Wermutstropfen, auch hier die suboptimalen Fotografierbedingungen, die einen manchmal im Rahmen einer schönen zusätzlichen Visualisierung des Ganzen und somit weiterer guter Werbung für kommende Shows, schlichtweg verzweifeln lassen. Ansonsten bitte gerne mehr davon!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Semmel Concerts Entertainment
Helios 37 Köln

Scotty McCreery – See You Tonight – Deluxe Edition – CD-Review

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Deluxe Edition mit 3 zusätzlichen Bonustracks! Großartiges, neues Countryalbum des einstigen „American Idol“-Gewinners (er gewann 2011 die zehnte Staffel im Finale gegen Lauren Alaina). Scotty ist noch immer so etwas wie eine echte Überraschung für die Countrywelt – und zwar im positivsten Sinne. War sein Debüt „Clear As A Day“ schon Platin-zertifiziert, gilt es für den gerade mal Zwanzigjährigen, aus North Carolina stammenden Künstler, jetzt mit „See You Tonight“ die Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben. Das wird ihm ohne Zweifel gelingen, denn man muss dem rein äußerlich immer noch ein wenig juvenil wirkenden Burschen mit dem Lausbubengesicht eine deutliche Weiterentwicklung konstatieren. Seine variable, eindrucksvolle Bariton-Stimme überrascht immer wieder mit einer erstaunlichen Reife, aber auch seine (auf dem Vorgänger nicht vorhandenen) Songwriterqualitäten (er war diesmal an fünf Tracks kompositorisch mitbeteiligt) sind überaus erwähnenswert.

So macht der Opener „Now“ mit seinem coolen, swampigen Rhythmus und denm satten Powerrefrain (dazu gibt es ein klasse E-Gitarren-Solo) direkt schon mal fast „southern-rockigen“ Dampf. Die folgende Single, zugleich Titelsong des Werkes, besticht durch eine sehr schöne, mandolineverzierte Melodie (aber auch würzigen Gitarren) und dem typischen, kraftvoll und euphorisch wirkenden Anstrich. Zwei ganz starke New Country-Nummern zum Auftakt! Produziert hat das Werk im übrigen hauptsächlich der erfahrene Frank Rogers (Brad Paisley, Darius Rucker, Trace Adkins), für zwei Lieder („Can You Feel It“ – mit urbanesker Banjo-/E-Gitarrenuntermalung und „Carolina Eyes“) konnte Scotty mal eine Zusammenarbeit mit Mark Bright (Rascal Flatts, Carrie Underwood, Sara Evans) antesten, der sich mit unterschiedlichen Musikern (mit an Bord ist in beiden Fällen natürlich wieder ein „Who-is-Who“ der Nashville-Studiomusiker) aber dem Grundschema des Albums anpasst.

Ein echtes Highlight ist der „Feel Good Summer Song“. Hier konterkarieren der traurige Text und die schwermütige, leicht depressive musikalische Aufmachung den Titel, hinter dem man zunächst einen Gute Laune-Party-Kracher vermuten würde. Toll gemacht. Sehr introvertiert auch das mit schönen Pianoklängen, E-Gitarren, Celli/Violinen ziemlich voluminös ausstaffierte „The Dash“. Der Song zur Wiederaufmunterung folgt dann aber mit dem sommerlich dahingroovenden „Blue Jean Baby“, dass auch Leuten wie Kenny Chesney oder Billy Currington sehr gut zu Gesicht gestanden hätte.

Laune pur verbreiten dann auch noch Tracks wie das cool gesungene „I Don’t Wanna Be Your Friend“ (wieder mit fettem Powerrefrain) oder das dezent in den Strophen an Steve Millers „The Joker“ erinnernde „Roll Your Window Down“ (eine der drei Bonusnummern). Für filgrane, traditionelle Country-Genießer hat McCreery mit dem Jon Randall-Song „Carolina Moon“ unter Beteiligung der bezaubernden, großartige Fiddle und zuckersüße Harmoniegesänge einbringenden Allison Krauss ein echtes Bonbon parat.

Herrlich hier das Zusammenwirken von den starken Gesängen und der begleitenden Instrumente wie Fiddle, Dobro und Mundharmonika. Purer Country in seiner reinsten und schönsten Form! Mit dem voller Pathos behafteten, Steelguitar-getränkten „Something More“ (auch wieder mit aus Scottys Feder) schließt der Hauptpart. Die weiteren Bonustracks „Before Midnight“ und „Carolina Eyes“ bieten noch einmal absolut chartauglichen, schön kräftig instrumentierten New Country, mit den typischen Tempo und Stimmungswecheseln und powernden Refrains.

Scotty McCreerys zweites Album „See You Tonight“ bietet satte 16 Lieder auf durchgehend starkem Niveau, die sein vokales Talent und seine künstlerische Weiterentwicklung eindrucksvoll demonstrieren. Der junge Mann hat eine Riesen-Countrystimme, beweist das richtige Händchen bei der Auswahl seiner Songs und trifft damit genauso den Nerv der Traditionalisten, wie den solch angesagter New Country-Leute wie beispielsweise Josh Turner, Billy Currington, Joe Nichols und Dierks Bentley. McCreery klingt einfach immer „real country“! Klasse!

Mercury Nashville/19 Recordings/Interscope (2013)
Stil: New Country

01. Now
02. See You Tonight
03. Get Gone with You
04. Feelin‘ It
05. Feel Good Summer Song
06. Buzzin‘
07. Can You Feel It
08. The Dash
09. Blue Jean Baby
10. Forget to Forget You
11. I Don’t Wanna Be Your Friend
12. Carolina Moon
13. Something More
14. Roll Your Window Down (Bonustrack)
15. Before Midnight (Bonustrack)
16. Carolina Eyes (Bonustrack)

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