SOUND OF NASHVILLE feat. Scotty McCreery, Tebey & Temecula Road – 24.10.2019, Helios 37, Köln – Konzertbericht

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Wie schon im März, stand im Rahmen der noch recht jungen SOUND OF NASHVILLE-Reihe wieder eine Dreier-Veranstaltung in Köln an, bei der diesmal im mit ca. 250 Zuschauern ausverkauften Helios 37, Ex-American Idol-Gewinner Scotty McCreery den Hauptact darstellte und von den hier musikalisch noch nicht so bekannten Interpreten Tebey und Temecular Road als Support unterstützt wurde.

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Kommen wir direkt zu der positiven Überraschung des Abends, den kanadischen Multigenre-Songwriter Tebey Solomon Ottoh, alias Tebey. Der hatte den uns gut bekannten Danick Dupelle von Emerson Drive und den kauzigen Dobro-/Banjo-Spieler Mitch Jay an seiner Seite und präsentierte die Filetstücke seiner bisherigen Kreationen, die erahnen ließen, warum Künstler wie u. a. Big & Rich, Gordon Bamford oder Justin Moore, gerne auf seine Dienste zurückgriffen.

Mit Songs wie u. a. „Good Jeans“, seinem ersten eigenen Nr. 1-Hit „Who’s Gonna Love You“, „Somebody Else Will“ (Justin Moore-No.1-Hit), „The Good Ones“ (1 Million Streams), „Denim Or Denim“ und „Wake Me Up“ , das er zusammen mit Emerson Drive 2014 eingespielt hatte, offerierte er vor allem Dank Dupelle und Jay (beide mit hervorragenden Leistungen an ihren Instrumenten und schön sitzenden Harmoniegesängen), das wohl Country-ursprünglichste Programm des Gesamt-Gigs. Ein sympathischer Performer, der zurecht viel Applaus erhielt. Ein starker Einstieg!

Line-up Tebey:
Tebey (lead vocals, acoustic guitar)
Danick Dupelle (acoustic guitar, vocals)
Mitch Jay (dobro, banjo, vocals)

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Den Mittelteil bildeten das Newcomer-Trio Temecula Road, mit den wirklich noch sehr jung wirkenden Schwestern Emma und Maddie Salute sowie ihrem männlichen Mitstreiter Dawson Anderson. Hier standen die wechselnden Leadgesänge (überwiegend allerdings durch Maddie geführt) sowie die perfekt harmonierenden Harmony vocals im Mittelpunkt. Anderson spielte dazu eine klare Akustikgitarre und die bezaubernde Emma (mittlerweile mit dunklen Haaren unterwegs) ließ zwischenzeitlich immer wieder ihre Mandoline rhythmisch klirren.

Die drei Nashville-Neulinge präsentierten aus ihrem noch nicht allzu großen Fundus, Tracks wie u. a. „Take Back“,“Maybe Not“, das sehr gelungene Eagles-Cover „Desperado“, „Fades“ oder „Never Knew I Needed You“. Sie erinnerten manchmal dezent an akustische Fleetwood Mac. Auch dieses Trio wusste, dank seiner freundlichen und kommunikativen Präsenz und den melodischen Liedern, die Anwesenden auf ihre Seite zu ziehen. Man darf von daher auf ihren ersten richtigen Longplayer gespannt sein.

Line-up Temecula Road:
Maddie Salute (lead vocals)
Emma Salute (vocals, mandolin, lead vocals)
Dawson Anderson (vocals, acoustic guitar, lead vocals)

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Als dann der einstige Gewinner der 10. American Idol-Staffel, immer noch sehr jungenhaft wirkende Scotty McCreery, im Quartett gegen 21:30 Uhr die Bühne betrat, um mit dem flockigen „See You Tonight“ einzusteigen, merkte man aber sofort, wegen wem der Großteil der Besucher, den spartanischen Helios Club in der Domstadt aufgesucht hatte.

Da wurde sofort mit gegroovt, gewippt, geklatscht und gesungen. Der aus North Carolina stammende 26-jährige Protagonist hatte mit seinen Liedern, das sehr schön von Jung und Alt durchmischte Publikum, von Anfang an, im Griff. Auch er konnte sich auf eine hervorragende ‚Rückendeckung‘ mit seinen Langzeit-Begleitern Jeff Harper und Joey Sanchez sowie dem überragenden Ukulele-Spieler Dylan Rosson verlassen. Letztgenannter wusste immer wieder mit filigranen Kurz-Soli an seinem Arbeitsgerät zu überzeugen.

Mit „Wherever You Are“ und „Boys From Back Home“ gab es schon früh die ersten Tracks seines aktuellen Albums „Seasons Change“, das am Ende mit „This Is It“, dem starken Titelstück „Seasons Change“ (eines meiner Lieblingsstücke des Abends), „In Between“, „Wrong Again“, dem emotionalen, den Großeltern gewidmeten „5 More Minutes“ und „Home In My Mind“, überaus ordentlich ‚abgearbeitet‘ wurde.

Natürlich wussten auch die Fremdapationen wie „Take It Easy“ (Eagles),“Check Yes Or No“ (George Strait – klasse hier Sottys Bariton-Stimme), „Walk In The Country“ (Keith Urban), ein Traditional-Medley mit Klamotten einstiger Größen der Marke Conway Twitty, Cash & Co., bis zur launigen Josh Turner-Zugabe „Just To Be Your Man“, bestens zu gefallen, wo Scotty unter instrumenteller Bandbegleitung dann noch Fannähe zeigte und bis zum Ausklang des Liedes Autogramme gab und Selfies machte.

Line-up Scotty McCreery:
Scotty McCreery (lead vocals, acoustic guitar)
Jeff Harper (acoustic guitar, vocals)
Dylan Rosson (ukulele, vocals)
Joey Sanchez (drums)

Fazit: Auch diese Folge der Reihe SOUND OF NASHVILLE konnte mit einer schönen Diversität der Protagonisten punkten, wobei der Headliner Scotty McCreery, seinem Status des prominentesten Akteurs und Headliners absolut gerecht wurde.

Die engagiert auftretenden Künstler, eine stimmungsvolle Atmosphäre und ein sehr angenehmes ‚country-festes‘ Publikum, machten den Gesamt-Gig zu einer kurzweiligen Sache, die auch bei uns in good ol‘ Germany – sogar Generationen-übergreifend – anzukommen scheint. Einziger Wermutstropfen, auch hier die suboptimalen Fotografierbedingungen, die einen manchmal im Rahmen einer schönen zusätzlichen Visualisierung des Ganzen und somit weiterer guter Werbung für kommende Shows, schlichtweg verzweifeln lassen. Ansonsten bitte gerne mehr davon!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Semmel Concerts Entertainment
Helios 37 Köln

SOUND OF NASHVILLE feat. Lindsay Ell, Twinnie & James Barker Band – 06.03.2019, Blue Shell, Köln – Konzertbericht

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Countryfieber in Deutschland! Nachdem am vergangenen Wochenende das Country2Country-Spektakel mit großem Erfolg auch hierzulande erstmals den hiesigen Fans in Berlin zugänglich gemacht wurde, gab es in vier weiteren deutschen Metropolen noch einmal einen kleinen, aber sehr feinen Nachschlag.

Unter der Regie der Semmel Concerts Entertainment GmbH wurden in Frankfurt, Hamburg, München und Köln unter dem Slogan ‚SOUND OF NASHVILLE‘, jeweils in zwei Dreier-Konstellationen, Live-Akustik-Sets in kleinerem Rahmen angeschlossen, um auch jüngeren, vielleicht noch nicht so populären Acts, eine Präsentationsplattform für sich zu gewähren.

In Frankfurt und Hamburg konnte man sich über das Wirken von Logan Mize, Lauren Jenkins und Craig Campbell informieren, in München und Köln standen die Künstler Twinnie, die James Barker Band und Lindsay Ell auf dem Programm.

Wir haben uns aufgrund der geografischen Nähe natürlich für den Gig in der Domstadt entschieden.

Unsere frühe Anreise hatte sich angesichts des proppevollen Blue Shells als richtig erwiesen, so konnten wir uns einen Platz im vorderen, sehr beengten Bühnenbereich sichern, die Sichtverhältnisse erwiesen sich aufgrund der tiefliegenden, recht dunkel und monoton ausgeleuchteten kleinen Bühne, besonders für die Zuschauer ab ca. der 5. Reihe, in dem ansonsten eigentlich sehr schönen Club, als suboptimal. Gut, das ganze sollte Wohnzimmercharakter haben, aber bei wem stehen schon über 100 Leute in der Bude rum (ok, die Kölner Studenten-WGs mal ausgenommen)?

Pünktlich um 20:00 Uhr betrat dann die vom Rolling Stone hoch gelobte, vielseitige Britin Twinnie (auch schon schauspielerisch aktiv gewesen) mit ihrem Kompagnon Joel Peat, in einem zart-rosafarbenen Hosenanzug mit weißen Stiefeletten bekleidet, das kleine Bühnenrechteck. Die kommunikative Fronterin entpuppte sich als wahre Quasselstrippe und nahm sich direkt mal selbst auf die Schippe, als sie preisgab, dass sie sich beim Blick in den Spiegel, angesichts ihres Outfits, wie ein Flamingo vorkam.

Ihre Performance und Art zu singen bewegte sich im Stile der klassischen Countrydiven der alten Schule, allerdings mit etwas poppigerem Einschlag. Sie wechselte zwischen Gesang, mit und ohne Akustikgitarre, während sich Joel für’s Akustikgitarrenspiel, Harmoniegesänge und rhythmusgebende Fußclaps auf einem eigens dafür vorgesehenen Board, verantwortlich zeigte.

Stücke wie u. a. „Type Of Girl“, „Daddy Issues“, „Bad Bitch“, „Hollywood Gypsy“ (nach einem Tattoo auf ihrem Finger betitelt), „Lie To Me“ oder „Better When I’m Drunk“ (ihre erste Nr. 1 der Country-i-tunes-Charts), wo sie mit einem Besucher eine spontane Tanzeinlage gab, dienten dazu, ihren Bekanntheitsgrad bei uns zu pushen, als auch die Mini-EP gleichen Titels zu protegieren. Eine sehr sympathische und angenehme Einstimmung auf die beiden folgenden Acts, sowie vielleicht der Country-trächtigste Auftritt des Abends.

Line-up Twinnie:
Twinnie (lead vocals, acoustic guitar)
Joel Peat (acoustic guitar, vocals, percussion)

Bei der kanadischen James Barker Band, die als Quintett auflief, wurde es richtig eng, sodass leider der Perkussionist Connor Stephen und der heimliche Star des Fünfers, Dobrospieler Mike Eckert, so ziemlich im dunklen Hintergrund blieben. Eckert war, was das Instrumentelle betrifft, mit herrlich knarzigen Fills und Soli, der überragende Mann im Team.

Bandleader James Barker ist wirklich ein wahres Entertainment-Wunder. Er hatte mit seinen vielen lustigen Anekdoten zu den Tracks (bzgl. seinen Eltern – z. B. bei „Living The Dream“; Biertrinken und mit Freunden abhängen – „Lawn Chair Lazy“, etc.), kleinen Wortgefechten mit seinen beiden Nebenleuten Taylor Abram und Bobby Martin und einem amüsanten Intermezzo als Auktionator (es ging darum, Gebote für eine 24-stündige Buchung von Mike Eckert einzuholen), zur Einleitung des Songs „Sold“, bei dem er sich im Anpreisen förmlich überschlug, erheblichen Anteil daran, dass auch hier eine sehr lockere und heitere Stimmung vorherrschte.

In ihrer 11 Stücke umfassenden Setliste wussten launige Sachen wie u. a. der Opener „Just Sayin'“, der Georgia Satellites-Klassiker „Keep Your Hands To Yourself“ oder „It’s Working“, aber auch radiotaugliche Lieder wie ihr Nr. 1-Hit in Kanada, „Chills“, dann mein Favorit, das laid-back groovende „Keep It Simple“, als auch das finale „Good Together“, beim teilweise mitsingenden und -klatschenden Publikum zu punkten. Die Jungs haben das Zeug neben Doc Walker, zu einer meiner kanadischen Lieblingsbands im New Country-Genre zu avancieren. Toller Gig!

Line-up James Barker Band:
James Barker (lead vocals, acoustic guitar)
Taylor Abram (acoustic guitar, vocals)
Bobby Martin (bass)
Connor Stephen (clapbox)
Mike Eckert (dobro)

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Das ebenfalls aus Kanada stammende ‚Sternchen‘ Lindsay Ell konnten wir bereits vor knapp 1 1/2 Jahren an gleicher Stelle beleuchten. Sie bewältigte ihr Programm erneut im Alleingang und bediente sich, nebem ihrem wieder sehr starken Gesang und Gitarrenspiel auf einer diesmal semiakustischen Fender, mit Samplingeffekten zur Rhythmusunterstützung.

Ihre Performance war nur in Nuancen dem Countrysektor zugetan, im Großen und Ganzen, war die zierliche Protagonistin in pop-umwehten Blues Rock-Gefilden unterwegs. Ob dies die Ursache dafür war, oder die Tatsache, dass sie vom Gros der Zuschauer vermutlich auf der Bühne, größenbedingt, fast nicht zu sehen war, dass gegen Ende ihres wahrlich tollen Gigs, schon ca. ein Viertel der Leute nicht mehr anwesend war, gilt es im Nachgang zu analysieren. Eine höher liegendere und etwas flexibler ausgeleuchtete Bühne wäre der Sache sicherlich deutlich zuträglicher gewesen.

Sie konzentrierte sich neben dem starken Otis Redding-Cover „Sittin‘ On The Dog Of The Bay“, den John Mayer-Adaptionen „Vultures“ und „I Don’t Trust Myself (With Loving You)“ und zwei brandneuen Titeln („Go To“ und „Get Over You“), auf die Key-Tracks ihres Paradealbums „The Project“ wie „Waiting On You“, „Mint“, „Good“, dem, mit Travis Meadows kreierten „Worth To Wait“, „Champagne“, „Space“, „Castle“ und dem grandios gebrachten Rausschmeißer „Criminal“.

Eine Klasse für sich war ihr sich immer wieder emotional ‚reinhängender‘ Gesang sowie ihre vielen quirligen Gitarrensoli. Interessant wäre allerdings, mal ihr Können in einem konventionellen Bandgefüge zu erleben. Auch die von Randy Bachman (Bachman Turner Overdrive) entdeckte und von Kristian Bush (Sugarland) geförderte Lindsay Ell glänzte mit einer Top-Leistung.

Line-up Lindsay Ell:
Lindsay Ell (lead vocals, semi acoustic guitar, sample percussion)

Fazit: Mit kleinen Abstrichen (die in dieser Form nicht besonders gut geeignete Location für Zuschauer bei voller Hütte), ein absolut geglückter kurzweiliger Auftakt der neu formierten SOUND OF NASHVILLE-Serie! Die drei Interpreten Twinnie, die James Barker Band und Lindsay Ell ergänzten sich trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere perfekt und sorgten mit ihrer unterhaltsamen kommunikativen Art, sowie toller Musik, für eine prächtige Stimmung. Dazu verging die Zeit, nicht zuletzt auch durch die straffe, bestens funktionierende Organisation, wie im Fluge. Eine Fortführung in dieser Konstellation mit ein paar marginalen Verbesserungen wäre aus unserer Sicht absolut begrüßenswert!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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