SOUND OF NASHVILLE feat. The Red Clay Strays – Support: Tim Hicks, Tyler Sjöström Tebey and Brent Cobb – 25.08.2024, Die Kantine, Freideck, Köln – Konzertbericht

Die Fans der SOUND OF NASHVILLE-Reihe durften sich am letzten Wochenende gleich zweimal freuen. Sowohl Freitag (mit Kyle Daniel, Britney Spencer, Meg McCree und Randall King) als auch Sonntag mit Tim Hicks, Tebey, Brent Cobb und den angesagten The Red Clay Strays aus Alabama wurden zwei tolle Programme auf die Beine gestellt. Wir hatten uns zwecks Berichterstattung für die sonntägliche Variante entschieden.

Der eröffnende Kanadier Tim Hicks legte die Messlatte schon zu Beginn ziemlich hoch. Der Singer-Songwriter konnte (samt seines hervorragend spielenden Mietmusikerensembles, das auch den folgenden Tebey maßgeblich begleitete) mit seiner sympathischen und kommunikativen Art, aber auch mit einem starken musikalischen Programm, sofort das sich stetig füllende Areal (am Ende waren es dann um die 700 Besucher) auf seine Seite ziehen.

Songs wie u. a. „Get By“, „Dodge Out Of Hell, das von Blue Rodeo-inspirierte, herrliche „Horses And Hearts“, „Got  A Feeling“, „Stronger Beer“ und das Heartland-trächtige „What  Song Should Do“ überraschten durch viel Southern-Flair. Leute, die Künstler wie Justin Moore, Eric Church oder Brantley Gilbert mögen, bekamen direkt den richtigen Einstieg in das Festival. Eine starke Leistung von Tim Hicks!

Überhaupt gefiel auch das ganze Drumherum. Da gab es Stände, wo man sich Merchandising-Sachen der involvierten Künstler, aber auch Country-typische Accessoires,  erwerben konnte, seine Talente beim Lassowerfen beweisen konnte, als auch weitere Wurfspiele und natürlich auch noch den aus den Blue Ridge Mountains kommenden Tyler Sjöström, der solo zwischen den drei Umbaupausen mit seiner grandiosen Stimme (erinnerte mich an den britischen Bluesbarden Sean Webster),  Songs aus seinem eigenen Fundus u. a. „Holding On“, Call Me Sweet, „Red River“) präsentieren konnte.

Den ebenfalls aus Kanada stammenden  kanadischen Multigenre-Songwriter Tebey hatten wir uns bereits in einem früheren Gig der Reihe (damals zusammen mit Scotty McCreery) zu Gemüte führen dürfen. Er stand mit seinen Kompostionen für luftigen, zum schönen Wetter passenden Countrypop, die erahnen ließen, warum viele prominente Künstler (Justin Moore, Eric Church)gerne auf seine Dienste zurückgriffen.

Auch wenn er mit Banjospieler Ben Rothwell zwar durchaus auch echt country-affines zu bieten hatte, wirkte er jedoch mit seiner überwiegend im Mainstream verwurzelten Musik ein wenig im eher Country- bis Southern rockig ausgelegten Stil der anderen Interpreten etwas deplatziert. Trotzdem sicherlich ein gelungener Auftritt,, zumindest aus Abwechslungsaspekten.

Mit Brent Cobb folgte der in unserem Magazin am meisten besprochene Akteur. Wir hatten vor Jahren mal die Gelegenheit, ihn vor nur knapp 30 Zuschauern im damaligen Club 672 (heute Club Jaki) in sehr intimer Atmosphäre zu sehen, da lieferte er bereits einen tollen Gig ab. Diesmal beendete er mit seinen 3 Bandkollegen die Europa-Tournee mit diesem Konzert in der Domstadt, nachdem sie  ‚tired as hell‘ zuvor gerade noch pünktlich aus Dänemark angereist waren.

Mit am Start hatte er natürlich sein aktuelles Album „Southern Star“, aus dem er das Titelstück und „Livin‘ The Dream“ präsentierte. Brent agierte überwiegend mit der Akustikgitarre und überließ weitestgehend seinem Co-Gitarristen Matt McDaniel die Solopassagen. Erst als er selbst mit zur Telecaster griff, läutete er eine furiose southern-rockige Schlussphase ein, die im Southern-Kracher „Bar, Guitar And A Honky Tonk Crowd“ ihren Höhepunkt fand. Am Ende eine richtig starke Leistung vom ihm und seinen Mitstreitern!

Mit „Come Home Soon“ gab er nach den anstrengenden Tagen am Ende, ganz alleine auf der Bühne, die Vorfreude auf die baldige Rückkehr in die heimatlichen Staaten preis.

Den Abschluss bildeten die angesagten Jungs Red Clay Strays aus Mobile, Alabama mit ihrem angesagten Stil den Southern Rock auf eine neue sehr atmosphärische Art unters Volk zu bringen. Sie treffen auch aufgrund ihrer Social Media-Präsenz den Geschmack bei Jung und Alt und werden als einer der ‚Rising Acts‘ dieser Zeit gehandelt.

Sie stellten Songs aus ihren beiden bisherigen Alben „Moment Of Truth“ und „Made By These Moments“ in den Fokus. Überragend ihr charismatischer Fronter Brandon Coleman (mit Rockabilly-mäßiger Gelfrisur), der sich mit seiner voluminösen Stimme, seinem Gitarrenspiel und auch sporadischer Piano-Präsenz, den Mittelpunkt des Geschehens bildete. Seine beiden Lead-Gitarristen Drew Nix und  Zach Rishel bewiesen mit vielen Soli, dass sie das große Southern Rock Einmaleins der Saitenkunst (Slide/Twins) perfekt beherrschen.

Mit vielen Ohrwürmern (u. a. „Forgive“, „Do Me Wrong“, „I’m Still Fine“), einigen Uptempo-Sachen (u. a. Ramblin‘“), sorgten sie für viel Begeisterung im Publikum und beendeten aufgrund der Nachtruhevorschriften der Stadt Köln unter viel Applaus mit einem weiteren atmosphärischen Schwofer „Don’t Care“ pünktlich um 22:00 Uhr das Festival.

Die erste Freiluftausgabe von SOUND OF NASHVILLE am Freideck der Kölner Kantine kann somit als großer Erfolg gewertet werden. Das Wetter passte, ein angenehmes empathisches Publikum, tolle Interpreten, dazu Musik, die eigentlich alle Facetten aus Country- und Southern Rock anspruchsvoll bediente. Aus unserer Sicht und sogar der Kollege Mangold stimmte da zu, mit dem Line-up Tim Hicks, Tyler Sjöström,, Tebey, Brent Cobb und den umjubelten The Red Clay Strays das bisher mit Abstand beste Format der Reihe! Fortsetzung gerne erwünscht!

Line-up Tim Hicks:
Tim Hicks (lead vocals, acoustic guitar, harp)
Geoff Thorn (electric guitar, backing vocals)
Jamie Sefton (bass)
Joe Harris (drums)

Line-up Tyler Sjöström:
Tyler Sjöström (lead vocals, acoustic guitar)

Line-up Tebey:
Tebey (lead vocals, acoustic guitar)
Ben Rothwell (electric guitar, banjo)
Geoff Thorn (electric guitar, backing vocals)
Jamie Sefton (bass)
Joe Harris (drums)

Line-up Brent Cobb:
Brent Cobb (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Matt McDaniel (electric guitar, slide guitar, vocals)
Josh Williams (bass, vocals)
Len Clark (drums)

Line-up The Red Clay Strays:
Brandon Coleman (lead vocals, electric and acoustic guitar, keys)
Andrew Bishop (bass)
Drew Nix (electric guitar, backing vocals)
John Hall (drums)
Zach Rishel (electric guitar, backing vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Semmel Concerts Entertainment
Die Kantine, Köln

Kip Moore – Support: Jillian Jacqueline – 14.05.2023, Kantine, Köln – Konzertbericht

Sound Of Nashville-Time in der Kölner Kantine. Sonnyboy Kip Moore hatte sich mit Band zum ersten Mal in seiner Karriere in der Domstadt angesagt und auch noch die Künstlerkollegin Jillian Jacqueline als Support mitgebracht.

Die Kantine war an diesem Sonntag-Abend rappelvoll und, was sofort auffiel, sehr schön mit jüngeren und älteren Menschen durchmischt, die aktuelle New Countrymusik scheint, im Gegensatz zu vielen anderen Musikrichtungen, generationenübergreifende Wirkung zu entfalten.

Pünktlich um 19:00 Uhr betrat dann die von Kenny Rodgers entdeckte Jillian Jacqueline die Bühne, die schon mit vielen klangvollen Namen wie u. a. Billy Dean, Susy Boguss, Vince Gill, Keith Urban oder Richard Marx zusammengearbeitet hat.

Ihr reizender Charme und auch die mittlerweile gesammelte Routine half ihr, die Aufgabe, ganz allein, nur mit der Akustikgitarre behangen, in einer guten halben Stunde, die Leute auf den Protagonisten einzustimmen, problemlos zu bewältigen.

Mit toller Stimme, humorvollen Ansagen (u a. über ihre Ehe) und klarem Gitarrensound, hatte sie mit älteren Stücken wie  „Hate Me“, „Sugar And Salt“, „God Bless This Mess“ und „Better With A Broken Heart“, „Bandwagon“ und „Hurt Somebody“ (alle drei vom aktuellen Longplayer „Honestly“) schnell die Audienz auf ihre Seite gezogen und  reichhaltigen Applaus für sich eingeheimst.

Eine halbe Stunde später ging es dann mit  Kip Moore und seiner Band nach einem stimmungs- und lichtintensiven Einspieler direkt mit dem Titelstück des neuen Albums „Damn Love“ sehr poppig los. Mit „Bittersweet Company“ wurde dann der Bogen aber sofort zu einem bunten Mix aus Heartland Rock (Bruce Springsteen, Bryan Adams & Co. ließen zum Teil grüßen), knackigem und balladeskem New Country als auch zum Southern Rock gespannt.

Kip und seinem spielfreudigen Ensemble merkte man richtig an, dass sie an diesem Abend ordentlich Lust hatten, hier einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. So gab er sich äußerst kommunikativ zwischen den Tracks, sang sich förmlich die Seele aus dem Leib und wusste auch mit wechselndem Gitarrenspiel (elektrisch und akustisch) zu überzeugen.

Dabei ließ er auch seinen Mitspielern immer wieder Raum, um sich mit dem einen oder anderen Solo zu ‚zeigen‘. Gut gefiel mir die sich schön aufbauende Setliste, die erheblich dazu beitrug, dass sich die Stimmung überaus dynamisch auflud.

Songs wie „Plead the Fifth“, „Reckless (Still Growin‘ Up)“, „Beer Money“ und „Red White Blue Jean American Dream“ bildeten eine erste Zwischen-Hochphase., die mit dem mir besonders zuträglichen southern-countryesken „Kinda Bar“ (mit schönem Slide“) weitergeführt wurde.

Spätestens ab „Heart’s Desire“, dem Moore-Paradestück „Somethin‘ ‚Bout A Truck“, dem im Schlussteil ungemein wuchtigen „Come and Get It“ (Hammer-Instrumentalausklang!), sowie der New Country-Hymne „Last Shot“, war es eine einzige Party, bei der es kein Halten mehr gab. „Micky’s Bar“ rahmte das neue Album  „Damn Love“ als Abschluss des Hauptteils melancholisch ein.

Bei der ersten Zugabe „Silver & Gold“ ging es noch mal flott ab, die episch anmutende Southern Rock-Ballade „The Guitar Slinger“ (mein Lieblingsstück des Gigs) bildete dann den krönenden Abschluss. eines insgesamt begeisternden Konzerts, bei dem vielleicht nur der zu viel laute Drumsound (erschlug teilweise die Transparenz der E-Gitarren) etwas besser eingestellt hätte werden können.

Ansonsten hinterließ Kip Moore mit seiner Truppe eine glänzende Visitenkarte, bei dem die Ankündigung, auf jeden Fall wieder nach Köln zurückzukehren, mit viel Wohlwollen aufgenommen wurde. Es dürfte dann von der Location her in größere Gefilde gehen. Insgesamt ein toller Sonntag-Abend!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kantine, Köln

Brett Young – Support: Callista Clark – 19.11.2022, Carlswerk Victoria, Köln – Konzertbericht

Dass es nach den beiden überragenden Konzerten von Peter Frampton und Sean Webster in den Tagen zuvor, die an musikalischer Leidenschaft, -Freude und instrumenteller Klasse kaum zu toppen sind, schwer werden würde, den inneren Hebel kurzfristig auf Nashville-Countrypop umzulegen, war irgendwo klar.

Dass das Brett Young-Konzert mit Callista Clark als Support für den Fotokollegen Mangold, dem Musik eigentlich nicht unkommerziell genug sein kann, zur Höchststrafe avancieren würde, hatte ich schon im Vorfeld befürchtet. Und um es vorwegzunehmen, auch mir ging es nicht anders.

Der Freund des runden Leders würde „Selbst (in) Schuld, Daus“, konstatieren. „Wenn du ehrlichen Hafenstraßenfussball sehen willst, fährste ja auch nicht nach Gelsenkirchen oder Dortmund!“

Da sich die bisherigen Acts im Rahmen der SOUND OF NASHVILLE-Reihe, in der Vergangenheit dann doch durchgehend als positive Überraschungen herausgestellt hatten (auch zum Teil wegen der involvierten Mitmusiker), ging es nach dem Motto ‚die Hoffnung stirbt zuletzt‘ auf in Richtung Kölner Carlswerk Victoria, das mit gut 1.000 Zuschauern mehr als ordentlich gefüllt war.

Als Support kam dann zunächst die blutjunge Callista Clark, mit einer akustischen Gitarre behangen, ganz alleine auf die Bühne und durfte ihre unscheinbaren Songs aus ihrem ersten Album „Real To Me: The Way I Feel“ vorstellen. Dazwischen gab es ein paar nichtssagende Worte, bloß nicht unangenehm auffallen, schien als Ziel ausgelotet gewesen zu sein. Der Neil Young-Titel „Singer Without A Song“ kam spontan in den Sinn…

Nach Stücken wie u. a. „Change My Mind“, „Brave Girl“, „Worst Guy Ever“, „Heartbreak Song“ und „Real To Me“ ließ sie mit dem unterschwellig an „Sweet Home Alabama“ erinnernden Schluss-Track „It’s Cause I Am“ zumindest etwas von ihrem Talent als Songschreiberin aufblitzen. Da sie aber noch am Anfang steht, und allein mit Akustikgitarre immer schwer ist, konnte man ihren Gig als typischen Support-Act abhaken.

Line-up:
Callista Clark (lead vocals, acoustic guitar)

Nach nur einigen Minuten Umbau und einem Einspieler kam dann zunächst die Band und danach der Protagonist des Abends, Brett Young, aus den Katakomben des Carlswerks und versuchte sofort seine Fangemeinde mit dem Opener „Catch“ einzufangen. Was mir sofort auffiel war die so gut wie nicht vorhandene Aura des Nashville-Stars.

Das sollte sich auch im ganzen Verlauf des Konzerts nicht ändern, auch wenn das vermutlich die meisten Anwesenden anders gesehen haben werden (nach dem Gig hörte ich hinter mir zum Beispiel einen Kommentar wie „boah, hatte der ’ne tolle Stimme“).

Mit Country hatte das alles leider überhaupt nichts zu tun, das war eigentlich massenkompatible Popmusik mit maximalem Gewinnstreben in Reinkultur. In den Texten ging es um so tiefgreifende Themen wie Nächstenliebe, Herzschmerz oder wer in Mamis Auto als erster unter den Geschwistern auf dem Beifahrersitz einsteigen darf, wegen Radiosendereinstellen und so…

Auch sämtliche Aktivitäten seiner Spielgenossen, selbst bei der Bandvorstellung (da wechselte er nach ein paar kurzen Tönen direkt zum Nächsten), wurden dann sofort mit seinen zuckersüßen Strophen und Refrains im Keime erstickt. Der agilste war noch Keaton Simons, der bei „You Got Away With It“ mal sporadisch die Harp plustern durfte, bei der Bandvorstellung den ansonsten fehlenden E-Bass schön groovig bezupfte und sich für das eine oder andere E-Gitarrenkurzsolo verantwortlich zeigte.

Bezeichnend waren dann ein paar betrunkene Amerikanerinnen mit einem Kenny Chesney-Typ als Hahn im Korb, die mit jedem weiteren Bier die Intensität ihres Kreischens und Mitsingens erhöhten. Der Gipfel der Peinlichkeit war erreicht, als er dann plötzlich sein kariertes Hemd abgelegt hatte, seinen gestählten großflächig tätowierten Körper zur Schau stellte und eine der besonders Aufmerksamkeit suchenden jungen Mädels auf die Schulter nahm. Als Young dann von seinen beiden Kindern und seiner Frau erzählte und „Lady“ einläutete, fiel die Kinnlade runter. „Good bless America“ dachte ich nur, besonders vor deinen eigenen Landsleuten…

In der Schlussphase samt den beiden Zugaben jagte dann mit Sachen wie „Here Tonight“, „You Didn’t“ und „Sleep Without You“ ein (beliebig austauschbarer) Hit den anderen. Das überwiegende Publikum sang, wedelte und klatschte begeistert mit.

Insgesamt gesehen müsste dieser Brett Young-Gig allerdings für jeden, der schon einmal ein halbwegs anspruchsvolles Konzert erlebt hat, eine große Enttäuschung gewesen sein. Wie bereits oben erwähnt, war es aber auch der erste Ausfall in einer sonst bis dato immer tollen SOUNDS OF NASHVILLE-Reihe.

Trotzdem danke an Semmel-Concerts für die wie immer bestens organisierte Akkreditierung.

Line-up:
Brett Young (lead vocals, acoustic guitar)
Keaton Simons (acoustic guitar, electric guitar, bass, harp, vocals)
Billy Hawn (drums)
XXX (electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Matt Ferranti (keys, acoustic guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Brett Young
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Carlswerk Victoria

Lindsay Ell – Interview

Gut 1 1/2 Stunden vor ihrem Gig im Rahmen der SOUND OF NASHVILLE-Reihe zusammen mit Kyle Daniel und Shy Carter als Support, hatten wir die Gelegenheit, mit der sympathischen Kanadierin im großzügigen Backstage-Bereich des Kölner Helios37 ein paar Worte zu wechseln.

Sounds Of South: Hallo Lindsay, willkommen in Köln. Du bist, soweit mir bekannt, jetzt zum dritten Mal in der Domstadt. Hattest du ein wenig Gelegenheit, dir auch ein paar Sehenswürdigkeiten der rheinischen Metropole anzusehen?
Lindsay Ell: Vielen Dank, es ist so toll, wieder hier zu sein. Ja, es ist das dritte, vielleicht vierte Mal, und ich liebe Köln. Es macht Spaß, hier zu sein. Ich freu mich riesig, bei euch in  Deutschland ein paar Shows spielen zu können. Wir haben echt einen verrückten Terminplan. Gerade noch gereist, geht es schon vom Zug zum Soundcheck, aber danach hatte ich noch ein wenig Zeit vor der Show in die Stadt zu gehen. So verweilte ich dort ein wenig, der Dom ist einer meiner Favoriten auf diesem Planeten.

Sounds Of South: Deutschland und New Country – passt das aus deinen bisherig erlebten Erfahrungen gut zusammen?
Lindsay Ell: Absolut, ich komme ja ursprünglich aus Kanada und bin dann nach Nashville gegangen. Aber immer, wenn ich in Deutschland bin, fühle ich mich zuhause wie in Kanada. Jeder ist hier so nett und einladend, das Essen ist großartig und alle sind so freundlich. Ich fühle mich hier sehr heimisch. Und ich lieb euer Bier, was will man also mehr, haha?

Sounds Of South: Wie bist du bis dato durch die Corona-Pandemie gekommen?
Lindsay Ell: Die letzten Jahre waren auf viele Arten herausfordernd für alle von uns, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ich glaube allerdings, dass wir aus diesen Lektionen einiges an wertvollen Dingen mitnehmen können, zum Beispiel zu Hause mit der Familie zu sein, ein bisschen ausgeglichener zu werden, oder ein wenig zu entschleunigen. Das habe ich zumindest daraus gelernt und ich bin dafür auch dankbar. Wir waren ständig unterwegs, tourten um die ganze Welt, aber es war schön, um mal kurz inne zu halten, zu Hause zu sein, mal Lebensmittel in den Kühlschrank zu packen, und einfach mal mit der Familie zusammen zu sein. Ich bin natürlich aber auch froh, wieder zurück zu sein und live spielen zu können. Ich denke wir haben viel gelernt in den letzten Jahren.

Sounds Of South: Während bei den Superstars (u. a. Rolling Stones, Ed Sheeran) bei ausverkauften Stadien hierzulande der Euro beim Besucher locker zu sitzen scheint, kämpfen die kleineren und mittleren Clubs dank Corona und Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Preisexplosionen und Zuschauerverlusten massiv ums Überleben. Hast du Ideen, wie man dort in naher Zukunft wieder in die Gewinnzone zurückkehren könnte?
Lindsay Ell: Das ist wirklich eine gute Frage! Ja, wie schon gesagt, es war sehr anstrengend für alle von uns, auf so viele unterschiedliche Arten in den letzten Jahren und du sagst, dass die großen Arenen es bei bestimmten Künstlern leichter hätten, wieder auf die Beine zu kommen. Ich meine allerdings, dass es eher an guten Shows liegt, die Künstler kommen zu lassen und die Leute daran zu erinnern, wie einzigartig Livemusik ist. Wir neigen dazu zu Hause rumzusitzen, Musik auf unseren Computern und Handies anzugucken, beziehungsweise anzuhören, aber nichts von dem kann das Gefühl einer echten Live-Performance, das Gemeinsame oder diese speziellen Momente an einem Austragungsort zu erleben, ersetzen. Man muss die Leute langsam wieder aus ihren Häusern herauslocken und ihnen nicht die Dinge ständig vorhalten und jammern, dass keiner mehr zu den Shows kommt, sondern gerade als kleine Location jetzt in die Zukunft investieren. Ich glaube fest, dass die Leute dann zurückkommen werden.

Sounds Of South: Wie sieht die Situation in den Staaten aus? Gibt es dort auch Auswirkungen zu bemerken?
Lindsay Ell: Ja, dankenswerter Weise ging es Mitte des letzten Jahres mit den Shows wieder bergauf. Auch hier gab es wie du schon anmerktest, viel kleine Clubs, die ihre Probleme hatten und so gerade zurecht kamen, aber irgendwie durchhielten und wieder öffneten. Die Shows sind nun wieder zurück und die Leute dort verstehen jetzt, dass Livemusik wichtig ist. Und, ehrlich gesagt, wenn  die Staaten ein Abbild oder eine Vorahnung dessen sind, wie es  sich entwickeln wird, habe ich ein gutes Gefühl für all diese kleineren Clubs.

Sounds Of South: Du bist aktuell noch mit dem 2020er Album „Heart Theory“ unterwegs. Obwohl wir dich bisher als recht lebenslustige Künstlerin wahrgenommen haben , guckst du auf dem Cover recht grimmig drein und auch die Songs sind ja als Abrechnung mit deinem bisherigen Beziehungsleben zu interpretieren. War es denn wirklich so schlimm?:-)
Lindsay Ell: Haha, weißt du, ich glaube wir alle erleben mal diesen Herzschmerz. Ich wollte eigentlich nur aufrichtige Songs schreiben und ich meine, es wäre nicht authentisch, immer nur ‚Friede-Freude-Eierkuchen‘-Lieder zu kreieren. Wir gehen alle mal durch schwierige Beziehungen. Wir verlieren Jobs, wir reisen durch die Welt, es sterben Familienmitglieder. Wir müssen uns mit diesen schwierigen Situationen auseinandersetzen. Diese Scheibe ist für mich ein Symbol, solche Dinge zu verarbeiten. All diese Sachen, dazu die Pandemie, waren für mich ein wichtiger Prozess, worüber ich dann einfach geschrieben habe. Vom Coverbild, über den ersten Track der Platte, befand ich mich wie in einem Schockzustand, durch den ich dann gegangen bin. All diese Emotionen, die wir fühlen, von Ablehnung, Zorn, Handeln bis hin zu Depressionen, um am Ende einen Ort zu finden, diese Dinge zu akzetieren. Ich wollte wirklich ein Album kreieren, das man vom Anfang bis Ende hören kann und wo man diesen Fortschritt spürt.

Sounds Of South: Der Abschlusstrack „Ready To Love“ suggeriert zumindest den Blick nach vorn. Ist mittlerweile Besserung in Sicht?:-)
Lindsay Ell: Ja, absolut. Es ist schon komisch, all die Musik, die ich momentan schreibe, ist sehr fröhlich und zum Wohlfühlen, wie  es mal war. Ich glaube, dass Musik auf so viele Arten heilsam ist. Es ist schon amüsant, wenn du einen Lernprozess durchläufst und wie es dann dein Leben verändern kann. Ich fühlte, ein Heartbreak-Album schreiben zu müssen und jetzt ist meine Musik vom Stil her, wieder viel fröhlicher.

Sounds Of South: Du hast ja im Verlauf der letzten Jahre mit richtigen Größen der Nashville-Szene getourt, beziehungsweise auch auf den Platten zusammengearbeitet. Welcher der Kollegen/innen hat dich am meisten beeindruckt und warum?
Lindsay Ell: Ja, ich liebe es mit Musikern zu touren, von denen ich noch was lernen kann. Ich habe viel von Brad Paisley und Keith Urban mitgenommen, vor allem ihre Art des Gitarrespielens. Mit Keith Urban auf Tour gewesen zu sein, war unglaublich, er ist so ein toller Songschreiber, Gitarrist und Performer. Auch mit Blake Shelton das Touren im vergangenen Jahr war klasse. Dazu habe ich einige Gigs mit Little Big Town gespielt.  Es macht soviel Spaß mit Leuten die Bühne zu teilen, zu denen man aufschauen kann. Vor ein paar Wochen durfte ich die Show für Shania Twain eröffnen, das war schon eine echte Nummer auf meiner Wunschliste und ich kann noch immer nicht glauben, dass das geschehen ist. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wenn wenn du dich innerlich auf neue Sachen fokussierst, dass du sie auch wahr werden lassen kannst.

Sounds Of South: Ich persönlich bin ja ein großer Dann Huff-Fan. Von seiner rockmusikalischen Vergangenheit über seine Soli bis zu seinen Produktionen überzeugt er mich immer wieder. Auf’s Neue Er hat ja dein letztes Album produziert. Als was für einen Menschen hast du ihn kennengelernt?
Lindsay Ell: Dann ist der Größte! Er ist so ein unglaubliches Genie in Sachen Produktion und Gitarre spielen. Mit ihm im Studio arbeiten zu dürfen war ein fantastisches Erlebnis. Er ist ein humorvoller und auch ganz spezieller Typ. Und Dann Huff ist durch und durch einer der herzlichsten Menschen, die ich je getroffen habe. Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten und auch viel von ihm bei der Produktion zu lernen. Er ist einer meiner Herzenskünstler und es war toll mit ihm gewirkt zu haben.

Sounds Of South: Wie sehen deine nächsten Projekte aus?
Lindsay Ell: Ich bin im Studio schon sehr fleißig. Ich schreibe bereits an meinem nächsten Projekt. Im Herbst wird es neue Musik von mir geben und im nächsten Jahr kommt dann die neue Scheibe.

Sounds Of South: Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns gleich auf dein Konzert, alles Gute dafür!
Lindsay Ell: Oh, mein Gott, danke, dass ihr hierhin gekommen seid! Danke auch dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit mir zu sprechen.  Ich hoffe, dass euch die Show heute Abend gefallen wird.

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: Hi Lindsay, first of all, welcome to Cologne. As far as I know, your already for the third time in the Cathedral City of Cologne, aren’t you? Did u find some time to look for any places of interest at the Metropol of the Rhine as well?
Lindsay Ell: Thank you so much, It’s so great to be here. Yes I Think it is for sure my third, perhaps my forth time, but I love Cologne. I love beeing here, I’ve been excited to play some acts. We have been on such a crazy schedule. I’m even travelling, so we came right from the train to soundcheck, but I have a little time for the downtown before the show, so I might set up a little bit, the dome is one of my favourite places on the planet.

Sounds Of South: Germany and New Country-does it fit together from your previous experiences?
Lindsay Ell: Yes, I’m originally from Canada, and I moved down to Nashville. But whenever I’m in Germany, I feel like I’m at home in Canada. Everybody is just so kind and welcoming and the food is amazing and they are just so friendly. I just feel very home. And I love the good beer, what more can you need, haha?

Sounds Of South: How did you get through the Corona pandemic so far?
Lindsay Ell: The past few years have been challenging in so many different ways for all of us, you know, for a number of differnt reasons. But I think we are able to learn a lot of valuable lessons you know, it’s to be home with your family and feel a little more balanced and be able to slow down with something. That I know I ve learned a lot. I m so grateful for that time. We so used to be on the road, toured around the world, but it was actually nice for a brief moment to be home, put food in my fridge and be with my family and so I m very grateful being back to play live-shows, but I think we learned a lot in the past years.

Sounds Of South: While money seems to be pretty loose when it comes to superstars just like Rolling Stones, Ed Sheeran with sold out stadions in this country, are small and middle sized clubs ,thanks to corona, the Ukraine war and the connected Inflation to this, just fighting massively to survive. Do you have any ideas, how they could return in the profit zone?
Lindsay Ell: That is such a good question, you know! Ya, I think it’s been challaging like I said for all of us, in so many ways the last couple of years, and you write that the big venues get back easier on their feet, but I think I just about putting on the good shows and letting artits come and reminding people how special live music is, you know. I think we got used to sitting at home and watching music on our computers and our phones, but nothing will truly replace the feeling of a good live show and getting to see someone in the room and feeling that special moment in a venue. I think it asked people slowly to start coming out of the room to see live music again and don’t remember them how special live music was, not noone come back to my shows and as long the smaller venues are putting on their shows and investing in the future. I do believe that they will come back there.

Sounds Of South: What is the current situation in the US? Are there any impacts to remark on this?
Lindsay Ell: Yes, thankfully shows came back in the US in the middle of last year, There were a number of small venues as you said were struggling and just get by and kinda keep open and stay open, but thankfully they kind of made over it build it up a lot of them and shows are coming back and people have learned that live music is important. And honestly, if  the US is just even a picture of a foreshadow or what it may look like, I do have a good feeling for all those small venues.

Sounds Of South: You are currently on the way/on tour with the 2020th album (Heart Theory). Although we know/have taken you as a fun-loving artist, you are looking pretty grumpy on the cover and the songs are (probably) to be interpreted as a reckoning on you relationship so far. Was it really that bad?
Lindsay Ell: Hahah, you know, I think we all go through a heartbreak, I really want to write songs just from a honest place as a songwriter you know and I think it would be inauthentic for me to pretend we always be happy and always smiling. Ah ya, we all go through break-ups that are difficult. We lose jobs, we move across the world, we lose family members, we go through difficult situations. This record to me is just a symbol how we can work through that. Wheather it’s a break-up or losing a love-one or going through the problem of pandemic this record was so important to me too as sort of process to write how it went through it: from the picture on the cover from the first song of the record it hits me in a place of shock and than moving through, you know. All of the emotions we feel from denial to anger to bargaining to depression even and finally getting to a place of acceptance and at the end. I just really want to write an album that you can listen to top to bottom and hear that progression.

Sounds Of South: The final track („Reade To Love“) at least suggests looking ahead, (therefore)is there now improvement insight?
Lindsay Ell: Yes there is! It is so funny now all of the music that I am writing is really happy is really feel good as It has been. I do think music is healing in so many ways. It is amazing when you come through to that what you learn and how much it can change your life. And I do feel I have to write a heartbreak album and all the music I do now is in a much happier style.

Sounds Of South: In the last years you used to be on tour with very well known Bands of the Nashville scene, respektively cooperated on records as well. What colleague from them used to impresses u most of all?
Lindsay Ell: Yeah I have loved touring with so many artists that I would look up to. I learned a lot from Brad Paisley, and Keith Urban, from the way they play the guitar. Touring with Keith was just incredible, he is such an amazing writer and guitar player and performer. I loved being able to tour with Blake Shelton over the past year and have been playing some shows with Little Big Town and so it is just amazing to be able to tour with artits that I really just look up and to be able to share the stage with them. I just opened for Shania Twain a couple of weeks ago and it was just like a massiv thing of my bucked list and I can not believe that it was happening and I am so grateful for it. It is such a good example if you really put your mind on something new you can really make it happen.

Sounds Of South: I am personally a huge Dann Huff-Fan. He totally always convinced me from his Rock-music past, over his Solos, till his productions. He Used to produce your last album once again. As what kind of person to u get to know of him?
Lindsay Ell: Dann is the greatest. He is like such an incredible genius of a producer and a guitar player and obviously one of my idols as a guitar player and to be able to work with him in the studio was just an incredible experience. He is just amazing and special as a person. And through in and out Dann Huff is just one of the kindest hearts I’ll ever meet and i just love working with him and i learned so much from him as a musician producer and to speaking from my hearted artists it was amazing to work with him.

Sounds Of South: What are your next projects?
Lindsay Ell: I have been in the studio busy I have been wrinting my next project. I will have some new music coming up this fall as well as a new record next year.

Sounds Of South: Thank you very much for this Interview and i m looking (very much) forward to to your upcoming concert right now. Wishing you the very best to it.
Lindsay Ell: Oh my god, Thank you for beeing here! Thank you for taking the time to talk to me before and I hope you guys really enjoy the show tonight!

Bilder: Gernot Mangold
Interview: Daniel Daus

Lindsay Ell
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Oktober Promotion
Helios37 Köln

SOUND OF NASHVILLE feat. Lindsay Ell – Support: Kyle Daniel and Shy Carter – 23.08.2022, Helios37, Köln – Konzertbericht

Es ist tatsächlich schon wieder fast drei Jahre her, als wir das letzte Mal eine SOUND OF NASHVILLE-Veranstaltung im Helios37 in Köln besucht haben. Damals war unter dem Support von Tebey und Temecula Road, Scotty McCreery Hauptact gewesen. Es war noch Vor-Corona-Zeit, bei uns gab es einen richtigen New Country-Ruck im Lande und die Location war rappelvoll.

Die Pandemie brachte dann das noch zarte Pflänzchen wieder zum Erliegen. Gerade die mittleren und kleineren Clubs haben sich trotz der Aufhebung der Beschränkungen immer noch nicht erholt und sind weit weg von dem Zuschauer-Niveau von einst.

Das konnte man auch an diesem Abend spüren, an dem Lindsay Ell als Headliner, mit Kyle Daniel und Shy Carter im Schlepptau, Nashville-Feeling in die Domstadt zurückbringen sollte. Knapp 150 Zuschauer sorgten bei schweißtreibenden Temperaturen doch für einige Lücken im Saale.

Vor Konzertbeginn hatten wir dann das Vergnügen, im weitläufigen Backstagebereich, ein Interview mit der netten Kanadierin zu machen, das dann demnächst etwas später auch hier nachzulesen sein wird.

Den Auftakt bestritt dann der aus Kentucky stammende, mittlerweile in Nashville ansässige Kyle Daniel, den eingefleischte Southern Rock-Fans vielleicht noch als Lead Sänger der Band The Last Straw kennen werden. Den Anwesenden wird er anhand einiger getragener T-Shirts mit seinem Abbild aber vermutlich vom C2C-Festival 2020 geläufig gewesen sein.

Kyle spielte die Akustikgitarre und glänzte mit seinem vorzüglichen angerauten Gesang. Partner mit auf der Bühne war David Henriksson an der E-Gitarre, der mit seinen Slide-Künsten zu gefallen wusste.

Das Duo bot dann Songs wie u. a. „Soul On Fire“, Following The Rain“, „Everybody’s Talkin‘“ oder „Deep in The Woods“ (schön swampig) und präsentierte sich als der countryeskeste Act an diesem Abend. Eine starke Vorstellung der beiden, die nur noch von einer Rhythmussektion aus Bass und Schlagzeug mit im Hintergrund hätte getoppt werden können!

Um 20:45 Uhr betrat dann die eigentliche Überraschung des Abends zusammen mit dem Akustikgitarristen Adam Smith die Bühne. Als ich den bis dato für mich unbekannten, mit Basecap und dicker Goldkette geschmückten Shy Carter sah (dazu hatte er noch lässig ein Handtuch über der Schulter hängen), befürchtete ich zunächst nichts Gutes (irgend so etwas Hip Hop-mäßiges…), wurde aber schon nach wenigen Minuten eines Besseren belehrt.

Denn der zog mit seiner positiven Ausstrahlung und seinen melodischen Songs sofort das gesamte Publikum, das er auch immer wieder zum Singen animierte, mit in seinen Bann. Man merkte sofort, warum er oft als gern gesehener Songwriter für bekannte Interpreten wie u. a. Meghan Trainor, Jason Derulo, Charlie Puth, Faith Hill, Tim McGraw, Keith Urban, Kane Brown oder Billy Currington fungierte.

Das Publikum gab sich jedenfalls bei Tracks wie u. a. „Good Love“ (mit schönem Reggae-Touch), „Heaven“ (etatmäßig performed durch Kane Brown), „You Need To Know“, „Stuck Like Glue“, „God Whispered Your Name“ (Keith Urban) und dem stimmungsvollen „One Call Away“ (Charlie Puth) am Ende, sehr textsicher und nahm die Interaktions-Einladungen immer wieder gerne an.

Ein guter Typ, dieser Shy Carter!

Zu mittlerweile tropischen Temperaturen musste dann die sympathische Kanadierin Lindsay Ell als Alleinunterhalterin, die mittlerweile ziemlich schwitzenden und sich immer wieder Luft zu wedelnden Leute, bei Stimmung halten. Wir hatten sie ja schon zwei mal zuvor im kleineren Blue Shell begutachten können. Sie hatte wenigstens zwei Ventilatoren auf der Bühne und hielt diese dann auch zwischendurch ganz gentlelady-like mal in ihre Audienz.

Lindsay startete mit ihrer aktuellen Single „Right On Time“ in der Akustikvariante. Auch beim folgenden „Go To“ musste die Akustische für ihr filigranes Gitarrenspiel hinhalten. Für „Castle schulterte sie dann erstmalig die E-Gitarre. Vor ihrem Song „Consider This“ reflektierte sie noch mal kurz die Zeit, als sie von Randy Bachman von Bachman Turner Overdrive in Kanada entdeckt wurde.

Über u. a. „Good“, einen neuen Track („I Met You“?), „Gravity“, „The Other Side“, „Hits Me“, „Make You“ kam es bei bald schon kriminellen Luftfeuchtigkeitsverhältnissen im Helios mit „Criminal“ zum Abschluss, wobei Lindsay dann mit „I Don’t Love You“ von ihrem noch aktuellen Album „Heart Theory„, eine Zugabe auf der Akustikgitarre nachlegte. Eine gewohnt gute und engagierte Vorstellung von ihr, wobei ich mir insgeheim doch gewünscht habe, sie mal mit einer Band im Rücken zu erleben.

Trotzdem war es auf jeden Fall wieder schön, den ‚Sound of Nashville‘ nach so langer Pause hautnah miterlebt zu haben. Insgesamt ein kurzweiliger Event mit drei guten Künstlern!

Line-up Lindsay Ell:
Lindsay Ell (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, percussion)

Line-up Kyle Daniel:
Kyle Daniel (lead vocals, acoustic guitar)
David Henriksson (electric guitar, harmony vocals)

Line-up Shy Carter:
Shy Carter (lead vocals)
Adam Smith (acoustic guitar)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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SOUND OF NASHVILLE
Semmel Concerts Entertainment GmbH
Oktober Promotion
Helios37 Köln

Tebey – The Good Ones – CD-Review

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Im Jahr 2019, als die musikalische Welt noch in Ordnung war, hatte uns der kanadische Singer/Songwriter Tebey Solomon Ottoh, oder kurz Tebey, im Rahmen der SOUND OF NASHVILLE-Konzertreihe in Köln schon absolut positiv überrascht.

Jetzt zu Anfang dieses Jahres bringt er sein erstes Album „The Good Ones“ (insgesamt sein drittes) auf seinem eigens gegründeten Label Jayward Artist Group heraus. Stark mit involviert an allen Fronten auch wieder, wie damals in Köln beim Gig, Danick Dupelle, den Insider auch von der Gruppe Emerson Drive kennen werden, der sich hier als Co-Writer und -Producer, als auch Instrumentalist (Guitars, Bass, Keys, Ganjo, Banjo, Programming) vielschichtig in die Credits einträgt.

Dass Tebey ein feines ‚Händchen‘ für Songs mit Chartpotential hat, weiß man nicht zuletzt von Nr. 1-Hits wie „Somebody Else Will“, dass er für Justin Moore kreiert hat, als auch u. a. Who’s Gonna Love You“, mit dem er selbst die Pole-Position in Kanada erreichte.

AQ2A6350-1024x683Und so liefert er auch auf diesem Werk wieder acht traumhaft schöne Tracks ab, bei denen die Hooks und Refrains, fließend ins Blut und Gedächtnis gehen. Was mir dabei besonders gefällt ist, obwohl ich ja gewöhnlich eher rauer singende Fronter mag, seine außergewöhnlich klare und absolut auf den Punkt zu den Songs passende Stimme. Bestes Beispiel direkt, der auch schon in Köln performte Opener „Shotgun Rider„, der perfekt die positiv ansteckende Gesamtstimmung des Werkes widergibt.

Danick Dupelle sorgt mit seinen Ganjo-/Banjo-Untermalungen und immer wieder schön eingeflochtenen E-Gitarren (auch das eine oder andere starke Kurz-Solo ist zugegen) dafür, dass dem überwiegend poppigen Charakter der Stücke ein countryesker Mindestgehalt beigemischt wird.

Beim tollen „Good Jeans“ kommt man um den unweigerlichen Vergleich mit Keith Urban nicht mehr herum, klasse auch sein atmosphärisches Bariton-E-Spiel beim finalen „Doing It Again“. Auch Dupelles Band Emerson Drive oder Leute wie Drew Womack (Ex Lead-Sänger von Sons Of The Desert), Mitchell Tenpenny & Co. fallen einem spontan als Vergleichsgrößen ein.

Zu gefallen weiß natürlich auch der herrlich dahin schmachtende Titeltrack, bei dem im Wechsel- und Harmoniegesang mit der kanadischen Kollegin Marie-Mai (Star Académie, Sängerin auf der Abschlussfeier der olympischen Winterspiele in Vancouver) alle alle Register der Duettgesangeskunst gezogen werden.

Fazit nach 24 Minuten gute Laune versprühender, melodischer und eingängiger Countrypop-Musik: Tebey beweist mit „The Good Ones“ eindrucksvoll, dass er zu den wirklich Guten des Genres zählt. Für solche Musik wurden – so meine ich – irgendwann Cabriolets erfunden.

Jayward Artist Group (2021)
Stil: New Country

01. Shotgun Rider
02. Happened On A Saturday Night
03. The Good Ones
04. Song Of The Summer
05. Bad For Me
06. Good Jeans
07. See You Around
08. Doing It Again

Tebey
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Jayward Artist Group Inc.

SOUND OF NASHVILLE feat. Scotty McCreery, Tebey & Temecula Road – 24.10.2019, Helios 37, Köln – Konzertbericht

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Wie schon im März, stand im Rahmen der noch recht jungen SOUND OF NASHVILLE-Reihe wieder eine Dreier-Veranstaltung in Köln an, bei der diesmal im mit ca. 250 Zuschauern ausverkauften Helios 37, Ex-American Idol-Gewinner Scotty McCreery den Hauptact darstellte und von den hier musikalisch noch nicht so bekannten Interpreten Tebey und Temecular Road als Support unterstützt wurde.

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Kommen wir direkt zu der positiven Überraschung des Abends, den kanadischen Multigenre-Songwriter Tebey Solomon Ottoh, alias Tebey. Der hatte den uns gut bekannten Danick Dupelle von Emerson Drive und den kauzigen Dobro-/Banjo-Spieler Mitch Jay an seiner Seite und präsentierte die Filetstücke seiner bisherigen Kreationen, die erahnen ließen, warum Künstler wie u. a. Big & Rich, Gordon Bamford oder Justin Moore, gerne auf seine Dienste zurückgriffen.

Mit Songs wie u. a. „Good Jeans“, seinem ersten eigenen Nr. 1-Hit „Who’s Gonna Love You“, „Somebody Else Will“ (Justin Moore-No.1-Hit), „The Good Ones“ (1 Million Streams), „Denim Or Denim“ und „Wake Me Up“ , das er zusammen mit Emerson Drive 2014 eingespielt hatte, offerierte er vor allem Dank Dupelle und Jay (beide mit hervorragenden Leistungen an ihren Instrumenten und schön sitzenden Harmoniegesängen), das wohl Country-ursprünglichste Programm des Gesamt-Gigs. Ein sympathischer Performer, der zurecht viel Applaus erhielt. Ein starker Einstieg!

Line-up Tebey:
Tebey (lead vocals, acoustic guitar)
Danick Dupelle (acoustic guitar, vocals)
Mitch Jay (dobro, banjo, vocals)

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Den Mittelteil bildeten das Newcomer-Trio Temecula Road, mit den wirklich noch sehr jung wirkenden Schwestern Emma und Maddie Salute sowie ihrem männlichen Mitstreiter Dawson Anderson. Hier standen die wechselnden Leadgesänge (überwiegend allerdings durch Maddie geführt) sowie die perfekt harmonierenden Harmony vocals im Mittelpunkt. Anderson spielte dazu eine klare Akustikgitarre und die bezaubernde Emma (mittlerweile mit dunklen Haaren unterwegs) ließ zwischenzeitlich immer wieder ihre Mandoline rhythmisch klirren.

Die drei Nashville-Neulinge präsentierten aus ihrem noch nicht allzu großen Fundus, Tracks wie u. a. „Take Back“,“Maybe Not“, das sehr gelungene Eagles-Cover „Desperado“, „Fades“ oder „Never Knew I Needed You“. Sie erinnerten manchmal dezent an akustische Fleetwood Mac. Auch dieses Trio wusste, dank seiner freundlichen und kommunikativen Präsenz und den melodischen Liedern, die Anwesenden auf ihre Seite zu ziehen. Man darf von daher auf ihren ersten richtigen Longplayer gespannt sein.

Line-up Temecula Road:
Maddie Salute (lead vocals)
Emma Salute (vocals, mandolin, lead vocals)
Dawson Anderson (vocals, acoustic guitar, lead vocals)

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Als dann der einstige Gewinner der 10. American Idol-Staffel, immer noch sehr jungenhaft wirkende Scotty McCreery, im Quartett gegen 21:30 Uhr die Bühne betrat, um mit dem flockigen „See You Tonight“ einzusteigen, merkte man aber sofort, wegen wem der Großteil der Besucher, den spartanischen Helios Club in der Domstadt aufgesucht hatte.

Da wurde sofort mit gegroovt, gewippt, geklatscht und gesungen. Der aus North Carolina stammende 26-jährige Protagonist hatte mit seinen Liedern, das sehr schön von Jung und Alt durchmischte Publikum, von Anfang an, im Griff. Auch er konnte sich auf eine hervorragende ‚Rückendeckung‘ mit seinen Langzeit-Begleitern Jeff Harper und Joey Sanchez sowie dem überragenden Ukulele-Spieler Dylan Rosson verlassen. Letztgenannter wusste immer wieder mit filigranen Kurz-Soli an seinem Arbeitsgerät zu überzeugen.

Mit „Wherever You Are“ und „Boys From Back Home“ gab es schon früh die ersten Tracks seines aktuellen Albums „Seasons Change“, das am Ende mit „This Is It“, dem starken Titelstück „Seasons Change“ (eines meiner Lieblingsstücke des Abends), „In Between“, „Wrong Again“, dem emotionalen, den Großeltern gewidmeten „5 More Minutes“ und „Home In My Mind“, überaus ordentlich ‚abgearbeitet‘ wurde.

Natürlich wussten auch die Fremdapationen wie „Take It Easy“ (Eagles),“Check Yes Or No“ (George Strait – klasse hier Sottys Bariton-Stimme), „Walk In The Country“ (Keith Urban), ein Traditional-Medley mit Klamotten einstiger Größen der Marke Conway Twitty, Cash & Co., bis zur launigen Josh Turner-Zugabe „Just To Be Your Man“, bestens zu gefallen, wo Scotty unter instrumenteller Bandbegleitung dann noch Fannähe zeigte und bis zum Ausklang des Liedes Autogramme gab und Selfies machte.

Line-up Scotty McCreery:
Scotty McCreery (lead vocals, acoustic guitar)
Jeff Harper (acoustic guitar, vocals)
Dylan Rosson (ukulele, vocals)
Joey Sanchez (drums)

Fazit: Auch diese Folge der Reihe SOUND OF NASHVILLE konnte mit einer schönen Diversität der Protagonisten punkten, wobei der Headliner Scotty McCreery, seinem Status des prominentesten Akteurs und Headliners absolut gerecht wurde.

Die engagiert auftretenden Künstler, eine stimmungsvolle Atmosphäre und ein sehr angenehmes ‚country-festes‘ Publikum, machten den Gesamt-Gig zu einer kurzweiligen Sache, die auch bei uns in good ol‘ Germany – sogar Generationen-übergreifend – anzukommen scheint. Einziger Wermutstropfen, auch hier die suboptimalen Fotografierbedingungen, die einen manchmal im Rahmen einer schönen zusätzlichen Visualisierung des Ganzen und somit weiterer guter Werbung für kommende Shows, schlichtweg verzweifeln lassen. Ansonsten bitte gerne mehr davon!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Semmel Concerts Entertainment
Helios 37 Köln

Old Dominion – Support: Jordan Davis – 07.10.2019, Live Music Hall, Köln – Konzertbericht

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Country-Pop-Time in Köln! Im Rahmen der SOUND OF NASHVILLE-Reihe präsentierte Semmel Concerts Entertainment mit der ACM Group Of The Year, Old Dominion und dem Support Jordan Davis, eine auf diesem Gebiet außergewöhnlich starke Konstellation.

Gut 600 begeisterte Fans hatten den Weg in die Live Music Hall angetreten und sollten ihre Entscheidung nicht bereuen. Schon der aus Shreveport, Louisiana, stammende Opener Jordan Davis sorgte in seiner halben Stunde Spielzeit für eine ausgelassene Stimmung und konnte mit seinen beiden Mitstreitern voll überzeugen.

Er präsentierte Stücke aus seinem Debüt-Album “Home State“ wie u. a. Tough To Tie Down“, „Take It From Me“, „Slow Dance in A Parking Lot“ , Leaving New Orleans” und natürlich seine Erfolgssingle “Singles You Up” (zum Abschluss), plauderte und sang aus seinem Privatleben („I Met My Wife In A Bar“), gab Ausblick auf neue Sachen („Need Tonight“) und mimte so gar den Southern Rocker beim Black Crowes-Klassiker „Hard To Handle“.

Was mir persönlich sehr gut gefiel war, dass der rauschebärtige Protagonist, entgegen zu seinem recht ‚glatt gebügelten‘ Album, viel ‚organischer‘, ja man kann schon sagen, in guter Singer/Songwriter-Manier rüberkam. Nicht zuletzt auch ein Verdienst des feinfühlig unterstützenden E-Gitarristen Dylan Williams und seines Drummers Bryce Rodgers. Das Trio um Jordan Davis wurde verdienter Maßen mit viel Applaus in die Katakomben der Halle verabschiedet.

Line-up Jordan Davis:
Jordan Davis (vocals, acoustic guitar)
Bryce Rodgers (drums)
Dylan Williams (electric guitar, vocals)

Nach gut halbstündiger Umbaupause ließen die ‚Backstreet Boys‘ des New Country, Old Dominion, dann ein Feuerwerk an eingängigen und stark performten Pop-(Rock)-Songs ab, wobei sich der Countryanteil, wenn man ehrlich ist, eher im sehr marginalen Bereich bewegte.

Die blendend aussehenden Burschen (für jeden Mädel-Geschmack war etwas dabei) zogen demnach natürlich einen immensen weiblichen Anhang in die Halle, als wir bei unseren etatmäßig besuchten Southern Rock- und Blues Rock-Gigs gewohnt sind (da trifft man in der Regel überwiegend ältere Männer….).

Bereits schon mit dem melodisch griffigen Eröffnungstrio, bestehend aus „Snapback“ (mit integrierten Ohohoh-Gesängen), „Hotel Key“ und „Be With Me“ hatten sie die Audienz auf ihre Seite gezogen. Ihre sympathische Präsenz, aber auch das spielerische Können (viele Wechsel an den Instrumenten), als auch die sicher sitzenden Harmoniegesänge der Beteiligten, trugen ihr Übriges zum Gelingen der Show bei (übrigens auch ein ganz ausgezeichneter Sound).

Über Tracks wie u. a. „Said Nobody“, One Man Band“, „Nowhere Fast“ (dezenter Tracy Chapman-Touch), “Break Up With Him” und meinem Lieblingslied des Abends, das grandiose “Midnight Mess Around“ (herrliche Soli von Tursi) ging es in eine Semi-Akustik-Session, in der die drei ‚Anführer‘ Matthew Ramsey, Trevor Rosen und Brad Tursi (erinnerte mich ein wenig an Jason Isbell) über ihren persönlichen musikalischen Werdegang in Nashville referierten (nachdem sich  alle getrennt von einender auf den Weg dorthin gemacht hatten).

Der führte zunächst über das Songwriting für uns allseits bekannte Interpreten wie Craig Morgan, The Band Perry, Tyler Farr, Dierks Bentley, Blake Shelton oder Michael Ray, bis man, jeder für sich,  mit letztendlichen No. 1-Hits wie „Wake Up Loving You“, Better Dig Two“, „A Guy Walks Into A Bar“, „Say You Do“, „Sangria“, „Make You Miss Me“, „Light It Up“, „One That Got Away“,  die ersten Früchte eingefahren hatte. Diese Stücke wurden dann jeweils kurz angespielt.

Danach öffneten sich peu-a-peu die Türen und auch der gemeinsame Erfolg als Old Dominion stellte sich, daraus resultierend zwei tolle Alben (das dritte kommt Ende Oktober heraus), bekannter Weise, schnell ein.

Nach diesem Intermezzo ging es nahtlos mit all den bekannten Songs wie „No Such Thing As A Broken Heart“, „Beer Can In A Truck Bed“, „Some People Do“ „Written In The Sand“, das launige „New York At Night“, “Can’t Get You” (mit Hendrix-mäßigem Intro-Infernale des überragenden Lead-Gitarristen Brad Tursi, der auch in jeder Rockband locker agieren könnte) , “Save It For A Rainy Day” bis zum finalen Track des Hauptteils „My Heart Is A Bar” (schönes Slidespiel von Tursi , wechselnde Leadgesänge) weiter, bei denen das textsichere Publikum auch reichhaltig Mitsinggelegenheit geboten bekam.

Am Ende ließ sich das Quintett nicht lange bitten und legte nochmal zwei Zugaben (u. a. mit dem in Springsteen-Manier gebrachten flockigen „Make It Sweet“) nach. Am Ende hatte wohl auch der letzte Besucher in der Live Music Hall in Köln begriffen, warum in Nashvilles Country-Pop-Sparte jetzt und in Zukunft kein Weg an Old Dominion vorbei führen wird. Die Jungs haben den Songwriting-Bogen raus, ihr musikalisches Können und Präsenz sind (zurecht) massenkompatibel (ich prophezeie beim nächsten Besuch in der Domstadt deutlich mehr Zuschauer).

Vielen Dank an Semmel Concerts Entertainment für die perfekte Unterstützung und Betreuung an diesem gelungenen Abend.

Line-up Old Dominion:
Matthew Ramsey (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Trevor Rosen (guitar, keyboards, acoustic guitar, vocals)
Whit Sellers (drums)
Geoff Sprung (bass, keyboards, vocals)
Brad Tursi (electric guitar, vocals, lead vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Old Dominion
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Semmel Concerts Entertainment GmbH
Live Music Hall Köln

SOUND OF NASHVILLE feat. Lindsay Ell, Twinnie & James Barker Band – 06.03.2019, Blue Shell, Köln – Konzertbericht

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Countryfieber in Deutschland! Nachdem am vergangenen Wochenende das Country2Country-Spektakel mit großem Erfolg auch hierzulande erstmals den hiesigen Fans in Berlin zugänglich gemacht wurde, gab es in vier weiteren deutschen Metropolen noch einmal einen kleinen, aber sehr feinen Nachschlag.

Unter der Regie der Semmel Concerts Entertainment GmbH wurden in Frankfurt, Hamburg, München und Köln unter dem Slogan ‚SOUND OF NASHVILLE‘, jeweils in zwei Dreier-Konstellationen, Live-Akustik-Sets in kleinerem Rahmen angeschlossen, um auch jüngeren, vielleicht noch nicht so populären Acts, eine Präsentationsplattform für sich zu gewähren.

In Frankfurt und Hamburg konnte man sich über das Wirken von Logan Mize, Lauren Jenkins und Craig Campbell informieren, in München und Köln standen die Künstler Twinnie, die James Barker Band und Lindsay Ell auf dem Programm.

Wir haben uns aufgrund der geografischen Nähe natürlich für den Gig in der Domstadt entschieden.

Unsere frühe Anreise hatte sich angesichts des proppevollen Blue Shells als richtig erwiesen, so konnten wir uns einen Platz im vorderen, sehr beengten Bühnenbereich sichern, die Sichtverhältnisse erwiesen sich aufgrund der tiefliegenden, recht dunkel und monoton ausgeleuchteten kleinen Bühne, besonders für die Zuschauer ab ca. der 5. Reihe, in dem ansonsten eigentlich sehr schönen Club, als suboptimal. Gut, das ganze sollte Wohnzimmercharakter haben, aber bei wem stehen schon über 100 Leute in der Bude rum (ok, die Kölner Studenten-WGs mal ausgenommen)?

Pünktlich um 20:00 Uhr betrat dann die vom Rolling Stone hoch gelobte, vielseitige Britin Twinnie (auch schon schauspielerisch aktiv gewesen) mit ihrem Kompagnon Joel Peat, in einem zart-rosafarbenen Hosenanzug mit weißen Stiefeletten bekleidet, das kleine Bühnenrechteck. Die kommunikative Fronterin entpuppte sich als wahre Quasselstrippe und nahm sich direkt mal selbst auf die Schippe, als sie preisgab, dass sie sich beim Blick in den Spiegel, angesichts ihres Outfits, wie ein Flamingo vorkam.

Ihre Performance und Art zu singen bewegte sich im Stile der klassischen Countrydiven der alten Schule, allerdings mit etwas poppigerem Einschlag. Sie wechselte zwischen Gesang, mit und ohne Akustikgitarre, während sich Joel für’s Akustikgitarrenspiel, Harmoniegesänge und rhythmusgebende Fußclaps auf einem eigens dafür vorgesehenen Board, verantwortlich zeigte.

Stücke wie u. a. „Type Of Girl“, „Daddy Issues“, „Bad Bitch“, „Hollywood Gypsy“ (nach einem Tattoo auf ihrem Finger betitelt), „Lie To Me“ oder „Better When I’m Drunk“ (ihre erste Nr. 1 der Country-i-tunes-Charts), wo sie mit einem Besucher eine spontane Tanzeinlage gab, dienten dazu, ihren Bekanntheitsgrad bei uns zu pushen, als auch die Mini-EP gleichen Titels zu protegieren. Eine sehr sympathische und angenehme Einstimmung auf die beiden folgenden Acts, sowie vielleicht der Country-trächtigste Auftritt des Abends.

Line-up Twinnie:
Twinnie (lead vocals, acoustic guitar)
Joel Peat (acoustic guitar, vocals, percussion)

Bei der kanadischen James Barker Band, die als Quintett auflief, wurde es richtig eng, sodass leider der Perkussionist Connor Stephen und der heimliche Star des Fünfers, Dobrospieler Mike Eckert, so ziemlich im dunklen Hintergrund blieben. Eckert war, was das Instrumentelle betrifft, mit herrlich knarzigen Fills und Soli, der überragende Mann im Team.

Bandleader James Barker ist wirklich ein wahres Entertainment-Wunder. Er hatte mit seinen vielen lustigen Anekdoten zu den Tracks (bzgl. seinen Eltern – z. B. bei „Living The Dream“; Biertrinken und mit Freunden abhängen – „Lawn Chair Lazy“, etc.), kleinen Wortgefechten mit seinen beiden Nebenleuten Taylor Abram und Bobby Martin und einem amüsanten Intermezzo als Auktionator (es ging darum, Gebote für eine 24-stündige Buchung von Mike Eckert einzuholen), zur Einleitung des Songs „Sold“, bei dem er sich im Anpreisen förmlich überschlug, erheblichen Anteil daran, dass auch hier eine sehr lockere und heitere Stimmung vorherrschte.

In ihrer 11 Stücke umfassenden Setliste wussten launige Sachen wie u. a. der Opener „Just Sayin'“, der Georgia Satellites-Klassiker „Keep Your Hands To Yourself“ oder „It’s Working“, aber auch radiotaugliche Lieder wie ihr Nr. 1-Hit in Kanada, „Chills“, dann mein Favorit, das laid-back groovende „Keep It Simple“, als auch das finale „Good Together“, beim teilweise mitsingenden und -klatschenden Publikum zu punkten. Die Jungs haben das Zeug neben Doc Walker, zu einer meiner kanadischen Lieblingsbands im New Country-Genre zu avancieren. Toller Gig!

Line-up James Barker Band:
James Barker (lead vocals, acoustic guitar)
Taylor Abram (acoustic guitar, vocals)
Bobby Martin (bass)
Connor Stephen (clapbox)
Mike Eckert (dobro)

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Das ebenfalls aus Kanada stammende ‚Sternchen‘ Lindsay Ell konnten wir bereits vor knapp 1 1/2 Jahren an gleicher Stelle beleuchten. Sie bewältigte ihr Programm erneut im Alleingang und bediente sich, nebem ihrem wieder sehr starken Gesang und Gitarrenspiel auf einer diesmal semiakustischen Fender, mit Samplingeffekten zur Rhythmusunterstützung.

Ihre Performance war nur in Nuancen dem Countrysektor zugetan, im Großen und Ganzen, war die zierliche Protagonistin in pop-umwehten Blues Rock-Gefilden unterwegs. Ob dies die Ursache dafür war, oder die Tatsache, dass sie vom Gros der Zuschauer vermutlich auf der Bühne, größenbedingt, fast nicht zu sehen war, dass gegen Ende ihres wahrlich tollen Gigs, schon ca. ein Viertel der Leute nicht mehr anwesend war, gilt es im Nachgang zu analysieren. Eine höher liegendere und etwas flexibler ausgeleuchtete Bühne wäre der Sache sicherlich deutlich zuträglicher gewesen.

Sie konzentrierte sich neben dem starken Otis Redding-Cover „Sittin‘ On The Dog Of The Bay“, den John Mayer-Adaptionen „Vultures“ und „I Don’t Trust Myself (With Loving You)“ und zwei brandneuen Titeln („Go To“ und „Get Over You“), auf die Key-Tracks ihres Paradealbums „The Project“ wie „Waiting On You“, „Mint“, „Good“, dem, mit Travis Meadows kreierten „Worth To Wait“, „Champagne“, „Space“, „Castle“ und dem grandios gebrachten Rausschmeißer „Criminal“.

Eine Klasse für sich war ihr sich immer wieder emotional ‚reinhängender‘ Gesang sowie ihre vielen quirligen Gitarrensoli. Interessant wäre allerdings, mal ihr Können in einem konventionellen Bandgefüge zu erleben. Auch die von Randy Bachman (Bachman Turner Overdrive) entdeckte und von Kristian Bush (Sugarland) geförderte Lindsay Ell glänzte mit einer Top-Leistung.

Line-up Lindsay Ell:
Lindsay Ell (lead vocals, semi acoustic guitar, sample percussion)

Fazit: Mit kleinen Abstrichen (die in dieser Form nicht besonders gut geeignete Location für Zuschauer bei voller Hütte), ein absolut geglückter kurzweiliger Auftakt der neu formierten SOUND OF NASHVILLE-Serie! Die drei Interpreten Twinnie, die James Barker Band und Lindsay Ell ergänzten sich trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere perfekt und sorgten mit ihrer unterhaltsamen kommunikativen Art, sowie toller Musik, für eine prächtige Stimmung. Dazu verging die Zeit, nicht zuletzt auch durch die straffe, bestens funktionierende Organisation, wie im Fluge. Eine Fortführung in dieser Konstellation mit ein paar marginalen Verbesserungen wäre aus unserer Sicht absolut begrüßenswert!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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