
Schöner Montag-Abend in der gutbesuchten Kölner Kantine. Die angesagte Nashville-Künstlerin Carly Pearce hatte den vornehmlich in Texas bekannten und sehr beliebten Red Dirt Singer-/Songwriter Wade Bowen als Support mit auf ihrer Europa-Tournee und dieser allein hätte ja eigentlich schon Hauptactambitionen gehabt.
Bowen, den wir ja vor Jahren bereits mal live im kleinen Blue Shell in der Domstadt erlebt hatten und mit dem wir damals auch ein Interview gemacht haben, betrat pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne und hatte um sich noch den Bassisten Caleb Jones sowie den filigranen Gitarristen Nick Gardner, der ihn 2022 auch schon begleitet hatte, versammelt.
Wade hatte im letzten Jahr wieder mit „Flyin‘“ ein starkes Album am Start, das aber überraschender Weise völlig außen vor gelassen wurde. Der Protagonist ließ dann zu den wunderbar klar klirrenden Akustikgitarren seine zum Dahinschmelzen raspelige Wohlfühlstimme bei Stücken wie u. a. „When Love Comes Around“ (Opener), „Til It Does“, „Sun Shines On A Dreamer“ auf die Audienz wirken. Die hatte dann spätestens nach dem autobiografischen „A Guitar, A Singer And A Song“ erkannt, was da für ein Musik-Juwel auf der Bühne performte und die bis dato glänzende Vorstellung mit punktgenau aufbrausendem Applaus honorierte.
Bowen, sichtlich gerührt, erwähnte noch, dass er Carly Pearce quasi beim Songwriting als Seelenverwandte schätze, da sie, wie auch er, ein Faible für eher traurige Songs besitze. Er legte dann noch seinen Billboard-Top-40-Hit „Saturday Night“ sowie das launige „Fell In Love On Whiskey“ zum Abschluss nach, wo auch Gardner und Jones noch mal so richtig ihre instrumentelle Klasse aufblitzen ließen. 40 Minuten akustischer Texas Red Dirt auf höchsten Niveau vergingen wie im Fluge. Bestnote für das ‚Wade Bowen-Trio‘!

Line-up Wade Bowen:
Wade Bowen (lead vocals, acoustic guitar)
Nick Gardner (acoustic guitar)
Caleb Jones (bass, vocals)
Die Mitglieder der an diesem Abend involvierten Roadcrew schienen in der Vergangenheit allesamt auch schonmal in bürgerlichen Berufen gearbeitet zu haben. Ich deute Ihre schnelle und gute Arbeit jedenfalls als Empathiebeweis gegenüber Menschen wie mir, die am nächsten Tag in der Woche wieder früh aufstehen müssen.
Die Bühne war für Carly Pearce nämlich innerhalb von rekordverdächtigen 15 Minuten hergerichtet und so konnte das Mädel, ursprünglich aus Kentucky stammend, samt ihren Begleitjungens mit „Rock Paper Scissors“ gegen 21:00 Uhr sofort eine flott-rockige Nummer aufs Parkett legen.
Das folgende „Next Girl“ stand dann direkt als Blaupause für die enorme Chartkompatibilität ihrer, in der Regel selbst kreierten Tracks. Neben ihrem hübschen Aussehen (lediglich in Sachen Outfit ist vielleicht noch etwas Luft nach oben) und ihrer äußerst sympathischen Art, stand natürlich auch ihre ausdrucksstarke Stimme, als weiterer Baustein ihres Erfolges im Vordergrund, besonders beeindruckend im emotional besungen „I Don’t Fight Anymore“ dargeboten.
Apropos Begleitjungens: Die allesamt pfiffigen Burschen alias Daniel Johnson (drums) und Phil Noel (bass) als Rhythmussektion sowie der überragende Multiinstrumentalist Jon Aanstead (keyboards, acoustic guitar, fiddle, electric guitar, vocals) und der versierte Gitarrist Nick Huddleston (der bespielte gefühlt so ungefähr jedes derzeitig am Markt verfügbare Saiten-Modell im Laufe des Gesamtsets) trugen ebenfalls zum Gesamterfolg dieses schönen Abends bei.
Klasse zum Beispiel beim launigen Schunkler „Still Blue“.
Eine tolle Geste von Carly in Richtung von Wade Bowen spielte sich danach beim herrlich zelebrierten „Louisiana Woman, Mississippi Man“ ab, als sie den Texaner zu einem tollen klassischen Country-Duett nochmals auf die Bühne zitierte. Aus meiner Sicht einer der Höhepunkte der Show!
Die immer wieder in ihren Tracks zur Schau gestellte Wut bezüglich ihrer gescheiterten Ehe mit Hallodri Michael Ray wurde dann in den Ansagen (der Stachel scheint trotz der mittlerweile vergangenen Jahre immer doch noch irgendwie zu sitzen) zu Liedern wie „Should Have Known Better“ und „29“ auch live, quasi als Lebenshilfe-Ratgeber für die vielen jungen anwesenden Damen im Publikum, nochmals thematisiert.
Und so verlief die Zeitspanne mit Liedern wie u.a. „Things I Don’t Chase“ „Woman To Woman“ bis zum finalen Track des Hauptteils „I Hope You Are Happy Now“ sehr kurzweilig.
Als Zugaben servierten dann Pearce & Co. noch „Oklahoma“ (akustisch gehalten) und „What He Didn’t Do“. Insgesamt wieder Mal eine tolle Werbung im Rahmen der Sound Of Nashville-Reihe, die inklusive des angenehmen Kölner Publikums am Ende alle als Gewinner zurückließ.
Und wenn selbst der eigentlich nicht so New Country-affine, fotografierende Kollege Mangold (der war in diesem Fall übrigens sehr über die vorbildlichen Arbeits-Bedingungen begeistert) dies als das beste Countrykonzert, das er bis dato gesehen hat, bezeichnet, dürfte wirklich alles gesagt sein!

Line-up Carly Pearce:
Carly Pearce (lead vocals, acoustic guitar, mandolin, electric guitar)
Jon Aanstead (keyboards, acoustic guitar, fiddle, electric guitar, vocals)
Daniel Weston Johnson (drums)
Phil Noel (bass, vocals)
Nick Huddleston (electric guitar, acoustic guitar, mandolin, dobro, vocals)
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Carly Pearce
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Kantine, Köln