Billy F. Gibbons & The BFG’s – Support: Kaskadeur – 24.06.2023, Carlswerk Victoria, Köln – Konzertbericht

Der Name Billy Gibbons hat nach wie vor nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Gut 1.400 Leute zog es bei tropischen Temperaturen in das Carlswerk in Köln, um dem mittlerweile 73-jährigen ZZ Top-Fronter die Ehre als Solo-Artist zu erweisen.

Auch hier performte er mit Austin Hanks (Rhythmusgitarre) und John Douglas (Drums), bekannt auch für seine Tourtätigkeiten für Aerosmith, im klassischen 3-er-Line-up.

Zunächst ließ einen die Vorband Kaskadeur aus Potsdam jedoch mal wieder ratlos zurück. Man fragte sich unweigerlich nach knapp 30 Minuten, was so eine unscheinbare und blass agierende ‚Prog-Rock-Irgendetwas‘-Combo in einem Vorprogramm eines hochkarätigen Texas Blues Rock-Konzerts zu suchen hat. So wurde die Wartezeit auf den Protagonisten des Abends nicht verkürzt, sondern eher verlängert. Leider, man muss es so hart sagen, wie sooft bei Support-Acts, absolut fehl am Platze.

Auch die Fotografen hatten ihr Päckchen zu tragen, so hieß es Knipsen vom Mischpult aus (und wer das langgezogene Carlswerk kennt, weiß wo das immer steht), statt vorne aus dem Fotograben. So durften sie sich ebenerdig für drei Stücke (zunächst hieß es sogar nur für zwei) ihren weiten Weg an so manchem, vor Ihnen stehendem Hünen vorbei zum Auslöseziel suchen. Angesichts dieser Umstände hat der geschätzte Kollege Gernot Mangold, wie ich meine, einen ausgezeichneten Job vollrichtet.

Kommen wir aber jetzt zum Positiven. Was schon in der Umbaupause gefiel, war das minimalistische, aber sehr stilvolle Bühnenbild samt einer mittigen Leinwand, vor der die Schlagzeuganlage von Douglas positioniert war. Links und rechts waren dann jeweils retro-stylische Magnatone-Boxen und -Verstärker aufgebaut, auf denen nur jeweils zwei umgedrehte, knallig-leuchtfarbene Skateboards hingestellt waren. Mit dem im Hintergrund gezeigten (texanischen) Sternenhimmel und den wechselnden Lichtspielen, ergaben sich schöne, schlichte und sehr geschmackvolle Effekte.

Um 21:05 Uhr nahm der sogar Frank Beard ein wenig ähnlich wirkende John Douglas seinen Platz ein, und kurze Zeit später tauchten dann Billy und sein Compagnon Austin Hanks mit Cowboyhüten und Blaumännern (man fühlte sich so ein wenig an die „El Loco“-Zeit erinnert, als ich Gibbons & Co. zum ersten Mal live erlebt habe), hier allerdings eher Beigemänner, bekleidet auf der Bühne auf und gingen mit dem ZZ Top-Klassiker „She Got Me Under Pressure“ direkt in die Vollen.

Im weiteren Verlauf präsentierte der kauzige Langbartträger aus Houston, wie erwartet, eine gelungene Mischung aus Stücken seinen Solophasen (u. a. „More-More-More“, „Missin‘ Yo Kissin'“, „The Devil Is Red“, „Treat Her Right“) und eine gut zusammengestellte Auswahl der vielen ZZ Top-Klassiker wie u. a. „Beer Drinkers And Hell Raisers“,“Gimme All Your Lovin'“, „Blue Jean Blues“, „Francine“, „Sharp Dressed Man“, „Thunderbird“ oder das launige „Tube Snake Boogie“.

Douglas sorgte immer wieder mit vielen Poltereinlagen für ordentlich Wumms im Hintergrund, Austin Hanks spielte quasi die Bassparts, aber auf der E-Gitarre und hatte eher Zuspieler- und Stimmungsmacher-Funktion, dazu konnte er mit einigen Backgroundgesängen aufwarten (z. B. bei „Beer Drinkers“). Im choreografischen Bereich muss er an der ‚Dusty Hill-Rolle‘ jedoch noch ein wenig arbeiten, die ist allerdings als Linkshänder natürlich auch komplizierter.

Billy war mit seinen vielen („Eliminator“-) typischen E-Soli, Gesten und Ansagen in seinem Element und bestens gelaunt. Klasse war gegen Ende noch das erst langsam und solo von Gibbons gestartete „Brown Sugar“, das dann mit Einsetzen von Hanks und Douglas in eine furiose Nummer mündete. Als sich das Trio nach gut 85 Minuten mit einer satten Version von „La Grange“ aus dem ‚Glutofen‘ Carlswerk verabschiedete, gab es kein Halten mehr und auch die/der letzte Anwesende verließ mit klatschnassen Klamotten glücklich und begeistert ein heißes und kurzweiliges Texas Blues Rock-Konzert.

Line-up Billy F. Gibbons & The BFG’s:
Billy F. Gibbons – lead vocals, electric lead guitar
Austin Hanks – electric rhythm guitar, bgv
John Douglas- drums, bgv

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Carlswerk Victoria

Mike And The Moonpies – 19.04.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Die Texaner Mike And The Moonpies, die dieses Jahr ihr 15-jähriges Bandjubiläum feiern, hab ich bis dato nur mit einem CD-Review ihrer starken „Mockingbird„-Scheibe auf dem Radar gehabt. Das ist schon eine ordentliche Weile her, danach habe ich sie dann zu meiner eigenen Schande tatsächlich bis zu ihrem aktuellen Gig in unserer geliebten Kulturrampe aus den Augen (und den Ohren) verloren.

Das Schöne und Spannende bei solch vermeintlich hier unbekannten Bands bei einem Auftritt mitten in der Woche ist ja immer, was einen an einem solchen Abend von der Zuschauerresonanz, als auch natürlich vom musikalischen Aspekt her beschert wird. Um es vorwegzunehmen, es wurde ein herrlicher Gig in einer überaus gut gefüllten Rampe, in der sich offensichtlich viele Insiderfans des texanischen Quintetts aus Austin eingefunden hatten.

Bandleader Mike Harmeier hätte sich bei einem plötzlichen Stimmausfall jedenfalls keine Sorgen zu machen brauchen, einer der vielen begeisternd mitgehenden Fans direkt am Bühnenrand kannte so gut wie jeden Songtext auswendig und hätte vermutlich sofort das Mikro übernehmen können.

Die flotte Uptemponummer „Paycheck To Paycheck“ eröffnete den bunten Reigen der Songs, die sich von klassischem Country, Outlaw Country, New Country, Red Dirt, bis hin zum Southern Rock erstreckten. Mike (neben dem Gesang mit der Stratocaster im Rhythmusbereich und einigen Twinparts unterwegs) konnte sich dabei blind auf seine ‚Mondkuchen‘-Kumpels (Moon Pie ist übrigens ein Konfekt, das 1917 in Chattanooga erfunden wurde) verlassen.

Zum einen auf den wuchtigen Pedal Steel Player Zach Moulton (mit dem ‚Texas As Fuck‘-Schriftzug auf dem Rücken seines T-Shirts) mit vielen fiependen Einlagen, den quirligen Telecaster-Leadgitarristen Catlin Rutherford mit vielen filigran gespielten E-Soli, sowie die markante Rhythmusfraktion mit dem Angus Young-ähnlich aussehenden Drummer Taylor Englert, der an seinem Arbeitsgerät genau so wirbelte wie sein australisches Pendant und der wild-mähnige Bassist Omar Oyoque, der mit seinem Faible für Türkis-bestückte Ringe an den Fingern, ebenfalls durch seine mitnehmende und fröhliche Ausstrahlung, zu den Aktivposten auf der Bühne zählte.

Und so zogen die fünf Texaner ihr launiges Programm („Rainy Day“ mit ein wenig Marshall Tucker-Flair, der melodische Schwofer „Steak Night At The Prairie Rose“, das southern-rockige „Danger“ und der Red Dirt-Schunkler „You Look Good In Neon“ zählten dabei zu meinen Top-Favoriten) in einem durchgehenden Set bis zum abschließenden „Dance With Barbara“ gnadenlos durch. Fronter Mike Harmeier brauchte aus den genannten Gründen so gut wie gar keine Kommunikation zwischen den Stücken zu betreiben.

Am Ende ließ er sich eine Vorstellung der Band nach der ersten Zugabe „Cheap Silver“ natürlich nicht nehmen, die dann beim Rausschmeißer „We’ve Gone“ beim Outro (ohne Mike) nochmal instrumentell richtig Speed gab.  Insgesamt ein stimmungsvoller Outlaw-Country-Gig mitten in der Woche, bei dem Mike And The Moonpies die Kulturrampe in eine echte Honkytonk-Hölle verwandelten.

Ein toller Abend, den man als Liebhaber solcher Musik nicht so schnell vergisst! Ich denke, auch die schönen und authentischen Bilder des Kollegen Mangold spiegeln die Stimmung und die Dynamik des Konzerts hervorragend wider.

Line-up:
Mike Harmeier – lead vocals, electric guitar
Catlin Rutherford – electric guitar, vocals
Omar Oyoque – bass
Taylor Englert – drums
Zach Moulton – pedal steel, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kuturrampe Krefeld

Ally Venable – Real Gone – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Die ungebrochene Dominanz männlicher Musiker hat im rauen Texas-Blues-Rock die musikalische Stilrichtung über Jahrzehnte hinweg geprägt. Heavy und Powerful, die Sounds des Genres wurden unwillkürlich mit ZZ Top, Stevie Ray Vaughan oder Albert Collins in Verbindung gebracht. Dass auch seit einiger Zeit talentierte, weibliche Interpreten in diesen Southern-Rock-Gefilden eine starke Rolle spielen, beweist u.a. die Texanerin Ally Venable. Die erst 23-jährige Gitarristin, Songwriterin und Sängerin hat mit ihrem neuen Longplayer “Real Gone” ein packendes Album vorgelegt.

Die Scheibe beeindruckt von Beginn an (Titeltrack “Real Gone”) mit ausgefeilten, natürlich gitarrenlastigen Stücken. Straight-up Rock-Songs, Mid-Tempo und Slow-Blues Nummern wechseln die Blues-Farbe und den traditionellen Rhythmus, lassen aber keinen Zweifel aufkommen: die American-Texas-Blues Produktion ist Venables bisher bestes Studio-Album. Verantwortlich zeichnet Tom Hambridge, Produzent, Co-Writer und Schlagzeuger der Sessions. Der Grammy-Winner Hambridge (u. a. Buddy Guy, Susan Tedeschi) hat die ungeschliffen wirkenden Recordings erneut perfekt arrangiert.

Als hätte Ally Venable nicht ohnehin genug neue Titel zur Verfügung, folgt dabei ein herausragender Song auf den anderen und die Playlist der “Highlights” registriert nur einen kleinen Teil der technisch versierten Passagen der jungen Texanerin. So z. B. beim Slow-Blues “Broken And Blue” feat. Joe Bonamassa, Venables soulful voice und die extra Solo-Time für den Guitar-Hero bieten eine ebenso extravagante wie elegante Interpretation. Mit dem ruppig, funkigen “Don’t Lose Me” folgt ein bassgetriebener Gegensatz, der das Rhythmusgefühl intensiv herausfordert und die Saitenenergie der Gibson Les Paul massiv zu strapazieren scheint.

Dass auch ein 60er Jahre Soul Blues mit “Old-Style Vocals” und weichen Gitarrenakzenten modern getragen werden kann, wird bei “Any Fool Should Know” formschön und originell vorgeführt: immer wieder ein Anspieltipp. Dies gilt umso mehr für die erste Single des Longplayers, den Southern Blues Rock “Texas Louisiana”. Während des Duetts mit dem 86-jährigen Blues-Urgestein Buddy Guy kommt ein Gefühl früherer blues-rockiger Jahre auf und begeistert in seiner Ausgelassenheit und ungestümen Vitalität.

Ebenso rau im Text wie im Sound verbreitet “Kick Your Ass” als Südstaaten-Kracher jedoch eine deutliche Verehrungssympathie für das ausdrucksstarke Guitar-Play von Stevie Ray Vaughan. Einflussreiche Vorbilder, z. . Buddy Guy, SRV oder Bonnie Raitt, kennzeichnen die dynamische Spielweise von Ally Venable, die ihre Leidenschaft für die unterschiedlichen Stilrichtungen auch songtechnisch gerne betont. Mit dem am Dobro Sound orientierten Track “Blues Is My Best Friend” zelebriert die junge Musikerin nicht nur im besten Wortsinn eine Rückkehr zu ursprünglichen Blues-Jam Passagen, sondern findet intuitiv ebenso die passende Stimmlage zum komplexen Thema. Das Album schließt, wie es begonnen hat, mit einem starken Texas Blues. “Two Wrongs” hinterlässt noch einmal – vielleicht etwas zu kurz geraten – den bleibenden Eindruck einer herausragenden Studio Produktion.

Mit “Real Gone”, ihrem 5. Solo Album, ist es Ally Venable erneut offenbar mühelos gelungen, modernen Texas-Blues-Rock mit traditionellen Einflüssen zu verbinden. Die authentische Aufnahme-Session wird ihre Wirkung in der Roots-Szene nicht verfehlen und die inzwischen tournee-erfahrene Musikerin weiter motivieren. Mit dem Blues Caravan ist Ally Venable in Kürze auch bei uns im SoS-Sektor wieder unterwegs.

Ruf Records (2023)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Real Gone
02. Going Home
03. Justifyin’
04. Broken & Blue (feat. Joe Bonamassa)
05. Don’t Lose Me
06. Any Fool Should Know
07. Texas Louisiana (feat. Buddy Guy)
08. Kick Your Ass
09. Blues Is My Best Friend
10. Gone So Long
11. Hold My Ground
12. Two Wrongs

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Ruf Records

Ally Venable Band – 03.11.2022 – to hoop, Rheinberg – Konzertbericht

Texas Honey‚ Ally Venable zum Auftakt ihrer Europa-Tournee im to hoop in Rheinberg-Alpsray! Besitzer Sami Durak hat ohne Zweifel  das in Rheinberg existierende Blues-Vakuum erkannt und sich hier durch kontinuierliche und gute Arbeit, in letzter Zeit eindeutig die aktuelle Hoheit gesichert.

Und so war das ehemalige Bürgerzentrum für einen Donnerstag Abend auch recht ordentlich gefüllt. Viele Blues-Experten wollten sich das momentane musikalische Treiben, der durch den Rufschen Blues Caravan (wir hatten sie 2019 in Dortmund begutachtet) bekannten Sängerin und Gitarristin aus dem Lonestar-State, nicht entgehen lassen.

Die langhaarige Protagonistin kam nach Samis feuriger Eingangsrede gewohnt hochgestiefelt und in knappem Lederfummel mit ihren beiden Mitstreitern Isaac Pulido (drums) und Elijay Bedford (6-string bass) auf die Bühne und ließ es in Set 1 so richtig abgehen.  Eine knallharte Blues Rock-Performance, wobei das Wort ‚Rock‘, und zwar in der härteren Manier, das Geschehen bestimmte.

Was das Mädel allein schon im Bill Withers-Cover „Use Me“ zum Auftakt an krachenden Riffs und Soli abfeuerte, war schon atemberaubend und richtungsweisend für die ersten 50 Minuten des Gigs. Einen erheblichen Anteil hatte allerdings auch der noch recht jugendlich wirkende Drummer Isaac Pulido, der aber ebenfalls mit vielen deftigen Poltereilagen für viel Dampf im texanischen Blues Rock-Kessel sorgte.

Mit den folgenden Stücken „Hard Change“, „Sad Situation“ und „Heart of Fire“ stand dann ihr aktuelles gleichnamiges Album im Mittelpunkt des Geschehens (zwischendurch gab es noch das von Wah_Wah-Soli durchzogene „Real Gone“), bevor mit der Bessie Smith-Nummer (die Dame ist eines der großen Blues-Vorbilder von Ally)  „Back Water Blues“ (mit tollem Gesangs- und E-Gitarrenintro von Ally) im etwas traditionelleren Stil die Pause eingeläutet wurde.

Dort eilte sie sofort zum CD-/LPs-Verkaufen und -Signieren Teil 1, im zweiten Set ging es mit „Road To Nowhere“, dem herrlichen Slowblues „Comfort in My Sorrows“ und „Bring On The Pain“ doch etwas gemäßigter zu. Der Vorteil war, dass hier dann auch Allys stimmliche Qualitäten mehr in den Vordergrund treten konnten. Eine wirklich gelungene und auch schwungvoll gestaltete Version vom B.B. King-Schinken „The Thrill is Gone“ mit „Miss You“-Kurz-Intermezzo führte schon zum Schlussstück des Hauptteils.

Da wurde dann mit dem Instrumental „Lenny“ einer weiteren texanischen Blues Rock-Größe, Stevie Ray Vaughan, ausgiebig die Ehre erwiesen und alle drei Beteiligten konnte sich an ihren Arbeitsgeräten nochmals ausgiebig ‚zeigen‘. Stark hier vor allem die sphärische Mittelpassage.

Mit frenetischem Applaus wurde mit dem in Blues-Kreisen gern gecoverten „Going Down“ dem Trio dann noch eine furiose Zugabe herausgelockt. Da hielt es die junge Texanerin nicht mehr auf der Bühne und nach Einzelpassagen ihrer Mitstreiter gab es dann noch ein Gitarrensolo im Stile einer Table-Blueserin auf dem Tisch inmitten ihrer begeisterten Audienz. Charmeur Sami half ihr dann ganz gentleman-like wieder herunter zum Boden.

Apropos ‚Texas Honey“: Der Song, einer meiner Lieblingstitel von ihr, war der einzige, der mir an diesem Abend ein wenig gefehlt hatte. Dafür hatte Ally dann aber am Ende auch noch Zeit für das obligatorische SoS-VIP-Bild mit Sami und dem Magazin-Chef persönlich. Insgesamt eine sehr überzeugende Leistung zum Tourstart der Ally Venable Band. Danke, Honey!

Line-up:
Ally Venable – electric guitars, lead vocals
Elijah Bedford  – bass
Isaac Pulido – drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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to hoop
Ruf Records

Wade Bowen – Somewhere Between The Secret And The Truth – CD-Review

Wade Bowen zählte schon immer zu meinen großen Lieblingskünstlern,auch über die Red Dirt-/Country Rock-Sparte hinaus. Der Texaner besticht durch seine tolle Stimme, die melodischen Songs, seine kreative Ader und eine gewisse Zuverlässigkeit beim Abliefern seiner niveauvollen Werke.

2019 hatte ich die große Ehre, ihn persönlich vor seinem Konzert im Blue Shell in Köln bei einem Interview, wo ich ihn auch erstmalig live sah, gegenüberzusitzen., wo sich der sympathische Charakter, den man schon automatisch aus seinen Songs ableitet, eindrucksvoll bestätigte.

Mit „Somewhere Between The Secret Aand The Truth“ legt er jetzt sein siebtes Studioalbum vor, das er erstmalig selbst produziert hat. An der Seite hatte er beim Songwriting viele Kollegen wie u. a. Eric Paslay, Heather Morgan, Randy Montana, Drew Kennedy oder Lori McKenna, die schon bei unzähligen CDs in meiner Sammlung, Garanten für tolle Lieder waren.

Die zierliche Lori McKenna, die ich vor sehr vielen Jahren in Utrecht im Rahmen der damaligen Blue Highway Festivals auch schon mal live erlebt habe, assistiert ihm beim Lead- und Harmoniegesang bei „A Beautiful World“ im Stile der typisch gemischten texanischen Duette der Marke Josh Abbott/Kacey Musgraves. Toller Song!

Dabei hatte Wade laut eigener Aussage zunächst eine längere Phase der kreativen Leere zu bewältigen. „Ich hatte länger eine große Antriebslosigkeit und wusste überhaupt nicht, wie ich damit umgehen sollte, bis mich auf einmal die große Lust des Schreibens wieder motivierte. Es war wie ein Neustart, der mir die Leidenschaft wieder zurückgab.

Ich wollte auch herausfinden, wo ich musikalisch stehe und hineinpasse. Das habe ich oft gemacht, bis ich manchmal den Faden verloren habe. Ironischerweise hatte ich durch die COVID-Pandemie die Chance meine Gedanken etwas ruhen zu lassen, um mich mehr auf das zu konzentrieren was ich wirklich möchte. Ich habe erneut rausgefunden wer ich als Songwriter, Sänger und Musiker sein möchte“.

Das Album zeigt Bowen dann auch wieder in Bestform. Zehn unwiderstehliche Ohrwürmer, mal in fluffig-eingängiger Red Dirt-Manier (man höre sich diese melodischen Songs wie den Opener „Everything Has Your Memory“, „The Secret To This Town“ oder „Say Goodbye“, bei dem ich mich schon mehrere Male selbst ertappt habe, wie ich den Refrain beim Fahren zur Arbeit im Auto nachsinge) oder im melancholischen Country-Storytelling (u. a. „Burnin’ Both Ends Of the Bar“) und mit „Honky Tonk Roll“ (mit herrlichem Billy Powell-Gedächtnis-HT-Pianogeklimper und starken Wah-Wah-Slide-Soli) und „She’s Driving Me Crazy“ zwei flotte launige Saloonfeger, die auch seine rockigen Seiten offerieren.

Herrlich wie er am Ende von „Honky Tonk Roll“ die Anziehungskraft der Honkytonk-Bars auf ihn zum Besten gibt: „… You can cuss me, you can judge me, you can hate me, you can love me, you can say I’m out of control, yeah, but I don’t give a damn, I’m on a hell of a honky tonk roll.“

Gegen Ende erhält er im Duett mit Vince Gill quasi dann noch einen musikalischen Ritterschlag, Letztgenannter gibt sich meist nur bei absoluten Klassekünstlern als Gast die Ehre. Ein wunderschöner, einfühlsam von beiden gesungener, Steel-getränkter Countryheuler dieses „A Guitar, A Singer And A Song“. 

Mit dem wunderbar eingängigen Titelsong „Somewhere Between The Secret And The Truth“, aus der Feder von ihm und Lori McKenna, schließt ein erneutes Meisterwerk des aus Waco stammenden Texaners. Für manchen hier in unseren Landen mag er noch ein unentdecktes Geheimnis sein, die Wahrheit ist, dass man sich mit diesem Wade Bowen schleunigst beschäftigen sollte. Ein weiteres Klassealbum von ihm!

Bowen Sounds/Thirty Tigers/Membran (2022)
Stil: Red Dirt / Country

Tracklist:
01. Everything Has Your Memory
02. Burnin’ Both Ends Of The Bar
03. Honky Tonk Rollt
04. The Secret To This Town
05. If You Don’t Miss Me
06. A Beautiful World feat. Lori McKenna
07. She’s Driving Me Crazy
08. Knowing Me Like I Do
09. It’s Gonna Hurt
10. Say Goodbye
11. A Guitar, A Singer And A Song feat. Vince Gill
12. Somewhere Between The Secret And The Truth

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Oktober Promotion

ZZ Top – Raw (‚That Little Ol‘ Band From Texas‘ Original Soundtrack)- CD-Review

ZZ Top kamen in mein musikalisches Leben in der Nacht vom 19. auf den 20. April 1980 um 4:00 Uhr morgens. In den Staaten längst eine gefeierte Band, traten Sie damals zum ersten Mal in Europa und im Fernsehen überhaupt auf. Es war die 6. Rockpalastnacht, in den Stunden vorher hatten Joan Amatrading, The Blues Band und Ian Hunter ihre Visite abgegeben. Damals hatte man bei diesem legendären Event noch regelrecht mitgefiebert.

Gut 1 1/2 Jahre später sah ich sie dann im Rahmen ihrer „El-Loco“-Tour erstmalig leibhaftig in der Düsseldorfer Philipshalle. Vorband waren die Hard Rocker Rose Tattoo. Weitere 5 Jahre danach in der Kölner Sporthalle zu ihrem Album „Afterburner“ mit dem unvergessenen Moment am Anfang, als eine Sphinx ein großes schwarzes Tuch in ihren Mund aufsaugte und ein für damalige Zeiten futuristisches Bühnenambiente offenlegte.

Und es ist tatsächlich schon wieder 20 Jahre her, dass ich sie zum letzten Mal 2002 mit Gary Moore als Support in der Essener Grugahalle live im Beisein meiner Ehefrau erlebt habe. Der kreative und kommerzielle Höhepunkt des texanischen Trios war da mittlerweile schon überschritten.

Seitdem ist viel Wasser den Rhein heruntergelaufen. Es gab noch zwei Alben „Mescalero“ und „La Futura„, die sicherlich gar nicht mal so schlecht waren, aber keineswegs nochmal so einen Hype wie zu „Eliminator“-Zeiten entfachen konnten.

Heute, wo ich diese Zeilen zum Album schreibe, das einen Soundtrack zu einem Film über ZZ Top darstellt, hat es ein einschneidendes Moment im Leben des Trios gegeben. Ihr charismatischer Bassist Dusty Hill, der sich in diesem scheinbar noch bester Gesundheit erfreute, weilt nicht mehr unter den Lebenden.

Der Film zur CD, der vor geraumer Zeit hierzulande in 3sat gezeigt wurde, war in der berühmten Gruene Hall in New Braunsfeld aufgenommen worden, in der die drei ganz alleine ohne Publikum nochmal frei weg von der Seele spielten und jammtenn, wobei sie einen Teil ihrer großen Stücke plus einiger Überraschungen nochmals nach eigenem Dünken ziemlich rau, wie es der Albumtitel schon suggeriert, zum Besten gaben.

Für mich waren dabei der Opener „Brown Sugar“ (mit tollem Intro), „Thunderbird“ und der „Certified Blues“, die Stücke, die ich nicht mehr so bewusst auf dem Schirm hatte, der Rest ist ein Auszug ihrer weltbekannten Hits, allerdings sehr schön, mit Herz und Freude sowie jeden technischen Firlefanz gespielt. Es macht spaß sich das Teil so zwischendurch mal reinzuschmeißen.

Die Frage, die sich allerdings für mich am Ende stellt, ist, ob es nach dieser Zäsur, wirklich Sinn macht, ohne Dusty Hill weiterzuspielen. Ich finde man hätte hier einen würdigen Cut machen, und erhobenen Hauptes die Bühnen und Studios dieser Welt verlassen können. Gelegenheit zu Musizieren hätten Billy F. Gibbons und Frank Beard  sicherlich noch genug (auch separat) für den Rest ihres Lebens.

Eine Antwort darauf haben die beiden allerdings längst gegeben. Angeblich auf Wunsch Hills, geht es mit seinem ehemaligen Gitarrentechniker Elwood Francis am Tieftöner weiter. The show must go on…

Shelter Records/BMG (2022)
Stil: Texas Blues Rock

01. Brown Sugar
02. Just Got Paid
03. Heard It On The X
04. La Grange
05. Tush
06. Thunderbird
07. I’m Bad, I’m Nationwide
08. Legs
09. Gimme All Your Lovin‘
10. Blue Jean Blues
11. Certified Blues
12. Tube Snake Boogie

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Whiskey Myers – Tornillo – CD-Review

Ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich Whiskey Myers bis dato im Southern Rock-Genre nicht so gebührend auf dem Schirm hatte, wie es hätte sein sollte. Klar, wir haben hier über ihre CD „Mud“ berichtet und auch schon ein kurzes Interview gemacht und die meisten ihrer Werke besitze ich auch, aber so ist zum Beispiel ihr letztes Album in 2019, das immerhin Platz1 der Country Billboard Charts und Platz 6 der allgemeinen Charts erreicht hat, ein echter Durchbruch gewesen.

Fairerweise muss ich sagen, dass dieses auf den üblichen Kanälen, soweit ich mich erinnere, hier auch nicht angeboten worden war. Jetzt ist aber ihr neues Werk „Tornillo“ wieder in der Hand von unseren Freunden von Oktober Promotion gelandet und ich bin auch echt froh, dass es so gekommen ist. Eine Wahnsinnsscheibe!

Benannt ist sie nach der Stadt an der Grenze von Texas zu Mexico, die für ihr Auffanglager für minderjährige Mexikaner unrühmliche Schlagzeilen produziert hat. Whiskey Myers hatten den Longplayer, nur wenige Kilometer von  dort entfernt, 21 Tage isoliert im 2.300 Hektar großen Sonic Ranch Studio,  eingespielt.

Das Titelstück und der Opener zugleich, nur mit Trompeten gespielt, erinnert an Beerdigungsbegleitung und erscheint mir als Synonym für die dortigen bedrückenden Verhältnisse, mit kritischem Unterton behaftet zu sein. Apropos Bläser, die haben Whiskey Myers zum ersten Mal deutlich spürbar integriert. Allerdings ohne, dass es auf den Wecker geht, eher um sehr geschickt, ähnlich wie Lynyrd Skynyrd auch zum Teil sporadisch, den treibenden Groove der meisten Songs zu verstärken. Paradebespiel dafür ist das herrlich folgende „John Wayne“.

Gerade Skynyrd-Fans werden bei rassigen Songs wie „Feet’s“ (eine Art Mischung aus „MCA“, „T For Texas“ und „Smokestack Lightnin'“), „Mission To Mars“ (unterstützt vom Backgroundgesang der McCrary Sisters) und dem blues-rockigen „Bad Medicine“ (großartige E-Soli, starke BGVs wieder von den Schwestern) eine Träne im Auge verdrücken und sich fragen, ob ihre alten Helden, sich nochmals für ein letztes Album auf diesem Niveau aufraffen können.

Gegen Ende wird es besonders großartig. Bei „Heavy On Me“ klingt es wie eine Session zwischen den Stones und den Allman Brothers, „Other Side“ wirkt wie eine Southern Rock-Variante von „All Along The Watchtower“ und das schwermütige „Heart Of Stone“ setzt im Stile der ebenfalls für Furore sorgenden Kollegen von The Steel Woods, mit melancholischer Akustikgitarre, Mollpianotönen und grummelnden Streichern, ein weiteres eindrucksvolles Ausrufezeichen zum Abschluss der CD.

Mit „Tornillo“ ist Whiskey Myers ein echter Geniestreich gelungen. Man findet die Scheibe (ohne jeden kleinsten Durchhänger) mit jedem Hördurchgang immer noch ein Stückchen besser. Die Texaner um Sänger Cody Cannon setzen sich damit in diesem Jahr eindeutig an die Spitze des Southern Rock-Genres und sind bei mir persönlich ein ganz heißer Kandidat für das beste Album in 2022. Absoluter Kauftipp!

Label Wiggy Thump Records (2022)) 
Stil: Southern Rock

01. Tornillo
02. John Wayne
03. Antioch
04. Feet’s
05. Whole World Gone Crazy
06. For The Kid
07. The Wolf
08. Mission To Mars
09. Bad Medicine
10. Heavy On Me
11. Other Side
12. Heart Of Stone

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Oktober Promotion

Creed Fisher – Whiskey And The Dog – CD-Review

 

Eigentlich bin ich ja ein Mensch, der eher mehr auf moderne (New) Country-Musik steht. Trotzdem gibt es immer auch wieder Künstler aus dem traditionelleren Bereich, die ich aufgrund ihrer authentischen Art, Musik zu performen, sofort in mein Herz geschlossen habe. Der aus West-Texas stammende, bekennende Redneck, mir bis dato unbekannte Creed Fisher, ist so ein gutes Beispiel.

Mit seinem sechsten offiziellen Album „Whiskey And The Dog“ (auf dem Cover erinnert er mich rein äußerlich ein wenig an einen jungen Charlie Daniels) bedient der 49-jährige eindrucksvoll und mit viel Hingabe die Freunde des klassischen narrativen Outlaw Country.

Für Fisher ist es laut eigener Aussage wichtig, die Dinge erlebt zu haben, die man in seinen Songs reflektiert“ It’s a tough one to understand if you haven’t lived it. There’s a personal side that isn’t so glamorous in this business that other musicians can agree to. It’s the rigors of being on the road. Always having to be here and there makes for the biggest challenge, often times-let downs. Overall, music is what I love and what I will continue to do as I watch those white lines on the highways continue to zip right past the window as life passes us all.”

Und das alles kann man, nachdem man die vierzehn, teils auch sehr humorvoll mit einer ordentlichen Portion Selbstironie geschriebenen Tracks durchgehört hat, auch 1:1 unterschreiben. Die meisten Stücke werden in Begleitung der klassischen Country-Instrumente wie Akustikgitarre, Steel (beides von dem uns aus vielen texanischen Scheiben bestens bekannten Milo Deering gespielt), Bariton-E-Gitarre (Larry Rolando), Bass (Aden Bubeck), Schlagzeug (Josh Rodgers) in gemäßigtem Tempo und echter Storytelling-Manier gesungen (Fisher hat dafür eine perfekte Stimme).

Sporadisch werden auch klirrende Mandoline, heulende Fiddle, Banjo (alle drei auch Milo Deering) und etwas Piano (Drew Harakal) eingeflochten. Ganz stark die Texas-typischen, omnipräsenten, aber sehr dezent dazu gemischten weiblichen Harmoniegesänge von Sängerin Hillary Bergman-Stanton sowie auf männlicher Seite Colin Alexander.

Sehr schön klar produziert haben die allesamt von Creed verfassten Songs (lediglich drei davon mit Co-Writer Mark Jones) er selbst, Bart Rose sowie Josh Rodgers. Es geht, wie man es an den meisten Titeln sofort erkennen kann, natürlich überwiegend um die bekannten bodenständigen konservativen Werte, die man in den südstaatlichen Sphären der Arbeiterklasse schon immer groß geschrieben hat (‚blue-collar life‘). „Bleibt mir hier weg mit eurem modernen Leben“, bildhafter kann man es wohl kaum als mit den schönen Schlagworten „Don’t California My Texas“ ausdrücken.

Die Hauptthemen des geschiedenen Musikers drehen sich, wen wundert es, natürlich um verschmähte Ex-Frauen, einen Faible für’s Trinken und Musik a la Hank, Haggard & Jones, also im Prinzip die altbekannte ‚Women, Whiskey and Rock’n’Roll Country‘-Attitüde. Da bleiben nur der Barstuhl an der Theke und die Musik, die einem am Ende nicht weggenommen werden können, wie in „Honkey Tonk Drankin’“ selbstkritisch analysiert wird.

Die ‚#MeToo‘-Bewegung vergrault, aber geschenkt, die hört eh andere Musik! Zum Piepen nämlich, wie Fisher ganz offenherzig seine Passion für zwei bestimmte Rundungen im oberen Körperbereich des weiblichen Geschlechts darlegt („Girls With Big Titties“), die schon von frühestem Schulalter an durch seine Lehrerin, aber auch die von Dolly Parton in der Musik geprägt wurde („…I even know Conway Twitty, but I always loved girls…“). Da behaupte einer, Männer wären nur eindimensionale Wesen! Auch ich kenne durchaus viele, ähnlich gestrickte Leute in meinem männlichen Bekanntenkreis.

Ach ja, und Hunde mag er (so wie ich) natürlich auch („Whiskey And The Dog“, „Hankles“). Mir gefällt es besonders gut – auch wenn Creed das wohl nicht gerne hören wird – dass spezielle Tracks wie zum Beispiel „This Town“, „The Good Ol’ U.S. Of A.“ oder  „Find My Way Back Home“, die mit einer unterschwelligen Red Dirt-Note daherkommen, durchaus geeignet wären, auch von einer Eli Young Band oder der Randy Rogers Band mal in kommerziellerer Form aufgearbeitet zu werden.

So einige Steel-getränkte Heuler und Schunkler wie der herrliche Opener „High On The Bottle„, „Hundred Dollars Short“, „Don’t California My Texas“, „Honkey Tonk Drankin’“ und „Jesus, Haggard & Jones“ erinnern mich auch ganz stark die Art zu Musizieren, wie man sie von den Pirates Of The Mississippi kennt.

Der Kracher des Werkes ist allerdings „Down To The Riverbank“, bei dem Fisher plötzlich, wie aus dem Nichts, einen furiosen swampigen Southern Rocker aus dem Ärmel schüttelt. Grandios hier neben den starken E-Gitarren von Rolando, die wummernden Orgel-Einlagen von Drew Harakal, die einen Jon Lord sicherlich begeistert hätten.

Am Ende hat Creed Fisher mit seinem neuen Album „Whiskey And The Dog“ einen Hörer wie mich, ohne Wenn und Aber, auf seine Seite gezogen: Wunderbare melodische Lieder, die einen ehrlichen Charakter haben, denen man ganz entspannt zuhören kann und die einen zum Teil wirklich schmunzeln lassen. In mir hat er jedenfalls ganz sicher einen neuen Fan gefunden. Wer sich gerne noch ausführlicher mit dem ‚Making Of‘ zum Album beschäftigen möchte, kann dies gerne unter diesem Link tun. Danke an die Aristo Media Group für den tollen Tipp und den angenehmen Support!

 

Dirt Rock Empire (2021)
Stil: Country

Tracklist:
01. High On The Bottle
02. This Town
03. Girls With Big Titties
04. Whiskey And The Dog
05. Hundred Dollars Short
06. Gray Skys
07. Don’t California My Texas
08. The Good Ol’ U.S. Of A.
09. Down To The Riverbank
10. Find My Way Back Home
11. Honkey Tonk Drankin’
12. I’m Crazy And You’re Gone
13. Jesus, Haggard & Jones
14. Hankles

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Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws – When Birds Were Snakes – CD-Review

Album Cover - WHEN BIRDS WERE SNAKES_300

Dede Priest und Johnny Clark’s Outlaws zählen zu dem Typus von Musikern, die man schon nach wenigen Momenten des persönlichen Kennenlernens ins Herz geschlossen hat, auch wenn die Fronterin uns die Abbildung mit unserem Logo-Schild für die VIP-Galerie, wegen der ursprünglich enthaltenen Südstaaten-Flagge verwehrt hatte (ich gehe aber stark davon aus, dass dies mit dem neuen Logo bei Gelegenheit nachgeholt wird).

Unkompliziert, nett, aufgeschlossen, direkt, respektvoll und natürlich musikalisch absolut versiert. Ach, war das das letztes Jahr schön, als wir an einem sommerlichen Abend bereits während des Pandemiegeschehens, ihrem stimmungsvollen Konzert im Krefelder Schlachtgarten beiwohnen konnten.

Es war einer meiner letzten Livebesuche/-berichte bis zum heutigen Tage. Da hatte das Quartett noch seine EP „Crocuses From The Ashes“ am Start. Der darin enthaltene wuchtige „Texas Hurricane“ scheint mittlerweile verzogen, auf ihrer neuen CD „When Birds Were Snakes“ setzt man, quasi wie die Ruhe nach dem Sturm, auf etwas bedächtigere, in sich gekehrtere Töne.

Während sich die beiden Rhythmusgeber Ray Oostenrijk am Bass und Leon Toonen Drums wie gewohnt auf ihre solide Hintergrundarbeit konzentrieren, stehen natürlich auch diesmal wieder die beiden Namensgeber des Kollektivs, die bis auf eine Ausnahme alle Tracks kreiert haben, im Fokus des Geschehens.

Die charismatische Fronterin setzt dabei ihr ganzes Könnensspektrum ein, das von stimmlicher Variabilität (angriffslustig, gefühlvoll bis elfenhaft), versiertem E-Gitarrenspiel (viele quirlige Soli inklusiv Wah-Wah-Einlagen) bis zu durch Mark und Bein gehenden Violinentönen, eine enorme Breite aufweist.

Hans Klerken alias Johnny Clark sorgt an seiner Stratocaster für die Kontraste und darf sich auch am Mikro bei „Mudslide“  (da spricht er am Ende dreimal den Titel), beim CCR-angehauchten „Make That Double A Double“ (Leadgesang), und beim Duett mit Dede (beim Merle Travis Country-Folk-Klassiker von 1947), „16 Tons“, sporadisch einbringen.

Neben den beiden mich ein wenig an Crystal Shawanda erinnernden „When Birds Were Snakes“ (gypsy-mäßiger Opener) und „Hyssop Blossoms (I Could Lie But I Won’t)“ (tolle Ballade) überraschen vor allem das folkige „Whisper & Whistle“ (hier kommt mal eine Akustikgitarre zum Einsatz, Dede singt fast im Stile einer Kate Bush) und das spielfreudige Instrumental „Rum & Sugarcane“ (eine Art E-Gitarren-Violinen-Allianz), das am Ende überraschend dann noch in einen Reggae-Groove umschwenkt.

Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws verfolgen ihren Weg, sich weiter internationales Renommee zu verschaffen, mit „When Birds Were Snakes“ konsequent weiter. Es wird sicherlich wieder sehr viel Spaß machen, der texanisch-niederländischen Formation bei der Live-Umsetzung ihrer Songs beizuwohnen, sofern es das sich zur Zeit ja einigermaßen positiv entwickelnde Pandemie-Geschehen wieder zulässt.  Hoffen wir mal das Beste…

Creeping Fig Records (2021)
Stil: Blues Rock & More

01. When Birds Were Snakes
02. Mudslide
03. Dirty Water In My Glass
04. Make That Double A Double
05. Mojo-ito
06. Hyssop Blossoms (I Could Lie But I Won’t)
07. Drinking Again
08. Come On Down
09. 16 Tons
10. It’s Getting Late
11. Whisper & Whistle
12. Rum & Sugarcane

Dede Priest
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Jeff Jacobs Band – Out Of The Keg – CD-Review

JJB_300

Das Ende des Jahres bietet in diesem Magazin meist etwas Luft zum ‚Atmen‘, sofern man das angesichts der üblen Geschehnisse der letzten zehn Monate, überhaupt so benennen kann.

Es ist hier zumindest in diesem Sinne gemeint, dass man auch mal Zeit findet, auf Musik jenseits von Bemusterungen und Veröffentlichungsterminen, zurückzugreifen, sei es wieder alte Scheiben zu hören oder Dinge, zu denen man gar keine Muße hatte, in den Player zu schieben.

Ein tolles Album, das erst jetzt in dieser Phase bei mir zum Zuge kommt, ist das bereits schon im Januar veröffentlichte Werk “Out Of The Keg” der Jeff Jacobs Band.

Der aus San Antonio, Texas, eher schwierigen, nicht betuchten Verhältnissen stammende Rauschebart-tragende Bandleader betreibt das Projekt seit 2012, hat es aber 2018 mit neuen Leuten wie u. a. Frank Torres (drums), Newman Ramzel (lead guitar), Ed Lubin (rhythm guitar) und Jon Hernandez (bass) reformiert.

Nachdem sich Jacobs ganz zu Beginn noch in diversen Genres ausgetobt hatte, war es dann doch die texanische Country Musik-Szene, in der er sich schließlich heimisch fühlte.

„Country music is about life, struggles, and family. That is where I am in my life so it just made sense to go in that direction,“ so Jeff zu seiner finalen Ausrichtung.

„Out Of The Keg“ ist nunmehr das dritte Werk dieser Machart in herrlich unbefangener, launiger Red Dirt-Manier. Dieses Genre bietet natürlich mit seinen einbezogenen Stilen wie Country-, Southern Rock und -Pop, die ideale Spielwiese für den vielfältigen Protagonisten (mittlerweile zweifacher Vater) samt seiner Mannen.

Schon mit dem flott country-rockenden Opener „Love Stricken (Feel Our Heat)“, mit raunzenden Orgel- und wiehernden Fiddle-Einlagen (inklusiv Solo), lässt das Kollektiv keinen Zweifel an seinen Qualitäten aufkommen, knackige, bestens live-kompatible Kompositionen, mit tollen Melodien zu verbinden.

Jacobs hat dabei diese typisch angenehm raspelig-rauchige Stimme, wie man sie von Leuten wie u. a. Wade Bowen, Phil Hamilton, Bart Crow & Co. geboten bekommt.

Und so liefert die Band eine schöne Mischung an stimmungsvollen Tracks wie „I Feel Crazy“ (knackig abgehender Footstomper mit starker quirliger E-Gitarrenarbeit), das im Eli Young Band-Stil performte „Can’t Get Her Out Of My Head“, das Rockabilly-Western-trächtige „Guitar Man“ (tolle Baritone-E-Gitarre), zwei mitsingbare Trinklieder wie „I Got Drunk“ (Bandstudioversion) und „Diehards And Drunkards“ (akustisch performte Hommage an die Fans), sowie zwei herrlichen Ohrwurm-Balladen (die jeweils und mit weinender Steel und Fiddle bestückten „Drink Another Heartache“  und „Ride Until We’re Gone“).

Und am Ende gibt die Band noch den zweifachen Beweis für Ihre Live-Qualitäten, zunächst mit dem rasanten Texas-Boogie „Having Too Much Fun“ (erinnert ein wenig an die Skynyrdsche Variante von „T For Texas“) und der Jacobs Solo-Performance von „I Got Drunk“ mit gesanglicher Einbindung der bestens gelaunten Fan-Audienz zum Liedausklang.

Die Jeff Jacobs Band serviert mit „Out Of The Keg“ herrlich frisch gezapften, kurzweiligen, bestens unterhaltenden und melodischen Red Dirt-Stoff, wie man ihn von Acts der Marke JB And The Moonshine Band, Wade Bowen, Randy Rogers Band, Bart Crow, Phil Hamilton & The Backroad Drifters, Britt Lloyd Band, etc.  zu schätzen und lieben weiß.

Es ist genau diese unbeschwerte Art von Country Rock-Musik, die man in den vergangenen zehn Monaten (und vermutlich auch noch bis weit in 2021 hinein), vor allem was Live-Konzerte betrifft, so schmerzlich vermisst hat und sich in die baldige Realität zurück ersehnt.  Somit ein absoluter Geheimtipp zum Jahresende, diese Jeff Jacobs Band!

Edgewater Music Group (2020)
Stil: Red Dirt

Tracks:
01. Love Stricken (Feel Our Heat)
02. I Feel Crazy
03. I Got Drunk
04. Can’t Get Her Out Of My Head
05. Drink Another Heartache
06. Guitar Man
07. Ride Until We’re Gone
08. Diehards And Drunkards
09. Having Too Much Fun (Live)
10. I Got Drunk (Live at the Hydration Station)

Jeff Jacobs Band
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