Review: Jörg Schneider
Jesse Dayton wuchs im Südosten von Texas auf. Da liegt es nahe, dass er von Blues, Rockabilly, Country, aber auch vom Punk und Gothic geprägt wurde. Und die meisten dieser Einflüsse finden sich natürlich auch auf seiner neuen Scheibe „The Hard Way Blues“ wieder. Und sie machen es schwierig seinen Stil in eine bestimmte Schublade zu packen. Es ist weder reiner Blues oder Blues Rock, noch Country oder Americana, noch ist es Texas Blues, aber eine wilde, mitunter dreckige, Mischung aus alledem, wobei allerdings die Countryeinflüsse auf dieser Scheibe gefühlt überwiegen.
Irgendjemand hat für diesen wilden Stilmix mal den Begriff „Outlaw Country“ geprägt. Ein Stil also, der sich an keine gewohnten Konventionen hält und die Grenzen der Genres vermischt. Genau deshalb strahlt Jesse Daytons neues Album, das er innerhalb von nur einer Woche aufgenommen hat, wohl so viel Drive und pure Energie aus.
„The Hard Way“, der titelgebende Opener der Scheibe zum Beispiel, fängt relativ harmlos an, brennt dann aber in einem hochfrequenten Rhythmus ein Rock’n’Roll-Feuerwerk mit knallharten 70‘er Jahre-Riffs ab. Ähnlich ist auch „Night Brain“ mit einem gefälligen Fingerpicking-Intro konzipiert, sich dann aber im weitern Verlauf zu einem dreckig, schrammeligen Song entwickelt. Ruhiger, aber nicht weniger eindringlich, geht es anschließend mit „Talkin‘ Company Man Blues“ weiter, der übrigens auch im Refrain durch einen tollen Hintergrund Chor besticht.
Richtig fröhlich geht es in dem Country-Song „Baby‘s Long Gone“ zu. Mit kraftvoller Dynamik, Rock‘n‘Roll Hooks und dezenten Chicago Blues-Elementen hingegen präsentiert sich „Novasota“, während „Ballad Of Boyd Elder“ eine schöne Ballade mit Countryflair ist, aber dennoch rockig und energiegeladen daherkommt. Und im bittersüßen „Angel In My Pocket“ beweist Jessy Dayton seine Qualitäten als Liedermacher an der Akkustikgitarre. Melodiös und beschaulich mit Countryzutaten ausgestattet, geht der Longplayer sodann mit „Huntsville Prison Rodeo“ weiter, was seine Fortsetzung im balladesken „Esther Pearl“ findet. Zum guten Schluss wartet die Scheibe dann noch mit „God Ain’t Makin’ No More Of It“, einem rockig-harten Rausschmeißer mit leichter Boogie Woogie-Attitude auf.
„The Hard Way Blues“ hat mich total fasziniert. Die abwechslungsreiche Platte weist so viele kraftvolle Sounds und rockige Tracks auf, gepaart mit reichlich Countryeinlagen, dass es eine Freude ist, sie nicht nur einmal zu hören. Jesse Dayton zeigt sich zudem nicht nur als Gitarrenvirtuose, sondern auch als eloquenter Geschichtenerzähler. Das Album bekommt von mir daher eine absolute Kaufempfehlung. Ab dem 31. Mai ist es im Handel.
Blue Élan Records (2024)
Stil: Blues Rock & More
Tracks:
01. The Hard Way
02. Night Brain
03. Talkin‘ Company Man Blues
04. Baby‘s Long Gone
05. Navasota
06. Ballad Of Boyd Elder
07. Angel In My Pocket
08. Huntsville Prison Rodeo
09. Esther Pearl
10. God Ain‘t Makin‘ No More Of It