Samantha Fish & Jesse Dayton – Death Wish Blues – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Bei “Death Wish Blues” handelt es sich um eine knallharte Mischung aus Blues, Funk, Soul und einem zarten Country-Abschluss, die das Album in ein außergewöhnliches Crossover-Genre katapultiert. Dabei konnten Samantha Fish (z. B. LP “Belle Of The West”) und Jesse Dayton (z. B. LP “On Fire In Nashville”) nicht nur auf ihre musikalischen Erfahrungen im Country-Music Bereich zurückgreifen, um das gemeinsame Full-Length Album einzuspielen.

Schon der prägende Riff des geradeaus blues-rockigen Titelsongs markiert die Richtung des Longplayers, die mit “Down In The Mud” in eine düster-funkige Variante bluesiger Dimensionen abgleitet. Das extravagante Guitar-Playing der beiden Akteure erweitert in einzelnen Titeln die genre typischen Grenzen hin zu experimentell-psychedelischen Soundgefilden (“Trauma”) oder infernoartigen Solo-Parts (“Rippin And Runnin”). Immer außergewöhnlich lebhaft und mitreißend konzipiert von Jon Spencer, dem leidenschaftlichen Produzenten mit visionären Vorstellungen. “He gave the record this kind of live”, so Dayton über Spencer in einem Interview.

Bereits auf ihrer EP “Stardust Sessions” hatten Fish und Dayton 2022 eine Zusammenarbeit erprobt und hierbei den Grundstein für das vorliegende Album gelegt. Die vielversprechende Kooperation reflektiert im weiteren Top-Song “Riders”, im betont groovig-rhythmischen Texas Rock das intensive Tournee-Leben mit täglich wechselnden Venues und im schnellen Rock’n’Roll-Duettgesang den “Lover On The Side”. Zwischendurch wird harter Blues Rock immer wieder Höhepunkt der Scheibe, so z. B. bei “Flooded Love”, deren Intentionen Jesse Dayton damit begründet, dass “…wir alles auf dem Blues basieren lassen, mit einer Menge Inspiration von Leuten, wie Albert King und Magic Slim bei den Leadgitarren-Parts.”

Dass die beiden “Straight up guitars” auch darüber hinaus ihre melodisch souligen Seiten (“No Apology”) dabei hatten oder mit der rasanten Nummer “Supadupabad” zwei Minuten Rock-Vergnügen parodierten, mindert keineswegs den powervollen Longplayer. Zum Abschluss bekommt die Scheibe sogar ein moderates Country-Feeling. “You Know My Heart”, ein Liebeslied mit wechselnden Vocals, erinnert an die musikalische Vergangenheit der beiden Songschreiber.

Das Album “Death Wish Blues” von Samantha Fish und Jesse Dayton serviert superfrischen und überaus lebendigen Gitarren Blues Rock, sowie eine Mixtur hervorragend produzierter, artverwandter Songideen. Die Scheibe ist ein sanfter Weckruf an das zeitgenössische Genre der Blues Rock-Szene und eine experimentierfreudige Zusammenarbeit über diese Stilrichtungsgrenzen hinaus.

Rounder Records (2023)
Stil: Blues, Rock, Soul

Tracks:
01. Deathwish
02. Down In The Mud
03. Riders
04. Settle For Less
05. Trauma
06. No Apology
07. Flooded Love
08. Lover On The Side
09. Rippin And Runnin
10. Dangerous People
11. Supadupabad
12. You Know My Heart

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Oktober Promotion

Samantha Fish & Jesse Dayton – 23.03.2023, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Ursprünglich war das Samantha Fish-Konzert für 2022 geplant. Die Fans erwartet im Piano der Deutschland-Premiere der „Death Wish Blues“-Tour direkt eine Überraschung, Neben Samantha Fish steht in der Band mit Jesse Dayton ein zweiter Fronter auf der Bühne, sodass beide als Duo mit Begleitband agierten.

Schon der Opener, das Vince Taylor-Cover „Brand New Cadillac“ in einer rockigen, in manchen Phasen leicht punkigen Version, bringt das Musiktheater Piano zum Kochen. Der Leadgesang wird dabei von Jesse Dayton übernommen, während Samantha Fisch den Backgroundgesang mit einigen Kiksern übernimmt.

Im weiteren Verlauf präsentiert das Duo eine bunte Mischung von eigenen Stücken, Coversongs und zum Großteil Tracks aus der gemeinsamen Zusammenarbeit. Mit „Death Wish“ folgt direkt der Titelsong des im Mai erscheinenden gemeinsamen Albums, Dabei wechseln sich beide im Leadgesang ab, wie es sich für ein Duo gehört und schießen wechselweise Gitarrensoli in den Saal.

Schon nach zwei Songs ist klar, dass sich mit Samantha Fish und Jesse Dayton ein explosives Gespann gefunden hat, von dem in der Zukunft noch einiges zu erwarten ist. Über knapp 100 Minuten hin  verlassen die beiden mit der Band abgesehen von einer kurzen Ausnahme nicht mehr die Überholspur. Nur bei den beiden akustischen Songs „I`ll Be There In The Morning“ und „Babys Long Gone“, welche die beiden ohne Begleitband spielen, wird es ruhiger und die Fans im ausverkauften Piano können sich von dem Feuerwerk erholen, das vorher abgebrannt wurde.

Beim rockigen „Lover On The Side“ vom kommenden Album wird der Blinker wieder nach links gesetzt, um dann das bluesige „Rippin & Runnin“ nachzulegen, bevor die Post mit den ineinander gehenden Covern „Shake Your Hips / Whole Lotta Rosie“ so richtig abgeht. Von der Härte her stehen die beiden dabei beim AC/DC-Original in Nichts nach, die Riffs und Soli fegen dem Publikum regelrecht um die Ohren.

Mit dem Texas-bluesigen „Riders“ beenden die beiden den Gig, um nach lautstarken Zugabe-Forderungen mit der Samantha Fish-Nummer „You Know My Heart“ und dem groovenden TL BurnsideEvergreen „Going Down South“ noch zwei starke Zugaben nachzulegen, um sich danach unter tosendem Applaus vom Publikum zunächst zu verabschieden.

Nur wenige Minuten später erscheinen beide wie angekündigt am Merchandisingstand, der von den Fans schon regelrecht belagert ist, um geduldig Autogrammwünsche zu erfüllen und für Erinnerungsfotos zur Verfügung zu stehen. So ging ein furioser Abend zu Ende, an dem den Anwesenden musikalisch nachhaltig erklärt wurde, was „Death Wish Blues“ bedeutet.

Line-up:
Samantha Fish (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Jesse Dayton (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Phil Breen (keys)
Ron Johnson (bass)
Scott Graves (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Jesse Dayton – Country Soul Brother – CD-Review

Einen hervorragenden Ruf, nicht nur bei den Kritikern, hat sich der aus Beaumont, Texas stammende Jesse Dayton bereits mit seinen drei ersten Alben „Raisin’ Cain“ (1995), „Tall Texas Tales“ (2000), und „Hey Nashvegas“ (2001) erspielt. Auch im Umfeld vieler anerkannter Größen der Marke Cash, Jennings, Haggard & Co. gilt der junge Gitarrist und Sänger als Ausnahmetalent. So verpflichtete ihn Waylon Jennings beispielsweise für sein Werk „Right For The Time“als Lead-Gitarristen und ließ es sich auch nicht nehmen, mit Jesse einige Gigs zu absolvieren. Nach dreijähriger Kreativpause liegt nun sein viertes Werk „Country Soul Brother“ vor.

Wieder ist ihm eine klasse, äußerst abwechslungsreiche Scheibe gelungen. Ein bunter Mix aus traditionellem Country, mit zum Teil leicht mexikanischer Note, sowie texanischem Roadhouse Rock, Blues und diesmal recht sparsam gehaltenen Rockabilly-Elementen. Das eröffnende Titelstück fegt dann direkt mit hohem Tempo los, fast wie ein wild gewordener Hengst, der durch die Prärie heizt. „Country Soul Brother“ ist in toller, feuriger Countryrocker mit kraftvollen Breaks, klasse E-Solo und einsetzendem Banjospiel im zweiten Teil des Songs.

Nach dem fröhlich tanzbaren, von Akkordeon und Steelgitarre dominierten Tex-Mex Countrysong „All Because Of You“, folgen drei recht ruhige und leicht ins Ohr fließende Countrynummern (darunter das Cars-Cover „Just What I Needed“), die trotz ihrer Eingängigkeit nie ihren Alternate Country-/Independent-Touch einbüßen. Überragend davon das rootsig gehaltene, aber umwerfend melodische „Ain’t Grace Amazing“, mit wunderbar heulender Mundharmonika, seichter Banjo- und Akustikgitarrenuntermalung. „Jesus Pick Me Up“ löst als temperamentvoller Hillbilly Blues unweigerlich das berühmte Wippen des Cowboystiefels aus. Ein flotter Song mit Spielraum für viele Soli, der im Studio aber nicht bis auf’s Letzte ausgereizt wurde.

Unaufdringliche und das Gesamtbild gut ergänzende Bläsereinsätze, die jedoch eher in Richtung Memphis, denn gen Nashville anmuten, findet man bei „It Won’t Always Be Like This“, „Just To Get You Off My Mind“ und dem recht rockig geratenen Stück „Talkin’ Bobby Dale’s Hard Luck Blues“. Fazit. 12 Songs, bis auf zwei, alle selbst geschrieben, mit kaum einem Schwachpunkt.

Man spürt regelrecht, wie sich der Texaner mit Leib und Seele in seine Musik reinhängt. Seine Stimme ist variabel, das Gitarrenspiel klar und auf den Punkt gebracht. Dem Burschen umschwebt bereits, dank seines nicht alltäglichen Schaffens, ein Hauch von Kult. Und wenn er sich bei „Tall Walkin’ Texas Trash“ mit den Sätzen „All I need is an amplifier and a warm little Whiskey glass“ outet, dann klingt das aus der Stimme dieses Vollblutmusikers glaubwürdig und absolut authentisch. Jesse Dayton ist eben ein wahrer „Country Soul Brother“!

Stag Records (2004)
Stil: Tex Mex Country

01. Country Soul Brother
02. All Because Of You
03. Ain’t Grace Amazing
04. Just What I Needed
05. Daily Ritual
06. Jesus Pick Me Up
07. It Won’t Always Be Like This
08. Tall Walkin‘ Texas Trash
09. Just To Get You Off My Mind
10. Moravia
11. One Of Them Days
12. Talkin‘ Bobby Dale’s Hard Luck Blues

Jesse Dayton
Bärchen Records