
Abschluss-Konzert der Europa-Tournee von JJ Grey & Mofro in der Kölner Kantine. Während der Karnevalszeit und an einem Sonntag Abend, dazu das sich Rar-Machen in den letzten Jahren bei uns. waren vermutlich die Gründe dafür, warum dieser tolle Gig des JJ Grey-Ensembles, der sicherlich ein ausverkauftes Haus verdient gehabt hätte, nur mittelmäßig besucht wurde.
Als Support spielte ein durchaus sympathischer junger Bursche aus Ulm namens Paul Holland, solo, nur mit Akustikgitarre behangen, in einer halben Stunde ein paar Stücke aus seiner EP „Everything“, in seichter Singer/Songwriter-Manier. Leider ohne jeden Widererkennungswert. Songs, mit denen man vielleicht bei ein paar Sozialwissenschafts- und Philosophiestudent*innen Eindruck schinden kann.
Wobei sich dann bei mir, der jeden Morgen um 4:30 Uhr aufsteht und in der Regel so gegen 20:00 Uhr schon von den ersten Müdigkeitsattacken geplagt wird, innerlich sofort die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines solchen Acts bei einem Gig stellt, wo die Leute doch eigentlich wegen brodelndem Southern Soul Rock angereist sind.
Das ist ungefähr so, wie wenn man vor einem Rot-Weiss Essen-Spiel, der Meute zur Einstimmung auf die Partie, statt kühlem Stauder Pils, irgendeine lauwarme Mate-Tee-Plörre an der berühmt-berüchtigten Hafenstraße ausschenken würde…
Das unterhaltsamste in den 30 Minuten waren eigentlich Pauls selbstironische Ansagen, als er beispielsweise treffender Weise anmerkte, dass bei JJ Grey jeder einzelne involvierte Musiker wohl dreimal mehr Energie auf die Bühne bringen würde. als er selbst. Er hielt zwischendurch und am Ende den typischen Höflichkeitsapplaus, bei dem sofort die Gedankenwelt der Besucher ablesen konnte. Ich würde sagen, ein falscher Musiker zur falschen Zeit am falschen Ort. Da doch bitte lieber direkt mit dem Headliner anfangen.
JJ Grey und seine umfangreiche Begleitcombo entschädigten nach recht kurzer Umbaupause sofort mit einer Mörderversion des Titelstücks der aktuellen und namensgebenden Tour-CD „Olustee“. Was da direkt für eine Southern Rock-Wucht von den zehn involvierten Personen (inklusive Traum-E-Gitarren-Solo von Pete Winders) auf die Bühne projiziert wurde, war allein schon das Eintrittsgeld wert. Ein fulminanter Auftakt!
Aus diesem Werk wurden dann im weiteren Verlauf einige Tracks wie u. a. „Top Of The World“, das herrliche Jon Anderson-Cover „Seminole Wind“ oder das heftig funkende „Rooster“ präsentiert.
Der Leader versprühte natürlich seine Charismatische Aura, glänzte mit seinem starken Gesang, plusterte in seine Harp und schnappte sich sporadisch auch die E-Gitarre (u. a. beim melancholischen „The River“).
Sein langjähriger ‚Adjudant‘, Dauergrinser Todd Smallie, gewann, wie sooft, mit seiner ansteckenden Freundlichkeit, den Sympathie-Preis, ließ seinen Bass immer gut hörbar grummeln und gab zusammen mit Schwergewicht Craig Barnette an den Drums den Takt vor. Zusätzliche Unterstützung gewährte Eric Martin mit seinen diversen Percussion-Instrumenten.
Ein tollen Beitrag zum brodelnden Southern Soul-Sound lieferten natürlich auch die beiden Bläser Marcus Parsley an der Trompete und Kenny Hamilton am Saxofon, ob zusammen oder einzeln mit diversen Soli plusternd. Manchmal gesellte sich dann auch noch der flexible Eric Brigmond dazu, der teilweise dann mit Posaune zusätzlich verstärkte und sogar gleichzeitig die Keys in diversen Varianten (organ, piano, e-piano) bediente.
Lead-Gitarrist Pete Winders tauchte nach seinem grandiosen Solo beim Opener ein wenig ab, lieferte aber ein klasse Rhythmusarbeit und natürlich auch das eine oder andere gekonnte Kurzsolo.
Nicht zu vergessen die beiden hübschen Backgroundsängerinnen Katie Dutton und Linzy Lauren, die neben ihren Harmoniegesängen auch ihre Leadvocal-Talente offerieren durften. Und wenn wir beim Gesang sind, darf auch nicht das textsichere Kölner Publikum unter den Teppich gekehrt werden, das sich bei diversen Tracks lautstark einbrachte und den Fronter schwer beeindruckte.
Das starke “Ol‘ Glory“ mit JJ an der Lead-Gitarre beendete den tollen Hauptteil, dem dann im Zugabenbereich mit den Klassikern „Brighter Days“ und „The Sweetest Thing“ noch zwei tolle Tracks folgten und den würdigen Abschluss der Tournee bildeten, bevor sich die Domstädter dann wieder in den üblichen Karnevalstrubel stürzen konnte.
Insgesamt eine grandiose Show von JJ Grey & Mofro, die sicherlich bei meinen Konzerthighlights dieses Jahres eine gewichtige Rolle spielen wird!
Line-up:
JJ Grey (lead vocals, harp, electric guitar, percusssion)
Eric Brigmond (keyboards, trombone)
Craig Barnette (drums)
Todd Smallie (bass)
Pete Winders (electric guitar)
Eric Martin (percussion)
Marcus Parsley (trumpet)
Kenny Hamilton (saxophone)
Katie Dutton (backing vocals)
Linzy Lauren (backing vocals)
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
JJ Grey & Mofro
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Kantine Köln