Kip Moore – Support: Jillian Jacqueline – 14.05.2023, Kantine, Köln – Konzertbericht

Sound Of Nashville-Time in der Kölner Kantine. Sonnyboy Kip Moore hatte sich mit Band zum ersten Mal in seiner Karriere in der Domstadt angesagt und auch noch die Künstlerkollegin Jillian Jacqueline als Support mitgebracht.

Die Kantine war an diesem Sonntag-Abend rappelvoll und, was sofort auffiel, sehr schön mit jüngeren und älteren Menschen durchmischt, die aktuelle New Countrymusik scheint, im Gegensatz zu vielen anderen Musikrichtungen, generationenübergreifende Wirkung zu entfalten.

Pünktlich um 19:00 Uhr betrat dann die von Kenny Rodgers entdeckte Jillian Jacqueline die Bühne, die schon mit vielen klangvollen Namen wie u. a. Billy Dean, Susy Boguss, Vince Gill, Keith Urban oder Richard Marx zusammengearbeitet hat.

Ihr reizender Charme und auch die mittlerweile gesammelte Routine half ihr, die Aufgabe, ganz allein, nur mit der Akustikgitarre behangen, in einer guten halben Stunde, die Leute auf den Protagonisten einzustimmen, problemlos zu bewältigen.

Mit toller Stimme, humorvollen Ansagen (u a. über ihre Ehe) und klarem Gitarrensound, hatte sie mit älteren Stücken wie  „Hate Me“, „Sugar And Salt“, „God Bless This Mess“ und „Better With A Broken Heart“, „Bandwagon“ und „Hurt Somebody“ (alle drei vom aktuellen Longplayer „Honestly“) schnell die Audienz auf ihre Seite gezogen und  reichhaltigen Applaus für sich eingeheimst.

Eine halbe Stunde später ging es dann mit  Kip Moore und seiner Band nach einem stimmungs- und lichtintensiven Einspieler direkt mit dem Titelstück des neuen Albums „Damn Love“ sehr poppig los. Mit „Bittersweet Company“ wurde dann der Bogen aber sofort zu einem bunten Mix aus Heartland Rock (Bruce Springsteen, Bryan Adams & Co. ließen zum Teil grüßen), knackigem und balladeskem New Country als auch zum Southern Rock gespannt.

Kip und seinem spielfreudigen Ensemble merkte man richtig an, dass sie an diesem Abend ordentlich Lust hatten, hier einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. So gab er sich äußerst kommunikativ zwischen den Tracks, sang sich förmlich die Seele aus dem Leib und wusste auch mit wechselndem Gitarrenspiel (elektrisch und akustisch) zu überzeugen.

Dabei ließ er auch seinen Mitspielern immer wieder Raum, um sich mit dem einen oder anderen Solo zu ‚zeigen‘. Gut gefiel mir die sich schön aufbauende Setliste, die erheblich dazu beitrug, dass sich die Stimmung überaus dynamisch auflud.

Songs wie „Plead the Fifth“, „Reckless (Still Growin‘ Up)“, „Beer Money“ und „Red White Blue Jean American Dream“ bildeten eine erste Zwischen-Hochphase., die mit dem mir besonders zuträglichen southern-countryesken „Kinda Bar“ (mit schönem Slide“) weitergeführt wurde.

Spätestens ab „Heart’s Desire“, dem Moore-Paradestück „Somethin‘ ‚Bout A Truck“, dem im Schlussteil ungemein wuchtigen „Come and Get It“ (Hammer-Instrumentalausklang!), sowie der New Country-Hymne „Last Shot“, war es eine einzige Party, bei der es kein Halten mehr gab. „Micky’s Bar“ rahmte das neue Album  „Damn Love“ als Abschluss des Hauptteils melancholisch ein.

Bei der ersten Zugabe „Silver & Gold“ ging es noch mal flott ab, die episch anmutende Southern Rock-Ballade „The Guitar Slinger“ (mein Lieblingsstück des Gigs) bildete dann den krönenden Abschluss. eines insgesamt begeisternden Konzerts, bei dem vielleicht nur der zu viel laute Drumsound (erschlug teilweise die Transparenz der E-Gitarren) etwas besser eingestellt hätte werden können.

Ansonsten hinterließ Kip Moore mit seiner Truppe eine glänzende Visitenkarte, bei dem die Ankündigung, auf jeden Fall wieder nach Köln zurückzukehren, mit viel Wohlwollen aufgenommen wurde. Es dürfte dann von der Location her in größere Gefilde gehen. Insgesamt ein toller Sonntag-Abend!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Semmel Concerts Entertainment GmbH
Kantine, Köln

UFO – 12./13.07.2022, NRW – Doppelkonzertnachlese

Die „Last Orders“ Tour, die 2019 zum 50. Bandjubiläum gestartet wurde, konnte nach mehreren Verlegungen endlich auch in NRW an den Spielorten Zeche in Bochum und in der Kantine in Köln fortgesetzt werden. Wenn man den Mutmaßungen Glauben schenkt, wurde an den Abenden mit einer Glocke die vermutlich letzte Bestellung von UFO geliefert.

Leider waren an beiden Abenden in den Locations wie sooft in den letzten Monaten wieder größere Lücken im Zuschauerraum zu vermerken. Dass UFO aber immer noch eine treue Fangemeinde hat, konnte man daran erkennen, dass man einige Zuschauer an beiden Tagen anwesend sah.

Im Schatten der Hard Rock-Dinos hatte die griechische Band Cellar Stone die Chance, Werbung in eigener Sache zu machen, was den Fünfen auch mit eingängigen klassischen Songs der Zunft gelang. Interessant war dabei, wie die Band ihren, von den Fans positiv aufgenommen, knapp 40 minütigen Auftritt, abschloss. Nachdem die letzte Note ihres letzten Tracks verklungen war, setzten sie noch einmal mit einem Gitarrenriff des UFO-Klassikers „Rock Bottom“ ein, was zum Abschluss noch einmal für Szenenapplaus sorgte.

Nach einer kurzen Umbaupause war es dann soweit. Auf der spärlich ausgeleuchteten Bühne waren nur einige Spots auf eine Glocke gerichtet, die um 21 Uhr die vermutlich letzten Konzerte einläutete. Zu den Klängen des Alex Harvey-Klassikers „Faith Healer“ betraten UFO dann die Bühne und bedienten die Fans mit knapp über 90 Minuten klassischem Hard Rock.

Im Setup gab es keine großen Überraschungen und die Band verließ sich zum Großteil auf die altbewährten Hits, die aber auch mit einer großen Spielfreude präsentiert wurden. Dabei war der mittlerweile 74-jährige Phil Mogg gesanglich noch auf der Höhe und bewies auch seine Qualitäten als Entertainer zwischen den Songs. Dass bei UFO nicht nur der Fronter im Vordergrund steht, konnte man daran erkennen, dass Mogg sich immer wieder in den hinteren Bereich der Bühne zurückzog und den anderen Musikern das Zentrum überließ.

Vinnie Moore begeisterte mit gewohnt starken Gitarrensoli, aber auch Neil Carter ist ein exzellenter Leadgitarrist, der auch die Keyboards bestens beherrscht. Beim Kölner Konzert spielte er mit einer solchen Energie, dass er sich vermutlich beim Keyboardspiel den Kopf stieß. Den kleinen Cut, den er an der Stirn hatte, wurde gar nicht weiter beachtet.

Erstaunlich oft befand sich Bassist Rob De Luca im Zentrum des Geschehens und steuerte neben einer starken Rhythmusarbeit auch bei einigen Songs den Backgroundgesang bei. Eine Freude war es, den mittlerweile 70-jährigen Andy Parker zu beobachten, wie er seine Drums von sanft streichelnd, bis zu brachial eindreschend bearbeitete. Welche wichtige Rolle er in der Band spielt, konnte auch ganz am Ende des Konzertes gesehen war, wo es ihm vorbehalten war, sich noch einmal von den Fans, mit einem zufriedenen Lächeln zu verabschieden, als der Rest der Band die Bühne bereits verlassen hatte.

Highlights waren das verspielte, zuweilen träumerische „Love To Love“ und das fast epische, leicht psychedelisch und jazzig angehauchte „Rock Bottom“ sowie der Kracher „Doctor Doctor“. UFO waren bei ihrem  vermutlich letzten Mal in der Region in Bestform.

An der Stelle sei aber auch noch einmal die Problematik für Veranstalter, Clubs und Promotionagenturen und Bands erwähnt, die sich nicht in den zum Teil auch preislich abgehobenen Sphären befinden, wo eine Karte der billigsten Kategorie schon mal im dreistelligen Bereich liegt.

Wenn Locations nur zur Hälfte oder sogar weniger frequentiert sind, bedeutet es nicht nur, dass die Einnahmen über die Eintrittspreise wegbrechen, sondern auch im Bereich Catering weitaus geringer ausfallen und am Ende alle Beteiligten finanziell im Regen stehen. Wenn die Rockkultur in ihrer ureigentlichen Form weiterbestehen soll, geht das nur, wenn die kleinen und mittelgroßen Club, die ja auch für die meisten großen Bands einst die Grundlage waren, mit einer soliden Verdienstbasis kalkulieren können.

Dies gelingt aber nur mit Hilfe der Musikfans, die wieder regelmäßig Konzerte besuchen, ansonsten droht, dass in naher Zukunft, der eine oder andere feine Club die Tore schließen muss. Wenn dies dann einmal geschehen ist, ist dies meist unumkehrbar. Deshalb an dieser Stelle die Bitte, doch mal auf den Seiten der lokalen Veranstalter oder Magazine zu schauen, was so in nächster Zeit geboten wird, und wieder den Weg auch zu den kleineren Gigs zu finden. In diesem Sinne „kein Rock`n`Roll ist auch keine Lösung“.

Line-up:
Phil Mogg (lead vocals)
Vinnie Moore (electric and acoustic guitars)
Rob de Luca (bass, vocals)
Andy Parker (drums)
Neil Carter (keys, guitar, vocals)

Line-up:
Aris Pirris – (lead vocals, guitar)
George Maroulees (guitar)
Akis Rooster (bass)
George Karlis (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

UFO
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Kantine Köln
Zeche Bochum

Little Caesar, 14.09.2021, Open Air Bühne (Freideck), Kantine, Köln – Konzertbericht

Deutschland-Auftakt der Europa-Tournee von Little Caesar. Zum ersten Mal gab das Quintett um Bandleader Ron Young sein Stelldichein im Kölner Kantinen-Areal, sprich der dort anliegenden Open Air Bühne am sogenannten Freideck. Ich persönlich habe die Truppe aus Los Angeles bis jetzt zwar einige Male live gesehen, aber immer nur in der kleinen Krefelder Kulturrampe, die soundtechnisch aufgrund der Lautstärke dabei jedes mal so ziemlich an ihre Grenzen gebracht wurde. Deshalb war ich sehr gespannt, wie die Musik diesmal auf dem weitläufigen Gelände rüberkommen würde.

Der Wettergott kam der Bitte vom Klassiker ihres ersten Albums „I Wish It Would Rain“ nur eine knappe halbe Stunde vor Konzertbeginn auf der Hinfahrt von Rheinberg nach Köln nach, während des gut 90 Minuten währenden Gigs durfte man sich über trockene Verhältnisse bei sehr angenehmen Temperaturen freuen. Auch die gute Besucherzahl (Kantinenmacher Marcus Neu hatte da im Vorfeld etwas Bedenken) trug von daher zu besten Voraussetzungen bei.

Pünktlich um 19:30 Uhr betraten Ron Young, Mark Tremalgia, Pharao Barrett, Loren Moulinare und Brian Irving (der etatmäßige Drummer Tom Morris musste aus familiären Gründen passen) die große Bühne und legten mit „Drive It Home“, wie bei Little Caesar gewohnt, direkt einen ordentlichen Hard Rock-Drive vor.

Auch an diesem Abend zeigte sich, welch hohe Bedeutung das damals umjubelte Major-Debüt von 1990 und zugegebener Maßen immer noch beste Werk, für die Setlist der Band spielt. „Rock-N-Roll State Of Mind“, „Hard Times“, „Wrong Side Of The Tracks“, „Chain Of Fools“, besagtes „I Wish It Would Rain“, „Down-N-Dirty“ und „In Your Arms“ bildeten das starke Grundgerüst, um die Fangemeinde mit dem typischen Wechsel aus launig hart rockenden Nummern und den eingestreuten schmalzfreien Balladen, in beste Stimmung zu versetzen.

Highlights bis dahin sicherlich der Zwischenschrei von Ron Young beim Aretha Franklin-Cover „Chain Of Fools“, als Beweis für die immer noch starke Stimme des Bandleaders, an dem ein Joe Cocker sicherlich seine Freude gehabt hätte. Schön auch, als bei „Down-N-Dirty“ im Bridge die ja eigentlich vom Sänger gepachteten „Can’t you see, Can’t you see“-Zeilen von einem Zuschauer spontan übernommen wurden, was alle Anwesenden (inklusiv Band) sichtlich amüsierte und so zur lockeren Gesamtatmosphäre beitrug.

Young gab sich wie gewohnt kommunikativ (vielleicht schon etwas zu überdreht an diesem Abend), die Pfunde, die beim eh schon spindeldürren Wirbelwind Loren Moulinare (der wieder mit seiner durchgeknallten Mimik und Agilität ein absoluter Aktivposten) verlorengegangen zu sein schienen, hatten sich wohl bei Bassist Pharoah Barrett angesiedelt, der mit pumpenden Bassläufen, guten Harmoniegesängen und auch einem Leadvocal-Einsatz bei der zweiten Zugabe „Every Picture Tells A Story Happy“ mittlerweile eine gewichtige Rolle, nicht nur von der imposanten Statur her, im LC-Line-up einnimmt.

Mark Tremalgia spielte die meisten Soli auf seiner Les Paul (leider nicht immer transparent rauszuhören), Ersatz-Drummer Brian Irving fügte sich mit wuchtigem Spiel ganz flüssig ein, als wäre er schon immer dabei gewesen.

„Mama Tried“ vom momentan aktuellen Album „8“ finalisierte den Hauptteil, zwei Zugaben holte die mittlerweile stehende Audienz noch raus. Vor dem launigen „Vegas“ (klasse die Zeilen „Too stupid for New York, Too ugly for Hollywood) als erster Zugabe, ebenfalls auf „8“ vertreten, verteilte Ron wie gewohnt (siehe dazu auch unser Interview von 2016), Spitzen gegen das eigene Land, in dem er auf die immer noch weit verbreitete Bildungsarmut hinwies.

Hier führte er an, dass es in den Staaten ernsthaft sehr viele Menschen gibt, die New York für das Ende der Welt halten. Ok, wenn es statt geografisch, metaphorisch gemeint wäre, könnte man es auch als scharf skizzierte Ironie interpretieren (angesichts dessen, was diese Beton-Megastädten an Negativem um den ganzen Globus verbreiten), aber in der Tat scheint es sich wohl um ersteren Sachverhalt zu handeln…

Wie dem auch sei, der Little Caesar-Gig bot insgesamt 1 1/2 Stunden beste Hard Rock-Unterhaltung, wenn es jetzt noch gelingen würde, den Sound mal einwandfrei hinzukriegen, dann können sich alle, die die nächsten Stationen besuchen, auf eine tolle Show freuen.

Line-up:
Ron Young (lead vocals)
Mark Tremalgia (electric guitar, vocals)
Pharoah Barrett (bass, vocals)
Brian Irving (drums)
Loren Moulinare (electric guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Little Caesar
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Teenage Head Music
Kantine Köln

Robert Jon & The Wreck, 02.09.2021, Open Air Bühne (Freideck), Kantine, Köln – Konzertbericht

Mensch, endlich! Ich muss schon zugeben, dass mich das bisherige Konzertgeschehen in diesem Jahr bis auf kleine Ausnahmen weitestgehend ‚kalt‘ gelassen hat. Klar, Corona-bedingt, gab es ja nun mal auch nicht das große Angebot. Eine der wenigen Southern-Bands, die sich in diesem Jahr über den großen Teich traut (auch Dank ihres mutigen Promotors Teenage Head Music), ist, wie bereits in meinen Ausführungen zu ihrem aktuellen brandneuen Album „Shine A Light On Me Brother“ angekündigt, einer unserer Lieblingsacts in diesem Magazin, Robert Jon & The Wreck.

Die schlugen jetzt zum ersten Mal hier in NRW wieder am schönen Freideck der Kölner Kantine auf, bevor sie gegen Ende des Monats, am 29. September, noch mal im Krefelder Schlachtgarten zu sehen sein werden. Kantinen-Mastermind Marcus Neu durfte sich bei bestem Spätsommer-Wetter über 120 Besucher freuen, die am Ende zurecht schier aus dem Häuschen waren.

Das Quintett mit Leader Robert Jon Burrison, Henry James, Warren Murrel, Andrew Espantman und Steve Maggiora (der mittlerweile auch bei Supergroup Toto an den Tasten) verwandelte das chillige Kantinen-Areal mit seiner grenzenlosen Spielfreude und ansteckenden Energie,  in einen südstaatlichen Freiluft-Hexenkessel.

Meine Mutmaßung, dass ihr neues Werk „Shine A Light On Me Brother“ den Mittelpunkt der zweiteiligen Setliste bilden würde, stellte sich zumindest an diesem Abend als falsch heraus, lediglich das tolle „Everday“ mit grandioser, an „Blue Sky“ erinnernder E-Gitarrenpassage von Henry James zur Mitte des ersten Sets und der Titeltrack im zweiten Teil schlugen hier zu Buche, was aber angesichts der langen Pause seit 2019 nicht sonderlich schlimm war, denn die Band hat mittlerweile soviel exzellentes Songmaterial in petto, dass man äußerst variabel agieren kann. Im Fokus stand mehr der Vorgänger „Last Light On The Highway“, der ja aus bekannten Gründen hier live auch noch nicht vorgestellt werden konnte.

Apropos Henry James: Der rein äußerlich wie eine Mischung aus Phil Lynott und Jimi Hendrix daher kommende spindeldürre Hungerhaken ließ mit seinen langen Griffeln derartig viele quirlige und hochkarätige Power-Soli auf seinen beiden Spielgeräten (Gibson SG und Gibson Firebird) ab, dass ein Wechselbad aus Staunen und Begeisterung auf den Gesichtern aller Anwesenden deutlich auszumachen war. Da musste selbst der uns gegenüber sitzende Redakteur Andre Wittebroek des befreundeten holländischen Blues Magazine des öfteren bewundernd die Stirn runzeln und tief durchatmen, sowas hat er von seinen Blues-Schrammlern vermutlich noch nie geboten bekommen (lol). Auch die genre-typische Twin-Arbeit von Henry mit Burrison war eines der vielen Highlights des Gigs.

Der Leader, sichtlich erfreut wieder in Deutschland zu sein und auch uns vor „Everyday“ beim Erblicken des neuen Logo-Schildes kurz begrüßend, ließ wieder seine ganze Aura walten und bestach auch durch seinen hervorragenden charismatischen Gesang, der von James, Maggiora und Drummer Espantman im Background unterstützt wurde.

Der sich immer wieder auch durch sein sympathisches Auftreten auszeichnende Steve Maggiora, deutete mit seinem variablen Tastenspiel (HT-Piano, Organ, E-Piano, Synthie) über den gesamten Verlauf an, warum ihn Steve Lukather ins Toto-Line-up beordert hat.

Das zweite Leichtgewicht (aber nur von der körperlichen Statur her) Andrew Espantman hämmerte wie gewohnt schwindelerregend mit seinen Sticks über die Felle und Becken seines Schlagzeugs, dass selbst die ruhigeren Tracks wie „Oh Miss Carolina“, „Death Of Me“, „This Time Around“, „Tired Of Drinking Alone“ oder der Klassiker der Band „Cold Night“ (die Mehrfach-Soli von James waren hier wie aus einer anderen Sternennacht) eine immense Intensität und Kraft ausstrahlten.

Gegen soviel geballte Energie hatte es der Bediener des Tieftöners, Warren Murrel, natürlich schwer, anzupumpen, er wuselte aber trotzdem regelrecht angesteckt mit. Vielleicht gibt man ihm als Belohnung mit einem kleinen eingestreuten Bass-Solo auch mal Gelegenheit, sich ein bisschen zu profilieren.

Nach dem überragenden „“Cold Night“ ging eigentlich nichts mehr, da aber bis 22:00 Uhr noch genügend Zeit war, konnte die mittlerweile längst von den Sitzen gerissene Kantinen-Audienz dem kalifornischen Quintett mit „High Time“ dann noch eine launig groovende Retro-Southern-Nummer als Zugabe entlocken. Als Belohnung dafür wurden die Musiker noch gegen Ende des Liedes durch die sich in unserer direkten Nachbarschaft befindliche, sehr trinkfreudige Blues Power Cologne-Fan-Gemeinde biertechnisch direkt vom Fass versorgt, das sie zur Entlastung des Bedienpersonals gleich mehrfach direkt zu sich an den Tisch beordert hatte.

Nach dem Gig zeigten sich alle, an diesem Abend Anwesenden am Merchandising-Stand hochzufrieden und wir machten natürlich mit den Jungs noch das obligatorische Foto mit dem neuen Logo für die VIP-Galerie.  Wir freuen uns schon jetzt auf Teil 2 mit Robert Jon & The Wreck im ebenfalls schönen Krefelder Schlachtgarten. Wird sicherlich erneut eine heiße Geschichte!

Line-up:
Robert Jon Burrison (lead vocals, electric guitar)
Henry James (electric guitar, vocals)
Warren Murrel (bass)
Andrew Espantman (drums, vocals)
Steve Maggiora (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Robert Jon & The Wreck
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Teenage Head Music
Kantine Köln

Birth Control – 22.08.2021, Kantine Open Air Bühne (Freideck), Köln – Konzertbericht

Das das recht gut gefüllte Open Air-Gelände an der Kantine zeigte, dass die Pioniere des Krautrocks noch immer ihre treue Fangemeinde haben. Erstaunlich war, dass sich auch einige jüngere Musikfans eingefunden hatten, die sich für die Mischung aus progressivem- und Hard Rock begeistern können.

Das Line-up von Birth Control hatte sich seit dem Bestehen Ende der 60er Jahre immer wieder verändert, wobei der Tod von Bandgründer Nossi Noske 2014 der gravierendste Einschnitt war. Die aktuelle Besetzung ab 2016 darf im Gewissen aber auch als ‚back to the roots‘ gesehen werden. Mit Peter Föller als Leadsänger und an der Gitarre und Manni von Bohr an den Drums stießen zwei Musiker zu der Band, welche schon einige Jahre in den 70ern dabei waren.

Pünktlich um 19:30 Uhr betrat Marcus Neu, der Booker der Kantine die Bühne und kündigte das Quintett an, welches in den zwei jeweils etwa 60-minütigen Sets eine bunte Mischung aus Klassikern von den Alben der 70er Jahre und vom letzten noch mit Nossi Noske eingespielten Werk „Here And Now“, das 2016 veröffentlicht wurde, präsentierte.

Mit „The Work Is Done“ eröffnete die Band psychedelisch das Konzert, in dem Peter Föller mit einer kleinen Glocke die Klangstäbe seiner Chimes anschlug und so das Startsignal für furiose, knapp zwei Stunden Livemusik gab. Martin ‚Ludi‘ Ettrich begeisterte schon im ersten Track mit langen Soli, was sich in allen Songs wiederholte und erzeugte bei einigen Stücken mit der Talkbox ein besonderes psychedelisches Flair.

Sascha Kühn an den Keyboards und Organ hielt sich rein optisch eher an der rechten Bühnenseite im Hintergrund, gab aber der Soundstruktur eine ganz besondere Note, mit furiosen Soli oder in dem er regelrechte Klangteppiche auf die Bühne zauberte.

Die Rhythmusfraktion um den zuweilen stoisch den Bass zupfenden Hannes Vesper und das ‚Tier‘ Manni von Bohr an den Drums sorgte für eine Klasse Grundlage der Songs, konnte aber auch mit gekonnter Soloarbeit überzeugen. Rein optisch hatte man auch fast das Gefühl, die Drums würden die ganze Bühne einnehmen.

Peter Föller, der neben dem Gesang bei den meisten Songs auch als zweiter Gitarrist überzeugen konnte und Martin „Ludi“ Ettrich moderierten abwechselnd humorvoll zwischen den Liedern und hatten so von Beginn an das Publikum hinter sich gebracht.

Schön war, dass die Band sich nicht nur auf die alten Klassiker wie z.B. „Plastic People“ oder „Back From Hell“ verließ, sondern mit „Right Place Wrong Time“ oder „Wasting My Time“ auch einige Stücke vom aktuellen Longplayer spielte. Mit „I Don’t Mind“ präsentierte die Band sogar einen Song der auf dem nächsten Album erscheinen soll.

Harte rockende Beats wechselten hier mit eher ruhigen gesanglichen Passagen, welche mich auch stimmlich an manche Sachen aus den letzten Jahren der Karriere von David Bowie erinnerten. Die Premiere vor Publikum war an der Resonanz erkennbar gut gelungen und direkt im Anschluss an den Song zeigte Manni von Bohr in einem mehrminütigen Schlagzeugsolo, warum er zu den besten deutschen Drummern gehört.

Bei „Lost In The Sea“ hatte Sascha Kühn seinen großen Auftritt und zuweilen fühlte man sich in manchen Passagen an Deep Purples „Perfect Strangers“ erinnert. Klasse Hard Rock vermischt mit progressiven Rock. Dann gegen 21:30 war es endlich soweit: Hannes Vesper bediente statt des Basses zunächst den Synthesizer und das von den meisten lang ersehnte „Gamma Ray“, das auch textlich gut zur heutigen Zeit passt, wurde in einer ‚Extendet version‘ gespielt.

Animiert von den Zugabeforderungen und den noch verbleibenden etwa zehn Minuten bis 22:00 Uhr, wenn auf dem Open Air-Gelände die Musik enden muss, wurde noch „Live in The Here & Now“ zu Ehren von Nossi Noske gespielt und ein gelungener Konzertabend wurde würdig abgeschlossen.

Es war schön zu sehen, mit welcher Freude und Begeisterung die Musiker spielten, dass schon jetzt eine gewisse Vorfreude auf das kommende Album aufkommt und die Geschichte des Krautrocks so seine Fortsetzung finden wird.

Line-up:
Peter Föller – vocals, guitar
Martin ‚Ludi‘ Ettrich – guitar, talkbox
Sascha Kühn – keyboards, organ
Hannes Vesper – bass
Manni von Bohr – drums

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Birth Control
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Ralph de Jongh Band – 25.07.2021, Kantine Open Air Bühne (Freideck), Köln – Konzertbericht

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Mit Ralph de Jongh, meinem erst zweiten Live-Gig in diesem Jahr – gut, so viele Möglichkeiten gab es ja aus den bekannten Pandemie-Gründen auch noch nicht – war an diesem Sonntag Abend einer der persönlichen Lieblinge von ‚Kantinen-Macher‘ Marcus Neu auf der Open Air Bühne, beziehungsweise dem schönen Freideck der Kölner Location, vorstellig.

Marcus nutzte bei seiner Ansage auch noch mal die Gelegenheit, die Werbetrommel für die nächsten anstehenden Gigs zu rühren und erhielt dabei sprechkräftige  Unterstützung von unserem Fotografen Gernot, der den gut 90 anwesenden Leuten, den Dienstag stattfindenden Paulie Cerra Band-Auftritt, aufgrund seiner begeisterten Erfahrung im Krefelder Schlachtgarten einige Tage zuvor, wärmstens ans Herz legte.

Kaum hatte der niederländische Protagonist (in schrillem 70er-typischen Outfit) seine Lieblingsposition auf dem bereitgestellten Stuhl mit einer Resonator-Gitarre eigenommen, ging es um 19:40 Uhr los mit einem unterhaltsamen Reigen durch seinen schier unendlich erscheinenden Song-Fundus. Ralph sprühte selbst sitzend förmlich vor Tatendrang. Zwischenzeitlich performte er auch im Liegen und im Knien.

Aufgrund seiner frappierenden stimmlichen Ähnlichkeit zu Mick Jagger durchzog den Verlauf natürlich immer ein unterschwelliges Stones-Retro-Flair, wobei von (Delta) Blues bis Rock (dezent auch Southern) und Rock’n’Roll durchaus viele Facetten gestreift wurden.

Dabei hatten sowohl die beiden Background-Sängerinnen Moon Anderson und Ylvalie Dik, viele Gelegenheiten, sich vokal einzubringen, als auch der gute Leadgitarrist Chiron Schut (erinnerte rein äußerlich ein wenig an Dickey Betts in jungen Jahren) mit diversen schönen Soli (z. T. Marke Clapton, auch southern-geslidet) und Bassist Nico Heilijgers, der bei „Dirty Rock And Roll“ seinen großen Auftritt hatte. Ja, schon fast in Ted Nugent-Manier wurde das erste sehr starke Set um 20:45 Uhr beendet.

Nach einer viertelstündigen Pause, in der Marcus den Hut zwecks Gagen-Einsammlung rum gehen ließ (diesmal mit befriedigendem Ergebnis), und bei Teilen des Publikums die Frage auftauchte, ob Ralph denn auch im Stehen spielen könne (was in der Endphase dann von ihm bewiesen wurde), konnte das hohe Niveau der ersten Stunde leider nicht mehr gehalten werden und es zogen sich Längen ein. Ein Problem war dabei der schwierige Wiedererkennungswert als auch der mangelnde Bekanntheitsgrad der Tracks. Hier muss de Jongh in Zukunft bei uns vielleicht in Sachen Setlist noch etwas nachjustieren.

So machten sich in der zweiten Hälfte beim Publikum auch deutliche Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Ralph verfing sich etwas in seinem eigenen Enthusiasmus und ließ quasi außer Acht, dass um 22:00 Uhr aus Gründen Nachtruhe-Einhaltung, der Gig beendet werden musste. So gab es keinen Zugabenteil und ein recht abruptes Ende.

Insgesamt war es aber ein Auftritt der Ralph de Jongh Band mit viel Herzblut und positiver Ausstrahlung, der am Ende von den Anwesenden mit einigem Applaus und so manchem Kauf der Merchandise-Artikel honoriert wurde. Ganz zum Schluss gab es dann auch noch das obligatorische Band-Foto für unsere VIP-Galerie.

Line-up:
Ralph de Jongh – lead vocals, guitars
Arie Verhaar -drums
Chiron Schut – guitars
Nico Heilijgers – bass, vocals
Moon Anderson -backing vocals, percussion
Ylvalie Dik – backing vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ralph de Jongh
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Kantine, Köln

Marcus King Band – 05.03.2020, Kantine, Köln – Konzertbericht

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Grandioser Abend in der Kölner Kantine mit der Marcus King Band! Um die 800 Zuschauer ließen sich von der grassierenden Corona-Virus-Hysterie nicht abschrecken und wurden mit Jam-, Southern Rock-, Soul-, Blues-, R&B- und Country-Live-Musik aller erster Güte belohnt.

Als Support hatte zunächst der eigenwillige Singer/Songwriter Sammy Brue (zählt gerade mal 19 Lenze), vom Rolling Stone vor geraumer Zeit als ‚American Prodigy‘ bezeichnet, mit Stücken wie u. a. „Gravity“, „Die Before You Live“, „Crash Test Kid“ und dem punkigen „Teenage Mayhem“, seine Visitenkarte abgegeben. Er heimste mit seiner schwer einzuordnenden Spielart und seinem knapp 30-minütigen, mutigen, wie auch engagierten Auftritt, viel Applaus des Publikums ein.

Um 21:00 Uhr gab der einst von Warren Haynes entdeckte, auch gerade erstmal 23 Jahre alte Marcus King mit seinem Kollektiv, nach einem souligen Einspieler, mit Tracks wie „Turn It Up“, „Where I’m Headed“,“Opie/Dear Prudence“ und „How Long“, einen Einblick, wie Jam Rock mit unverbrauchtem jugendlichen Elan, modern und facettenreich interpretiert werden kann.

Nach soviel vehementer Spielfreude schon zu Beginn, war man fast schon erleichtert, als der junge Bursche aus South Carolina mit dem herrlichen „Sweet Mariona“ vom aktuellen Silberling „El Dorado„, die Country-Karte zückte und auch mit dem folgenden Schwofer „Wildflowers & Wine“ (mit Clapton-mäßigem E-Solo) und dem souligen „One Day She Is Here“, ebenfalls beide aus diesem Werk, ein wenig Zeit zum Durchatmen gewährte.

Atemberaubend danach dann wieder der Willie Dixon-Song „I Just Want To Make Love To You“ mit integriertem „Hochie Coochie Man“. „Love Song“, die dezent allmanesken „“What’s Right“ und „Self Hatred“ (beide mit kräftiger Bläserunterstützung und quirligen E-Soli), offerierten dann wieder die Jam-Qualitäten des begabten Sextetts.

Das von Melancholie geprägte „Break“ bot nochmals Gelegenheit zur Besinnung, was dann, durch „Always“ eingeleitet, folgte, war, eine einzige dampfende Jam Rock-Schlacht. Bei diesem Song hatten sowohl Keyboarder Dane Farnsworth mit einem Schlauch-Solo (Peter Frampton ließ grüßen), als auch Jack Ryan an den Drums (heftiges Schlaggewitter) ihre Chance, sich ins Rampenlicht zu bringen, was sie auch mit Bravour taten.

„Homesick“ danach stand im Zeichen der Bläserfraktion (plus King E-Solo). Das den Hauptteil abschließende, wieder grandios groovend und shuffelnd performte „Plant Your Corn“ wurde schließlich zur Vorstellung der Band genutzt, wobei alle Musiker sich wieder mit kleinen Kurz-Soli bemerkbar machten. Ein echtes ‚Finale furioso‘.

Marcus wirkt für sein junges Alter und allem, was vermutlich zur Zeit auf ihn einschlägt, schon extrem abgeklärt, ohne dass dabei aber eine gewisse Natürlichkeit und Galligkeit auf der Strecke bleibt.

Er wusste, dass er nach der abgesagten Tour im letzten Jahr hier ‚liefern‘ musste und so fiel der Zugabenteil mit meinem Lieblingstrack des Abends, „Goodbye Carolina“ (vom bisherigen Paradealbum „Carolina Confessions“ – herrlich relaxter Southern Rocker), dem progressiven Neil Young-Klassiker „Down By The River“ (schöne Geste: Sammy Brue wurde mit auf die Bühne geholt und sang die zweite Strophe) und dem zügellos rockenden und stampfenden „The Well“ (von „El Dorado“), sehr üppig aus, sodass zu guter Letzt nach tosendem Applaus, Zweieinviertelstunde Spielzeit zu Buche standen.

Am Ende war die komplette Besucherschaft der Kantine infiziert und zwar von der ansteckenden Performance und restlos begeisternden Musik von Marcus King und seinen großartigen Mitspielern!

Danke an Marcus Neu, nicht nur dafür, dass er für die Akkreditierung sorgte, sondern nach dem Gig auch noch das obligatorische VIP-Bild mit Marcus King ermöglichte.

Line-up:
Marcus King (lead vocals, guitars)
Dane Farnsworth (keyboards, vocals)
Stephen Campbell (bass)
Jack Ryan (drums)
Justin Johnson (trumpet, percussion)
Christopher Spies (saxophone, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kantine Köln

The Allman Betts Band – Support: OTIS – 23.07.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Die Freude und zugleich Erwartungshaltung, war bei mir nach dem tollen Album „Down To The River“ im Hinblick auf das Konzert der Allman Betts Band in Köln, immens hoch gewesen.

Nicht nur der ungünstige Termin in den Ferien (dann jetzt auch noch die dazukommende Hitze) hatten bei mir schon im Vorfeld allerdings schon die Vermutung ausgelöst, dass trotz des Major-Vertrages, den die Burschen mittlerweile inne haben, das Buchen der Kantine, was die zu erwartenden Zuschauerzahlen betrifft, etwas ambitioniert gewesen ist.

Und so kam es dann auch, der Gig wurde, wie im letzten Jahr, auch wieder in den, in der Kantine verankerten Yard Club verlegt. Der war allerdings dann am Ende etwas besser gefüllt als 2018. Leider hatten sich dann doch viele Unentschlossene wohl für einen Gang in einen Biergarten oder den heimischen Balkon entschieden.

Diejenigen, die sich der zu erwartenden Hitzeschlacht stellten, sollten Ihre Entscheidung, gute Livemusik zu unterstützen, allerdings mehr als belohnt bekommen. Zunächst durften aber vier junge Amerikaner aus Kentucky mit Bandname OTIS zeigen, was sie drauf haben.

Im Vordergrund stand dabei ihr letztes Album „Eyes Of The Sun“, aus dem sie dann Tracks wie „Shake You“, „Washed My Hands“, „Home“, „Change“ oder „Blind Hawg“ präsentierten. Für den Nichtkenner wie mich, war ihr dezent Southern-umwobener Hard Rock (manchmal leicht an Molly Hatchet erinnernd), engagiert gespielt, mit dem Wiedererkennungswert, beziehungsweise Eingängigkeit der Lieder, haperte es jedoch ein wenig. Leider war auch der zweite Gitarrist Steve Jewell vorne soundmäßig recht schlecht auszumachen, sodass man von einem durchwachsenden Ergebnis sprechen kann.

Bedingt durch die Keyboards-, Drums-,- und Percussionaufbauten, sowie vier, sich an der Front befindliche Gitarristen, war die Bühne des Yard Clubs bei der Allman Betts Band natürlich bestens ausgelastet. Schon zu Beginn floss der Schweiß bei den Protagonisten und der Audienz in Strömen.

Standesgemäß stieg das, mit zwei Neubesetzungen im Line-up (Berry Oakley jr. und John Ginty) namentlich neu in Szene gesetzte Septett mit dem rockigen „All Night“ (Gesang Devon mit türkis-weiß farbender Flying V-E-Gitarre) in den Gig ein, dem, wie auf der CD, das von Duane Betts besungene „Shinin‘ folgte, der dann gleich seines Vaters‘ Evergreen „Blue Sky“ nachlegte, bei dem besonders, der wieder bestens aufgelegte Johnny Stachela (superb sein Slide-Spiel) in der langen Solo-Passage glänzte.

Devon huldigte die Leistungen seines Vaters Gregg dafür mit „Ain’t Wastin‘ Time No More“ auf dem Fuße. Eine „Autumn Breeze“ hätte man sich schon zu diesem frühen Zeitpunkt im Sauna-Yard Club sehnlichst herbeigewünscht, der herrlich jammige Song kam aber eher einem Aufguss gleich.

Der dritte ‚Allman Band-Sprössling‘, Berry Oakley jr., sehr sympathisch und relaxt im Spiel wirkend, hatte dann beim bluesigen John Lee Hooker-Cover „Dimples“ seinen Fronteinsatz. Spätestens ab dem fantastisch performten „Purple Rain“ hatte Devon Allman dann seine endgültige Betriebstemperatur erreicht, die allerdings zum Ende in die eines brodelnden Vulkans mündete. Aber dazu später.

Herrlich natürlich der ABB-Klassiker „Jessica“ (ohne Devon), bei dem sowohl Betts und Stachela mit ihren filigranen Gitarrenkünsten aufwarteten, aber auch der viel beschäftigte Ginty (u. a. auch Dixie Chicks, Santana) in der Piano-Passage und John Lum, als auch R. Scott Bryan eine fulminante Rhythmusdynamik entfachten.

In seiner Pause schien schien der Allman-Sohnemann von einer Tarantel Besuch bekommen zu haben. Nachdem er den Schluss von „Jessica“ noch relativ entspannt am Bühnenrand verfolgt hatte, war er in der emotionalen Schlussphase mit Stücken wie „Good Ol‘ Days“ (vom neuen Album), dem Petty Song „You Got Lucky” sowie dem furiosen Instrumental aus seinen Honeytribe-Zeiten „Mahalo“ (hier mit brillanter E-Gitarrenarbeit), nicht mehr zu bremsen. Er ging quasi in allen Belangen, ab wie ein Zäpfchen.

Als dann der herrliche Titeltrack des aktuellen Werkes „Down To The River“ wunderbar vom Publikum im Refrain mitgesungen wurde, schien er sich aber wieder halbwegs beruhigt zu haben.

Als es dann allerdings bei den Zugaben „Southern Accents“ und dem für ihn hochemotionalen „Long Gone“ (in dem die verstorbenen Southern Rock-Helden gewürdigt werden) fortwährende Probleme mit der Halterung seines Mikroständers gab und die Roadies verzweifelt daran rumfuchtelten, on top noch eine Saite seiner Akustikgitarre riss, rastete der charsimatische Fronter förmlich aus (ok, ein bisschen Show war vermutlich auch dabei) und schmiss den Ständer fuchsteufelswild zu Boden. Die Roadies taten mir in Erwartung der fälligen Predigt etwas leid.

Am Ende war aber angesichts des tosenden Applaus (übrigens auch viele Standing Ovations während der Show) des Publikums und der grandiosen musikalischen Leistung, alles wieder in Butter und das ABB-Kollektiv verabschiedete sich vom begeisterten Yard Club-Publikum mit mehrfachen Verbeugungen.

Fazit: Das Konzert, stellte gegenüber denen des Vorjahres in Dortmund und an gleicher Stelle, die ja nun wahrlich schon richtig gut waren, dank der tollen Stücke des neuen Albums, der elektrisierenden Atmosphäre, nicht zuletzt durch die leidenschaftliche Performance von Devon Allman, nochmals eine Steigerung dar, die eigentlich ein volle Kantine verdient gehabt hätte. Aber bis soweit ist, wird, so mutmaße ich mal, doch noch einiges an Wasser den Rhein runter laufen.

Recht hat Devon, mit der Bitte, jeweils 10 Bekannten eines jeden Anwesenden, auszurichten  dass sie etwas verpasst hätten  (in freier Übersetzung, in Wirklichkeit sagte er allerdings so was wie „tell them that they are fucked up“…). Und in der Tat, wer nicht da war, hat im wahrsten Sinne des Wortes einen der heißesten Gigs des Jahres sausen lassen.

Line-up: OTIS
Boone Froggett (lead vocals, electric guitar, slide guitar)
Steve Jewell (electric guitar, slide guitar, vocals)
John Seeley (bass, vocals)
Andrew Gilpin (drums)

Line-up: The Allman Betts Band
Devon Allman (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Duane Betts (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Johnny Stachela (electric guitar, slide guitar)
Berry Oakley jr. (bass, lead vocals, vocals)
John Lum (drums)
John Ginty (keys, vocals)
R. Scott Bryan (percussion, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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UFO – 20.06.2019, Kantine, Köln – Konzertbericht

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Im Rahmen der ‚Last Orders‘-Tour kamen UFO an einem frühsommerlichen Abend auch in die Kantine im Kölner Norden. Diese Tour zum 50-jährigen Bandjubiläum, bildet, wie der Name es schon suggeriert, vermutlich den Abschluss einer der erfolgreichsten englischen Hard Rock-Vertreter der ersten Stunden. Somit kam aus diesem Grund eine gewisse Wehmut auf, aber auch, weil Paul Raymond, langjähriger Keyboarder und Gitarrist der Band, kurz nach den ersten Auftritten überraschend verstorben war und zunächst nicht klar war, ob fortgesetzt werden würde.

In einem Statement vor einigen Wochen wurde dann aber mitgeteilt, dass es im Sinne Raymonds, einem absolut sympatischen Musiker und Menschen, weitergeht. An den Keyboards und der Gitarre sprang Neil Carter ein, der schon 1980 -1983 bei UFO spielte.

Kurz nach 20:00 Uhr dunkelte sich die Halle ab und es erklangen die Töne des Alex Harvey-Klassikers „Faith Healer“, um dann das Tourlogo hell anzustrahlen: Ein im Zentrum stilisierter Kronkorken samt Logo, dem Tourtitel und der Zeitspanne des Bestehens. Daneben strahlte ein Spot auf eine Glocke, die auf einem der Verstärker platziert war und diese letzte ‚Bestellung‘ der Fans eingeläutet wurde.

Nachdem das Quintett die Bühne betreten hatte und Moog kurz die Fans begrüßt hatte, ging es direkt hardrockend mit „Mother Mary“ los. Andy Parker an den Drums und Rob de Luca erzeugten einen hämmernden Rhythmus in die Kantine, in der der Sound laut, aber differenziert ausgesteuert war. Moore legte furiose Soli hin und zeigte sich, wie die anderen Mitglieder, bestens gelaunt und spielfreudig.

Unterstützt wurde er zunächst von Neil Carter, der zumeist als Rhythmusgitarrist fungierte, später aber auch starke Keyboardpassagen beisteuerte. Über den mittlerweile 73-jährigen Phil Mogg kann man nur staunen. Drahtig und charismatisch zeigte der Fronter, dass man auch in seinem Alter noch die Töne entsprechend treffen kann und man ihn, obwohl er sich demnächst zurückziehen wird, noch lange nicht zum alten Eisen zählen darf.

Nach dem Klassiker „Mother Mary“, der auch Bestandteil des legendären „Strangers In The Night“-Livealbums war, kamen mit „We Belong To The Night“ vom 82er Album „Mechanix“ und dem relativ neuen „Run Boys Run“ von „A Conspiracy Of Stars“, zwei klassische Nummern, die für die entsprechende Stimmung in der recht gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Kantine sorgten.

Vor dem nächsten Track stellte ein Crew-Mitglied eine Akustikgitarre an einem Ständer auf die linke Seite der Bühne, auf der sich zuvor Moore an seiner elektrischen Gitarre ausgetobt hatte. Es folgte einer der vielen Höhepunkte des Konzertes. Bei lila Licht begann Vinnie das akustische Intro von „Venus“ von „Walk On Water“ aus dem Jahr 1995, später einsetzend mit gefühlvollen Gesangspassagen, um die Ruhe des Songs immer wieder dann mit seiner E-Gitarre infernalisch zu durchbrechen.

Mit „Lights Out“ aus dem Jahr 1977, folgte ein absoluter Kracher, den viele auch wahrscheinlich als Rausschmeißer erwartet hätten. Hämmernde Bassläufe von Rob de Luca und ein Gewitter vom sehr agilen Any Parker legten eine Basis, als gäbe es kein Morgen mehr. Wenn man es so will, gingen nach dem Konzert in der Kölner Kantine, die UFO-Lichter vermutlich auch für immer aus.

Moore und Carter bespielten auf dieser Grundlage im Highspeed ihre Gitarren und zeigten, warum UFO in der damaligen Zeit einer der besten Acts ihrer Sparte waren und auch bis heute geblieben sind. Über die gesanglichen Stärken Moogs, der seine Fähigkeiten bis ins Jetzt transportiert hat, ist eingangs schon alles gesagt worden.

Zwischen den Stücken gab er den gut gelaunten Entertainer und nahm sich auch selbst mal auf die Schippe. Ich erinnere mich, als er vor einem Song etwas verwirrt tat, welcher Song denn folgen sollte und bemerkte, dass er ja zum Glück nur nach unten sauf die Tracklist am Boden schauen müsste. Vielleicht auch eine Anspielung auf sein Alter und dass es besser sei aufzuhören, bevor es peinlich wird.

Mit „Baby Blue“ von „You Are Here“ aus 2004 wurde es wieder ruhiger. Akustische Klänge von Moore, Keyboardwolken Carters, gefühlvoller Gesang und eine zurückhaltende Rhythmussektion zeichneten diesen Song in weiten Teilen aus, wobei er von Gitarrenpassagen mit balladeskem Solo von Moore durchbrochen wurde.

Danach nahm das Konzert aber direkt wieder Fahrt auf. „Only You Can Rock Me“ aus dem Jahr 1978 von „Obsession“, später auch in „Strangers In The Night“ live eingespielt, brachte die Halle zum Kochen.

Mit „Burn Your House Down“ begab sich die Briten auf einen Zeitsprung ins Jahr 2012. Wenn man den Titel des Songs sprichwörtlich nimmt, war die Band schon zu diesem Zeitpunkt auf dem besten Wege die Hütte abzubrennen. Danach ging es bis zum Ende des Gigs in die ganz früheren Phasen der Bandgeschichte.

Mit dem eher langsamen, aber trotzdem rockenden „Cherry“ wurde „Love To Love“ eingeläutet. Ich hatte hier den Eindruck, dass Carter mit seinen Blicken die Decke der Halle durchbrechen wollte, um Richtung Raymonds im Himmel zu schauen, da dieser bei diesem Song früher seine eindrucksvollsten Passagen hatte.

Diese zum Teil träumerisch vorgetragene Ballade entwickelte sich im Laufe des Liedes in eine Härte, die ich zuvor bisher so nicht wahrgenommen hatte. Absolute Spitzenklasse, mit welcher Dynamik die Band ihre Instrumente dabei bearbeitete. um immer wieder beim eigentlichen Grundrhythmus des Songs wieder anzukommen. „Makin‘ Moves“ brachte die Besucher im Highspeed in Bewegung, und wenn es nur das Bewegen des Kopfes war.

Mit dem Klassiker „Too Hot To Handle“, wurde das Ende des Konzertes eingeläutet. Die Band ließ es sich aber nicht nehmen, dem Publikum, das den Auftritt bisher frenetisch gefeiert hatte, noch eine ‚Last Order‘ zu gewähren, die mit einem galaktisch gespielten „Rock Bottom“ begann, wo sich scheinbar nicht endend, ein Gitarrensolo an das nächste reihte und auch Moog seine gut geölte Stimme noch nicht verloren hatte.

Moore bespielte seine Gitarre zum Teil über und hinter dem Kopf, Carter und de Luca trafen sich immer wieder auf der Bühne, um direkt gegenüberstehend, kurze Soli einzuwerfen oder auch zu posen. Auch Parker steuerte kurze Intermezzi bei, während Moog, der zu weiten Teilen ‚arbeitslos’war, mit seinem Mikrfonständer über die Bühne wirbelte. Topfit der ‚Alte Mann‘ des Hard Rocks!

Kein UFO Konzert, ohne dass der Arzt kommt. Schon beim ersten Ton auf der rot ausgeleuchteten Bühne, feierte das Publikum ein stark und hart vorgetragenes „Doctor Doctor“, dem zum Abschluss noch „Shoot Shoot“ folgte. Moore hatte sich zu diesem Song einen Cowboyhut auf seine wallende Mähne gesetzt und es folgte ein kräftig gespielter Rausschmeißer, in dem er zum Teil Soli spielte, die im Ansatz an klassische Sachen des Southern-Szene, Richtung Allman Brothers, erinnerten.

Nach etwa 100 Minuten war dann der letzte Song gereicht und die Halle begann sich zu leeren. Man konnte in zufriedene Gesichter blicken, die noch einmal bei einem der letzten Auftritte einer der größten Hard Rock-Bands ‚ever‘, zugegen gewesen sind. Wer die Chance hat, eines der noch folgenden Konzerte zu besuchen, sollte sich diese nicht entgehen lassen, in der eine alte Band zeigt, dass man auch mit zig Jahren auf dem Buckel, immer noch dynamisch und mit einer fast jugendlichen Spielfreude, ein Publikum begeistern kann.

Hervorzuheben ist auch der gut abgemischte Sound und ein Lichttechniker, dem es gelungen ist, passend zu Dramaturgie des Konzertes, das Bühnenbild entsprechend zu illuminieren.

Ein Dank auch an Marcus Neu von der Kantine, der mit dem Veranstalter alles regelte, sodass wir über dieses Konzert in Wort und Bild berichten konnten. In eigener Sache auch ein Dank an die Band, die nach der Show noch ein Bild von vor zwei Jahren, aufgenommen im Dortmunder Piano, zeichnete und dem Tourmanager, mit dem ich mich anschließend noch über die Entstehung des Bildes unterhielt. In dem Sinne: Bis Ende Juli in Dortmund, wo ich vermutlich den ‚Last Orders‘ von UFO nochmals nachkommen werde.

Line-up:
Phil Mogg (lead vocals)
Vinnie Moore (electric and acoustic guitars)
Rob de Luca (bass, vocals)
Andy Parker (drums)
Neil Carter (keys, guitar, vocals)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Ben Granfelt – My Soul Live To You – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Der finnische Gitarrist und Songwriter Ben Granfelt nutzte die letzte Tour, um eine Live-Scheibe auf den Markt zu bringen. Auf der CD beschreibt Ben sie als eine, die ihm bisher am meisten Spaß von allen gemacht hat. Und er hat ja wahrlich mit Acts wie u. a. den Leningrad Cowboys, den Guitar Slingers oder auch Wishbone Ash schon einiges hinter sich.

Mit dem Werk möchte er seine Hörer nochmals daran teilhaben lassen. Der Spaß war Ben Granfelt und seiner Band, Masa Maijanen am Bass und Santeri Saksala an den Drums, jedenfalls anzusehen, als ich am 18.09.2018 einem der Konzerte im Kölner Yard Club beiwohnte und wir von Sounds of South, ein Review von dem starken Auftritt schrieben. Umso mehr freute mich seine Anfrage nach Bildern für das Albumartwork irgendwann im Winter und die Spannung über das Ergebnis war natürlich dementsprechend groß.

Das Livefeeling des Werks ist direkt dadurch spürbar, dass eine kurze Bandankündigung vor dem ersten Song, dem bluesigen „Hangman`s Dream“, im Stile rockiger Bluesbans wie Ten Years After und ZZ Top, als Intro belassen wurde. Schon hier zeigt sich die Energie des Trios. Der treibende Rhythmus wird durch Bass und Drums sowie Bens Gitarrenspiel vorgegeben, und dann immer wieder von starken Gitarrensoli durchbrochen.

Mit „Wayward Child“ wird es ruhiger, sehr melodisch. Sehr schnell wird deutlich, warum Andy Powell, Ben damals zu Wishbone Ash lotste: tolles Songwriting und fulminantes E-Gitarrenspiel.

Im rockigen „Confession Time“ demonstiert Ben Granfelt neben seinem angenehmen Gesang, mit welcher gitarrentechnischen Variabilität er sein Instrument beherrscht. Höhrenswert auch die Basseinlage von Masa Maijanen und das zwischendrin eingeflochtene „Sex & Drugs & Rock`n`Roll“ .

Ein Freund von mir, der damals mit seiner Band als Support, Ben Granfelt mit den Guitar Slingers begleitete, erzählte, dass Ben im Tourbus, fast jeden Rockklassiker nachspielen konnte.

Das spiegelt sich auch bei dem zeitweise psychedelisch vorgetragenen „A Better Place“ wieder, wo zwischendurch auch Nuancen vom Hendrix-Evergreen „Little Wing“ durchschimmern.

In „Heart On Your Sleeve“, zunächst mit klassischen Bluesriff eingeleitet, spielt Ben die Gitarre dann leicht funkig, um schließlich in seinem ureigenen Stil einen Rocksong hinzulegen, der auch erkennen lässt, dass er von der Musik von Pink Floyd inspiriert wurde.
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„Open Road“ zeigt wieder seine bluesige Seite mit einem sphärischen Mittelteil, bei der die Lautstärke und die Präsenz der Instrumente zum Teil auf ein Minimum begrenzt werden. Als Kontrast zu den vorhergehenden Tracks,  kommt beim folgenden „Open Up From The Neck Up“ die eher härtere Seite des Finnen zum Tragen, wobei das treibende, eher brachiale Spiel in einem Aerosmith-ähnlichen Outro endet.

Das kurze Instrumental „Endless“ fließt als Intro in den Titelsong des aktuellen Studioalbums „My Soul To Yo“ hinein. Ein Klassesong, in dem Ben dem Gitarrenspiel eines Mark Knopfler zu Beginn der guten alten Dire Straits Zeiten in Nichts nachsteht.

Der krachende Bluessong „Allmighty Blues“ läutet dann das furiose Finale des Albums ein, dem mit „Going Home“, einem seiner stärksten Kompositionen mit hohem Wiedererkennungswert, ein auch vom Titel her passender Song zum Ende eines Konzertes folgt.

In der Liveversion setzt er noch einmal einen oben drauf, in dem er das Stück jammend ausklingen lässt und in einem furiosen Solo, Teile von „Layla“, aber auch Riffs von „Hey Joe“ einbaut, ohne seinen eigenen Stil zu verlieren und irgendwie immer wieder beim eigentlichen Song landet. Eine absolute Hammerversion!

Wirklich beendet wird der Ausschnitt seiner ‚My Soul To You‘-Tour mit dem letzten Lied der gleichnamigen Platte „Sunrise“, ein teilweise an Pink Floyd erinnerndes Instrumental.

Ben Granfelt hat mit diesem Livealbum einen groben Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen abgeliefert, wobei die beiden letzten Alben „Another Day“ und „My Soul To You“ allerdings im Vordergrund standen.

.Die Songauswahl ist absolut gelungen, auf einige starke Covernummern und solche aus seiner Phase mit Wishbone Ash, die er auf der Tour performte, wurde verzichtet.

So handelt es sich um ein in jeder Hinsicht unverwechselbares Ben Granfelt-Album, das sich demnach auch zu kaufen lohnt, wenn man die Studioalben schon besitzt, da die Tracks live zum Teil ein anderes Gesicht haben.

Wer die Tour selbst erlebte, wird mit der Scheibe ein schönes Erinnerungsstück haben, wer nicht dabei war, wird sich bei den präsentierten Songs ärgern, nicht dabei gewesen zu sein und es mit Sicherheit beim nächsten Mal nachholen.

Musiker:
Ben Granfelt – Gitarren und Gesang
Masa Maijinen – Bass, Backgroundgesang
Santeri Saksala – Drums, Backgroundgesang

Eigenproduktion (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. Hangman’s Tree
02. Wayward Child
03. Confession Time
04. A Better Place
05. Heart On Your Sleeve
06. Open Road
07. Check Up From The Neck Up
08. Endless
09. My Soul To You
10. Almighty Blues
11. Going Home
12. Sunrise

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