German Kultrock Festival 2022 – 13.08.2022 – Balver Höhle – Festivalbericht

Nachdem das Festival Corona-bedingt zweimal verschoben werden musste, konnte es in diesem Jahr endlich starten und wenige Tage vor dem Tag der Veranstaltung war die letzte Karte verkauft worden. An einem heißen Augusttag versammelten sich etwa 1.500 Musikfans im beschaulichen Balve im Sauerland und schon ab der ersten Band war die Höhle, in der erträgliche Temperaturen herrschten, sehr gut gefüllt.

Pünktlich im Zeitplan betraten die Musiker von Bröselmaschine um Peter Bursch die Bühne und legten einen vom Publikum gut angenommenen Auftritt hin. In einer Mischung eigener Songs und stark interpretierten Coversongs sorgten Sie von Beginn an für eine entsprechende Stimmung. Teilweise psychedelisch angehauchte Songs mit orientalischen Einflüssen, auch durch die von Bursch eingesetzte Sitar, sorgten zuweilen für eine fast mystische Stimmung in der Höhle.

Stella Tonon stand mit ihrer ausdrucksstarken Stimme oft im Vordergrund, unter anderem beim Etta James-Klassiker „I’d Rather Go Blind“. Aber auch beim stark gespielten „Children Of The Revolution“ konnten insbesondere Gitarrist Dommers und Manni von Bohr beweisen, dass Bröselmaschine auch die härtere Gangart beherrscht. Tom Plötzer an den Keyboards untermalte die Songs mit zuweilen gewaltigen Klangteppichen und Detlef Wiederholt sorgte gekonnt für die tiefen Töne und gab mit Manni van Bohr den Rhythmus vor.

Line-up Bröselmaschine:
Peter Bursch – Gitarre, Sitar, Gesang
Michael Dommers – Gitarre
Tom Plötzer – Keyboards
Manni von Bohr – Schlagzeug
Detlef Wiederholt – Bass
Stella Tonon – Gesang

Nach einer kurzen Umbaupause, das Schlagzeug konnte stehen bleiben, da Manni von Bohr auch bei Birth Control mitspielte, machten die Musiker des deutschen Rockurgesteins weiter. In den etwa 60 zur Verfügung stehenden Minuten legten die Musiker ein krachendes, eher dem Hardrock zuzuordnenden Konzert hin.

Das Setup war dabei eine Mischung von Songs aus den 70er Jahren bis hin zum aktuellen Album, das erst vor wenigen Monaten veröffentlicht wurde. Neben von Bohr, der schon in einer Phase in den Achtziger Jahren die Drums bespielte, stand mit Sänger Peter Föller, der bei den meisten Songs auch Gitarre spielte, ein zweiter Musiker aus den Anfangsjahren der Band auf der Bühne, die in den Jahrzehnten ihres Bestehens einige Umbesetzungen erlebt hatte.

Neben Klassikern wie „The Work Is Done“ oder „Titanic“ ragte das neue „I Don’t Mind“ mit seinem groovigen Rhythmus heraus. Der Höhepunkt war dann allerdings „Gamma Ray“, in einer etwas kürzeren Version, das die Fans mit seinem Rhythmus zum begeisterndem Mitgehen animierte. Martin Ettrich nutzte hier auch die Talkbox und feuerte krachende Gitarrenriffs in die Höhle.

Föller überzeugte stimmlich sowohl bei den alten wie den neuen Songs und Bassist Hannes Vesper und Manni van Bohr sorgten nicht nur bei „Gamma Ray“ für einen krachenden Rhythmus, dass man Angst um die Statik der Höhle haben konnte. Eine großen Anteil an dem komplexen Sound hatte natürlich auch Keyboarder Sascha Kühn, der neben untermalenden Tönen auch Orgeltöne beisteuerten, die stilistisch eine Nähe zu manchen Deep Purple Songs inne hatten. Ein Klasse Auftritt der Rockdinos, die mit den neuen Songs klar stellten, dass die musikalische Reise noch nicht beendet ist.

Line-up Birth Control:
Peter Föller – Gesang, Gitarre
Martin „Ludi“ Ettrich – Gitarre, Talk Box
Sascha Kühn – Keyboards
Hannes Vesper – Bass
Manni von Bohr – Schlagzeug

Bevor Jane auftraten, richtete Guido Simm vom Veranstalter zusammen mit seiner Frau einige Worte an die Fans und holte noch Klaus Walz von Jane auf die Bühne, der schon seit Jahren Mitveranstalter ist.
Wie Birth Control hat auch Jane über die Jahre das Gesicht mehrfach verändert, spielt aber nun schon seit einigen Jahren in der jetzigen Besetzung die alten Klassiker der Band.

Traditionell starte Jane mit „All My Friends“ und zog die Fans direkt in ihren Bann. Bei den meisten Songs übernahmen Niklas Turmann und Holli Coolyard den Leadgesang oder überzeugten mit Harmoniegesängen mit den restlichen Musikern. Bei „Grown“ konnte Keyboarder Corvin Bahn beweisen, das auch er ein guter Sänger ist. Highlights waren natürlich „Fire, Water, Earth & Air“, „Fly Away“ mit jammenden Zwischenteil, in dem alle Musiker mit Soloparts überzeugen konnten und das abschließende „Hangman“, wo sich Klaus Walz und Niklas Turmann an den Gitarren ein feines Duell lieferten. Nach etwa 75 Minuten Spielzeit ließen Jane mit einem bemerkenswert spielfreudigen Auftritt begeisterte Fans zurück, die sich in der Umbaupause für The Band Of Friends stärken konnten.

Line-up Jane:
Klaus Walz – guitar, vocals
Corvin Bahn – keyboards, vocals
Niklas Turmann – guitar vocals
Achim Poret – Drums, vocals
Holli Coolyard – bass, vocals

Als vierte Band war dann die Band Of Friends an der Reihe. In etwa 75 Minuten lieferte Gerry McAvoy mit seiner Band eine Mischung von eigenen Songs und solchen, die er zusammen mit Rory Gallagher in dessen Karriere live gespielt hatte. Er war der einzige Begleitmusiker, der auf jedem Studioalbum dabei war und auch live die meisten Jahre mit von der Partie war.

Die Gitarren spielten an diesem Abend Paul Rose und Stephan Graf, der Jim Kirkpatrick ersetzte, der andere Termine hatte, diesen aber glänzend auch beim Gesang vertrat. In den folgenden 75 Minuten legte die Band eine satte Show mit einer exquisiten Setlist hin, der die Besucher regelrecht mitriss.

Mit „Messing With The Kid“ und „Shinkicker“ wurde die Höhle auf Betriebstemperatur gebracht. Bei Songs wie „Lonely Mile“ offenbarte McAvoy auch seine gesanglichen Qualitäten. Highlights waren das treibende „Moonchild“ und die letzten drei Songs des Konzerts.

Eine wunderschöne Version von „A Million Miles Away“, bei der sich Rose und Graf durch die zum Song passende filigrane Gitarrenarbeit abwechselten, war der Beginn für das Finale Furioso, bei dem es auch fürs Publikum kein Halten mehr gab. Im Intro zu „Bad Penny“ heizte McAvoy das Publikum zum lautstarken Mitgehen auf und alle Musiker hatten ihre Soloparts, wo sich McAvoy zuweilen ganz zurücknahm und vom Bühnenrand betrachtend das Publikum animierte, seine Mitstreiter anzufeuern, was dieses auch machte.

Aber er stachelte selbst die Musiker immer wieder an, die Rolle an der Front der Bühne anzunehmen, wo sie bei ihrer starken Gitarrenarbeit auch hingehörten. Hier zeigte sich, dass es sich um eine Band handelt, in der jeder auch sichtbar eine wichtige Rolle einnimmt und wenn Mastermind McAvoy diese manchmal fast dazu drängen musste. Die letzten Klänge von „Bad Penny“ waren gerade verstummt, als Graf in die Ansage Mcavoys schon die ersten markanten Töne von „Shadow Play“ einspielte und danach folgte ein regelrechtes Feuerwerk an Gitarrensoli in einer scheinbaren Endlosschleife mit immer neuen Nuancen.

Neben dem Gitarrenspiel ist aber auch die Rhythmusarbeit hervorzuheben. McAvoy und Brendan O’Neil legten ein Grundlage, die es in sich hatte und schon Rory Gallagher über Jahre die Möglichkeit gab, sich darauf auszutoben. Trotz lautstarker Zugabeforderungen war danach aus Zeitgründen Schluss und es bleibt zu hoffen, dass The Band Of Friends noch lange solch begeisternden Auftritte hinlegen werden.

Line-up Band Of Friends:
Gerry Mc Avoy – Bass & Vocals
Brendan O´Neil – Drums
Paul Rose – Guitar
Stephan Graf – Guitar, Vocals

The New Roses hatten durch den Auftritt von The Band Of Friends natürlich als abschließende Band ein dickes Brett hingelegt bekommen. Mit ihrem Rock, inspiriert von Musikern wie Led Zeppelin, Black Crowes gelang es ihnen aber gut, die Stimmung im Publikum hochzuhalten, auch wenn sich mittlerweile weit nach Mitternacht die Reihen im Publikum etwas gelichtet hatten.

Fronter Timmy Rough mit einer ausdrucksstarken Rockstimme stand dabei meist im Vordergrund und glänzte mit einigen feinen Gitarrensoli, bei denen er auch von Dizzy Presley unterstützt wurde. Mit Drummer Urban Berz und dem extrovertiert auf der Bühne wirbelnden Hardy am Bass wurde für eine Hard Rock-Rhythmusgrundlage gesorgt.

Stark war auch das Lynyrd Skynyrd-Cover „Simple Man“, das Rough alleine mit der Akustikgitarre spielte. Schön war bei dem Auftritt der Band zu sehen, dass einige jüngere Fans wegen The New Roses den Weg in die Balver Höhle gefunden hatten und die Rockmusik nicht nur den alten Damen und Herren vorbehalten ist.

Line-up The New Roses:
Timmy Rough – guitar, voices
Dizzy Presley – guitar
Hardy – Bass
Urban Berz – drums

So fand ein toller Festivaltag einen gebührenden Abschluss, der vom Veranstalter sowohl in der Höhle, wie auch auf dem Vorplatz bestens organisiert war und an dem man sich wirklich wie ein Gast fühlen konnte. In der Form kann man sich schon auf die Fortsetzung des Festivals im nächsten Jahr freuen.

Ein Besonderer Dank an Hartwig und Leo Komar von On Stage Promotion für die Akkreditierung über The Band of Friends und den Veranstalter für die Akkreditierung und den wirklich zuvorkommenden Empfang.

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

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Birth Control – 22.08.2021, Kantine Open Air Bühne (Freideck), Köln – Konzertbericht

Das das recht gut gefüllte Open Air-Gelände an der Kantine zeigte, dass die Pioniere des Krautrocks noch immer ihre treue Fangemeinde haben. Erstaunlich war, dass sich auch einige jüngere Musikfans eingefunden hatten, die sich für die Mischung aus progressivem- und Hard Rock begeistern können.

Das Line-up von Birth Control hatte sich seit dem Bestehen Ende der 60er Jahre immer wieder verändert, wobei der Tod von Bandgründer Nossi Noske 2014 der gravierendste Einschnitt war. Die aktuelle Besetzung ab 2016 darf im Gewissen aber auch als ‚back to the roots‘ gesehen werden. Mit Peter Föller als Leadsänger und an der Gitarre und Manni von Bohr an den Drums stießen zwei Musiker zu der Band, welche schon einige Jahre in den 70ern dabei waren.

Pünktlich um 19:30 Uhr betrat Marcus Neu, der Booker der Kantine die Bühne und kündigte das Quintett an, welches in den zwei jeweils etwa 60-minütigen Sets eine bunte Mischung aus Klassikern von den Alben der 70er Jahre und vom letzten noch mit Nossi Noske eingespielten Werk „Here And Now“, das 2016 veröffentlicht wurde, präsentierte.

Mit „The Work Is Done“ eröffnete die Band psychedelisch das Konzert, in dem Peter Föller mit einer kleinen Glocke die Klangstäbe seiner Chimes anschlug und so das Startsignal für furiose, knapp zwei Stunden Livemusik gab. Martin ‚Ludi‘ Ettrich begeisterte schon im ersten Track mit langen Soli, was sich in allen Songs wiederholte und erzeugte bei einigen Stücken mit der Talkbox ein besonderes psychedelisches Flair.

Sascha Kühn an den Keyboards und Organ hielt sich rein optisch eher an der rechten Bühnenseite im Hintergrund, gab aber der Soundstruktur eine ganz besondere Note, mit furiosen Soli oder in dem er regelrechte Klangteppiche auf die Bühne zauberte.

Die Rhythmusfraktion um den zuweilen stoisch den Bass zupfenden Hannes Vesper und das ‚Tier‘ Manni von Bohr an den Drums sorgte für eine Klasse Grundlage der Songs, konnte aber auch mit gekonnter Soloarbeit überzeugen. Rein optisch hatte man auch fast das Gefühl, die Drums würden die ganze Bühne einnehmen.

Peter Föller, der neben dem Gesang bei den meisten Songs auch als zweiter Gitarrist überzeugen konnte und Martin „Ludi“ Ettrich moderierten abwechselnd humorvoll zwischen den Liedern und hatten so von Beginn an das Publikum hinter sich gebracht.

Schön war, dass die Band sich nicht nur auf die alten Klassiker wie z.B. „Plastic People“ oder „Back From Hell“ verließ, sondern mit „Right Place Wrong Time“ oder „Wasting My Time“ auch einige Stücke vom aktuellen Longplayer spielte. Mit „I Don’t Mind“ präsentierte die Band sogar einen Song der auf dem nächsten Album erscheinen soll.

Harte rockende Beats wechselten hier mit eher ruhigen gesanglichen Passagen, welche mich auch stimmlich an manche Sachen aus den letzten Jahren der Karriere von David Bowie erinnerten. Die Premiere vor Publikum war an der Resonanz erkennbar gut gelungen und direkt im Anschluss an den Song zeigte Manni von Bohr in einem mehrminütigen Schlagzeugsolo, warum er zu den besten deutschen Drummern gehört.

Bei „Lost In The Sea“ hatte Sascha Kühn seinen großen Auftritt und zuweilen fühlte man sich in manchen Passagen an Deep Purples „Perfect Strangers“ erinnert. Klasse Hard Rock vermischt mit progressiven Rock. Dann gegen 21:30 war es endlich soweit: Hannes Vesper bediente statt des Basses zunächst den Synthesizer und das von den meisten lang ersehnte „Gamma Ray“, das auch textlich gut zur heutigen Zeit passt, wurde in einer ‚Extendet version‘ gespielt.

Animiert von den Zugabeforderungen und den noch verbleibenden etwa zehn Minuten bis 22:00 Uhr, wenn auf dem Open Air-Gelände die Musik enden muss, wurde noch „Live in The Here & Now“ zu Ehren von Nossi Noske gespielt und ein gelungener Konzertabend wurde würdig abgeschlossen.

Es war schön zu sehen, mit welcher Freude und Begeisterung die Musiker spielten, dass schon jetzt eine gewisse Vorfreude auf das kommende Album aufkommt und die Geschichte des Krautrocks so seine Fortsetzung finden wird.

Line-up:
Peter Föller – vocals, guitar
Martin ‚Ludi‘ Ettrich – guitar, talkbox
Sascha Kühn – keyboards, organ
Hannes Vesper – bass
Manni von Bohr – drums

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

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