Mark May Band – Deep Dark Demon – CD-Review

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Trotz des nicht gerade helle Freude verströmenden Titels „Deep Dark Demon“ ist das neue Album Mark Mays und seiner Band ein echter Lichtblick am derzeitig eher dunkel erscheinenden Musikhorizont.

Der ursprünglich aus Ohio stammende, aber schon lange in Houston, Texas, ansässige  Protagonist, bietet auf seinem 7. Werk eine fulminante Mischung aus Blues- und Southern Rock.

May ist, was seine Gitarrenspielkünste betrifft, mit einem wahren Frickel-Gen befangen, was sich hier in einer Vielzahl von energiegeladenen und quirligen Soli niederschlägt. Es gibt fast keinen Song, wo es Mark nicht spürbar in den Fingern juckt, über die Saiten zu fegen. Seine Stimme, die aus meiner Sicht einiges an Ähnlichkeit zu Warren Haynes aufweist, erscheint als weiterer Pluspunkt.

Bekannt dürfte May unserer Klientel durch seine Mitwirkung als Gitarrist und Sänger bei Dickey Betts und seinen Great Southern sein. Von daher ist eine absolute Sattelfestigkeit im Genre garantiert. Betts attestiert ihm auch generös den Status als einer der besten Blues Rock-Interpreten der letzten Jahre, mit Einflüssen von Albert Collins, über Stevie Ray Vaughan bis zu Carlos Santana und wen wundert es, seiner eigenen Gitarren-Licks.

Apropos Santana, tatsächlich befindet sich auf diesem Longplayer mit „Back“ ein echter Latin Rock-Ohrwurm, in bester Tradition des Meisters, mit radiotauglichem Hitpotential, wenn sich nicht dieses oben besagte Frickel-Gen bei Mark gemeldet hätte. Statt den eingängigen Song nach single-tauglicher Spielzeit einfach ausklingen zu lassen, hängt er plötzlich noch eine „Oye Como Va“-mäßige Instrumentalpassage mit Congawirbel und psychedelischer E-Gitarre hinten an. Die hätte ich weggelassen, aber das ehrt May natürlich, für kommerzielle Hintergedanken ist bei ihm innerlich wohl kein Platz.

Begleitet wird er von Musikern wie Billy Wells, Darrell Lacy, Brandon Jackson, Eric Demmer, Barry Seelen, Shawn Allen, und Al Paglusio, dazu spielt der umtriebige Mike Zito die Leadgitarre beim Titelstück „Deep Dark Demon“. Produziert hat May die Scheibe sehr schön transparent zusammen mit Geronimo Calderon, der hier auch bei einigen Tracks am Schlagzeug mitmischt.

Vom schroffen Opener „Harvey’s Dirty Side“ (Haynes-ABB-Gov’t Mule-Flair) bis zum funkigen „Invisible Man“ (mit Talkbox-Einlagen à la Peter Frampton) am Ende, streift May alle Facetten des Blues- und Southern Rock, wobei sich seine Nähe zum Allman Brothers-Umfeld immer wieder offenbart.

Allein schon das jammige „My Last Ride“ (bei solch einem Titel horcht der Southern Rock-Fan eh schon in heller Vorfreude auf..), mit seinen E-Gitarrenvariationen und -passagen, ist den Kauf der CD wert. Ein Hammerstück! Anzumerken ist auch, dass Mark bei allen Tracks immer auf eine ansprechende Melodik fokussiert ist.

„I got a demon deep dark in my soul“ singt Mark May im Titelsong, wohl wissend, dass Musik die beste Therapie ist. Mit diesem saustarken Album dürfte dieser ein für alle Male vertrieben sein. Absolute Empfehlung, klasse!

Gulf Coast Records (2020)
Stil: Southern (Blues) Rock

01. Harvey’s Dirty Side
02. BBQ And Blues
03. Back
04. Deep Dark Demon
05. Sweet Music
06. Rolling Me Down
07. My Last Ride
08. For Your Love
09. Walking Out That Door
10. Something Good
11. Invisible Man

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Gulf Coast Records

The Allman Betts Band – Support: OTIS – 23.07.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Die Freude und zugleich Erwartungshaltung, war bei mir nach dem tollen Album „Down To The River“ im Hinblick auf das Konzert der Allman Betts Band in Köln, immens hoch gewesen.

Nicht nur der ungünstige Termin in den Ferien (dann jetzt auch noch die dazukommende Hitze) hatten bei mir schon im Vorfeld allerdings schon die Vermutung ausgelöst, dass trotz des Major-Vertrages, den die Burschen mittlerweile inne haben, das Buchen der Kantine, was die zu erwartenden Zuschauerzahlen betrifft, etwas ambitioniert gewesen ist.

Und so kam es dann auch, der Gig wurde, wie im letzten Jahr, auch wieder in den, in der Kantine verankerten Yard Club verlegt. Der war allerdings dann am Ende etwas besser gefüllt als 2018. Leider hatten sich dann doch viele Unentschlossene wohl für einen Gang in einen Biergarten oder den heimischen Balkon entschieden.

Diejenigen, die sich der zu erwartenden Hitzeschlacht stellten, sollten Ihre Entscheidung, gute Livemusik zu unterstützen, allerdings mehr als belohnt bekommen. Zunächst durften aber vier junge Amerikaner aus Kentucky mit Bandname OTIS zeigen, was sie drauf haben.

Im Vordergrund stand dabei ihr letztes Album „Eyes Of The Sun“, aus dem sie dann Tracks wie „Shake You“, „Washed My Hands“, „Home“, „Change“ oder „Blind Hawg“ präsentierten. Für den Nichtkenner wie mich, war ihr dezent Southern-umwobener Hard Rock (manchmal leicht an Molly Hatchet erinnernd), engagiert gespielt, mit dem Wiedererkennungswert, beziehungsweise Eingängigkeit der Lieder, haperte es jedoch ein wenig. Leider war auch der zweite Gitarrist Steve Jewell vorne soundmäßig recht schlecht auszumachen, sodass man von einem durchwachsenden Ergebnis sprechen kann.

Bedingt durch die Keyboards-, Drums-,- und Percussionaufbauten, sowie vier, sich an der Front befindliche Gitarristen, war die Bühne des Yard Clubs bei der Allman Betts Band natürlich bestens ausgelastet. Schon zu Beginn floss der Schweiß bei den Protagonisten und der Audienz in Strömen.

Standesgemäß stieg das, mit zwei Neubesetzungen im Line-up (Berry Oakley jr. und John Ginty) namentlich neu in Szene gesetzte Septett mit dem rockigen „All Night“ (Gesang Devon mit türkis-weiß farbender Flying V-E-Gitarre) in den Gig ein, dem, wie auf der CD, das von Duane Betts besungene „Shinin‘ folgte, der dann gleich seines Vaters‘ Evergreen „Blue Sky“ nachlegte, bei dem besonders, der wieder bestens aufgelegte Johnny Stachela (superb sein Slide-Spiel) in der langen Solo-Passage glänzte.

Devon huldigte die Leistungen seines Vaters Gregg dafür mit „Ain’t Wastin‘ Time No More“ auf dem Fuße. Eine „Autumn Breeze“ hätte man sich schon zu diesem frühen Zeitpunkt im Sauna-Yard Club sehnlichst herbeigewünscht, der herrlich jammige Song kam aber eher einem Aufguss gleich.

Der dritte ‚Allman Band-Sprössling‘, Berry Oakley jr., sehr sympathisch und relaxt im Spiel wirkend, hatte dann beim bluesigen John Lee Hooker-Cover „Dimples“ seinen Fronteinsatz. Spätestens ab dem fantastisch performten „Purple Rain“ hatte Devon Allman dann seine endgültige Betriebstemperatur erreicht, die allerdings zum Ende in die eines brodelnden Vulkans mündete. Aber dazu später.

Herrlich natürlich der ABB-Klassiker „Jessica“ (ohne Devon), bei dem sowohl Betts und Stachela mit ihren filigranen Gitarrenkünsten aufwarteten, aber auch der viel beschäftigte Ginty (u. a. auch Dixie Chicks, Santana) in der Piano-Passage und John Lum, als auch R. Scott Bryan eine fulminante Rhythmusdynamik entfachten.

In seiner Pause schien schien der Allman-Sohnemann von einer Tarantel Besuch bekommen zu haben. Nachdem er den Schluss von „Jessica“ noch relativ entspannt am Bühnenrand verfolgt hatte, war er in der emotionalen Schlussphase mit Stücken wie „Good Ol‘ Days“ (vom neuen Album), dem Petty Song „You Got Lucky” sowie dem furiosen Instrumental aus seinen Honeytribe-Zeiten „Mahalo“ (hier mit brillanter E-Gitarrenarbeit), nicht mehr zu bremsen. Er ging quasi in allen Belangen, ab wie ein Zäpfchen.

Als dann der herrliche Titeltrack des aktuellen Werkes „Down To The River“ wunderbar vom Publikum im Refrain mitgesungen wurde, schien er sich aber wieder halbwegs beruhigt zu haben.

Als es dann allerdings bei den Zugaben „Southern Accents“ und dem für ihn hochemotionalen „Long Gone“ (in dem die verstorbenen Southern Rock-Helden gewürdigt werden) fortwährende Probleme mit der Halterung seines Mikroständers gab und die Roadies verzweifelt daran rumfuchtelten, on top noch eine Saite seiner Akustikgitarre riss, rastete der charsimatische Fronter förmlich aus (ok, ein bisschen Show war vermutlich auch dabei) und schmiss den Ständer fuchsteufelswild zu Boden. Die Roadies taten mir in Erwartung der fälligen Predigt etwas leid.

Am Ende war aber angesichts des tosenden Applaus (übrigens auch viele Standing Ovations während der Show) des Publikums und der grandiosen musikalischen Leistung, alles wieder in Butter und das ABB-Kollektiv verabschiedete sich vom begeisterten Yard Club-Publikum mit mehrfachen Verbeugungen.

Fazit: Das Konzert, stellte gegenüber denen des Vorjahres in Dortmund und an gleicher Stelle, die ja nun wahrlich schon richtig gut waren, dank der tollen Stücke des neuen Albums, der elektrisierenden Atmosphäre, nicht zuletzt durch die leidenschaftliche Performance von Devon Allman, nochmals eine Steigerung dar, die eigentlich ein volle Kantine verdient gehabt hätte. Aber bis soweit ist, wird, so mutmaße ich mal, doch noch einiges an Wasser den Rhein runter laufen.

Recht hat Devon, mit der Bitte, jeweils 10 Bekannten eines jeden Anwesenden, auszurichten  dass sie etwas verpasst hätten  (in freier Übersetzung, in Wirklichkeit sagte er allerdings so was wie „tell them that they are fucked up“…). Und in der Tat, wer nicht da war, hat im wahrsten Sinne des Wortes einen der heißesten Gigs des Jahres sausen lassen.

Line-up: OTIS
Boone Froggett (lead vocals, electric guitar, slide guitar)
Steve Jewell (electric guitar, slide guitar, vocals)
John Seeley (bass, vocals)
Andrew Gilpin (drums)

Line-up: The Allman Betts Band
Devon Allman (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Duane Betts (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Johnny Stachela (electric guitar, slide guitar)
Berry Oakley jr. (bass, lead vocals, vocals)
John Lum (drums)
John Ginty (keys, vocals)
R. Scott Bryan (percussion, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Yard Club Köln
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Devon Allman Project – Support: Wynchester- 29.08.2018, Yard Club, Köln – Konzertbericht

Obwohl ich das Devon Allman Project ja schon letzte Woche in Dortmund erlebt hatte, gab es, neben der unbestrittenen Klasse und reizvollen Konstellation des Projekts, genügend triftige Gründe, um noch einen weiteren Besuch im Kölner Yard Club anzuschließen.

Da spielte unter anderem unsere Verbundenheit zu deren engagiertem Club-Chef Marcus Neu eine gewichtige Rolle, der immer ein herzlicher Gastgeber ist, aber auch, dass Sounds Of South Hof-Fotograf Gernot Mangold in der westfälischen Metropole noch urlaubsbedingt passen musste und sich den Gig natürlich jetzt nicht entgehen lassen wollte. Dazu hatte er noch eines seiner Highlight-Bilder von Devon vom Konzert vor knapp zwei Jahren, auf großwandiger Leinwand abgebildet, mit zum Unterzeichen dabei.

Dazu gab es diesmal mit dem Duo Wynchester, bestehend aus Mike Bray und John Konesky einen reizvollen Support. Gerade letztgenannter John Konesky hat durch Mitwirkung bei Bands wie Trainwreck, Tenacious D, der Kyle Gass Band und als Gitarrist beim Soundtrack von The Hangover Part II eine höchst interessante Vita zu Buche stehen.

Das Duo spielte mit u. a. „Gospel Of Good Times“, dem schön swampigen “Two Man Job” , „My Glass Is Half Full” und “High Desert Rambler”, Stücke aus ihrer aktuellen CD. Dazu gab es mit „Easy“ (Lionel Richie) und „Reelin‘ In The Years“ (Steely Dan) zwei klasse Cover-Nummern im ungewohnten Akustik-Gewand. Bray sorgte für die gesanglichen Akzente, Konesky deutete mit vielen quirligen Soli auf seiner Klampfe und einigen Harmonie-Parts an, warum seine musikalischen Dienste gern in Anspruch genommen werden. Eine unterhaltsame, kurzweilige halbe Stunde.

Wie schon in Dortmund, bekam dann Duane Betts zunächst die Gelegenheit, seine Künste als Fronter zu präsentieren. Das Programm war bis auf eine Jam-Instrumental-Version von „Whipping Post“ (statt “In Memory Of Elizabeth Reed“) nahezu identisch. Er und sein kongenialer Gitarrenpartner Johnny Stachela ließen wieder einige herrliche Soli (Twin, Slide) ab. Lustig anzusehen war immer Duanes ‚Schnute‘, wenn er sich in seine Spielkünste ganz vertiefte. Mein Favorit war das mit einer markanten E-Gitarren-Hook und dezentem Eagles-Flair bedachte „Ride It Out“, das man auch auf seiner aktuellen EP „Sketches Of American Music“ finden kann.

Der auffällig von seinem flauschigen Backenbart befreite und somit glatt rasierte Devon Allman begann seine Vorherrschaft auf der Bühne mit dem Instrumental „Mahalo“, wo er auf seiner Strat auch ordentlich Gas gab. Das soulig-funkige „I’ll Be Around“ mit integrierter Leisespiel-Phase und brachialem Übergang, begeisterte ebenso wie die Royal Southern Brotherhood-Nummer „Left My Heart In Memphis“.

Mit „Blue Sky“ und dem grandios performten Klassiker “In Memory Of Elizabeth Reed“ (für mich das Highlight des Gigs) stieg der Betts-Sprössling wieder ein. Im ruhigeren Part (auch hier waren wieder Hocker auf der Bühne) gefielen das Grateful Dead-Cover „Friend Of The Devil“ und eines von Vater Greggs Paradestücken „Melissa“.

Nach der gospeligen, wieder von Keyboarder Nicolas David angeführten Bill Withers-Einlage „Lean On Me“ beendete ein weiterer berühmter Song aus der Feder von Gregg Allman, „Midnight Rider“, das Hauptprogramm. Die Zugabe-Rufe der restlos begeisterten Yard Club-Audienz wurde dann mit einer Hammer-Version vom Prince-Klassiker „Purple Rain“ bedient, bei der alle Musiker nochmals auftrumpften und gleich vier E-Gitarristen involviert waren. Am Ende des Liedes ließ der ‚Chef‘ des Projekts, Devon Allman, nochmals ein sattes Solo ab.

Fazit: Auch der zweite Besuch hatte sich absolut gelohnt. Während in Dortmund die Musik voluminöser rüber kam, stand an diesem Abend in Köln eher das intensivere, direktere Club-Feeling im Vordergrund. Was das Zuschauerinteresse hierzulande betrifft, ist es für Devon und Duane allerdings noch ein weiter Weg, um die Fußstapfen ihrer Väter treten zu können.

Bild-TextDie hatten nämlich in der Domstadt damals locker die legendäre Sporthalle, wie auch später das E-Werk bis zum Rande gefüllt. Aber ein kleiner Anfang ist zumindest gemacht. In jedem Fall war es eine tolle Werbung für den Southern Rock. Und am Ende war dann auch Gernot noch wunschlos glücklich, als die Unterschrift Devons sein wunderschönes Bild zierte.

Danke, wie immer, an Marcus Neu für die gewohnt freundliche und lockere Aufnahme in ’seinem‘, immer wieder gern besuchten Yard Club.

Line-up: Wynchester
Mike Bray (lead vocals, acoustic guitar)
John Konesky (acoustic lead guitar, vocals)

Line-up: Devon Allman Project
Devon Allman (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Duane Betts (lead vocals, electric guitar)
Tyler Jackson Stokes (electric guitar, vocals)
Johnny Stachela (electric guitar, slide guitar, vocals)
Justin Corgan (bass)
John Lum (drums)
Nicholas David (keys, vocals)
R. Scott Bryan (percussion, acoustic guitar, keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Yard Club Köln

Devon Allman Project – 23.08.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Die Vorfreude war natürlich riesengroß! Dass es Jenny Dore gelungen war, die beiden Sprösslinge der berühmten einstigen Allman Brothers-Protagonisten, Devon und Duane, im Rahmen des Devon Allman Projects vereint ins Musiktheater Piano zu lotsen, kam ja fast einer kleinen Sensation gleich.

Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass doch ziemlich viele Southern Rock-Sympathisanten an einem Donnerstag-Abend den Weg in die schöne, Jugendstil-verzierte Dortmunder Location gefunden hatten, zumal auch einige vermutlich noch die starke Leistung von Devon Allman vor gut zwei Jahren an gleicher Stelle in Erinnerung hatten.

Auch wir hatten schon vorher die Werbetrommel gerührt und ich war doch überrascht, so manchen unserer Leser, im Publikum zu erkennen.  Pünktlich um 20:00 Uhr betrat zunächst Dickey Betts-Sohnemann Duane mit seinem starken Co-Gitarristen Johnny Stachela, dem agilen Bass-Spieler Justin Corgan und dem Kraftbündel John Lum am Schlagzeug die Bühne, um mit „Downtown Run Around“, im Rahmen eines 40-minütigen Gigs, loszulegen.

Als meine Favoriten entpuppten sich dabei das mit einer Eagles-Note versehene „Ride It Out“ und die furiose Version des legendären, von seinem Daddy geschriebenen Allman-Jams „In Memory Of Elizabeth Reed“ (mein Gott, ging da in Sachen E-Gitarren und Rhtythmus-Sektion die Lutzi ab). Der Gesang von Duane weißt vielleicht noch nicht ganz die Markanz seines Vaters Dickey auf (vermutlich dem noch jungen Alter und dem deutlich gesünderen Lebenswandel geschuldet), aber im Gitarrespielen steht der Bursche ihm in nichts nach. Trotzdem eine immens starke Vorstellung von Betts & Co.!

Nach einer Pause, die zum Lüften des brütend warmen Pianos und zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlust genutzt wurde, schob Devon, begleitet zunächst von Tyler Jackson Stokes als zweitem Gitarristen, mit „Mahalo“ noch ein Instrumental hinterher.  Im Gegensatz zu dem eher introvertierten Betts-Jüngling, brachte dieser mit seiner impulsiven Art sofort Stimmung in die Bude.

Mit dem souligen, herrlich groovenden Spinners-Song „I’ll Be Around“ aus dem Jahre 1972 wurde so richtig Schwung in die Beine der Besucher gebracht, auch Devon und die beiden Gitarristen hatten mit ein paar einstudierten synchronen Seitschritten ihren Spaß. Wunderbar dann das folgende „Left My Heart In Memphis“ bei dem der kauzige Nicholas David mit Bruce Hornsby-ähnlicher Piano-Einlage glänzte.

Für den ABB-Klassiker „Blue Sky“ war Duane Betts am Mikro wieder zur Stelle, die beiden grandiosen E-Gitarren-Soli im langen Instrumentalteil des Liedes von Stachela und ihm waren Weltklasse.

Zum countryesken „Friend Of The Devil“ (mit schönem Solo von Stokes) wurden Hocker auf der Bühne platziert. Das anschließende, von Gregg für Devons Mutter geschriebene „Multi Colored Lady“ offerierte die sanfte und melancholische Seite des Haupt-Protagonisten. Melodie-verliebte Leute wie mich fixte dann das wunderbare „Live From The Heart“ natürlich besonders an.

Beim gospeligen Bill Withers-Klassiker „Lean On Me“ hatte erneut Nicholas David seinen Auftritt, diesmal sogar mit tiefer Stimme am Frontmikro. Das Piano glich, nicht nur der heißen Temperaturen wegen, einer Südstaaten-Kapelle. Mit „Hot ‚Lanta“ wurde zum Abschluss des Hauptteils nochmals kräftig gejammt und der legendären Band der Väter Ehre erwiesen.

Zum heftig eingeforderten Zugabenteil stand dann alles was Spielen konnte auf der Bühne. Mit dem Don Henley-Stück „The Boys Of Summer“ und dem „Midnight Rider“ (nochmal für Vater Gregg) wurde ein vermutlich denkwürdiger Abend für hiesige Verhältnisse unter frenetischem Applaus beendet.

Im Anschluss gaben sich die Akteure publikumsnah und unterzeichneten wohl-gelaunt am Merchandising-Stand die diversen Kauf-Utensilien und hatten auch noch ganz relaxt Zeit für Fotos, was wir natürlich für unser Bild für die VIP-Galerie nutzten. Unser Dank gilt wie immer Jenny Dore und Thomas Falke vom Piano, die sich, wie immer, als tolle Gastgeber mit viel Musik-Sachverstand präsentierten.

Line-up:
Devon Allman (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Duane Betts (lead vocals, electric guitar)
Tyler Jackson Stokes (electric guitar, vocals)
Johnny Stachela (electric guitar, slide guitar, vocals)
Justin Corgan (bass)
John Lum (drums)
Nicholas David (keys, vocals)
R. Scott Bryan (percussion, acoustic guitar, keys, vocals)

Bilder: Adam Zegarmistrz Glagla
Text: Daniel Daus

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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Don Johnson – Heartbeat – CD-Review

Wir schreiben das Jahr 1986. Don Johnson alias Sonny Crockett und Philip Michael Thomas als Rico Tubbs befinden sich im Steilflug, eine der beliebtesten US-Krimserien der Achtziger Jahre zu werden. Bis dato kannte meine Generation meist nur knochig-kauzige Ermittler wie Kojak, Columbo, Rockford und Cannon. Lediglich mit Tom Selleck in der Serie Magnum war eine etwas saloppere Gangart in den TV-Krimi-Alltag eingezogen. DNA-Analyse und sonstiger forensischer Kram samt technischem Equipment als Hilfsmittel zur Beweiserbringung oder Klärung von Verbrechen waren noch ein Buch mit sieben Siegeln. Im Großen und Ganzen waren auch bei diesen beiden ungestümen jungen Herren traditionelle und konventionelle Polizeimethoden noch angesagt.

Es war auch die Zeit, als die Compact Disc so langsam begann, sich für die Schallplatte als eine ernsthafte Konkurrenz zu entwickeln. Musikalisch hatte der Synthesizer als mittragendes Element Einzug in die Rock- und Popmusik erhalten. Für viele ist bis heute die Ära der Achtziger somit immer noch eine der schlimmsten Epochen der Musikgeschichte. Die ebenfalls aufkommenden Vermarktungsstrategen hatten erkannt, dass man mit populären Schauspielern auch auf musikalischer Ebene, sofern sie ein wenig Talent mit sich brachten, durchaus Profite erwirtschaften kann.

Don Johnson, der das T-Shirt unter dem Armani-Sakko salonfähig machte, war für diese Zeit ein idealer Typ, smart, gut aussehend und seine Stimme erwies sich zwar nicht als die eines Übersängers, hatte aber doch so was wie eine gewisse Unverkennbarkeit. Dazu gelang ihm, samt des federführenden Major-Labels, Epic Records für sein Debüt eine illustre Schar an Musikern Bonnie Raitt, Willie Nelson, Stevie Ray Vaughan, Ron Wood, Dickey Betts,etc.) mit ins Boot zu holen. Auch die Songauswahl mit Stücken von Gastschreibern wie u. a. Tom Petty und Bob Seger liest sich nicht so schlecht. Somit kann man auch aus heutiger Sicht seine erste Platte „Heartbeat“, die es immerhin in die Top-20 der Billboard-Album-Charts brachte, als durchaus für die damalige Zeit gelungen bezeichnen.

Der melodische Titelsong mit seiner markanten Refrainzeile wurde mit Platz 5 in den US-Single-Charts und auch internationaler Präsenz zugleich sein erfolgreichstes Lied, der wohl stärkste Song des Werkes „Heartache Away“ (klasse Backs von Bonnie Raitt, E-Solo Stevie Ray Vaughan) und die atmosphärisch unterkühlte, Saxophon-bestückte Ballade „Voice On A Hotline“ landeten irgendwo im Nirvana der Musikerhebungen.

Weitere markante Tracks sind der ebenfalls balladeske Petty-Song „Lost In Your Eyes (erneut mit netten Raitt-Harmonies), der wie einige andere Songs auch, mit Phil-Collins-In–The-Air-Tonight-Gedächtnis Drumpoltern (performt durch Curly Smith) durchzogen ist. Stark auch die Gastpräsenz beim von Bob Seger-kreierten, dezent Country-infizierten Heuler „Star Tonight“ von Willie Nelson (klasse hier sein Akustikgitarrensolo).

Bei den zwei Stücken „Love Roulette“ und der Piano-getränkten Ballade „Can’t Take Your Memory“ (mit dem späteren Nashville-Studiomusiker Charlie Judge an den Tasten) ist Johnson kompositorisch involviert. Dass er hier durchaus Talente besitzt, zeigen weitere Lieder aus dem Allman Brothers-Dunstkreis. So ist er für deren „Blind Love“ und „Can’t Take Me With You“ und das schöne „Bougainvillea“ von Dickey Betts & Great Southern mitverantwortlich. Bei der starken Uptemponummer „Love Roulette“ gibt es mit Stevie Ray Vaughan (E-Solo), Dickey Betts (Rhythmus-E-Gitarre) und Ron Wood (Akustikgitarre) den Aufmarsch von gleich drei Schwergewichten der Saitenkunst.

Don Johnsons Debütalbum „Heartbeat“ kannte zu besagter Zeit vermutlich nur freudenstrahlende Gesichter. Eine typische ‚Win-Win-Situation‘. Der smarte Frauentyp (übrigens gleich zweimal mit Melanie Griffith verheiratet und wieder geschieden) konnte sich neben seiner auf dem Zenit befindlichen Schauspielerära noch auf musikalischem Terrain als zweitem Standbein profilieren, das Major-Label Epic Records wurde für seine relativ risikoarme Investition werbetechnisch wie finanziell ordentlich belohnt und selbst die stattliche Anzahl der zumeist prominenten Gastmusiker und Songwriter konnte sich vermutlich auch noch ein paar Dollars auf die Tasche packen.

Epic Records (1986)
Stil:  Rock / Pop

01. Heartbeat
02. Voice On A Hotline
03. The Last Sound Love Makes
04. Lost In Your Eyes
05. Coco Don’t
06. Heartache Away
07. Love Roulette
08. Star Tonight
09. Gotta Get Away
10. Can’t Take Your Memory

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