The Allman Betts Band – Support: OTIS – 23.07.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Die Freude und zugleich Erwartungshaltung, war bei mir nach dem tollen Album „Down To The River“ im Hinblick auf das Konzert der Allman Betts Band in Köln, immens hoch gewesen.

Nicht nur der ungünstige Termin in den Ferien (dann jetzt auch noch die dazukommende Hitze) hatten bei mir schon im Vorfeld allerdings schon die Vermutung ausgelöst, dass trotz des Major-Vertrages, den die Burschen mittlerweile inne haben, das Buchen der Kantine, was die zu erwartenden Zuschauerzahlen betrifft, etwas ambitioniert gewesen ist.

Und so kam es dann auch, der Gig wurde, wie im letzten Jahr, auch wieder in den, in der Kantine verankerten Yard Club verlegt. Der war allerdings dann am Ende etwas besser gefüllt als 2018. Leider hatten sich dann doch viele Unentschlossene wohl für einen Gang in einen Biergarten oder den heimischen Balkon entschieden.

Diejenigen, die sich der zu erwartenden Hitzeschlacht stellten, sollten Ihre Entscheidung, gute Livemusik zu unterstützen, allerdings mehr als belohnt bekommen. Zunächst durften aber vier junge Amerikaner aus Kentucky mit Bandname OTIS zeigen, was sie drauf haben.

Im Vordergrund stand dabei ihr letztes Album „Eyes Of The Sun“, aus dem sie dann Tracks wie „Shake You“, „Washed My Hands“, „Home“, „Change“ oder „Blind Hawg“ präsentierten. Für den Nichtkenner wie mich, war ihr dezent Southern-umwobener Hard Rock (manchmal leicht an Molly Hatchet erinnernd), engagiert gespielt, mit dem Wiedererkennungswert, beziehungsweise Eingängigkeit der Lieder, haperte es jedoch ein wenig. Leider war auch der zweite Gitarrist Steve Jewell vorne soundmäßig recht schlecht auszumachen, sodass man von einem durchwachsenden Ergebnis sprechen kann.

Bedingt durch die Keyboards-, Drums-,- und Percussionaufbauten, sowie vier, sich an der Front befindliche Gitarristen, war die Bühne des Yard Clubs bei der Allman Betts Band natürlich bestens ausgelastet. Schon zu Beginn floss der Schweiß bei den Protagonisten und der Audienz in Strömen.

Standesgemäß stieg das, mit zwei Neubesetzungen im Line-up (Berry Oakley jr. und John Ginty) namentlich neu in Szene gesetzte Septett mit dem rockigen „All Night“ (Gesang Devon mit türkis-weiß farbender Flying V-E-Gitarre) in den Gig ein, dem, wie auf der CD, das von Duane Betts besungene „Shinin‘ folgte, der dann gleich seines Vaters‘ Evergreen „Blue Sky“ nachlegte, bei dem besonders, der wieder bestens aufgelegte Johnny Stachela (superb sein Slide-Spiel) in der langen Solo-Passage glänzte.

Devon huldigte die Leistungen seines Vaters Gregg dafür mit „Ain’t Wastin‘ Time No More“ auf dem Fuße. Eine „Autumn Breeze“ hätte man sich schon zu diesem frühen Zeitpunkt im Sauna-Yard Club sehnlichst herbeigewünscht, der herrlich jammige Song kam aber eher einem Aufguss gleich.

Der dritte ‚Allman Band-Sprössling‘, Berry Oakley jr., sehr sympathisch und relaxt im Spiel wirkend, hatte dann beim bluesigen John Lee Hooker-Cover „Dimples“ seinen Fronteinsatz. Spätestens ab dem fantastisch performten „Purple Rain“ hatte Devon Allman dann seine endgültige Betriebstemperatur erreicht, die allerdings zum Ende in die eines brodelnden Vulkans mündete. Aber dazu später.

Herrlich natürlich der ABB-Klassiker „Jessica“ (ohne Devon), bei dem sowohl Betts und Stachela mit ihren filigranen Gitarrenkünsten aufwarteten, aber auch der viel beschäftigte Ginty (u. a. auch Dixie Chicks, Santana) in der Piano-Passage und John Lum, als auch R. Scott Bryan eine fulminante Rhythmusdynamik entfachten.

In seiner Pause schien schien der Allman-Sohnemann von einer Tarantel Besuch bekommen zu haben. Nachdem er den Schluss von „Jessica“ noch relativ entspannt am Bühnenrand verfolgt hatte, war er in der emotionalen Schlussphase mit Stücken wie „Good Ol‘ Days“ (vom neuen Album), dem Petty Song „You Got Lucky” sowie dem furiosen Instrumental aus seinen Honeytribe-Zeiten „Mahalo“ (hier mit brillanter E-Gitarrenarbeit), nicht mehr zu bremsen. Er ging quasi in allen Belangen, ab wie ein Zäpfchen.

Als dann der herrliche Titeltrack des aktuellen Werkes „Down To The River“ wunderbar vom Publikum im Refrain mitgesungen wurde, schien er sich aber wieder halbwegs beruhigt zu haben.

Als es dann allerdings bei den Zugaben „Southern Accents“ und dem für ihn hochemotionalen „Long Gone“ (in dem die verstorbenen Southern Rock-Helden gewürdigt werden) fortwährende Probleme mit der Halterung seines Mikroständers gab und die Roadies verzweifelt daran rumfuchtelten, on top noch eine Saite seiner Akustikgitarre riss, rastete der charsimatische Fronter förmlich aus (ok, ein bisschen Show war vermutlich auch dabei) und schmiss den Ständer fuchsteufelswild zu Boden. Die Roadies taten mir in Erwartung der fälligen Predigt etwas leid.

Am Ende war aber angesichts des tosenden Applaus (übrigens auch viele Standing Ovations während der Show) des Publikums und der grandiosen musikalischen Leistung, alles wieder in Butter und das ABB-Kollektiv verabschiedete sich vom begeisterten Yard Club-Publikum mit mehrfachen Verbeugungen.

Fazit: Das Konzert, stellte gegenüber denen des Vorjahres in Dortmund und an gleicher Stelle, die ja nun wahrlich schon richtig gut waren, dank der tollen Stücke des neuen Albums, der elektrisierenden Atmosphäre, nicht zuletzt durch die leidenschaftliche Performance von Devon Allman, nochmals eine Steigerung dar, die eigentlich ein volle Kantine verdient gehabt hätte. Aber bis soweit ist, wird, so mutmaße ich mal, doch noch einiges an Wasser den Rhein runter laufen.

Recht hat Devon, mit der Bitte, jeweils 10 Bekannten eines jeden Anwesenden, auszurichten  dass sie etwas verpasst hätten  (in freier Übersetzung, in Wirklichkeit sagte er allerdings so was wie „tell them that they are fucked up“…). Und in der Tat, wer nicht da war, hat im wahrsten Sinne des Wortes einen der heißesten Gigs des Jahres sausen lassen.

Line-up: OTIS
Boone Froggett (lead vocals, electric guitar, slide guitar)
Steve Jewell (electric guitar, slide guitar, vocals)
John Seeley (bass, vocals)
Andrew Gilpin (drums)

Line-up: The Allman Betts Band
Devon Allman (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Duane Betts (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Johnny Stachela (electric guitar, slide guitar)
Berry Oakley jr. (bass, lead vocals, vocals)
John Lum (drums)
John Ginty (keys, vocals)
R. Scott Bryan (percussion, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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The Allman Betts Band – Down To The River – CD-Review

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Was letztes Jahr noch unter der Firmierung Devon Allman Project mit Duane Betts als Gast lief, ist jetzt folgerichtig in eine gleichberechtigte Partnerschaft umgemünzt worden. Dass dazu der Bandname in The Allman Betts Band umgewandelt wurde, bot sich an, zumal auch die Initialen der berühmten Allman Brothers Band, die ja quasi den Nährboden des Ganzen abgibt, kompatibel bleiben.

Nach ihren tollen Konzerten in Dortmund und Köln, denen wir ja mit Begeisterung beiwohnten, wurde bereits gemutmaßt, dass sich was in Hinsicht der namentlichen Neuformierung tun würde und auch ein Album bereits in Planung sei. Et voilà, die Herren Allman- und Betts-Junior haben Wort gehalten und bringen jetzt ihr Debüt „Down To The River“, direkt unter BMG-Major-Fahne, unter die Leute.

944320Zwei interessante Personalien sind allerdings noch zu vermelden, mit Bassist Berry Duane Oakley ist ein weiterer Sprössling aus dem väterlichen Allman-Dunstkreis involviert und auch John Ginty, der in Sachen Tastenarbeit schon häufiger bei Reviews in unserem Magazin aufgetaucht ist, dürfte sich demnächst als Tour-Verstärkung erweisen (auf dem Album ist Chuck Leavell tätig). Der Vollständigkeit halber sind noch Johnny Stachela als dritter Gitarrist, sowie die beiden etatmäßigen Drummer/Perkussionisten R. Scott Bryan und Jon Lum zu erwähnen.

Was die Anzahl der Stücke betrifft, geben sich Allman und Betts ein wenig geizig, insgesamt nur neun Tracks, wobei mit dem, mir in letzter Zeit etwas überstrapaziert erscheinenden Petty-Song „Southern Accents“, auch noch ein eher unspektakulär verlaufendes Cover (Devon Gesang, Piano-Untermalung, dazu ein wenig dezentes Slide-Geschwurbel im Hintergrund) integriert ist.

Dafür machen die acht Eigenkompositionen umso mehr Spaß. Aufgenommen wurde das Album übrigens im November 2018 in den Muscle Shoals Sound Studios in Muscle Shoals, Alabama, produziert vom Grammy-Gewinner Matt Ross-Spang (Jason Isbell, Margo Price, John Prine und Elvis Presley).

Der Opener, zugleich erste Single „All Night„, rockt unter Devons Gesangsregie richtig gut los. Garniert natürlich mit dem typischen Allman Brothers Gitarren- und Orgel-Sound.

Auch „Shinin'“, jetzt mit Duane Betts am Mikro, groovt und swampt in der guten Tradition von Daddy Richard Betts. Hätte auch locker auf die damalige „Seven Turns“-Platte gepasst. Herrlich lässig schunkelt „Try“ (Orgel gurgelt und hallt, Twin-Gitarren, Harmoniegesänge) und melodisch vor sich hin, bis Devon mit dem Statement „I got something to say“, den Song abrupt beendet.

Ein klares Highlight und somit auch zurecht der Titeltrack ist „Down To The River“, das herrlich relaxt mit ein wenig bluesigem Peter Green-Esprit groovt. Ein Ohrenschmaus wieder die gurrende Orgel- und E-Gitarrenarbeit.

Die „Autumn Breeze“ wehte uns letztes Jahr schon bei den Konzerten im August um die Ohren, ein von Duane gesungenes Jam-Stück, nach (Dickey) Bettsschem Songwriting-Grundmuster, samt der typischen Les Paul-Spielereien und der unverkennbaren Doppeldrum-Dynamik. „Good Ol‘ Days“ ist wieder ein Slideträchtiger Ohrwurm (Stachelas Künste übrigens auf der ganzen CD sehr präsent) zum Reinlegen. Klasse dazu passend, Devons markante Stimme.

Duane führt nochmals den Countryrock-Schunkler „Melodies Are Memories“ an, der unterschwellig mit ein wenig Little Feat-Flair daherkommt. Nach besagtem Petty-Cover, beenden die zwei Protagonisten das Album brüderlich (beide mit Lead-Gesang-Parts). Das im Fahrwind von alten ABB-Klassikern wie „Melissa“ und „Sven Turns“ dahinwehende „Long Gone“ lässt den Hörer besinnlich die Augen schließen und in alten, lang vergangenen Southern Rock-Musikzeiten schwelgen.

Und wenn sich am Ende diese wieder öffnen, ist man froh, dass die Söhne ihren Vätern in Nichts nachstehen und scheinbar fest gewillt sind, das ihnen anvertraute Erbe, nachhaltig in die kommende Zeit weiter zu tragen. Somit erscheint wichtige Southern Rock-DNA vorerst gesichert. Wunderbar! Umso größer ist die Freude, dass man die Stücke von „Down To The River“ und sicher auch den einen oder anderen Allman Brothers-Klassiker in Kürze bei uns in Deutschland live erleben kann.

Diese Tage sollte sich der Southern Rock-Liebhaber demnach rot im Kalender ankreuzen:

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16.07. 2019 München – Backstage
22.07. 2019 Isernhagen – Blues Garage
23.07. 2019 Köln – Kantine
28.07. 2019 Breitenbach – Burg Herzberg Festival
29.07. 2019 Hamburg – Markthalle
30.07. 2019 Berlin – Lido
31.07. 2019 Nürnberg – Hirsch

BMG Rights Management (2019)
Stil: Southern Rock

01. All Night
02. Shinin‘
03. Try
04. Down To The River
05. Autumn Breeze
06. Good Ol‘ Days
07. Melodies Are Memories
08. Southern Accents
09. Long Gone

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