Andy Frasco & The U.N. – Keep On Keepin‘ On – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Als exzellenter Live-Entertainer, der seit über 12 Jahren mit bis zu 250 Shows jährlich unterwegs war, fühlte sich der US-amerikanische Keyboarder und Bandleader Andy Frasco seinem aufreibenden Lebensstil verpflichtet: mitreißenden Bühnenauftritten und begeisterten Fans.

Auf seinem neuen Longplayer „Keep On Keepin‘ On“ erzählt er nun von der anderen Seite des erfolgreichen Music-Business: Alkohol- und Drogensucht, Schlafentzug und Depressionen – Erkrankungen, die oft nur mit fremder Hilfe und ausgeprägtem Durchhaltevermögen überwunden werden können.

Frascos Talent, schöne Soul-, Funk- und Rock-Melodien im Stile der 60er und 70er Motown-Jahre zeitgemäß umzusetzen und mit persönlichen Erfahrungstexten gekonnt zu verbinden, wird bereits im Titelsong deutlich, der als Albumeinsteiger im Detroit-Sound, die therapeutische Botschaft „keep on“ klar vermittelt.

Mit der ebenfalls als Durchhalteparole zu verstehenden Soul-Nummer „I’ve Got A Long Way To Go“ modifiziert Frasco das Thema mentaler Langzeiterkrankungen und musikalischer Therapiehilfen. Überhaupt ist die neue Scheibe eine sehr persönliche und authentische Verarbeitung seiner psychischen Probleme, die durch seinen Einfallsreichtum in ein aufmunterndes Album, eine kraftvolle Antriebsfeder, verwandelt werden.

Er fühle sich, als wenn die gesamte Platte von Zuversicht in einer einsamen Zeit berichtet, so Frasco und singt im dritten Stück „Animals“ vehement gegen diese Vereinsamungs- und Alleinsein-Situation. Die immer wieder auch an andere „Leidensgenossen“ gerichteten Textpassagen („take a break“) im Song „Getaway“ oder in dem vermeintlich „alten“ Soul-Track „None Of Those Things“ („happiness will keep us free“) vermitteln den Charakter eines musikalischen „Weckruf-Projektes“, das mit dem letzten Stück „Better Day“ in experimenteller Weise einen Aufruf zu mehr Optimismus und Vitalität ausstrahlt.

Für den US-Amerikaner und seine Band ist es trotz der gesundheitlichen Krise der zweite bemerkenswerte Longplayer innerhalb eines Jahres. Seine Singer- Songwriter Qualitäten wurden bei Sounds of South seit der „Happy Bastards„-CD (2016) regelmäßig betont. Die jetzige Intention der auf dem CD-Cover deutlich sichtbaren Abkehr Frascos vom Konsum der „bunten Pillen“ finden Fans im Interview mit dem Starry Constellation Magazine vom 12.03.2020 zur neuen Scheibe.

Mit „Keep On Keepin‘ On“ haben Andy Frasco & The U.N. ein sehr gefühlvolles Album eingespielt, das ein leidenschaftliches Stimmungsbild gegen depressive Lebensphasen inszeniert. Es bietet eine ehrliches Selbstporträt als Orientierung in schwierigen Zeiten, einen musikalischen Ausweg im Soul-Funk-Rhythmus der altbewährten Art.

SideOneDummy Records (2020)
Stil: Soul-Rock, Jam-Rock

Tracklist:

01. Keep On Keeping On
02. I’ve Got A Long Way To Go
03. Animals
04. Getaway
05. Shine
06. Shine (Outro)
07. Love Is A Gun
08. None Of Those Things
09. Feel It In Our Bones
10. Good Maan
11. Better Day

Andy Frasco And The U.N.
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Starkult Promotion

Marcus King Band – 05.03.2020, Kantine, Köln – Konzertbericht

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Grandioser Abend in der Kölner Kantine mit der Marcus King Band! Um die 800 Zuschauer ließen sich von der grassierenden Corona-Virus-Hysterie nicht abschrecken und wurden mit Jam-, Southern Rock-, Soul-, Blues-, R&B- und Country-Live-Musik aller erster Güte belohnt.

Als Support hatte zunächst der eigenwillige Singer/Songwriter Sammy Brue (zählt gerade mal 19 Lenze), vom Rolling Stone vor geraumer Zeit als ‚American Prodigy‘ bezeichnet, mit Stücken wie u. a. „Gravity“, „Die Before You Live“, „Crash Test Kid“ und dem punkigen „Teenage Mayhem“, seine Visitenkarte abgegeben. Er heimste mit seiner schwer einzuordnenden Spielart und seinem knapp 30-minütigen, mutigen, wie auch engagierten Auftritt, viel Applaus des Publikums ein.

Um 21:00 Uhr gab der einst von Warren Haynes entdeckte, auch gerade erstmal 23 Jahre alte Marcus King mit seinem Kollektiv, nach einem souligen Einspieler, mit Tracks wie „Turn It Up“, „Where I’m Headed“,“Opie/Dear Prudence“ und „How Long“, einen Einblick, wie Jam Rock mit unverbrauchtem jugendlichen Elan, modern und facettenreich interpretiert werden kann.

Nach soviel vehementer Spielfreude schon zu Beginn, war man fast schon erleichtert, als der junge Bursche aus South Carolina mit dem herrlichen „Sweet Mariona“ vom aktuellen Silberling „El Dorado„, die Country-Karte zückte und auch mit dem folgenden Schwofer „Wildflowers & Wine“ (mit Clapton-mäßigem E-Solo) und dem souligen „One Day She Is Here“, ebenfalls beide aus diesem Werk, ein wenig Zeit zum Durchatmen gewährte.

Atemberaubend danach dann wieder der Willie Dixon-Song „I Just Want To Make Love To You“ mit integriertem „Hochie Coochie Man“. „Love Song“, die dezent allmanesken „“What’s Right“ und „Self Hatred“ (beide mit kräftiger Bläserunterstützung und quirligen E-Soli), offerierten dann wieder die Jam-Qualitäten des begabten Sextetts.

Das von Melancholie geprägte „Break“ bot nochmals Gelegenheit zur Besinnung, was dann, durch „Always“ eingeleitet, folgte, war, eine einzige dampfende Jam Rock-Schlacht. Bei diesem Song hatten sowohl Keyboarder Dane Farnsworth mit einem Schlauch-Solo (Peter Frampton ließ grüßen), als auch Jack Ryan an den Drums (heftiges Schlaggewitter) ihre Chance, sich ins Rampenlicht zu bringen, was sie auch mit Bravour taten.

„Homesick“ danach stand im Zeichen der Bläserfraktion (plus King E-Solo). Das den Hauptteil abschließende, wieder grandios groovend und shuffelnd performte „Plant Your Corn“ wurde schließlich zur Vorstellung der Band genutzt, wobei alle Musiker sich wieder mit kleinen Kurz-Soli bemerkbar machten. Ein echtes ‚Finale furioso‘.

Marcus wirkt für sein junges Alter und allem, was vermutlich zur Zeit auf ihn einschlägt, schon extrem abgeklärt, ohne dass dabei aber eine gewisse Natürlichkeit und Galligkeit auf der Strecke bleibt.

Er wusste, dass er nach der abgesagten Tour im letzten Jahr hier ‚liefern‘ musste und so fiel der Zugabenteil mit meinem Lieblingstrack des Abends, „Goodbye Carolina“ (vom bisherigen Paradealbum „Carolina Confessions“ – herrlich relaxter Southern Rocker), dem progressiven Neil Young-Klassiker „Down By The River“ (schöne Geste: Sammy Brue wurde mit auf die Bühne geholt und sang die zweite Strophe) und dem zügellos rockenden und stampfenden „The Well“ (von „El Dorado“), sehr üppig aus, sodass zu guter Letzt nach tosendem Applaus, Zweieinviertelstunde Spielzeit zu Buche standen.

Am Ende war die komplette Besucherschaft der Kantine infiziert und zwar von der ansteckenden Performance und restlos begeisternden Musik von Marcus King und seinen großartigen Mitspielern!

Danke an Marcus Neu, nicht nur dafür, dass er für die Akkreditierung sorgte, sondern nach dem Gig auch noch das obligatorische VIP-Bild mit Marcus King ermöglichte.

Line-up:
Marcus King (lead vocals, guitars)
Dane Farnsworth (keyboards, vocals)
Stephen Campbell (bass)
Jack Ryan (drums)
Justin Johnson (trumpet, percussion)
Christopher Spies (saxophone, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Marcus King Band
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Sammy Brue
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Kantine Köln

The Magpie Salute – High Water II – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Etwa ein Jahr nach „High Water I“, bringen Magpie Salute nun mit „High Water II“ den damals schon angekündigten Nachfolger. Die nahtlose Fortsetzung liegt auch daran, dass ein Teil der Songs schon damals mitproduziert wurden, aber Rich Robinson sich bewusst entschied, diese erst auf „High Water II“ zu veröffentlichen.

Mit „Sooner Or Later“ ist ein rasanter Eröffnungstrack ausgewählt worden, der der insbesondere im Mittelpart psychedelische Elemente aufweist, vom Songwriting aber durchaus eine Nähe zu den Black Crows erkennen lässt. Geschrieben ist das Stück, wie auch ein Großteil des Materials, von Robinson und John Hogg, die auch für das erfrischende groovende „Gimme Something“ verantwortlich sind.

Stilistisch ähnlich ist das folgende „Leave It All Behind“, welches nach der Tour für „High Water II“ komponiert wurde und zweideutig gesehen werden kann. Bisher ist noch keine weitere Tour der Magpie Salute geplant.

„In Here“ beginnt mit einem Intro, dass an die frühen Neil Young and Crazy Hourse-Phase erinnert. Mag es an der Begeisterung Robinsons für Gretsch Gitarren sein, die auch Young benutzte und, von der er eine Signature-Gitarre ‚Magpie‘ entwickelte?

Mit „You And I“ wird es sehr melodisch, leicht melancholisch und countresk. Diese Gangart setzt sich auch in „Mother Storm“ fort wobei Hoggs Stimme natürlich eine Abgrenzung darstellt.

Bei „A Mirror“ wird wieder leicht auf’s Gaspedal getreten, um den für mich stärksten, sehr emotionalen Track „Lost Boy“, geschrieben von Marc Ford und Robinson, nachzuschieben. Ein Countrysong mit Unterstützung durch Alison Krauss, die neben der Geige auch gesanglich der Band beiwohnt. Das folgende Stück könnte vom Songwriting und der Präsentation her eventuell dem verlorenen Sohn, dem zu früh verstorbenen David Bowie, gewidmet sein.

„Turn It Around“ hätte auch gut in die Zeit von „Lets Dance“ Phase gepasst. In „Life Is A Landslide“ sind auch Elemente des Vorgängers zu erkennen aber Robinson und Kumpanen bewegen sich in Richtung Southern Rock, um mit „Doesn`t Really Matter“ letztendlich wieder bei den Wurzeln Robinsons zu landen, die im psychedelischen umwobenen Bereich des Genres liegen. Das bluesige „Where Is This Place“ bildet den starken Abschluss eines insgesamt würdigen Nachfolgers von „High Water I“.

Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise der Band gehen wird. Anders als bei Part I, ist noch kein dritter Teil oder eine Tour zur Promotion angekündigt. In der Präsenz dieses Albums „High Water I“ wäre es auf jeden Fall schön, Magpie Salute auch wieder auf deutschen Bühnen zu sehen.

Mascot Records/Provogue (2019)
Stil: Jam Rock

01. Sooner Or Later
02. Gimme Something
03. Leave It All Behind
04. In Here
05. You And I
06. Mother Storm
07. A Mirror
08. Lost Boy
09. Turn It Around
10. Life Is A Landslide
11. Doesn’t Really Matter
12. Where Is This Place

The Magpie Salute
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Another Dimension

The Magpie Salute – High Water I – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Man könnte die Scheibe mit einem Wort beschreiben: „Geil“. Doch nun zur Rechtfertigung dieses Schlagwortes. Vor etwa einem Jahr endete die Plattenkritik zum Erstling von Magpie Salute, live aufgenommen und ausschließlich Coversongs (natürlich auch von den Black Crowes) beinhaltend, mit dem Satz: „Nach dieser Platte darf man gespannt sein, was als nächstes geboten wird“.

Nun folgt das erste Studioalbum, mit vielsagenden Namen „High Water 1“. Wie der Titel es schon vermuten lässt, ist im nächsten Jahr auch ein Nachfolger geplant. Doch nun zum aktuellen Werk.

Rich Robinson und seinen Mitstreitern aus Black Crowes-Zeiten, Gitarrist Marc Ford und Sven Pipien am Bass, haben mit Sänger John Hogg, Keyboarder Matt Slocum und Drummer Joe Magistro eine Band geformt, die voll die gesetzten Erwartungen der Liveplatte des letzten Jahres, erfüllt hat.

Obwohl die Musiker zuvor über eine Dekade nicht mehr zusammen musiziert haben, sprang bei der Gründung der Band direkt der Funke über. Dies zeigt sich auch in der Spielfreude, welche auf „High Water 1“ omnipräsent ist, in jedem einzelnen Song. Eine Beschreibung aller Stücke würde den Rahmen einer Rezension sprengen, einzelne Stücke hervorzuheben, würde den anderen Songs allerdings auch nicht gerecht werden.

Auf jedem Fall gelingt es der Band in den zwölf Tracks keine Langeweile aufkommen zu lassen, wobei hier die absolute Stärke die Besinnung auf die Einfachheit von Musik ist, die ohne große künstliche Aufarbeitung von Vocals oder den Instrumenten auskommt, was bei der musikalischen Qualität der Band auch nicht notwendig ist. Der Reigen spannt sich dabei von Southern-lastigen Songs, über leicht Country-angehauchte ruhige Lieder zu fast schon punkig wirkenden gesanglichen Parts der Marke Iggy Pop, um schließlich auch noch Elemente der psychedelisch angehauchten Rockmusik der 70er Jahre mitzunehmen.

Schön ist besonders die Vielzahl der eingesetzten Saiteninstrumente (bis hin zur Hawaigitarre) und die vielseitigen Spielvarianten. Die Keyboards untermalen die etwas ruhigeren Songs zuweilen in träumerischer Art und Weise. Hier kommt auch die Aussage Robinsons zum Tragen, dass in vielen der Kompositionen auch alte Probleme aus Crowes-Zeiten aufgearbeitet wurden und diese nun aus der Welt geschafft worden sind.

Zugute kommt auch der zum Teil mehrstimmige und wechselnde Leadgesang, der jedem Song einen eigenen Charakter verleiht. Wenn die Platte als ein Spiegel der Harmonie der Band gesehen wird, ist von Magpie Salute noch einiges zu erwarten, wobei natürlich die absoluten Stärken in den etwas härteren, southernlastigeren Songs liegt, welche im Ansatz immer wieder die Möglichkeit offerieren, in jammende improvisierende Soundteppiche abzuschweben.

Dies ist absolut positiv, auch für mögliche Liveauftritte zu sehen, wo Southern-Fans die Chance nutzten sollten, die Elster zu begrüßen. Dies aus zwei Gründen: einmal, um ein vermutlich furioses Konzert zu erleben, aber auch einer alten indianischen Tradition zu folgen, da der Gruß der Elster bekanntlich als gutes Omen zu sehen ist. Von daher absolute Kaufempfehlung!!!!

Mascot Records/Provogue (2016)
Stil: Jam Rock

01. Mary The Gypsy
02. High Water
03. Send Me An Omen
04. For The Wind
05. Sister Moon
06. Color Blind
07. Take It All
08. Walk On Water
09. Hand In Hand
10. You Found Me
11. Can You See
12. Open Up

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Rocknight – Leverkusener Jazztage – 07.11.2017, Leverkusen, Forum – Festivalbericht

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Im Rahmen der Leverkusener Rocktage gelang es den Veranstaltern für die Rocknacht, die auch im Rahmen des Rockpalasts vom WDR aufgenommen wurde, mit Albert Lee, The Brew und Gov’t Mule, drei Bands zu gewinnen, welche alle für sich als Top Act gesehen werden können. Es wurde dabei eine große musikalische Bandbreite abgedeckt, die dafür sorgen sollte, dass es eine sehr kurzweilige abwechslungsreiche Veranstaltung war, bei der die Zuschauer/Zuhörer im, für einen Dienstagabend sehr gut gefüllten Leverkusener Forum, voll auf ihre Kosten kamen. Eine hohen Anteil daran hatte auch die sehr gute Organisation der Veranstalter. Dadurch, dass die Umbaupausen, welche oft bei Festivals regelrechte Einschnitte in den Abend darstellen, sehr kurz gehalten waren, hatte man immer genug Zeit, sich noch am Merchandisestand mit Erinnerungsstücken einzudecken, an den Theken, sich das eine oder andere Erfrischungsgetränk zu genehmigen oder einfach mit anderen Besuchern fachzusimpeln.

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Sehr pünktlich gegen 19:00 Uhr begann die Rocknacht mit Albert Lee, der die Zuschauer gekonnt mit Blues Rock, immer wieder gespickt mit Countryeinflüssen, begeistern konnte. Die Qualität eines Albert Lee spiegelt auch seine Vergangenheit wieder, wo er unter anderem auf Claptons Liveperle „Just One Night“ zu hören ist. Zudem spielte er auch bei Joe Cocker und Emmylou Harris, was neben dem Blues, seine Nähe auch zu Country und Folk wiederspiegelt. Nach zwei Soloscheiben Ende der 80er Jahre hat Lee in diesem Jahrtausend wieder seine Soloader entdeckt und tourt vermehrt mit seiner Band. Sein Keyboarder, JT Thomas, der im Verlauf des Gov’t Mule-Konzerts noch einen Gastauftritt hatte, sorgte mit virtuosem, im Tempo vielfach wechselnden Keyboardspiel, für einen runden vollen Sound. Die kraftvolle Grundlage für den Rhythmus legten die beiden Youngster der Band, Will MacGregor am Bass und Ollie Sears, die sich meist visuell im Hintergrund hielten. Highlights waren für mich das Country-lastige „Countryboy“ und die Ballade „Highwayman“, bei der Lee auch am Piano und mit schön samtigen Gesang glänzen konnte. Für einen Opener, wenn man in diesem Fall überhaupt davon sprechen kann, ein ganz starkes Konzert, welches die Messlatte für die folgenden Acts hoch anlegte. Es sei vorweggenommen: Alle Bands an diesem Abend spielten auf absolut hohem Niveau, wobei ich nicht beurteilen will und kann, welcher Interpret der beste war, da alle in ihrer Verschiedenheit, einfach Klasse waren und es unfair wäre, hier selektiv zu vergleichen, was leider in der heutigen Zeit in vielen Bereichen verstärkt gemacht wird.

Line-up Albert Lee:
Albert Lee – guitar, vocals, piano
JT Thomas – keyboards
Will MacGregor – bass
Ollie Sears – drums

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Nach einer kurzen Umbaupause begann ein absolutes Kontrastprogramm zu Albert Lee. The Brew ließen es fast brachial mit Blues Rock der absolut harten Gangart krachen. Die Mannen um Frontmann Jason Barwick an der Gitarre und den Lead Vocals, Tim Smith am Bass und Kurtis Smith an den Drums legten mit „Repeat“ vom 2014er Album „Control“ los wie die Feuerwehr, fast so, als wenn es kein Morgen mehr geben würde. Wenn man den Titel des aktuellen Albums „Shake The Tree“ heranzieht, schüttelten sie so lange am Baum, bis eine bunte Mischung von Songs aus den letzten 3 Veröffentlichungen auf das Publikum herabfiel. Einer der Höhepunkte war dabei „Name On A Bullet“, wobei Barwick einen Geigenbogen a la Jimmy Page über die Seiten seiner Gibson gleiten ließ und der eine oder andere Besucher sich auch vom Stile des Songs in alte Led Zeppelin zurückgesetzt fühlte (vereinzelte Jimmy Rufe waren zu hören). Höhrens- und sehenswert war auch das Drumsolo von Kurtis Smith, der dabei nach einer Zeit die Drumsticks wegschmiss und mit den Händen sein Arbeitsgerät bearbeitete. Manchem Zuschauer taten dabei nur vom Zusehen die Hände weh. Insgesamt ein ganz starker Gig des Trios, wobei die Rhythmussektion um den sehr vitalen Tim Smith mit variantenreiche Bassläufen und dem zuvor erwähnten ‚Tier‘ Kurtis Smith an den Drums, wie es sich für Brüder gehört, gemeinsam die Basis der Songs legten und damit Jason Barwick den Freiraum gaben, sich immer wieder mit rasanten Soli hervorzuheben. Leider gab es keine Zugaben, was aber nicht an der Spielfreude der Truppe lag, sondern am straffen Programm der Rocknacht. Dieser Auftritt wird auf jedem Fall dazu beigetragen haben, die Fangemeinde zu vergrößern und den nächsten Auftritten als Einzel-/Topact entgegenzufiebern.

Line-up The Brew:
Jason Barwick – Guitar, Vocals
Tim Smith – Bass, Vocals
Kurtis Smith – Drums

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Gegen 21:30 Uhr war es dann soweit, Gov’t Mule, die Mannen um den Ausnahmegitarristen Warren Haynes, langjähriges Mitglied der Allman Brothers, betraten die Bühne für eine über zwei Stunden dauernde Session. Im Mittelpunkt standen dabei die Songs des jüngst erschienen Albums „Revolution Come, Revolution Go“, was dazu beitrug, dass es sich um einen für die Besucher einmaligen Liveact handelt, und die Band sich nicht auf alten Lorbeeren ausruht, wie manch andere Band, die über Jahre fast identische Programme abliefern und dabei fast zur eigenen Coverband mutieren. Neben den Songs des neuen Albums, welche etwa die Hälfte der Show einnahmen spielen Haynes und Co. Stücke aus fast allen Schaffensphasen der Band und somit ein sehr abwechslungsreiches Programm. Neben „Kind Of Bird“, einem Allman Brothers-Song (da war Haynes noch etatmäßiges Mitglied), coverten The Mule noch den Jeff Beck-Klassiker „Freeway Jam“ und Blind Willie Johnsons „Dark Was The Night, Cold Was The Ground“. Der Titel des Beck-Songs sagte einiges über den Auftritt der Mule aus. Immer wieder ergaben sich in den Songs stark jammende, psychedelisch angehauchte Sequenzen, die sich auch bei der Stimmung des einen oder anderen Besuchers im Mittanzen wiederspiegelte. Der Rest der Zuschauer war eher gebannt von der Spielkunst und Spielfreude der Band. Den Beginn machte Haynes mit „Railroad Boy“ vom 2009er Album „By A Thread“ auf einer zwölfseitigen Gibson. Schon hier war die southerrocklastige Gangart der Band und Haynes Vergangenheit bei den Allman Brothers erkennbar. Darauf folgte mit „Mule“ der älteste eigene Song vom ersten Werk, welcher eine Pflichtnummer darstellt. Mit „Presure Under Fire“ begann dann die Vorstellung der neuen Tracks von „Revolution Come, Revolution Go“, die alle vom Publikum begeistert angenommen wurden. Eines der Highlights war dabei der gleichnamige Titelsong, bei dem Keyboarder Danny Lois mit prägnantem Keyboardspiel aufwartete. Dieser glänzte bei „Thorns Of Life“ dann auch an der Posaune. Letztgenanntes ist durchaus als psychedelischer Jam-Höhepunkt des Konzertes zu sehen. Aber auch die bisher nicht genannten Musiker, der Bassist Jorgen Carlson und Drummer Matt Abts, glänzen mit einer souveränen und spielfreudigen Rhythmusgrundlage, ohne die sich die Vielfalt und die psychedelischen Aspekte nicht hätten entfalten können. Insgesamt war der Auftritt von Gov’t Mule absolut stark, ohne jegliche Längen, trotz der Dauer von über zwei Stunden. Eine kurzweiliger Head-Act, der die Erwartungen der Besucher sichtbar erfüllte, wenn nicht sogar übertraf.

Line-up Gov’t Mule:
Warren Haynes – Gitarre, Vocals
Jorgen Carlsson – Bass
Danny Louis – Keys, Vocals
Matt Abts – Drums

Fazit: Den Veranstaltern darf man gratulieren, dass sie im Rahmen der Leverkusener Jazztage, eine solche Rocknacht auf die Beine gestellt haben, was aber auch ein Spiegel dieser ambitionierten Reihe von Konzerten in den letzten Jahren ist. Denen, die die Konzerte nicht besuchen konnten, sei nahegelegt, dass der WDR mit dem Rockpalast-Team alle drei Auftritte mitgeschnitten hat. Vielleicht eine gute Gelegenheit, diesen Abend in höchster Qualität entspannt im Wohnzimmer, vielleicht im Rahmen einer kleinen Fete mit Freunden, zu genießen. Auf dem Weg möchte ich mich auch noch einmal beim Team der Jazztage, insbesondere bei Fabian Stiens und Heike (ich kenne leider nur deinen Vornamen) bedanken, die auf die Nachfrage einer Akkreditierung schnell und freundlich geantwortet haben. Auch das spiegelt das ganze Ambiente wider, welches die Besucher im Leverkusener Forum erfahren durften. Sie waren zu Gast und das betraf alle Mitarbeiter, die ich während des langen Abends angetroffen habe, vom Helfer im Parkhaus, bis zu den Kontrolleuren am Eingang, den Verantwortlichen im Veranstaltungsbüro, den Akteuren im Merchandise-Bereich und den Erfrischungsständen sowie den Kameraleuten vom Rockpalast, die den Fotografen die Möglichkeit gaben, auch in unmittelbarer Bühnennähe, Konzertvisionen festzuhalten. Es hat einfach Spaß gemacht. Gerne nächstes Jahr wieder.

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

Albert Lee
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Gov’t Mule
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The Brew
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Leverkusener Jazztage

The Magpie Salute – Same – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Nomen est Omen – der Name der Band lässt in zweierlei Hinsicht erahnen, was den Zuhörer auf der Platte erwartet. Die Elster lässt grüßen, was bedeutet, dass die Krähe in diesem Revier nicht mehr auftaucht.

Wer auf eine Reunion der Black Crowes wartet, kann vermutlich noch lange warten, denn mit den Magpie Salute hat sich 2016 eine Band gefunden, in welcher sich mit Rich Robinson, Marc Ford an der Gitarre und Sven Pipien am Bass, Eddie Harsch an den Keyboards, vier ehemalige Crowes Mitglieder zusammengetan haben, um mit Joe Magistro an den Drums, Nico Bereciartua als drittem Gitarristen, John Hogg mit starken Lead Vocals und Matt Slocum an den Keyboards, das Gerüst einer neuen Supergruppe zu bilden.

Der Begriff einer Supergruppe kann deswegen durchaus gewählt werden, da es den Protagonisten gelingt, mit einer großen musikalischen Bandbreite, Coversongs (die Elster klaut nun mal gerne) hinzulegen, die alle einen eigenen Charakter haben, sodass so niemals der Vergleich zu einer der zahlreichen Coverbands aufkommt.

In einigen Stücken wird der eingefleischte Black Crowes-Fan eben diese wiedererkennen. Andere Tracks wiederum lassen das Flair von The Band oder von Crosby, Stills, Nash and Young in einer erfrischenden Form wieder aufleben. Ein insgesamt starkes Album ohne einen Ausreißer nach unten, bei dem es schwerfällt, Songs besonders hervorzuheben.

„Fearless“ von Pink Floyd in ein Kleid mit Southern Rock-Einflüssen zu packen, ist mutig, aber letztendlich vollkommen gelungen und es wird der Bogen der psychedelischen Floyd zum Southern Rock der Crowes gespannt – Kompliment! „Time Will Tell“, ursprünglich vom viel zu früh verstorbenen Bob Marley, zeigt, das Southern Rock und Reggae durchaus miteinander kompatibel sein können.

In diesem live im Studio aufgenommenen Album ist die Dynamik, die Spielfreude, aber auch die Fähigkeit der Improvisation zu erkennen, wobei einige Songs den Charakter einer Jamsession haben, in der jeder der Musiker die Gelegenheit bekommt, seine spielerische Qualität zu zeigen, ohne zu ausufernd zu werden.

Nach dieser Platte darf man gespannt sein, was als nächstes geboten wird. Live mit den Magpie Salute wird mit Sicherheit ein Erlebnis für Freunde gepflegter Southern Rock-Musik der Richtung Black Crowes, aber auch für Freunde vom Stoff der großen Acts der 70er Jahre. Leider wird Eddie Harsch, einer der Keyboarder, nicht mehr dabei sein, da er kurz nach den Aufnahmen im Alter von nur 59 Jahren im November 2016 verstorben ist.

Eagle Records (2016)
Stil: Jam Rock

01. Omission
02. Comin‘ Home
03. What Is Home
04. Wiser Time
05. Goin‘ Down South
06. War Drums
07. Ain’t No More Cane
08. Fearless
09. Glad And Sorry
10. Time Will Tell

The Magpie Salute
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