Zwei Jahre nach ihrem letzten Auftritt statteten The Brew der Kölner Kantine wieder einen Besuch ab. Im Gepäck hatten sie ihren erst kürzlich erschienenen Longplayer „Art Of Persuation“ und als Support das Schweizer Powerduo The Hydden. Die beiden Eidgenossen verkürzten mit ihren kraftvollen Auftritt von etwa 40 Minuten die Wartezeit auf The Brew und überzeugten das Publikum in der ansprechend gefüllten Kantine mit einem Mix aus Grunge und Hardrock, aber auch bluesigen Einflüssen.
Pünktlich um 21:00 Uhr wurde die Bühne in ein dunkelblaues Licht getaucht, nur das Banner von The Brew war angestrahlt und man konnte erahnen, dass Personen auf die Bühne gingen. Ohne Ansage ließ Basser Tim Smith sein Spielgerät aufknarzen, Kurtis Smith begann die Drumsticks zu schwingen und Jason Barwick drosch auf seine Gitarre ein, um den ersten Song des neuen Albums, „Seven Days Too Long“, auf die Bretter zu legen.
Nach einer anschließenden kurzen Begrüßung durch Barwick, wo er nicht unerwähnt ließ, dass man in Köln heute bester Laune sein müsste, da die Fortuna, bei der die Band zu Gast war, am Nachmittag gewonnen hatte, ging es mit „One Line Crimes“, einem neuen Song, weiter. Schon hier wurde klar, dass The Brew sich noch härter spielend als in den Jahren zuvor präsentieren würde.
Dies kam beim Publikum, das immer wieder vom Basser Tim Smith aufgeheizt wurde, und vom ersten Song an entsprechend mitging, bestens an. Dieser glänzte aber nicht nur als Animateur, sondern auch durch ein druckvolles Basspiel, wo er sein Können immer wieder mit kleinen Soloeinlagen ins Rampenlicht stellte. Des Weiteren hätte er, wenn es für ihn Kilometergeld gegeben hätte, reich werden können.
Er wirbelte springend, posend und sich verrenkend über die Bühne und beherrschte dabei noch sein Instrument perfekt! Zur Stärkung hatte er auf dem Podium zwei Gläser Gin Tonic stehen, die er sich auch redlich verdient hatte.
Jason Barwick, der charismatische Sänger und Gitarrist der Band, ein wenig an Jim Morrison erinnernd, glänzte durch vielseitiges, meist sehr hartes Gitarrenspiel, bei dem er mal die Saiten wie Pete Townsend von The Who armschwingend anschlug oder wie Anno Dazumal Jimmy Page von Led Zeppelin, in der Art eines Geigenbogens zum Schwingen brachte. Großes Kino.
Es waren über das ganze Konzerte die Einflüsse von Led Zeppelin zu vernehmen, wobei The Brew für mich noch eine Spur brachialer daher kamen, als wenn es darum zu beweisen ginge, dass eine von manchen Romatikern gewünschte Led Zep-Reunion überflüssig sei wie ein Kropf. Vergangenes ruhen zu lassen, sich an das Damalige zu erinnern und in der Gegenwart zu leben – dafür stand an diesem Abend der harte Rock von The Brew!
Der Dritte im Bunde, Kurtis Smith, bearbeitete seine Drums zum Teil im Stile eines John Bonhams und kurz vor der Zugabe legte er, wie es sich für eine gute Hard Rock-Band gehört, ein knapp zehnminütiges Solo hin, wobei er zum Ende hin, die Felle nur mit den bloßen Händen malträtierte. Ich konnte nach dem Ende des Konzertes diese begutachten und sah einiges, sowohl an alten Verletzungen, als auch einen, während des Konzertes, mit Panzerband frisch versorgten Finger.
Nun aber weiter mit dem Ablauf der Show. Im Mittelpunkt stand, wie bereits erwähnt, das neue Album und es wurden auch die meisten Songs gespielt. Lobenswert somit, dass sich die Band nicht nur auf alte Sachen verließt, die bisher live gut gelaufen sind.
Neben den vornehmlich harten Stücken offerierte das britische Trio auch einige etwas ruhigere Tracks, wie das im Refrain beatleske „Naked As I Stand“, um zum Ende durch brachiales Gitarren- und Basspiel wieder klarzustellen, für welchen Musikstil The Brew steht.
Mit „Kam“ von „A Million Dead Stars“ zeigten The Brew, dass sie auch langsam können und Barwick gab dem Publikum, wie auch seinen beiden Mitstreitern, noch einmal Zeit, etwas runter zu fahren. Mit dem schon bekannten „Knife Edge“ und „Pink Noise King“ beendeten die drei zunächst das Konzert, um für eine frenetisch geforderte Zugabe noch einmal die Bühne zu betreten.
Was mir besonders gefiel, dass Barwick sich an ihr erstes Deutschland-Konzert damals im Yardclub erinnerten, wo sie vor 20 Besuchern spielten. Marcus Neu glaubte dennoch an sie weiter, lud sie immer wieder ein, mit dem Ergebnis, dass heute die Kantine gut gefüllt wird.
Mit „Every Gig Has A Neighbour“, einem Hit von „A Million Dead Stars“ beschlossen The Brew noch einmal hardrockend den Abend, wobei sich das Trio bis auf’s Äußerste verausgabte. Barwick und Tim Smith sprangen so über vehement über die Bretter, dass man schon fast Angst haben musste, dass die Bühne unter ihnen nachgibt.
Kurz nach Ende der Show fanden sich alle beteiligten Musiker am Merchandising-Stand ein, um die diversen Artikel zu signieren oder den einen oder anderen Plausch zu führen. The Brew hielten somit, was die Fans erwartet hatten. Sie werden diesen Monat noch mehrere Konzerte in Deutschland geben, deren Besuch für Hardrockfans fast ein Pflichttermin sein sollte.
Ein Dank an Marcus und das Kantinenteam für die problemlose Akkreditierung und diesen wirklich schönen Rockabend!
Line-up:
Jason Barwick – Guitar, Vocals
Tim Smith – Bass, Vocals
Kurtis Smith – Drums
Text und Bilder: Gernot Mangold