The Brew – 20.10.2018, Kantine, Köln – Konzertbericht

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Zwei Jahre nach ihrem letzten Auftritt statteten The Brew der Kölner Kantine wieder einen Besuch ab. Im Gepäck hatten sie ihren erst kürzlich erschienenen Longplayer „Art Of Persuation“ und als Support das Schweizer Powerduo The Hydden. Die beiden Eidgenossen verkürzten mit ihren kraftvollen Auftritt von etwa 40 Minuten die Wartezeit auf The Brew und überzeugten das Publikum in der ansprechend gefüllten Kantine mit einem Mix aus Grunge und Hardrock, aber auch bluesigen Einflüssen.

Pünktlich um 21:00 Uhr wurde die Bühne in ein dunkelblaues Licht getaucht, nur das Banner von The Brew war angestrahlt und man konnte erahnen, dass Personen auf die Bühne gingen. Ohne Ansage ließ Basser Tim Smith sein Spielgerät aufknarzen, Kurtis Smith begann die Drumsticks zu schwingen und Jason Barwick drosch auf seine Gitarre ein, um den ersten Song des neuen Albums, „Seven Days Too Long“, auf die Bretter zu legen.

Nach einer anschließenden kurzen Begrüßung durch Barwick, wo er nicht unerwähnt ließ, dass man in Köln heute bester Laune sein müsste, da die Fortuna, bei der die Band zu Gast war, am Nachmittag gewonnen hatte,  ging es mit „One Line Crimes“, einem neuen Song, weiter. Schon hier wurde klar, dass The Brew sich noch härter spielend als in den Jahren zuvor präsentieren würde.

Dies kam beim Publikum, das immer wieder vom Basser Tim Smith aufgeheizt wurde, und vom ersten Song an entsprechend mitging, bestens an. Dieser glänzte aber nicht nur als Animateur, sondern auch durch ein druckvolles Basspiel, wo er sein Können immer wieder mit kleinen Soloeinlagen ins Rampenlicht stellte. Des Weiteren hätte er, wenn es für ihn  Kilometergeld gegeben hätte, reich werden können.

Er wirbelte springend, posend und sich verrenkend über die Bühne und beherrschte dabei noch sein Instrument perfekt! Zur Stärkung hatte er auf dem Podium zwei Gläser Gin Tonic stehen, die er sich auch redlich verdient hatte.

Jason Barwick, der charismatische Sänger und Gitarrist der Band, ein wenig an Jim Morrison erinnernd, glänzte durch vielseitiges, meist sehr hartes Gitarrenspiel, bei dem er mal die Saiten wie Pete Townsend von The Who armschwingend anschlug oder wie Anno Dazumal Jimmy Page von Led Zeppelin, in der Art eines Geigenbogens zum Schwingen brachte. Großes Kino.

Es waren über das ganze Konzerte die Einflüsse von Led Zeppelin zu vernehmen, wobei The Brew für mich noch eine Spur brachialer daher kamen, als wenn es darum zu beweisen ginge, dass eine von manchen Romatikern gewünschte Led Zep-Reunion überflüssig sei wie ein Kropf. Vergangenes ruhen zu lassen, sich an das Damalige zu erinnern und in der Gegenwart zu leben – dafür stand an diesem Abend der harte Rock von The Brew!

Der Dritte im Bunde, Kurtis Smith, bearbeitete seine Drums zum Teil im Stile eines John Bonhams und kurz vor der Zugabe legte er, wie es sich für eine gute Hard Rock-Band gehört, ein knapp zehnminütiges Solo hin, wobei er zum Ende hin, die Felle nur mit den bloßen Händen malträtierte. Ich konnte nach dem Ende des Konzertes diese begutachten und sah einiges, sowohl an alten Verletzungen, als auch einen, während des Konzertes, mit Panzerband frisch versorgten Finger.

Nun aber weiter mit dem Ablauf der Show. Im Mittelpunkt stand, wie bereits erwähnt, das neue Album und es wurden auch die meisten Songs gespielt.  Lobenswert somit, dass sich die Band nicht nur auf alte Sachen verließt, die bisher live gut gelaufen sind.

Neben den vornehmlich harten Stücken offerierte das britische Trio auch einige etwas ruhigere Tracks, wie das im Refrain beatleske „Naked As I Stand“, um zum Ende durch brachiales Gitarren- und Basspiel wieder klarzustellen, für welchen Musikstil The Brew steht.

Mit „Kam“ von „A Million Dead Stars“ zeigten The Brew, dass sie auch langsam können und Barwick gab dem Publikum, wie auch seinen beiden Mitstreitern, noch einmal Zeit, etwas runter zu fahren. Mit dem schon bekannten „Knife Edge“ und „Pink Noise King“ beendeten die drei zunächst das Konzert, um für eine frenetisch geforderte Zugabe noch einmal die Bühne zu betreten.

Was mir besonders gefiel, dass Barwick sich an ihr erstes Deutschland-Konzert damals im Yardclub erinnerten, wo sie vor 20 Besuchern spielten. Marcus Neu glaubte dennoch an sie weiter, lud sie immer wieder ein, mit dem Ergebnis, dass heute die Kantine gut gefüllt wird.

Mit „Every Gig Has A Neighbour“, einem Hit von „A Million Dead Stars“ beschlossen The Brew noch einmal hardrockend den Abend, wobei sich das Trio bis auf’s Äußerste verausgabte. Barwick und Tim Smith sprangen so über vehement über die Bretter, dass man schon fast Angst haben musste, dass die Bühne unter ihnen nachgibt.

Kurz nach Ende der Show fanden sich alle beteiligten Musiker am Merchandising-Stand ein, um die diversen Artikel zu signieren oder den einen oder anderen Plausch zu führen. The Brew hielten somit, was die Fans erwartet hatten. Sie werden diesen Monat noch mehrere Konzerte in Deutschland geben, deren Besuch für Hardrockfans fast ein Pflichttermin sein sollte.

Ein Dank an Marcus und das Kantinenteam für die problemlose Akkreditierung und diesen wirklich schönen Rockabend!

Line-up:
Jason Barwick – Guitar, Vocals
Tim Smith – Bass, Vocals
Kurtis Smith – Drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Kantine Köln

Rocknight – Leverkusener Jazztage – 07.11.2017, Leverkusen, Forum – Festivalbericht

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Im Rahmen der Leverkusener Rocktage gelang es den Veranstaltern für die Rocknacht, die auch im Rahmen des Rockpalasts vom WDR aufgenommen wurde, mit Albert Lee, The Brew und Gov’t Mule, drei Bands zu gewinnen, welche alle für sich als Top Act gesehen werden können. Es wurde dabei eine große musikalische Bandbreite abgedeckt, die dafür sorgen sollte, dass es eine sehr kurzweilige abwechslungsreiche Veranstaltung war, bei der die Zuschauer/Zuhörer im, für einen Dienstagabend sehr gut gefüllten Leverkusener Forum, voll auf ihre Kosten kamen. Eine hohen Anteil daran hatte auch die sehr gute Organisation der Veranstalter. Dadurch, dass die Umbaupausen, welche oft bei Festivals regelrechte Einschnitte in den Abend darstellen, sehr kurz gehalten waren, hatte man immer genug Zeit, sich noch am Merchandisestand mit Erinnerungsstücken einzudecken, an den Theken, sich das eine oder andere Erfrischungsgetränk zu genehmigen oder einfach mit anderen Besuchern fachzusimpeln.

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Sehr pünktlich gegen 19:00 Uhr begann die Rocknacht mit Albert Lee, der die Zuschauer gekonnt mit Blues Rock, immer wieder gespickt mit Countryeinflüssen, begeistern konnte. Die Qualität eines Albert Lee spiegelt auch seine Vergangenheit wieder, wo er unter anderem auf Claptons Liveperle „Just One Night“ zu hören ist. Zudem spielte er auch bei Joe Cocker und Emmylou Harris, was neben dem Blues, seine Nähe auch zu Country und Folk wiederspiegelt. Nach zwei Soloscheiben Ende der 80er Jahre hat Lee in diesem Jahrtausend wieder seine Soloader entdeckt und tourt vermehrt mit seiner Band. Sein Keyboarder, JT Thomas, der im Verlauf des Gov’t Mule-Konzerts noch einen Gastauftritt hatte, sorgte mit virtuosem, im Tempo vielfach wechselnden Keyboardspiel, für einen runden vollen Sound. Die kraftvolle Grundlage für den Rhythmus legten die beiden Youngster der Band, Will MacGregor am Bass und Ollie Sears, die sich meist visuell im Hintergrund hielten. Highlights waren für mich das Country-lastige „Countryboy“ und die Ballade „Highwayman“, bei der Lee auch am Piano und mit schön samtigen Gesang glänzen konnte. Für einen Opener, wenn man in diesem Fall überhaupt davon sprechen kann, ein ganz starkes Konzert, welches die Messlatte für die folgenden Acts hoch anlegte. Es sei vorweggenommen: Alle Bands an diesem Abend spielten auf absolut hohem Niveau, wobei ich nicht beurteilen will und kann, welcher Interpret der beste war, da alle in ihrer Verschiedenheit, einfach Klasse waren und es unfair wäre, hier selektiv zu vergleichen, was leider in der heutigen Zeit in vielen Bereichen verstärkt gemacht wird.

Line-up Albert Lee:
Albert Lee – guitar, vocals, piano
JT Thomas – keyboards
Will MacGregor – bass
Ollie Sears – drums

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Nach einer kurzen Umbaupause begann ein absolutes Kontrastprogramm zu Albert Lee. The Brew ließen es fast brachial mit Blues Rock der absolut harten Gangart krachen. Die Mannen um Frontmann Jason Barwick an der Gitarre und den Lead Vocals, Tim Smith am Bass und Kurtis Smith an den Drums legten mit „Repeat“ vom 2014er Album „Control“ los wie die Feuerwehr, fast so, als wenn es kein Morgen mehr geben würde. Wenn man den Titel des aktuellen Albums „Shake The Tree“ heranzieht, schüttelten sie so lange am Baum, bis eine bunte Mischung von Songs aus den letzten 3 Veröffentlichungen auf das Publikum herabfiel. Einer der Höhepunkte war dabei „Name On A Bullet“, wobei Barwick einen Geigenbogen a la Jimmy Page über die Seiten seiner Gibson gleiten ließ und der eine oder andere Besucher sich auch vom Stile des Songs in alte Led Zeppelin zurückgesetzt fühlte (vereinzelte Jimmy Rufe waren zu hören). Höhrens- und sehenswert war auch das Drumsolo von Kurtis Smith, der dabei nach einer Zeit die Drumsticks wegschmiss und mit den Händen sein Arbeitsgerät bearbeitete. Manchem Zuschauer taten dabei nur vom Zusehen die Hände weh. Insgesamt ein ganz starker Gig des Trios, wobei die Rhythmussektion um den sehr vitalen Tim Smith mit variantenreiche Bassläufen und dem zuvor erwähnten ‚Tier‘ Kurtis Smith an den Drums, wie es sich für Brüder gehört, gemeinsam die Basis der Songs legten und damit Jason Barwick den Freiraum gaben, sich immer wieder mit rasanten Soli hervorzuheben. Leider gab es keine Zugaben, was aber nicht an der Spielfreude der Truppe lag, sondern am straffen Programm der Rocknacht. Dieser Auftritt wird auf jedem Fall dazu beigetragen haben, die Fangemeinde zu vergrößern und den nächsten Auftritten als Einzel-/Topact entgegenzufiebern.

Line-up The Brew:
Jason Barwick – Guitar, Vocals
Tim Smith – Bass, Vocals
Kurtis Smith – Drums

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Gegen 21:30 Uhr war es dann soweit, Gov’t Mule, die Mannen um den Ausnahmegitarristen Warren Haynes, langjähriges Mitglied der Allman Brothers, betraten die Bühne für eine über zwei Stunden dauernde Session. Im Mittelpunkt standen dabei die Songs des jüngst erschienen Albums „Revolution Come, Revolution Go“, was dazu beitrug, dass es sich um einen für die Besucher einmaligen Liveact handelt, und die Band sich nicht auf alten Lorbeeren ausruht, wie manch andere Band, die über Jahre fast identische Programme abliefern und dabei fast zur eigenen Coverband mutieren. Neben den Songs des neuen Albums, welche etwa die Hälfte der Show einnahmen spielen Haynes und Co. Stücke aus fast allen Schaffensphasen der Band und somit ein sehr abwechslungsreiches Programm. Neben „Kind Of Bird“, einem Allman Brothers-Song (da war Haynes noch etatmäßiges Mitglied), coverten The Mule noch den Jeff Beck-Klassiker „Freeway Jam“ und Blind Willie Johnsons „Dark Was The Night, Cold Was The Ground“. Der Titel des Beck-Songs sagte einiges über den Auftritt der Mule aus. Immer wieder ergaben sich in den Songs stark jammende, psychedelisch angehauchte Sequenzen, die sich auch bei der Stimmung des einen oder anderen Besuchers im Mittanzen wiederspiegelte. Der Rest der Zuschauer war eher gebannt von der Spielkunst und Spielfreude der Band. Den Beginn machte Haynes mit „Railroad Boy“ vom 2009er Album „By A Thread“ auf einer zwölfseitigen Gibson. Schon hier war die southerrocklastige Gangart der Band und Haynes Vergangenheit bei den Allman Brothers erkennbar. Darauf folgte mit „Mule“ der älteste eigene Song vom ersten Werk, welcher eine Pflichtnummer darstellt. Mit „Presure Under Fire“ begann dann die Vorstellung der neuen Tracks von „Revolution Come, Revolution Go“, die alle vom Publikum begeistert angenommen wurden. Eines der Highlights war dabei der gleichnamige Titelsong, bei dem Keyboarder Danny Lois mit prägnantem Keyboardspiel aufwartete. Dieser glänzte bei „Thorns Of Life“ dann auch an der Posaune. Letztgenanntes ist durchaus als psychedelischer Jam-Höhepunkt des Konzertes zu sehen. Aber auch die bisher nicht genannten Musiker, der Bassist Jorgen Carlson und Drummer Matt Abts, glänzen mit einer souveränen und spielfreudigen Rhythmusgrundlage, ohne die sich die Vielfalt und die psychedelischen Aspekte nicht hätten entfalten können. Insgesamt war der Auftritt von Gov’t Mule absolut stark, ohne jegliche Längen, trotz der Dauer von über zwei Stunden. Eine kurzweiliger Head-Act, der die Erwartungen der Besucher sichtbar erfüllte, wenn nicht sogar übertraf.

Line-up Gov’t Mule:
Warren Haynes – Gitarre, Vocals
Jorgen Carlsson – Bass
Danny Louis – Keys, Vocals
Matt Abts – Drums

Fazit: Den Veranstaltern darf man gratulieren, dass sie im Rahmen der Leverkusener Jazztage, eine solche Rocknacht auf die Beine gestellt haben, was aber auch ein Spiegel dieser ambitionierten Reihe von Konzerten in den letzten Jahren ist. Denen, die die Konzerte nicht besuchen konnten, sei nahegelegt, dass der WDR mit dem Rockpalast-Team alle drei Auftritte mitgeschnitten hat. Vielleicht eine gute Gelegenheit, diesen Abend in höchster Qualität entspannt im Wohnzimmer, vielleicht im Rahmen einer kleinen Fete mit Freunden, zu genießen. Auf dem Weg möchte ich mich auch noch einmal beim Team der Jazztage, insbesondere bei Fabian Stiens und Heike (ich kenne leider nur deinen Vornamen) bedanken, die auf die Nachfrage einer Akkreditierung schnell und freundlich geantwortet haben. Auch das spiegelt das ganze Ambiente wider, welches die Besucher im Leverkusener Forum erfahren durften. Sie waren zu Gast und das betraf alle Mitarbeiter, die ich während des langen Abends angetroffen habe, vom Helfer im Parkhaus, bis zu den Kontrolleuren am Eingang, den Verantwortlichen im Veranstaltungsbüro, den Akteuren im Merchandise-Bereich und den Erfrischungsständen sowie den Kameraleuten vom Rockpalast, die den Fotografen die Möglichkeit gaben, auch in unmittelbarer Bühnennähe, Konzertvisionen festzuhalten. Es hat einfach Spaß gemacht. Gerne nächstes Jahr wieder.

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

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