Blues Night – Leverkusener Jazztage – 07.11.2019, Leverkusen, Forum – Festivalbericht

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Kaum zu glauben, aber die Leverkusener Jazztage feiern dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Eine Veranstaltungsreihe, die sich über die Zeit einen großen Nahmen gemacht hat und aus dem Musikkalender auch für den WDR-Rockpalast nicht mehr wegzudenken ist. Großartige Jazzmusiker haben hier in den Jahren ein Gastspiel abgeliefert, aber auch andere Musiksparten wurden in die Jazztage integriert. So stellt auch die Blues Night einen festen Bestandteil dar, die auch wieder vom Rockpalast aufgezeichnet wurde und am 25.11.2019 von 00:45 – 4:15 Uhr ausgestrahlt wird. Das Programm hatte es in sich und es verdient in dieser Form festgehalten zu werden.

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Pünktlich, wie im Programm angekündigt, wurde die erste Band vorgestellt und Eamonn McCormack betrat mit seinen beiden jungen Bandmitgliedern Edgar Karg am Bass und Max Jung-Poppe an den Drums die Bühne des gut gefüllten Forums. Der mittlerweile 57-jährige Gitarrist aus Dublin mag für viele ein unbeschriebenes Blatt sein. Dass es sich aber um einen großartigen Blueskünstler handelt, bewies er schon in der Vergangenheit, als er mit Größen wie Rory Gallagher, Nils Lofgren, aber auch unter dem Pseudonym Samuel-Eddy für ZZ Top und Robert Plant, Konzerte eröffnete.

Seine „Liebe“ zur Musik von Rory Gallagher, war während der ganzen Show erkennbar, was auch an den gemeinsamen irischen Wurzeln liegen mag. In den 30 Minuten, die ihm zur Verfügung standen, lieferte er mit seinen Jungs einen starken Blues Rock-Auftritt, der auch beim Publikum entsprechend ankam. Den Beginn bestritt er mit „From Town To Town“ vom aktuellen Album „Like There’s No Tomorrow“, in dem er seine eigene Reise als Musiker von Dublin bis nach Memphis beschreibt. Die folgenden Lieder, „Down And Out“, „Funkytown“ und „Heal My Faith“, alle mit treibender Rhythmussektion und hart gespielten Soli im Stile Gallaghers, mündeten schließlich in „Falsely Accused“, in dem auch Rory mal als Gastmusiker seinen Anteil hatte, aber alle aus der Feder McCormacks stammten.

Fast logische Konsequenz war, dass zum Abschluss des Auftritts mit „Shadow Play“ ein Song von gecovert wurde, der scheinbar wie ein Schatten über die Bühne geschwebt war. In einem Gespräch mit McCormack und Jung-Puppe nach dem Konzert, schilderten diese noch einmal die besondere Atmosphäre der gut besuchten Show und die daraus resultierende Spielfreude, die ihnen aber auch zu jedem Moment des Konzertes anzumerken war. Nach der Show nahm sich McCormack ausgiebig Zeit, um am gut besuchten Merchandising-Stand den Fans, von denen er an diesem Abend mit Sicherheit einige hinzugewonnen hatte, zur Verfügung zu stehen.

Line-up Eammon McCormack:
Eamonn McCormack (lead vocals, electric guitars)
Eddy Karg (bass)
Max Jung Poppe (drums)

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Nach einer kurzen Umbauphase, an dieser Stelle kann schon einmal die gut geplante Organisation hervorgehoben werden (die Sets begannen fast minutengenau wie geplant), wurde dann die Kris Barras Band angekündigt. Die Briten legten gleich, mit „Ignite (Light It Up)“ und „Counterfeit People“ los wie die Feuerwehr. Der Beginn war somit identisch mit einem Konzert, vor einigen Wochen in Dortmund, was aber auch nicht verwunderlich ist, da der Auftritt praktisch im Rahmen der eigenen Tour stattfand und der junge Brite auch erst sein zweites Album herausgebracht hat. Für den heutigen Abend hatte er danach aber dann einige Songs ausgetauscht.

So brachte er mit „I Got Time“ ein Stück mit einem gehörigen Southern-Flair auf die Bretter. Mit „What You Get“ und „Vegas Son“ folgten noch einmal zwei krachend vorgetragene Tracks des aktuellen Werks, bei denen der am Bass wild posende Elliott Blackler und Billy Hammett an den Drums, wie ein Derwisch spielend, eine Basis legten, die Josiah J. Manning mit zum Teil virtuosen Keyboardspiel füllte. Einer der Höhepunkte eines starken Konzertes folgte dann mit „Watching Over Me“, einer Hommage an seinen Vater, bei der Barras sich in Soli sprichwörtlich die Seele aus dem Leib spielte, um in einem Moment scheinbar in sich gekehrt in Richtung Himmel zu zeigen, von wo aus sein Vater, dem Titel des Liedes nach, ein Auge auf ihn wirft.

Bluesig bis hart rockend ging es dann mit „Not Fading“ weiter, um mit „Devil’s Done Right“, Blues und Boogie im Stile von ZZ Top zu performen.
„Lovers Or Loosers“ leitete Manning mit einem psychedelischen Keyboard-Intro ein, in das Barras dann südstaaten-ähnlich seine Gitarre einspielte um kurz vor dem Finale etwas Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Ähnlich, mit starken Slide Einlagen, folgte als erste Zugabe mit „Hail Mary“ ein Song, der auch Südstaatenrockern gut zu Gesicht gestanden hätte.

Das Finale Furioso war dann eine scheinbar nicht endende Version von „Going Down“, mit furiosen Gitarrensoli, Bassläufen, krachenden Drums und zünftigen Keyboardeinlagen. Nach etwa einer Stunde verabschiedete sich dann eine bestens aufgelegte Kris Barras Band von begeisterten Publikum. Es ist erstaunlich, mit welcher Bühnenpräsenz der junge Brite, der erst wenige Jahre im Musikgeschäft ist, einen Draht zum Publikum herstellt und auch jedem seiner Mitstreiter die Räume gibt, sich zu präsentieren, sodass der Name ‚Band‘ in diesem Fall absolut zutreffend ist. Wie McCormack nahm sich auch Barras nach dem Konzert ausgiebig Zeit für die Fans, die zahlreich am Merchandising-Stand warteten.

Line-up Kris Barras Band:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys, vocals)
Billy Hammett (drums)

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Um 21:45 betrat dann der Main-Act, Kenny Wayne Shepherd, diesmal im Vergleich zum Konzert im Sommer mit Beth Hart, mit „Bigband“ die Bühne. Zur bekannten Besetzung mit Noah Hunt (guitar, vocals), Scott Nelson (bass), Joe Krown (keyboards) und Chris Layton (drums) gesellten sich an diesem Abend noch Joe Sublett (saxophone) und Mark Pender (trumpet) hinzu. Diesmal ergänzte Shepherd die Setlist um einige Songs, da ihm als Headliner ein größerer Spielraum gegönnt wurde.

Nach einem dramaturgischen Intro vom Band mit Bandvorstellung ließ Shepherd in dieses tiefe Töne seiner Gitarre klingen, sodass man diese scheinbar am Körper spüren konnte, um dann mit „Woman Like You“ die Show zu eröffnen. Durch die Bläsersektion wurde der Sound noch voluminöser als er ohnehin schon war. Nachdem ein sichtlich gut gelaunter Protagonist das Leverkusener Publikum begrüßt hatte, legte er den von Neil Young geschriebenen Buffalo Springfield-Klassiker „Mr. Soul“ in einer harten bluesrockigen Version nach.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte die Band die Fans hinter sich gebracht. Neben dem wie gewohnt starken Gitarrenspiel Shepherds, konnte auch Noah Hunt gesanglich voll überzeugen. Im weiteren Verlauf unterstützte er Shepherd, der dann auch in vielen Songs den Leadgesang übernahm, sowohl an der elektrischen als auch der akustischen Gitarre. Über die spielerische Klasse Laytons an den Drums Worte zu verlieren erübrigt sich. Diese bewies er schon an der Seite von Stevie Ray Vaughan in Band sowie Storyville oder Arc Angels, etc. und bot Shepherd zusammen mit Scott Nelson, der den Bass auf den Punkt brachte, die Grundlage, sich in vielen der Songs an der Gitarre auszutoben, was er beim knüppelhart performten „Long Time Running“ auch entsprechend tat.

Bei „I Want You“ hatte dann Keyboarder Joe Krown seinen ersten ganz großen Auftritt mit einem überzeugenden Honkytonk-Solo. Ganz stark das folgende „Diamonds & Gold“ mit treibenden Rhythmus, einer fast singenden Gitarre Shepherds und starken Rhythmusspiel von Hunt, der sich dazu die Gitarre umgeschnallt hatte. Hervorzuheben auch der wechselweise Gesang der beiden Genannten. Beim Elmore James-Cover „Talk To Me Baby“ wurde es dann richtig bluesig und Joe Sublett am Saxofon und Mark Fender an der Trompete sorgten für regelrechtes Bigband-Feeling, was das Publikum sichtlich begeisterte.

Mit „Heat Of The Sun“ und „Down For Love“ wurde es etwas ruhiger und leichtes Southern-Luft erfüllte das Forum, welches sich bei „Turn To Stone“ fortsetzte und nur durch den Slowblues „Shame, Shame, Shame“ (natürlich mit brachialem Gitarrensolo endend) kurz unterbrochen wurde. Darauf verließ die Band die Bühne, um nach frenetischem Applaus, für insgesamt drei Zugaben noch einmal zurückzukommen.

Das Southern-lastigen „Blue On Black“, wieder mit starken Soloeinlagen Shepherds, sowie das treibende „I’m A King Bee“ (toller Gesang von Noah Hunt) leitete dann ein furioses Finale ein. In einer ausgedehnten Version des Jimi Hendrix-Klassikers „Voodoo Child (Slight Return)“ entfachte Shepherd brachiale Soli, die er bildlich in Richtung Publikum abfeuerte. Seine furiose Bläsersektion, Krown mit Soloeinlagen am Keyboard und die stampfende Rhythmussektion um Layton und Nelson, erstürmten die Halle regelrecht. Das danach nichts mehr kommen konnte, war eigentlich jedem klar.

Line-up Kenny Wayne Shepherd:
Kenny Wayne Shepherd (electric guitar, vocals, lead vocals)
Noah Hunt (lead vocals, electric and acoustic guitar, percussion)
Joe Krown (keys)
Scott Nelson (bass)
Chris Layton (drums)
Joe Sublett (saxophone)
Mark Pender (trumpet)

Fazit: Dem Team um Fabian Stiens ist es gelungen, hochkarätige Künstler für diesen Abend zu gewinnen, die, auch wenn der Blues verschieden interpretiert wurde, gut zusammen passten. So kam es nicht zu Brüchen im Festival. Auffallend war ein sehr präsentes, immer zuvorkommendes Team, was einen fast familiären Charakter entstehen ließ. Einen großen Anteil an der gelungenen Veranstaltung hatten natürlich auch die bestens aufgelegten Künstler und ein Publikum, das sich durchaus anspornend auf die Musiker auswirkte. Ein Lob auch an die Soundtechniker, die einen gut differenzierten Sound in die Halle brachten und die Lichttechniker, die mit abwechslungsreichen Effekten, auch optisch unterstützten.

Ein Dank an Shooter Promotions und Fabian Stiens für die Akkreditierung und die Möglichkeit sich zum Fotografieren recht uneingeschränkt bewegen zu können, dass es gar nicht nötig war, aus dem abgesperrten Bereich vor der Bühne zu agieren, wo man dann eher die Kamaeraleute des Rockpalast gestört hätte, da das Forum mit seiner terassenförmigen Architektur auch so viele Möglichkeiten bietet.

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

Eamonn McCormack
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The Kris Barras Band
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Kenny Wayne Shepherd
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Shooter Promotions
Leverkusener Jazztage

Rocknight – Leverkusener Jazztage – 07.11.2017, Leverkusen, Forum – Festivalbericht

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Im Rahmen der Leverkusener Rocktage gelang es den Veranstaltern für die Rocknacht, die auch im Rahmen des Rockpalasts vom WDR aufgenommen wurde, mit Albert Lee, The Brew und Gov’t Mule, drei Bands zu gewinnen, welche alle für sich als Top Act gesehen werden können. Es wurde dabei eine große musikalische Bandbreite abgedeckt, die dafür sorgen sollte, dass es eine sehr kurzweilige abwechslungsreiche Veranstaltung war, bei der die Zuschauer/Zuhörer im, für einen Dienstagabend sehr gut gefüllten Leverkusener Forum, voll auf ihre Kosten kamen. Eine hohen Anteil daran hatte auch die sehr gute Organisation der Veranstalter. Dadurch, dass die Umbaupausen, welche oft bei Festivals regelrechte Einschnitte in den Abend darstellen, sehr kurz gehalten waren, hatte man immer genug Zeit, sich noch am Merchandisestand mit Erinnerungsstücken einzudecken, an den Theken, sich das eine oder andere Erfrischungsgetränk zu genehmigen oder einfach mit anderen Besuchern fachzusimpeln.

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Sehr pünktlich gegen 19:00 Uhr begann die Rocknacht mit Albert Lee, der die Zuschauer gekonnt mit Blues Rock, immer wieder gespickt mit Countryeinflüssen, begeistern konnte. Die Qualität eines Albert Lee spiegelt auch seine Vergangenheit wieder, wo er unter anderem auf Claptons Liveperle „Just One Night“ zu hören ist. Zudem spielte er auch bei Joe Cocker und Emmylou Harris, was neben dem Blues, seine Nähe auch zu Country und Folk wiederspiegelt. Nach zwei Soloscheiben Ende der 80er Jahre hat Lee in diesem Jahrtausend wieder seine Soloader entdeckt und tourt vermehrt mit seiner Band. Sein Keyboarder, JT Thomas, der im Verlauf des Gov’t Mule-Konzerts noch einen Gastauftritt hatte, sorgte mit virtuosem, im Tempo vielfach wechselnden Keyboardspiel, für einen runden vollen Sound. Die kraftvolle Grundlage für den Rhythmus legten die beiden Youngster der Band, Will MacGregor am Bass und Ollie Sears, die sich meist visuell im Hintergrund hielten. Highlights waren für mich das Country-lastige „Countryboy“ und die Ballade „Highwayman“, bei der Lee auch am Piano und mit schön samtigen Gesang glänzen konnte. Für einen Opener, wenn man in diesem Fall überhaupt davon sprechen kann, ein ganz starkes Konzert, welches die Messlatte für die folgenden Acts hoch anlegte. Es sei vorweggenommen: Alle Bands an diesem Abend spielten auf absolut hohem Niveau, wobei ich nicht beurteilen will und kann, welcher Interpret der beste war, da alle in ihrer Verschiedenheit, einfach Klasse waren und es unfair wäre, hier selektiv zu vergleichen, was leider in der heutigen Zeit in vielen Bereichen verstärkt gemacht wird.

Line-up Albert Lee:
Albert Lee – guitar, vocals, piano
JT Thomas – keyboards
Will MacGregor – bass
Ollie Sears – drums

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Nach einer kurzen Umbaupause begann ein absolutes Kontrastprogramm zu Albert Lee. The Brew ließen es fast brachial mit Blues Rock der absolut harten Gangart krachen. Die Mannen um Frontmann Jason Barwick an der Gitarre und den Lead Vocals, Tim Smith am Bass und Kurtis Smith an den Drums legten mit „Repeat“ vom 2014er Album „Control“ los wie die Feuerwehr, fast so, als wenn es kein Morgen mehr geben würde. Wenn man den Titel des aktuellen Albums „Shake The Tree“ heranzieht, schüttelten sie so lange am Baum, bis eine bunte Mischung von Songs aus den letzten 3 Veröffentlichungen auf das Publikum herabfiel. Einer der Höhepunkte war dabei „Name On A Bullet“, wobei Barwick einen Geigenbogen a la Jimmy Page über die Seiten seiner Gibson gleiten ließ und der eine oder andere Besucher sich auch vom Stile des Songs in alte Led Zeppelin zurückgesetzt fühlte (vereinzelte Jimmy Rufe waren zu hören). Höhrens- und sehenswert war auch das Drumsolo von Kurtis Smith, der dabei nach einer Zeit die Drumsticks wegschmiss und mit den Händen sein Arbeitsgerät bearbeitete. Manchem Zuschauer taten dabei nur vom Zusehen die Hände weh. Insgesamt ein ganz starker Gig des Trios, wobei die Rhythmussektion um den sehr vitalen Tim Smith mit variantenreiche Bassläufen und dem zuvor erwähnten ‚Tier‘ Kurtis Smith an den Drums, wie es sich für Brüder gehört, gemeinsam die Basis der Songs legten und damit Jason Barwick den Freiraum gaben, sich immer wieder mit rasanten Soli hervorzuheben. Leider gab es keine Zugaben, was aber nicht an der Spielfreude der Truppe lag, sondern am straffen Programm der Rocknacht. Dieser Auftritt wird auf jedem Fall dazu beigetragen haben, die Fangemeinde zu vergrößern und den nächsten Auftritten als Einzel-/Topact entgegenzufiebern.

Line-up The Brew:
Jason Barwick – Guitar, Vocals
Tim Smith – Bass, Vocals
Kurtis Smith – Drums

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Gegen 21:30 Uhr war es dann soweit, Gov’t Mule, die Mannen um den Ausnahmegitarristen Warren Haynes, langjähriges Mitglied der Allman Brothers, betraten die Bühne für eine über zwei Stunden dauernde Session. Im Mittelpunkt standen dabei die Songs des jüngst erschienen Albums „Revolution Come, Revolution Go“, was dazu beitrug, dass es sich um einen für die Besucher einmaligen Liveact handelt, und die Band sich nicht auf alten Lorbeeren ausruht, wie manch andere Band, die über Jahre fast identische Programme abliefern und dabei fast zur eigenen Coverband mutieren. Neben den Songs des neuen Albums, welche etwa die Hälfte der Show einnahmen spielen Haynes und Co. Stücke aus fast allen Schaffensphasen der Band und somit ein sehr abwechslungsreiches Programm. Neben „Kind Of Bird“, einem Allman Brothers-Song (da war Haynes noch etatmäßiges Mitglied), coverten The Mule noch den Jeff Beck-Klassiker „Freeway Jam“ und Blind Willie Johnsons „Dark Was The Night, Cold Was The Ground“. Der Titel des Beck-Songs sagte einiges über den Auftritt der Mule aus. Immer wieder ergaben sich in den Songs stark jammende, psychedelisch angehauchte Sequenzen, die sich auch bei der Stimmung des einen oder anderen Besuchers im Mittanzen wiederspiegelte. Der Rest der Zuschauer war eher gebannt von der Spielkunst und Spielfreude der Band. Den Beginn machte Haynes mit „Railroad Boy“ vom 2009er Album „By A Thread“ auf einer zwölfseitigen Gibson. Schon hier war die southerrocklastige Gangart der Band und Haynes Vergangenheit bei den Allman Brothers erkennbar. Darauf folgte mit „Mule“ der älteste eigene Song vom ersten Werk, welcher eine Pflichtnummer darstellt. Mit „Presure Under Fire“ begann dann die Vorstellung der neuen Tracks von „Revolution Come, Revolution Go“, die alle vom Publikum begeistert angenommen wurden. Eines der Highlights war dabei der gleichnamige Titelsong, bei dem Keyboarder Danny Lois mit prägnantem Keyboardspiel aufwartete. Dieser glänzte bei „Thorns Of Life“ dann auch an der Posaune. Letztgenanntes ist durchaus als psychedelischer Jam-Höhepunkt des Konzertes zu sehen. Aber auch die bisher nicht genannten Musiker, der Bassist Jorgen Carlson und Drummer Matt Abts, glänzen mit einer souveränen und spielfreudigen Rhythmusgrundlage, ohne die sich die Vielfalt und die psychedelischen Aspekte nicht hätten entfalten können. Insgesamt war der Auftritt von Gov’t Mule absolut stark, ohne jegliche Längen, trotz der Dauer von über zwei Stunden. Eine kurzweiliger Head-Act, der die Erwartungen der Besucher sichtbar erfüllte, wenn nicht sogar übertraf.

Line-up Gov’t Mule:
Warren Haynes – Gitarre, Vocals
Jorgen Carlsson – Bass
Danny Louis – Keys, Vocals
Matt Abts – Drums

Fazit: Den Veranstaltern darf man gratulieren, dass sie im Rahmen der Leverkusener Jazztage, eine solche Rocknacht auf die Beine gestellt haben, was aber auch ein Spiegel dieser ambitionierten Reihe von Konzerten in den letzten Jahren ist. Denen, die die Konzerte nicht besuchen konnten, sei nahegelegt, dass der WDR mit dem Rockpalast-Team alle drei Auftritte mitgeschnitten hat. Vielleicht eine gute Gelegenheit, diesen Abend in höchster Qualität entspannt im Wohnzimmer, vielleicht im Rahmen einer kleinen Fete mit Freunden, zu genießen. Auf dem Weg möchte ich mich auch noch einmal beim Team der Jazztage, insbesondere bei Fabian Stiens und Heike (ich kenne leider nur deinen Vornamen) bedanken, die auf die Nachfrage einer Akkreditierung schnell und freundlich geantwortet haben. Auch das spiegelt das ganze Ambiente wider, welches die Besucher im Leverkusener Forum erfahren durften. Sie waren zu Gast und das betraf alle Mitarbeiter, die ich während des langen Abends angetroffen habe, vom Helfer im Parkhaus, bis zu den Kontrolleuren am Eingang, den Verantwortlichen im Veranstaltungsbüro, den Akteuren im Merchandise-Bereich und den Erfrischungsständen sowie den Kameraleuten vom Rockpalast, die den Fotografen die Möglichkeit gaben, auch in unmittelbarer Bühnennähe, Konzertvisionen festzuhalten. Es hat einfach Spaß gemacht. Gerne nächstes Jahr wieder.

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

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