Kenny Wayne Shepherd – Dirt On My Diamonds Vol. 1 – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Seit den 1990er Jahren ist der Gitarrist, Sänger und Songschreiber Kenny Wayne Shepherd eine innovative und feste Größe des US-amerikanischen Blues Rocks. Der aus Shreveport, Louisiana, stammende Autodidakt hat nun sein neues Album “Dirt On My Diamonds” vorgestellt. Der Longplayer entstand im berühmten Fame Studio in Muscle Shoals, Alabama. Durch die langjährige, bewährte Zusammenarbeit mit Produzent Marshall Altman (u.v.a. auch Tom Morello) sind z. B. die erfolgreichen Alben “Lay It Down” (2017) und “The Traveler” (2019) entstanden. Und so hat auch “Dirt On My Diamonds” durch diese eingespielte Kooperation offenbar einen klanglichen Synergievorteil.

Die 1. Single “Sweet & Low” vereint moderne Einflüsse (z. B. Scratch-Effekte) mit traditionellen Blues Rock-Elementen, hinzu kommen eine starke Horn-Section, die Shepherd-Vocals und Wah-Wah-Gitarre, zum rauen Kraftpaket. Eine Vorab-Auskopplung, die als Visitenkarte dem Album ihren Stempel aufdrückt, genauso wie auch die 2. Single “Best Of Times” – mit dem immer herausragenden Gesang von Noah Hunt. Mit Big Brass Sounding sowie Shepherds Guitar Impressionen besitzt das Stück kleine avantgardistische Anklänge, die unwillkürlich ebenso dem musikalischen Multitalent Prince zugeschrieben werden könnten.

Atmosphärisch eröffnet wird die Scheibe jedoch durch den kompakten Titel-Track “Dirt On My Diamonds”. Ein soulig warmer Sound der Bläsergruppe motiviert das raue Solo der E-Gitarre und bereitet den Weg für sieben Kompositionen eines Songwriter Teams, das ohne Kompromisse dichten Blues-Rock entwickelt hat. Immer wieder entstehen glänzende, breite Bläser Back-ups und virtuoses Gitarrenfeuerwerk. “Man On A Mission” und “Bad Intentions” sind eben solche Songs, gleichzeitig frisch und modern mit Ecken und Kanten.

Etwas alternativ wirken hingegen das Reggae-inspirierte “You Can’t Love Me” und die alte Elton John-Party-Hymne “Saturday Night’s Alright For Fighting” (vom legendären 1973er “Yellow Brick Road”-Album) mit teilweise nah am Original ausgelegten Piano- und Gitarren-Exkursionen. Der hingegen ausgesprochen traditionelle Slow Blues “Ease My Mind”, der längste und bluesigste Titel der Scheibe, schließt die Tracklist des Albums, ganz im Zeichen der südstaatlichen Roots-Rock-Wurzeln des Interpreten.

“Für mich geht es vor allem darum, die Essenz der Band einzufangen, die live zusammen spielt, denn das ist es, was wir am besten können”, so Kenny Wayne Shepherd über sein neues Studiowerk “Dirt On My Diamonds Vol.1”. Hierzu entwickelt das Album ein maßgeschneidertes Hörerlebnis und das Konzept eines zukunftsorientierten, hochtalentierten Blues-Rock-Gitarristen. Man kann zurecht auf Vol. 2 gespannt sein.

Provogue Records (2023)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Dirt On My Diamonds
02. Sweet & Low
03. Best Of Times
04. You Can’t Love Me
05. Man On A Mission
06. Saturday Night’s Alright For Fighting
07. Bad Intentions
08. Ease My Mind

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Kenny Wayne Shepherd – Trouble Is… 25 – CD-Review

Zum 25-jährigen Jubiläum seines genialen Albums “Trouble Is” hat Kenny Wayne Shepherd (KWS) eine komplette Neuaufnahme des Meisterwerks aus dem Jahre 1997 aufgelegt. Die nochmalige Einspielung der Songs fand live im Studio mit der damaligen Crew statt (nur Bassist Tommy Shannon musste leider ersetzt werden). Auch wieder mit dabei ist Jerry Harrison (ehemals Modern Lovers bzw. Talking Heads-Mitglied) – diesmal als Co-Produzent.

Entsprechend der ursprünglichen Songlist beginnt “Trouble Is…25” ebenfalls mit “Slow Ride”, einer Jimi Hendrix- soundigen Hit-Single des Albums, die ihren schon damals absolut überragenden, jungen Solo-Gitarristen in gekonnt experimenteller Spielweise brillieren lässt. Mit “True Lies” folgt ein großartiger Übergang zum Southern-Texas Format eines Stevie Ray Vaughan, das straight-rockmäßig die Fingerfertigkeit von Shepherd strapaziert.

Das inzwischen als Mainstream-Rock-Klassiker geltende dritte Stück “Blue On Black” zelebriert unverändert die eindrucksvolle Saiten-Technik, wurde aber erst im April 1998 ausgekoppelt. Der anhaltende Erfolg des Original-Longplayers erforderte im Dezember 1998 weiterhin eine vierte Single: Bob Dylans schneller Rocksong “Everything Is Broken” wird als Southern-Cover gebührend präsentiert und verschafft dem bereits sehr erfolgreichen Album ein Jahr nach dem Release nochmals weiteren Respekt, obwohl es schon durch die Super-Top-Version von Jimi Hendrix’ “I Don’t Live Today” mehr als begeistern konnte.

Unverändert spielte KWS in der 25-er Session ausdrücklich auf dem alten Equipment und seiner 61er Fender Stratocaster und überließ die Vocals wieder Noah Hunt, der insbesondere auf dem grandiosen Blues-Harp Titel (Original Harp-Solo von James Cotton) und der zusätzlichen Hit-Single „Somehow, Somewhere, Someway”, wie auf dem gesamten Longplayer, seine tiefen Spuren hinterlässt. Auch die Mid-Tempo Ballade “I Found Love (When I Found You)” und die wuchtig, rockende Blues-Nummer “King’s Highway” firmieren unter Klassiker-Status eines junggebliebenen Longplayers, der mit “Nothing To Do With Love” außerdem ein Bonnie Tyler-Cover vertragen kann – Foot-Stomping mitreißend serviert.

Dem legendären Stevie Ray Vaughan könnten die beiden letzten Stücke “Chase The Rainbow” und der Titel-Instrumental-Track “Trouble Is” gewidmet sein – jeder für sich eine einzigartige Reminiszenz. Irgendwie verloren gegangen scheint demgegenüber leider der 1997er Bonus.Track “Voodoo Child”, eine leidenschaftliche 10 Minuten Version der Jimi Hendrix-Nummer, die nur auf der ersten Japan-Ausgabe erschienen ist. Dafür hat die Neuauflage eine andere Zugabe zu bieten: mit “Ballad Of A Thin Man” von Bob Dylans “Highway 61 Revisited” – LP wurde ein Top-Blues Cover Bonus zusätzlich eingespielt.

“Die neue Aufnahme war für mich eine echte Reise in die Vergangenheit”, so Kenny Wayne Shepherd über die Studio-Zeit für “Trouble Is…25”. Angesichts der außergewöhnlichen künstlerischen Klasse des inzwischen berufserfahrenen Gitarren-Virtuosen wird seine Jubiläums-Tour 2023 mit dem Nr. 1 Blues-Album auch für die Fans in Deutschland ein besonderer Leckerbissen werden.

Provogue Records (2022)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Slow Ride
02. True Lies
03. Blue On Black
04. Everything Is Broken
05. I Don’t Live Today
06. (Long) Gone
07. Somehow, Somewhere, Someway
08. I Found Love (When I Found You)
09. King’s Highway
10. Nothing To Do With Love
11. Chase The Rainbow
12. Trouble Is
13. Ballad Of A Thin Man

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Ally Venable – Heart Of Fire – CD-Review

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Ach, waren das noch Zeiten, als Ally Venable im Rahmen des Rufschen Blues Caravans in knappem Minifummel (zu sehen auch noch mal in gleicher Montur im Innenteil der CD) gerade mal ein Meter auf der Bühne im Dortmunder Musiktheater Piano von mir entfernt stand und der Audienz ihre vielen quirligen E-Gitarren-Soli um die Ohren fegte.

Jetzt bringt die gerade mal im April, 22 Jahre alt werdende Texanerin mit „Heart Of Fire“, ihr viertes offizielles Album heraus. Wie schon auf dem Vorgänger „Texas Honey“ gibt es wieder elf Lieders, diesmal aber produziert von Jim Gaines (John Lee Hooker, George Thorogood, Albert Cummings, Devon Allman, Royal Southern Brotherhood).

AQ2A9840-1024x683In fast allen Tracks, vielleicht bis auf das swampig-delta-bluesige „Played The Game“ (mit herrlichem Akustik-Slide-Spiel), ist die Verehrung ihres großen Vorbildes, Stevie Ray Vaughan, unverkennbar. Wer es bis zum Ende der CD dann noch immer nicht vernommen haben sollte, bekommt den endgültigen Beweis mit dem knapp neun-minütigen Instrumental „Tribute To SRV“, bei der sich ruhige Grundphasen, die mich so ein wenig an Peter Greens „Albatross“ erinnern, immer wieder von langen, euphorisch und quirlig gespielten E-Gitarren-Soli im Stil des einstigen texanischen Guitar Slingers durchbrochen werden.

Für schöne Farbtupfer zwischendurch sorgen Gastpräsenzen von Devon Allman bei „Road To Nowhere“ mit prägnantem Harmoniegesang und furiosem E-Gitarrensolo sowie Kenny Wayne Shepherd, der auf „Bring On The Pain“ bei seinen rasanten Saitenkünsten bis an die Schmerzgrenze geht.

Mein persönlicher Favorit ist jedoch das Southern-trächtige „Do It In Heels“, das ein wenig in der grimmigen  Art von Skynyrds „Gimme Back My Bullets“ daherkommt. Klasse! Da kann ich nur begeistert zu sagen: „Yes, do it in heels, Ally!“

Keine Frage, auch dieses vierte Werk verdeutlicht eindrucksvoll, dass in Ally Venables Herz das Blues Rock-Feuer lichterloh am brennen ist. Die blutjunge Texanerin zählt weiterhin zu den ganz großen Hoffnungsträgern der weiblichen Szene des Genres.

Ruf Records (2021)
Stil: Blues Rock

01. Heart Of Fire
02. Played The Game
03. Hateful Blues
04. Road To Nowhere
05. Bring On The Pain
06. Hard Change
07. Do It In Heels
08. Sad Situation
09. Use Me
10. Tribute To SRV
11. What Do You Want From Me

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Ruf Records

Ghost Hounds – Roses Are Black – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die treibende Kraft hinter den Ghost Hounds ist Thomas Tull. In der Mitte der 2000er startete er bereits einen Anlauf mit der Band und brachte am Ende dieser Dekade ein Album in Eigenproduktion heraus. Mit seiner Produktionsfirma konzentrierte er sich allerdings anschließend auf Filme, Comics und digitale Medien. Mit neuen Musikern reanimiert er nun die Ghost Hounds und wendet sich wieder dem Rock ’n Roll zu.

Für „Roses Are Black“ holte sich Tull mit Johnny Baab einen zweiten Gitarristen ins Boot und besetzte die Rhythmusgruppe mit Blaise Lanzetta am Schlagzeug und Bennett Miller am Bass. Als Glücksgriff erweist sich Sänger Tre Nation. Tull suchte sich zudem für das Songwriting Unterstützung bei David Grissom, der schon für John Mellencamp, Joe Ely, Storyville, The Allman Brothers Band und die Dixie Chicks aktiv war, sowie bei Kevin Bowe (Etta James, Jonny Lang, Lynyrd Skynyrd, Kenny Wayne Shepherd). Vance Powell (Chris Stapleton, The White Stripes, Arctic Monkeys, Kings of Leon) mischte den Longplayer ab und produzierte ihn auch.

Bei so viel Manpower und Erfahrung konnte nichts mehr schiefgehen. Herausgekommen ist dann auch ein überdurchschnittliches Rockalbum, das gut unterhält, dem jedoch die Titel fehlen, die sich direkt in den Gehörgängen festsetzen. Erst nach mehrmaligem Hören erhalten die Songs einen höheren Wiedererkennungswert.

Gibt man der Scheibe die Chance auf einige Durchläufe, gewinnen die einzelnen Songs stärkere Konturen. Dann treten auch die unterschiedlichen Einflüsse, die von der Band aus Pittsburgh verarbeitet wurden, deutlich hervor. Am Old School Rock ’n Roll orientiert sich der Opener „Bad News“. Classic Rock ist mit „Black Rose”, „Skin In The Game” und „Fire Under Water” vertreten. Hier wird den kraftvollen Gitarren mit entsprechenden Soli Raum gegeben.

Darüber liefern die Ghost Hounds eine erdige Version von Cliff Richards „Devil Woman“. Während das soulige „When Your Shadow Touches Mine” nochmals eine neue Facette in den Longplayer einbringt, erscheint „Til It’s Gone“ sehr gleichförmig und am ehesten verzichtbar.

Von einem Song des sagenumwobenen Robert Johnson, der seine Seele für den Blues an den Teufel verkauft haben soll, wurde der Name Ghost Hounds hergeleitet. Es liegt daher nahe, dass sich die Band dem Blues beziehungsweise Bluesrock bei „Push That Rock Up The Hill“ und „We Roll Hard” zuwendet.

„Second Time Around“, mit dem Tull auf die Wiederbelebung der Ghost Hounds reflektiert, läutet das letzte Drittel des Albums ein. In diesem Teil wird das Tempo reduziert. „Almost Loved You“ steigt mit einer akustischen Gitarre ein. Sehr schön sind hier die Klavierpassagen von Joe Munroe. Den Abschluss des Albums bilden zwei alternative, akustische Versionen von „Second Time Around“ und „Push That Rock Up The Hill“.

Thomas Tull gelingt der Neustart mit den Ghost Hounds. „Roses Are Black“ ist ein durchaus abwechslungsreiches Album geworden, dessen positiver Ersteindruck sich verstärkt, sobald man ihm Zeit gibt und es mehrfach anhört.

Cascade Music Group/Maple House Records (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. Bad News
02. Black Rose
03. When Your Shadow Touches Mine
04. Devil Woman
05. Til It’s Gone
06. We Roll Hard
07. Push That Rock Up The Hill
08. Skin In The Game
09. Fire Under Water
10. Second Time Around
11. Almost Loved You
12. Second Time Around (Acoustic)
13. Push That Rock Up The Hill (Acoustic)

Ghost Hounds
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Cascade Music Group

Blues Night – Leverkusener Jazztage – 07.11.2019, Leverkusen, Forum – Festivalbericht

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Kaum zu glauben, aber die Leverkusener Jazztage feiern dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Eine Veranstaltungsreihe, die sich über die Zeit einen großen Nahmen gemacht hat und aus dem Musikkalender auch für den WDR-Rockpalast nicht mehr wegzudenken ist. Großartige Jazzmusiker haben hier in den Jahren ein Gastspiel abgeliefert, aber auch andere Musiksparten wurden in die Jazztage integriert. So stellt auch die Blues Night einen festen Bestandteil dar, die auch wieder vom Rockpalast aufgezeichnet wurde und am 25.11.2019 von 00:45 – 4:15 Uhr ausgestrahlt wird. Das Programm hatte es in sich und es verdient in dieser Form festgehalten zu werden.

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Pünktlich, wie im Programm angekündigt, wurde die erste Band vorgestellt und Eamonn McCormack betrat mit seinen beiden jungen Bandmitgliedern Edgar Karg am Bass und Max Jung-Poppe an den Drums die Bühne des gut gefüllten Forums. Der mittlerweile 57-jährige Gitarrist aus Dublin mag für viele ein unbeschriebenes Blatt sein. Dass es sich aber um einen großartigen Blueskünstler handelt, bewies er schon in der Vergangenheit, als er mit Größen wie Rory Gallagher, Nils Lofgren, aber auch unter dem Pseudonym Samuel-Eddy für ZZ Top und Robert Plant, Konzerte eröffnete.

Seine „Liebe“ zur Musik von Rory Gallagher, war während der ganzen Show erkennbar, was auch an den gemeinsamen irischen Wurzeln liegen mag. In den 30 Minuten, die ihm zur Verfügung standen, lieferte er mit seinen Jungs einen starken Blues Rock-Auftritt, der auch beim Publikum entsprechend ankam. Den Beginn bestritt er mit „From Town To Town“ vom aktuellen Album „Like There’s No Tomorrow“, in dem er seine eigene Reise als Musiker von Dublin bis nach Memphis beschreibt. Die folgenden Lieder, „Down And Out“, „Funkytown“ und „Heal My Faith“, alle mit treibender Rhythmussektion und hart gespielten Soli im Stile Gallaghers, mündeten schließlich in „Falsely Accused“, in dem auch Rory mal als Gastmusiker seinen Anteil hatte, aber alle aus der Feder McCormacks stammten.

Fast logische Konsequenz war, dass zum Abschluss des Auftritts mit „Shadow Play“ ein Song von gecovert wurde, der scheinbar wie ein Schatten über die Bühne geschwebt war. In einem Gespräch mit McCormack und Jung-Puppe nach dem Konzert, schilderten diese noch einmal die besondere Atmosphäre der gut besuchten Show und die daraus resultierende Spielfreude, die ihnen aber auch zu jedem Moment des Konzertes anzumerken war. Nach der Show nahm sich McCormack ausgiebig Zeit, um am gut besuchten Merchandising-Stand den Fans, von denen er an diesem Abend mit Sicherheit einige hinzugewonnen hatte, zur Verfügung zu stehen.

Line-up Eammon McCormack:
Eamonn McCormack (lead vocals, electric guitars)
Eddy Karg (bass)
Max Jung Poppe (drums)

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Nach einer kurzen Umbauphase, an dieser Stelle kann schon einmal die gut geplante Organisation hervorgehoben werden (die Sets begannen fast minutengenau wie geplant), wurde dann die Kris Barras Band angekündigt. Die Briten legten gleich, mit „Ignite (Light It Up)“ und „Counterfeit People“ los wie die Feuerwehr. Der Beginn war somit identisch mit einem Konzert, vor einigen Wochen in Dortmund, was aber auch nicht verwunderlich ist, da der Auftritt praktisch im Rahmen der eigenen Tour stattfand und der junge Brite auch erst sein zweites Album herausgebracht hat. Für den heutigen Abend hatte er danach aber dann einige Songs ausgetauscht.

So brachte er mit „I Got Time“ ein Stück mit einem gehörigen Southern-Flair auf die Bretter. Mit „What You Get“ und „Vegas Son“ folgten noch einmal zwei krachend vorgetragene Tracks des aktuellen Werks, bei denen der am Bass wild posende Elliott Blackler und Billy Hammett an den Drums, wie ein Derwisch spielend, eine Basis legten, die Josiah J. Manning mit zum Teil virtuosen Keyboardspiel füllte. Einer der Höhepunkte eines starken Konzertes folgte dann mit „Watching Over Me“, einer Hommage an seinen Vater, bei der Barras sich in Soli sprichwörtlich die Seele aus dem Leib spielte, um in einem Moment scheinbar in sich gekehrt in Richtung Himmel zu zeigen, von wo aus sein Vater, dem Titel des Liedes nach, ein Auge auf ihn wirft.

Bluesig bis hart rockend ging es dann mit „Not Fading“ weiter, um mit „Devil’s Done Right“, Blues und Boogie im Stile von ZZ Top zu performen.
„Lovers Or Loosers“ leitete Manning mit einem psychedelischen Keyboard-Intro ein, in das Barras dann südstaaten-ähnlich seine Gitarre einspielte um kurz vor dem Finale etwas Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Ähnlich, mit starken Slide Einlagen, folgte als erste Zugabe mit „Hail Mary“ ein Song, der auch Südstaatenrockern gut zu Gesicht gestanden hätte.

Das Finale Furioso war dann eine scheinbar nicht endende Version von „Going Down“, mit furiosen Gitarrensoli, Bassläufen, krachenden Drums und zünftigen Keyboardeinlagen. Nach etwa einer Stunde verabschiedete sich dann eine bestens aufgelegte Kris Barras Band von begeisterten Publikum. Es ist erstaunlich, mit welcher Bühnenpräsenz der junge Brite, der erst wenige Jahre im Musikgeschäft ist, einen Draht zum Publikum herstellt und auch jedem seiner Mitstreiter die Räume gibt, sich zu präsentieren, sodass der Name ‚Band‘ in diesem Fall absolut zutreffend ist. Wie McCormack nahm sich auch Barras nach dem Konzert ausgiebig Zeit für die Fans, die zahlreich am Merchandising-Stand warteten.

Line-up Kris Barras Band:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys, vocals)
Billy Hammett (drums)

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Um 21:45 betrat dann der Main-Act, Kenny Wayne Shepherd, diesmal im Vergleich zum Konzert im Sommer mit Beth Hart, mit „Bigband“ die Bühne. Zur bekannten Besetzung mit Noah Hunt (guitar, vocals), Scott Nelson (bass), Joe Krown (keyboards) und Chris Layton (drums) gesellten sich an diesem Abend noch Joe Sublett (saxophone) und Mark Pender (trumpet) hinzu. Diesmal ergänzte Shepherd die Setlist um einige Songs, da ihm als Headliner ein größerer Spielraum gegönnt wurde.

Nach einem dramaturgischen Intro vom Band mit Bandvorstellung ließ Shepherd in dieses tiefe Töne seiner Gitarre klingen, sodass man diese scheinbar am Körper spüren konnte, um dann mit „Woman Like You“ die Show zu eröffnen. Durch die Bläsersektion wurde der Sound noch voluminöser als er ohnehin schon war. Nachdem ein sichtlich gut gelaunter Protagonist das Leverkusener Publikum begrüßt hatte, legte er den von Neil Young geschriebenen Buffalo Springfield-Klassiker „Mr. Soul“ in einer harten bluesrockigen Version nach.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte die Band die Fans hinter sich gebracht. Neben dem wie gewohnt starken Gitarrenspiel Shepherds, konnte auch Noah Hunt gesanglich voll überzeugen. Im weiteren Verlauf unterstützte er Shepherd, der dann auch in vielen Songs den Leadgesang übernahm, sowohl an der elektrischen als auch der akustischen Gitarre. Über die spielerische Klasse Laytons an den Drums Worte zu verlieren erübrigt sich. Diese bewies er schon an der Seite von Stevie Ray Vaughan in Band sowie Storyville oder Arc Angels, etc. und bot Shepherd zusammen mit Scott Nelson, der den Bass auf den Punkt brachte, die Grundlage, sich in vielen der Songs an der Gitarre auszutoben, was er beim knüppelhart performten „Long Time Running“ auch entsprechend tat.

Bei „I Want You“ hatte dann Keyboarder Joe Krown seinen ersten ganz großen Auftritt mit einem überzeugenden Honkytonk-Solo. Ganz stark das folgende „Diamonds & Gold“ mit treibenden Rhythmus, einer fast singenden Gitarre Shepherds und starken Rhythmusspiel von Hunt, der sich dazu die Gitarre umgeschnallt hatte. Hervorzuheben auch der wechselweise Gesang der beiden Genannten. Beim Elmore James-Cover „Talk To Me Baby“ wurde es dann richtig bluesig und Joe Sublett am Saxofon und Mark Fender an der Trompete sorgten für regelrechtes Bigband-Feeling, was das Publikum sichtlich begeisterte.

Mit „Heat Of The Sun“ und „Down For Love“ wurde es etwas ruhiger und leichtes Southern-Luft erfüllte das Forum, welches sich bei „Turn To Stone“ fortsetzte und nur durch den Slowblues „Shame, Shame, Shame“ (natürlich mit brachialem Gitarrensolo endend) kurz unterbrochen wurde. Darauf verließ die Band die Bühne, um nach frenetischem Applaus, für insgesamt drei Zugaben noch einmal zurückzukommen.

Das Southern-lastigen „Blue On Black“, wieder mit starken Soloeinlagen Shepherds, sowie das treibende „I’m A King Bee“ (toller Gesang von Noah Hunt) leitete dann ein furioses Finale ein. In einer ausgedehnten Version des Jimi Hendrix-Klassikers „Voodoo Child (Slight Return)“ entfachte Shepherd brachiale Soli, die er bildlich in Richtung Publikum abfeuerte. Seine furiose Bläsersektion, Krown mit Soloeinlagen am Keyboard und die stampfende Rhythmussektion um Layton und Nelson, erstürmten die Halle regelrecht. Das danach nichts mehr kommen konnte, war eigentlich jedem klar.

Line-up Kenny Wayne Shepherd:
Kenny Wayne Shepherd (electric guitar, vocals, lead vocals)
Noah Hunt (lead vocals, electric and acoustic guitar, percussion)
Joe Krown (keys)
Scott Nelson (bass)
Chris Layton (drums)
Joe Sublett (saxophone)
Mark Pender (trumpet)

Fazit: Dem Team um Fabian Stiens ist es gelungen, hochkarätige Künstler für diesen Abend zu gewinnen, die, auch wenn der Blues verschieden interpretiert wurde, gut zusammen passten. So kam es nicht zu Brüchen im Festival. Auffallend war ein sehr präsentes, immer zuvorkommendes Team, was einen fast familiären Charakter entstehen ließ. Einen großen Anteil an der gelungenen Veranstaltung hatten natürlich auch die bestens aufgelegten Künstler und ein Publikum, das sich durchaus anspornend auf die Musiker auswirkte. Ein Lob auch an die Soundtechniker, die einen gut differenzierten Sound in die Halle brachten und die Lichttechniker, die mit abwechslungsreichen Effekten, auch optisch unterstützten.

Ein Dank an Shooter Promotions und Fabian Stiens für die Akkreditierung und die Möglichkeit sich zum Fotografieren recht uneingeschränkt bewegen zu können, dass es gar nicht nötig war, aus dem abgesperrten Bereich vor der Bühne zu agieren, wo man dann eher die Kamaeraleute des Rockpalast gestört hätte, da das Forum mit seiner terassenförmigen Architektur auch so viele Möglichkeiten bietet.

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

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