Ghost Hounds – Roses Are Black – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die treibende Kraft hinter den Ghost Hounds ist Thomas Tull. In der Mitte der 2000er startete er bereits einen Anlauf mit der Band und brachte am Ende dieser Dekade ein Album in Eigenproduktion heraus. Mit seiner Produktionsfirma konzentrierte er sich allerdings anschließend auf Filme, Comics und digitale Medien. Mit neuen Musikern reanimiert er nun die Ghost Hounds und wendet sich wieder dem Rock ’n Roll zu.

Für „Roses Are Black“ holte sich Tull mit Johnny Baab einen zweiten Gitarristen ins Boot und besetzte die Rhythmusgruppe mit Blaise Lanzetta am Schlagzeug und Bennett Miller am Bass. Als Glücksgriff erweist sich Sänger Tre Nation. Tull suchte sich zudem für das Songwriting Unterstützung bei David Grissom, der schon für John Mellencamp, Joe Ely, Storyville, The Allman Brothers Band und die Dixie Chicks aktiv war, sowie bei Kevin Bowe (Etta James, Jonny Lang, Lynyrd Skynyrd, Kenny Wayne Shepherd). Vance Powell (Chris Stapleton, The White Stripes, Arctic Monkeys, Kings of Leon) mischte den Longplayer ab und produzierte ihn auch.

Bei so viel Manpower und Erfahrung konnte nichts mehr schiefgehen. Herausgekommen ist dann auch ein überdurchschnittliches Rockalbum, das gut unterhält, dem jedoch die Titel fehlen, die sich direkt in den Gehörgängen festsetzen. Erst nach mehrmaligem Hören erhalten die Songs einen höheren Wiedererkennungswert.

Gibt man der Scheibe die Chance auf einige Durchläufe, gewinnen die einzelnen Songs stärkere Konturen. Dann treten auch die unterschiedlichen Einflüsse, die von der Band aus Pittsburgh verarbeitet wurden, deutlich hervor. Am Old School Rock ’n Roll orientiert sich der Opener „Bad News“. Classic Rock ist mit „Black Rose”, „Skin In The Game” und „Fire Under Water” vertreten. Hier wird den kraftvollen Gitarren mit entsprechenden Soli Raum gegeben.

Darüber liefern die Ghost Hounds eine erdige Version von Cliff Richards „Devil Woman“. Während das soulige „When Your Shadow Touches Mine” nochmals eine neue Facette in den Longplayer einbringt, erscheint „Til It’s Gone“ sehr gleichförmig und am ehesten verzichtbar.

Von einem Song des sagenumwobenen Robert Johnson, der seine Seele für den Blues an den Teufel verkauft haben soll, wurde der Name Ghost Hounds hergeleitet. Es liegt daher nahe, dass sich die Band dem Blues beziehungsweise Bluesrock bei „Push That Rock Up The Hill“ und „We Roll Hard” zuwendet.

„Second Time Around“, mit dem Tull auf die Wiederbelebung der Ghost Hounds reflektiert, läutet das letzte Drittel des Albums ein. In diesem Teil wird das Tempo reduziert. „Almost Loved You“ steigt mit einer akustischen Gitarre ein. Sehr schön sind hier die Klavierpassagen von Joe Munroe. Den Abschluss des Albums bilden zwei alternative, akustische Versionen von „Second Time Around“ und „Push That Rock Up The Hill“.

Thomas Tull gelingt der Neustart mit den Ghost Hounds. „Roses Are Black“ ist ein durchaus abwechslungsreiches Album geworden, dessen positiver Ersteindruck sich verstärkt, sobald man ihm Zeit gibt und es mehrfach anhört.

Cascade Music Group/Maple House Records (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. Bad News
02. Black Rose
03. When Your Shadow Touches Mine
04. Devil Woman
05. Til It’s Gone
06. We Roll Hard
07. Push That Rock Up The Hill
08. Skin In The Game
09. Fire Under Water
10. Second Time Around
11. Almost Loved You
12. Second Time Around (Acoustic)
13. Push That Rock Up The Hill (Acoustic)

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Cascade Music Group

Rockin‘ The Blues Festival, 25.05.2019, Carlswerk Victoria, Köln – Festivalbericht

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Unter dem Motto ‚Rockin‘ The Blues‘ hatte das beliebte Mascot/Provogue-Label ins Carlswerk Victoria zu Köln geladen und mit dem aufstrebenden Newcomer (zumindest noch bei uns) Kris Barras, einem seiner wichtigsten Flaggschiffe neben Joe Bonamassa und Beth Hart, Blues Rock-Ikone Walter Trout, und Ewig-Talent Jonny Lang, ein differenziertes Line-up auf die Beine gestellt.

_DSC0005Zunächst wurde jedoch kurz vor Beginn der Gewinner der handsignierten Stratocaster gekürt, die man im Rahmen des Vorverkaufs ergattern konnte. Der Inhaber der Eintrittskarte mit der Nummer 15 hatte das Glück gepachtet und bekam das Teil persönlich auf der Bühne überreicht, sicherlich ein tolles Erlebnis für ihn.

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Pünktlich um 19:30 Uhr groovten sich der reichhaltig tätowierte rauschebärtige Brite und seine Begleitcombo mit „Propane“, meinem Lieblingsstück der Band, schön bluesig in den insgesamt 30 Minuten umfassenden Gig hinein. Der Ex-Mixed-Material-Arts-Profi bewies bei seinem Solo schon direkt, dass er es nicht nur in den Fäusten hat, sondern auch sehr feinfühlig und quirlig mit den Fingern agieren kann.

Barras, den wir ja schon sowohl CD-technisch, als auch im Rahmen seiner Mitwirkung in der Super Sonic Blues Machine live, wie auch per Interview, kennengelernt hatten, spielte mit Tracks wie u. a. „Stitch Me Up“, dem Led Zep-Cover „Rock And Roll“, „Watching Over Me“ (seinem verstorbenen Vater und Musiklehrer gewidmet) oder „Hail Mary“, einen tollen Anheizer-Part.

Auch seine Mitstreiter Elliott Blackler am Bass (machte auf ‚dicke Hose‘ und setzte immer wieder seinen Muckiebuden-gestählten Körper in Szene), Josiah J. Manning an den Keys und Will Beavis am Schlagzeug, hatten ihren Verdienst am Gelingen der Barras-Präsentation. Kriss machte tolle Werbung in eigener Sache und auch für seine anstehende Headliner-Tour bei uns im September, von der wir sicherlich berichten werden. Das Publikum war begeistert.

Line-up:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys)
Will Beavis (drums)

Trout-Text

Ein wenig überraschend kam dann schon der Auftritt von Blues Rock-Legende Walter Trout, den man eigentlich als Hauptact am Schluss vermutet hatte. Trout, seit seiner Lebertransplantation, die natürlich auch vor „Almost Gone“ thematisiert wurde (er war ja acht Monate lang ans Krankenbett gefesselt, musste Laufen, Sprechen und Gitarrespielen wieder ‚von der Pike auf‘ lernen) wieder musikalisch als auch körperlich in bester Verfassung, ließ das Stimmungsbarometer nach kurzem Instrumentalintro mit „I Can Tell“ sofort in die Höhe schießen.

Er und seine urigen Mitspieler (besonders Keyboarder Teddy ‚Zigzag‘ Andreadis und der, wie eine Mischung aus John Lydon und Gene Simmons daher kommende, am Ende regelrechte Wasserfontänen ausschwitzende Johnny Griparic – ein echtes Gesamtkunstwerk dieser Mann) wurden dann von einer Welle der Sympathie und Begeisterung durch den gut einstündigen Gig getragen.

Der wohl emotionalste Moment des Festivals fand somit auch statt, als Walter nach „Me My Guitar And The Blues“ in Tränen ausbrach. Als er wieder Fassung errungen hatte, kommentierte er den Jimmy Dawkins-Song seines neuen Albums „Survivor Blues“ mit „Every time I play this song it fucks me up“. Einer der Gänsehautmomente des Abends.

„Ride ‚Til I’m Satisfied“, „Sadie“, das wüst abgehende „Playin‘ Hideaway“, „Red Sun“ (Walter appeliert an die Humanität), der launige „Bullfrog Blues“ (klasse HT-Piano von Andreadis), hießen die Stationen des Trout-Programms, wobei der Protagonist seine neue Lebensfreude, hüpfend, tänzelnd, Grimassen schneidend und sogar posend, samt seiner unzähligen E-Gitarren-Soli, zum Ausdruck brachte. Tolle mitnehmende und auch hochemotionale Show!

Line-up:
Walter Trout (lead vocals, electric guitar)
Johnny Griparic (bass, vocals)
Michael Leasure (drums)
Teddy ‚Zigzag‘ Andreadis (keys, harp, vocals)
Andrew Elt (vocals, electric guitar)

Der einstig zum Wunderkind stilisierte Jonny Lang, mittlerweile von einigen Höhen und Tiefen heimgesucht, hatte als Anschluss an Trout und als Hauptprotagonist des Dreier-Festivals, einen schweren Stand.

Dieser Bürde konnten er und seine Jungs (herrlich hier sein korpulenter auch Drummer Barry Alexander, mit seinen Armen dicker als meine Oberschenkel und den orangefarbenen Drumsticks) trotz eines engagierten Auftritts, sowohl was seine Gitarrenkünste als auch seine tolle Gesangsperformance angeht, leider nicht ganz gerecht werden.

Das Problem war das oft knallharte, eher weniger auf Stimmung gepolte, sondern auf technische Brillanz, abzielende Songmaterial und auch seine ‚hibbelige‘ Bühnenpräsenz (ständige Verrenkungen), die auf Dauer sehr viel Konzentration und Zuhördisziplin erforderten.

Highlights seines Parts waren der Slowblues „A Quitter Never Wins“, die soulige Ballade „Bring Me Back Home“ und sein Akustik-Solo-Stelldichein mit „Breakin‘ Me“, übergehend in „Lie To Me“, das dann am Ende wieder mit kompletter Band elektrisch und pathetisch ausgeklingt wurde.

Ich weiß zwar, dass es Meckern auf hohem Niveau ist, aber der an sich gute Auftritt, wäre direkt am Anfang besser platziert gewesen.

Line-up:
Jonny Lang (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Zane Carney (electric guitar, vocals)
Tyrus Sass (keyboards)
James Anton (bass)
Barry Alexander (drums)

Dem aber letztendlich nicht genug. Barras, Trout, und auch Griparic stießen bei Blues-Standard-Covernummern von BB King („Darlin‘ You Know I Love You“) und Freddie King („Going Down“) als Zugaben, in einer Jam-Session, zum Lang-Line-up dazu und ließen nochmals ein Feuerwerk an Gitarren-Soli ab, wobei Trout zum Teil in Dirigenten-Manier (zwischen Barras und Lang) seinem Status als dienstälteste Musikinstanz, in unterhaltsamer Manier nachkam. Da war dann nochmal richtig Ramba-Zamba auf der Bühne.

Ein insgesamt launiger und kurzweiliger, sehr gut besuchter und straff durchorganisierter Blues Rock-Abend mit drei sehr engagiert auftretenden Künstlern, der im nächsten Jahr, sehr gerne in diesem Rahmen weitergeführt werden darf. Danke an Mark Dehler von Netinfect Promotion und die Mascot/Provogue Label Group für die erstklassige Zusammenarbeit.

Bilder: Jörg Schneider
Bericht: Daniel Daus

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Mascot/Provogue Label Group
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Jonny Lang – 23.10.2017, Gloria, Köln – Konzertbilder

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Wenn man das Cover der letzten CD von Jonny Lang betrachtet, wirkt er dort ruhig, nachdenklich und etwas tagträumerisch. Doch wenn man ihn im rappelvollen Gloria auf der Bühne erlebt, ist er ganz anders: wild, leidenschaftlich und hingebungsvoll.

Er ist zweifellos einer der besten Live-Performer und ein Top-Gitarrist, zudem hat er eine schöne, sehr markante, als auch rauchige Stimme. Mal steht er relaxt am Mic und singt ruhig, um gleich darauf wieder seine explosionsartigen Soli loszulassen. Es steckt pure Leidenschaft in ihm für den Blues und das Gitarrenspiel.

Im Rahmen seines neuen o. a. Werkes „Signs“ präsentierte er Tracks wie das gleichnamige Titelstück, „Snakes“, „Last Man Standing“ oder „Bring Me Back Home“, aber auch Sachen wie das Muddy Water-Cover „40 Days And 40 Nights“ oder ältere Songs der Marke „Lie To Me“, „Rack Em Up“, „A Quitter Never Wins“ und „Red Light“.

Line-up:
Jonny Lang (lead vocals, guitars)
Zane Carney (guitars, vocals)
Tyrus Sass (keyboards)
James Anton (bass, vocals)
Barry Alexander (drums)

Bilder und Eindrücke: Peter ‚Beppo‘ Szymanski

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Gloria Köln
Peter ‚Beppo‘ Szymanski

Jonny Lang – Signs – CD-Review

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Review: Michael Segets

Es gibt wohl kaum einen Text über Jonny Lang, in dem nicht darauf verwiesen wird, dass er als Blues-Wunderknabe mit fünfzehn Jahren seine ersten Erfolge feierte. Dies war Mitte der 1990er. Seitdem arbeitete er mit einigen Blues- und Rockgrößen zusammen, wie B. B. King, den Rolling Stones, Aerosmith oder Buddy Guy. Nun legt er nach einer vierjährigen Pause mit „Signs“ sein achtes Album vor und präsentiert sich als gereifter Gitarrenvirtuose, der dem Blues einen neuen Anstrich geben will. Dabei finden Elemente aus Funk und Rock ihren Platz. Die Texte kreisen und die Themen Selbstfindung und Selbstbestimmung.

Das vorab ausgekoppelte „Make It Move“ kommt als stampfender und groovender Blues daher. Lang holt bei den hohen Intermezzos alles aus seiner Stimme heraus und setzt so einen Kontrapunkt zu dem tiefen, mehrstimmigen Background im Chorus. Meinem Favoriten der Scheibe folgen mit „Snakes“ und „Last Man Standing“ zwei gelungene, schnelle Rockstücke. Vor allem der letztgenannte Song lässt es mit dem treibenden Schlagzeug richtig krachen. Das dem Longplayer namengebende „Signs“ bietet Bluesrock mit guter Gitarrenarbeit, aber der gepresste, hoch gesungene Refrain ist zunächst gewöhnungsbedürftig, entwickelt aber bei mehrmaligem Hören durchaus einen Reiz.

Die nächsten Stücke unternehmen Ausflüge in die Grenzbereiche des Bluesrock und überschreiten sie. Bei „What You’re Made Of“ integriert Jonny Lang Funk-Elemente. Während der Refrain eingängig ist, überzeugt das Stück mit seinen Breaks und Langs Ausflügen in stimmliche Höhen nicht in Gänze. Mit dem hypnotischen Anfang, dem Einsatz von Halleffekten und dem bombastischen Refrain knüpft die zweite Vorabauskopplung „Bitter End“ an die Rockhymnen der 1980er Jahre an. Locker und schon beinahe poppig erscheint hingegen „Stronger Together“, das sommerliche Gefühle aufkommen lässt.

Jonny Lang liefert anschließend mit „Into The Light” einen kraftvollen Rocksong ab, der ein Highlight in der zweiten Hälfte des Longplayers darstellt. Im reduzierten „Bring Me Back Home“ ist ein sehr gefühlvolles Gitarrensolo hervorzuheben. Auch in „Wisdom“ ist die Gitarrenarbeit hervorragend. Der emotionsgeladene Bluessong wäre ein würdiger Abschluss des Albums gewesen, denn das pathetische „Singing Songs“ stellt für mich den schwächsten Track dar.

Nach starkem Anfang kann Jonny Langs neues Werk weitgehend – aber nicht vollständig – überzeugen. Dass er ein außerordentlicher Gitarrist ist, steht dabei nicht in Frage. Manche Gesangspassagen sind hingegen Geschmackssache. Bei den Songs wird ein Bluesrock-Purist wohl eine Auswahl treffen. Dennoch bietet das Album einige Perlen, die es zu entdecken gilt.

Provogue – Mascot Label Group – (2017)
Stil: Blues Rock

01. Make It Move
02. Snakes
03. Last Man Standing
04. Signs
05. What You’re Made Of
06. Bitter End
07. Stronger Together
08. Into The Light
09. Bring Me Back Home
10. Wisdom
11. Singing Songs

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