Rockin‘ The Blues Festival, 25.05.2019, Carlswerk Victoria, Köln – Festivalbericht

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Unter dem Motto ‚Rockin‘ The Blues‘ hatte das beliebte Mascot/Provogue-Label ins Carlswerk Victoria zu Köln geladen und mit dem aufstrebenden Newcomer (zumindest noch bei uns) Kris Barras, einem seiner wichtigsten Flaggschiffe neben Joe Bonamassa und Beth Hart, Blues Rock-Ikone Walter Trout, und Ewig-Talent Jonny Lang, ein differenziertes Line-up auf die Beine gestellt.

_DSC0005Zunächst wurde jedoch kurz vor Beginn der Gewinner der handsignierten Stratocaster gekürt, die man im Rahmen des Vorverkaufs ergattern konnte. Der Inhaber der Eintrittskarte mit der Nummer 15 hatte das Glück gepachtet und bekam das Teil persönlich auf der Bühne überreicht, sicherlich ein tolles Erlebnis für ihn.

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Pünktlich um 19:30 Uhr groovten sich der reichhaltig tätowierte rauschebärtige Brite und seine Begleitcombo mit „Propane“, meinem Lieblingsstück der Band, schön bluesig in den insgesamt 30 Minuten umfassenden Gig hinein. Der Ex-Mixed-Material-Arts-Profi bewies bei seinem Solo schon direkt, dass er es nicht nur in den Fäusten hat, sondern auch sehr feinfühlig und quirlig mit den Fingern agieren kann.

Barras, den wir ja schon sowohl CD-technisch, als auch im Rahmen seiner Mitwirkung in der Super Sonic Blues Machine live, wie auch per Interview, kennengelernt hatten, spielte mit Tracks wie u. a. „Stitch Me Up“, dem Led Zep-Cover „Rock And Roll“, „Watching Over Me“ (seinem verstorbenen Vater und Musiklehrer gewidmet) oder „Hail Mary“, einen tollen Anheizer-Part.

Auch seine Mitstreiter Elliott Blackler am Bass (machte auf ‚dicke Hose‘ und setzte immer wieder seinen Muckiebuden-gestählten Körper in Szene), Josiah J. Manning an den Keys und Will Beavis am Schlagzeug, hatten ihren Verdienst am Gelingen der Barras-Präsentation. Kriss machte tolle Werbung in eigener Sache und auch für seine anstehende Headliner-Tour bei uns im September, von der wir sicherlich berichten werden. Das Publikum war begeistert.

Line-up:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys)
Will Beavis (drums)

Trout-Text

Ein wenig überraschend kam dann schon der Auftritt von Blues Rock-Legende Walter Trout, den man eigentlich als Hauptact am Schluss vermutet hatte. Trout, seit seiner Lebertransplantation, die natürlich auch vor „Almost Gone“ thematisiert wurde (er war ja acht Monate lang ans Krankenbett gefesselt, musste Laufen, Sprechen und Gitarrespielen wieder ‚von der Pike auf‘ lernen) wieder musikalisch als auch körperlich in bester Verfassung, ließ das Stimmungsbarometer nach kurzem Instrumentalintro mit „I Can Tell“ sofort in die Höhe schießen.

Er und seine urigen Mitspieler (besonders Keyboarder Teddy ‚Zigzag‘ Andreadis und der, wie eine Mischung aus John Lydon und Gene Simmons daher kommende, am Ende regelrechte Wasserfontänen ausschwitzende Johnny Griparic – ein echtes Gesamtkunstwerk dieser Mann) wurden dann von einer Welle der Sympathie und Begeisterung durch den gut einstündigen Gig getragen.

Der wohl emotionalste Moment des Festivals fand somit auch statt, als Walter nach „Me My Guitar And The Blues“ in Tränen ausbrach. Als er wieder Fassung errungen hatte, kommentierte er den Jimmy Dawkins-Song seines neuen Albums „Survivor Blues“ mit „Every time I play this song it fucks me up“. Einer der Gänsehautmomente des Abends.

„Ride ‚Til I’m Satisfied“, „Sadie“, das wüst abgehende „Playin‘ Hideaway“, „Red Sun“ (Walter appeliert an die Humanität), der launige „Bullfrog Blues“ (klasse HT-Piano von Andreadis), hießen die Stationen des Trout-Programms, wobei der Protagonist seine neue Lebensfreude, hüpfend, tänzelnd, Grimassen schneidend und sogar posend, samt seiner unzähligen E-Gitarren-Soli, zum Ausdruck brachte. Tolle mitnehmende und auch hochemotionale Show!

Line-up:
Walter Trout (lead vocals, electric guitar)
Johnny Griparic (bass, vocals)
Michael Leasure (drums)
Teddy ‚Zigzag‘ Andreadis (keys, harp, vocals)
Andrew Elt (vocals, electric guitar)

Der einstig zum Wunderkind stilisierte Jonny Lang, mittlerweile von einigen Höhen und Tiefen heimgesucht, hatte als Anschluss an Trout und als Hauptprotagonist des Dreier-Festivals, einen schweren Stand.

Dieser Bürde konnten er und seine Jungs (herrlich hier sein korpulenter auch Drummer Barry Alexander, mit seinen Armen dicker als meine Oberschenkel und den orangefarbenen Drumsticks) trotz eines engagierten Auftritts, sowohl was seine Gitarrenkünste als auch seine tolle Gesangsperformance angeht, leider nicht ganz gerecht werden.

Das Problem war das oft knallharte, eher weniger auf Stimmung gepolte, sondern auf technische Brillanz, abzielende Songmaterial und auch seine ‚hibbelige‘ Bühnenpräsenz (ständige Verrenkungen), die auf Dauer sehr viel Konzentration und Zuhördisziplin erforderten.

Highlights seines Parts waren der Slowblues „A Quitter Never Wins“, die soulige Ballade „Bring Me Back Home“ und sein Akustik-Solo-Stelldichein mit „Breakin‘ Me“, übergehend in „Lie To Me“, das dann am Ende wieder mit kompletter Band elektrisch und pathetisch ausgeklingt wurde.

Ich weiß zwar, dass es Meckern auf hohem Niveau ist, aber der an sich gute Auftritt, wäre direkt am Anfang besser platziert gewesen.

Line-up:
Jonny Lang (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Zane Carney (electric guitar, vocals)
Tyrus Sass (keyboards)
James Anton (bass)
Barry Alexander (drums)

Dem aber letztendlich nicht genug. Barras, Trout, und auch Griparic stießen bei Blues-Standard-Covernummern von BB King („Darlin‘ You Know I Love You“) und Freddie King („Going Down“) als Zugaben, in einer Jam-Session, zum Lang-Line-up dazu und ließen nochmals ein Feuerwerk an Gitarren-Soli ab, wobei Trout zum Teil in Dirigenten-Manier (zwischen Barras und Lang) seinem Status als dienstälteste Musikinstanz, in unterhaltsamer Manier nachkam. Da war dann nochmal richtig Ramba-Zamba auf der Bühne.

Ein insgesamt launiger und kurzweiliger, sehr gut besuchter und straff durchorganisierter Blues Rock-Abend mit drei sehr engagiert auftretenden Künstlern, der im nächsten Jahr, sehr gerne in diesem Rahmen weitergeführt werden darf. Danke an Mark Dehler von Netinfect Promotion und die Mascot/Provogue Label Group für die erstklassige Zusammenarbeit.

Bilder: Jörg Schneider
Bericht: Daniel Daus

Jonny Lang
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Walter Trout
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The Kris Barras Band
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Mascot/Provogue Label Group
Netinfect Promotion
Carlswerk Victoria
Jörg Schneider Webseite

Kris Barras (Supersonic Blues Machine / Kris Barras Band) – Interview

-Inti-Haupt

Mit etwa einstündiger Verspätung startete das Interview mit Kris Barras im Backstagebereich der Halle 9 auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen. 15 Minuten vor Beginn des vereinbarten Termins hatte es begonnen, wie aus Kübeln auf Essen runter zu regnen. So wurde das im Biergarten vorgesehene und vorbereitete ‚Meet & Greet‘, kurzfristig in das Restaurant des Casinos verschoben, welches auch von ‚Nichtkonzertbesuchern‘ schon gut frequentiert war. Der ganze Zeitplan war auf den Kopf gestellt. Zudem lief das ‚Meet & Greet‘ auch nicht ganz problemlos ab. Billy Gibbons ärgerte sich darüber, dass manch einer vermutlich nur deswegen erschien, um Gitarren, LPs oder anderes von ihm signieren zu lassen, diese dann zeitnah auf irgendeiner Internetplattform meistbietend zu verkaufen, sodass er Autogrammwünschen dieser Art nicht nachkam.  Die Wartezeit verkürzten wir, indem wir mit dem Eventmanger nach einem kurzen Smalltalk unsere Presseausweise abholten und dieser uns auch bat, nicht nur vom Topact, sondern auch über Chris Kramer, zu berichten. Überhaupt kann gesagt werden, dass alle Mitarbeiter vom Manager bis hin zu den Security-Leuten, aber auch den Beschäftigten der Zeche Zollverein, sehr zuvorkommend und freundlich waren und man sich als Gast fühlte. Auch die oft praktizierte 3 Stücke-Regel beim Fotografieren war kein Thema. „Du kannst mit dem Pass während des ganzen Konzertes fotografieren und dich überall frei bewegen!“ –  so die Antwort des Organisators. Auch Chris, der eigentlich schon wieder zum Hotel musste, blieb locker und zeigte sich dabei humorvoll und bodenständig. So brachte uns das, dem Zeitdruck geschuldete, eher knappe, kurze Gespräch trotzdem viel Freude. Ein Dank auch an Netinfect Promotion, die uns das Interview ermöglichten.

Nun aber zum Interview, das mit Barras etwa 90 Minuten vor Konzertbeginn stattfand.

Sounds Of South: Es ist ein aufregendes Jahr für ich, nicht wahr?

Kris Barras: Ja, es ist bisher toll verlaufen, Mein Album kam im März bei Mascot Records/Provogue heraus, es war fantastisch, ein bisschen wie ein Wirbelsturm.

Sounds Of South: Wie kam es zu deiner Verpflichtung für Supersonic Blues Machine? Auf der aktuellen CD warst du ja nicht präsent.

Kris Barras: Meine Band wurde als Support für eine ihrer Shows in London gebucht. Zu der Zeit wussten wir noch nicht, dass Lance Lopez zugunsten seiner Solo-Karriere aussteigen würde. Die Jungs schauten sich daraufhin noch ein paar Videos von mir an, wir hatten ein paar gute Gespräche, und so hatte ich den Job.

Sounds Of South: Wie sind die ersten Gigs verlaufen?

Kris Barras: Sehr gut, beim ersten Gig im Shepherd’s Bush Empire, waren viele meiner eigenen Fans zugegen, so war es natürlich eine tolle Nacht.

Sounds Of South: Warst du nervös mit solchen musikalischen Schwergewichten zusammenzuspielen oder bist du so eine ‚coole Socke‘ der sich einfach den Aufgaben stellt, so wie sie anfallen?

Kris Barras: Ja, auf jeden Fall. Vor allem als ich sie zum ersten Mal in Los Angeles traf. Ich hatte einen Jetleg, wir mussten sofort zu den Proben, aber sie sind so tolle Typen und Musiker, was es mir letztendlich ziemlich leicht machte.

Sounds Of South: Wie ist die allgemeine ‚Chemie‘ in der Band?

Kris Barras: Alle sind echt gut drauf, wir haben viel Spaß miteinander. Es ist klasse.

Sounds Of South: Kommen wir zu deiner eigenen Band. Mit „The Devine And Dirty“ hast im Frühjahr ein überragendes Album herausgebracht. Dient die SSBM-Geschichte hier in Essen auch ein wenig, um dich für kommende Auftritte in Deutschland in Stellung zu bringen? Ist schon was in Planung?

Kris Barras: Ich hoffe mal. Dieses Jahr haben wir uns hauptsächlich auf Großbritannien konzentriert, aber nächstes Jahr werden wir uns mehr außerhalb bewegen. Dann haben wir schon mal was in Deutschland vorzuweisen. Es wäre toll wieder bei euch zu spielen.

Sounds Of South: Bist du mit der Resonanz zu deiner Scheibe zufrieden? Gibt es schon Ideen für neue Songs?

Kris Barras: Die Resonanz war bis jetzt großartig, viel besser, als ich vermutet hätte. Mittlerweile schreibe ich für das nächste Album und habe schon so ungefähr zehn Stücke zusammen, die in Frage kämen. Wir werden sie im Dezember über Weihnachten aufnehmen, übrigens die einzige Zeit, wo wir nicht touren. Hoffentlich wird sie dann im nächsten Frühjahr herauskommen.

Sounds Of South: Wofür schlägt dein Herz am meisten, dem Blues-, und Southern Rock-Genre oder eher dem Melodic Rock der britischen Spielart? ich meine alle drei Stile auf deiner neuen Platte geortet zu haben.

Kris Barras: Blues- und Southernrock sind die Stile, wo ich mich persönlich einordnen würde. Ich nenne mich selber ein Kind des Blues‘. Ich bin aber auch ein großer Freund der Musik von den Allman Brothers und Lynyrd Skynyrd. Somit diese beiden Sparten im hauptsächlichen.

Sounds Of South: Was macht dir mehr Spaß: Leuten in die Visage zu hauen (Anspielung auf seine Karriere als Martial Arts-Profi), bzw. in selbige gehauen zu bekommen oder Singen und Gitarre spielen? 🙂

Kris Barras (lacht): Kommt drauf an, in welche Visage du reinschlägst… Aber Singen und Gitarre spielen natürlich.

Sounds Of South: Was gibt es über den Privat-Mensch Kris Barras zu erzählen? Bist du z. B.  in sozialen Projekten engagiert?

Kris Barras: Im Moment habe ich aufgehört, in meinem Studio verschiedene Leute und Kinder in Sachen Martial Arts zu trainieren. Wir sind so mit der Band beschäftigt – Touren, Touren, touren – da bleibt einfach keine Zeit für andere Sachen.

Sounds Of South: Wer wird Fußball-Weltmeister?

Kris Barras: Deutschland wohl nicht (lacht in Anspielung, dass Deutschland schon ausgeschieden ist), dann muss ich wohl England sagen!

Sounds Of South: Danke für das Interview!

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: It has been an exciting year for you up to now, hasn’t it?

Kris Barras: Yes, it’s been great. My album came out in March via Mascot Records/Provogue, it has been fantastic, it’s been a bit of a whirlwind.

Sounds Of South: What made you doing that Supersonic Blues Machine arrangement? As far as I know you weren’t involved on the current CD.

Kris Barras: My band  was put forward to support them for a London show, we didn’t know at the time that Lance Lopez decided to leave the band, so he left constraint on his own solo career, and the guys saw some videos from me, they liked it and we had a few fun conversations so I got for the job.

Sounds Of South: How did the first gigs run?

Kris Barras: Really good, the first one was in London at Sheperds Bush Empire, there were a lot of fans of mine, it was a great night.

Sounds Of South: Were you a bit nervous to play with such great musicians or were you a ‚cool guy‘ who accepted the challenges as they come?

Kris Barras: Yes defenitely a little bit nervous particually when I first met them in L.A., I was jetlegged, we had to jump straight into rehearsel, but they are great guys, great musicians, great people. so it made it nice and easy.

Sounds Of South: How is the ‚chemistry‘ inside the band?

Kris Barras: Everyone gets really well, we have a lot of fun. It’s great.

Sounds Of South: Let’s get to your own band. With „The Devine And Dirty“ you have published an outstanding album in spring. Does the Supersoncic Blues Machine thing in Essen provide to prepare you for your upcoming solo gigs in Germany, are there any plans?

Kris Barras: I hope so. This year was mainly about concentrating on the UK, but next year we’ll be more out there. Then we played in Germany before. It would be great to come back.

Sounds Of South: Are you satisfied with the response concerning „The Divine And Dirty“ so far? Are there already any ideas for new songs?

Kris Barras:  Yes, the response has been amazing so far, much better than I ever expected, moreover I’m writing in the next album, I’ve got ten songs at the moment, we gonna record the next one in December over Christmas, that’s the only time we got off touring, yeah hopefully it’s  be out toward the start of next year.

Sounds Of South: For what kind of music beats your heart the most: Blues- and Southern Rock-or rather for the British-influenced Melodic Rock? I think I was able to recognize all three styles on your record.

Kris Barras: For me it’s the blues and Southern Rock, a kind of crossover, that’s my main thing. I call myself a blues guy,  I got a lot of influences by the blues I like Southern Rock, especially The Alman Brothers and Lynyrd Skynyrd. I love that stuff, too. So let put these two things together.

Sounds Of South: What makes more fun: To hit someone’s face either to be hit in the face or to sing and play guitar? 🙂

Kris Barras (laughs): It depends on who’s face you’re hitting. But lets say ’sing and play guitar‘.

Sounds Of South: What could you actually tell us about the private person Kris Barras? For example, have you been committed in social projects?

Kris Barras: At the moment I stopped working in the gym to teach and train different people and children in martial arts, we’re so busy with the band, touring, touring, touring. So, I’ve got no time for anything else.

Sounds Of South: Who’s gonna win the football world championship?

Kris Barras: It’s not Germany, isn’t it (laughs)? So I have to say it is England, of course.

Sounds Of South: Thanks for the interview!

Bilder und Textintro: Gernot Mangold
Interview: Daniel Daus

Supersonic Blues Machine
Supersonic Blues Machine bei Facebook
Netinfect Promotion
Casino Zeche Zollverein Essen

Supersonic Blues Machine, Support: Chris Kramer – 11.07.2018, Casino Zeche Zollverein, Essen – Konzertbericht

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Das war mal ein Abend, gestern im Essener CASINO Zollverein, wo sich Supersonic Blues Machine mit ihrem schillernden Gast Billy F. Gibbons, zum einzigen Konzert in Deutschland angesagt hatten. Dazu hatten wir im Vorfeld auch noch ein Interview mit deren Neu-Sänger Kris Barras im Vorfeld vor der Brust.

Obwohl ich schon fast 30 Jahre in Essen berufstätig bin, habe ich mit diesem historischen Areal, bisher kaum Berührungspunkte gehabt und bin in dieser Gegend auch so gut wie nie unterwegs. Vor langer Zeit hatte ich in der Zeche Zollverein mal Dan Baird erlebt. Umso beeindruckender war es von daher, diese Location Halle 9, mit der liebevoll integrierten und drum herum gestalteten Gastronomie, vorher ganz bewusst auf sich wirken lassen zu können.

Nach einem ellenlangem Meet-And-Greet-Geplänkel im Vorfeld und dem dadurch recht schnell ‚abgefrühstückten‘ Inti mit dem Briten, heizte zunächst Chris Kramer mit seinem Beatbox ’n‘ Blues-Projekt, die geschätzten 400 Zuschauer, mit für mich und vermutlich vielen anderen auch, eigenwilliger Bluesmusik ein.

Der charismatische, wuchtige Fronter, der Gesang, sein Paradeinstrument, die Mundharmonika, und auch die E-Gitarre vereinigte, sowie sein toller E-Gitarrist Sean Athens, mit wirklich furiosem Spiel, wurden rhythmisch durch mündlich erzeugte Töne am Mikro unterstützt, was sich wohl in geneigten Kreisen als Beatboxing etabliert hat und mittlerweile wettbewerbsmäßig sogar im Rahmen von  Weltmeisterschaften durchgeführt wird. Der etatmäßige Beatboxer Kevin O’Neal wurde adäquat durch Lino Beatbox vertreten.

Kramer mixte seinen Harpblues mit klassischen, Western-, Tex-Mex- und auch dezenten Southern Rock-Anleihen. Durch die Beatbox-Geschichte bekam die Sache einen eigenwilligen und etwas juvenileren Charakter. Es passte. So musste das Trio noch für eine Zugabe ran. Hier wurde dann das einzige deutsch gesungene Lied „Lass Uns Tanzen Gehen“ als Finale zum Besten gegeben. Insgesamt ein sympathischer, kurzweiliger und gelungener Support.

Die Protagonisten der Supersonic Blues Maachine konzentrierten sich in der ersten Hälfte ihrer Performance (ohne Gibbons) naturgemäß auf Songs der beiden bisherigen Alben „West Of Floating, South Of Frisco“ und dem aktuellen „Californisoul“. Neu-Sänger Kris Barras, der den bisherigen Fronter Chris Lopez ersetzte, machte dabei seine Sache, sowohl als Sänger, wie auch als Lead-Gitarrist, vorzüglich.

Gitarrentechnisch bekam er erstklassige Unterstützung von Serge Simic (erinnerte rein äußerlich an Jon Bon Jovi), der sporadisch (z. B. beim herrlichen „Remedy“) auch mal die Lead vocals übernahm. Die Fäden in der Hand hatte Fabrizio Grossi, der einen Hammer-Groove in die Stücke brachte (klasse Bass-Solo bei „Bad Boys“). Nicht zu vergessen Weltklasse-Drummer Kenny Aronoff, der wie ein Tier trommelte und eine Snare Drum sogar ‚krankenhausreif‘ prügelte, dass sie ausgetauscht werden musste.

Alex Alessandroni Jr. Lieferte solide als auch variable Keyboard-Arbeit ab und die beiden Backgroundsängerinnen sorgten für die optische Note im überwiegend von Männern dominierten Auditorium.

Nachdem Barras nochmals beim megastarken „Hard Times“ – das Stück, das mir am gesamten Verlauf des Abends am besten gefiel – seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellen konnte, ging der Stimmungspegel mit Grossis Ankündigung von Billy F. Gibbons dann richtig in die Höhe.

Klar, dass mit dem kauzigen ZZ Top-Fronter, dann Klassiker wie „La Grange“, „Dust My Broom“ und, last but not least, „Sharp Dressed Man“ abgefeiert wurden. Billy hatte enormen Spaß und lobte die Stadt Essen der schönen Location wegen, nicht zuletzt natürlich auch, weil die Karriere des texanischen Trios in Deutschland, mit dem Rockpalast damals hier eingeläutet wurde.

Mit den Zugaben „Got My Mojo Working“ und dem furiosen „Going Down“ verabschiedeten sich die Starmusiker nach einem Klasse-Gig von den begeisterten Zuschauern in die Nacht, wobei man sich beim Verlassen nochmals am tollen, atmosphärisch beleuchteten Zechen-Ambiente, optisch erfreuen konnte.

Vielen Dank an Mark Dehler von Netinfect Promotion und Michael Schmitz (Mascot Records) für die Akkreditierung.

Line-up Supersonic Blues Machine:
Billy Gibbons (lead vocals, electric guitar, vocals)
Kris Barras (lead vocals, electric guitar, vocals)
Fabrizio Grossi (bass, vocals)
Kenny Aronoff (drums)
Alex Alessandroni Jr. (keys)
Serge Simic (electric guitar, vocals)
Andrea Grossi (background vocals)
Francis Benitez Grossi (background vocals)

Line-up Chris Kramer:
Chris Kramer (lead vocals, electric guitar, harp)
Sean Athens (electric guitar, vocals)
Lino Beatbox (beatbox)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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