Dion – Blues With Friends – CD-Review

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Dies hier ist mal wieder ein typischer Fall von Bildungslücke. Da kann man eine seit fast 45 Jahren angehäufte, mehrere tausend Tonträger umfassende Sammlung besitzen, seit über 20 Jahren selbige rezensiert haben und doch tauchen immer wieder Interpreten auf, die man absolut noch nie gehört hat, die aber auch schon seit Ewigkeiten existieren.

Ok, mit demim Philip Kaufman-Film „The Wanderers“ enthaltenen Song „The Wanderer“, erhält der Name Dion (Dion Francis DiMucci) zumindest eine dezente Kontur. Weitere Recherchen ergeben, dass dieser besonders mit dem Ensemble Dion & The Belmonts in den 50er Jahren schon Erfolge feierte und, dass der Rolling Stone ihn 2008 auf Rang 63 der 100 besten Sänger aller Zeiten wählte.

Im Laufe seiner Karriere hat der wandlungsfähige jetzt schon 80-jährige Künstler sich wohl ein Riesen-Netzwerk aufgebaut, was für Menschen mit italienischen Wurzeln ja nicht ungewöhnlich ist, höhö. So ist es wohl zu erklären, dass der sich mittlerweile in der Bluesmusik heimisch fühlende Protagonist auf seinem neuesten Album „Blues With Friends“ mit einem Staraufgebot an seiner Seite aufwartet, das sicherlich nur Menschen zuteil wird, die sich das auch verdient haben.

Illustre hier mitwirkende Namen wie u. a. Joe Bonamassa (auf dessen neuen Keeping The Blues Alive“-Label die scheibe erscheint), Jeff Beck, Samantha Fish, John Hammond, Billy Gibbons, Sonny Landreth, Bruce Springsteen, Van Morrison, Joe Menza, Brian Setzer oder Paul Simon, lesen sich wie das Who-Is-Who der Rockmusik und geben dem vierzehn Tracks umfassenden Werk (etwas über eine Stunde Spielzeit) trotzdem nur einen recht zurückhaltenden Anstrich.

Die bis auf zwei Stücke von Dion mitkomponierten Originalstücke stehen klar unter der stimmlichen Regie des Protagonisten, ihren Stempel können meist eher die Musiker aufsetzen, die wie z. B. Joe Bonamassa , Brian Setzer (mit typischem Rockabilly-Gibson-ES-E-Gitarren Sound), Jeff Beck oder Sonny Landreth (sein obligatorisches Sliden) für ihr instrumentales Können bekannt sind.

Bei manchen Tracks wie „I Got Nothin’“, „Bam Bang Boom“ oder „Hymn To Him“ hätte man sich die markanten Stimmen von Van Morrison, Billy Gibbons und Bruce Springsteen als weitere Farbtupfer im Duett gut vorstellen können, so dürfen lediglich Paul Simon und die Damen Rory Block und Patti Scialfa mal sporadisch mit Harmoniegesängen etwas stärker in Erscheinung treten.

Trotzdem ist der dargebotene Mix, der alle Blues-kompatiblen, beziehungsweise gut ergänzbaren Formate bietet, sehr kurzweilig und in sich stimmig gelungen. Es macht Spaß die von retro bis modern klingenden Stücke in Einem durchzuhören. Durch Dions Gesang und auch manche Stücke kommen phasenweise Assoziationen zu kauzigen Leuten wie Joe Walsh („Can’t Start Over Again“, Bam Bang Boom“),  und J. J. Cale („Kickin’ Child“, „My Baby Loves To Boogie“) auf.

Insgesamt ein tolles abwechslungsreiches Blues (Rock)-Album. Der 80-jährige Dion Francis DiMucci hat sich im hohen Alter nochmal ein Denkmal in eigener Sache gesetzt. Zahlreiche Stars haben ihn dabei unterstützt und sich respektvoll untergeordnet. Zurecht Platz 1 in den Blues Charts! ‚Je oller, desto, doller‘, im musikalischen Sinne, möchte man fast meinen.

Keeping The Blues Alive Records (2020)
Stil: Blues, Blues Rock & More

Tracks:
01. Blues Comin’ On (feat. Joe Bonamassa)
02. Kickin’ Child (feat. Joe Menza)
03. Uptown Number 7 (feat. Brian Setzer)
04. Can’t Start Over Again (feat. Jeff Beck)
05. My Baby Loves To Boogie (feat. John Hammond)
06. I Got Nothin’ (feat. Van Morrison, Joe Louis Walker)
07. Stumbling Blues (feat. Jimmy Vivino, Jerry Vivino)
08. Bam Bang Boom (feat. Billy Gibbons)
09. I Got The Cure (feat. Sonny Landreth)
10. Song For Sam Cooke (Here In America) (feat. Paul Simon)
11. What If I Told You (feat. Samantha Fish)
12. Told You Once In August (feat. John Hammond, Rory Block)
13. Way Down (I Won’t Cry No More) (feat. Stevie Van Zandt)
14. Hymn To Him (feat. Patti Scialfa, Bruce Springsteen)

Dion
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Another Dimension

Supersonic Blues Machine, Support: Chris Kramer – 11.07.2018, Casino Zeche Zollverein, Essen – Konzertbericht

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Das war mal ein Abend, gestern im Essener CASINO Zollverein, wo sich Supersonic Blues Machine mit ihrem schillernden Gast Billy F. Gibbons, zum einzigen Konzert in Deutschland angesagt hatten. Dazu hatten wir im Vorfeld auch noch ein Interview mit deren Neu-Sänger Kris Barras im Vorfeld vor der Brust.

Obwohl ich schon fast 30 Jahre in Essen berufstätig bin, habe ich mit diesem historischen Areal, bisher kaum Berührungspunkte gehabt und bin in dieser Gegend auch so gut wie nie unterwegs. Vor langer Zeit hatte ich in der Zeche Zollverein mal Dan Baird erlebt. Umso beeindruckender war es von daher, diese Location Halle 9, mit der liebevoll integrierten und drum herum gestalteten Gastronomie, vorher ganz bewusst auf sich wirken lassen zu können.

Nach einem ellenlangem Meet-And-Greet-Geplänkel im Vorfeld und dem dadurch recht schnell ‚abgefrühstückten‘ Inti mit dem Briten, heizte zunächst Chris Kramer mit seinem Beatbox ’n‘ Blues-Projekt, die geschätzten 400 Zuschauer, mit für mich und vermutlich vielen anderen auch, eigenwilliger Bluesmusik ein.

Der charismatische, wuchtige Fronter, der Gesang, sein Paradeinstrument, die Mundharmonika, und auch die E-Gitarre vereinigte, sowie sein toller E-Gitarrist Sean Athens, mit wirklich furiosem Spiel, wurden rhythmisch durch mündlich erzeugte Töne am Mikro unterstützt, was sich wohl in geneigten Kreisen als Beatboxing etabliert hat und mittlerweile wettbewerbsmäßig sogar im Rahmen von  Weltmeisterschaften durchgeführt wird. Der etatmäßige Beatboxer Kevin O’Neal wurde adäquat durch Lino Beatbox vertreten.

Kramer mixte seinen Harpblues mit klassischen, Western-, Tex-Mex- und auch dezenten Southern Rock-Anleihen. Durch die Beatbox-Geschichte bekam die Sache einen eigenwilligen und etwas juvenileren Charakter. Es passte. So musste das Trio noch für eine Zugabe ran. Hier wurde dann das einzige deutsch gesungene Lied „Lass Uns Tanzen Gehen“ als Finale zum Besten gegeben. Insgesamt ein sympathischer, kurzweiliger und gelungener Support.

Die Protagonisten der Supersonic Blues Maachine konzentrierten sich in der ersten Hälfte ihrer Performance (ohne Gibbons) naturgemäß auf Songs der beiden bisherigen Alben „West Of Floating, South Of Frisco“ und dem aktuellen „Californisoul“. Neu-Sänger Kris Barras, der den bisherigen Fronter Chris Lopez ersetzte, machte dabei seine Sache, sowohl als Sänger, wie auch als Lead-Gitarrist, vorzüglich.

Gitarrentechnisch bekam er erstklassige Unterstützung von Serge Simic (erinnerte rein äußerlich an Jon Bon Jovi), der sporadisch (z. B. beim herrlichen „Remedy“) auch mal die Lead vocals übernahm. Die Fäden in der Hand hatte Fabrizio Grossi, der einen Hammer-Groove in die Stücke brachte (klasse Bass-Solo bei „Bad Boys“). Nicht zu vergessen Weltklasse-Drummer Kenny Aronoff, der wie ein Tier trommelte und eine Snare Drum sogar ‚krankenhausreif‘ prügelte, dass sie ausgetauscht werden musste.

Alex Alessandroni Jr. Lieferte solide als auch variable Keyboard-Arbeit ab und die beiden Backgroundsängerinnen sorgten für die optische Note im überwiegend von Männern dominierten Auditorium.

Nachdem Barras nochmals beim megastarken „Hard Times“ – das Stück, das mir am gesamten Verlauf des Abends am besten gefiel – seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellen konnte, ging der Stimmungspegel mit Grossis Ankündigung von Billy F. Gibbons dann richtig in die Höhe.

Klar, dass mit dem kauzigen ZZ Top-Fronter, dann Klassiker wie „La Grange“, „Dust My Broom“ und, last but not least, „Sharp Dressed Man“ abgefeiert wurden. Billy hatte enormen Spaß und lobte die Stadt Essen der schönen Location wegen, nicht zuletzt natürlich auch, weil die Karriere des texanischen Trios in Deutschland, mit dem Rockpalast damals hier eingeläutet wurde.

Mit den Zugaben „Got My Mojo Working“ und dem furiosen „Going Down“ verabschiedeten sich die Starmusiker nach einem Klasse-Gig von den begeisterten Zuschauern in die Nacht, wobei man sich beim Verlassen nochmals am tollen, atmosphärisch beleuchteten Zechen-Ambiente, optisch erfreuen konnte.

Vielen Dank an Mark Dehler von Netinfect Promotion und Michael Schmitz (Mascot Records) für die Akkreditierung.

Line-up Supersonic Blues Machine:
Billy Gibbons (lead vocals, electric guitar, vocals)
Kris Barras (lead vocals, electric guitar, vocals)
Fabrizio Grossi (bass, vocals)
Kenny Aronoff (drums)
Alex Alessandroni Jr. (keys)
Serge Simic (electric guitar, vocals)
Andrea Grossi (background vocals)
Francis Benitez Grossi (background vocals)

Line-up Chris Kramer:
Chris Kramer (lead vocals, electric guitar, harp)
Sean Athens (electric guitar, vocals)
Lino Beatbox (beatbox)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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Casino Zeche Zollverein Essen

Supersonic Blues Machine – CD-Gewinnspiel

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Das Gewinnspiel ist beendet.

Die richtige Antwort hieß natürlich ‚Fabrizio Grossi‘!

Über die brandaktuelle Supersonic Blues Machines-CD „Californisoul“ darf sich

Markus Heselmeier aus Rahden,

freuen, dem der Gewinn in den nächsten Tagen zugeht!

Sounds Of South wünscht viel Spaß damit!

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Netinfect Promotion hat uns dankenswerter Weise das neue, mit vielen prominenten Gästen wie u. a. Billy Gibbons, Steve Lukather oder Walter Trout gespickte Album von Supersonic Blues Machine, „Californisoul„, für ein Gewinnspiel zur Verfügung gestellt.

Folgende superschwere Frage muss dazu richtig beantwortet werden:

Wer ist der eigentliche Mastermind von Supersonic Blues Machine?

a) Paolo Rossi
b) Fabrizio Grossi
c) Francesco Totti

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 25.11.2017 an dan@sounds-of-south.de.

Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, der/die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.

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Supersonic Blues Machine – Californisoul – CD-Review

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Review: Michael Segets

Hinter Supersonic Blues Machine verbergen sich keine Geringeren als Sänger und Gitarrist Lance Lopez, Bassist Fabrizio Grossi und Schlagzeuger Kenny Aronoff. Für ihr zweites Album „Californisoul“ holten sie sich namhafte Unterstützung u. a. von Billy F. Gibbons, Steve Lukather und Walter Trout.

So viel Prominenz schraubt die Erwartungen natürlich nach oben. Diese werden aber locker erfüllt und die Scheibe kann als ein Referenzpunkt der diesjährigen Veröffentlichungen im Bereich Texas Rock gelten. Von den 13 Tracks mit über 63 Minuten Spielzeit stellt zwar nicht jeder einen Volltreffer dar, aber es findet sich auch kein Totalausfall unter ihnen.

„Californisoul“ ist ein homogenes Werk geworden, das sich überwiegend im Midtempo-Bereich bewegt. Alle Songs sind von den drei Bandmitgliedern komponiert. An den beiden sehr starken „L.O.V.E.“ und „Hard Times“ beteiligte sich Serge Simic am Songwriting. Beim letztgenannten Stück steuert Steve Lukather einige Gitarren-Licks bei. „Broken Heart“ klingt streckenweise nach ZZ Top. Das verwundert nicht, da Billy F. Gibbons an dem Song mitwirkt. „Somebody’s Fool“ mit Robben Ford und „Elevate“ mit Eric Gales überzeugen ebenfalls, wobei die Künste der Gastgitarristen ihren Anteil daran haben.

Steht bei diesen Nummern die rockige Seite des Blues Rock im Vordergrund, schlägt bei „What’s Wrong“ unter der Beteiligung von Walter Trout die Nadel in Richtung Blues aus. Mit „Cry“ findet sich ein weiterer Blues auf der Scheibe, der den vorher genannten an Intensität noch übertrifft, was nicht zuletzt an dem nachdenklichen Text und dem gefühlvollen Gesang von Lopez liegt.

Die weiteren Tracks, ohne die Beteiligung von Gastmusikern, „Bad Boys“, mit kraftvollem Schlagzeug und mehrstimmigen Backgroundgesang, sowie die beiden eher straight gespielten „The Stranger“ und „Thank You“ können sich ebenso hören lassen. Das schwächste Stück auf der CD ist „The One“, das zu glatt und gleichförmig arrangiert erscheint und dessen Chorus deplatziert wirkt.

Das Album wird durch „I Am Done Missing You“ und „This Is Love“ gerahmt, die das gleiche Intro aufweisen. Während sich in das Eröffnungsstück nur zeitweilig ein Reggae-Rhythmus mischt, es aber insgesamt dem Blues Rock verhaftet bleibt, behält der Abschluss das Reggae-Feeling durchgängig bei.

Supersonic Blues Machine legt die Messlatte in Sachen Blues Rock hoch. Diese bleibt aber dadurch zu überbieten, dass einzelne Songs in manchen Momenten zu glatt arrangiert anmuten. Pluspunkte gewinnt „Californisoul“ allerdings durch die abwechslungsreichen Kompositionen, die zudem durch die Handschrift der angeworbenen Größen des Blues Rock aufgewertet werden.

Fabrizio Grossi hatte bei der Produktion eine lange Autofahrt vor dem inneren Auge, wofür der Longplayer bestens geeignet ist: Er verleitet nicht zum Rasen, sondern verführt zum Genießen.

Provogue/Mascot Label Group/Rough Trade (2017)
Stil: Texas Rock/Blues Rock

01. I Am Done Missing You
02. Somebody’s Fool
03. Love
04. Broken Heart
05. Bad Boys
06. Elevate
07. The One
08. Hard Times
09. Cry
10. The Stranger
11. What’s Wrong
12. Thank You
13. This Is Love

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