Dion – Girl Friends – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Man kann es ja fast schon als Tradition bezeichnen, dass Dion Dimucci alle paar Jahre wieder ein Album mit zahlreichen und hochkarätigen Musikern herausbringt. Waren es auf „Blues With Friends“ (2020) und „Stomping Ground“ (2021) noch vornehmlich männliche Stars der Bluesszene, so widmet er sich auf seinem neuen Album „Girl Friends“ – der Titel lässt es schon vermuten – ausschließlich der weiblichen Seite des Blues.

Der Grund ist wohl, dass seiner Ansicht nach Männer andere Melodien spielen, wenn Frauen dabei sind und dadurch letztendlich eine bessere Musik entsteht. Und so hat Dion zwölf namhafte Blues-Ladies ins Boot geholt, um gemeinsam mit ihm diese Scheibe einzuspielen. Herausgekommen ist ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Album, das einen bunten Querschnitt der Bluesszene mit Americana- und Countryanleihen über Gospeleinflüsse bis hin zum Chicagostyle bietet.

Dions Mitstreiterinnen sind keine geringeren als die bekannte Gitarristin Susan Tedeschi in „Soul Force“, einem typischen Midtempoblues im Chicagostil, die Sängerin und Bassistin Danielle Nicole in „I Am To Please“, einer sehr rhythmischen und fröhlichen Nummer, die gegen Ende in ein Duett mit Dion mündet, die Soulsängerin Valerie Tyson in dem gospeligen „Stop Drop And Roll“, das sie zu Beginn mit ihrer gewaltiger Soulstimme beherrscht, im weiteren Verlauf jedoch leider hinter Dions Gesang zu sehr zurücktritt, die Sängerin Christine Ohlmann in dem sinnlichen Slowblues „Sugar Daddy“ und zusammen mit der Gitarristin Debbie Davis in „Do Ladies Get The Blues“ (hier passt Ohlmans Altstimme fantastisch zu Dions Gesang und Debbie Davis liefert den Gitarrensound zu diesem klaren Chicagoblues, die Singer/Songwriterin Carlene Carter in „An American Hero“, einem leicht schmalzigen Americana-Country Stück, die Sängerin Rory Block mit ihrer rauen Stimme in dem slidegestützten „Don’t You Want A Man Like Me“, die Geigerin Randy Fishenfeld in dem Country-Blues „Endless Highway“, die Sängerin Maggie Rose in dem ruhig dahinplätschernden Country/Soul Song „I Got Wise“, die Gitarristin Sue Foley in der beschwingten Americana/Country Nummer „Hey Suzy“, die Sängerin Shemekia Copeland in dem souligen Slowblues „Mama Said“ und last but not least
die großartige Gitarristin Joanne Shaw Taylor in dem flotten Shuffle „Just Like That“.

Ob die Songs mit den Bluesladies nun tatsächlich so merklich besser oder zumindest wesentlich anders sind als mit ausschließlich männlichen Musikern eingespielte Stücke sei mal dahin gestellt. Das mag jeder für sich beurteilen und ist eigentlich auch unwichtig, denn die überwiegend von Dion komponierten Tracks sind auf jeden Fall richtig, richtig gut.

Erscheinen soll das Album am 8. März bei Joe Bonamassas Label „Keeping The Blues Alive Records“ (KTBA).

Label: KTBA Records
Stil: Blues

Tracks:
01. Soul Force feat. Susan Tedeschi
02. I Am To Please feat. Danielle Nicole
03. Stop Drop And Roll feat. Valerie Tyson
04. Do Ladies Get The Blues feat. Christine Ohlman and Debbie Davis
05. An American Hero feat. Carlene Carter
06. Don’t You Want A Man Like Me feat. Rory Block
07. Sugar Daddy feat. Christine Ohlman
08. Endless Highway feat. Randy Fishenfeld
09. I Got Wise feat. Maggie Rose
10. Hey Suzy feat. Sue Foley
11. Mama Said feat. Shemekia Copeland
12. Just Like That feat. Joanne Shaw Taylor

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Dion – Stomping Ground – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Der inzwischen 82-jährige Dion Dimucci, der in den 60’er Jahren so großartige Hits wie „The Wanderer“, „Runaround Sue“ oder „Ruby Baby“ geschrieben hat und neben John Mayall (88 Jahre) sicherlich zu den Urgesteinen des ‚weißen‘ Blues gezählt werden kann, legt nun am 19. November sein neuestes Album „Stomping Ground“ vor. Sein neues Werk schließt nahtlos an sein 2020’er Album „Blues With Friends“ an, auf dem er bereits zahlreiche Größen der Bluesszene versammelt hatte, um gemeinsam ein dem Blues gewidmetes Album einzuspielen.

Und so finden sich auch auf seiner neuesten Scheibe Gastmusiker wie Joe Bonamassa, Eric Clapton, Boz Scaggs, Mark Knopfler, Patti Scialfa, Bruce Springsteen, Keb‘ Mo‘, Billy F. Gibbons, Rickie Lee Jones, Marcia Ball, Peter Frampton und G.E. Smith, mit denen Dion Dimucci gegenseitige Bewunderung und Respekt verbindet. Es enthält zudem ein Vorwort von Pete Townshend und eine Einführung von Dion selbst. Produziert wurde das Album von Wayne Hood mit Dimuccis Unterstützung und auf Bonamassas Label KTBA Records wurde es veröffentlicht (als CD und Doppel-LP).

Bis auf „Red House“, ein langsam rollender Song mit Keb Mo’ und Slide-Klängen, im Original von Jimi Hendrix, stammen alle Songs von Dion und seinem Songwriting-Partner Mike Aquilina. Dennoch hauchen die Gastmusiker den Songs ihren jeweils eigenen Stil ein, seien es z. B. Mark Knopflers warmes Gitarrenspiel in „Dancing Girl“, Sonny Landreths Slide Gitarre in „Crying Shame“ oder Billy F. Gibbons’ relaxtes Gitarrenspiel in dem leicht souligen „My Stomping Ground“.

Gleich der erste Track mit Joe Bonamassa „Take It Back“ geht kraftvoll stampfend im typischen Bluesrhythmus mächtig in die Beine, dem „Hey Diddle Diddle“ und „If You Wanna Rock“ mit G. E. Smith bzw. Eric Clapton in nichts nachstehen. „There Was A Time“ ist ein schmachtender Slowblues mit Peter Frampton und „The Night is Young“ ist eine melodiöses Musikstück mit Joe Menza und Wayne Hood. Richtig schön old school mit Piano und Bläsern kommt „That’s What The Doctor Said“ mit Steve Conn daher.

Bruce Springsteen und seine Frau Patti Scialfa prägen das relaxte „Angel In The Alleyways“ mit ruhigem Gitarrenspiel und Scialfas harmonischem Gesang, während das flotte „I’ve Got To Get To You“ mit Box Scaggs wieder zum Tanzen einlädt. Als flotter Boogie mit Pianounterstützung (Marcia Ball) und Bigband-Charakter (Jimmy Vivino) präsentiert sich dann „I Got My Eyes On You Baby“. Das verträumte „I’ve Been Watching“ mit Ricky Lee Jones (Gesang) und Wanne Hood (Gitarre) bildet schließlich den Abschluss eines gelungenen Albums.

Mit „Stomping Ground“ präsentiert Dion also eine abwechslungsreiche Scheibe, der förmlich anzuhören ist, dass alle beteiligten Musiker mit viel Spaß dabei waren, um ein sattes Album zu produzieren. Es sollte in keiner gut sortierten Blues-Sammlung fehlen.

Label: KTBA Records
Stil: Blues

Tracks:
01. Take It Back (feat. Joe Bonamassa)
02. Hey Diddle Diddle (feat. G. E. Smith)
03. Dancing Girl (feat. Mark Knopfler)
04. If You Wanna Rock ’n’ Roll (feat. Eric Clapton)
05. There Was A Time (feat. Peter Frampton)
06. Cryin’ Shame (feat. Sonny Landreth)
07. The Night is Young (feat. Joe Menza & Wayne Hood)
08. That’s What The Doctor Said (feat. Steve Conn)
09. My Stomping Ground (feat. Billy F. Gibbons)
10. Angel In The Alleyways (feat. Patti Scialfa & Bruce Springsteen)
11. I’ve Got To Get To You (feat. Box Scaggs, Joe Menza & Mike Menza)
12. Red House (feat. Keb Mo’)
13. I Got My Eyes On You Baby (feat. Marcia Ball & Jimmy Vivino)
14. I’ve Been Watching (feat. Ricky Lee Jones & Wayne Hood)

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Dion – Blues With Friends – CD-Review

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Dies hier ist mal wieder ein typischer Fall von Bildungslücke. Da kann man eine seit fast 45 Jahren angehäufte, mehrere tausend Tonträger umfassende Sammlung besitzen, seit über 20 Jahren selbige rezensiert haben und doch tauchen immer wieder Interpreten auf, die man absolut noch nie gehört hat, die aber auch schon seit Ewigkeiten existieren.

Ok, mit demim Philip Kaufman-Film „The Wanderers“ enthaltenen Song „The Wanderer“, erhält der Name Dion (Dion Francis DiMucci) zumindest eine dezente Kontur. Weitere Recherchen ergeben, dass dieser besonders mit dem Ensemble Dion & The Belmonts in den 50er Jahren schon Erfolge feierte und, dass der Rolling Stone ihn 2008 auf Rang 63 der 100 besten Sänger aller Zeiten wählte.

Im Laufe seiner Karriere hat der wandlungsfähige jetzt schon 80-jährige Künstler sich wohl ein Riesen-Netzwerk aufgebaut, was für Menschen mit italienischen Wurzeln ja nicht ungewöhnlich ist, höhö. So ist es wohl zu erklären, dass der sich mittlerweile in der Bluesmusik heimisch fühlende Protagonist auf seinem neuesten Album „Blues With Friends“ mit einem Staraufgebot an seiner Seite aufwartet, das sicherlich nur Menschen zuteil wird, die sich das auch verdient haben.

Illustre hier mitwirkende Namen wie u. a. Joe Bonamassa (auf dessen neuen Keeping The Blues Alive“-Label die scheibe erscheint), Jeff Beck, Samantha Fish, John Hammond, Billy Gibbons, Sonny Landreth, Bruce Springsteen, Van Morrison, Joe Menza, Brian Setzer oder Paul Simon, lesen sich wie das Who-Is-Who der Rockmusik und geben dem vierzehn Tracks umfassenden Werk (etwas über eine Stunde Spielzeit) trotzdem nur einen recht zurückhaltenden Anstrich.

Die bis auf zwei Stücke von Dion mitkomponierten Originalstücke stehen klar unter der stimmlichen Regie des Protagonisten, ihren Stempel können meist eher die Musiker aufsetzen, die wie z. B. Joe Bonamassa , Brian Setzer (mit typischem Rockabilly-Gibson-ES-E-Gitarren Sound), Jeff Beck oder Sonny Landreth (sein obligatorisches Sliden) für ihr instrumentales Können bekannt sind.

Bei manchen Tracks wie „I Got Nothin’“, „Bam Bang Boom“ oder „Hymn To Him“ hätte man sich die markanten Stimmen von Van Morrison, Billy Gibbons und Bruce Springsteen als weitere Farbtupfer im Duett gut vorstellen können, so dürfen lediglich Paul Simon und die Damen Rory Block und Patti Scialfa mal sporadisch mit Harmoniegesängen etwas stärker in Erscheinung treten.

Trotzdem ist der dargebotene Mix, der alle Blues-kompatiblen, beziehungsweise gut ergänzbaren Formate bietet, sehr kurzweilig und in sich stimmig gelungen. Es macht Spaß die von retro bis modern klingenden Stücke in Einem durchzuhören. Durch Dions Gesang und auch manche Stücke kommen phasenweise Assoziationen zu kauzigen Leuten wie Joe Walsh („Can’t Start Over Again“, Bam Bang Boom“),  und J. J. Cale („Kickin’ Child“, „My Baby Loves To Boogie“) auf.

Insgesamt ein tolles abwechslungsreiches Blues (Rock)-Album. Der 80-jährige Dion Francis DiMucci hat sich im hohen Alter nochmal ein Denkmal in eigener Sache gesetzt. Zahlreiche Stars haben ihn dabei unterstützt und sich respektvoll untergeordnet. Zurecht Platz 1 in den Blues Charts! ‚Je oller, desto, doller‘, im musikalischen Sinne, möchte man fast meinen.

Keeping The Blues Alive Records (2020)
Stil: Blues, Blues Rock & More

Tracks:
01. Blues Comin’ On (feat. Joe Bonamassa)
02. Kickin’ Child (feat. Joe Menza)
03. Uptown Number 7 (feat. Brian Setzer)
04. Can’t Start Over Again (feat. Jeff Beck)
05. My Baby Loves To Boogie (feat. John Hammond)
06. I Got Nothin’ (feat. Van Morrison, Joe Louis Walker)
07. Stumbling Blues (feat. Jimmy Vivino, Jerry Vivino)
08. Bam Bang Boom (feat. Billy Gibbons)
09. I Got The Cure (feat. Sonny Landreth)
10. Song For Sam Cooke (Here In America) (feat. Paul Simon)
11. What If I Told You (feat. Samantha Fish)
12. Told You Once In August (feat. John Hammond, Rory Block)
13. Way Down (I Won’t Cry No More) (feat. Stevie Van Zandt)
14. Hymn To Him (feat. Patti Scialfa, Bruce Springsteen)

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