Jeffrey Halford & The Healers – Beware Of Worthless Imitations, Vol. 1 (1999-2019) – CD-Review

Review: Michael Segets

Der in Kalifornien lebende Jeffrey Halford ist wieder in seiner Heimat zurückgekehrt, nachdem seine Europa-Tour letzten Monat endete. Die Konzerte habe ich verpasst, aber dennoch gaben sie Anlass, mal in das hierzulande wenig bekannte Werk des Songwriters rein zu hören. Dafür bietet sich die Best-Of-Scheibe „Beware Of Worthless Imitations, Vol. 1 (1999-2019)“ geradezu an.

Der als Straßenmusiker seine Karriere beginnende Halford tourte bereits mit einigen namhaften Größen wie Taj Mahal, Los Lobos, George Thorogood, Gregg Allman, Etta James, John Hammond, Guy Clark und Robert Earl Keen. Auf der Compilation blickt er auf zwanzig Jahre seines Musikschaffens zurück und wählte dafür zwanzig Songs von sieben Alben aus. Die Stücke sind chronologisch auf der CD versammelt und geben so einen Einblick in die Stationen seiner musikalischen Entwicklung.

Das Album beginnt mit dem starken Roots-Rocker „Bad Luck“, das wie „Creole Moon“ von „Kerosene“ (1999) stammt. Danach folgen zwei Tracks („Radio Flyer“, „Lost And Found“) unter Beteiligung von Chuck Prophet (Green On Red). Im Original wurden sie gemeinsam mit „Satchel’s Fastball“, bei dem The Gospel Hummingbirds mitwirken, auf „Hunkpapa“ (2001) veröffentlicht. Neben weiteren rockigen Stücke („Nine Hard Days“, „Watching The Trains“) finden sich akustisch gehaltene Songs („Railbirds“, „Sea Of Cortez“) auf der Zusammenstellung. Eine besondere Dynamik entwickelt „Rainmaker“, das zu den herausstechenden Songs gehört. Weniger überzeugend ist „West Towards South“, bei dem Halford mit seinem Sprechgesang eher experimentelle Töne anschlägt.

„Lousiana Man“ groovt, nicht zuletzt durch die Orgel von Augie Meyers (Sir Douglas Quintett, Texas Tornados, Bob Dylan). Diese treibt auch durch den Tex-Mex „In A Dream“. Einen Ausflug in den Country unternimmt „Deeper Than Hell“. Ansonsten sind mehrere Titel dem Americana zuzuordnen, der in einer meist rockigen Richtung interpretiert wird. Abwechslungsreich ist der Gitarreneinsatz. Eine Resonator-Gitarre ist bei „North Beach“ sowie bei „Elvis Shot the Television“ zu hören. Eine dunkle, staubige Atmosphäre erzeugen die Saiten auf „Mexiko“, eine sanfte der Slide bei „Two Jacksons“. Die Melodie einer akustischen Gitarre trägt „10,000 Miles“.

In seiner Werkschau „Beware Of Worthless Imitations, Vol. 1 (1999-2019)“ zeigen Jeffrey Halford & The Healers mehrere Facetten. Zwischen Rock und Americana verarbeiten sie Einflüsse von Gospel und Country, wobei auch moderate Experimente ihren Platz finden. Insgesamt gibt das Album einen abwechslungsreichen Einblick in den bisherigen Output von Halford, bei dem der Eindruck entsteht, dass sich in jüngerer Zeit eine Entwicklung in Richtung Americana abzeichnet. Um dies zu bestätigen, müssten der Backkatalog näher gesichtet und die nächste Veröffentlichung abgewartet werden. Auf meiner Konzertliste stehen Jeffrey Halford & The Healers jedenfalls, wenn sie wieder den Sprung über den Atlantik machen.

Continental Song City – in-Akustik (2020)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. Bad Luck
02. Creole Moon
03. Radio Flyer
04. Lost And Found
05. Satchel’s Fastball
06. Nine Hard Days
07. Watching The Trains
08. Railbirds
09. Louisiana Man
10. In A Dream
11. Mexico
12. Rainmaker
13. North Beach
14. Two Jacksons
15. Door ‘3
16. Elvis Shot The Television
17. 10,000 Miles
18. West Towards South
19. Deeper Than Hell
20. Sea Of Cortez

Jeffrey Halford & The Healers
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Dion – Blues With Friends – CD-Review

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Dies hier ist mal wieder ein typischer Fall von Bildungslücke. Da kann man eine seit fast 45 Jahren angehäufte, mehrere tausend Tonträger umfassende Sammlung besitzen, seit über 20 Jahren selbige rezensiert haben und doch tauchen immer wieder Interpreten auf, die man absolut noch nie gehört hat, die aber auch schon seit Ewigkeiten existieren.

Ok, mit demim Philip Kaufman-Film „The Wanderers“ enthaltenen Song „The Wanderer“, erhält der Name Dion (Dion Francis DiMucci) zumindest eine dezente Kontur. Weitere Recherchen ergeben, dass dieser besonders mit dem Ensemble Dion & The Belmonts in den 50er Jahren schon Erfolge feierte und, dass der Rolling Stone ihn 2008 auf Rang 63 der 100 besten Sänger aller Zeiten wählte.

Im Laufe seiner Karriere hat der wandlungsfähige jetzt schon 80-jährige Künstler sich wohl ein Riesen-Netzwerk aufgebaut, was für Menschen mit italienischen Wurzeln ja nicht ungewöhnlich ist, höhö. So ist es wohl zu erklären, dass der sich mittlerweile in der Bluesmusik heimisch fühlende Protagonist auf seinem neuesten Album „Blues With Friends“ mit einem Staraufgebot an seiner Seite aufwartet, das sicherlich nur Menschen zuteil wird, die sich das auch verdient haben.

Illustre hier mitwirkende Namen wie u. a. Joe Bonamassa (auf dessen neuen Keeping The Blues Alive“-Label die scheibe erscheint), Jeff Beck, Samantha Fish, John Hammond, Billy Gibbons, Sonny Landreth, Bruce Springsteen, Van Morrison, Joe Menza, Brian Setzer oder Paul Simon, lesen sich wie das Who-Is-Who der Rockmusik und geben dem vierzehn Tracks umfassenden Werk (etwas über eine Stunde Spielzeit) trotzdem nur einen recht zurückhaltenden Anstrich.

Die bis auf zwei Stücke von Dion mitkomponierten Originalstücke stehen klar unter der stimmlichen Regie des Protagonisten, ihren Stempel können meist eher die Musiker aufsetzen, die wie z. B. Joe Bonamassa , Brian Setzer (mit typischem Rockabilly-Gibson-ES-E-Gitarren Sound), Jeff Beck oder Sonny Landreth (sein obligatorisches Sliden) für ihr instrumentales Können bekannt sind.

Bei manchen Tracks wie „I Got Nothin’“, „Bam Bang Boom“ oder „Hymn To Him“ hätte man sich die markanten Stimmen von Van Morrison, Billy Gibbons und Bruce Springsteen als weitere Farbtupfer im Duett gut vorstellen können, so dürfen lediglich Paul Simon und die Damen Rory Block und Patti Scialfa mal sporadisch mit Harmoniegesängen etwas stärker in Erscheinung treten.

Trotzdem ist der dargebotene Mix, der alle Blues-kompatiblen, beziehungsweise gut ergänzbaren Formate bietet, sehr kurzweilig und in sich stimmig gelungen. Es macht Spaß die von retro bis modern klingenden Stücke in Einem durchzuhören. Durch Dions Gesang und auch manche Stücke kommen phasenweise Assoziationen zu kauzigen Leuten wie Joe Walsh („Can’t Start Over Again“, Bam Bang Boom“),  und J. J. Cale („Kickin’ Child“, „My Baby Loves To Boogie“) auf.

Insgesamt ein tolles abwechslungsreiches Blues (Rock)-Album. Der 80-jährige Dion Francis DiMucci hat sich im hohen Alter nochmal ein Denkmal in eigener Sache gesetzt. Zahlreiche Stars haben ihn dabei unterstützt und sich respektvoll untergeordnet. Zurecht Platz 1 in den Blues Charts! ‚Je oller, desto, doller‘, im musikalischen Sinne, möchte man fast meinen.

Keeping The Blues Alive Records (2020)
Stil: Blues, Blues Rock & More

Tracks:
01. Blues Comin’ On (feat. Joe Bonamassa)
02. Kickin’ Child (feat. Joe Menza)
03. Uptown Number 7 (feat. Brian Setzer)
04. Can’t Start Over Again (feat. Jeff Beck)
05. My Baby Loves To Boogie (feat. John Hammond)
06. I Got Nothin’ (feat. Van Morrison, Joe Louis Walker)
07. Stumbling Blues (feat. Jimmy Vivino, Jerry Vivino)
08. Bam Bang Boom (feat. Billy Gibbons)
09. I Got The Cure (feat. Sonny Landreth)
10. Song For Sam Cooke (Here In America) (feat. Paul Simon)
11. What If I Told You (feat. Samantha Fish)
12. Told You Once In August (feat. John Hammond, Rory Block)
13. Way Down (I Won’t Cry No More) (feat. Stevie Van Zandt)
14. Hymn To Him (feat. Patti Scialfa, Bruce Springsteen)

Dion
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