Jeffrey Halford & The Healers – Soul Crusade – CD-Review

Review: Michael Segets

In der Werkschau „ Beware Of Worthless Imitations, Vol. 1 (1999-2019)“ zeigten Jeffrey Halford & The Healers mehrere musikalische Facetten und seinerzeit wurde die Vermutung geäußert, dass sich der in Kalifornien lebende Jeffrey Halford zukünftig in Richtung Americana bewegt. Diese Prognose bestätigt sich mit „Soul Crusade“ nur zum Teil, wenn man den Americana weit auslegt und als Konglomerat verschiedener Richtungen der Roots-Musik versteht.

In der ersten Hälfte des neuen Longplayers wendet sich Halford vorwiegend dem Blues zu. Bei den Stücken in der zweiten Hälfte zeigt er erneut, dass er sich nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen lässt. Halford bietet eine bunte Mischung unterschiedlich gelagerter Beiträge.

Das entspannte „Another Skyline“ eröffnet das Werk, das mit dem Midtempo-Stück „Take It Slow“ und dem souligen „Pie Eyed Poet’s Plea“ fortgeführt wird. Später folgt noch das reduzierte „Sinner Man“, das Halford nahe am Sprechgesang performt. Es stellt das intensivste Stück unter den bisher genannten Songs dar, bei denen sich Halford am Blues orientiert. Highlight der ersten Hälfte der CD ist „Kitchen Door“. Den im Titel des Albums versprochene Soul lösen The Healers hier ohne Kompromisse ein.

Getoppt wird der Track noch durch das gospelige „Walk To The River“ und das rockige „Devil“. Besonderen Drive erhalten die beiden Beiträge durch den Backgroundgesang von Hannah Halford und Kira Kessel. Den Weg auf das Album haben zwei reine Americana-Balladen („Wandering Kind“, „Picture In My Mind“) gefunden, die mit Pedal Steel begleitet werden.

Halford zieht die Country-Nummer „Pescadero“ im klassischen Stil auf, variiert sie aber durch Einsprengsel einer Orgel. Auch „Sad Sinking Feeling“ wirkt wie aus einer anderen Zeit. Das Bild eines Nachtclubs in den 1940ern kommt mir bei mir vor das innere Auge, in dem der Song in den frühen Morgenstunden als Rausschmeißer die letzte Zigarette begleitet. Er passt als Abschlusstrack und schlägt eine Brücke zurück zum Anfang des Albums.

Neben Jeffrey Halford gehören Mike Anderson und Adam Rossi, der „Soul Crusade“ auch produzierte, zu The Healers. Aaron Halford sowie eine Reihe von Gastmusikern, unter diesen Bruce Kaphan (The Black Crowes, Sheryl Crow) und Tom Heyman (Alejandro Escovedo, Chuck Prophet), unterstützten die Band beim Einspielen der Tracks. Im Oktober führt ihr Soul-Kreuzzug The Healers durch Norddeutschland, die Niederlande und Belgien.

Kreuzzüge verlaufen ja nicht immer gradlinig. „Soul Crusade“ von Jeffrey Halford & The Healers startet beim Blues, streift Rock, Country, Gospel und Soul, schwenkt zum Americana über und kehrt zum Blues zurück. Das Album lässt sich daher nicht in eine bestimmte Schublade pressen, sondern zeigt, dass die Band in mehreren Musikrichtungen unterwegs ist. Eine Verbindung der Einzeltitel schafft der bodenständige Sound und der markante Gesang von Halford.

Continental Song City (2022)
Stil: Blues, Americana and more

Tracks:
01. Another Skyline
02. Take It Slow
03. Pie Eyed Poet’s Plea
04. Wandering Kind
05. Kitchen Door
06. Sinner Man
07. Walk To the River
08. Pescadero
09. Devil
10. Picture In My Mind
11. Sad Sinking Feeling

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Jeffrey Halford & The Healers – Beware Of Worthless Imitations, Vol. 1 (1999-2019) – CD-Review

Review: Michael Segets

Der in Kalifornien lebende Jeffrey Halford ist wieder in seiner Heimat zurückgekehrt, nachdem seine Europa-Tour letzten Monat endete. Die Konzerte habe ich verpasst, aber dennoch gaben sie Anlass, mal in das hierzulande wenig bekannte Werk des Songwriters rein zu hören. Dafür bietet sich die Best-Of-Scheibe „Beware Of Worthless Imitations, Vol. 1 (1999-2019)“ geradezu an.

Der als Straßenmusiker seine Karriere beginnende Halford tourte bereits mit einigen namhaften Größen wie Taj Mahal, Los Lobos, George Thorogood, Gregg Allman, Etta James, John Hammond, Guy Clark und Robert Earl Keen. Auf der Compilation blickt er auf zwanzig Jahre seines Musikschaffens zurück und wählte dafür zwanzig Songs von sieben Alben aus. Die Stücke sind chronologisch auf der CD versammelt und geben so einen Einblick in die Stationen seiner musikalischen Entwicklung.

Das Album beginnt mit dem starken Roots-Rocker „Bad Luck“, das wie „Creole Moon“ von „Kerosene“ (1999) stammt. Danach folgen zwei Tracks („Radio Flyer“, „Lost And Found“) unter Beteiligung von Chuck Prophet (Green On Red). Im Original wurden sie gemeinsam mit „Satchel’s Fastball“, bei dem The Gospel Hummingbirds mitwirken, auf „Hunkpapa“ (2001) veröffentlicht. Neben weiteren rockigen Stücke („Nine Hard Days“, „Watching The Trains“) finden sich akustisch gehaltene Songs („Railbirds“, „Sea Of Cortez“) auf der Zusammenstellung. Eine besondere Dynamik entwickelt „Rainmaker“, das zu den herausstechenden Songs gehört. Weniger überzeugend ist „West Towards South“, bei dem Halford mit seinem Sprechgesang eher experimentelle Töne anschlägt.

„Lousiana Man“ groovt, nicht zuletzt durch die Orgel von Augie Meyers (Sir Douglas Quintett, Texas Tornados, Bob Dylan). Diese treibt auch durch den Tex-Mex „In A Dream“. Einen Ausflug in den Country unternimmt „Deeper Than Hell“. Ansonsten sind mehrere Titel dem Americana zuzuordnen, der in einer meist rockigen Richtung interpretiert wird. Abwechslungsreich ist der Gitarreneinsatz. Eine Resonator-Gitarre ist bei „North Beach“ sowie bei „Elvis Shot the Television“ zu hören. Eine dunkle, staubige Atmosphäre erzeugen die Saiten auf „Mexiko“, eine sanfte der Slide bei „Two Jacksons“. Die Melodie einer akustischen Gitarre trägt „10,000 Miles“.

In seiner Werkschau „Beware Of Worthless Imitations, Vol. 1 (1999-2019)“ zeigen Jeffrey Halford & The Healers mehrere Facetten. Zwischen Rock und Americana verarbeiten sie Einflüsse von Gospel und Country, wobei auch moderate Experimente ihren Platz finden. Insgesamt gibt das Album einen abwechslungsreichen Einblick in den bisherigen Output von Halford, bei dem der Eindruck entsteht, dass sich in jüngerer Zeit eine Entwicklung in Richtung Americana abzeichnet. Um dies zu bestätigen, müssten der Backkatalog näher gesichtet und die nächste Veröffentlichung abgewartet werden. Auf meiner Konzertliste stehen Jeffrey Halford & The Healers jedenfalls, wenn sie wieder den Sprung über den Atlantik machen.

Continental Song City – in-Akustik (2020)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. Bad Luck
02. Creole Moon
03. Radio Flyer
04. Lost And Found
05. Satchel’s Fastball
06. Nine Hard Days
07. Watching The Trains
08. Railbirds
09. Louisiana Man
10. In A Dream
11. Mexico
12. Rainmaker
13. North Beach
14. Two Jacksons
15. Door ‘3
16. Elvis Shot The Television
17. 10,000 Miles
18. West Towards South
19. Deeper Than Hell
20. Sea Of Cortez

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Chuck Prophet – The Land That Time Forgot – CD-Review

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Review: Michael Segets

Anfang der 1990er sah ich Green On Red auf ihrer „Too Much Fun“-Tour. Damals war die Band bereits auf Dan Stuart und Chuck Prophet zusammengeschmolzen. Nachdem die beiden zuvor mit „Scapegoats“ (1991) ein Meisterwerk geschaffen hatten, zeigten sich erste Ermüdungserscheinungen und so folgte dann die Auflösung. Auch ein kurzes Live-Intermezzo (2005/06) führte die Truppe nicht mehr dauerhaft zusammen.

Chuck Prophet begann schon parallel zur Endphase von Green On Red eine Solo-Karriere. Seine ersten vier Tonträger, auf denen sich einige bemerkenswerten Stücke finden, stehen bei mir im Regal. Um die Jahrtausendwende verfolgte ich die Veröffentlichungen von Prophet nicht mehr, dadurch entstand eine Lücke von zwanzig Jahren und zehn CDs. „The Land That Time Forgot” stellt für mich daher ein Wiederentdecken des Musikers aus Kalifornien dar.

Die Handschrift, die das Album prägt, ist sofort als die von Chuck Prophet wiederzuerkennen. Es sind die Heartland-Rocker zu hören, bei denen irgendwo Tom Petty mitschwingt, sowie die typischen Balladen vertreten, die Prophets frühe Soloalben durchziehen. Mit der expressiven Gitarre auf „Fast Kid“ kommt zudem noch ein Hauch von Green On Red dazu.

Direkt ins Ohr gehen der Opener „Best Shirt On“ sowie „Willie And Nilli“. Auf beiden Stücken übernimmt seine Frau Stephanie Finch den Backgroundgesang. Als Duett-Partnerin tritt sie bei dem vorab ausgekoppelten „Marathon“ in den Vordergrund. Als erstes Video veröffentlichte Prophet „Nixonland“. Die dunkle Atmosphäre des Songs stellt einen Kontrast zu dem lockeren „Love Doesn’t Come From The Barrel Of A Gun“ dar, das sich anhört, als wäre es von David Lindley inspiriert.

Die Hälfte der Beiträge ist im unteren Tempobereich angesiedelt. Sehr schön erdig klingt die Ballade „Waving Goodbye“. Sie ist ebenso wie „Paying My Respects To The Train” mit etwas Slide unterlegt. Den früh an seinem Drogenkonsum verstorbenen Punkrocker Johnny Thunders zieht Prophet bei „High As Johnny Thunders“ als Vergleichspunkt heran. Von einem Vers des Track stammt der Albumtitel.

Etwas weniger sprechen mich „Meet Me At The Roundabout”, das flottere „Womankind” sowie der Abschluss „Get Of The Stage” an. Aber auch diese sind gut hörbare und solide Songs. Chuck Prophet liefert ein Album ab, das den Qualitätsstandard seiner frühen Werke hält. Unter den guten Songs stechen einzelne besonders hervor, wodurch die CD auch in Zukunft öfter in den Player wandern wird.

Wie bei alten Bekannten, die man längere Zeit nicht gesehen hat, freut man sich bei Chuck Prophet über das Lebenszeichen. Wenn der Kontakt dann wieder hergestellt ist, entwickelt man doch wieder Interesse dafür, was in der Zwischenzeit so bei ihnen passiert ist. „The Land That Time Forgot” regt mich auf alle Fälle dazu an, mir bei Gelegenheit nochmal den Backkatalog von Prophet vorzunehmen. Wenn er erneut in unsere Gegend kommt, wie beispielweise ins JZ Karo, werde ich sicher eine Stippvisite unternehmen. Für die nächste Europatournee im kommenden Jahr sind bislang allerdings keine Konzerte in Deutschland angekündigt.

Yep Roc/Bertus (2020)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. Best Shirt On
02. High As Johnny Thunders
03. Marathon
04. Paying My Respects To The Train
05. Willie And Nilli
06. Fast Kid
07. Love Doesn’t Come From The Barrel Of A Gun
08. Nixonland
09. Meet Me At The Roundabout
10. Womankind
11. Waving Goodbye
12. Get Of The Stage

Chuck Prophet
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Starkult Promotion
Bertus