Wenn sich eine einstige Supergroup wie die Black Crowes nach vielen Jahren des Zwists unter ihren Mitgliedern wieder zusammenfindet und dann bei uns in der Nähe auftaucht, sind wir natürlich auch zur Stelle. Aber der Reihe nach. Begonnen hatte alles beim The Georgia Thunderbolts-/Blackstone Cherry–Gig in Köln, als uns Michael Schmitz vom Mascot Label fragte, ob wir gerne ein Interview mit der Supportgruppe DeWolff durchführen würden.
So machten wir uns am späten Samsatg-Nachmittag auf den Weg nach Bochum, um mit dem aufsteigenden niederländischen Trio im direkt um die Ecke des RuhrCongress gelegenen Stax by Friends-Hotel zu sprechen. Als wir eines der Parkhäuser ansteuerten, war gerade die Bundesliga-Partie VFL Bochum gegen Eintracht Frankfurt zu Ende und die Fans des hessischen Clubs liefen nach der 0:3-Niederlage mit ziemlich bedröppelten Gesichtern Richtung ihrer Fahrzeuge.
Nach dem Interview mit den drei netten Jungs, über das wir dann später noch berichten werden, ging es dann in die sich zunächst nur behäbig füllende Location, in der wir bereits zuvor Acts wie die Tedeschi Trucks Band, Beth Hart oder Kenny Wayne Shepherd begutachtet hatten. Einziger Unterschied, es gab diesmal keine erweiterte Tribünen-Bestuhlung und so fühlte sich der Innenraum, fast überdimensional groß an.
Am Ende kamen immerhin knapp 2.500 Zuschauer um sich das Rockmusik-Spektakel anzusehen, beziehungsweise anzuhören. Den Auftakt machten dann DeWolff, ein aufstrebendes niederländisches Trio, bestehend auch aus zwei Brüdern, Pablo (vocals, guitar) und Luka van de Poel (drums, vocals) sowie Robin Piso (keys, vocals).
Die legten in einer knappen Dreiviertelstunde einen beherzten und recht selbstbewussten Auftritt hin. Sie starteten vor dem mit einem sehenden Auge und zwei heulenden Wölfen gestalteten Bühnenbild mit dem Opener ihres neuen, im Februar 2023 auf den Markt kommenden Albums „Love, Death & In Between“, „Night Train“, und rissen die Audienz mit ihrem retro-umwehten, souligen, 70er-Psychedelic Rock mit dezenten Southern-Einflüssen von Beginn an mit.
Pablo war der einzige, der nicht durch sein Arbeitsgerät statisch gebunden war und ihm gebührte dann als Fronter quasi die Gesamtheit der großen Bühne, die er dann auch ziemlich bewegungsfreudig nutzte. Schön seine Anekdote, dass er sich bereits als Fan für das ja schon vor zwei Jahren geplante BC-Konzert eine Karte gekauft hatte und sich jetzt mit dem Spielen im Vorprogramm ein echter Traum verwirklicht hat. So schnell kann es gehen im Musikbusiness!
Das jugendlich forsch auftrumpfende Trio spielte und jammte sich dann (zum Teil mit Wechselleadgesängen zwischen Pablo und Luka) durch Songs wie „Live Like You“, „Sugar Moon“, „Heart Stoppin‘ Kinda Show“ (auch vom neuen Album), „Tragedy Not Today“, „Double Crossing Man“ und „Nothing Is Changing“ als Schlusspunkt und wurde von den Anwesenden zurecht mit viel Applaus in ihre nächsten musikalischen Abenteuer verabschiedet.
Line-up De Wolff:
Pablo van de Poel (lead vocals, electric guitar)
Robin Piso (keyboards, vocals)
Luka van de Poel (drums, vocals)
Knapp 30 Minuten später war die schöne Bühne samt Bar und Jukebox hergerichtet und Backgroundsängerin Leslie Grant ‚drückte‘ den Elmore James-Klassiker „Shake Your Moneymaker“ als Einspieler, der ja auch den Titel des wohl bekanntesten Black Crowes-Albums aus dem Jahre 1990 abgibt, während dem dann die aktuellen Mitglieder zu ihren Positionen schritten.
Fortan wurde dieses Werk auch in genau gleicher Reihenfolge komplett wieder aufgelegt. Die beiden Robinson-Brüder demonstrierten zwischenzeitlich immer wieder Nähe, um jeden aufkommenden Zweifel an der wieder gewonnenen Harmonie, direkt im Keime zu ersticken. Chris war natürlich der wuselige Fronter, der die Leute sofort mitnahm und besonders in den balladeskeren Stücken zu überzeugen wusste.
Ansonsten musste er doch ziemlich gegen den nicht immer transparent und teilweise dumpf wirkenden Sound, wenn alle zusammen agierten, ordentlich ansingen. Rich Robinson (mit vielen Einzelakzenten, z. B. mit der Akustikgitarre bei „She Talks to Angels“, Slide, Intros) und sein Gitarren-Pendant an der linken Bühnenseite Isaiah Mitchell (der mit mehr Soli) sorgten für den typischen Black Crowes-Rock. Bassist Sven Pipien (mit Harmoniegesängen) ging im voluminösen Sound ein wenig unter.
Der starke Drummer Brian Griffin (mit unaufgeregtem, aber sehr kräftigen und variablen Spiel) und ihr gefühlvoller Keyboarder Joel Robinow (mit HT-Einlagen bei u. a. „Jealous Again“ oder schöner Orgel bei „Struttin‘ Blues“) gefielen mir persönlich unheimlich gut. Als Fan von weiblichem Backgroundgesang bereiteten mir auch Mackenzie Adams und Leslie Grant großen Spaß, die bei „Seeing Things“ und beim späteren „Remedy“ besonders glänzen konnten.
Nach Ablauf des ‚Albums‘ mit dem knackigen „Starin‘ Cold“ ging es dann mit Stücken wie „Oh Josephine“, „Wiser Time“, „Thorn in My Pride“ und „Sting Me“ etwas progressiver weiter bis zum starken „Remedy“ als Finale eines insgesamt sehr überzeugenden Gigs. Die begeisterten Zuschauer konnten der Band aus Atlanta, Georgia, dann zum Schluss noch den Velvet Underground-Klassiker „Rock & Roll“ als Zugabe abgewinnen.
Am Ende hatten die Black Crowes meine zuvor gehegten Bedenken ausgeräumt, sodass ich unterm Strich als Fazit von einem gelungenen Comeback und lohnenswerten Besuch sprechen kann. Die Robinson-Brüder wieder in Harmonie vereint, neues Material geplant (hoffentlich wieder mit dem einen oder anderen Geistesblitz), so darf es gerne weitergehen!
Line-up The Black Crowes:
Chris Robinson (lead vocals, harp)
Rich Robinson (guitars, bgv)
Isaiah Mitchell (guitars, bgv)
Joel Robinow (keyboards)
Sven Pipien (bass, bgv)
Brian Griffin (drums)
Mackenzie Adams (bgv)
Leslie Grant (bgv)
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
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RuhrCongress Bochum