Brandy Clark – Same – CD-Review

Review: Michael Segets

Vermutlich ist es der Rezension des Chefredakteurs zum vorangegangenen Album „Your Life Is A Record“ zu verdanken, dass Brandy Clark die orchestralen Töne auf ihrem neuen Werk deutlich reduziert hat. Die offizielle Version zur Entstehungsgeschichte zum selbstbetitelten Longplayer lautet überraschenderweise anders.

Nicht zuletzt aufgrund mehrerer biographischer Parallelen fanden Clark und Brandi Carlile schnell einen Draht zueinander, nachdem sie über eine gemeinsame Freundin bekannt gemacht wurden. Der zusammen aufgenommene Song „Same Devil“ heimste eine Grammy-Nominierung ein und legte den Grundstein für die weitere Kollaboration. Carlile produzierte das aktuelle Album von Clark und singt einen Part des Duetts „Dear Insecurity“.

Sie arbeitete auch darauf hin, dass Clark ihre Stärken als Sängerin ausspielt. So wurde kaum Overdubs verwendet, wodurch der Sound pur und unverstellt wirkt. Dennoch werden hin und wieder Streicher eingesetzt – so auch auf dem flottesten Stück „Northwest“, bei dem ihnen am Ende viel Raum gegeben wird.

Der Einstieg „Not Enough Rocks“ erinnert anfänglich an Sheryl Crow, für die Clark bereits geschrieben hat. Derek Trucks (Tedeschi Trucks Band) steuert hier seine Gitarrenkünste bei und gibt der Nummer eine rockige Note. Ansonsten finden sich hauptsächlich ruhige Songs im unteren Tempobereich auf der Scheibe. Sehr stimmungsvoll ist „She Smoked In The House“, das neben „Buried“ und dem bereits erwähnten „Northwest“ als Singles herausgegeben wurde.

Zwei starke Stücke sind gegen Ende des Werks platziert: „All Over Again“ entwickelt einen schönen Drive; „Best Ones” wird von einer Mundharmonika begleitet, die nochmal einen anderen Sound in das Album bringt. Die Klavierbegleitung steht bei „Take Mine“ im Vordergrund. Der Titel erscheint ebenso wie „Up Above The Clouds (Cecilia???s Song)” etwas altbacken. Auffälliger ist „Tell Her You Don’t Love Her”, auf dem Clark von Lucius unterstützt wird.

Selbst wenn nicht jeder Song einen Volltreffer darstellt, beweist Clark erneut, dass sie zu Recht zur führenden Riege der Songwriterinnen im Country- beziehungsweise Americana-Bereich zählt. Nicht umsonst greifen viele Kolleginnen und Kollegen auf ihre Kompositionen zurück. LeAnn Rimes und Kacey Musgraves oder Billy Currington und Toby Keith sind hier exemplarisch zu nennen.

Hat sich Clark bislang primär als Songwriterin verstanden, die auch singt, gewann sie durch die Zusammenarbeit mit Carlile mehr Selbstvertrauen als Sängerin. Dass die Selbstzweifel hinsichtlich ihres Gesangs allerdings unbegründet sind, zeigten schon ihre bisherigen Veröffentlichungen und ihre Duette wie „In The Mean Time“ mit Hayes Carll.

Brandy Clark nimmt auf ihrem vierten Album die instrumentale Unterlegung zurück und legt den Focus auf den Ausdruck der Songs und ihrer Stimme. Mit Brandi Carlile als Produzentin im Rücken sowie den Gastmusikern Derek Trucks und Lucius gelingt ihr ein über weite Strecken überzeugendes Werk, sodass es möglich erscheint, dass Clark nach zahlreichen Nominierungen in der Vergangenheit nun auch mal einen Grammy nachhause trägt.

Warner Records/Warner Music (2023)
Stil: Country, Americana

Tracks:
01. Ain’t Enough Rocks (feat. Derek Trucks)
02. Buried
03. Tell Her You Don’t Love Her (feat. Lucius)
04. Dear Insecurity (feat. Brandi Carlile)
05. Come Back To Me
06. Northwest
07. She Smoked In The House
08. Up Above The Clouds (Cecilia???s Song)
09. All Over Again
10. Best Ones
11. Take Mine

Brandy Clark
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Warner Records
Oktober Promotion

Jeffrey Halford & The Healers – Soul Crusade – CD-Review

Review: Michael Segets

In der Werkschau „ Beware Of Worthless Imitations, Vol. 1 (1999-2019)“ zeigten Jeffrey Halford & The Healers mehrere musikalische Facetten und seinerzeit wurde die Vermutung geäußert, dass sich der in Kalifornien lebende Jeffrey Halford zukünftig in Richtung Americana bewegt. Diese Prognose bestätigt sich mit „Soul Crusade“ nur zum Teil, wenn man den Americana weit auslegt und als Konglomerat verschiedener Richtungen der Roots-Musik versteht.

In der ersten Hälfte des neuen Longplayers wendet sich Halford vorwiegend dem Blues zu. Bei den Stücken in der zweiten Hälfte zeigt er erneut, dass er sich nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen lässt. Halford bietet eine bunte Mischung unterschiedlich gelagerter Beiträge.

Das entspannte „Another Skyline“ eröffnet das Werk, das mit dem Midtempo-Stück „Take It Slow“ und dem souligen „Pie Eyed Poet’s Plea“ fortgeführt wird. Später folgt noch das reduzierte „Sinner Man“, das Halford nahe am Sprechgesang performt. Es stellt das intensivste Stück unter den bisher genannten Songs dar, bei denen sich Halford am Blues orientiert. Highlight der ersten Hälfte der CD ist „Kitchen Door“. Den im Titel des Albums versprochene Soul lösen The Healers hier ohne Kompromisse ein.

Getoppt wird der Track noch durch das gospelige „Walk To The River“ und das rockige „Devil“. Besonderen Drive erhalten die beiden Beiträge durch den Backgroundgesang von Hannah Halford und Kira Kessel. Den Weg auf das Album haben zwei reine Americana-Balladen („Wandering Kind“, „Picture In My Mind“) gefunden, die mit Pedal Steel begleitet werden.

Halford zieht die Country-Nummer „Pescadero“ im klassischen Stil auf, variiert sie aber durch Einsprengsel einer Orgel. Auch „Sad Sinking Feeling“ wirkt wie aus einer anderen Zeit. Das Bild eines Nachtclubs in den 1940ern kommt mir bei mir vor das innere Auge, in dem der Song in den frühen Morgenstunden als Rausschmeißer die letzte Zigarette begleitet. Er passt als Abschlusstrack und schlägt eine Brücke zurück zum Anfang des Albums.

Neben Jeffrey Halford gehören Mike Anderson und Adam Rossi, der „Soul Crusade“ auch produzierte, zu The Healers. Aaron Halford sowie eine Reihe von Gastmusikern, unter diesen Bruce Kaphan (The Black Crowes, Sheryl Crow) und Tom Heyman (Alejandro Escovedo, Chuck Prophet), unterstützten die Band beim Einspielen der Tracks. Im Oktober führt ihr Soul-Kreuzzug The Healers durch Norddeutschland, die Niederlande und Belgien.

Kreuzzüge verlaufen ja nicht immer gradlinig. „Soul Crusade“ von Jeffrey Halford & The Healers startet beim Blues, streift Rock, Country, Gospel und Soul, schwenkt zum Americana über und kehrt zum Blues zurück. Das Album lässt sich daher nicht in eine bestimmte Schublade pressen, sondern zeigt, dass die Band in mehreren Musikrichtungen unterwegs ist. Eine Verbindung der Einzeltitel schafft der bodenständige Sound und der markante Gesang von Halford.

Continental Song City (2022)
Stil: Blues, Americana and more

Tracks:
01. Another Skyline
02. Take It Slow
03. Pie Eyed Poet’s Plea
04. Wandering Kind
05. Kitchen Door
06. Sinner Man
07. Walk To the River
08. Pescadero
09. Devil
10. Picture In My Mind
11. Sad Sinking Feeling

Jeffrey Halford & The Healers
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Melissa Etheridge – One Way Out – CD-Review

Review: Michael Segets

Beim ersten flüchtigen Durchlauf von „One Way Out” dachte ich, dass Melissa Etheridge wie in ihren frühen Jahren klingt. Dieser Eindruck täuschte nicht, denn die Ursprünge der Songs gehen tatsächlich bis in die 1980er zurück. Damals hatten die Stücke nicht den Weg auf ein Album gefunden. Diese Entscheidung muss aus irgendwelchen konzeptionellen Gründen gefallen sein, denn bei den Tracks handelt es sich nicht um Ausschuss- oder B-Ware.

Die Stücke gerieten in Vergessenheit, bis Etheridge ein Boxset über ihre Karriere plante. Sie trommelte ihre Weggefährten 2013 zusammen und spielte die Tracks gemeinsam mit Gitarrist John Shanks (Stevie Nicks, Sheryl Crow), Bassisten Kevin McCormick (Jackson Browne, Nils Lofgren) und Schlagzeuger Fritz Lewak (Jackson Browne, Vonda Shepard) ein.

Das Boxset wurde aufgrund eines Labelwechsels jedoch nie realisiert und Etheridge wandte sich neuen Projekten zu. Es gingen weitere sieben Jahre ins Land, bis ihr die Aufnahmen wieder ins Gedächtnis kamen. Angereichert mit zwei Livemitschnitten eines Konzerts von 2002 in Los Angeles liegen die sieben Songs auf „One Way Out“ nun als eigenständige Veröffentlichung vor.

Volle Gitarren, kräftige Mundharmonika und treibender Rhythmus dominieren den Titeltrack, der zugleich als erste Single ausgekoppelt wurde. „One Way Out“ erscheint vielleicht noch einen Tick härter als ich die Songs aus ihren musikalischen Anfangsjahren in Erinnerung habe. Auch sonst legt sich Etheridge mächtig ins Zeug. Mit Mundharmonika-Sprengseln nimmt beispielsweise „For The Last Time” Fahrt auf und steigert sich zu einem Refrain, bei dem sich Etheridge quasi die Seele aus dem Leib singt.

Die Studioaufnahmen wirken wie aus einem Guss, wobei sich die einzelnen Stücke voneinander abheben. In „As Cool As You Try” ist ein Gitarrensolo eingebaut – so cool wie der Titel verspricht. Die Hu-Hus auf „Save Myself” erinnern an die Rolling Stones. Mit „That Would Be Me” rockt Etheridge in für sie klassischer Manier, erneut unter Einsatz der Mundharmonika.

Neben den fünf allesamt erstklassigen Rockern streut Etheridge zwei langsamere Songs ein. Auch mit diesen knüpft die zweifache Grammy- und Oscar-Preisträgerin stilistisch an ihre frühen Erfolge an. Das Ende von „I’m No Angel Myself” untermalen gefühlvolle Gitarrenvibes. Während sie dort ihre Stimmgewalt zeigt, lebt „Wild Wild Wild“ von dem sensiblen Gesang, bei dem Etheridges markante Stimmfarbe voll zur Geltung kommt.

Mit den beiden Live-Mitschnitten hebt sich die Spiellänge der CD auf Album-Niveau, wobei sie die konzeptionelle Anlage des Werks durchbrechen. Ich bin kein Fan von Longplayern, auf denen Studio- und Liveaufnahmen gemischt sind, aber die beiden straight rockenden Songs „You Have No Idea” und „Life Goes On” lassen die Energie erahnen, die Etheridge auf der Bühne entwickelt. Es wäre schade gewesen, wenn die beiden, meines Wissens bislang unveröffentlichten, Titel weiterhin in der Schublade verschwunden geblieben wären. Als Bonus-Tracks stellen sie eine ideale Ergänzung des Streifzugs durch fast vergessene Aufnahmen dar.

Melissa Etheridge gräbt auf „One Way Out“ Schätze aus, die bislang in ihrem Fundus schlummerten. Durch die Bank wecken sie Erinnerungen an ihre ersten Veröffentlichungen. Auf den Songs rockt Etheridge fern jeglicher Nostalgie frisch wie in jungen Jahren.

Anmerkung der Red.: Der Veröffentlichungstermin der physischen Version ist kurzfristig auf den 01.10.2021 verschoben worden!

BMG Rights Management/Warner (2021)

Stil: Rock

Tracks:
01. One Way Out
02. As Cool As You Try
03. I’m No Angel Myself
04. For The Last Time
05. Save Myself
06. That Would Be Me
07. Wild Wild Wild
08. You Have No Idea (Live)
09. Life Goes On (Live)

Melissa Etheridge
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Los Lobos – Native Sons – CD-Review

cover Los Lobos - Native Sons 300

Review: Michael Segets

Just another band from East L. A. – so bezeichneten sich Los Lobos selbst, dabei besteht für die Wölfe kein Grund zur Bescheidenheit. Spätestens mit ihrem internationalen Superhit „La Bamba“ sind sie über die Grenze ihrer Heimatstadt hinaus bekannt. Dennoch ist die Band in der kalifornischen Metropole tief verwurzelt und besinnt sich mit „Native Sons“ auf die musikalischen Einflüsse, die sie prägten. Bis auf den Titeltrack, der eine Eigenkomposition darstellt, covern Los Lobos eben die Bands und Musiker, die eng mit L. A. verbunden sind.

Seit den 1980ern gelten Los Lobos als Inbegriff des Tex-Mex und haben dem Tejano mit ihrem eigenständigem Sound einen Stempel aufgedrückt. In der Folgezeit erweiterte die Band ihre Bandbreite, sodass die musikalische Richtung ihrer Alben kaum abzusehen ist. „Kiko“ (1992) gilt unter Kritikern als ein Höhepunkt unter den Veröffentlichungen, wobei „The Neighborhood“ (1990), mit den Gastmusikern Levon Helm und John Hiatt, bereits den Aufbruch zu neuen Ufern markierte.

In der letzten Dekade tourten sie mit Neil Young, der Tedeschi Trucks Band und den North Mississippi Allstars, bevor es um die Combo stiller wurde. Mit „Native Sons“ melden sich Los Lobos nun wieder zurück, allerdings ohne neues Eigenmaterial zu präsentieren, sieht man von dem Titelsong ab. Dass die Mannen aus L. A. bei ihren Covern den jeweiligen Songs eigene Facetten und einen veränderten Klang mitgeben können, haben sie ausgiebig auf mehreren Tribute-Alben bewiesen und so hört sich „Native Sons“ ganz nach Los Lobos an.

„Never No More“ von Percy Mayfield und „Flat Top Joint“ von Dave Alvin (The Blasters) sind im Stil des klassischen Rock ’n Roll gehalten. Ein hohes Tempo geht auch „Farmer John“. Der Song ist bereits auf diversen Live-Mitschnitten von Los Lobos zu finden. Einzelne Tracks haben einen Funk-Einschlag („Love Special Delivery“), gehen in Richtung R&B („Misery“) oder kombinieren beides („The World Is A Ghetto“). Wie häufig bei den Longplayern von Los Lobos finden sich zudem spanische Titel auf „Native Sons“, die beim Uptempo oft einen zirzensischen Eindruck hinterlassen oder leicht in schmalzige Regionen abdriften. Der Salsa „Los Chucos Suaves” und das schmachtende „Dichoso” bilden da keine Ausnahme.

Die Band um David Hidalgo liefern darüber hinaus Versionen von Musikern ab, die eher ins SoS-Spektrum fallen. Von Jackson Browne interpretieren sie „Jamaica Say You Will “ und von Stephen Stills „Bluebird/For What It’s Worth”. Die beiden Songs von Stills sind auf CD oder LP als Medley gespielt, auf der digitalen Ausgabe sind sie als Einzeltitel getrennt. Gelungen ist auch „Sail On, Sailor”, das durch die Beach Boys bekannt ist. Als Abschluss der CD gibt es das Instrumentalstück „Where Lovers Go“, das als Rausschmeißer seit langer Zeit von Los Lobos live erprobt ist.

Der spezielle Sound von Los Lobos wird nicht zuletzt durch das Saxophon von Steve Berlin geprägt. Steve Berlin, der Mitte der 1980er der Band beitrat, hat sich mit seinem Instrument und als Produzent einen Namen gemacht. So unterstützte er beispielsweise Sheryl Crow, Joan Osborne und The Suitcase Junket. Los Lobos holten für „Native Sons“ einige Gastmusiker mit an Bord und David Hidalgo Junior sitzt bei der Hälfte der Stücken am Schlagzeug.

So bunt schillernd wie man sich das Leben in L.A. vorstellt, ist auch die Liebeserklärung „Native Sons“ von Los Lobos an ihre Heimatstadt ausgefallen. Bei der Auswahl der Coverversionen greifen David Hidalgo, Steve Berlin und ihre Mitstreiter unterschiedliche musikalische Stile auf. Gemeinsam ist den Songs nicht nur, dass sie von Musikern stammen, die die Szene in L. A. prägten, sondern auch, dass sie durch den typischen Sound von Los Lobos zusammengeschweißt werden.

New West Records/Pias-Rough Trade (2021)
Stil: Rock and more

Tracks:
01. Love Special Delivery
02. Misery
03. Bluebird/For What It’s Worth
04. Los Chucos Suaves
05. Jamaica Say You Will
06. Never No More
07. Native Son
08. Farmer John
09. Dichoso
10. Sail On, Sailor
11. The World Is A Ghetto
12. Flat Top Joint
13. Where Lovers Go

Los Lobos
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Mary Chapin Carpenter – The Dirt And The Stars – CD-Review

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Review: Michael Segets

Wenn ich an die Musik von Mary Chapin Carpenter denke, kommen mir die Ohrwürmer „He Think He’ll Keep Her” und „I Belong To You“, das sie zusammen mit John Jennings einspielte, in den Sinn. Die Single „Secret Keepers“ von ihrer neuen CD „The Dirt And The Stars” erreicht (fast) die Qualität meiner beiden All-Time-Favoriten.

Seit mehr als dreißig Jahre ist Chapin Carpenter im Geschäft und feierte in der Mitte der 1990er ihre größten Charterfolge im Country-Bereich. Die vielfach ausgezeichnete und mit fünf Grammys geehrte Musikerin veröffentlichte im Schnitt alle zwei Jahre ein Studioalbum und ist jetzt bei Nummer 16 angelangt. Wie beim vorangegangenen „Sometimes Just The Sky“ (2018) tat sie sich wieder mit dem Produzenten Ethan Johns (Paul McCartney, Kings Of Leon) zusammen und besuchte erneut die Real World Studios von Peter Gabriel.

Mit Ausnahme des schon erwähnten „Secret Keeper“ und „American Stooge“, das mich etwas an Sheryl Crows Debüt erinnert, sind die Songs im unteren Tempobereich zu verorten. Die Balladen werden von Chapin Carpenters angehemer, manchmal samtiger Stimmer getragen. Der Gesang und die Band haben einen vollen Klang.

Mal setzt das Klavier Akzente („All Broken Hearts Break Differently”, „Where The Beauty Is”), mal steht die Begleitung durch die akustische Gitarre („Nocturne”), im Vordergrund. Beim Titeltrack und einigen weiteren Stücken kommt Chapin Carpenters langjähriger Gitarrist Duke Levine mit Soli zum Zuge, was die Songs zusätzlich aufwertet.

Besonders gelungen sind der eingängige Opener „Farther Along And Further In“, „Asking For A Friend“, bei dem Chapin Carpenter eine Zerbrechlichkeit in ihren Gesang legt, die eine hohe Intensität erzeugt, sowie das sanfte „Everybody’s Got Something”. Stilistisch ähnlich aber mit weniger Wiedererkennungswert sind die Balladen „It’s OK To Feel Sad“, „Old D-35“ oder „Where The Beauty Is“ gelagert.

Inhaltlich decken die Texte eine breite Palette von Themen ab. Neben Seitenhieben auf die politische Kultur in den Vereinigten Staaten kommen introspektive Gedanken über das Älterwerden oder Herzensangelegenheiten zur Sprache. Die meisten Songs entstanden an ihrem Küchentisch, wobei Chapin Carpenter bei Wanderungen in der Umgebung von Charlottesville, Virginia, weiter an ihnen feilt. Dafür hatte sie aufgrund der Corona-bedingten Verschiebung ihrer Tour mit Shawn Colvin genug Zeit. Das Album eignet sich dann auch als Wegbegleiter bei unaufgeregten Spaziergängen.

Mit „The Dirt And The Stars“ legt Mary Chapin Carpenter ein ruhiges Americana-Album vor, das sich in die Reihe ihrer Veröffentlichungen eingliedert, ohne dabei abzufallen oder besonders hervorzustechen. Von den gewohnt souverän performten Songs bleiben einige im Gedächtnis, insgesamt fehlen jedoch die Überraschungen, die das Werk etwas abwechslungsreicher gemacht hätten.

Lambent Light Records – Thirty Tigers/Membran (2020)
Stil: Americana

Tracklist:
01. Farther Along And Further In
02. It’s OK To Feel Sad
03. All Broken Hearts Break Differently
04. Old D-35
05. American Stooge
06. Where The Beauty Is
07. Nocturne
08. Secret Keepers
09. Asking For A Friend
10. Everybody’s Got Something
11. Between The Dirt And The Stars

Mary Chapin Carpenter
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Thirty Tigers
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Haley Johnsen – 03.02.2020, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Markus Peerlings packt „Caesar’s Pallets“ wieder aus! Den Anfang der diesjährigen Reihe von Solo-Konzerten im Wohnzimmer der Kulturrampe machte Haley Johnson. Durch ihre erfolgreiche Teilnahme beim Song-Contest American Idol erlangte sie in Amerika bereits einen hohen Bekanntheitsgrad. Im vergangenen Jahr promotete sie ihr Debüt-Album „Golden Days“ auf ihrer ersten Europa-Tour. Nun kehrte die talentierte Songwriterin mit frisch im Londoner Studio One aufgenommen Akustik-Versionen nach Deutschland zurück.

Bei Ihrer Premiere in Krefeld zeigte sie sich beeindruckt von der coolen Location. Die Rampe ist nach ihrer Aussage der hipste Veranstaltungsort, in dem sie bislang auftrat. Damit erzählte Johnsen den Anwesenden zwar nichts Neues, aber gefreut hat es alle und Pille wahrscheinlich am meisten.

Mit ganz verschiedenen musikalischen Einflüssen aufgewachsen fügt Haley Johnsen diese in einem souveränen Mix aus Americana, Blues und Rock zusammen. Dabei gibt sie dieser Mischung auf ihrem Longplayer, der mit kompletter Band eingespielt wurde, einen poppigen Anstrich. Im intimen Rahmen der Kulturrampe kamen ihre Qualitäten als Songwriterin und ihre tolle Stimme, die bei der instrumental reduzierten Begleitung stärker in den Vordergrund traten, viel besser zur Geltung.

Die junge Amerikanerin bewies eine verblüffende Souveränität auf der Bühne. Locker und selbstironisch philosophierte sie über den unterschiedlichen Kohlesäuregehalt deutscher Mineralwässer, leitete Songs mit Anekdoten und Hintergrundinformationen ein und nutzte auch sonst jede Gelegenheit, mit dem Publikum in Kontakt zu treten.

Mit viertelstündiger Verspätung kam Johnsen aus den Katakomben der Rampe, legte die nagelneue, akustische Fender-Gitarre an, schnallte sich Schellen um den Fuß und gab mit der Stomp Box den Rhythmus für den Opener „I’ll See You Around“ vor. Richtig Fahrt nahm „Everything Comes Back Again“ auf. Mit scheppernden Akkorden rockte Johnsen den Song, den sie mit 16 Jahren geschrieben hatte.

Nach dem ebenfalls mitreißenden „Sideways“ von ihrer EP „When You Lit The Sky“ (2017) folgte mit „Feel The Water“ die erste Ballade. Diese begann sehr sanft, steigerte dann aber die Dynamik durch fast schon rausgeschriene Gesangspassagen. Johnsen hat eine klare, volle Stimme, die sie den verschiedenen Stimmungen der Songs problemlos anpassen kann.

Inspiriert durch die Version von Eva Cassidy präsentierte Johnsen dann „Autum Leaves“ als klassisches Folkstück. Diesen Titel spielte sie zum ersten Mal auf dieser Tour, deren Halbzeit sie feierte. Die Songwriterin hat noch weitere drei Wochen On The Road vor sich und verlässt Deutschland erstmal in Richtung Dänemark.

Als Haley Johnsen zur elektrischen Gitarre griff, zog das Tempo im letzten Drittel des ersten Sets nochmal an. Kräftige Rhythmen („City Of Me“), teilweise begleitet von einem staubiger Gitarrensound leiteten dann zum vorläufigen Finale über. Für dieses holte sie ihren Freund und Tour-Manager Jonny Shewell auf die Bühne und sang mit ihm „Perfect Life“ im Duett.

Die kurze Pause wurde mit dem fetzigen „Lift Me Up“ beendet. Während Johnsen dort ihre akustische Fender hart bearbeitete, zeigte sie vor allem beim Intro zu „Crazy On You“ – einem Song von Heart –, dass sie auch filigrane Fingerarbeit an den Saiten beherrscht.

Nach „Cinderella“, wohl einem Stück mit großer persönlicher Bedeutung für die Sängerin, folgte mit „Tear Drop Canvas“ ein weiterer Titel des Longplayers „Golden Days“. Die erdigeren, handgemachten Versionen, die Johnsen bei der Show darbot, überzeugten weit mehr als die opulenter produzierten Studioaufnahmen. Als Singer/Songwriter gewinnt Haley Johnsen deutlich Konturen und sticht unter den Musiksternen ihrer Generation hervor. Dass sie musikalisch vielseitig ist, zeigt auch ihre Beteiligung an der Electronic-Band Big Wild, obwohl dies auch unter der Rubrik Jugendsünden zu verbuchen sein kann.

In der Mitte des zweiten Sets räumte sie den Platz am Mikro für Jonny Shewell, der seinen Song „Famous“ vorstellte und dabei sein Gesangstalent offenbarte. Für die letzten beiden Stücke „Weekend“ und „Keep On Saying Goodbye“ packte Johnsen erneut die E-Gitarre aus und heizte dem Publikum nochmal mächtig ein.

Ich hätte nicht gedacht, dass dreißig Leute so einen johlenden und klatschenden Tumult veranstalten können. Obwohl Johnsen – ganz Profi – darauf hinwies, dass sie nur für zwei 45-Minuten-Sets engagiert worden wäre, ließ sie sich nicht lange bitten und gab mit „If It Makes You Happy“ von Sheryl Crow sowie dem Schmachtfetzen „Blue Bayou“ von Linda Ronstadt zwei Cover als Zugabe. Die beiden Titel standen den Originalen in nichts nach, was zeigt, über welche Spannweite sie musikalisch und gesangstechnisch verfügt.

Haley Johnsen lieferte eine Performance mit großem Unterhaltungswert, abwechslungsreicher Songauswahl und hervorragendem Gesang. Mit ihrem natürlichen Auftreten spiele sie sich direkt ins Herz der Zuhörer. In besser Gesellschaft kann man einen verregneten Montagabend kaum verbringen. Für die nächsten Veranstaltungen ab März zieht „Caesar‘s Pallets“ auf die Terrasse der Rampe. Die Open-Air-Konzerte auf dem Großmarkt sind eine schöne Idee, sofern das Wetter mitspielt.

Line-Up:
Haley Johnsen (vocals, guitar)
Jonny Shewell (vocals)

Bilder und Bericht: Michael Segets

Haley Johnsen
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Kulturrampe

Hootie & The Blowfish – Imperfect Circle – CD-Review

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Review: Michael Segets

„Cracked Rear View“ mit der Mega-Single „Hold My Hand” hält bis heute einen Top-Ten-Platz der meistverkauften Alben. An diesen Erfolg konnten Hootie & The Blowfish mit ihren nachfolgenden Werken nicht mehr anknüpfen, obwohl sie in der zweiten Hälfte der 1990er noch beträchtliche Verkaufszahlen einfuhren. Nach ihrer fünften Studio-CD (2005) erfolgte ein Schnitt. Die Band fand sich für Benefiz-Konzerte zwar noch gelegentlich zusammen, die meisten Mitglieder wandelten aber auf Solopfaden.

Zum fünfundzwanzigsten Jubiläum von „Cracked Rear View“ starteten Hootie & The Blowfish dieses Jahr eine ausgedehnte Tour und überraschen nun mit einem neuen Longplayer. Auf „Imperfect Circle“ meldet sich das Quartett mit zwölf eigenen Kompositionen sowie einer von Jim Beavers und Chris Stapleton zurück.

Hootie & The Blowfish machen das, was sie bereits früher gemacht haben und gut können: eingängigen Rock mit einer Prise Pop. Für große Innovationen war die Band noch nie bekannt und auch diesmal verzichten sie auf Experimente. Warum soll man auch etwas ändern, wenn es funktioniert? Das bedeutet nicht, dass sich die Band auf den Lorbeeren vergangener Zeiten ausruht. „Imperfect Circle“ ist eine typische Hootie & The Blowfish-Scheibe geworden, auf der sich einige schöne Songs finden.

Direkt gepackt hat mich „Not Tonight“. Eine wunderbare Nummer, die mich – vielleicht aufgrund der Keys – an Steve Winwood erinnert. Ohrwurmqualitäten entwickelt ebenfalls das reduzierter instrumentalisierte und mit mehrstimmigen Harmoniegesang versehene „We Are One“. Für das Album konnte die Band Sheryl Crow als prominente Backgroundsängerin gewinnen. Ein weiteres Highlight stellt „Wildfire Love“ dar. Das Duett von Darius Rucker und Lucie Silvas wurde von Ed Sheeran mit verfasst.

Insgesamt hat die CD einen rockige Grundton, den die erste Single „Rollin’“ auch widergibt. Sommerliche Atmosphäre versprüht „Miss California“. Gleichfalls sehr harmonisch sind der ebenso vorab ausgekoppelte Midtempo-Song „Lonely On A Saturday Night“ sowie „Half A Day Ahead“, das beim Refrain Assoziationen zu Joseph Parsons weckt.

Die Band spielt unverkrampft und locker auf, baut Elemente unterschiedlicher Stile ein, wobei sie sich vor Extremen hütet. So ist auf Stapletons „Hold On“ eine funkige Gitarre zu hören, bei „Turn It Up“ soulige Bläser. Der Opener „New Year’s Day“ geht in Richtung Heartland, „Everybody But You“ und „Why“ haben einen poppigen Einschlag.

Trotz der verschiedenen Einflüsse bleibt eine durchgängige Linie auf „Imperfect Circle“ erhalten. Lediglich das opulent mit Klavier, Streichern und Percussion instrumentierte „Change“, bei dem sich Ruckers getragener Gesang beim R&B bedient, weicht etwas von ihr ab.

Dass Darius Rucker (lead vocals, guitar), Mark Bryan (guitar), Dean Felber (bass) und Jim Sonefeld (drums) wieder gemeinsam ins Studio gegangen sind, kann die Fans von Hootie & The Blowfish freuen. Ganz im Stil ihrer früheren Veröffentlichungen präsentiert sich „Imperfect Circle“ im luftigen Rockgewand. Die eingängigen Songs gehen ins Ohr, einen absoluten Überflieger wie „Hold My Hand“ gibt es allerdings nicht. Aber das kann auch nicht wirklich erwartet werden.

Capitol Records Nashville/Universal Music (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. New Year’s Day
02. Miss California
03. Wildfire Love
04. Hold On
05. Turn It Up
06. Not Tonight
07. We Are One
08. Everybody But You
09. Lonely On A Saturday Night
10. Why
11. Rollin’
12. Half A Day Ahead
13. Change

Hootie & The Blowfish
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Capitol Records Nashville/Universal Music
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Sheryl Crow – Threads – CD-Review

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In der Laufbahn eines beständig erfolgreichen Künstlers gibt es immer so etwas wie ein Karrierealbum, also eines, das eindeutig den den Höhepunkt der Schaffenszeit darstellt. Wer zu diesem Zeitpunkt abtritt, tut dies in weiser Voraussicht, dass es danach vermutlich kaum noch Steigerungspotential gibt. Was das Verpassen dieses Momentes und die oft weniger erfreulichen Umstände danach zum Teil bewirken, hat man bei vielen einstigen Lichtgestalten aus Kultur, Politik und Sport, zu Genüge erlebt.

Im Fall der eigentlich noch recht jungen Sheryl Crow (gerade mal mein Alter…!) verwundert es doch ein wenig , aber sie wird sich solch eine Ankündigung aber wohl gut überlegt haben. Im Leben der Mitfünfzigerin, die sich einst als Mädel einer musik-begeisterten Familie aus Missouri auf ihren Weg gemacht hatte, um dann als Backgroundsängerin von Michael Jackson, den Eagles und Bob Dylan, den Einstieg zu finden, glänzte bekanntlich nicht immer alles, vor allem Probleme im gesundheitlichen Bereich (Krebs, Gehirntumor), zerrten vermutlich besonders an ihren Kräften.

In mein Leben trat sie, wie vermutlich bei vielen, mit ihrem flippigen Hit „All I Wanna Do“, dass selbst meine Ehefrau und Stieftochter begeistert waren und wir gemeinsam ihren Support bei Joe Cocker in Dortmund damals live begutachteten. Dies war allerdings auch zugleich schon das letzte Mal, dass ich sie auf der Bühne erleben konnte, habe aber doch so einige ihrer späteren Alben wie zuletzt „Feels Like Home“ in meiner Sammlung.

Ihr neues Werk „Threads“ ist quasi eine pompöse Abschiedsfeier, bei der alle hochkarätigen Gäste aus dem Hier und Jetzt und der glorreichen Vergangenheit des Rock, Pop und Country erschienen  sind, um quasi dem Lebenswerk der Protagonistin, nochmals die Ehre erweisen.

Crows einstiges Vorbild Stevie Nicks ist beim flockigen Frauenpower-Stück „Prove You Wrong“ dabei. Im folgenden Verlauf geben sich prominente Namen wie Bonnie Raitt, Eric Clapton, Sting, Chris Stapleton, Keith Richards, Don Henley, Joe Walsh, Neil Young, Kris Kristofferson, Willie Nelson, Emmylou Harris, Vince Gill (und und und), die Klinke in die Hand, um mit Sheryl, bei den überwiegend selbst geschriebenen Stücken (mit renommierten Co-Writern) zu performen.

Selbst Johnny Cashs kurz vor seinem Tode aufgenommene Gesangsspuren wurden posthum bei „Redemption Day“, einem der bewegenden Höhepunkte des Werks, dazugemischt.

Meine Favoriten sind der oben bereits erwähnt Opener „Prove You Wrong“, das dank Bonnie Raitt herrlich slide-getränkte „Live Wire“, die radio-taugliche Kooperation mit Chris Stapleton bei „Tell Me When It’s Over“ (erinnert von der Machart ein wenig an dessen Zusammenarbeit mit Justin Timberlake bei „Say Something“ ), „The Worst“ (tolle Nylon-String-Gitarre von Keith Richards), der melancholische Barroom-Schwofer „Lonely Alone“ mit Willie Nelson und als absoluter Kracher das Southern Rock-taugliche „Still The Good Old Days“ mit dem kauzigen Joe Walsh, der sowohl gitarren- als auch gesangstechnisch brilliert.

Ebenfalls nicht schlecht ist das R&B-tanztaugliche „Wouldn’t Want To Be Like Yous“ mit St. Vincent. Das unter Mitwirkung von Clapton und Sting (den mag ich eh nicht) erzeugte George Harrison-Stück „Beware of Darkness“ sowie der pianogetränkte Schmachtfetzen unter Beteiligung von Vince Gill zünden bei mir nicht ganz so richtig.

Schön auch die Gestaltung des Klapp-DigiPaks. Es beinhaltet nämlich ein großes poster-ähnliches Einsteck-Faltblatt, das auf der eine Seite viele Bilder von Sheryl mit besagten Künstlern enthält und auf der anderen  sämtliche Texte, Infos zu den involvierten Musikern und die Entstehungstories zu den einzelnen Tracks beinhaltet.

Insgesamt ein von der Spielzeit randvoll bepackter Silberling, der aber durch seine Diversität der Charaktere eine unheimliche Kurzweiligkeit ausstrahlt. Wer letztendlich so viele klangvolle Namen des Musikbusiness als Gast auf einem Album von sich versammeln kann, weiß am Ende, dass er mit Stolz auf sein Schaffensspektrum zurückblicken kann.

Die Frage, die sich Sheryl Crow nach „Threads“ sicherlich gestellt haben wird ist: Kann ich das überhaupt noch toppen oder nur noch verlieren? Mehr Stardom geht nämlich wirklich nicht. Mein Tipp: Liebe Sheryl, genieße einfach entspannt dein restliches Leben, wie auch immer es in Zukunft ausfallen möge.

The Valory Music Co. (Universal) (2019)
Stil: New Country

01. Prove You Wrong (feat. Stevie Nicks & Maren Morris)
02. Live Wire (feat. Bonnie Raitt & Mavis Staples)
03. Tell Me When It’s Over (feat. Chris Stapleton)
04. Story of Everything (feat. Chuck D & Andra Day & Gary Clark Jr.)
05. Beware of Darkness (feat. Eric Clapton & Sting & Brandi Carlile)
06. Redemption Day (feat. Johnny Cash)
07. Cross Creek Road (feat. Lukas Nelson & Neil Young)
08. Everything Is Broken (feat. Jason Isbell)
09. The Worst (feat. Keith Richards)
10. Lonely Alone (feat. Willie Nelson)
11. Border Lord (feat. Kris Kristofferson)
12. Still The Good Old Days (feat. Joe Walsh)
13. Wouldn’t Want To Be Like You (feat. St. Vincent)
14. Don’t (feat. Lucius)
15. Nobody’s Perfect (feat. Emmylou Harris)
16. Flying Blind (feat. James Taylor)
17. For The Sake of Love (feat. Vince Gill)

Sheryl Crow
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Universal Music

Eilen Jewell – Gypsy – CD-Review

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Review: Michael Segets

Signature Sounds hat interessante Künstler im Programm. The Suitcase Junket war vor kurzem eine Neuentdeckung für mich. Eilen Jewell ist die nächste. Dabei bringt Jewell seit fast fünfzehn Jahren ihre Musik heraus und schaut bereits auf neun Alben zurück.

Jewell weckt auf „Gypsy“ viele Assoziationen zu anderen Musikerinnen und Musikern. Dabei verarbeitet sie diese deren Einflüsse sehr selbstständig und gewinnt so der Tradition neue Facetten ab. Auf dem Opener „Crawl” ähnelt ihre Stimme der von Sheryl Crow. Die Geige auf dem Folk-Rocker erinnert – wie später auch auf „Beat The Drum“ – an John Mellencamp. „Who Else But You” könnte eine typische Ballade von Leonard Cohen sein.

Zudem besitzt Jewell eine Affinität zum Country. So veröffentlichte sie 2010 ein Tribute-Album für Loretta Lynn. Auf „Gypsy“ frönt sie mit „You Cared Enough To Lie“ und „These Blues” dieser Musikrichtung. Die beiden runden Midtempo-Songs folgen der klassischen Machart mit Lap Steel, Geige und nasalerem Gesang. Sie sind auf diese Weise sicherlich gut gemacht, liegen aber nicht auf meiner musikalischen Linie.

Anders als „79 Cents (The Meow Song)”, das sich zwischen Country und Folk bewegt. Der Text kritisiert Rassismus und musikalisch erweitert der Einsatz von Bläsern das bisherige Klangspektrum des Longplayers. Auch bei „Witness” sind Hörner zu hören, die der Ballade eine Portion Soul mitgeben.

Balladen stellen das Herzstück der CD dar. Neben den schon erwähnten finden sich mit „Miles To Go“ und „Gypsy“ noch zwei weitere, die sanfte, eingängige Melodien haben. Spröden Charme versprüht hingegen „Hard Times“. Die Gitarrenarbeit steht zu dem gleichförmigen Gesang in einem Kontrast, der das Stück durchaus spannend hält. Jewell greift auf dem Album das erste Mal im Studio zur E-Gitarre. Dennoch steht die akustische Gitarre insgesamt im Vordergrund. Auf deren Begleitung verlässt sich Jewell beim im Folksinger-Stil vorgetragenen „Fear“.

„Gypsy“ bietet einige gelungene Americana-Songs, die mal in Richtung Country und mal in Richtung Folk gehen und vereinzelt rockige Töne anschlagen. Damit CDs im Gedächtnis bleiben, braucht es aber meist einen wirklich beeindruckenden Song. „Working Hard For You Love” sorgt auf dem Album dafür, dass Eilen Jewell in die Liste der bemerkenswerten Künstlerinnen aufgenommen wird, die man auf dem Schirm haben sollte.

Staubtrockene Desert-Gitarre, leicht leiernder, bluesiger – etwas unterkühlt wirkender – Gesang sowie Passagen mit mächtig treibendem Schlagzeug geben dem Stück außerordentlichen Druck und Intensität.

Eilen Jewell kann eingängige und sehr harmonische Songs schreiben und knüpft dabei an unterschiedliche Stile des breiten Americana-Felds an. Sie schreckt nicht davor zurück, gelegentlich expressivere Töne anzuschlagen, was das Album zusätzlich interessant macht. Vielleicht bietet sich im November eine Gelegenheit, wenn Jewell in die Niederlande kommt – u. a. ins Luxor Live in Arnheim –, diese Mischung hautnah zu erleben.

Signature Sounds Recordings (2019)
Stil: Americana, Country

Tracks:
01. Crawl
02. Miles To Go
03. You Cared Enough To Lie
04. 79 Cents (The Meow Song)
05. Beat The Drum
06. Gypsy
07. These Blues
08. Working Hard For You Love
09. Who Else But You
10. Witness
11. Hard Times
12. Fear

Eilen Jewell
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Signature Sound Recordings
H’Art

Lukas Nelson & Promise Of The Real  – Turn Off The News (Build A Garden) – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die alten Country-Legenden geben allmählich den Staffelstab weiter an die nächste Generation. Zu denken wäre da an Waylon und Shooter Jennings, Steve und Justin Townes Earle oder Willie und Lukas Nelson. Die Söhne führen zwar einerseits die Traditionslinien ihrer Väter fort, schlagen aber andererseits ihre eigenen musikalischen Wege ein, sind mittlerweile selbst schon im Musikgeschäft etabliert und haben sich bereits einige Reputation erarbeitet.

Lukas Nelson konnte durch seine Mitwirkung an dem Film „A Star Is Born“ sowie dem dazugehörigen Soundtrack zuletzt einen großen Erfolg verbuchen. Nach der Zusammenarbeit mit Lady Gaga und Bradley Cooper bringt Lukas Nelson mit seiner Band Promise Of The Real nun ein neues Studioalbum „Turn Off The News (Build A Garden)” an den Start, auf dem einige bekannte Gäste mitwirken, so Shooter Jennings, Sheryl Crow, Kesha, Lucius und Neil Young.

Vor allem mit Neil Young arbeiten Lukas Nelson & Promise Of The Real eng zusammen. Sie begleiten das kanadische Rockurgestein auf seinen Touren und spielten mit ihm neben einem Live-Album auch zwei Longplayer im Studio ein. Die enge Verbundenheit zu Young äußert sich zudem im Namen der Band, der einer Textzeile aus dessen Song „Walk On“ entliehen ist.

Lukas Nelson wählt mit der Single „Bad Case” einen rockigen Einstieg in die CD, an den das Titelstück anschließt. „Turn Off The News (Build A Garden)” hat – wie viele seiner Songs – einen einprägsamen Refrain. In manchen Passagen ist es etwas opulent, sodass mir die alternative akustische Version, die sich als Bonus auf dem Silberling findet, noch mehr zusagt. Bei ihr wird umso deutlicher, dass Lukas Nelson ein talentierter Songschreiber ist.

Im Mittelteil des Longplayers finden sich mit „Civilized Hell“, dem ruhigen „Simple Life“ und dem sommerlichen „Lotta Fun“ einige gelungene, sorgfältig arrangierte Titel. Wenn Nelson „Save A Little Heartache” trällert oder den Gesang bei „Mystery“ in die Länge zieht, geht der Gestaltungsdrang allerdings mit ihm durch. Dabei sind auch in diesen Songs gute Ansätze vorhanden, beispielsweise die Gitarrenlicks seines Vaters Willie. Bei „Where Does Love Go” ist zu hören, dass sich Lukas Nelson an der Musik von Roy Orbison orientiert. Er fängt deren leicht schwülstige Atmosphäre treffend ein.

Beim Durchhören des Albums treten bei den im Midtempo gehaltenen Tracks leichte Ermüdungserscheinungen ein. Die Tendenz hier und da einige musikalische Schlenker einzubauen, die zwar technisch gekonnt, letztlich aber austauschbar sind, spülen die Titel manchmal etwas weich. Bestes Beispiel dafür ist „Stars Made Of You”, das – wäre es auf Deutsch gesungen – einen Platz in der Schlagerparade haben könnte.

Gegen Ende der CD landet Nelson allerdings noch einige Treffer. Vor allem der Rocker im Southern-Style „Something Real“ ragt hervor. Aber auch das sich zu einem furiose Finale steigernde „Out In LA“ sowie der Bonus-Track „Consider It Heaven“ wissen zu überzeugen.

Lukas Nelson hätte bei der Produktion von „Turn Off The News (Build A Garden)“ mehr auf die Kraft seines Songwritings vertrauen können. Das Arrangement einiger Stücke nimmt ihnen etwas von der Wirkung, die möglich gewesen wäre. Manche Titel sind in ein ziemlich gefälliges Gewand gekleidet und ragen damit nicht aus dem Mainstream heraus. Die reduzierten Balladen erscheinen weniger glatt und deuten das Potential der Band an, die dort größeres Profil zeigt. Im oberen Tempobereich, wenn Lukas Nelson & Promise Of The Real die Zügel loslassen, liefert die Band feinen Rock ab.

Fantasy Records/Universal Music (2019)
Stil: New Country/Rock

Tracks:
01. Bad Case
02. Turn Off The News (Build A Garden)
03. Where Does Love Go
04. Save A Little Heartache
05. Lotta Fun
06. Civilized Hell
07. Mystery
08. Simple Life
09. Out In LA
10. Something Real
11. Stars Made Of You
12. Turn Off The News (Build A Garden) (Accoustic) (Bonus Track)
13. Consider It Heaven (Bonus Track)

Lukas Nelson
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